Das Geheimnis vom Oranienburger Thor - Horst Bosetzky - E-Book

Das Geheimnis vom Oranienburger Thor E-Book

Horst Bosetzky

2,1

Beschreibung

Vier Jahre nach der Revolution, 1852, haben die fortschrittlich gesinnten Berliner ihre Hoffnung auf eine liberale Gesellschaft begraben müssen. Die politische Reaktion in Preußen schafft mit ihrem Spitzelwesen eine Atmosphäre des Misstrauens. Oberst-Lieutenant Christian Philipp von Gontard muss gar um seine Reputation fürchten: Seine Beteiligung an den Barrikadenkämpfen hat sich bis in die höchsten Kreise herumgesprochen, und er wird erpresst. Doch dann nimmt ein mysteriöses Verbrechen seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Ein Kürschner wurde mit Arsen vergiftet. Zunächst scheint es, der Mann sei aus Habgier umgebracht worden. Als aber weitere Menschen durch Arsen zu Tode kommen, steht für Gontard fest, dass ein skrupelloser Giftmörder sein Unwesen in der preußischen Hauptstadt treibt … Der Offizier Christian Philipp von Gontard, Protagonist der Buchserie „Es geschah in Preußen“, in der versierte Krimiautoren das Berlin des 19. Jahrhunderts wiederaufleben lassen, ist Lehrer an der Artillerieschule und passionierter Freizeit-Ermittler.

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Seitenzahl: 283

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Horst Bosetzky

Von Gontards siebenter Fall

Criminalroman

Jaron Verlag

Horst Bosetzky alias

Originalausgabe

1. Auflage 2014

© 2014 Jaron Verlag GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

www.jaron-verlag.de

Umschlaggestaltung: Bauer+Möhring, Berlin,

unter Verwendung einer Abbildung von akg-images

Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN 978-3-95552-036-6

Inhalt

Cover

Titel

Über den Autor

Impressum

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Eins

Lucusta ist eine der berühmtesten Giftmischerinnen der Geschichte. Sie lebt im Rom des ersten nachchristlichen Jahrhunderts und hat ein enges Verhältnis zur Kaiserin Agrippina. Für sie mischt Lucusta das Gift, mit dem die Kaiserin ihren Mann und Onkel, den Kaiser Claudius, umbringt. Agrippina möchte den Sohn aus ihrer ersten Ehe an die Macht bringen, einen Mann namens Nero. Allerdings steht diesem Vorhaben Neros Stiefbruder Britannicus im Wege, Sohn des Claudius und der Valeria Messalina. Nero fürchtet, dass Britannicus wegen seiner edlen Herkunft im Volke beliebter sein könnte als er. Außerdem neidet er ihm die klangvollere Stimme. Der Stiefbruder muss also verschwinden! Nero wendet sich an Lucusta, und die lässt sich nicht lange bitten. Aber ihr Gift wirkt nicht, und Britannicus erleidet lediglich eine harmlose Diarrhö. Daraufhin gerät Nero in Rage. Er lässt Lucusta kommen und verprügelt sie eigenhändig. Sie solle ihm sofort ein Gift mischen, das augenblicklich Wirkung zeige. Lucusta macht sich an die Arbeit. Um das Gift zu testen, lässt sie den Sklaven Tiro rufen. Der freut sich über das Pilzgericht, das man für ihn aufgehoben hat– und stirbt auf der Stelle. Jetzt kann Nero seinen Stiefbruder aus dem Weg räumen.

So hatte der Theaterdichter Ernst Raupach sein Stück Die Giftmischerin im Kopf. An diesem Morgen kam er jedoch partout nicht voran, denn er litt unter dem trüben Januar. Wenn er eine besondere Gabe für die Poesie besessen hätte, wäre eine Elegie nach der anderen entstanden.

Vier Jahre waren seit dem Scheitern der großen Revolution vergangen, die Hoffnung auf eine liberale Verfassung wie auch auf einen einigen deutschen Nationalstaat hatte begraben werden müssen. Die politische Reaktion hatte auf ganzer Linie gesiegt. So mancher Bürger schlich bedrückt durch die Straßen, und besonders die geistige Elite Preußens war von einer nie gekannten Lethargie befallen. Selbst nach den Karlsbader Beschlüssen und der Demagogenverfolgung war man reger gewesen. Der verhasste Polizeipräsident Carl Ludwig von Hinckeldey beherrschte die Berliner Gesellschaft mit Hilfe von Spitzeln, Pressezensur, Passkontrollen, Razzien in Wirts- und Vereinshäusern, Verhaftungen von Demokraten und anderen Schikanen. Er schreckte nicht einmal davor zurück, höhere Regierungsbeamte und die Leibgarde des Königs zu überwachen.

Ernst Raupach war im Jahre 1784 in der Nähe von Liegnitz zur Welt gekommen, hatte einige Jahre in Russland verbracht und lebte seit dem Jahre 1824 in Berlin. Ein Reisebericht mit dem Titel , das Theaterstück und andere Werke hatten ihm die Gunst des Publikums wie der Kritiker gesichert, und man hatte ihn schon als Nachfolger Friedrich Schillers gehandelt. Nun, daraus mochte nichts geworden sein, aber immerhin schätzte man ihn in Preußen so sehr, dass die Hohenzollern ihm den Rothen Adler-OrdenIII. Classe verliehen und einen beachtlichen Ehrensold bewilligt hatten. Seine nunmehr 67Jahre empfand Raupach als Last, aber seit seiner zweiten Eheschließung im Jahre 1848 fühlte er sich doch ein wenig jünger. Seine Ehefrau Amalie Pauline, geborene Werner, hatte sich als Schauspielerin und Schriftstellerin einen gewissen Namen gemacht und war mit ihren 41Jahren erheblich jünger als er. Und so wollte Raupach an diesem Morgen beim gemeinsamen Frühstück nicht übermäßig klagen, als sie ihn nach seinem Wohlergehen fragte. Doch ganz darauf verzichten mochte er auch nicht. »Ich habe wie immer schlecht geschlafen. Ständiger Harndrang, Nachtschweiß, Rückenschmerzen und schlimme Träume haben mich geplagt.«

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