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In diesem wunderbaren Roman geht es um eine schicksalshafte Liebe, der man nicht ausweichen kann und die am Ende alles auf den Kopf stellt, woran man zuvor noch geglaubt hat. Es ist für Jenna die berühmte Liebe auf den ersten Blick. Mit weit geöffnetem Herzen lässt sie sich ganz auf diese Liebe ein. Aber, wie die meisten Menschen, ist Jenna geprägt von vielen illusionären Vorstellungen, von sich selbst, dem Geliebten und der Liebe als solches. Es dauert nicht lange und sie befindet sich in einer tiefen emotionalen Abhängigkeit und verliert sich immer mehr. Doch Gott sei Dank gibt es ihren Schutzengel Wilma und dessen wissensdurstigen Praktikanten Anton. Sicher und gekonnt führt Wilma ihren Schützling aus deren Abhängigkeit hinein in die emotionale Freiheit. Auf dieser Reise, hin zur bedingungslosen Liebe, gibt es für Jenna und Anton jede Menge zu lernen ... Es handelt sich um einen Liebesroman, in dem die in Beziehungen wirkenden psychologischen und spirituellen Prägungen und Mechanismen mit Leichtigkeit und Humor aufgezeigt werden. Es eröffnet dem Leser die Chance, Liebesbeziehungen in einem ganz neuen Licht zu sehen und verletzte Herzen können heilen.
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Seitenzahl: 391
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Für Thea Wachtendorf sind ein Wandel im Denken, als auch eine Erweiterung des Bewusstseins die entscheidenden Bedingungen für dauerhafte positive Veränderungen der Lebensumstände. Vor vielen Jahren machte sie aufgrund eigener Schicksalsschläge, Spiritualität und Psychologie zu ihrem Beruf und unterstützt Hilfesuchende in deren Prozess der Bewusstwerdung und Erlösung negativer Glaubens- und Verhaltensmuster. In Prittriching, bei Augsburg, betreibt sie eine Praxis und bietet Seminare und Vorträge an zahlreichen Orten rund um oben genannte Themen an. Sie ist bekannt für ihre Begabung, hohe Spiritualität in einfachen und klaren Worten zu vermitteln und überzeugt mit Authentizität, Humor und alltagstauglicher Spiritualität.
„Mit diesem Buch möchte ich Menschen erreichen, die sich nach der wahren Liebe sehnen und den Sinn von Beziehungskrisen nicht erkennen. Ich sehe dieses Buch als einen Begleiter auf dem Weg zu einer erfüllenden Liebesbeziehung in Anwendung der spirituellen Gesetzmäßigkeiten und dem Erkennen einer tieferen Wahrheit.“
Thea Wachtendorf
Einführung
Die Entscheidung
Neue Sichtweisen
Das Schicksal
Das Einlassen
Die Hoffnung
Das drohende Unheil
Die Führung
Geplatzte Träume
Aufstehen und weitergehen
Stillstand
Einstürzende Mauern
Heilende Herzen
Die Hingabe
Das Ende vom Suchen
Neubeginn
Die Geschichte von „Zuleika und Joseph“ gibt es in vielen unterschiedlichen Ausführungen. Die nachfolgende Deutung dieser Geschichte ist die ideale Vorgeschichte zu meinem Buch:
Eines der großen Beispiele, über eine unerfüllte Liebesbeziehung die Fähigkeit zur selbstlosen Liebe zu erlangen, zeigt sich in der Beziehung zwischen dem Propheten Joseph und Zuleika, der Frau des Potiphars. Joseph sagte man nach, strahlender und schöner zu sein, als je ein Prophet vor ihm und schon bei ihrer ersten Begegnung entflammte Zuleika in leidenschaftlicher Liebe zu ihm. Für ihre Liebe zu Joseph opferte Zuleika alles – ihren guten Ruf, ihr Geld, ihre Ehe, ihr Heim und ihre gesellschaftliche Stellung. Sie war so verrückt nach Joseph, dass sie ihre kostbarsten Juwelen an jeden verschenkte, der ihn gesehen hatte und ihr von ihm berichten konnte. So wurde sie schnell zum Skandal der ägyptischen Aristokratie. Eine verheiratete Frau, die schamlos in den Sklaven ihres Ehemanns verliebt war und ihre Gefühle nicht verheimlichte.
Einmal hörte Zuleika, wie all die Damen der Gesellschaft über sie herzogen. Zuleika zahlte es ihnen heim. Sie lud ihre Freundinnen zum Essen ein. Zum Nachtisch ließ sie frisches Obst auftragen, mit scharfen Messern zum Schälen und Zerteilen der Früchte. Dann rief sie Joseph herbei. Sämtliche Frauen waren so von seiner Schönheit getroffen, dass sie die Früchte völlig vergaßen und sich in die Finger schnitten. Da sprach Zuleika zu ihnen: „So habt ihr selbst gesehen! Haltet ihr mich nun immer noch für schuldig?“
Zuleika wurde wegen ihrer skandalösen Liebe von ihrem Mann verstoßen und war gezwungen, durch Betteln und niedrige Arbeiten sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Jahre später hatten sich die Positionen in der Gesellschaft
umgekehrt. Joseph war zum Freund und engsten Berater des Pharao geworden, zum zweitmächtigsten Mann im Lande. Eines Tages traf Joseph Zuleika auf der Straße. Er war in Seide gekleidet, ritt auf einem prachtvollen Hengst und war umringt von Ratgebern und seiner eigenen persönlichen Leibgarde. Zuleika war in Lumpen gehüllt und ihre Schönheit war in den Prüfungen ihres Lebens in den letzten Jahren dahingeschwunden. Joseph sagte: „Oh, Zuleika, früher als du mich heiraten wolltest, musste ich ablehnen. Du warst die Frau meines Herrn. Nun bist du frei, und ich bin kein Sklave mehr. Wenn du es wünschst, werde ich dich nun heiraten.“
Zuleika blickte ihn an, ihre Augen waren voller Licht und sie sagte: „Nein, Joseph. Meine große Liebe zu dir war nur ein Schleier zwischen mir und dem Geliebten. Ich habe diesen Schleier zerrissen. Jetzt, da ich den Geliebten gefunden habe, brauche ich deine Liebe nicht mehr.
Durch ihre große Liebe zu Joseph fand Zuleika das, was wir alle suchen, die Quelle der Liebe. Diese ist nur im eigenen Inneren zu finden, niemals im Außen und niemals in einer anderen Person. Somit birgt jedes Liebesdrama die Chance in sich, durch das Durchleben des Leids, diese besagte Quelle zu finden.
Wilma hatte etwas gedöst, aber augenblicklich war sie hellwach! Erde, Liebesbeziehungen, Heilen, Ego überwinden, Erwachen? Hatte sie richtig gehört? „Ich will, ich will, ähhh, ich meine, ich bin genau richtig für den Fall!“ rief sie begeistert aus und sprang gleichzeitig von ihrem Sitz hoch. „Bitte, bitte, lasst mich das machen.“ Erwartungsvoll sah sie in die Runde der Meister, die diese Entscheidung treffen würden, und auf all die anderen Engel, die auf neue Aufträge warteten. Erst jetzt fiel ihr Blick auf die Seele, die diese Wahl für das nächste Erdenleben getroffen hatte. Sie fühlte sich sofort mit ihr verbunden und dadurch noch mehr in ihrer Absicht bestärkt. Zielstrebig ging sie auf diese zu und sprach sie direkt an. „Ich bin Wilma und wenn du willst, werde ich im kommenden Erdenleben dein Engel sein. Ich werde vom ersten bis zum letzten Atemzug an deiner Seite sein und alles mir Mögliche tun, damit du deine Ziele erreichen wirst! Ich war oft auf der Erde und ich bin praktisch Expertin für Heilen und Erwachen durch Liebesbeziehungen! Und glaube mir, wenn du Erleuchtung durch Liebesbeziehungen gewählt hast, dann brauchst du eine Fachfrau wie mich. Das wird grandios. Nichts ist so aufregend wie durch Liebesbeziehungen zu reifen! Ich liebe es und ich werde es lieben mit dir zu sein! Sag ja, bitte, bitte, sag ja.“
Die Seele war fasziniert von Wilmas Begeisterung, von ihrer Kraft und ihrer Ausstrahlung. Sie mochte Wilma auf Anhieb und dachte, mit so einer an meiner Seite, ist die Schlacht ja schon halb gewonnen! Bevor überhaupt irgendein Meister zu Wort kommen konnte, stimmte sie begeistert zu. „Ja, sehr gerne! Ich glaube du bist genau richtig für mich!“
Ein Räuspern riss die beiden aus ihrem Zwiegespräch und sie schauten erschrocken hoch in die Runde der leicht belustig dreinschauenden Meister. „Meine Lieben“, sprach jetzt einer von ihnen, „wenn ihr euch einig seid, dann sind wir es auch. Wilma, du hast den Auftrag! Unsere Liebe begleitet euch.“ Er wandte sich noch einmal direkt an die Seele. „Du wirst geboren, um immer wieder aufzustehen. Wann immer du hinfällst, bleibe nicht am Boden liegen. Tue das, was du als kleines Kind lernen wirst: Immer wieder aufstehen! Solange, bis du alleine stehen und gehen kannst! Und noch etwas: In Anbetracht deiner karmischen Struktur möchten wir dich noch einmal daran erinnern, dass wir dich am Ende deines Lebens nicht fragen werden, ob du jeden Tag hart gearbeitet und alles korrekt ausgeführt hast, sondern wir werden dich fragen, ob du jeden Tag voll Liebe warst, egal was war.“ Damit war alles gesagt und sie waren entlassen.
Wilma konnte ihr Glück kaum fassen, denn die Erde war ihr absoluter Lieblingsplanet! Sie hatte das Menschsein schon hinter sich gelassen und existierte derzeit als Engel im Universum. Als Engel konnte sie entscheiden, für welchen Planeten sie tätig sein wollte und sie entschied sich meist für die Erde. Dort war was los! Und genau das mochte Wilma. Die Welt der Polaritäten, Aktion, Drama, Emotionen, Lebendigkeit, Gegensätze! Nicht nur Friede, Freude und Eierkuchen wie auf einigen anderen Planeten! Auch die kriegerischen und dunklen Planeten waren nicht so ihr Ding. Nein, die Erde war genau richtig für sie. Zugegeben, für die Erdlinge selbst war das Leben oft nicht so lustig, denn mit der Geburt fielen die Seelen wieder in eine tiefe Unbewusstheit, so auch ihr Schützling. Sie würde alles vergessen, was hier besprochen worden war und somit auch vergessen, dass alles letztlich ihre Entscheidung war. Sie würde in ihrer Unbewusstheit anfangen, gegen sich selbst und gegen andere zu kämpfen. Sicher würde es etliche Erdenjahre dauern, bis ihre Seele anfangen würde zu erwachen. Oh ja, das kannte Wilma selbst zu genüge. Sie hatte zahlreiche Extrarunden auf der Erde drehen müssen, weil sie selbst so schwer von Begriff war. Sie kannte praktisch jede Falle, in die man tapsen konnte. Aber hoho und halleluja, auch sie hatte es dann irgendwann geschafft, die Unbewusstheit zu überwinden. Und kaum fing das Leben an, so richtig Spaß zu machen, war es auch schon vorbei und sie wurde von der Erde abberufen. Das ist so ähnlich wie in der Schule. Dort wiederholt man ja auch nicht ständig die erste Klasse und genießt, dass das Lernen so leicht geworden ist. Wenn man etwas erfolgreich abgeschlossen hat, geht‘s weiter. Nach bestandener Prüfung gab es für Wilma mehrere Möglichkeiten weiter zu gehen. Aus Liebe zum Planeten Erde und den Menschen, die auf ihr lebten, fühlte sie sich berufen, ein Schutzengel für Erdbewohner zu sein und diese Aufgabe erfüllt sie zutiefst.
Begeistert klatschte Wilma nun in ihre Hände. „Los geht’s! Hast du schon einen Namen gewählt? Du wirst als Mädchen geboren. Wie soll ich dich ab jetzt nennen? Wenn du willst, wählst du den Namen selbst. In dem Fall übersendest du die Info telepathisch an deine zukünftige Mutter. Sie wird während ihrer Schwangerschaft so mit dir verbunden sein, dass sie diese Information mühelos empfangen wird. Die meisten Eltern denken, dass der Name ihre Idee war, aber so ist es selten. Natürlich kannst du die Wahl auch deinen Eltern überlassen und lässt dich überraschen, welchen Namen sie dir geben. Ganz wie Du willst!“
„Warum heißt du Wilma, hast du den Namen selbst gewählt?“ fragte die Seele. „Ja“, sagte Wilma, „der Name bedeutet Entschlossenheit und Schutz und somit finde ich ihn total passend für mich und meine Berufung zum Schutzengel.“ Fragend schaute die Seele Wilma an. „Ich hätte auch gerne einen Namen mit einer passenden Energie. Kannst du mir einen Vorschlag machen? Wenn ich gerade so über meine Wahl für das nächste Leben nachdenke, dann habe ich Gottes Gnade wohl dringend nötig. Gibt es dafür einen passenden Namen?“ „Ja, da gibt es so einige Namen die dafür in Frage kommen“, erwiderte Wilma. „Lass mich überlegen. Wie wäre es mit Jessica, Johanna, Jantje, Jana, Janina, Jennifer, Jenny oder Jenna? All diese Namen bedeuten Gott ist gnädig, Gott ist gütig.“ „Jenna, das ist es! Das gefällt mir! Nenn mich Jenna!“ Freudig strahlte sie Wilma an.
„Eine schöne Wahl. Ungewöhnlich, so wie du.“ antwortete Wilma. „Dann ist es jetzt soweit, meine liebe Jenna, Zeit zu gehen! Es ist alles auf der Erde für dich vorbereitet. Du hast alles was wichtig ist mit deinen Geistführern besprochen. Hast du noch Fragen, bevor es losgeht?“ erkundigte Wilma sich liebevoll. „Ja“, antwortete Jenna. „Was haben meine Seelengefährten zu meiner Entscheidung gesagt? Werden sie mir helfen mein Ziel zu erreichen und wie?“ „Das darf ich dir leider nicht sagen Jenna, das wirst du ohne Vorinformationen erleben müssen. Diese Ungewissheit ist doch praktisch das Salz in der Suppe! Genieße dein Leben in vollen Zügen, egal wie es ist und egal wie es endet. Wenn du dein jetzt gestecktes Ziel nicht erreichen solltest, weil du dich in der Welt verlierst, dann inkarnierst du danach einfach erneut. Alles kein Problem!“ Aufmunternd lächelte Wilma die Seele an und übertrug ihr auf diese Weise eine große Portion Zuversicht.
Sie standen mit vielen anderen Seelen und deren Engeln am Wolkentor Richtung Erde. Jenna fühlte sich leicht und beschwingt. Sie freute sich auf das Leben und mit Wilma an ihrer Seite fühlte sie sich unglaublich sicher. Plötzlich fühlte sie, wie ein Sog sie von Wilma fortzog. Sie winkte ihr noch einmal zu und gab sich dann dem Prozess der Inkarnation vollkommen hin. In ihr hallten Wilmas Worte „alles kein Problem“ noch nach und mit dem sicheren Gefühl, nichts könnte ihr geschehen, beseelte sie den Embryo im Leib ihrer Erdenmutter.
21 Erdenjahre später
„Wilma. Wiiiiiiilma!“ Wilma entspannte in ihrem Lieblingssessel und fuhr nun erschrocken hoch. Wer rief denn da so penetrant nach ihr? „Hier bin ich! Und wer will das wissen?“ fragte sie etwas mürrisch. Im gleichen Moment sah sie schon einen sogenannten Frischling auf sich zukommen. Frischlinge wurden die Seelen genannt, die gerade eine Inkarnation beendet hatten und frisch von der Erde kamen. Nachdem sie sich vom sogenannten Tod erholt hatten, begannen die Gespräche, in denen das gelebte Leben reflektiert und das neue Leben geplant wurde. Das konnte einige Zeit in Anspruch nehmen und war abhängig von der Bewusstwerdung der Seelen. Bei einigen Seelen ging es schneller und bei anderen dauerte es eben länger. Man erkannte das Stadium ihrer Bewusstheit an ihrer Farbschwingung. Je heller sie strahlten, je lichter sie waren, desto bewusster waren sie sich ihrer selbst. Und umgekehrt, je dunkler, desto unwissender und unbewusster waren sie noch. Und dieser Frischling sah noch sehr dunkel aus. Bestimmt ein schwieriger Fall, dachte Wilma. Was will der wohl von mir?
Der Frischling kam freudig auf sie zu. „Endlich habe ich dich gefunden!“ sagte er zu ihr. „Ich bin Anton und die aufgestiegenen Meister schicken mich zu dir! Sie sagen, du wärst genau die Richtige, um mir zu helfen!“ „Wobei soll ich dir helfen?“ fragte Wilma erstaunt. Sie war doch gar nicht in der Frischlingsabteilung tätig! Sollten die Meister sich geirrt haben? Unmöglich, sie irrten nie! „Ich soll ein Praktikum bei dir machen!“ informierte Anton sie nun. „Ein Praktikum?“ fragte Wilma nun doch recht verwirrt. „Wie soll ich das verstehen? Was genau meinst du damit?“ „Die Meister meinten es wäre gut, wenn ich dir bei deiner Arbeit zusehe. Irgendwie kapiere ich das mit der Bewusstwerdung, mit der Heilung und mit dem Erwachen auf der Erde nicht. Jetzt hatte ich in der Hinsicht schon drei erfolglose Inkarnationen und die Meister hoffen, dass ich die Zusammenhänge leichter verstehe, wenn ich einmal Zuschauer einer Inkarnation bin. Sie sagen, viele Menschen würden bei sich selbst meist nichts sehen, bei anderen dafür umso mehr. Dieses könnte man sich in meinem Fall zunutze machen. Ich soll dich begleiten, dir zuschauen, wie du deinen Schützling inspirierst und daraus lernen. Die Meister sagen, du bist sehr weise und wirst mir alles erklären.“ Wilma zögerte einen Moment, aber dann überwand sie sich und stimmte zu. „Das klingt zwar nach sehr viel Zusatzarbeit, aber ich liebe meine Aufgabe und wenn es dir und dem Universum dient, soll es mir recht sein.“
„Prima! Wie geht’s jetzt weiter, Wilma? Wann beginnt mein Praktikum?“ fragte Anton begeistert. „Am besten sofort!“ sagte Wilma. „Mein Schützling heißt Jenna und wir haben noch etwas Zeit, dich auf den aktuellen Stand ihres Lebens zu bringen, bevor es dort so richtig spannend wird!“
Sie befanden sich schon in dem sogenannten Zuschauerraum von Jenna’s Leben. Neben Wilmas Thron - so nannte sie ihren Lieblingssessel - standen weitere bequeme Sitzgelegenheiten. Wilma lud Anton ein, sich einen Platz auszusuchen. „Und damit das klar ist, dies ist mein Thron und der ist absolut tabu für dich. Manchmal ist es ganz wichtig, dass ich besonders gute Einfälle habe und dann brauche ich einen Stuhl, dessen Schwingung nicht von einem Frischling verdunkelt ist!“ „Wilma, willst du damit sagen, dass ich deinen Stuhl negativ beeinflussen könnte?“ Na prima, dachte Wilma, ein totaler Anfänger! Da hab ich mir ja etwas Tolles eingehandelt!
„Ja, Anton, das will ich damit sagen“ antwortete sie so geduldig wie möglich. „Aber das erkläre ich dir zu einem anderen Zeitpunkt, dann verstehst du das besser. Ich denke, ich muss bei dir ganz von vorne beginnen. Ich werde dir geistige Gesetzmäßigkeiten erklären. Vielleicht werden dich diese Ausführungen anfangs etwas überfordern. Wenn dem so ist, mach dir keine Sorgen! Wenn wir später gemeinsam das Leben von Jenna verfolgen, werde ich dir anhand vieler Lebenssituationen alles noch einmal erklären und so wirst du nach und nach immer mehr verstehen. Regel Nummer eins: Ich erzähle dir etwas und du fragst bitte nach, sobald etwas unklar für dich ist. Verstanden?“ „Jawohl, Sir, ähhh, ich meine Wilma. Entschuldige bitte, aber im letzten Leben war ich bei der Bundeswehr und das beeinflusst mich wohl noch etwas!“ kicherte Anton jetzt ganz vergnügt. „Bei der Bundeswehr? Was hast du denn da gemacht?“ „Ich war Ingenieur und für unterschiedliche Fahrzeuge zuständig.“ „Und, hat es dir dort gefallen?“ fragte Wilma interessiert. „Na ja, ging so, gefallen hat es mir dort nicht so gut, aber es gibt Schlimmeres“, antwortete Anton spontan. „Das klingt ja nicht sehr prickelnd! Warum hast du dir keine Arbeit gesucht, die dir besser gefallen hätte?“ „Warum? Das ist doch wohl klar! Der Job war total sicher! Ich war auf Lebenszeit unkündbar! Da wär ich ja schön blöd gewesen, wenn ich so etwas hätte sausen lassen! Wenn ich nicht vorher gestorben wäre, hätte ich eine tolle Pension bekommen und nicht nur so eine mickrige Rente wie viele andere. Hab ja nicht wissen können, dass ich mit fünfundfünfzig schon sterbe! Das fand ich auch echt ungerecht! Nein, das finde ich immer noch ungerecht! Gott sei Dank war die Scheidung meiner Ehe schon durch, denn meiner Ex-Frau hätte ich meine Pensionsansprüche echt nicht gegönnt! Die hat mich mit einem anderen Mann betrogen und das tut man einfach nicht! Nein, das tut man einfach nicht!“ wiederholte er ausdrucksstark. „Lass mich raten woran du gestorben bist“ erwiderte Wilma mitfühlend. „Herzinfarkt?“ Erstaunt sah Anton Wilma an „Ja, stimmt! Woher weißt du das?“ „Das, mein Lieber“, erwiderte Wilma nun mit weicher Stimme, „wird dir im Laufe deines Praktikums klarer werden. Wir werden Jennas Leben betrachten und ich werde dir dabei alles erzählen, was für dich wichtig ist. Am Ende wirst du alle Zusammenhänge verstehen und du wirst auch dein Leben rückwirkend in einem anderen Licht betrachten können. Das wird dein Herz heilen. Wenn man das Leben eines Menschen von außen als Zuschauer betrachten kann, ist alles leichter zu verstehen und anzunehmen. Also, habe ein bisschen Geduld.“
Wilma zeigte auf eine Leinwand. „Schau hin, das ist Jenna“, sagte sie. Auf der Leinwand sah Anton eine junge Frau, die ein Buch lesend in einem Café saß. „Wow“ rief Anton begeistert aus. „Das ist ja wie Kino gucken in 3D!“ „Ja, und jetzt pass genau auf, ich zeige dir noch etwas!“ antwortete Wilma. Plötzlich befand Anton sich gemeinsam mit Wilma in dem Café. Anton stand direkt neben Jenna, aber diese schien ihn und Wilma gar nicht zu bemerken. Im gleichen Moment war alles wieder vorbei und er saß erneut im Zuschauerraum auf seinem Stuhl. Etwas irritiert starrte er auf die Leinwand. „Wow, was war das denn? Das ist ja völlig abgefahren!“ rief er begeistert aus. „Ja, das ist super einfach. Geschieht wie alles einfach nur über die Schöpferkraft des Geistes. Wenn ich denke, wir sind dort, wo sie ist, sind wir im gleichen Moment auch schon dort. Manchmal ist es erforderlich bei ihr zu sein. Meine Aufgabe als Schutzengel besteht darin, sie zu begleiten, zu inspirieren und zu trösten, ihr Energiefeld zu stärken und vieles mehr. Du wirst es erleben. Die meiste Zeit kann ich meine Aufgabe von hier aus erledigen, aber oft muss ich auch bei ihr sein und das ist mir zu jeder Zeit möglich.“
Anton schaute auf die Leinwand und sah wie Jenna ihr Buch zusammenklappte, aufstand und das Café verließ. Sie ging in Richtung Aufzug und fuhr in den 3 Stock. Dort stieg sie aus dem Fahrstuhl und ging in Richtung einer großen Glastür. STAATSANWALTSCHAFT stand in fetten Buchstaben auf einem Hinweisschild. Alles lief ab wie in einem Film und Anton konnte es gar nicht abwarten, mehr über das Leben von Jenna zu erfahren. Irgendwie empfand er sofort Sympathie für sie. Ja, sie berührte sein Herz und er fühlte sich irgendwie mit ihr verbunden. „Jenna ist jetzt 21 Jahre alt. Auf der Erde schreiben sie das Jahr 1984“, fuhr Wilma fort. „Ihr Elternhaus sowie die Lebensumstände wurden passend zu ihrem Schicksal, also passend zu ihren Lebenslektionen und ihrer Lebenswahl, ausgesucht. Die Einzelheiten dazu erfährst du im Verlauf.“ „Schicksal, Lebenslektionen und Lebenswahl?“ Fragend hob Anton die Hand. „Ja, Schicksal ist das, was man losgeschickt hat“, erwiderte Wilma. „Wenn ein Mensch auf die Erde inkarniert, dann geschieht das, weil er die Ursache dafür gelegt hat. Das Rad der Wiedergeburt zieht ihn so lang ins Leben hinein, bis er aufhört, diesbezüglich Impulse zu setzen. Zum Einen muss er die von ihm gesetzten negativen Impulse erleben, das sind die sogenannten Lebenslektionen. Ebenso wird er auch die positiven Impulse erleben dürfen. Das sind all seine Wünsche oder gesteckten Ziele, die er verwirklichen möchte und das nenne ich jetzt mal seine Lebenswahl.
Es gibt verschiedene geistige Gesetzmäßigkeiten, denen die Menschen auf der Erde unterliegen, solange sie ihr Bewusstsein nicht darüber erhoben haben. Eines davon ist das Gesetz von Ursache und Wirkung, auch Karmagesetz genannt. Du warst ja im letzten Leben ein Christ und daher kennst du sicher die Aussage von Jesus über Saat und Ernte. Andere spirituelle Meister haben in anderen Worten davon gesprochen, aber es hat immer die gleiche Bedeutung. Was du säst, musst du ernten. Offene Rechnungen müssen bezahlt werden. Ich gebe dir ein Beispiel dafür: Wenn du in einem Leben jemanden finanziell ausgenutzt hast und dir während des Lebens nicht bewusst wird, dass das keine gute Tat war, dann erschaffst du, dass auch dir so etwas in der Art geschieht. Das Ganze ist sehr vielschichtig, denn es ist abhängig davon, welche Absicht hinter einer Handlung oder einem Gedanken steht. Vielleicht erst im nächsten Leben, aber früher oder später muss alles ausgeglichen werden. Meist liegen mehrere Leben zwischen Ursache und Wirkung und darum empfinden viele Menschen, die kein Wissen über die Gesetzmäßigkeiten des Lebens haben, das Leben als sehr ungerecht. Sie können nicht verstehen, warum der eine so viel Glück im Leben hat und ein anderer so viele Schwierigkeiten erlebt. Sie fühlen sich als Opfer des Lebens und geben oft anderen die Schuld daran, dass die Dinge in ihrem Leben so sind, wie sie sind. Sie haben noch nicht erkannt, dass sie aufgrund ihrer Absichten selbst Schöpfer ihrer Leben sind und das nennt man dann Unbewusstheit.“
„Das höre ich ja heute zum ersten Mal! Das hätte man mir ja auch schon früher erzählen können! Das finde ich nun wieder total ungerecht“, erwiderte Anton nun recht mürrisch. Wilma lachte herzlich. „Nein, mein Lieber, das hörst du heute nicht zum ersten Mal. Tief in deiner Seele ist alles Wissen darüber gespeichert. Es ist ein Teil des Lebensspiels, alles zu vergessen und sich dann innerhalb des Lebens wieder zu erinnern.
Neben den Lebenslektionen gibt es die Lebenswahl. Da gibt es vielleicht die eine oder andere Erfahrung, die du gerne einmal machen möchtest. Das betrifft sowohl angenehme, wie auch unangenehme Erlebnisse. Vielleicht willst du erleben, wie es ist, geliebt zu werden, vielleicht wählst du aber auch zu erfahren, wie es ist, gehasst zu werden. Vielleicht wählst du reich zu sein, vielleicht aber auch arm zu sein. Einfach um diese Erfahrung zu machen“, erklärte Wilma. „Wer ist denn so blöd und wünscht sich arm zu sein oder gehasst zu werden?“ fragte Anton nun ganz entrüstet. „Jemand, der nicht gerade im Leben steht, sondern vor der Inkarnation den Lebensplan gestaltet und in dieser Zeit nicht dem Gesetz der Polarität, einer weiteren spirituellen Gesetzmäßigkeit, unterliegt. Jemand, der einfach Lust zu leben hat und unterschiedliche Erfahrungen machen möchte“, antwortete Wilma schmunzelnd. Sie fand es herrlich, Anton so emotional zu erleben und irgendwie tat er ihr ein wenig leid, weil er gar so unbewusst war. „Auf der Erde unterliegt man dem Gesetz der Polarität, das bedeutet, dass es von allem das Gegenteil gibt. Es gibt das Einatmen und das Ausatmen, es gibt den Tag und die Nacht, es gibt hell und dunkel, groß und klein, arm und reich und so weiter. Ohne eine gedankliche Bewertung ist weder das eine noch das andere besser oder schlechter. Wenn du keine Lungenprobleme hast, sagst du nicht, einatmen ist gut und ausatmen ist schlecht. Oder? Wenn du jedoch Schwierigkeiten mit dem Ausatmen hast, sagst du einatmen ist gut, aber ausatmen ist schlecht. Wenn du den Tag und die Nacht gleichermaßen liebst, sagst du nicht der Tag ist besser als die Nacht oder umgekehrt. Wenn du dich aber in der Nacht fürchtest, dann sagst du, der Tag ist besser als die Nacht. Eigentlich sind alle Dinge wertneutral, aber die gedankliche Bewertung von gut und schlecht bestimmt, ob ein Mensch etwas als gut oder schlecht erlebt. Verstehst du das?“
Aufmerksam blickte Wilma ihn an. „Nee, verstehe ich nicht!“ erwiderte Anton mit ratlosem Blick. „Okay, anderes Beispiel. Stell dir vor, wir spielen Mensch ärgere dich nicht. Einer von uns wird gewinnen und einer wird verlieren. Das steht fest. Was wäre dir lieber, verlieren oder gewinnen?“ fragend blickte Wilma ihn an. „Natürlich gewinnen“, antwortete Anton wie aus der Pistole geschossen. „Warum?“ Anton antwortete spontan, denn für ihn gab es nur eine richtige Antwort auf diese Frage. „Weil es schöner ist zu gewinnen“, behauptete Anton überzeugt. „Das denkst du, das ist deine Bewertung“, antwortete Wilma. „Wenn du mit dieser Bewertung im Kopf ein Spiel spielst, wird es dir nur Spaß machen, solange du auf der Gewinnerseite stehst. Wenn ich besser bin und es sich abzeichnet, dass ich gewinnen werde, wirst du anfangen das Spiel nicht mehr zu mögen und deine Laune wird sich drastisch verschlechtern. Kannst du dir das vorstellen?“ „Klar! Das kenne ich!“ „Wenn du jetzt jedoch das Verlieren genauso genießen könntest, wie das Gewinnen und das Spiel einfach aus Freude am Spiel spielen könntest, wie würdest du dich dann wohl fühlen, wenn ich gewinne?“ „Oh, jetzt verstehe ich! Dann würde ich mich freuen, egal ob ich gewinne oder verliere. Ich hätte einfach Spaß am Spielen!“
Anton war ganz still geworden. „Wow, das würde dann ja auch bedeuten, dass jeder Mensch immer die Freiheit hat, alles zu mögen, egal was er erlebt! Es kommt nur auf seine Bewertung der Dinge an!“ „Ja genau“, bestätigte Wilma ihn. „Und zu dieser Freiheit zu kommen, darum geht’s unter anderem im Leben. Jeder Mensch auf der Erde unterliegt diesem Spiel von Gut und Böse, bis er es durchschaut und darüber hinausgeht.
Auch nach dieser Erkenntnis geht das Leben für ihn in Polaritäten weiter, denn wie gesagt kann das Eine ohne das Andere auf der Erde gar nicht existieren, jedoch bleibt er innerlich unberührt von den äußeren Geschehnissen. Jede Sache, jedes Ding, hat zwei Seiten und im Spiel der Polaritäten musst du beide Seiten erleben, besser gesagt, darfst du beide Gegensätze erleben. Jedes Ding verkehrt sich irgendwann ins Gegenteil. Ein Umstand, der dich glücklich macht, wird dich irgendwann traurig machen. Darum kannst du auf zwei Arten unglücklich werden, nämlich wenn Wünsche sich nicht erfüllen, ebenso wie dann, wenn sie sich erfüllen. Die Aufgabe ist es beide Pole auszuleben und sich irgendwann darüber zu erheben und zu erkennen, dass weder das Eine gut, noch das Andere böse ist. Wenn man sich über die Polarität erhoben hat, kann man das Leben genießen, egal was ist. Wie ein Spieler, der Mensch ärgere dich nicht spielt und einfach Freude am Spielen hat, egal wie es endet.“
„Ich erkläre es dir an Jennas jetzigem Leben, dann wirst du es leichter verstehen. Jenna hat in diesem Leben Heilung und Erwachen durch Liebesbeziehungen gewählt“, fuhr Wilma fort. „Heilung und Erwachen, was genau meinst du denn damit“, warf Anton fragend ein. „Einfach ausgedrückt bedeutet es, sich seiner selbst und somit der eigenen Schöpferkraft bewusst zu werden. Weiterhin die Bewusstwerdung darüber zu erlangen, dass die Quelle der Liebe im eigenen Inneren zu finden ist und nicht irgendwo im Außen. In keinem anderen Menschen, nur in dir, kannst du finden wonach dein Herz sich sehnt.“ „Ehrlich gesagt, verstehe ich das auch nicht richtig.“ Resigniert sah Anton Wilma an. „Das ist nicht tragisch, Anton“, tröstete diese ihn. „Im weiteren Verlauf wirst du alles verstehen. Ich werde es dir einfach anhand passender Lebenssituationen von Jenna verdeutlichen. Das wird schon!“ Aufmunternd sah Wilma ihn an und fuhr fort. „Es gibt viele Wege zu heilen und zu erwachen. Entweder wie bei Jenna durch Liebesbeziehungen, aber auch durch andere herausfordernde Beziehungen mit Familienmitgliedern oder anderen Menschen, durch Krankheit, durch Dienen, durch Kinder, besonders auch durch behinderte Kinder, durch Verluste aller Art und noch vieles mehr. Durch Liebesbeziehungen zu erwachen ist besonders leidenschaftlich und mir gefällt dieser Weg sehr gut. Ich bin sehr gespannt, wie es dir ergehen wird, Anton. Auf jeden Fall wirst du sehr viel über die Liebe lernen und nichts wird für dich mehr so sein wie vorher.“ Wilma strahlte Anton an. „Es wird freier sein als je zuvor! Das verspreche ich dir!“Anton schaute skeptisch drein. „Das wäre zu schön um wahr zu sein“, sagte er zweifelnd. „Ich würde ja so gerne an die Liebe glauben, aber das, was ich erlebt habe, war so unschön und hat mich tief verletzt. Ich glaube, das heilt nie.“ „Ach, Anton“, sprach Wilma jetzt liebevoll und legte einen Arm um seine Schultern. „glaube mir, am Ende siegt immer die Liebe und jedes Herz ist heil. Auch wenn du das jetzt noch nicht glauben kannst, ich weiß es sicher und ich freue mich, dass du diesen Weg jetzt mit mir gehst.“ Anton schmiegte sich ein bisschen enger an Wilma an. Ihre Energie tat ihm richtig gut und er lächelte Wilma nun offen an und wiederholte ihre Aussage. „Die Liebe siegt immer, das klingt wirklich wunderschön.“
Wilma deutete auf die Leinwand. „Jenna ist gerade auf dem Weg in ihr Büro. Sie arbeitet als Justizangestellte bei der Staatsanwaltschaft. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Sandra teilt sie sich dort ein Büro. Die zwei haben zusammen ihre Ausbildung absolviert und ihre Beziehung geht inzwischen über ein kollegiales Verhältnis hinaus. Sie sind schon fast so etwas wie Freundinnen. Jennas Vater ist ein angesehener Steuerberater und dieser hatte gute Kontakte zur Staatsanwaltschaft. Auf diesem Wege kam Jenna zu ihrem Beruf. Man kann nicht sagen, dass es ihre Berufung ist, aber derzeit ist es passend. Eine ihrer Lebenslektionen beinhaltet das Thema Urteilen und Werten und somit geht sie mit diesem Job in Resonanz.“ Anton schaute Wilma fragend an. „In Resonanz?“
„Ja, in Resonanz. Das Wort bedeutet so viel wie zurückklingen. Man spricht auch vom Gesetz der Resonanz oder vom Gesetz der Anziehung. Wieder so eine geistige Gesetzmäßigkeit. Du kennst sicher das Sprichwort Gleiches zieht Gleiches an?“ „Klar!“ Anton nickte bekräftigend.
„Diese Aussage beruht auf dieser Gesetzmäßigkeit. In Jennas Fall“, fuhr Wilma fort, „bedeutet es, dass sie mit dem Thema Urteilen und Werten noch ein unerledigtes Thema und somit etwas zu lernen hat. Darum zieht sie diesen Arbeitsplatz wie magisch in ihr Leben. Die Umstände in ihrem Leben gestalten sich so, dass es automatisch dazu kommt. In ihrem Fall durch einen Vater, der diese Kontakte herstellt. Sie hätte natürlich auch Anklägerin, Richterin, Polizistin oder ähnliches werden können. Eben alles Berufe, die mit dem Thema Urteilen und Werten, mit dem Einstufen der Dinge in gut und böse oder richtig und falsch, zu tun haben.“
„Das ist wirklich interessant“, antwortete Anton. „Ist das bei allen Menschen so? Hat die Arbeit, die man ausübt, immer etwas mit einem selbst zu tun?“ „Ja“, sagte Wilma, „nichts geschieht ohne Grund. Es gibt immer eine innere Entsprechung, entweder mit dem Thema selbst oder mit den Umständen und Menschen drum herum.“
Anton schaute auf die Leinwand und sah wie Jenna gerade ihr Büro betrat. Sie war ungefähr 170 cm groß, schlank, hatte blondes schulterlanges Haar, ein sympathisches Gesicht mit aparten Zügen und machte insgesamt einen sportlichen Eindruck. Sein Blick fiel auf ihre strahlend blauen Augen. Wow, das ist das Schönste an ihr, dachte er bei sich, diese Augen sind echt wunderschön. Jetzt sah er auch Sandra. Sie saß am Schreibtisch und bei Jennas Eintreten schaute sie erstaunt hoch. „Ich dachte du bist schon längst auf dem Weg zum Flughafen?“ „Ja, bin so gut wie weg“, antwortete Jenna, „aber ich habe meinen Liebesroman vergessen und das Buch muss ich im Urlaub unbedingt dabei haben. Ah, da ist es ja schon.“ Jenna steckte das Buch in ihre Tasche und warf Sandra lachend eine Kusshand zu. „He, meine Liebe, ich wünsche dir viel Spaß beim Arbeiten und werde dir sonnige Grüße per Postkarte senden.“ Sandra schaute gespielt mürrisch drein. „Du bist echt zu beneiden. Zwei Wochen Sonne und Strand und lässt mich einfach im Stich.“ Und mit einem Blick auf Jennas Buch fuhr sie fort „und vielleicht solltest du, anstatt ständig diese unrealen Liebesromane zu lesen, dich einmal auf das normale Liebesleben einlassen. Die große Liebe, von der du träumst, die gibt es sowieso nicht!“ „Was diese Aussage über deine Ehe aussagt, wollen wir jetzt lieber nicht mehr diskutieren“, erwiderte Jenna gut gelaunt und zwinkerte Sandra zu. „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Du kennst doch mein Motto. Damit bin ich immer gut gefahren und das solltest du auch tun. Und nun hau schon ab!“ „Bin schon weg“, sagte Jenna und verließ lachend das Büro.
„Jetzt zeige ich dir wo Jenna wohnt und erzähl dir etwas über ihre Familie“, fuhr Wilma fort. „Jenna hat eine jüngere Schwester. Ihr Name ist Anja und sie ist drei Jahre jünger als Jenna. Sie hat gerade eine Ausbildung zur Erzieherin begonnen und wohnt ebenso wie Jenna noch im Hause ihrer Eltern. Ihr Vater ist, wie schon erwähnt, Steuerberater von Beruf und ihre Mutter ist Hausfrau. Früher arbeitete diese als Sekretärin, aber mit Jennas Geburt gab sie ihren Arbeitsplatz auf. Sie konnten es sich finanziell leisten und so konnte sie sich stressfrei um Jenna und das Haus kümmern. Drei Jahre später wurde dann auch Anja geboren und mit zwei Mädchen, Haus und Garten, hatte sie genügend zu tun. Das ist ihr Zuhause.“ Auf der Leinwand zeigte sich ein nettes Einfamilienhaus in einer Wohnsiedlung. „Ihr Vater heißt Martin und ihre Mutter Anneliese, der Nachname lautet Sommer. Sie wohnen am Stadtrand von Bremen“, fuhr Wilma fort.
„Jetzt fehlt nur noch der Hund“, fiel Anton ihr ins Wort. Wilma schaut Anton aufmerksam an. „Eifersüchtig?“ fragte Wilma. „Ja, Häuschen mit Garten, zwei Kinder, genug Geld, dass die Frau nicht arbeiten muss, denen geht’s ja echt gut. Klingt ziemlich nach heiler Welt und guten Lebensbedingungen!“ „Den Hund gibt es tatsächlich und er spielt eine wichtige Rolle im Leben der Familie. Warte ab, bis ich mit meiner Erzählung fertig bin und dann wirst du wissen, dass es wahrlich keinen Grund gibt, eifersüchtig zu sein.“ Wilmas Tonfall war ernst geworden und in Anton wuchs ein Gefühl von Unbehagen. War er wieder zu ungeduldig gewesen und hatte wieder einmal, wie so oft, zu vorschnell geurteilt? „Bitte erzähle weiter und entschuldige meine Ungeduld und Eifersucht“, bat er zerknirscht und Wilma fuhr fort. „Der Hund heißt Tim. Eigentlich wollten Jennas Eltern keinen Hund im Haus, aber die Kinder bettelten darum und so kam Tim dann doch zu ihnen. Da das Leben der Kinder mit der Schule und vielen anderen Interessen zeitlich recht ausgefüllt war, wurde der Hund am Ende Annelieses Hund. Sie war es, die mit ihm dreimal täglich Gassi ging, ihn fütterte, mit ihm redete und auf allen Ebenen für ihn sorgte. Und er sorgte sich um sie. Er war ihr treu ergeben und wurde emotional sehr wichtig für sie. Ihm konnte sie alles erzählen. Auch Dinge, die sie ihrem Mann und ihren Kindern nie würde sagen können.“
„Was kann sie ihrem Mann denn nicht sagen?“ platzte Anton ungeduldig heraus. „Dass sie ihn nie wirklich geliebt hat“, entgegnete Wilma. „Was? Das ist ja wieder mal typisch Frau! Wollte die nur sein Geld?“ „Und das ist wieder mal typisch Anton“, fuhr Wilma jetzt etwas strenger im Ton fort. „Ungeduldig, urteilend und wertend! Und all seinen eigenen Mist auf andere projizieren! Hör mir gefälligst zu, bis ich zu Ende erzählt habe und gewöhne dir an, nicht alles gleich heraus zu posaunen, was in deinem Kopf vorgeht.“
„Okay, ´tschuldigung“, antwortete Anton nun ziemlich kleinlaut. „Anneliese verliebte sich mit siebzehn in einen Mitschüler. Stefan war sein Name und auch er verliebte sich total in Anneliese. Die zwei hatten sich gesucht und gefunden und waren danach unzertrennlich. Vier Jahre später verunglückte Stefan tödlich mit dem Motorrad und so war diese Liebe jäh beendet. Anneliese war zu dem Zeitpunkt im dritten Monat schwanger und aufgrund des Schocks kam es zu einer Fehlgeburt. Sie hat diesen Verlust nie verarbeitet. Bis heute nicht. Wie so oft in schmerzhaften Situationen haben unbewusste Abwehrreaktionen ihres Egos sie geschützt. Die schmerzhaften Gedanken und Gefühle wurden mit Abwehrstrategien ins Unbewusste verschoben und waren ab da für sie nicht mehr fühlbar.
Klingt im ersten Moment angenehm, aber mit dieser unbewussten Verdrängung werden auch alle guten Gefühle unterdrückt und so wird man, einfach ausgedrückt, emotional flacher, kühler. Wenn man die negativen Gefühle nicht richtig fühlen will, dann lebt man den Pol nicht aus und folglich kommt man auch in den Gegenpol nicht mehr richtig hinein. So kann man die positiven Gefühle auch nicht mehr richtig fühlen.“
„Stopp!“ Anton hob die Hand und sagte „ich habe das mit dem Ego und der Abwehr noch nicht richtig verstanden. Erklärst du mir das noch einmal etwas genauer?“ „Gerne“, antwortete Wilma. „Also, pass auf. Mit Ego ist in diesem Fall dein Verstandes-Ich gemeint, der Denker. Ich habe dir doch das Gesetz der Polarität beschrieben. Dieses Ego-Ich ist der Teil, der die Dinge des Lebens in gut und böse einstuft. Die schönen Dinge wie Zuneigung, Verliebtheit, Freude, Bewunderung und vieles mehr, will das Ego-Ich gerne erleben. Diese Dinge bewertet dein Ego-Ich als gut und als Folge macht es ihm gute Gefühle. Davor muss es sich nicht schützen, ganz im Gegenteil, es öffnet das Herz und lässt alles zu. Davon bleibt kein Schaden. Stell dir vor, ein kleines Kind bekommt von der Mama ein Eis. Gleichzeitig sagt die Mama dem Kind, wie lieb es doch sei, wie hübsch und wie klug. Was glaubst du, tut das Kind?“ „Es wird sich freuen, das Eis schmeckt gleich noch besser und es fühlt sich geliebt! Allein wenn ich das hier jetzt ausspreche, kann ich es schon fühlen“, antwortete Anton spontan.
„Ja genau, du hast eine schöne Geschichte im Kopf und reagierst automatisch emotional mit schönen Gefühlen. Und jetzt stelle dir bitte zum Vergleich einmal folgende Geschichte vor. Du bist ein Kind und sitzt Schularbeiten machend bei deiner Mutter in der Küche. Sie ist total schlecht gelaunt, denn sie hat sich mit ihrer Mutter gestritten. Versehentlich schiebst du mit deinem Heft ein Glas vom Tisch, welches am Boden zerschellt. Sie entlädt ihre schlechte Laune und schreit dich an. Sie sagt vielleicht, dass du immer so tollpatschig bist und ihr nur Ärger machst und womit sie ein Kind wie dich überhaupt verdient hat! Wie fühlt sich das an?“ fragte Wilma. „Wenn ich mir das vorstelle, dann fühle ich mich gleich total traurig und klein. Das ist kein schönes Gefühl, das will ich nicht fühlen!“ antwortete Anton mit trauriger Stimme. „Ja, genau, das willst du nicht fühlen. Dein Ego-Ich bewertet traurige Gefühle als schlecht und tut alles, um diese schlechten Emotionen dann nicht fühlen zu müssen. Das ist eine gesunde kindliche Abwehrstrategie und geschieht automatisch, also nicht bewusst. Wenn ein Kind psychisch gesund ist, dann verfügt es über viele Abwehrmechanismen und kann die ungeliebten Gefühle unfühlbar machen. Solche Abwehrmechanismen sind zum Beispiel Verdrängen, Verschieben, ins Gegenteil verkehren, Rationalisieren und viele mehr. All das sind Strategien vom Verstand, um diesen scheinbar schlechten Gefühlen zu entgehen. Dabei ist es nur der Verstand, der dies bewertet. Eine Emotion ist eine Emotion und im Grunde wertneutral. Weinen und Lachen gehören zusammen, traurig sein und sich freuen auch. Ebenso wie alle anderen gegensätzlichen Emotionen. Das sind einfach nur Pole einer Energie. Ohne das jeweilige Gegenteil könnte es gar nicht bestehen und gefühlt werden. Dieses Abwehrverhalten wird von den meisten Eltern unbewusst noch gefördert. Sie wissen es noch nicht besser.“ „Wodurch fördern sie es denn?“ fragte Anton nun recht interessiert.
„Wenn man Emotionen verdrängt und sich durch diese unbewusst verhält, nennt man das auf der Erde neurotisches Verhalten. Zu dieser Zeit sind fast alle Eltern leicht neurotisch. Den meisten ist das jedoch gar nicht bewusst, denn keiner hat es ihnen beigebracht und so leben sie selbst aus verdrängten Mustern. Automatisch erziehen sie ihre Kinder solange in diesen Mustern weiter, bis sie Bewusstsein in ihr Verhalten bringen und erst dann sind sie in der Lage, etwas zum Positiven zu verändern.
Ich gebe dir ein Beispiel: Stell dir eine Mutter vor die sieht, wie ihre Kinder sich streiten. Sie sind wütend aufeinander und leben das aus. Die unbewusste Mutter bewertet diese Wut und den Streit als negativ. Wahrscheinlich wird sie zu ihren Kindern gehen und diesen sagen, dass sie immer schön lieb miteinander sein sollen. Vielleicht kommt noch so etwas wie „der liebe Gott sieht alles“ oder „sonst kommt der Weihnachtsmann nicht“ oder „ich erzähle eurem Vater, wie böse ihr ward“ oder sonst was in der Art hinzu. Die Kinder lernen dadurch, dass negative Emotionen nicht gelebt werden dürfen. Stattdessen lernen sie, dass man immer schön lieb sein muss, um gemocht zu werden. Die angepassten Kinder richten ihr Verhalten dann danach aus und werden die lieben, die braven Kinder. Die rebellischen Kinder gehen in Widerstand und zeigen eher ein unangepasstes Verhalten. Beides ist anstrengend und in beiden Fällen wird das, was man tief innen fühlt, verdrängt und somit nicht gelebt. Aber diese Energie der Wut ist immer noch im Energiefeld drin und lebt dort weiter. Ich nenne diese verdrängten negativen Energien gerne Schmerzkörper, denn das ist es, was sie sind. Eine nicht gelebte Energieform von Schmerz. Wenn man Wut nicht leben darf, dann kann man auch keine gesunde Aggressivität leben.“ „Häh? Was ist denn bitte schön eine gesunde Aggressivität?“ fragend hob Anton die Augenbrauen. „Das habe ich ja noch nie gehört.“ „Ganz einfach“, erwiderte Wilma, „man kann sich wehren und für sich einstehen, lässt sich nicht alles gefallen, kann sich gut abgrenzen und ist bei all dem klar, deutlich und freundlich. Eine ungesunde Aggressivität wäre es, wenn ich jemanden verbal oder körperlich angreife oder wenn ich mir aus Angst vor den Folgen alles gefallen lassen würde. Es gibt schon noch eine Art nicht zu handeln und frei von Leid zu sein, aber davon berichte ich dir später, denn das würdest du jetzt noch nicht verstehen.“
„Wieso sagst du immer ich würde das nicht verstehen. Probiere es doch einfach einmal aus, denn ich bin intelligenter, als du denkst“, warf Anton etwas beleidigt ein. „Okay“, sagte Wilma, „ich versuche es einmal in Kurzform. Man wird in die Welt hineingeboren und ist aufgefordert, eine eigene Persönlichkeit und einen gesunden Egoismus zu entwickeln. Und wenn man das erreicht hat, wird man aufgefordert die gesamte Persönlichkeit wieder loszulassen, denn das Ego ist das größte Hindernis zum Glück in dir.“ „Das verstehe ich nicht“, sagte Anton spontan. „Sag ich doch“, erwiderte Wilma lächelnd, „darum vertrau mir, dass ich dir zur passenden Zeit das erzähle, von dem ich glaube, dass du es verstehen wirst. Ich weiß, dass es viel Information auf einmal ist, aber du machst das mit dem Nachfragen ja schon ganz gut. Also, lass uns weitermachen. Wenn ein Kind geboren wird, dann kommt die Seele aus dem reinen Bewusstsein. Man kann sagen, dass das Bewusstsein mit der Geburt das Bewusstsein verliert und das Ego-Ich langsam aufgebaut wird. In den ersten sechs Wochen hat ein Kind noch gar nicht richtig wahrgenommen, dass Mutter und Kind zwei Personen sind. Es fühlt sich total eins mit der Mutter. Erst danach nimmt es sich als getrennt wahr. Und dann fängt die Umwelt an, das Ego-Ich zu prägen, indem es ihm Dinge sagt und erleben lässt. Und das Kind macht sich all die Dinge zu Eigen, indem es anfängt, die Gedanken der anderen zu seinen Eigenen zu machen. Es ist eine Frage vom Grad des Bewusstseins, ob man die Dinge einfach ungefragt übernimmt oder ob man eine andere Wahl treffen kann. Ein normaler Mensch auf der Erde verfügt in dieser Zeit erst mit dem zwölften Lebensjahr über ein aktives Bewusstsein und ist erst ab da in der Lage zu wählen.“ „Verstehe ich nicht“, warf Anton ein. „Pass auf, ich gebe dir ein Beispiel“, fuhr Wilma fort. „Ein Vater sagt zu seinem Jungen, dass das Geld nicht auf der Straße liegt und dass man Geld immer hart erarbeiten muss. Der Junge identifiziert sich unbewusst mit dem Satz und somit werden das seine Überzeugungen. Ein aktives Bewusstsein wäre in der Lage gewesen zu erkennen, dass diese Aussage nur die Meinung des Vaters und nicht die absolute Wahrheit darstellt. Und es hätte somit die Wahl, diese Vorstellung zu übernehmen oder auch nicht. Da der Junge jedoch noch nicht über ein aktives Bewusstsein verfügt, identifiziert er sich automatisch. Man kann sagen, dass man bis zum zwölften Lebensjahr alles aufnimmt, was einem die Umwelt so vermittelt. Das ist wie bei einem Diktiergerät: Du sprichst etwas hinein und wenn du es abhörst, kann nur herauskommen, was du hineingesprochen hast.“
„Und so bilden sich alle meine Überzeugungen und Vorstellungen von mir selbst und diese ziehen dann wieder die entsprechenden Emotionen und Erfahrungen nach sich?“ fragte Anton erschrocken. „Ja, am Anfang ist es so. Es gibt in dieser Zeit schon einige Kinder, die früher über ein aktives Bewusstsein verfügen, aber diese sind noch sehr selten. Auf der Erde beginnt jetzt ein Bewusstseinswandel und das bedeutet, dass zunehmend immer mehr Menschen sich ihrer selbst bewusster werden und diese Zusammenhänge erkennen. Aber dazu später einmal mehr. Jetzt reicht es zu wissen, wie dieses Ego-Ich entsteht und wie es sich entwickelt.
Am Anfang spricht das Kind noch von sich selbst in der dritten Person. Das zeigt, dass es noch nicht total mit dem Ego-Ich identifiziert ist und da noch etwas Bewusstsein vorhanden ist, welches als Beobachter erkennt, was vor sich geht. Du hast vielleicht Dinge gesagt wie „Anton hat Hunger, Anton will spielen, Anton will Kekse“ und vieles mehr. Erst später sagtest du „ich habe Hunger, ich will spielen, ich will Kekse.“ „Ja, genau, ich wollte immer Kekse“, grinste Anton nun erfreut. „Das kann ich gut verstehen“, lächelte nun auch Wilma, „aber es geht hier nicht um Kekse, es geht um das Ich. Hast du das soweit verstanden?“ „Yes Sir, ähhh, ja Wilma“ Anton grinste immer noch von einem Ohr zum anderen. „Macht dich die Vorstellung an Kekse jetzt so glücklich, oder warum grinst du so?“ fragte Wilma interessiert. „Ja, komisch, wenn ich an Kekse denke, bin ich auf einmal total gut drauf. Spannend, dabei habe ich noch gar keine gegessen. Allein die Gedanken an Kekse verändern schon meine Stimmung.“
„Und wenn ich dir jetzt sage, dass es hier keine Kekse gibt, was geschieht dann mit deiner Stimmung?“ frage Wilma nun leicht amüsiert. „Waaaas? Keine Kekse? Ich kann hier keine Kekse haben, überhaupt nicht? Während der ganzen Zeit nicht?“ Augenblicklich verging ihm das Grinsen. „Erst erinnerst du mich an Kekse und ich denke schon, ja super, Kekse wären jetzt klasse und dann ist nix mit Keksen. Wie soll ich mich da schon fühlen?“ „Erkennst du nicht, dass es nur abhängig ist von der Geschichte in deinem Kopf?“ fragte Wilma. „Deine Geschichte im Kopf lautet jetzt ich will Kekse und da es keine Kekse gibt, bist du schlecht gelaunt. Wenn du jetzt deine Geschichte im Kopf veränderst in ich will ja auch gar keine Kekse und komme in dieser Zeit gut ohne Kekse klar, was passiert dann?“ „Wow, jetzt habe ich es kapiert und gefühlt! Gute Geschichte erschafft gute Gefühle und schlechte Geschichte erschafft schlechte Gefühle. Thema Kekse ist erledigt, Lektion Kekse begriffen.“ Anton zwinkerte Wilma belustigt zu.
„Schön, dann lass uns mit den verdrängten Emotionen weitermachen. Wenn jetzt eine Mutter Kenntnis hätte über das Gesetz der Polarität sowie über die Folgen von Gefühls