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"Zum In-die-Hose-Machen komisch." Süddeutsche Zeitung Als 7-Jähriger wurde Stephen Fry aufs Internat geschickt. Er überlebte Prügel, Heimweh, Liebeskummer, Entjungferung, Schulverweise und einen Selbstmordversuch. Sein Leben scheint gescheitert, als er mit 18 wegen Diebstahls und Scheckbetrugs im Gefängnis landet. - Der englische Filmstar und Kultautor erzählt seine Kindheit und Jugend wie einen Roman: bestürzend, zärtlich und rücksichtslos ehrlich. "Fry ist ein Unterhalter im besten Sinn, ausgestattet mit einem feinen, niemals bösartigen Sinn für Humor, der die Quintessenz des Englischen augenzwinkernd zum Ausdruck bringt." FAZ
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Seitenzahl: 611
Stephen Fry
Columbus war ein Engländer
Geschichte einer Jugend
Aus dem Englischenvon Georg Deggerich
Titel der Originalausgabe
Moab Is My Washpot
ISBN 978-3-8412-0457-8
Aufbau Digital,
veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Mai 2012
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Bei Aufbau Taschenbuch erstmals 2008 erschienen;
Aufbau Taschenbuch ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
Moab Is My Washpot © 1997 by Stephen Fry
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Impressum
Inhaltsübersicht
Reinkommen
1.
2.
3.
4.
Draufkommen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Wegkommen
1.
2.
Aufholen
Nachwort
Danksagung
Anmerkungen des Übersetzers
Für Dich
The Book of D., Vers 10, Kapitel 11
Leben heißt, mit den Kobolden in Herz und Seelezu ringen. Schreiben heißt, über sich selbstGericht halten.
Henrik Ibsen
Die Interessen des Schriftstellers unterscheidensich stets von denen seiner Leser. Nur in seltenenGlücksfällen stimmen sie überein.
W. H. Auden
»Sieh, Marguerite ... England!« Schlußzeileaus Das scharlachrote Siegel, 1934
Irgendwie erinnere ich mich nur an mich und Bunce. Wir sind ganz allein im Zugabteil. Ich, acht Jahre und einen Monat alt, und dieses unbeschreibliche Häufchen Elend, das sich mit einem Schwall heißen Atems als Samuelanthonyfarlowebunce vorstellt.
Jetzt fällt mir wieder ein, warum wir allein waren. Meine Mutter hatte uns zeitig in Paddington Station abgesetzt. Mein zweites Semester. Im Zug nach Stroud war ein ganzer Waggon für uns reserviert. Gewöhnlich empfing meine Mutter, meinen Bruder und mich bei der Ankunft im Bahnhof eine große Schar wippender Kreissägen, die zum Abschied auf ein Meer unsäglicher Damenhüte herabnickten.
Da wir diesmal mit zu den ersten gehörten, hatte mein Bruder ein Abteil gefunden, in dem ein älterer Junge bereits zwischen seinen ausgebreiteten Süßigkeiten saß und darauf brannte, seine neuen Federmäppchen und Conkers-Schläger vorzuführen, während ich die beiden respektvoll allein gelassen hatte. Schließlich hatte ich gerade erst ein Semester hinter mir. Außerdem war ich mir nicht ganz sicher, wozu so ein Conkers-Schläger überhaupt gut war.
Im nächsten Abteil war ich dann auf diese winzige, zitternde Kreatur gestoßen, die offenbar vom Lande stammte.
Mein Bruder und ich hatten uns aus den benachbarten Fenstern gelehnt, um unsere Mutter unbesorgt nach Hause zu schicken. Wir waren in solchen Augenblicken auf grausame Weise zuvorkommend, indem wir den Abschied so gelassen wie möglich nahmen und ihr mit allen Mitteln zu signalisieren versuchten, wie wenig es uns ausmachte, für so lange Zeit von zu Hause fort zu sein. Insgeheim wußten wir, daß es ihr weitaus schwerer fiel als uns. Daheim erwarteten sie ein Säugling und ein Ehemann, der so sehr in seiner Arbeit aufging, daß sie ihn kaum zu Gesicht bekam, sowie die beständigen Alpträume von Ungewißheit, Zweifel und Schuld, die eine Mutter plagen, während wir auf uns selbst gestellt waren. Ich glaube, unser frühzeitiges Eintreffen beruhte auf der stillschweigenden Übereinkunft, die Sache hinter uns zu bringen, bevor all die anderen anrückten. Das laute Brimborium und der Kopfputz der anderen Mütter waren den besonderen Liebesbezeigungen im Hause Fry wenig förderlich: ein flüchtiger Händedruck und leises Kopfnicken, die für Zuneigung und ein tiefes, unausgesprochenes Verständnis standen. Abgesehen von einem leicht gequälten Lächeln und dem Biß auf die Unterlippe verließ Mummy den Bahnsteig immer äußerlich gefaßt, was die Hauptsache war.
Nachdem das also erledigt war, ließ ich mich in meinen Sitz fallen und widmete mich dem verheulten, bibbernden kleinen Wicht gegenüber. Er hatte sich einen Fensterplatz mit dem Rücken in Fahrtrichtung ausgesucht, als wolle er den Blick lieber nach Hause richten als dem grausig unbekannten Ziel entgegen.
»Du bist neu an der Schule, nicht?« sagte ich.
Ein tapferes Nicken und zwei scharlachrot anlaufende flauschige Hamsterbäckchen.
»Ich heiße Fry«, fügte ich hinzu. »Nebenan sitzt mein Bro.«
In die braunen Augen des kleinen Kerls trat eine plötzliche Panik, als befürchtete er, ich würde meinen Bro herüberholen. Vermutlich hatte er keinen Schimmer, was Bro bedeutete.
Ein Semester zuvor war es mir genauso ergangen.
Laut »Roger! Roger!« rufend war ich in der Pause zu meinem Bruder gerannt. »Hast du einen Brief von ...«
»Du sagst hier Bro zu mir, kapiert?«
Ich erklärte dem verstörten Winzling mir gegenüber den Sachverhalt. »Bro heißt einfach nur Bruder. Er ist Fry, R. M. Und ich bin Fry, S. J. Alles klar?«
Das flaumige Hamster-Küken-Eichhörnchen-Landei-Kerlchen nickte bestätigend. Es schluckte ein paarmal, als wolle es genügend Luft holen, um ohne Schluchzen zu sprechen.
»Ich hab im letzten Semester angefangen«, sagte ich, wobei eine riesige und gänzlich unerklärliche Woge der Selbstzufriedenheit mich von meinen Wollsocken mit Sockenhaltern bis zur blaubebänderten Kreissäge durchflutete. »Ist alles halb so schlimm, wirst schon sehen. Natürlich wirst du am Anfang noch etwas eingeschüchtert sein und Heimweh haben.«
Es wagte nicht, mich anzusehen, sondern nickte erneut und starrte geknickt auf seine schwarzglänzenden Cambridgeschuhe, die mir so zierlich vorkamen wie Babyschühchen.
»Alle weinen. Du brauchst dich deswegen nicht zu schämen.«
Genau in dem Moment platzte es aus ihm heraus, sein Name sei Samuelanthonyfarlowebunce, für seine Freunde Sam, aber niemals Sammy.
»Also werde ich Bunce zu dir sagen«, erklärte ich ihm. »Und du nennst mich Fry. Wenn mein Bruder dabei ist, sagst du Fry S. J., damit es keine Verwechslungen gibt. Aber auf keinen Fall der kleine Fry oder der jüngere Fry, ich hasse das. Hier hast du ein Taschentuch. Putz dir damit die Nase. Gleich kommen die anderen.«
»Die anderen?« Er zog seine Nase aus meinem vollgesabberten Taschentuch und blickte wie ein erschrockenes Rehkitz um sich, das beim Trinken an einem Wasserloch das Knacken eines Zweigs vernommen hat.
»Nur die Jungen, die mit uns fahren. In der Regel um die zwanzig. Siehst du das Schild da im Fenster? ›Reserviert für Stouts Hill School‹. Wir haben den ganzen Waggon für uns. Alle vier Abteile.«
»Was passiert, wenn wir ... wenn wir da sind?«
»Wenn wir wo sind?«
»Wenn wir im Bahnhof sind?«
»Ach so, da wartet ein Bus auf uns. Keine Angst, ich paß schon auf, daß du nicht verlorengehst. Wie alt bist du eigentlich?«
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