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Schwester Fidelma und Co. ermitteln.
Irland im 7.Jahrhundert: In einem Kloster wird ein Mönch ermordet. Die Täterin war ein junge Nonne, wie alle zu wissen glauben. Nur Schwester Fidelma ist fest von ihrer Unschuld überzeugt.
Spannende Kriminalfälle mit Schwester Fidelma, Sherlock Holmes und vielen anderen berühmtem Detektiven vom Meister des keltischen Krimis.
"Eine Schatzkiste für alle Fans historischer Krimis."BOOKLIST.
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Seitenzahl: 562
Peter Tremayne
Das Flüstern der verlorenen Seelen
Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a.
Aus dem Englischen von Andrea Voss und Irmhild und Otto Brandstädter
Die Originalausgabe unter dem Titel
»An Ensuing Evil and Others« erschien 2006
bei St. Martins Minotaur, New York.
Der vorliegende Band enthält darüber hinaus die Erzählungen »Sanctuary!«(Die Freistatt), erschienen im »Ellery Queen’s Mystery Magazin«, New York, Mai 2006, und »Does God Obey His Own Law?« (Übertritt Gott seine Gebote?), erschienen in »Thou Shalt Not Kill: Biblical Mystery Stories«, hrsg. von Anne Perry, Carrol & Graf, New York 2005. Beide Erzählungen wurden von Irmhild und Otto Brandstädter übersetzt, alle übrigen von Andrea Voss.
ISBN E-Pub 978-3-8412-0145-4
ISBN PDF 978-3-8412-2145-2
ISBN Printausgabe 978-3-7466-2399-3
Aufbau Digital,
veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, November 2010
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Die deutsche Erstausgabe erschien 2007 bei Aufbau Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
Copyright © 2006 by Peter Tremayne
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unter Verwendung einer Buchmalerei aus dem »Book of Durrow«, Irland, 7. Jh.
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Inhaltsübersicht
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Impressum
Vorwort
Die Freistatt
Übertritt Gott seine Gebote?
Das Flüstern der verlorenen Seelen
Schwarze Nachtunhold’
Schien’s eine Schlange sähst du
Ein nahes Übel
Das Wild ist auf!
Rache auf hoher See
Ein flüchtiger Schatten
Der Zwischenfall im Kildare Street Club
Das Phantom von Tullyfane Abbey
Die Sirene von Sennen Cove
Die Entführung des Mycroft Holmes
Eine Studie in Orangerot
Das Auge Shivas
Mord in der Luft
Inzwischen kennt mich die Öffentlichkeit als geistigen Vater von Schwester Fidelma, der irischen Nonne, die im siebenten Jahrhundert lebte und knifflige Fälle löste. Mein Name scheint untrennbar mit dem ihren verknüpft. Oft bekomme ich Zuschriften von Lesern, die ihrer Verwunderung darüber Ausdruck verleihen, dass es Kriminalgeschichten aus meiner Feder gibt, die in anderen Kulturkreisen und Epochen spielen.
Dabei muß ich an eine Begebenheit aus meiner Zeit als junger, aufstrebender Schriftsteller denken. Ich war zu einer Feier eingeladen, die der Verlag anläßlich der Veröffentlichung des neuesten Thrillers von Nicolas Blake veranstaltete. Nicolas Blake war das Pseudonym des britischen Poeta Laureatus jener Zeit, Cecil Day Lewis (1904 –1972). Ich besaß die Kühnheit, den berühmten Mann zu fragen, warum er sich eines Pseudonyms bediene. Gutgelaunt antwortete er: »Weil ein Dichter keine Kriminalromane schreibt, junger Mann.« Dann entschwand er in der weinseligen Menge und ließ mich nachdenklich zurück.
Tatsächlich dauerte es eine ganze Zeit, ehe ich den tieferen Sinn seiner rätselhaften Erwiderung erfasst hatte, nämlich den, dass ein Schriftsteller, wenn er sich erst einmal auf ein bestimmtes »Produkt« festgelegt hat, fortan die diesbezüglichen Erwartungen seiner Leserschaft erfüllen muß. Der bedauernswerte Arthur Conan Doyle fühlte sich gar dazu getrieben, seine Kunstfigur Sherlock Holmes sterben zu lassen, um die Leserschaft für seine historischen Romane zu gewinnen. Es hat nicht funktioniert. Der Ruhm als Verfasser derselben blieb aus, Holmes wurde ins Leben zurückgerufen.
Ich bin nicht bereit, so weit zu gehen, Schwester Fidelma sterben zu lassen, möchte aber dennoch betonen, dass ich sehr wohl Erzählungen verfaßt habe, in denen sie keine Rolle spielt. Nicht nur meinen eigenen Schöpfungen gilt mein Augenmerk, sondern auch den Detektiven, die andere Autoren ersannen. Ich denke, mein allererster Kriminalroman war eine Hommage an Ernst William Hornung (1866 –1921) und seinen Meisterdieb Raffles, dessen erste Abenteuer 1899 unter dem Titel »Raffles, der Amateur-Einbrecher« erschienen sind. Es folgten nur drei weitere Romane1über Raffles und seinen widerstrebenden, unbeholfenen Komplizen Bunny Manders, doch diesen gebührt ein besonderer Platz in den Annalen des Kriminalromans. Daher beschloss ich, mit meinem Titel »The Return of Raffles« die Serie fortzusetzen.
In der vorliegenden Sammlung von Kurzgeschichten offenbart sich meine Begeisterung für historische Kulissen. Das Spektrum reicht vom Irland des siebenten Jahrhunderts über Schottland des elften Jahrhunderts bis ins einundzwanzigste Jahrhundert.
Zu Beginn dieser Sammlung darf natürlich ein Auftritt jener Ermittlerin nicht fehlen, die meine Leser zu ihrer Favoritin auserkoren haben – Schwester Fidelma, die irische Nonne, die sich als dálaigh, als Anwältin beim Brehon-Gericht, etablierte. Keine der drei Geschichten ist bislang in einer Sammlung erschienen, weder in »Hemlocks at Vespers« noch in »Whispers of the Dead«. Sie beleuchten verschiedene Stationen in Fidelmas Werdegang. »Die Freistatt« zeigt sie als Studentin in Brehon Moranns Hoher Schule für Recht und lässt sie einen relativ einfachen Fall lösen – oder etwa nicht? In »Das Flüstern der verlorenen Seelen« besucht Fidelma ihren alten Freund und Mentor Abt Laisran in der historischen Abtei Durrow. Laisran steht vor einem Rätsel. Ist einer seiner Schützlinge von einem bösartigen, rachsüchtigen Geist besessen? In »Übertritt Gott seine Gebote?« mag Fidelma ketzerische Gedanken hegen, doch trachtet sie ebenso nach Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.
Der Titel der nächsten Erzählung, »Schwarze Nachtunhold’«, ist ein Zitat aus Shakespeares Tragödie »Macbeth«, und jener schottische Monarch spielt darin tatsächlich die Hauptrolle, allerdings nicht als der »echte« Großkönig, der zwischen 1040 und 1057 in Schottland regierte. Zu Shakespeares fiktiver Gestalt gibt es keinerlei Bezug. Die Handlung beginnt 1033, sieben Jahre, bevor MacBeth zum Großkönig gewählt wurde, aber nur ein Jahr, nachdem er zum Mòr-mhaor, zum Kleinkönig von Moray, aufgestiegen war. Der Mord an Malcom mac Bodhe, dem Bruder von MacBeths Gattin Gruoch, ist in alten Schriften dokumentiert. Wer war der Täter? In meiner Geschichte übernimmt MacBeth die Rolle des Ermittlers.
Auch wenn diese Erzählung auf einer wahren Begebenheit beruht, ändert das nichts an der Tatsache, dass ich William Shakespeare verehre und mit großem Interesse die Inszenierungen am Londoner Golbe-Theater ansehe. Dem Schauspieler und Regisseur Sam Wanamaker (1919 –1993) haben wir es hauptsächlich zu verdanken, dass ein originalgetreuer Nachbau des ursprünglichen Theaters am rechten Themseufer im Bezirk Bankside errichtet wurde. Nach einer Vorstellung im Globe-Theater verfiel ich bei einer Tasse Kaffee auf die Idee, einen Detektiv zu erfinden, der zu Shakespeares Zeiten Verbrechen aufklärt, die sich im Globe-Theater oder im näheren Umfeld ereignen: Konstabler Hardy Drew von der Bankside-Wache. Die erste Erzählung, »Schien’s, eine Schlange sähst du«, ist inspiriert durch das Stück »Ende gut, alles gut.« Wann genau es verfasst wurde, steht nicht fest. Ich habe mich für 1601 entschieden, da in diesem Jahr Lord Essex, der einstige Günstling Elisabeth I., hingerichtet wurde.
Die nächste Geschichte trägt den Titel »Ein nahes Übel« und handelt von Vorfällen, die sich anlässlich der Uraufführung des Stücks »All is True«, das am 24. Juni 1613 unter dem Titel »König Heinrich VIII.« veröffentlicht wurde, ereigneten.
Die dritte Erzählung, die in dieser Zeit spielt, heißt »Das Wild ist auf!«, ein Zitat aus »König Heinrich V«.
Dem einen oder anderen Leser mag aufgefallen sein, dass der Name Hardy Drew ein Tribut an zwei Groschenheftserien des amerikanischen Verlags Stratemeyer Syndicate ist, die ich als Kind mit Begeisterung las und deren jugendliche Helden The Hardy Boys respektive Nancy Drew hießen. Die erste Serie wurde von einem gewissen Franklin W. Dixon verfasst und erschien erstmals 1927. Die zweite, geschrieben von Carolyn Keene, wurde 1929 ins Leben gerufen. Bei beiden Namen handelte es sich um Pseudonyme, hinter denen sich jeweils mehrere Autoren des Verlages verbargen. Heute, nach mehr als siebzig Jahren, wird die Serie noch immer gedruckt, verfilmt und gesendet.
Wir verlassen Shakespeares London und begeben uns ins anbrechende neunzehnte Jahrhundert, in die Zeit der Napoleonischen Kriege. »Rache auf hoher See« spielt während des Angriffs der Briten auf Kopenhagen im Jahre 1807, als die britische Flotte die Dänen vier Tage lang unter Beschuss nahm, obwohl sich beide Länder nicht im Krieg miteinander befanden. Hinter dem Angriff steckte der Plan, die Dänen zu zwingen, ihre gesamte Flotte an England auszuliefern und damit zu verhindern, dass sie Napoleon in die Hände fiel.
Seit meinem zwölften Lebensjahr habe ich C. S. Foresters »Hornblower«-Romane mit Hingabe gelesen, was mich auf die Idee brachte, an Bord eines Kriegschiffes vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege einen Mordfall zu inszenieren.
Nun sind wir in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und beim unvergeßlichen Charles Dickens angelangt. In der Erzählung »Ein flüchtiger Schatten« spielt neben dem bedeutenden Autor auch Charles Collins, Dickens’ Schwager und seines Zeichens ebenfalls Schriftsteller, als »Assistent« eine wichtige Rolle. Er war der Bruder von Wilkie Collins, dessen 1868 erschienenes Werk »Der Mondstein« als der erste Kriminalroman, wie wir ihn heute definieren, gilt. Bei allem Interesse an Dickens und seiner angeheirateten Verwandtschaft, war es letztendlich das Umfeld, das mich begeisterte. Die Geschichte spielt in »The Grapes«, einer Londoner Gastwirtschaft, deren Ursprünge bis ins fünfzehnte Jahrhundert zurückreichen. Sie befindet sich in der Narrow Street unweit der Wapping Steps, unmittelbar am Ufer der Themse. Dickens hielt sich häufig dort auf; ganz in der Nähe hatte einst sein Patenonkel mit Schiffsausrüstungen gehandelt. In jener Schänke war Dickens als kleiner Junge von seinem Vater auf einen Tisch gestellt worden, um den versammelten Gästen Lieder vorzutragen. In Dickens’ Roman »Dombey & Sohn« (1848) wird die Gaststätte beschrieben, und auch in »Unser gemeinsamer Freund« (1864) spielt sie eine zentrale Rolle. »The Grapes« existiert heute noch. Ich bin oft dort gewesen und habe mir ausgemalt, wie Charles Dickens im engen Schankraum saß. Anläßlich einer Geburtstagsfeier für meine Frau Dorothy habe ich einmal den kleinen Saal im ersten Stock mit Blick auf das dunkle Wasser der Themse gemietet. Wie könnte ein Schriftsteller der Versuchung widerstehen, eine Kriminalgeschichte, die im viktorianischen London spielt, vor einer derartigen Kulisse zu inszenieren?
Ich bezweifle, dass es auf dieser Welt einen Kriminalschriftsteller gibt, der nicht schon damit geliebäugelt hat, eine Sherlock-Holmes-Erzählung zu schreiben – oder es schon längst getan hat. Der vorliegende Band enthält fünf Erzählungen, in denen der Meisterdetektiv die Hauptrolle spielt. In jeder von ihnen nehme ich Bezug auf Holmes’ anglo-irische Abstammung. Sein Erfinder Sir Arthur Conan Doyle war der Enkel von John Doyle (1797 bis 1868), der mit Mitte zwanzig seine Heimatstadt Dublin verließ, weil die diskriminierenden Gesetze ihn als Katholiken daran hinderten, als Porträtzeichner seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. In London wurde er als Karikaturist berühmt.
Einer seiner Söhne zog nach Schottland und heiratete dort eine Irin, Mary Foley. Ihr gemeinsamer Sohn, Arthur Conan Doyle, wurde in Edinburgh geboren.
Die Sherlock-Holmes-Erzählungen sind gespickt mit irischen Namen. Man denke nur an seine Erzfeinde Moriarty und Moran. Conan Doyle war sich seiner irischen Herkunft nur allzu bewußt. Was Sherlock Holmes’ akademische Bildung betrifft, so habe ich ihn auf den Spuren des Schriftstellers Oscar Wilde wandeln und wie diesen (der übrigens auch Ire war), erst am Trinity College in Dublin und anschließend, aufgrund eines Stipendiums, in Oxford studieren lassen. »Der Zwischenfall im Kildare Street Club«, der in Dublin spielt, ist nach meiner Zeitrechnung Holmes’ erster Fall. Oft sind die Handlungen inspiriert durch beiläufige Hinweise in Conan Doyles Werken. »Das Phantom von Tullyfane Abbey« entstand beispielsweise anhand jener Zeile in »Das Rätsel der Thor-Brücke«, in der ein gewisser James Phillimore erwähnt wird, der in sein Haus zurückkehrte, um seinen Schirm zu holen, und fortan nie wieder gesehen wurde. Und in der »Sirene von Sennen Cove« erfährt der Leser, was Sherlock Holmes beschäftigte, als er sich aufs Land zurückzog, um an seiner Monografie über »Chaldäische Ursprünge im kornischen Zweig der keltischen Sprachfamilie« zu schreiben, auf die in Doyles Erzählung »Der Teufelsfuß« Bezug genommen wird. Diese Episoden sind meine »Verneigung« vor einem der größten Kriminalschriftsteller aller Zeiten.
Bereits als Kind faszinierten mich Geschichten, die in Britisch-Indien spielten. Mehr noch als Rudyard Kipling interessierte mich Talbot Mundy (1879–1940), dessen Abenteuerromane sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten. Schon allein Mundys Biografie liest sich wie ein Abenteuerroman: Als Sprößling einer angesehenen britischen Offiziersfamilie besuchte er die berühmte Rugby School, die er aber wegen schlechten Betragens vorzeitig verlassen mußte. Es folgten Reisen rund um die Welt, unter anderem nach Indien und Afrika, wo er wegen Straßenraubs und Wilderei mehrere Haftstrafen verbüßte, ehe er sich 1909 unter dem falschen Namen Mundy nach New York einschiffte, wo er 1911 begann, in Zeitschriften zu veröffentlichen und 1917 amerikanischer Staatsbürger wurde. Mehrere seiner Romane wurden verfilmt; der bekannteste ist »King of the Khyber Rifles« (1916), der erstmalig 1929 von John Ford verfilmt wurde, mit Victor McLaglen in der Hauptrolle, und erneut im Jahre 1954 unter der Regie von Henry King mit Tyrone Power als Hauptdarsteller.
Irgendwann in den siebziger Jahren wurde ich von meinem alten Freund, dem amerikanischen Verleger Donald M. Grant, gefragt, was ich über Mundys frühe Jahre wisse. Damals war nur wenig über ihn bekannt, da er unter einem anderen Namen geboren war. Don beauftragte mich 1976, das Rätsel zu lösen und eine Biografie über Talbot Mundy zu verfassen. Ich ging mit Optimismus an die Sache heran, die sich dann jedoch als so schwierig erwies, dass ich erst nach langjährigen, akribischen Recherchen mit dem Ergebnis aufwarten konnte und Don bis 1984 warten musste, um den Titel »The Last Adventurer: The Life of Talbot Mundy« zu veröffentlichen.
Abschließend komme ich zu jener Erzählung, die Ende des zwanzigsten oder sogar Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts spielt. Als mich mein Lektor Mike Ashley bat, eine »Locked Room Mystery« (eine Kriminalgeschichte, die in einem abgeschlossenen Raum spielt) zu verfassen, die sich von den gängigen unterschied, setzte ich alles daran, das Genre zu perfektionieren, indem ich eine Geschichte ersann über einen Mord in der von innen verriegelten Toilettenkabine eines Flugzeugs, das sich in neuntausendsiebenhundert Metern Höhe befindet. Wie Mike bemerkte, als ich ihm die Geschichte zu lesen gab: »Unmöglicher geht es wohl kaum!«
Das also sind meine neuesten Kriminalgeschichten, die ich meinen geneigten Lesern anempfehle. Die meisten unterscheiden sich ein wenig von den Schwester-Fidelma-Geschichten, die der Mehrzahl von ihnen bereits vertraut sind, aber ich hoffe, die vorliegende Lektüre erweist sich als ebenso vergnüglich.
Peter Tremayne
»Fidelma! Hast du einen Moment Zeit?«
Es war die Stimme des ard-ollamh, des Rektors, die Fidelma hinter sich vernahm, als sie den Hof der Hohen Schule für Recht überquerte. Sie drehte sich um, blieb stehen und sah Brehon Morann mit einem verunsicherten Lächeln entgegen. Sechs Jahre lang hatte sie an der berühmten Schule für Rechtswesen studiert und mit ihrer jüngst abgelegten Prüfung den Grad einer clí erworben. Mit dem durfte sie schon jetzt an den meisten Gerichten im Lande wirken, wenngleich mit gewissen Einschränkungen. Nun strebte sie danach, eine voll befugte Anwältin zu werden, die auf allen Gebieten der Rechtsprechung tätig werden konnte, in der Verteidigung wie der strafrechtlichen Verfolgung, und das bedeutete ein Studium von mindestens zwei weiteren Jahren.
Trotz der bereits erworbenen Qualifikationen hatte sie immer noch eine heilige Ehrfurcht vor der herausragenden Persönlichkeit des Vorstehers der Lehranstalt.
»Wenn ich vom Ollamh Neit richtig unterrichtet bin, hast du dich bei ihm eingehend mit den Vorschriften über das Asylrecht befaßt«, war das erste, was Brehon Morann sagte, als er sie erreichte.
»Das stimmt«, erwiderte sie argwöhnisch.
»Großartig. Dann begleitest du mich sicher gern in mein Zimmer, wo mir ein Besucher ein paar Fragen stellen möchte. Offensichtlich braucht er unseren Rat just zu diesem Thema.«
»Zu Fragen des Asylrechts will er dich konsultieren?« fragte Fidelma und bemerkte erst im Nachhinein, dass sich ihre Äußerung erübrigte. Brehon Morann war kein Freund von Wiederholungen, und so fühlte er sich auch nicht bemüßigt, ihr zu antworten. Sie neigte leicht den Kopf. Vom Rektor auserwählt und zu sich gebeten zu werden war eine Ehre. »Es freut mich, dich begleiten zu dürfen«, fügte sie rasch hinzu.
In Brehon Moranns Zimmer wartete ein hochgewachsener Mann von angenehmen Äußerem mit sandfarbenem Haar; Kleidung und sonstige Ausstaffierung ließen auf eine Person von Rang und Namen schließen.
»Adnaí, mein Verwalter, hat mich wissen lassen, dass du Faichen Glas, ein aire-deise der Uí Echach Cobo bist«, begrüßte ihn Brehon Morann.
Aus den an den Gast gerichteten Worten entnahm Fidelma, dass es sich um einen nicht gerade unbemittelten Adligen handelte und dass er zu einem Stamm im nördlichen Königreich von Ulaidh gehörte.
Der Rektor stellte Fidelma vor und bat sie und den Gast, sich zu setzen.
»Was führt dich zu uns, Faichen Glas?«, fragte er.
»Ich ersuche dich um deinen Rat, Brehon Morann. Seit einer Woche bin ich einem Mörder hinterher, einem Mann, der meinen Vetter umgebracht hat. Ich habe geschworen, ihn aufzuspüren und ihn vor unser Stammesgericht zur Aburteilung zu bringen. Bisher konnte ich seiner nicht habhaft werden. Zwar weiß ich jetzt, wo er steckt, keinen Tagesritt entfernt von hier. Doch habe ich mich belehren lassen müssen, dass er Zuflucht in einer Kapelle gefunden hat, und der Priester dort erklärt, er genieße den Schutz der Freistätte. Ich hätte gern von dir gewußt, was mir zu tun bleibt.«
Seufzend lehnte sich Brehon Morann zurück.
»Die Gesetze des Fénechus, unseres Regelwerks, beinhalten strikte Festlegungen, wie bei Gewährung von Zuflucht zu verfahren ist; und die wurden getroffen, lange bevor mit dem Neuen Glauben die Auffassung der Freistatt dazukam.« Er machte eine Pause. »Vielleicht schilderst du uns deine Geschichte erst etwas genauer, und wir kommen dann auf die rechtlichen Grundlagen zurück. Wer genau ist der Mörder, den du suchst?«
Der Mann verzog verächtlich das Gesicht.
»Ulam Fionn heißt er, ist Viehtreiber ohne ihm zugewiesenen Landbesitz. Er steht seit langem im Verdacht, von den Bauern meines Stammes Kühe zu stehlen. Erwischt hat man ihn nie, nur beobachtet, dass er auf den Märkten gute Geschäfte macht. Doch woher er das Vieh hatte, das er dort verkaufte, konnte ihm niemand nachweisen. Vor neun Tagen nun wurden mein Vetter Nessán und seine Frau in der ersten Morgendämmerung von dem Muhen ihrer Kühe geweckt. Mein Vetter ging hinaus um nachzusehen, was die Tiere beunruhigte und erwischte den Dieb auf frischer Tat. Der aber fiel über ihn her, erschlug ihn und machte sich davon.«
Fidelma hüstelte, und Brehon Morann schaute sie an.
»Du hast eine Frage?«
»Woher will man wissen, dass der Mann Ulam Fionn war, wenn dein Vetter erschlagen wurde, und der Täter floh?«
»Das lässt sich leicht beantworten. Die Frau meines Vetters war Zeugin der unheilvollen Tat.«
»Ist sie die einzige Zeugin?«
»Außer ihrem Mann hat nur sie Ulam Fionn gesehen.«
»Und wie kommt es, dass ihr nichts geschehen ist?«
Mit der Frage wußte Faichen Glas nichts anzufangen und zog die Stirn in Falten.
Brehon Morann half ihm, Fidelmas Gedankengang nachzuvollziehen. »Wenn sie die einzige Zeugin war, wäre es nicht verwunderlich, wenn dieser Ulam Fionn sie gleichfalls mundtot gemacht hätte – Grabesschweigen wäre für ihn das sicherste gewesen.«
»Ihren Worten nach hat der Mörder sie nicht gesehen. Sie war im Haus und hat die Tat vom Fenster aus verfolgt, war aber so entsetzt und in Angst und Schrecken, dass sie sich nicht heraustraute, bevor der Mann verschwand.«
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