Crazy Family (Band 1) - Die Hackebarts räumen ab! - Markus Orths - E-Book

Crazy Family (Band 1) - Die Hackebarts räumen ab! E-Book

Markus Orths

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Beschreibung

Kennst du schon Familie Hackebart? Die 13-jährige Brooklyn ist super vernünftig, während Zosch, elf Jahre, am liebsten Brawl Stars zockt. Lulu ist mit ihren sechs Jahren die Jüngste und hochbegabt und der achtjährige Mönkemeier lebt ausschließlich für die Kunst. Als die Familie aufgrund eines "Malheurs" Mönkemeiers im örtlichen Kunstmuseum in Geldnöte gerät, meldet Brooklyn alle zu einer Quizsendung im Fernsehen an. Ob die Hackebarts nun Millionäre werden? Ihre Chancen stehen gut. Schließlich hat man ja Lulu.  Die lustigste Familiengeschichte seit Hilfe, die Herdmanns kommen und den Simpsons wird urkomisch erzählt von Markus Orths und kongenial illustriert von Horst Klein. Zum Vor- und Selberlesen, nicht nur für die Familienzeit abends auf dem Sofa.

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Jedes Kind braucht einen Namen

Ein Polyptoton ist kein Krake

Im Lkw und am Klavier

Keine Häuser, bitte!

Total OP, Dad!

Eine riesige Dackelspinne

Wir kaufen nichts!

Immer schön cool bleiben!

Opas Kämpfe

Die verrücktesten Wünsche

Trainingslager Klatsch und Tratsch

Mit dem Bus zu Jauch

Ein tetragonales Lanthanoid

Haufenweise doofe Fragen

Frau Hackebarts Bizeps

Auch noch Bibi und Tina

Blut oder Mond

Malewitsch, Scheißboxer!

Ein Schlamm, der heilen kann

Lulu will mehr

Stier, Schaf, Schwein

Die Zwei-Millionen-Frage

Als Herr und Frau Hackebart ihr erstes Kind erwarteten, blätterten sie in einem dicken Buch mit Vornamen. Bei so vielen fabelhaften Namen konnten sie sich nicht entscheiden. Alina, Paul, Julia, Emre, Anna, Nikita. Die Auswahl schien unerschöpflich.

Plötzlich aber schleuderte Frau Hackebart das Buch in die Ecke, ihre Augen blitzten, sie sprang auf und rief: »Jedes Kind ist einmalig, oder?«

»Natürlich.«

»Muss es dann nicht auch einen absolut einmaligen Namen tragen?«

»Da ist was dran!«, sagte Herr Hackebart. »Hier steht: Im letzten Jahr wurden siebentausend Kinder auf den Namen Anna getauft.«

»Siehst du!«

»Ja. Und zwar nur in Deutschland!«

»Nein!«, rief Frau Hackebart. »Das will ich nicht! Ich will einen Namen, den es noch nie gegeben hat.«

Auch Herrn Hackebart begeisterte diese Idee. Und eigentlich – muss man zugeben – war das wirklich ein wunderbarer Gedanke. Leider aber gab es zwei Haken. Der erste Haken: Die Hackebarts haben einen, na ja, sehr eigenartigen Geschmack. Und der zweite Haken: Eltern können ihre Kinder nicht einfach so nennen, wie sie wollen. Sie müssen beim Standesamt die Namen eintragen lassen. Und gegebenenfalls dafür kämpfen. So auch die Hackebarts.

Beim ersten Kind platzten Herr und Frau Hackebart ins Büro der Standesbeamtin und riefen: »Unsere Tochter soll Popovača heißen.«

Die Standesbeamtin lachte, weil sie dachte, die Hackebarts wollten einen Witz machen.

»Nicht lachen!«, rief Frau Hackebart. »Ich komme aus Kroatien. Ich bin geboren in Popovača. Der Name erinnert mich an meine Heimat. Meine erste Tochter soll heißen: Popovača.«

Das Lächeln der Standesbeamtin gefror langsam, als sie verstand: Die Hackebarts meinten es ernst.

»Popowatscha?«, schnaufte sie. »Ehrlich?«

Die Hackebarts nickten.

»Aber Sie wissen schon, was eine Watsche ist?«

»Eine Ohrfeige?«, flüsterte Herr Hackebart.

»Und Sie wollen Ihr Kind allen Ernstes Popo-Watsche nennen!? Popo-Ohrfeige?«

Das war ein Argument, das den Hackebarts einleuchtete.

»Dann eben unsere zweite Wahl«, sagte Herr Hackebart. »Wir nennen sie Brooklyn!«

»Brooklyn!?«, rief die Beamtin. »Das ist doch kein Name!«

»Natürlich ist das ein Name!«, sagte Frau Hackebart.

»Für einen Stadtteil von New York vielleicht! Aber doch nicht für ein Kind. Schon gar nicht für ein Mädchen!«

»Aber wir haben uns kennengelernt in Brooklyn, Walter und ich«, sagte Frau Hackebart. »Im Urlaub! Und außerdem: Brooklyn klingt so schön.«

»Unsere dritte Wahl wäre Sunset«, sagte Herr Hackebart.

»Brooklyn«, sagte Frau Hackebart, »ist uns aber lieber.«

Bei diesen Worten schob Frau Hackebart die kurzen Ärmel ihres T-Shirts über die Schultern und zeigte Muskeln hart wie Stahl. Frau Hackebart ist Lkw-Fahrerin. Die Muskeln hat sie vom Armdrücken gegen die anderen Trucker, frühmorgens, auf den Rastplätzen, nach dem Duschen.

»Also gut«, sagte die Beamtin ein wenig eingeschüchtert. »Brooklyn ist immer noch besser als Sunset. Und ich google hier gerade: Ein Kind von David Beckham heißt auch Brooklyn!«

»Na also!«, rief Herr Hackebart.

Seufzend setzte die Beamtin den Stempel in die Unterlagen.

Zwei Jahre später kreuzten Herr und Frau Hackebart ein weiteres Mal im Standesamt auf. Die Beamtin stöhnte: »Ach, nein! Sie schon wieder? Ich erinnere mich genau! Die Popo-Watsche! Brooklyn! Und jetzt? Wie soll Ihr zweites Kind heißen? Doch wohl nicht Sunset? Oder Krk? Auf der Insel Krk war ich gerade. Wirklich schön in Kroatien.«

Frau Hackebart platzte heraus: »Zosch!«

Die Standesbeamtin sagte: »Gesundheit!«

»Nein«, sagte Herr Hackebart. »Das war schon der Name!«

»Was?«

»Zosch!«

»Wie? Zosch?«

»Ja.«

»Nein!«

»Doch!«

»Im Ernst?«

»Nicht Ernst. Zosch!«

»Ach, du meine Güte. Zosch!«

Beim dritten Kind – drei Jahre nach Zosch – sagte die Beamtin in leichter Verzweiflung: »Ich mag den Namen gar nicht mehr hören! Schreiben Sie ihn einfach hier auf den Zettel! Ich mache solange die Augen zu!«

Frau Hackebart kritzelte den Namen aufs Papier. Die Beamtin nahm den Zettel, blinzelte vorsichtig und rief: »Nein!«

»Doch!«

»Mönkemeier?«

»Süß, oder?«

»Bitte nicht!«

Die Hackebarts aber liebten den Namen Mönkemeier. Und sie waren gut vorbereitet, ihn gegen die Zweifel der Beamtin zu verteidigen.

Frau Hackebart sagte: »Mönk heißt: Mönch. Meier heißt: Bauer. Zusammen ergibt das: Mönchbauer. Also Mönkemeier.«

»Aber was hat ein Mönchbauer mit Ihrem Sohn zu tun!?«

»Mein Vater war Bauer«, sagte Herr Hackebart und tat, als müsse er schluchzen. »Vor einem Jahr ist er ausgewandert. Nach Indien! In ein Kloster! Er ist Mönch geworden. Deshalb also Mönchbauer. Verstehen Sie?«

Natürlich war die Geschichte komplett erfunden. Nicht Herrn Hackebarts Vater, sondern seine Mutter war nach Indien ausgewandert. Und zwar schon vor zwanzig Jahren. Sein Vater Kuno dagegen saß griesgrämig und grimmig im Seniorenheim um die Ecke. Aber das wusste die Standesbeamtin nicht.

»Wir vermissen ihn so!«, schniefte Herr Hackebart. »Der Name Mönkemeier würde uns an meinen Vater erinnern! Jeden Tag.«

»Möchten Sie ein Taschentuch?«

»Ein Stempel wäre mir lieber.«

Die Beamtin stempelte. Und dann sagte sie, sichtbar müde: »Brooklyn. Zosch. Mönkemeier. Jetzt ist aber langsam gut mit dem Kinderkriegen, oder?«

Aber es war noch nicht Schluss. Die Hackebarts bekamen ein viertes Kind: zwei Jahre später.

»Anakonda«, strahlte Herr Hackebart im Standesamt.

»Die Idee kam uns im Zoo!«, sagte Frau Hackebart und hatte Tränen in den Augen vor Glück.

Da aber schnellte die Standesbeamtin hoch, schlug vehement auf den Tisch und brüllte: »Niemals! Nur über meine Leiche! Auf keinen Fall! Jetzt reicht’s!! Endgültig!! Heute gewinne ich!!!«

Die Hackebarts merkten, dass sie dieses Mal keine Chance hatten. Sie zuckten mit den Schultern und steckten die Köpfe zusammen. Schließlich nannten sie ihr viertes Kind schlicht und einfach: Lulu. Mit Betonung auf dem zweiten u.

Lulu war ein besonderes Kind. Ein außergewöhnliches Kind. Ein Wunderkind. Ein Kind, wie es nur alle tausend Jahre geboren wird. Lulu verfügte über ein sagenhaftes fotografisches Gedächtnis, ihr Kopf glich einer Art Supercomputer. Lulu behielt einfach alles! Sie erinnerte sich an jedes einzelne Wort, das sie jemals gelesen hatte, und an jedes einzelne Ding, das sie jemals gesehen hatte, und an jeden einzelnen Satz, den sie jemals gehört hatte. Etwas zu vergessen, war völlig unmöglich für sie.

An ihrem vierten Geburtstag hängte Lulu beim Zubettgehen das Elfen-Einhorn-Mobile ab, drückte es ihrem Vater in die Hand und sagte sanft: »Papa?«

»Ja, mein Püppchen?«, antwortete Herr Hackebart.

»Ich möchte keine Mobiles mehr!«

»Nein?«

»Und keine Prinzessinnen und keine Einhörner und keine Elfen und keine rosaroten Plüschkarnickel!«

»Wirklich nicht?«

Lulu konnte mit vier Jahren schon perfekt sprechen. Also wie ein Erwachsener. Im Grunde: besser als ein Erwachsener. Auch lesen natürlich. Und schreiben. Klar.

»Und was möchtest du dann, mein Püppchen?«

»Eine Enzyklopädie«, sagte Lulu und schaute auf ihre Fingernägel, die sie am Abend frisch lackiert hatte.

»Eine was?«

»Papa. Du wirst doch wissen, was eine Enzyklopädie ist, oder?«

»Ja. Klar. Ein Lexikon.«

»Pffft. Das ist viel mehr als ein Lexikon. Eine Enzyklopädie ist ein Nachschlagewerk, in dem das gesammelte Wissen der Welt in alphabetischer oder systematischer Anordnung dargestellt ist.«

»Und was willst du mit einer Enzyklopädie?«

»Aufs Klo gehen!«, prustete Lulu. »Deshalb heißt das doch: EnzyKLOpädie!! Huhu!«

Neben ihrer unermesslich großen Hirnkapazität und der sagenhaften Aufnahmefähigkeit besaß Lulu leider auch einen seltsamen Sinn für ausgesprochen blöden Humor.

»Papa!«, sagte sie. »Überleg doch mal! Was soll ich mit einer Enzyklopädie schon wollen?«

Herr Hackebart schaute sie erwartungsvoll an.

»Na, lesen!«, sagte sie.

»Aber das ist doch was zum Nachschlagen! Und nicht zum Durchlesen! Wie wär’s mit einem schönen Kinderbuch?«

»Kinderbücher«, sagte Lulu, »schmecken nach eingeschlafenen Käsefüßen! Also? Was ist jetzt?«

»Hm.«

»Bitte!«

»Ich hab noch einen Brockhaus im Keller«, sagte Herr Hackebart. »Vierundzwanzig Bände. Ist zwar schon zwanzig Jahre alt. Aber wenn du magst, hol ich dir einen Band nach oben.«

»Nein, Papa. Bring mir alle vierundzwanzig!«

So schleppte Herr Hackebart seine Stapel Brockhaus-Bände aus dem Keller in Lulus Zimmer. Von diesem Tag an tat Lulu in jeder freien Minute nichts anderes, als die Enzyklopädie zu lesen: Sie war der glücklichste Mensch auf Erden.

Die Geschwister ärgerten sie anfangs. Ohne Grund. Einfach so. Weil sie eben Geschwister sind. Denn Geschwister tun so was gern: ärgern. Sie blätterten also immer in einem der Brockhaus-Bände, die Lulu noch nicht gelesen hatte, und fragten sie zum Beispiel: »Was ist eine Kartause?«

Lulu blieb ruhig und sagte: »Ich bin erst bei D!«

Und später: »Was ist eine Legislaturperiode?«

Lulu sagte: »Ich bin erst bei F.«

Und später: »Was ist ein Polyptoton?«

Lulu sagte: »Ich bin erst bei L.«

Und später: »Was ist eine Suovetaurilia?«

Lulu sagte: »Ich bin erst bei P. Aber falls ihr das noch wissen wollt: Ein Polyptoton ist die Wiederholung ein und desselben Wortes innerhalb ein und desselben Satzes, aber in verschiedenen Fällen. Beispiel: Wenn ein Kind (Nominativ Singular) den anderen Kindern (Dativ Plural) den Stinkefinger zeigt, macht es dem Kind (Dativ Singular) richtig Spaß, die anderen Kinder (Akkusativ Plural) zu ärgern.«

Die Geschwister schwiegen bedröppelt.

Mit sechs Jahren stürmte Lulu zu ihrem Vater, sprang ihm in den Arm und rief: »Fertig!«

»Womit?«

»Ich bin durch mit der Enzyklopädie!«

»Jetzt schon?«

»Ja. Ich hab einen Monat gebraucht pro Buch! Und das auch nur wegen dem doofen Kindergarten. Was man da an Zeit verplempert mit dem ganzen Pipi-Kram!«

»Toll, Lulu! Und hast du alle Wörter behalten?«

»Sind doch nur dreihunderttausend und ein paar zerquetschte.«

»Und die Erklärungen zu den Wörtern?«

»Ist alles hier drinnen!«, sagte Lulu und zeigte auf ihren Kopf.

»Aber die Artikel«, rief Walter Hackebart, »die gehen doch manchmal über mehrere Spalten!«

»Was ich einmal gelesen habe, kann ich nie wieder vergessen!«

Wie gesagt: Wunderkind.

Und es stimmte wirklich.

Beispiel gefällig?

Ein paar Wochen später schaute die Familie Hackebart Wer wird Millionär?. Alle. Bis auf Frau Hackebart. Sie verdient ja das Geld. Was bedeutet, dass sie oft drei Wochen am Stück unterwegs ist: Adrijana Hackebart, die Truckerin. Sie fährt ausschließlich nach Kroatien. Damit sie dort gleichzeitig ihre Familie besuchen kann. Aber Frau Adrijana Hackebart, geborene Babić, ist keine klassische Truckerin wie in dieser Serie Trucker Babes