Das Erbe der Kräuterfrau - Andrea Schacht - E-Book

Das Erbe der Kräuterfrau E-Book

Andrea Schacht

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Beschreibung

Das große Finale der Bestsellerreihe um die gewitzte Fährmannstochter Myntha!

Die Kräuterkundige Sybilla wird tot in ihrer Kate aufgefunden. Ein Schock für Myntha, denn sie hatte immer geglaubt, dass die rüstige Alte sie überleben würde. Doch irgendetwas stimmt mit dem Leichnam nicht. Wurde die Kräuterfrau etwa vergiftet? Unter den Bürgern Kölns war Sybilla seit jeher als Zauberin verschrien und hatte viele Feinde. Die Liste potenzieller Mörder ist also lang. Myntha macht sich auf die Suche nach dem Täter und wird plötzlich entführt. Hätte sich die Fährmannstochter doch besser aus allem herausgehalten – schließlich steht eine Hochzeit kurz bevor, und dabei darf genau eine nicht fehlen: die Braut!

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Buch

Die Kräuterkundige Sybilla wird tot in ihrer Kate aufgefunden. Ein Schock für Myntha, denn sie hatte immer geglaubt, dass die rüstige Alte sie überleben würde. Doch irgendetwas stimmt mit dem Leichnam nicht. Wurde die Kräuterfrau etwa vergiftet? Unter den Bürgern Kölns war Sybilla seit jeher als Zauberin verschrien und hatte viele Feinde. Die Liste potenzieller Mörder ist also lang. Myntha macht sich auf die Suche nach dem Täter und wird plötzlich entführt. Hätte sich die Fährmannstochter doch besser aus allem herausgehalten – schließlich steht eine Hochzeit kurz bevor, und dabei darf genau eine nicht fehlen: die Braut!

Au­torin

Andrea Schacht (1956–2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.

Julia Freidank ist das Pseudonym einer vielfach veröffentlichten Autorin von Romanen und Sachbüchern. Nach einem Studium – unter anderem der Philosophie und der vergleichenden Religionswissenschaft – arbeitet sie heute als freie Schriftstellerin und an einer deutschen Universität. Sie lebt in der Nähe von München.

Myntha, die Fährmannstochter bei Blanvalet:

1. Die Fährmannstochter

2. Die silberne Nadel

3. Das Gold der Raben

4. Mord im Badehaus

5. Das Erbe der Kräuterfrau

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Andrea Schacht

Julia Freidank

Das Erbe der Kräuterfrau

Historischer Roman

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Copyright © 2019 by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Rainer Schöttle

Umschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com und Bridgeman Art Library

DN · Herstellung: sam

Satz: Buch-Werk­statt GmbH, Bad Aib­ling

ISBN978-3-641-19509-0V001

www.blanvalet.de

In memoriamAndrea Schacht* 18.05.1956+ 26.10.2017

Dramatis Personae

Myntha, Tochter von Fährmeister Reemt, die nicht nur von Bienen und Blumen träumt.

Reemt van Huysen, Fährmeister von Mülheim, der seine Träume vom Rheingold begräbt.

Witold und Haro, seine bärtigen Söhne, die gelegentlich Knoten in der Zunge haben.

Enna van Huysen, Mynthas Großmutter, die ihre beste Zeit hinter sich hat und Abschied nimmt.

Frederic Bowman, Rabenmeister und Bogenschütze, der endlich Vergeltung für ein großes Unrecht üben kann.

Emery, Frederics junger Sohn, der einer Gefahr entzogen wird und dafür viele Abenteuer erlebt.

Henning von der Löwenburg, ein junger Ritter auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft.

Riccarda, ein klerikaler Fehltritt, der zu seiner Mutter expediert wird.

Donna Augusta, Riccardas treusorgende Amme, die es mit der Strenge sehr genau nimmt, soweit sie sehen kann.

Agnes, Comtesse de Malesdroit, durch die sich Reemts Traum vom Rheingold erfüllt.

Lancelot de Malesdroit, blinder Ritter auf Heimfahrt.

Lady Olivia, ein beharrliches Anhängsel, das endlich irgendeine Ehe schließen will.

Bilke, Fährmeisterin, die Myntha einen Freundschaftsdienst erweist.

Lore, ängstliche Braut, die sich vor dem großen Schritt fürchtet. Ihre Kratzborsten aber hat sie noch.

Cedric, der Tuchhändler, der keine Angst vor dem großen Schritt hat und mit freudiger Energie sein neues Heim einrichtet.

Tilo und Lauryn, Tuchhändler und Jugendfreunde von Frederic und Cedric.

Julius vamme Creutz, Anlehnung suchender Pfarrer von St. Clemens.

Gevatterin Ellen, rheinische Frohnatur mit »Hätz«.

Leander, Marians Sohn, der sich als Gehilfe des Rabenmeisters bewähren muss.

Die Sybilla, eine weise alte Kräuterkundige, die weiß, wie man den Schmerz nicht mehr aushält.

Imme, Sybillas Lehrtochter, die viel von den Bienen versteht.

Trine, Apothekerin vom Neuen Markt, die ihre eigene Sprache spricht.

Johannes von Odenhausen, ein verwitweter Ritter, der an einer neuen Ehe interessiert ist.

Berenice, verwitwete Dame, die an einer neuen Ehe interessiert ist.

Rickel und Swinte Moelner, Erben einer Rheinmühle, die auf eine wirtschaftlich günstige Eheschließung aus sind.

Gislindis, Marians hellsichtiges Weib und Herrin des Venezianischen Hauses.

Bruder Luke/Lucien, ein Mann mit feurigen Ambitionen.

Robb und Crea, Ron und Cress, Raky und Creky, Frederics Getreue, die ihm seinen Titel verliehen.

Mico, der dreibeinige Herr über die Ratten und Mäuse im Fährhaus, einem Schluck Sahne nicht abgeneigt.

Das Düwwelsbalch (Teufelsbalg), Lores Maultier, störrisch von Charakter, hässlich von Gestalt. Avver leev.

Das Bienenvolk.

Und natürlich:

Alyss vom Spiegel und Master John mit ihren Kindern Thomas, Jehanne und Gauwin. Und Marian vom Spiegel, der Herr des Handelshauses am Alten Markt.

Vorwort

Andrea Schacht verstarb im Alter von 61 Jahren am 26.10.2017 zu Hause und erlebte die Fertigstellung und das Erscheinen dieses Werkes nicht mehr. »Das Erbe der Kräuterfrau« war das letzte Buchprojekt, an dem sie persönlich bis Mitte des Jahres 2017 noch gearbeitet hat. Das Jahr 2017 war für sie nicht gut gelaufen. Nach dem vierten Klinikaufenthalt in Folge bestand an dem Wochenende vor ihrem Tod unsere gemeinsame Hoffnung, dass es ihr wieder besser gehen wird, wenn auch in kleinen Schritten. Aber dann hat sie sich entschlossen, diese Welt zu verlassen. Sie war mit ihrem Körper nicht mehr im Einklang. Jetzt wird sie hoffentlich geistig frei und unbeschwert an einem anderen Ort auf uns warten.

Da sie das Manuskript etwa zur Hälfte selbst geschrieben hatte, die weiteren Kapitel bis zum Ende im Plot konzipiert waren und es der letzte Band der Serie über die Fährmannstochter Myntha ist, habe ich nach ihrem Tod mit ihrem Agenten bei Agence Hoffman nach einem Weg gesucht, wie das Buch noch erscheinen kann. Dank des Agenten und der Bereitschaft des Verlages haben wir eine Möglichkeit gefunden, die Geschichte zu Ende zu erzählen. Eine Co-Autorin – Julia Freidank – hat die schwierige Aufgabe übernommen, die letzten Kapitel des Buches zu schreiben. Für diese Bereitschaft möchte ich mich bei ihr herzlich bedanken. Es war eine gute Zusammenarbeit. Bei der Fertigstellung wurde ich beteiligt und durfte meine Anmerkungen liefern. So ist es gelungen, den letzten Band der Serie als gemeinsames Projekt zwischen der verstorbenen Autorin und der Co-Autorin fertigzustellen. Wir Lebenden hoffen, dass wir den Lesern damit eine Freude machen und sie das Ende der Myntha-Serie mit Spannung und Lesegenuss erleben. Ich freue mich, dass das Werk als Schlussstein der Serie erscheint. Vielleicht merken die Leser, ab wann die Co-Autorin die Arbeit fortgesetzt hat, ein leichter Stilbruch ist für mich kein Fehler, weil jeder seine schriftstellerische Freiheit im Ausdruck leben darf.

Andrea können wir in Erinnerung behalten, sie wird über ihre Bücher lebendig bleiben.

In Gedanken bei Dir

Dieter Hering-Schacht

Prolog

Für die Menschen des Mittelalters waren Bienen Teil ihres Alltags. Aber das Lob der Bienen wurde bereits im alten Ägypten gesungen. Sie gehören mit zu den ältesten Nutztieren überhaupt. Im Mittelalter war Honig nicht nur beliebt, um Speisen zu süßen oder Met herzustellen. Auch der medizinische Nutzen war bekannt: Vitaminreich und antiseptisch heilte Honig Brandwunden und Mangelkrankheiten wie Mundfäule. Das Wachs wurde für Kerzen verwendet, für Urkunden und zum Imprägnieren von Textilien und Möbeln. Bienen galten als nahezu heilige Tiere, die einst das Blut Christi gesammelt haben sollen. Und so widmeten sich auch Klöster der Imkerei. Schon zur Zeit Karls des Großen standen auf Bienendiebstahl schwere Strafen.

Um an den begehrten Honig zu kommen, haben sich im Laufe der Geschichte viele Methoden entwickelt. Anfangs wurde Honig gesammelt: Man holte die Waben, umschwirrt vom aufgeregten Volk, direkt aus den Baumhöhlen. Später sägten Zeidler Baumstümpfe ab, in denen sich ein Bienenstock befand, oder sie bohrten künstliche Hohlräume in Stämme und altes Holz, um Völker anzulocken. Ein Zeidler, der im Wald einen Bienenstock fand, schnitt sein Zeichen in den Baum und erwarb so das Nutzungsrecht. Diese Waldbienenzucht hat sich aus dem Honigsammeln entwickelt (zeideln bedeutet »Honig schneiden«). Und so waren die Zeidler ein wichtiger Berufsstand: Sie trugen spezielle Kleidung und besaßen ihre eigene Gerichtsbarkeit.

In Europa nördlich der Alpen war im Mittelalter nur eine einzige Bienenart verbreitet, die dunkle europäische Biene. Obwohl weltweit nur ein Zehntel der Bienenarten im Schwarm lebt, hat ihr soziales Verhalten schon immer auch die Menschen fasziniert.

Ohne seine Königin kann ein Bienenvolk nicht überleben. Doch es sind Arbeitsbienen, die den Mythos der fleißigen Biene, die immer bereit ist, anderen zu helfen, begründet haben. Sie sammeln Pollen, füttern den Nachwuchs und belüften den Stock. Im Winter wärmen Winterbienen sich und ihre Königin – bereit, im Frühjahr ein neues Volk aufzubauen. Bienen orientieren sich möglicherweise am Magnetfeld der Erde. So finden sie die wichtigen Futterplätze immer wieder. Und fleißig sind sie in der Tat: Um fünfhundert Gramm Honig zu sammeln, muss eine Biene dreimal um die Welt fliegen.

Aber Bienen bedeuten noch viel mehr. Ohne sie könnten Pflanzen sich nicht verbreiten. Tiere fänden keine Nahrung. Bienen sind also für das Zusammenspiel der Natur weit wichtiger, als man es sich gewöhnlich vorstellt.

Die Zeidler und Imker des Mittelalters wussten nichts von moderner Ökologie. Aber sie lebten mit den Tieren, sie beobachteten, sie pflegten und schätzten sie. Sie rankten Mythen und Legenden um die Wesen, aus deren Wachs die Kerzen in den Gotteshäusern gezogen wurden: Als einziges Tier, das unverwandelt aus dem Paradies gekommen war, galten sie als Beschützer vor Zank und Unheil. Kein Wunder. Ohne Bienen könnten auch die Menschen nicht überleben. Wenn die Bienen sterben, stirbt auch die übrige Natur.

1. Kapitel

Eine Biene nahm ihren brummelnden, tänzelnden Anflug auf die weiße Rosenblüte und ließ sich in dem duftenden Kelch nieder. Der üppige Rosenstrauch schmückte die sonnige Südseite der Löwenburg und bildete mit seinem dunklen Laub und seinen hängenden Blüten einen anmutigen Kontrast zu den grauen Steinen des Gemäuers. Myntha schloss die Augen und sog den süßen Geruch ein, der an diesem warmen Septembertag die Luft durchwebte. Der Rosenbusch war ein Wunderwerk, ein Geschenk eines frühen Kreuzfahrers und der Erfolg einer liebevollen Pflege der Burgherrinnen über viele Jahre. Nicht überall wuchs die herbstblühende Damaszenerrose so üppig wie hier auf der Burg.

Und wie auch diese Rose war der Spross derer von der Löwenburg äußerst kräftig und ansehnlich, ein junger Mann, dessen neue Rüstung im Sonnenlicht glänzte. Stolz und aufrecht folgte Henning, der soeben seine Ritterwürde erhalten hatte, der Messe. Stolz stand ihm gut, dem ehemaligen kleinen Taschendieb, dem Gehilfen des Rabenmeisters, dem Falkner und Edelknappen des Herrn von Odenhausen. Er hatte ihn sich durch einen langen, beschwerlichen Weg durch die Abgründe von Demütigung, Verrat und Trauer verdient.

Ritter Henning von der Löwenburg – jetzt war es also so weit.

Myntha erlaubte sich einen neugierigen Blick auf den Mann weiter vorne, der genau wie sie alle kniend die Gebete sprach. Frederic Bowman, Meister der Raben, über ein Jahr der Herr über Hennings Geschick, verlor hier und heute einen Freund. Er schien es mit Gleichmut zu tragen, doch Myntha wusste, dass der junge Mann ihm fehlte. Seit Henning zu Pfingsten als Knappe in den Dienst von Johannes von Odenhausen getreten war, schien der düstere Bogenschütze sich noch mehr zurückgezogen zu haben. Einige Wochen war er aus seiner Kate verschwunden, hatte nur mürrisch bemerkt, dass er sich auf der Burg von Lunecke um die Sperber und Falken kümmern müsse. Jetzt war er zurückgekommen, doch seine Laune hatte sich nicht verbessert.

Deutlich heiterer wirkte indes der Ritter Johannes von Odenhausen. Er hatte ihr zumindest ein Lächeln gesandt, wenngleich seine Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen von der vornehmen Dame Berenice und seiner Begleitung, einer ebenso schönen wie anmutigen Frau, in Anspruch genommen wurde. Johannes’ Schwester hatte auch Myntha durchaus freundlich begrüßt und einige höfliche Worte mit ihr gewechselt, aber dennoch streifte sie das leichte Gefühl, dass die Dame nicht vollends mit der Absicht ihres Bruders einverstanden war, einer Fährmannstochter den Hof machen zu wollen.

Johannes von Odenhausen hatte an dem denkwürdigen Pfingstturnier überraschend Myntha seine Aufmerksamkeit geschenkt, und sie hatte lange darüber nachgedacht, ob sie der Werbung des Ritters nachgeben sollte. Sicher, er war etliche Jahre älter als sie, doch ein stattlicher, ansehnlicher Mann von herzlichen Manieren. Und ganz gewiss war er als Gatte dem einäugigen Mühlen­erben vorzuziehen, der bislang ihr einziger Bewerber war. Dennoch zögerte Myntha noch immer – zu weit lag die Burg von ihrem heimischen Fährhaus in Mülheim entfernt. Weit von ihrem vertrauten Leben, vor allem weit von ihren Freunden und ihrer Familie entfernt würde sie sich vermutlich einsam fühlen, zumal die leise Missbilligung der ritterlichen Familie dann umso deutlicher zu spüren wäre.

Und dann war da noch die verwitwete Dame Berenice, die recht deutlich machte, dass auch sie den Ritter als geeigneten Nachfolger ihres Gatten betrachtete. In den Augen von Johannes’ Schwester eine sicherlich weitaus passendere Wahl, wie Myntha bange bemerkte.

Dennoch, sie sollte sich Hennings Ehrentag nicht durch solche trüben Gedanken verderben lassen.

Die Messe neigte sich endlich dem Ende entgegen, und die Lustbarkeiten begannen. Alle strömten in den Hof der Burg und zu der Außentreppe, die zum oberen Stockwerk führte. Dort, im Rittersaal, erwartete sie ein Festmahl, zu dem der junge Recke seine Gäste nun einlud. An der Schmalseite des Saals war die Ehrentafel mit dem Salzfass aufgebaut, an deren beiden Enden sich U-förmig die anderen Tische anschlossen. Schon jetzt schwatzten aufgeregte Gäste allenthalben, und der Herold, der die Plätze anwies, hatte alle Hände voll zu tun. Agnes, Comtesse von Malesdroit, schubste Myntha in Richtung Ehrentafel.

»Pass auf, dass diese Berenice dir nicht in die Quere kommt. Sie hat ihre hungrigen Augen allzu fest an den Odenhausen geheftet.«

»Ach, ich weiß nicht …«

»Oder willst du dich lieber zu deinem düsteren Rabenmeister gesellen?«

»Um mich in dessen Mantel der Dunkelheit zu hüllen? Nein danke.«

»Vielleicht heitert es ihn auf?«

»Ein paar schwarze Galgenvögel würden ihn aufheitern, doch ich nicht. Dennoch, Agnes, ich denke, mein Platz sollte eher bei Herrn Marian und seinem hübschen Sohn Leander sein. Schau, wie mutwillig die langen Fasanenfedern an seiner Kappe schwanken.«

»Ein kleiner Geck, aber du hast schon recht, beide Männer sind einen zweiten Blick wert. Auch Herr Marian macht eine gute Figur. Wie schön seine Haare unter dem grünen Samt glänzen.«

»Seine Eitelkeit hat Leander sicher von seinem Vater abgeschaut.«

»Sicher, aber seine Frechheit und seine Einbildung hat er selbst erworben.«

»Frau Alyss wird daran noch etwas zu schleifen haben. Aber er ist noch jung, Agnes, und mit den Jahren wird aus ihm hoffentlich ein ebenso standfester Mann wie sein Vater.«

Endlich bemerkte der Herold ihr Winken und geleitete sie zu ihren Plätzen ganz in der Nähe des jungen Ritters, wo sie von der Dame Berenice gründlich beäugt wurden.

Myntha wandte sich demonstrativ ihrer Begleiterin zu. Zwar klapperten schon überall Geschirr und Löffel, doch bis das Festmahl begann und die edle Rivalin ablenkte, würde es noch dauern. Hier drinnen wurden die lebhaften Gespräche zu einem Summen wie dem eines Bienenschwarms.

»Schon nächste Woche wird der Handelszug von Herrn Marian aufbrechen, habe ich gehört. Das fröhliche Ritterleben nimmt dann für unseren Henning ein schnelles Ende.«

»Nun ja, eine Reise nach Venedig – er wird es verkraften. Und es wartet seine Familie dort auf ihn. Oder zumindest seine Mutter und seine Geschwister.«

»Er hat sie lange entbehren müssen. Und, Agnes, ich weiß, dass er in den letzten Monaten oft von Heimweh geplagt war.«

»Ja …«, sagte Agnes leise.

Myntha legte ihre Hand auf die der Comtesse.

»Ja, du auch. Aber dein Mann lebt, er weiß, wo er dich findet, und es wird nicht mehr lange dauern, bis er dir Nachricht sendet. Dann kehrst auch du zurück in deine Heimat.«

»Der heiligen Ursula sei Dank. Sicher. Aber mir hat auch das Leben bei euch gefallen, Myntha. Diese wundervollen Geschichten, die dein Vater uns erzählt, werden mir fehlen.«

»Und die Hühner und das Unkraut im Garten und die schweren Einkaufskörbe, die rauen Kittel und die trunkenen Gäste …«

Agnes’ trübe Stimmung verflog, und sie musste lachen. »Unsinn, um all das habe ich mich zu Hause auch gekümmert. Und auch nur an hohen Festtagen wie diesem habe ich mich in Samt wie diesen gekleidet. Mir wird Lore mit ihren Giftzähnen fehlen und deine bärtigen Brüder, die alte Enna mit ihren ewig gemurmelten Versen von Königsbrut und Rheingold, Gevatterin Ellen mit ihrem lustigen Geschwätz – und ja, auch der düstere Rabenmeister. Er ist kein übler Kerl, Myntha. Aber das weißt du selbst.«

»Ist er nicht. Aber er lässt sich inzwischen nicht einmal mehr von meinen spitzen Bemerkungen reizen. Er schweigt einfach dazu.«

»Hat man in der letzten Zeit etwas von dem Feuerteufel gehört, der ihn verfolgt? Seit dem Pfingstturnier weiß er doch, wer dahintersteckt.«

»Wenn überhaupt mag er vielleicht mit Ritter Arnold über ihn gesprochen haben, nicht mit mir.«

»Aber dann weiß möglicherweise Bilke mehr darüber.«

»Dann hätte sie es mir bestimmt schon erzählt. Obwohl – seit sie weiß, dass sie ein Kindlein erwartet, interessiert sie sich für kaum etwas anderes mehr.«

»Sie hat es gut getroffen mit deinem Bruder.«

»Und umgekehrt. Selbst seine Zunge hat sich inzwischen entknotet. Jetzt muss nur noch Witold ein passendes Weib finden.«

»Du wirst das schon richten.«

»Ich dachte eine Weile, dass Frau Alyss’ Tochter Jehanne recht gut zu ihm passen würde, aber natürlich kann ich verstehen, dass ihre Eltern sie nun doch zu ihren Verwandten nach King’s Lynne schicken.«

»Wo sie gewiss einen hübschen jungen Lord finden wird.«

»Oder einen Tuchhändler.«

»Beides dürfte Master John eher gefallen als ein bärtiger Fährmann.«

»Ich weiß nicht. Ich halte Master John für einen Mann ohne großen Standesdünkel.«

»Und dennoch ist er ein Vater.«

»Sei’s drum, es wird mindestens zwei Jahre dauern, bis Jehanne wieder in Köln ist, und so lange sollte Witold nicht mehr warten. Das Fährhaus braucht eine Herrin, ganz gleich, ob ich dem Odenhausen oder dem Mühlenerben mein Ja-Wort gebe.«

»Ja, ganz gleich, Myntha. Du hast in den letzten Jahren viel für andere getan, hast Ehen gestiftet und den Opfern von Verbrechen letzte Gerechtigkeit verschafft. Es wird Zeit, dass du einmal an dich selbst denkst. So, und nun lass uns auf das Wohl des jungen Ritters trinken.«

Das geschäftige Summen der Stimmen verstummte, als Arnold von Lunecke aufstand, um seinen Becher zu erheben.

Alle stimmten in seinen Segenswunsch ein. Hennings Blicke flogen durch den Saal, seine Augen funkelten und strahlten mit der Rüstung um die Wette. Stolz nahm er die Huldigung entgegen.

Myntha wünschte ihm von Herzen eine glückliche Zukunft, doch sie hoffte auch, dass sich ihre Wege einst wieder kreuzen würden. Er war ein so vielversprechender junger Mann. Was ihre eigene Zukunft jedoch für sie bereithielt, wusste sie weniger denn je. Myntha van Huysen hatte das Leben so vieler Menschen verändert. Aber ihrem eigenen einen Anstoß zu geben schien ihr schwerer als alles, was sie bisher getan hatte.

2. Kapitel

»Es ist einsam dort, und wenn in den Nächten die Nebelschwaden über die dornigen Büsche wabern, hallt der klagende Ruf des jagenden Käuzchens geisterhaft über die Heide. Unheimliche Gestalten treiben dann ihr Unwesen dort, schleichen mit Äxten und Hämmern bewaffnet auf verborgenen Pfaden über das Land und lauern jenen unerfahrenen Wanderern auf, die kein sicheres Quartier gefunden haben. Heidewächter nennt man sie, und wen sie in der mondlosen Dunkelheit erwischen, den lähmt der Blick aus ihren glühenden Augen. Den trifft der harte Schlag ihrer Äxte, den schleifen sie in ihre finsteren Höhlen und verzehren ihn bei lebendigem Leibe.«

Reemt war nach einigen Bechern roten Weins wieder einmal ganz in seinem Element. Seit Neuestem waren die gefährlichen Menschenfresser der Heide sein Lieblingsthema, das er mit allerlei grausigen Bildern auszuschmücken pflegte. Der Erfolg bei seinen Zu­hörern spornte ihn jedes Mal zu neuen, furchterregenden Gräuel­taten an, die angeblich in den einsamen Weiten des Heide­landes verübt wurden.

Nun ja, nicht alle wurden vom Schauer erfasst – die alte Rixa, die krummrückige Zeidlerin, die Honig und Wachs in der Heide sammelte, brach schlichtweg in schallendes Gelächter aus.

»Wer hat dir denn den Bären aufgebunden, Reemt?«, schnaufte sie und biss herzhaft in die Fleischpastete, die Myntha ihr auf den Tisch gelegt hatte.

»Kein Bär wurde mir aufgebunden. Hier kommen oft genug Reisende vorbei, die Schreckliches über die Heide zu berichten wissen. Knochen hat man gefunden, und verwunschene Höhlen gibt es. Das kannst auch du nicht leugnen.«

»Tu ich nicht, Fährmeister. Höhlen und Knochen gibt es. Aber keine Menschenfresser. Fährmeister, ich wohne seit Jahrzehnten in der Heide, mich wollte noch keiner verspeisen.«

»Du bist ja auch ein zähes, mageres altes Huhn, Rixa.«

»Schon, aber honigsüß bis auf die Knochen.«

Der Schauder wich allgemeiner Belustigung, während Reemt und die Honigsammlerin ihre Frechheiten austauschten.

Myntha nippte zufrieden an ihrem Wein. Die Stimmung in der Gaststube war heiter, und seit ihr Vater das lästige Thema mit dem Gold im Rhein – schlimmer noch, auf Bauer Egberts Acker – hatte fallen lassen und sich den düsteren Ereignissen in der Heide widmete, konnte sie auch wieder entspannt seinem kunstvoll gesponnenen Märchengarn zuhören. Was schadete es schon, wenn er den Gästen ein wenig Angst einjagte. Es war tatsächlich nicht völlig ungefährlich, nachts das einsame Gebiet zu durchqueren. Man konnte nie wissen, welches Gesindel sich dort herumtrieb, um wehrlose Reisende zu überfallen.

Aber auch Rixa hatte recht. Sie und ihr Mann lebten seit langer Zeit in einem abgelegenen Häuschen in der Heide, sammelten den Honig der wilden Bienenstöcke, ernteten die Wachswaben, brauten ihren Met, kochten das begehrte Eibenharz und brachten ihre Waren alle paar Wochen auf die Kölner Märkte. Dabei machte insbesondere Rixa gerne im Fährhaus Rast, weshalb in ihrer Vorratskammer der Honig auch nie ausging. Bisher hatten sie immer in Frieden gelebt, keiner hatte sie je überfallen und ihnen die Töpfe und Kästen entwendet, obwohl Wachs, Honig und Harz kostbar waren.

Und noch eine Heidebewohnerin kannte Myntha, die bisher ebenfalls unbehelligt geblieben war. Die alte Sybilla, eine weise Kräuterfrau, lebte inmitten ihres verwunschenen Gartens, erteilte Rat an jene, die sie darum baten, und hatte sogar bei einigen den Ruf, eine Zaubersche zu sein. Magische Kräfte beherrschte sie nicht, sie verstand sich nur besonders gut auf die Wirkungsweise der Heidepflanzen. Und sie hatte sich ein tiefes Verständnis für die menschliche Natur erworben, weshalb ihr Rat immer gut, wenn auch manchmal nicht bequem war. Und weil die alte Sybilla einen so ausgezeichneten Ruf besaß, hatte Myntha vor einiger Zeit die kleine Gauklerin ihrer Obhut anvertraut. Das junge Mädchen lebte als Lehrling bei ihr, und schon jetzt wurde sie Imme von der Heide gerufen.

»Bleib du bei deinen menschenfressenden Trollen, Reemt. Ich halte mit hilfsbereiten Zwergen dagegen«, sagte Rixa jetzt und zog die Aufmerksamkeit damit auf sich. Auch derartige Geschichten waren Myntha nicht neu, aber die Vorstellung, einige kleine Geschöpfe nachts im Haus wirken zu haben, gefiel ihr weit mehr als die Vorstellung von tumben Trollen. Sie würde auf ihren Vater einzuwirken versuchen, auch diese freundlichen Geister demnächst einmal zu beschwören.

»Wäre nett, so ein paar Zwerge im Haus zu haben«, murmelte auch Agnes neben ihr. »Könnten den Abwasch für uns erledigen.«

»Da sagst du was.«

Dummerweise blieben die kleinwüchsigen Hilfskräfte aber auch diese Nacht fern, und die Arbeit musste am nächsten Morgen von den menschlichen Bewohnern erledigt werden. Immerhin gab es einen netten Anlass zum Schwatzen, denn Lore, die Köchin, erzählte beim Gemüseputzen von dem Haus, das ihr Verlobter, der Tuchhändler Cedric, gefunden hatte.

»Hat ein krummes Dach. Es wird reinregnen«, maulte sie und schlug das Messer in einen Kohlkopf. Kater Mico, der, vom Klappern des Küchengeräts angelockt, auf einen Schluck Sahne oder ein Stückchen Wurst hoffte, verzog sich schleunigst unter den Tisch.

»Ich bin sicher, Cedric wird einen Dachdecker finden, der es richtet, bis du einziehst.« Wie üblich hielt sich Myntha von Töpfen und Pfannen fern. Agnes und sie trockneten noch das saubere Geschirr und räumten es auf. Hin und wieder, wenn Lore nicht hinsah, stibitzten sie ein Stückchen der fetten Wurst, die in die Suppe kommen sollte. Zum sichtlichen Bedauern des Katers verschwand es allerdings in ihren eigenen Mündern.

Mit besorgniserregender Geschwindigkeit hackte Lore auf das Gemüse ein. Die geschälten und gehackten Zwiebeln lagen schon auf einem anderen Brett bereit. »Wahrscheinlich wird’s zusammenbrechen, wenn einer draufsteigt. Und der Kamin in der Küche ist auch zu klein.«

»Natürlich, Lore. Vor allem, weil ihr jeden Tag einen Ochsen darin braten müsst.«

»Es passt kein Kessel rein.«

»Bestimmt nicht. Suppe für zwanzig Personen zu kochen wird schwierig werden. Aber du wirst sicher eine Köchin haben, die sich mit solchen Unzulänglichkeiten dann herumschlagen muss.«

Lore schlug das Messer in ihr Schneidebrett, dass es darin stecken blieb. »Ich will keine Fremde in meiner Küche haben.«

»Das ist sehr vernünftig, Lore«, mischte sich auch Agnes ein. »Ich habe auch nie irgendwelche vorbeiziehenden Fremden in meine Küche gelassen.«

»Andererseits kann eine Köchin auch zur Familie gehören«, meinte Myntha und lächelte die grummelnde Lore an. »Wie hier im Fährhaus beispielsweise.«

»Dann wird sie ausgenutzt und muss über den Zwiebeln weinen«, schniefte diese und wischte sich die Nase mit einem Kohlblatt ab. Und schob dann Kohl und Zwiebeln in den Kessel, wo das Wasser bereits zu sieden begann. Sofort erfüllte statt des beißenden Zwiebelgeruchs ein aromatischer Duft die Küche.

»Nun ja, dieses harte Leben wird für dich bald zu Ende sein. Dann bist du eine vornehme Dame und bekommst nur noch zartes Krebsfleisch und weißes Brot vorgesetzt und darfst kühlen Wein aus gläsernen Pokalen schlürfen.«

»Ich will aber auf mein Schmalzbrot und den Apfelwein nicht verzichten. Was soll ich mit Krebsen? Die zwicken nur.«

»Nicht wenn sie gesotten sind. Habt ihr denn auch einen schönen Saal im Haus? Mit Borden und Schränken für edles Silbergeschirr, bunten Teppichen und weich gepolsterten Bänken?«

Die Köchin knallte das leere Brett wieder auf den Tisch und zog sich die Rüben heran, um sie klein zu hacken. »Gibt so ein Zimmer, hat krumme und schiefe Wände, und der Boden knarzt. Und durch die Fenster wird der Wind pfeifen, und der Kamin wird rußen.«

»Ach, der arme Cedric! Wo wird er dann seine vornehmen Gäste bewirten? Habt ihr wenigstens einen ordentlichen Stall für das Düwwelsbalch?«

»Das bleibt hier. Das kann ich nicht brauchen.«

»Da tust du bestimmt gut dran. In ein solch schäbiges Haus darf man ein solch braves Maultier nicht mitnehmen.«

»Das ist nicht brav. Das beißt!«

Myntha stellte den letzten abgetrockneten Teller auf das Bord oben über den Kesseln. »Agnes, hast du nicht auch den Eindruck, dass unsere Lore eigentlich gar nicht heiraten will?«

»Sie hat ja auch einen ganz üblen Mann gewählt, Myntha. Der nicht mal in der Lage ist, ihr ein anständiges Heim zu bieten.« Agnes trocknete sich die Hände und setzte sich zu Myntha auf die wacklige Bank. Die zwinkerte ihr zu.

»Ein übler Lump, dieser Cedric, ganz recht. Er wird sie schuften lassen, bis ihre Hände bluten, und auf fauligem Stroh wird sie schlafen müssen, und zu essen bekommt sie nur sauren Brei. Ja, ja, ein hartes Leben droht ihr.«

»So wird’s kommen«, maulte Lore dumpf und warf das nächste Gemüse in die Brühe.

»Aber weißt du, Agnes, behalten mag ich diese miesepetrige Köchin auch nicht mehr. Ihre Giftzähne werden jeden Tag länger, und wir müssen befürchten, dass uns ihr Essen den Magen verdirbt.«

»Dann schert euch doch endlich aus meiner Küche raus!«, giftete der kleine Giftzahn und hob drohend das Messer.

Agnes und Myntha flohen, mit ihnen der dreibeinige kleine Kater, der ebenfalls nicht mehr auf ein Stück Wurst zu hoffen wagte.

»Warum hat sie nur eine derart schlechte Laune?«, fragte Agnes, als sie in den Gastraum gingen, um zu überprüfen, ob die Mägde hier ordentlich aufgeräumt hatten. Bis hierher konnten sie das wütende Hacken des großen Küchenmessers hören.

»Sie hat Angst. Sie ist als Kind und als Mädchen übel misshandelt worden. Das hat sie nie vergessen. Und dennoch liebt sie Cedric, seit sie ihn vor Jahren bei Frau Alyss kennengelernt hat. Ich glaube, diese beiden widersprüchlichen Gefühle zerreißen sie innerlich. Also hat sie schlechte Laune.«

»Dann kann man nur hoffen, dass die Ehe sie eines Besseren belehrt.«

Myntha rückte noch ein paar Bänke gerade und lachte. »Ja, wenn es uns gelingt, sie am entscheidenden Tag tatsächlich vor die Kirche zu zerren.«

»Oh, oh, je mehr man sie zerrt, desto heftiger wird sie sich wehren, fürchte ich. Gibt es nicht irgendwas, das sie verlocken könnte, diesen Schritt zu wagen?«

»Ich werde wohl darüber nachdenken müssen. Weißt du, wenn ihr alter Esel, das Messveech, noch leben würde, dann könnten wir das Tierchen hübsch aufputzen und sie dazu überreden, darauf zur Trauung zu reiten. Sie hat es über alles geliebt. Aber das Maultier beschimpft sie noch immer, obwohl es inzwischen fast ganz sanft ist.« Myntha setzte sich zu Agnes, die es sich auf einer der leeren Bänke gemütlich gemacht hatte. Nachdenklich blickten beide hinaus, wo hinter den Butzenscheiben der Rhein in der Morgensonne schimmerte. Wenn nachher die erste Fähre kam, würde es vorbei sein mit der Ruhe. Dann würde sich die Gaststube füllen und das geschäftige Hin und Her zwischen den Ufern wieder seinen Lauf nehmen, so wie jeden Tag.

»Frau Alyss scheint mir eine vernünftige Frau zu sein«, meinte Agnes. »Rede doch mit ihr, vielleicht weiß sie einen Rat.«

Myntha nickte. »Ja, das werde ich tun. Aber als Nächstes muss ich mich um eine neue Köchin für uns kümmern. Die drei, die sich bisher angedient haben, möchte ich nicht in unserer Küche haben.«

Agnes lachte leise.

»Nein, besser nicht. Diese Hagere sah aus, als ob sie Essig in die Grütze gießen würde, die dicke Doro hatte einen so gierigen Blick, die würde die Hälfte der Mahlzeiten selbst wegfressen, und dieses hochnäsige Weib, das behauptete, auf einem Rittersitz gewirkt zu haben, schien mir nach den Schilderungen ihrer Fischzubereitung nicht gerade die Schutzpatronin der Kochkunst zu sein.«

»Auch hier werde ich wohl Frau Alyss um Rat fragen. Oder auch Herrn Marian bitten, ob er die Köchin in seinem Haus um eine Empfehlung bitten kann. Die Küche derer vom Spiegel ist außergewöhnlich gut.«

Agnes stand auf. »Dann nimm morgen die Fähre und besuche die beiden. Tu es bald, denn Herr Marian bricht in Kürze nach Venedig auf.«

»Ich habe so viel zu tun …«

»Myntha, einen halben Tag können wir dich entbehren. Und lass dir von Herrn Marian noch einmal die Hände auflegen. Du weißt, es hat dich schon fast von deinem nächtlichen Wandeln befreit.«

»Ich bitte ihn nicht gerne darum, Agnes. Er wird Wichtigeres zu tun haben.«

»Hat er sich jemals geweigert?«

»Nein.«

»Also! Denk an das, was ich dir sagte: Es wird Zeit, auch einmal an dich selbst zu denken. Auch du bist geduldiger, wenn dir diese Angst genommen ist.«

3. Kapitel

Die Kate wirkte leer und aufgeräumt. Ein altbackenes Brot lag auf dem Tisch, und der Kessel stand unbenutzt neben der Herdstelle. Missmutig hob Frederic den Krug, um sich einen Becher Wein einzuschenken, doch war der letzte Tropfen aus dem Gefäß bereits verschwunden.

Ungehalten griff er nach seinem kurzen Jagdbogen, um etwas Wild für seine gefiederte Wachmannschaft zu schießen. Die Raben flatterten auf, als er vor die Tür trat, und Robb, sein Hauptmann, ließ sich auf seiner Schulter nieder.

»Hungerrr!«, krächzte er. Und zupfte mit dem Schnabel an seinem Ohr.

»Lass das«, sagte Frederic barsch und schüttelte den Vogel ab.

»Stiiiesel!«

»Was?«

»Stiiiesel!«

Offensichtlich hatte der Rabe ein neues Wort gelernt. Eines, das er Cedric oder Witold abgelauscht hatte, während er selbst auf der Burg von Ritter Arnold geweilt hatte.

»Du kannst dir dein Kaninchen auch selbst jagen«, knurrte Frederic. Aber dann neigte er nur trübe den Kopf. Warum sollte er sich die Freude an der Jagd verdrießen lassen? Es gab wenig genug, woran er noch Vergnügen fand. Das Spannen des Bogens war eines jener wenigen Dinge.

Dreimal surrte die Sehne, drei Pfeile fanden ihr Ziel, und mit seiner Beute kehrte er von der Weide zurück, auf der sein Hengst, die Stute und das Fohlen friedlich grasten. Nun ja, auch der Anblick dieser Tiere erfreute ihn. Das Fohlen war jetzt fast vier Monate alt und prächtig gediehen. Es folgte seiner Mutter mit eifrigem Schweifwedeln und ausgelassenen Sprüngen. Doch nur für kurze Zeit verfolgte Frederic das erbauliche Schauspiel, dann bemächtigte sich die übliche Düsternis seiner Miene. Die Kaninchen waren schnell abgezogen und für die Raben und Sperber zubereitet, seinem eigenen Mahl gönnte er weniger Aufmerksamkeit. Vor allem das Fehlen des Weines verdross ihn.

Wein würde er im Fährhaus erhalten, fiel ihm ein, als er an einem Kanten trockenen Brotes herumkaute. Auch wenn ihm nicht der Sinn nach Geselligkeit stand, so würde doch eine Schüssel Suppe seinen Appetit mehr reizen als seine mageren Vorräte.

Der wolkenverhangene Himmel legte eine frühe Dämmerung über das Land, als er den Uferpfad zum Fähranleger nahm. Der letzte Nachen hatte bereits angelegt. Fässer und Säcke waren abgeladen, die Gäste entweder nach Hause gegangen oder saßen in der Gaststube. Vor dem Haus ließen gestapelte Waren darauf schließen, dass ihre Besitzer entweder bei einem Essen noch auf ein Fuhrwerk warteten oder über Nacht zu bleiben gedachten. Entsprechend voll würde die Gaststube sein. Einige tief fliegende Schwalben kündigten schlechtes Wetter an.

»Ah, der Herr der Finsternis beehrt uns mit seinem Besuch«, empfing ihn die Fährmannstochter und wies auf einen freien Platz in der Nähe der Küche. »Kommt und gebt Euch der ausschweifenden Geselligkeit hin.«

»Kriegt man auch ohne große Worte eine Schale Suppe bei Euch?«

Die beiden Bauern an seinem Tisch standen auf und setzten sich zu den Fischern am Nebentisch.

Die Fährmannstochter verschwand kopfschüttelnd in der Küche. Immerhin hielt ihr Bruder Witold den Mund, als er den Krug mit schwerem, rotem Wein vor ihm abstellte. Was man von dem aufdringlichen Weib wohl nicht erwarten konnte. Sie knallte die Schüssel mit dampfendem Ragout, Butterbrote und zwei goldbraune Pasteten vor ihn hin und setzte sich dann unaufgefordert zu ihm. Und goss sich auch noch von seinem Wein etwas in ihren Becher.

»Eure Stimmung wird sich aufhellen, wenn Ihr gesättigt seid, Rrrabenmeister. Und der Wein wird Eure Zunge lösen, sodass Ihr mir den Grund Eures Trübsinns anvertrauen werdet.«

»Kaum«, nuschelte Frederic und biss in das dick gebutterte Brot. Es war weit schmackhafter als der trockene Kanten in seiner Kate. Und aus der Schüssel stieg kräuterwürziger Dampf. Schon der erste Löffel des einfachen Gerichts füllte seinen leeren Magen mit angenehmer Wärme.

»Gut, nicht? Noch verwöhnt Lore uns mit ihren Kochkünsten. Genießt es, denn eine vergleichbare Köchin habe ich noch nicht gefunden. Und Gnade unseren Gästen, wenn ich mich am Kessel vergreife.«

»Kochen ist nicht schwer. Kann doch jeder.«

»Ach, wirklich? Nun, Rabenmeister, dann habe ich eine Stelle für Euch. Wann könnt Ihr beginnen?«

Frederic gab darauf keine Antwort. Er hätte sein Mahl lieber alleine zu sich genommen, aber da die Fährmanns­tochter nun leider die Wirtschaft führte, konnte er sie schwerlich verscheuchen. Aber reden musste er noch lange nicht mit ihr.

Selbst Henning konnte kochen, dachte Frederic. »Eurem Gehilfen habt Ihr es beigebracht, ich weiß.«

Konnte das Weib Gedanken lesen?

Myntha lächelte ihm vertraulich zu, als würden sie eine nette Unterhaltung führen. Und schaffte es, indem sie weiterredete, das Gefühl seines Verlusts noch zu verstärken. »Ja, er fand es anfangs weibisch und unter seiner Würde. Aber dann hat er Gefallen daran gefunden, nicht wahr? Es wird ihm zugutekommen auf dieser langen Reise. Nicht immer wird der Handelszug in Raststätten Halt machen. Manchmal werden sie unter freiem Himmel schlafen müssen. Und dann wird es nützlich sein, würzige Kräuter zum Wildbret zu finden.«

»Wird nicht seine Aufgabe sein.« Wortkarg löffelte Frederic seine Suppe. Es war die fette, salzige Wurst darin, die er so mochte. Und der Kohl war nicht einfach nur gekocht, sondern mit den aromatischen Kräutern gewürzt, deren Zusammensetzung die Köchin niemandem verriet. Es gab einem fast das Gefühl, in einem lange gewohnten Zuhause zu sitzen.

»Glaubt Ihr wirklich, Henning wird in schimmernder Rüstung auf seinem Ross sitzen bleiben und vornehm verhungern? Einen solchen Hochmut habt Ihr ihm doch gründlich ausgetrieben. Ja, auf der Löwenburg trat er wie ein Herr auf, er zeigte seine Würde und seinen Stolz. Aber Ihr würdet wenig von ihm halten, wenn Ihr glaubtet, sein neuer Stand würde sein Wesen verändern. Er hat so manches von Euch gelernt, das ihn zu dem macht, was er heute ist. Rrrabenmeister, Ihr seid ein guter Lehrherr. Und Ihr braucht einen neuen Gehilfen. Einen, der Eure Raben füttert und die Sperber fliegen lässt, der Eure Pferde striegelt und Euch das Essen richtet.«

Diese unholde Jungfer war so was von lästig! Wütend warf Frederic den Löffel in die leere Schale.

»Lasst mich in Ruhe!«, fauchte er sie an.

»Nein, nein, Rrrabenmeister. Ruhe habt Ihr genug gehabt. Es ist besser, Ihr ärgert Euch ein bisschen. Hier, schlagt Eure Zähne in diese Pastete. Sie ist mit Honig und Nüssen gefüllt. Und dann hört mir einfach weiter zu. Ich wüsste nämlich eine Lösung für Euch.«

»Ich will keine Pastete. Und keine Lösung.«

»Doch, doch.«

Sie lächelte ihn freundlich an und füllte ihm Wein nach.

Die Pastete war ausnehmend gut. Rosinen waren auch darin.

»Seht, Rabenmeister, Master John wird ebenfalls in den nächsten Tagen nach England aufbrechen, und Frau Alyss wird zwei weitere junge Maiden zu sich nehmen. Es wird für sie nicht leicht werden mit Herrn Marians ungestümem Sohn Leander. Er braucht eine feste, männliche Hand.«

»Soll er doch mit nach Venedig ziehen, wo er hingehört.«

»Soll er aber nicht. Noch ist genügend Zeit, mit seinem Vater einen Vertrag auszuhandeln.«

»Närrische Idee.«

»Ja? Ach, Ihr traut Euch vermutlich nur nicht, einen vorlauten Gehilfen zu beschäftigen. Leander ist viel aufsässiger als Henning, ihn zu erziehen wird schwere Arbeit sein. Die sollte man Euch natürlich nicht zumuten.«

»Setzt Euch endlich zu Eurem Vater und lauscht seinen Mären, Weib!« Frederic schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass selbst die Männer am Nebentisch zusammenzuckten. Kopfschüttelnd sahen zwei oder drei herüber, ehe sie sich wieder ihrem Gespräch zuwandten. Das aber offenbar jetzt eine andere Richtung genommen hatte, denn immer wieder blickten sie dabei verstohlen in seine Richtung.

»Sogleich, Meister Frederic. Aber vorher treffen wir noch eine Vereinbarung. Morgen mit der ersten Fähre setzen wir nach Köln über, und Ihr begleitet mich zu Frau Alyss. Es wird Euer Gemüt erfrischen, Euren Sohn zu sehen. Also seid pünktlich!«

Damit erhob sich die unholde Jungfer und ließ ihn einfach alleine an seinem Tisch sitzen.

Frederic grollte, und es tat ihm gut.

Er war auch pünktlich am nächsten Morgen, und als er die verschleierte Unholdin neben ihrem Bruder an der Fähre warten sah, hoben sich die nächtlichen Sorgen ein wenig von seiner bedrückten Seele. Er war zu einigen Entscheidungen gekommen. Der Besuch bei seinem Sohn, später auch bei Marian vom Spiegel bot gewisse Möglichkeiten, sich von einigen seiner Bedrängnisse zu befreien.

Die Fährmannstochter war ungewöhnlich schweigsam, und auch die anderen morgendlichen Fährgäste gähnten eher müde, als dass ihnen müßiges Geschwätz von den Lippen träufelte. Kühler Morgennebel schlug sich auf sein Gesicht und schien den Schleiern von Elfen gleich aus der weiten Wasserfläche aufzusteigen. Zwei Schwäne begleiteten die Fähre ein Stück über den Fluss, Möwen dümpelten träge auf den kleinen Wellen, und aus den Nebelschleiern über dem Wasser tauchte ein schwer beladener Niederländer auf, der stromabwärts glitt. Frederic kam nicht umhin, das Geschick des Fährmeisters zu bewundern, der einen Zusammenstoß durch eine gekonnte Drehung des Nachens verhinderte.

Als sie schließlich an Land gingen, zog die Jungfer endlich den Schleier von ihrem Gesicht weg und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Frederic nickte ihr zwar nur zurückhaltend zu, aber er freute sich dennoch, ihre funkelnden Augen zu sehen. Er wusste, wie sehr sie Wasser in ihrem Gesicht fürchtete, eine Erinnerung an entsetzliche Torturen, denen sie einst ausgesetzt gewesen war. Vieles davon schien sie inzwischen überwunden zu haben, und im Grunde achtete er sie für ihren Mut und ihre Lebensfreude. Und eigentlich erfreute er sich auch an ihren bissigen Bemerkungen, denn sie verbargen gewöhnlich echte Anteilnahme.

Schweigend machten sie sich auf den Weg. Aber es war ein gutes Schweigen, eines, das keine Worte benötigte.

Sie hatte ja recht, dachte Frederic. Er vermisste Henning. Gute Freunde waren selten, und dass der Junge schließlich Vertrauen zu ihm gefasst hatte, hatte ihn seltsam glücklich gemacht.

Und er würde auch seinen Sohn Emery vermissen, mehr noch als jetzt, da er in Frau Alyss’ Hauswesen untergebracht war – zu seiner eigenen Sicherheit. Aber diese Sicherheit war zerbrechlicher denn je, weshalb Frederic in den langen Nachtstunden einen schweren Entschluss gefasst hatte. Der Feuerteufel, der ihn seit jenen grausamen Tagen der Schlacht von Agincourt verfolgt hatte, der sein Leben und das seiner Frau und seiner Tochter zerstört hatte, war näher gekommen. Viel näher. Und er wusste nun, wer es war, für den er sich selbst als Köder angeboten hatte. Nur warum er dessen Rachsucht herausgefordert hatte, war ihm noch immer nicht klar. Eines aber wusste er genau – Emery musste Köln verlassen.

»Euch bedrückt nicht nur Hennings Abschied«, sagte die unholde Jungfer neben ihm plötzlich, und Frederic entfuhr ein »Nein«.

»Ihr habt Angst um Euren Sohn, stimmt’s?«

»Ja, Unholdin. Ich muss ihn fortbringen. Vielleicht nimmt Master John ihn mit nach England.«

»Wo er sich heimischer fühlen würde als hier, meint Ihr?«

»Darum geht es nicht.«

»Es gibt andere Möglichkeiten. Ritter Arnold hat einen kleinen Sohn, der jetzt als Page in einer anderen Familie dienen muss. Er könnte Emery ein angenehmes Heim bieten. Seine Frau ist ein sehr mütterliches Weib.«

»Zu nahe. Und zu unsicher.«

»Ja, er würde mit den Sperbern über die Felder streifen und mit den Pächterkindern in den Wäldern umherziehen. Man kann kleine Jungen nicht festbinden.«

»So ist es.«

Nachdenklich blickte sie über den Fluss zurück, wo die hellen Schreie der Möwen einem Fischerboot folgten.

»Was ist mit Euren Freunden? Master Cedric oder Tilo und Eure Schwester?«

»Viel zu nahe.«

Myntha zog in der morgendlichen Kühle das Tuch fester um die Schultern. »Bleibt noch das Kloster von Groß Sankt Martin. Abt Lodewig würde ihm Gastfreundschaft gewähren.«

»Unholdin, mein Sohn geht in kein Kloster.«

Sie kicherte verstohlen, vermutlich bei der Vorstellung, wie sich ein Junge wie Emery in den altehrwürdigen Mauern machen würde. »Nein, der Gedanke war nicht angebracht. So habt Ihr denn nur noch eine Möglichkeit, nicht wahr?«

»Eine, die mir offensichtlich noch nicht in den Sinn kam, Jungfer. Aber ich sage Euch gleich, das Fährhaus kommt auch nicht infrage.«

Ihre Augen waren wirklich hübsch, wenn sie so blitzten wie gerade jetzt. »Daran dachte ich nicht, obwohl ich den Jungen gerne aufnehmen würde. Nein, ich dachte an eine Reise in ein fernes Land zusammen mit einem älteren Freund. Bittet Herrn Marian vom Spiegel, ihn zu seiner Familie mitzunehmen. Henning wird sich unterwegs gut um ihn kümmern. Er weiß noch viel zu genau, welchen Schabernack kleine Jungen ausbrüten können, und er ist ein tapferer Kämpfer, sollte ihm Ungemach drohen.«

Frederic blieb stehen und sah zur Rheinvorinsel hinüber, wo eine Gruppe Schiffsbauer um einen fast fertigen Oberländer standen und eifrig zu fachsimpeln schienen.

»Bis fast zum Bodensee werden sie mit dem Schiff reisen«, murmelte er. »In Begleitung von Gewappneten, jeden Tag ein großes Stück weiter von hier fort.«

»Und den Winter wird er im Süden verbringen, fern von Schnee und Eis. Herr Marian hat eine große Familie, und Frau Alyss ist eine gute Freundin von seinem Weib Gislindis.«

»Eure Überlegung, unholde Jungfer, hat etwas für sich. Lasst uns erkunden, ob sich dieser Plan verwirklichen lässt.«