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Wie verbinden sich biblische Spiritualität und Mystik? Der spanische Kulturanthropologe und Jesuit gibt die Antwort: Der biblische Christus ist nicht nur eine Gestalt der Geschichte, sondern eine Wirklichkeit im Inneren des Menschen. Er zeigt auf, dass zentrale Begebenheiten der biblischen Evangelien Schlüssel zu einem mystischen Weg sind: Biblische Spiritualität im Dialog mit der Mystik der Menschheitsreligionen. »Christus, das universale Licht, ereignet sich in jeder Weise zu leben und zu sterben, in der ein Mensch zum Weg, zum Leben für andere wird. Auch in anderen religiösen Traditionen spricht man von dieser Auslöschung, um in die Fülle der Wirklichkeit gelangen zu können" (Xavier Melloni).
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Seitenzahl: 128
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Javier Melloni
Christus in mir
Aus dem Spanischen vonChristina Knüllig und Bruno Kern
Titel der Originalausgabe
El Cristo interior
© 2010 Javier Melloni
© 2010 Herder Editorial, S. L., Barcelona
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: agentur IDee
Umschlagmotiv: © Matthias Grünewald,
Antlitz des Auferstandenen vom »Isenheimer Altar« (1515)
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN (E-Book) 978-3-451-80161-7
ISBN (Buch) 978-3-451-32549-6
Inhalt
Einleitung
I. Der Horizont
»Kommt und seht!«
»Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden«
»Jener muss wachsen, ich aber abnehmen«
II. Der Weg
»Sehr früh am Morgen zog er sich zurück, um zu beten«
»Er lehrte wie einer, der Vollmacht hat«
»Glücklich die, welche die Armut wählen«
»Sucht das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit«
»Ich preise dich, Vater, dass du dies den Unmündigen offenbart hast«
»Die Wahrheit wird euch frei machen«
»Fahrt ans andere Ufer voraus«
III. Das Leerwerden
»Er begann, den Jüngern die Füße zu waschen«
»Nehmt und esst«
»Doch nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen«
»Da ist der Mensch«
»Ich habe Durst«
»Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun«
»Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist«
IV. Der Reifeprozess
»In ein neues Grab«
»Frau, warum weinst du? … Halte mich nicht fest«
»Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«
»Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt«
»Ich und der Vater sind eins«
»Bleibt in mir«
»Der Geist der Wahrheit wird euch zur vollen Wahrheit führen«
Epilog»Die Wirklichkeit aber ist Christus«
Bibelstellenverzeichnis
In Christus Jesus erkennen wir Christen das »sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes« (Kol 1,15). Durch ihn erahnen wir, wer Gott ist, und auch, was unsere Berufung als Menschen ausmacht: Empfängnisbereitschaft und Gabe in Fülle. In der vollkommenen Hingabe Gottes in Jesus und in der Hingabe Jesu an Gott wird das Geheimnis offenbar, »aus dem wir alle empfangen, Gnade um Gnade« (Joh 1,16). Die Hymnen der ersten christlichen Gemeinden bekennen, dass in ihm »die Fülle der Gottheit« Wohnung genommen hat (Kol 1,19) und dass »alles in ihm als Haupt zusammengefasst« wird (Eph 4,10). In Christus zeigt sich uns unsere endgültige Bestimmung, in ihm wird offenbar, wozu wir ins Dasein geworfen wurden, nämlich um an derselben Fülle (pleroma) teilzuhaben, die alles übersteigt, was wir erhoffen können. Wie Paulus sehnen wir uns danach, in ihm unsere Wurzeln und unseren Grund zu finden und dahin zu gelangen, »die Liebe Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt«, und »von der ganzen Fülle Gottes erfüllt« zu werden (Eph 3,19).
»Die Wirklichkeit ist Christus« (Kol 2,17), und das zeigt sich, sofern wir Christen in ihm die Vereinigung des Göttlichen, des Menschlichen und des Kosmischen unüberbietbar durchscheinen sehen (Diaphanie).1Dieses Durchscheinend-Werden der Wirklichkeit wurzelt in einer Lebensweise, die so transparent geworden ist, dass sie sich völlig vom eigenen Ich als Zentrum gelöst hat und die Möglichkeit einer wahren Gemeinschaft mit Gott, mit den Menschen und den Dingen eröffnet. Ein jeder Mensch ist dazu berufen, das, was wir an Christus erkennen, zu leben: eine Verwandlung, die vom Heiligen Geist gewirkt wird, von der göttlichen dynamis (Kraft). Sie entfaltete sich in Jesus, dem Christus (dem »Gesalbten«), seit seiner Empfängnis und ist in jedem Menschen am Werk, seit dem Augenblick, an dem er ins bloße Dasein getreten ist. In dem Maße, in dem wir uns dieser Salbung öffnen, werden wir »christifiziert«2, in einen zweiten Christus (alter Christus) verwandelt.
So wie es eine Anschauung Christi »von oben« und eine »von unten«3 gibt, so können wir auch von einer Erkenntnis Christi »von innen« sprechen. Innere Christologie bedeutet keineswegs eine Anschauung Christi, die sich der (äußeren) Welt entfremdet, sondern ein Offenbarwerden dessen, was die Welt in sich birgt. Es bricht vom Inneren der Dinge und Menschen heraus, aber nicht gewaltsam und unter angestrengtem Bemühen, sondern in der Weise, wie sich ein Samenkorn entwickelt (Lk 13,19), wie das Aufkeimen eines verborgenen, aber stets in allem anwesenden inneren Kerns. Wir alle traten ins Leben, um die Selbsthingabe Gottes anzunehmen und selbst zum Quellbrunn seiner Selbstentfaltung in der Welt zu werden.
Jede religiöse Tradition ist ein Weg hin zur Selbstenthüllung der Wirklichkeit. Als Christen sind wir diejenigen, die von Jesus von Nazaret verführt wurden. In seiner Art zu leben war er so offen für das Andere seiner selbst, dass er die Entdeckung machte: Dieses Andere macht sein tiefstes und innerstes Selbst aus. Durch Jesus nähern wir uns der Offenbarung des Geheimnisses: Wir sind, so wie wir sind, darauf hingeordnet, dass er durch unser Dasein transparent werde.
Wenn ich das schreibe, stütze ich mich in erster Line auf etwas, das vor mir geschrieben wurde, nämlich auf die Texte der Evangelien, die uns vom Leben Jesu von Nazaret erzählen, zu dem sich seine Jünger als Christus und Sohn Gottes bekennen. Sofern die Evangelien von einer historischen Persönlichkeit handeln, verweisen sie auf etwas Äußerliches, räumlich und zeitlich in die Ferne Gerücktes und somit Unzugängliches. Doch sofern Jesus die Offenbarung der ewigen Hingabe Gottes ist, sind wir seine Zeitgenossen. Jede Generation ist gleich weit von Christus entfernt oder eben: ihm nahe und »christusfähig«. Aufgrund dieser Gleichzeitigkeit nähern wir uns nicht nur seiner äußeren Gestalt, sondern wir nehmen Wohnung in ihm, und er nimmt Wohnung in uns. Der Übergang vom Äußeren zum Inneren vollzieht sich in der Meditation und in der eifrigen Betrachtung der Texte des Evangeliums. Durch schriftlich festgehaltene Worte erreichen uns Botschaften von ihm, und deshalb betrachten wir diese Texte als heilige Schrift, denn in ihnen sind die Lehre und die Berichte eines Weges bewahrt, den er in Vorwegnahme unseres Geschicks gegangen ist. Die Heiligkeit des Textes erreicht ihren Höhepunkt, wenn der Text den Leser verwandelt.
Wir greifen auf die Evangelien zurück, so wie für andere religiöse und spirituelle Wege andere Texte von Bedeutung sind. Hier werden wir uns in einige Texte unserer eigenen Tradition vertiefen. Es handelt sich um Initiationstexte: »Die göttlichen Worte wachsen mit den Lesenden, indem sie gelesen werden« (Gregor der Große). »Wachsen« bedeutet in diesem Zusammenhang, sich zu öffnen und sich selbst gemäß der Christus-Gestalt formen zu lassen, deren Vorbild und Archetyp Jesus ist, das mysterium coniunctionis, das »Geheimnis der Vereinigung« von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – einer Zukunft, die sich bereits einstellt, wenn wir durch die Texte und das Leben ihm entgegeneilen.
Diese Verbindung von Äußerem und Innerem verwandelt das Dasein und macht Worte, Taten und Gesten durchscheinend, um uns einem Zustand entgegenzuführen, den wir Heiligkeit nennen. Durch das Leben Jesu und die Erzählungen, die es vermitteln, hindurch übersteigt diese äußere Gestalt sich selbst, sodass ihre konkrete Form die Möglichkeit eröffnet, dass das Verborgene sich zeigt. Als Christen nähern wir uns dem Ursprung von allem, was ist, über die Person Jesu von Nazaret. Das Eintreten Christi in das Innere eines jeden Menschen wird zu seiner fortwährenden Inkarnation, so wie auch das Schöpfungshandeln Gottes stets fortdauert. Davon hat ein Dominikanermönch vor einigen hundert Jahren gesprochen, nämlich Meister Eckhart von Hochheim, der nicht nur ein Lesemeister, sondern auch ein Lebemeister war (auch wenn einige seiner Zeitgenossen seine »Übertreibungen« nicht verstanden). Auch die Einsiedlerin Juliana von Norwich sagte, Christus sei eine Mutter, die uns in ihrem Blut zur Welt brachte, die Wunden Christi seien die Öffnungen ihres Mutterschoßes. Und Johannes vom Kreuz, jener äußerst demütige Mönch aus Fontiveros, sagte: Wenn einer verliebten Seele das natürliche Objekt fehlt, dann ergießt sich in sie das Göttliche auf natürliche und übernatürliche Weise, denn in der Natur gibt es kein Vakuum.
Die Kirche ist ein Garten voller Überraschungen: Während mächtige Bäume von einst heute zu unbeachtetem toten Holz geworden sind, treiben alte Keime, die zu ihrer Zeit nicht aufblühen konnten, neu aus. Die Kirche ist größer als sie selbst, doch sie weiß es nicht. Sie setzt ihren Möglichkeiten Grenzen. Das hat sie immer getan, und sie tut es nach wie vor. Doch die Keime des Evangeliums wissen nichts von diesen Grenzlinien, und deshalb gibt es Kirche außerhalb der Grenzen der Kirche, so wie es ein Evangelium jenseits des Textes gibt und Christus in jedem Herzen zur Welt kommt, das leer von sich selbst geworden ist.
Der zur Welt kommende Christus ist im Inneren eines jeden Menschen verborgen. Überall ausgestreut sind die Samenkörner des Göttlichen – der Ruf, das Dasein als eine Fülle des Empfangens und Gebens zu leben, so wie es sich im Inneren Gottes selbst vollzieht. Jesus von Nazaret ist gekommen, um uns aufzuwecken, und seither bricht der Tag in uns an, trotz all unserer Schläfrigkeit.
Der Horizont
JOHANNES 1,39
Ein Fluss, der an die Wüste grenzt. Leute und lebhafte Stimmen am Ufer. Klare Worte eines Mannes, der keine Schmeichelreden führt. Johannes, »der Gottes Gunst erlangt hat« – das bedeutet nämlich sein Name – kommt von einem einsamen Ort her, wo es nichts als Höhlen, Felsen und ein paar wilde Tiere gibt. Er drängt zur Veränderung. Ohne Kompromisse. Es gibt verschiedene Sorten von Zuhörern: zum einen diejenigen, die schon lange auf der Suche sind und zu Schülern dieses unzugänglichen Asketen geworden sind; dann andere, die gerade erst hinzugekommen sind und mit einer Mischung aus Befremden und Faszination zuhören; und schließlich jene, die niemals irgendwo ankommen und für die das Schauspiel eine willkommene Unterhaltung ist. Die Suche findet im Inneren von uns Menschen statt. Seltsame Lebewesen sind wir, zur Tiefe fähig und von unendlicher Sehnsucht getrieben. Wir sind auf der Suche, weil wir offene Wesen sind, und dieses Offensein kennt keine Grenzen, so wie auch das Geheimnis unergründlich ist. Wir sind darauf angewiesen, dass wir in den Worten eine Wahrheit hören, von der wir zehren. Die Worte dieses Mannes, der Heuschrecken aß und sich mit Kamelfell kleidete, klangen glaubwürdig. Trotz all seiner Unerbittlichkeit verkündete er etwas, das in Reichweite lag: die Möglichkeit, sich einem Reinigungsbad zu unterziehen und ein neues Leben zu beginnen. Der Tempel war weit weg, in der Hauptstadt. Viele hatten das Geld für das alljährlich geforderte Sühnopfer zur Beschwichtigung der Schuldgefühle nicht, die ein Neurosen erzeugendes religiöses System erst hervorbrachte. Dieser einsame Wächter aber hatte die Zeichen genau geprüft und spürte, dass das, was sein Volk erhoffte, unmittelbar bevorstand.
An einem dieser Tage kam jemand dorthin, den niemand erkennen oder bemerken konnte. Und eines Tages, als bereits die Abenddämmerung anbrach, sagte der Mann der Wüste, der an weite Räume des Schweigens gewöhnt war, er habe gesehen. Was hatte er gesehen? Ein talia, ein Lamm – was im Aramäischen und Hebräischen auch Knecht bedeutet. Es war weder ein Löwe noch ein Adler, und auch kein Büffel. Nur ein Lamm, ein Knecht, »der seine Stimme nicht auf der Straße erschallen ließ, der das geknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht« – so erinnerte sich Johannes plötzlich in einem der Prophetenbücher gelesen zu haben (Jes 43,2–3). Der Mann der Wüste fühlte sich nicht würdig angesichts von so viel Reinheit und Unschuld. Er predigte eine Taufe der Umkehr, doch er erwartete nicht, dass er auf jenen treffen sollte, der allein durch seine Anwesenheit die Wasser reinigen und seine Geste mit Sinn erfüllen würde. Johannes wollte von ihm getauft werden, doch der, auf den man gehofft hatte, stimmte nicht zu. In diesem Augenblick war er gekommen, um zu empfangen, nicht um zu handeln. Seine Zeit war noch nicht gekommen.
Dann geschah etwas im Fluss. Es tat sich etwas auf oder zerriss. Es zeigte sich etwas, um sich gleich darauf wieder zu verhüllen. Nur Johannes und Jesus bemerkten es. Aufgrund dieser Nähe, dieser Hingezogenheit zueinander wurden sie in der Überlieferung zu Blutsverwandten.
Johannes begriff, dass es nun nicht mehr nötig war, weiter zu reden und zu verkündigen. Es blieb ihm nur noch der Hinweis:
Seid aufmerksam. Öffnet das innere Auge und lernt, ihn wiederzuerkennen, denn er ist schon in uns.
Er ist in uns immerdar, aber wir können ihn nicht erkennen, wir verstehen uns nicht darauf, oder wir haben nicht den Mut dazu. Allein diejenigen, deren Blick, in der kargen Wüstenlandschaft geschult, durch die Dinge hindurch zum Wesentlichen vordringt, können seiner gewahr werden.
Zwei Jünger hören hin und verstehen. Sie versuchen ihn am folgenden Tag in der Menschenmenge aufzuspüren und erkennen ihn an der Weise, wie er sich gibt, wie er atmet, zuhört, schaut, sich bewegt. Sie warten den ganzen Tag darauf, dass Jesus sich zurückzieht. Sie folgen ihm, holen ihn ein – Wer hat hier eigentlich wen eingeholt? – und fragen ihn:
Meister, wo wohnst du? Wo hast du deine Bleibe, was ist der tragende Grund deines Seins?
Menein ist das griechische Verb, das an dieser Stelle steht. Im Johannesevangelium wird es fünfundvierzig Mal benutzt; es ist das bevorzugte Verb seines Verfassers. Das Bleiben des Sohnes im Vater und des Vaters im Sohn, im Herzen der tiefsten Geheimnisse der Dreieinigkeit, ist damit umschrieben. Meister, wo ist deine Bleibe? Die Frage der Jünger ist die grundlegende Frage der Theologie, die gleichermaßen Gott und das eigene Dasein betrifft.
Aus welcher Quelle trinkst du, Herr? Worin besteht deine Nahrung? Was ist das Geheimnis, das bewirkt, dass wir nicht anders können, als dir ohne Unterlass zu folgen, seit wir dich gesehen haben?
In dieser Frage hört man den Widerhall einer anderen, viel älteren Frage heraus: der Frage nämlich, die Gott am Anfang an Adam richtete: »Wo bist du?« (Gen 2,9). Auf diese Frage antwortete der Mensch nicht, und noch immer bleibt er die Antwort schuldig, denn wir wissen nicht, wo wir sind. Wir haben die Spur des Seins verloren. Doch Gott weiß darum, und deshalb ist er gekommen. Und auch wir spüren es in uns, denn obwohl wir vom Kurs abgekommen sind, hören wir nicht auf, uns nach ihm zu sehnen. Wir sind in seinem Leib, der alles umfasst. »Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir« (Apg 17,28). Wir sind Fische im Meer, die den Ozean suchen. Unser Durst lässt uns rastlos weitersuchen. Wir fragen den, der uns seinerseits mit einer Gegenfrage antwortet:
Wisst ihr, wo ihr seid? Was ist es denn, das ihr wirklich sucht?
Frage und Gegenfrage führen zu einer ersten Begegnung, in der er eine Einladung an uns ausspricht:
Kommt und seht!
Wir gehen nicht zu Jesus, wir kommen vielmehr zu ihm. Wir kommen zu ihm, denn durch ihn kommen wir nach Hause. Unser Zuhause, unser ursprüngliches und Ursprung gebendes Daheim ist das Leben der Dreifaltigkeit Gottes, in dem drei eins sind, dort, wo das Sein Gemeinschaft und wechselseitige Beziehung ist, ein Prozess unaufhörlichen gegenseitigen Gebens. Das eine und einzige Sein teilt sich uns aus der Tiefe seiner selbst heraus mit, als Ursprungsquelle (Vater), als Gefäß, dessen grundlegende Fähigkeit es ist, aufzunehmen (Sohn), und als ständiger Fluss des Werdens, der die unterschiedlichen Seinsweisen in ihrer Vielfalt entstehen lässt (Geist). Und wir sind eingeladen, an dieser Beziehung teilzuhaben, wobei wir keinen Augenblick aufgehört haben, in ihr zu sein. Deshalb ist es ein Kommen. In Gott ist alle Wirklichkeit enthalten, es gibt keine Wirklichkeit außerhalb Gottes. Gott ist der Name für das Wirkliche in seiner Fülle, seinem ursprünglichen Sein und seiner Letztgültigkeit. In der Mitte, zwischen der Quelle und dem Meer, ist der Raum der Geschöpflichkeit, ein Prozess, in dem wir uns bewusst werden, dass wir uns in Ihm bewegen, in Ihm sind und leben.
Statt lebendig in ihm zu ruhen, versetzen wir uns immerfort in Unruhe und vergessen, dass wir sind