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Für den Strand, den Balkon und die kleine Pause zwischendurch: Das Lesevergnügen »Das Glück im Gepäck«, hrsg. von Barbara Gothe, als eBook bei dotbooks. Mit dem Wohnmobil nach Bella Italia – davon hat Fabian schon immer geträumt. Allerdings hätte er nie damit gerechnet, dass das Gefährt ein paar Macken hat, die fast zu einem Unfall führen … ihm möglicherweise aber auch den Weg weisen ins ganz große Glück! Das erhofft sich auch die Lehrerin Ilka, die auf einem historischen Bauernhof in allerschönster Lage eine erstaunliche Entdeckung macht. Und Kerstin? Die ist auf dem Weg nach Mykonos, um einen reichen Hotelier zu heiraten, der so eine gute Partie ist, dass man sich einfach in ihn verlieben muss – aber möglicherweise hat ihr Herz doch ganz andere Pläne? Romantisch, bewegend und mit der Garantie zum Träumen – diese zehn handverlesenen Liebesgeschichten laden dazu ein, die Seele baumeln zu lassen! Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die beschwingte Kurzgeschichtensammlung »Das Glück im Gepäck«, herausgegeben von Barbara Gothe, ist perfekte Feelgood-Unterhaltung für die Fans von Karen Swan und Manuela Inusa. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 248
Über dieses Buch:
Mit dem Wohnmobil nach Bella Italia – davon hat Fabian schon immer geträumt. Allerdings hätte er nie damit gerechnet, dass das Gefährt ein paar Macken hat, die fast zu einem Unfall führen … ihm möglicherweise aber auch den Weg weisen ins ganz große Glück! Das erhofft sich auch die Lehrerin Ilka, die auf einem historischen Bauernhof in allerschönster Lage eine erstaunliche Entdeckung macht. Und Kerstin? Die ist auf dem Weg nach Mykonos, um einen reichen Hotelier zu heiraten, der so eine gute Partie ist, dass man sich einfach in ihn verlieben muss – aber möglicherweise hat ihr Herz doch ganz andere Pläne?!
Romantisch, bewegend und mit der Garantie zum Träumen – diese zehn handverlesenen Liebesgeschichten laden dazu ein, die Seele baumeln zu lassen!
Über die Herausgeberin:
Barbara Gothe, Jahrgang 1960, lebt in Reinbek vor den Toren Hamburgs und arbeitet seit vielen Jahren als Redakteurin und Herausgeberin.
Bei dotbooks brachte sie bereits die Geschichtensammlung »Sternenstaub und Weihnachtswunder: Zauberhafte Adventsgeschichten« heraus.
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Originalausgabe April 2016, August 2023
Dieses Buch erschien zum ersten Mal 2016 unter dem Titel »20 Minuten Leselust: 10 romantische Liebesgeschichten« bei dotbooks, München.
Copyright © 2015, 2023 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung:dotbooks GmbH unter Verwendung von Bildmotiven von Adobe Stock / Gala.Draw und Adobe Stock / Good Studios
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH (ys)
ISBN 978-3-98690-914-7
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Barbara Gothe (Hrsg.)
Das Glück im Gepäck
Romantik für deinen Leseurlaub
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Alexandra Strasser
Alles nur deinetwegen!
Kurzroman
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Per Internet entdeckt Fabian Westhoff ein schickes Wohnmobil zu einem guten Preis. Dass er es selbst in Florenz abholen soll, stört ihn nicht: Kurz entschlossen lädt er Nichte und Neffe auf einen ›Mini-Urlaub‹ ein und braust mit ihnen gen Süden.
Das Wohnmobil erweist sich als echtes Schnäppchen – aber es hat seine Eigenheiten. Auf einem Rastplatz bockt es so heftig, dass eine junge Frau vor Schreck ihr Auto am Bordstein ramponiert. Fabian fühlt sich schuldig und bietet ihr an, sie zu einem wichtigen Termin zu fahren. Widerstrebend nimmt sie an. Doch bald wendet sich das Blatt – und nun ist es Fabian, der Hilfe braucht …
***
»Alle an Bord? Alle angeschnallt? Dann kann’s ja losgehen.«
Bester Laune drehte Fabian Westhoff – 39 Jahre alt, Versicherungs-Sachbearbeiter und Campingfan – den Zündschlüssel seiner neuesten Errungenschaft um: ein Wohnmobil der Extraklasse. Vor drei Wochen hatte er das gute Stück im Internet entdeckt und sofort zugeschlagen. Die Angaben und Fotos dazu versprachen ein echtes Schnäppchen. Zwar musste er es selbst aus Italien holen, aber das störte ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil: Der Übergabetermin lag in den Sommerferien, und so hatte er kurzerhand die beiden Kinder seiner Schwester auf einen Mini-Urlaub am Mittelmeer eingeladen und ihnen vollmundig einen Badetag mit Picknick am Strand versprochen – eine Aussicht, die sowohl die vierzehnjährige Vanessa als auch ihren zehnjährigen Bruder Daniel zum Jubeln brachte.
Die Zugfahrt nach Florenz war lang gewesen, aber die Vorfreude hatte alle drei bei Laune gehalten. Das änderte sich, als die Werkstatt, in der Fabian das Wohnmobil vor dem endgültigen Kauf gründlich durchleuchten lassen wollte, fürs Durchchecken weit länger brauchte als geplant, was ihn daran hinderte, mit den gelangweilten Kindern zum Strand zu gehen. Entsprechend schlecht war die Stimmung abends im mitgebrachten Zelt gewesen…
Immerhin wurde dem Fahrzeug ein ausgezeichneter Zustand bescheinigt. Auch der Innenbereich sah in Wirklichkeit genau so komfortabel und gut gepflegt aus wie auf den Fotos. Die Verständigung mit Antonio Scirro, dem bisherigen Besitzer, war ein wenig holperig gewesen, aber dank eines Wörterbuchs und viel guten Willens verlief die Übergabe am nächsten Tag reibungslos. Anschließend luden die Scirros Fabian und die Kinder gastfreundlich in ihr wunderschönes Haus zum Essen ein – einem echt italienischen Essen, köstlich, reichlich und ausgedehnt.
Es war fast ein Uhr, als sie endlich aufbrachen. Die Sonne glänzte wie eine polierte Goldmünze am kornblumenblauen Himmel, ließ die Zypressen in der Einfahrt wie dunkle Fackeln leuchten und weckte den Duft von Rosmarin und Lavendel. Zum Abschied reichte Antonios Frau Sophia Fabian noch ein selbst gebackenes Olivenbrot und einige frische Tomaten durchs Fenster und winkte den Kindern auf den Rücksitzen so herzlich zu, dass selbst Vanessa lächelnd zurückwinkte.
Der Motor des Wohnmobils sprang sofort an und begann sonor zu schnurren. Unter Winken und vielem »Ciao!« und »Arrivederci!« legte Fabian den Gang ein und ließ langsam die Kupplung los. Es ruckelte ein wenig, aber der Wagen fing sich schnell und rollte sanft auf das offene Tor zu. Antonio, der neben ihm her lief, rief irgendwas Unverständliches von »frizione« und »accelerare«, aber Fabian nickte nur und lächelte und winkte.
»Ja, ja – das wird schon. Ist bloß ein bisschen ungewohnt zu fahren, das Ding, aber kein Problem«, meinte er, halb zu sich selbst, erreichte die Straßenauffahrt und bog mit einem kurzen Hupen und einem letzten Winken ein.
»So, meine Herrschaften«, atmete er auf, »jetzt geht es ab nach Hause!«
»Was? Wieso?!«, meldete sich prompt der achtjährige Daniel von der Rückbank. »Du hast aber doch gesagt ...«
»Richtung nach Hause«, verbesserte sich Fabian hastig. »Schön gemütlich, mit einem Abstecher ans Meer. Ich weiß, was ich gesagt habe, und so machen wir es auch: Eine Nacht verbringen wir noch hier in Italien!« Er reckte den Hals, um im Rückspiegel einen Blick auf die Schachtel zu werfen, die sein Neffe in Händen hielt. »Ist das Ding auch wirklich gut zu? Ich habe keine Lust, die nachher aus allen Ecken sammeln zu müssen!«
»Also, ich schlafe dann auf keinen Fall hier«, verkündete Vanessa spitz und beäugte den Pappkarton mit den Löchern im Deckel ungnädig. »Auch so eine Idee – Grashüpfer mitzunehmen!«
Daniel umklammerte die Schachtel schützend. Er hatte die faszinierenden Tiere auf der Wiese hinter dem Haus der Scirros entdeckt, und Antonio hatte ihm sofort eine Schachtel geschenkt und gestenreich ermuntert, so viele Heupferde mitzunehmen, wie er wollte.
»Na, und? Ich will sie doch bloß Mama zeigen, die glaubt mir sonst nie, dass es hier so große gibt!«, verteidigte er sich. »Außerdem, die tun doch nichts!«
»Die sind eklig!«
»Sind sie nicht!«
»Sind sie doch!«
»Sind sie ...«
»He!«, rief Fabian laut. »Genug! Hört auf zu streiten, sonst rufe ich die ›polizia‘!«
Der Witz war nicht mal Daniel ein Kichern wert, unterbrach aber den immerhin Streit. Mit einem verächtlichen Schnauben wandte Vanessa den Kopf und starrte hoheitsvoll schweigend aus dem Fenster in die grüne, hügelige Landschaft der Toskana. Viel Freude schien sie an dem Anblick allerdings nicht zu haben…
Der verpatzte Badetag, vermutete Fabian. Klar, dass sie schmollt – wo sie noch eigens einen neuen Badeanzug dafür gekauft hat. Ich werde mir echt was einfallen lassen müssen, damit ich bei ihr wieder in Gnaden komme ...
Die erste Idee dazu zündete bei einem Blick auf den Benzinstandsanzeiger, gerade als sie auf die Autobahn fuhren. Die Leuchtnadel näherte sich deutlich dem unteren Bereich. Aber da sah Fabian auch schon die Ankündigung der nächsten Raststätte.
»Wie wär’s mit einer richtig schönen Eisschokolade mit Sahne und Schokostreuseln drauf?«, schlug er betont munter vor.
»Au ja!«, kam es von Daniel.
Aber Vanessa lehnte kühl ab.
»Das geht bloß auf die Hüften«, sagte sie.
»Welche Hüften?«, lachte Fabian, kriegte per Rückspiegel einen flammenden Blick zugeschossen – und erkannte reuig seinen Fehler. Leider zu spät ...
»Dann also nur für uns zwei, Sportsfreund«, sagte er zu Daniel und schaffte es gerade noch, die Frage hinunterzuschlucken, ob er für Vanessa stattdessen vielleicht ›Mineralwasser light‹; bestellen sollte.
Auf der Raststätte herrschte lebhafter Betrieb. Fabian steuerte den Parkbereich an und suchte, langsamer werdend, einen freien Platz.
»Ah, da ist ja einer«, murmelte er und rollte auf eine Parkbucht hinter einem eingefassten Rasenstück zu. Doch kurz bevor er sie erreicht hatten, ruckelte sein Fahrzeug zwei-, dreimal heftig vorwärts und erstarb.
»Hoppla, das ... oh, nein!«, rief Fabian und fuhr entsetzt von seinem Sitz hoch: Unvermittelt war das Auto schräg vor ihm nach vorn geschossen und mit den Vorderrädern auf und gegen den hohen Bordstein geknallt, der die Raseninsel einfasste. Mit einem hässlichen, metallischen Knirschen schrammte der Unterboden über die Randsteine, und nach einem letzten Ruck blieb der Wagen stehen.
Das unheilvolle Geräusch ließ alle Leute ringsum die Köpfe wenden.
»Mist«, fluchte Fabian leise, »ich glaube, der ist meinetwegen erschrocken!« Er zog den Zündschlüssel ab und öffnete die Tür. »Bleibt sitzen, alle beide«, warf er Vanessa und Daniel zu und stieg hastig aus.
Die zwei auf der Rückbank sahen sich an. Dann deutete Daniel nach vorn.
»Hast du gesehen? Der kommt auch aus Augsburg«, sagte er, »genau wie wir!«
Vanessa schaute ebenfalls nach vorn, wo sich nun die Tür des beschädigten Autos öffnete – und hob das Kinn.
»Keineswegs«, erklärte sie überlegen. Ihr Bruder blies die Backen auf.
»Doch! Da ist ein ›A‘ auf dem Nummernschild!«
»Aber es steigt eine ›sie‘ aus, du Hirni«, trumpfte Vanessa auf und richtete ihren Blick wieder gelangweilt in die Ferne.
Katrin Krügers Knie zitterten so stark, dass sie fast befürchtete, nicht stehen zu können. Als das Riesen-Wohnmobil hinter ihr plötzlich einen Satz nach vorn machte, war sie so erschrocken, dass sie ganz automatisch aufs Gas getreten war – und dabei hatte sie das Steuer verrissen.
Jetzt pochte ihr Herz laut und schnell, in ihren Ohren hallte das grässlich kreischende Geräusch des Aufsetzens nach, und auch ihre Hand zitterte, als sie die Tür öffnete. Aber das Aussteigen klappte dann doch, wenn auch der Boden sich anfühlte wie Watte.
Und schon war dieser Mann neben ihr – gutaussehend, schlank und dunkelhaarig, mit gleichviel Schuldbewusstsein und Besorgnis in den grauen Augen.
»Sind Sie okay? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Sie nickte: »Ja, ja – alles okay ... Ich bin nur erschrocken, weil Sie mich beinah ...«
Noch während sie dahinstammelte, sah sie zum Wohnmobil zurück und erkannte ganz klar, dass es sie auf keinen Fall getroffen hätte, auch dann nicht, wenn sie stehen geblieben wäre.
»Tut mir wirklich leid. Das Ding ist ganz neu – ich meine, ich habe das Fahrzeug ganz neu, und deshalb ... habe ich wohl den Motor abgewürgt«, gestand der Mann zerknirscht. Katrin nickte.
»Untertourig lassen sich die schlecht fahren«, murmelte sie mechanisch, sah den erstaunten Blick des Fremden und erklärte: »Mein Cousin hat auch eines, mit dem ich öfters gefahren bin, daher kenne ich das.«
»Ah ja. Tja ... soll ich mal schnell zur Tankstelle vor laufen? Die haben bestimmt auch einen Reparaturdienst«, bot er an.
»Ja, bitte. Nett von Ihnen«, murmelte sie. Und spürte plötzlich Ärger in sich aufsteigen: nett? Das war ja wohl das Mindeste, was er tun konnte, schließlich hatte sie seinetwegen ihr Auto zerschrammt! Himmel, und dabei hatte sie heute noch einen Termin bei dieser Weberei! Und morgen ...
In Katrins Magen begann sich ein Knoten zu formen. Ob ihr Wagen bis morgen repariert sein würde? Und was würde das kosten? Gerade jetzt brauchte sie jeden Cent!
Der Fremde kam in Begleitung eines stämmigen Italieners in blauem Overall zurück, der ihr Auto kopfschüttelnd betrachtete und viele unverständliche Worte sagte. Schließlich schleppte er mit einem Kollegen den Wagen in die Werkstatt ab.
Katrin stand daneben, ratlos, wütend und ziemlich verzweifelt. Was sollte sie jetzt bloß tun?!
»Wie wäre es mit einem Kaffee auf den Schreck?«, fragte der Fremde, der immer noch neben ihr stand, und streckte ihr überraschend die Hand hin. »Fabian Westhoff.«
»Katrin Krüger.« Sein fester Händedruck war irgendwie beruhigend. Und ›Kaffee‹; klang gut. »Ja, vielleicht ein Espresso ...«
Momentan konnte sie ohnehin nichts tun.
»Prima. Ich hoffe, Sie mögen Kinder«, sagte er munter und winkte unter ihrem verdutzten Blick zum Wohnwagen hinüber. Sekunden später stiegen dort zwei Kinder aus, ein kleiner Junge und ein hübsches Mädchen im Teeny-Alter, das ein wenig mürrisch dreinsah. »Darf ich vorstellen: Vanessa und Daniel Kampe – meine Lieblingsnichte und mein Lieblingsneffe.«
»Kunststück, du hast ja nur uns«, zerschnitt ihm das Mädchen kühl die Pointe.
»Aber er mag uns«, sagte ihr Bruder sachlich und strahlte Katrin an. »Wir kommen auch aus Augsburg!«
»Ach, wirklich?«, meinte sie, ließ ihren Blick an Vanessa entlang gleiten und lächelte ihr zu. »Superschick, deine Totenkopf-Sneaker!«
In den Augen des Mädchens blitzte es erfreut auf, während Fabian verblüfft die Brauen hob.
»Finden Sie ehrlich?«, fragten beide wie aus einem Mund. Und das brachte alle vier zum Lachen.
***
Sie brauchten Fabians Wörterbuch, um das vernichtende Urteil des Mechanikers zu verstehen: Die Reparatur würde tagelang dauern und mehr kosten, als das Auto noch wert war.
»Totalschaden«, fasste Fabian zusammen. Katrins blasses Gesicht ließ sein Schuldgefühl noch stärker werden. Rechtlich gesehen, war er nicht schuld an ihrem Pech, aber ...
Nachdem er getankt hatte und die Kinder wieder im Wohnmobil saßen, kam er zur Werkstatt zurück. Katrin klappte eben ihr Handy zu.
»Ich habe gerade mit dem Automobilclub gesprochen, der kümmert sich um den Rest«, sagte sie und deutete auf ihren Wagen. Fabian sah, dass sie bereits ihr Gepäck ausgeladen hatte.
»Und wie kommen Sie nun nach Hause? Ich ... Wir könnten Sie mitnehmen«, fiel ihm ein, »wir fahren ja auch nach Augsburg!«
Sie zögerte, schüttelte dann aber den Kopf.
»Ich kann nicht direkt nach Hause fahren. Ich bin aus beruflichen Gründen unterwegs und habe noch zwei wichtige Termine: einen übermorgen, in Bozen, und heute …«, sie warf einen Blick auf die Uhr, »hätte ich um vier Uhr bei einer Weberei in der Nähe von Mailand sein sollen. Aber ...«
»Dann bringen wir Sie eben dorthin«, schwenkte Fabian tapfer um – und fragte sich im Stillen beklommen, wie er den Kindern erklären sollte, dass sie nun endgültig um ihren Badeurlaub kamen ... »Pünktlich schaffen wir es natürlich nicht mehr – es ist ja schon nach drei Uhr –, aber zumindest noch heute. Bestimmt gibt man Ihnen einen neuen Termin morgen Früh, wenn Sie erklären, was geschehen ist. Und danach könnten Sie dann mit dem Zug weiterfahren nach Bozen!«
Noch ein Zögern. Dann lächelte sie ein wenig steif.
»Na ja … wenn es für Sie kein großer Umweg ist ...«
»Überhaupt nicht«, log Fabian und griff nach den beiden kleinen Koffern. »Gehen wir!«
Erstaunlicherweise nahmen beide Kinder die Nachricht von der Routenänderung ohne Protest hin. Daniel strahlte sogar, und Vanessa nahm freiwillig ihre Beine vom Doppelsitz, so dass Katrin neben ihr Platz fand. Waren eben echt nette Kinder, die zwei! Zufrieden startete Fabian den Wagen und verließ den Rastplatz.
***
Die neue Reisegefährtin entpuppte sich schnell als echter Gewinn. Noch ehe der erste Kilometer Straße unter ihnen weggerollt war, unterhielten sich die drei auf den Rücksitzen bereits angeregt – über Augsburg, Tiere, Totenköpfe, die unterschiedlichen Eigenschaften von Stoffen ... Fabian, der sich weise aufs Fahren und Zuhören beschränkte, erfuhr, dass Katrin gelernte Schneiderin war, bisher für ein großes Modehaus gearbeitet hatte und nun gerade im Begriff stand, mit zwei Freunden ein eigenes kleines Studio zu eröffnen.
»Diese Weberei bei Mailand stellt ganz besonders tolle Samte her«, erzählte sie. »Ich will da einiges für uns bestellen. Und jetzt, wo ich dich getroffen habe«, Fabian sah, wie sie Vanessa zulächelte, »überlege ich ernsthaft, ob ich nicht auch was mit Totenköpfen weben lassen sollte. Samtgürtel, schwarz, mit dem Design in Grau ... könnte echt gut wirken.«
Fabian war nicht erstaunt, dass Vanessa Katrin daraufhin mit ungeheuchelter Sympathie ansah. Er selbst riskierte nur einen winzigen Blick auf das, was ihm – insgeheim und zeitlich höchst unpassend – schon auf dem Rastplatz aufgefallen war: eine schlanke, zierliche Gestalt, grünäugig, brünett, mit langen Wimpern, weich gerundeten Wangen und einem entschlossenen Zug um den Mund. Sie trug schlichte, schmucklose Jeans, ein locker fallendes Top und einen kurzen Blazer – und wirkte trotzdem so elegant, als sei sie direkt einem dieser Hochglanzmagazine entstiegen.
Sehr graziös entstiegen.
Eine echte Märchenfee. Und sie lächelte auch noch genauso hinreißend! Nur leider nicht in seine Richtung ...
Daniel dagegen kam mehrmals in den Genuss von Katrins Lächeln.
»Wow! Die sind ja toll«, behauptete sie bei einer kurzen Rast hinter Parma, als Daniel seine raschelnde Schachtel ›Gassi führte‘, damit seine Heuschrecken auch ein bisschen frische Luft abkriegten. Er strahlte Katrin an, aber das war nichts gegen seinen Blick, als sie die Hand vorsichtig zwischen Deckel und Schachtel schob und doch tatsächlich eines der Tiere herausnahm. »Wunderschön! Ich hatte mal einen, der war länger als mein Zeigefinger! Mein Bruder und ich waren in den Ferien oft zelten, da haben wir alles Mögliche gefangen, Grashüpfer, Grillen, Heuschrecken ...«
»Echt? Ih!«, machte Vanessa. Katrin zuckte lächelnd die Achseln.
»Fand ich nie.« Vorsichtig setzte sie den Grashüpfer zurück in die Schachtel und sah Daniel an. »Bist du sicher, dass du sie bis nach Hause mitnehmen willst? Und wenn sie sich da nicht wohl fühlen? Es sind doch schließlich italienische Heupferde!«
Der Junge zog einen unentschlossenen Flunsch. »Aber ich wollte meiner Mama doch zeigen, wie groß die sind!«
»Was hältst du von einem Handyfoto zum Beweis? Wir könnten einen Bleistift als Maßstab daneben legen und … Was ist?«, wandte sich Katrin zu Fabian um, der sich an die Stirn geschlagen hatte.
»Nichts, gar nichts«, beeilte sich der zu sagen und verzog sich in den Wohnwagen. Warum nur war er nicht auf diese Idee gekommen?! Während er hörte, wie draußen die Grashüpfer fotografiert und dann freigelassen wurden, holte er Wurst und Käse aus dem kleinen Kühlschrank, füllte den Wasserkocher, richtete den Tisch auf und deckte ihn mit hübschem, unzerbrechlichem Geschirr.
***
Das Olivenbrot duftete köstlich, Mortadella, Schinken und Käse sahen verlockend aus und der Tisch war richtig liebevoll gedeckt. Und schon der bloße Anblick ließ Katrins Magen fordernd knurren. Trotzdem musste sie sich zum Essen zwingen und gab sich alle Mühe, Fabian Westhoff nicht direkt anzusehen, um ihm den Groll nicht zu zeigen, der immer noch in ihr grummelte. Wenn er nicht gewesen wäre, säße sie jetzt nicht hier und müsste sich nicht von wildfremden Menschen zum Essen einladen lassen!
Auch wenn diese ›wildfremden Menschen‘ im Grunde recht sympathisch waren, gefiel ihr die Situation überhaupt nicht. Dazu diese Ungewissheit, die Frage, wie es jetzt weitergehen sollte ... Heute wohl gar nicht mehr, seufzte sie stumm – die Weberei schloss vermutlich gerade ihre Türen.
Trotzdem ...
Hatte sie sich doch verraten oder spürte Fabian ihre Ungeduld? Jedenfalls beendete er die kleine Rast ziemlich abrupt, räumte flink den Tisch weg und setzte sich wieder hinters Lenkrad. Ein wenig trübe sah Daniel zu, wie das Stück Rastplatz-Rasen – die neue Heimat seiner Grashüpfer – verschwand. Katrin beeilte sich, ihn mit einer Geschichte von ihrem Bruder als Mäusefänger abzulenken.
Sie erreichten den Stadtrand von Mailand kurz vor acht Uhr abends. Fabian bestand darauf, ein Hotel für Katrin zu suchen und erklärte, die Kinder und er würden die Nacht auf dem Campingplatz verbringen.
»Morgen früh hole ich Sie ab und bringe Sie zu der Weberei«, sagte er und ließ keinen Einwand gelten. Und aus irgendeinem sonderbaren Grund freute sich Katrin darüber – irgendwie ...
Tatsächlich erschienen die drei pünktlich um acht Uhr morgens im Hotel. Über Nacht war Katrins Ärger ziemlich abgeflaut, und Fabians breites Lächeln schmolz nun noch den letzten Rest. Eigentlich war es sehr nett, wie er sich um sie kümmerte, zumal sie ganz allein an ihrem Pech schuld gewesen war, wenn man es genau nahm!
Um ihr gestriges, kühles Verhalten ein wenig auszugleichen, bemühte sich Katrin, heute besonders nett und freundlich zu Fabian zu sein – und spürte selbst ihr Gewissen, weil er unter ihrem Lächeln geradezu aufzublühen schien.
»Da wären wir«, sagte er und hielt auf dem Parkplatz vor der Weberei. »Moment!«
Eilig schwang er sich aus der Fahrertür, lief um den Wagen herum, um Katrin die andere Tür zu öffnen, strauchelte – und verschwand urplötzlich aus der Sicht.
Die drei im Wohnmobil schrien erschrocken auf. Hastig löste Katrin den Gurt und stieg aus. Draußen bemühte sich Fabian gerade mit schmerzverzerrtem Gesicht, aufzustehen.
»Bruchlandung sauber ausgeführt«, keuchte er witzelnd und klammerte sich an die Tür. »Mein Fuß ...«
»Hast du dir was gebrochen, Onkel Fabian?«
In Daniels Stimme drohten Tränen. Mit der freien Hand winkte Fabian ab. »Ach wo – ich glaub‘ nicht.«
Katrin sah ihn scharf an.
»Jedenfalls muss der Fuß geröntgt werden. Ich lasse ein Taxi rufen«, entschied sie und eilte in die Weberei.
Eine Minute später war sie zurück, samt Paolo Favetti, dem Besitzer, der sich in sehr gutem Deutsch sofort bereit erklärt hatte, alle zusammen selbst zur nahen Klinik zu fahren. Katrins Entschuldigung wischte er beiseite.
»Natürlich – wir sprechen später miteinander«, meinte er freundlich. »Kommen Sie einfach vorbei, wenn Sie hier fertig sind.«
Er bestand darauf, ihr »für alle Fälle« seine Handynummer zu diktieren und winkte den Kindern zu, als er davonfuhr.
»Nicht zu glauben – nun halte ich Sie noch mehr auf!«, stöhnte Fabian reuig, doch Katrin ließ ihn kaum zu Wort kommen. Während er untersucht wurde, ging sie mit den Kindern in die Cafeteria. Als sie zurückkamen, wartete Fabian bereits mit dick bandagiertem Fuß.
»Bänderzerrung und Verstauchung«, verkündete er unglücklich. »Jetzt müssen wir auch mit dem Zug heimfahren!«
»Außer, Sie erlauben mir, Ihr Wohnmobil zu fahren«, sagte Katrin, die inzwischen Zeit hatte, zu überlegen.
Fabian blinzelte. »Das könnten Sie?«
»Ich denke schon. Ich habe Ihnen ja schon erzählt, dass ich öfters das von meinem Cousin gesteuert habe. Wenn wir jetzt gleich aufbrechen, könnten wir bis Mitternacht in Augsburg sein.«
»Nein«, sagte Fabian fest. »Ich nehme Ihr Angebot an, aber Sie werden Ihre Termine nicht platzen lassen. Wenn Sie mit Herrn Favetti geredet haben, fahren wir nach Bozen. Dort übernachten wir – diesmal allesamt in einem Hotel –, und nach Ihrem Termin morgen fahren wir gemeinsam heim. Einverstanden?«
»Au ja!«, rief Daniel, und auch Vanessa nickte.
»Dann los!«
Auf Krücken gestützt, begann Fabian, den Flur entlang zu humpeln.
***
Zehn Stunden später stand Katrin erschöpft, aber zufrieden im Dunkeln am offenen Fenster des Landgasthofs, in dem sie abgestiegen waren, und atmete tief die frische Nachtluft ein. Bis auf Vanessas zunehmend schlechte Laune war die Fahrt gut verlaufen. Tatsächlich hatte sie kein Problem mit dem Steuern des Wohnmobils gehabt und Fabian zu seinem Schnäppchen ehrlich gratuliert.
Dass sie in einem biederen Gasthof statt einem schicken Hotel abstiegen, hatte Vanessas Laune erst noch verschlechtert. Doch das änderte sich schnell: Die Besitzer des Gasthofs, ein Südtiroler Ehepaar, das ein lustig rollendes Österreichisch sprach, besaßen eine Tochter in Vanessas Alter – und die starrte mit unverhohlenem Neid auf Vanessas Totenkopf-Schuhe. Binnen kurzem waren die beiden Mädchen auf einer Wellenlänge angelangt. Und da es im Hof des Hauses auch noch einen Wurf junger Kätzchen gab, mit denen Daniel spielen durfte, konnten sich Fabian und Katrin den ganzen Abend ungestört unterhalten. Damit nicht genug, lud Fabian Katrin noch zu einem Glas Rotwein ein, als die Kinder endlich in den Betten lagen. Und ehe sie sich an dem Abend trennten, waren sie beim ›Du‹; gelandet.
Eigentlich ist er ein echter Traumtyp, sinnierte Katrin am Fenster, er sieht nicht nur …
»... über die Wiese gehen. Die Stadl-Disco ist direkt dahinter. Ich war schon zweimal da, und das hat noch nie einer gemerkt«, unterbrach ein Flüstern ihre Gedanken. Neugierig beugte sie sich leicht vor – und riss die Augen auf: Schräg unter ihrem Fenster schlichen sich gerade die Wirtstochter und ... Vanessa davon!
Katrins Herz stolperte vor Schreck. Einen Moment zögerte sie; dann schlüpfte sie in ihren Blazer und verließ leise ihr Zimmer. Als sie die Wiese erreicht hatte, war von den Mädchen nichts mehr zu sehen. Dafür wehte ihr nun einen Moment lang leise Discomusik entgegen und wies ihr so den Weg zu einem umgebauten Holzstadl.
Die überschminkte junge Frau am Eingang starrte sie befremdet an, nahm aber den Eintritt an und stempelte Katrins Hand. Ohne sich um die Blicke der Umstehenden zu kümmern, reckte die den Hals und sah sich um. Schnell entdeckte sie die beiden Mädchen, am Rande des Gewühls, das auf der Tanzfläche rhythmisch zuckte.
Kein Bad im Meer, kein schicker Bummel auf der Promenade, die einzigen Jungs weit und breit bloß Onkel und Bruder ..., dachte Katrin und sah Vanessa nachdenklich beim Tanzen zu. Die hatte offensichtlich Spaß. Bis plötzlich zwei junge Männer auftauchten und Ausweise zu kontrollieren begannen. Auf ihrer Armbinde stand ›Sicherheitsdienst‘.
Zuerst bemerkten die Mädchen sie nicht, doch als der eine Vanessa ansprach, wurden die beiden sichtbar blass. Jetzt schob sich Katrin nach vorn, tippte dem Mann auf die Schulter – und sah aus den Augenwinkeln, wie Vanessa noch mehr Farbe verlor.
»Die beiden sind mit mir hier«, sagte sie gelassen und hielt dem Mann vom Sicherheitsdienst ihren eigenen Ausweis hin. Der musterte ihn kurz, nickte und ging weiter. Der fassungslose Ausdruck in Vanessas Augen ließ Katrin lächeln. Sie winkte das Mädchen zu sich heran.
»War echt kein schöner Urlaub für dich bis jetzt, nicht?«, meinte sie. »Aber heimlich aussteigen ist auch nicht das Wahre. Zu gefährlich. Deshalb dachte ich, ich komme mit – falls es Probleme gibt ...«
»Wirst du es Onkel Fabian sagen?«, kiekste Vanessa und klang keinen Tag älter als zehn.
»Wirst du es wieder tun?«, fragte Katrin zurück. Vanessa schüttelte heftig den Kopf. »Dann habe ich ja wohl keinen Grund zu petzen«, meinte Katrin. Und lächelte wieder. »Na los, amüsier dich! Ich bleibe dort drüben sitzen. Aber Schlag zwölf kommt die Kutsche, Cinderella, klar?«
Vanessa kicherte erleichtert. »Klar. Danke!«
Und damit wandte sie sich wieder der Tanzfläche zu, wo die Wirtstochter ängstlich darauf wartete, alles, alles erzählt zu kriegen …
***
Es war beinahe ein Glück, dass Fabians verstauchter Fuß ziemlich schmerzte – so fiel ihm Vanessas übernächtigtes Aussehen am nächsten Morgen gar nicht auf. Geduldig wartete er mit den Kindern darauf, dass Katrin ihren Termin bei einer Batik-Künstlerin in Bozen erledigte. Aber nur Daniel, der wieder mit den Kätzchen spielte, war enttäuscht, als sie schon bald zurückkam.
Nach einem zweiten Frühstück packten sie ihre Sachen und verstauten sie wieder im Wohnwagen. Daniel saß schon drin, rutschte ungeduldig auf seinem Sitz herum und schien es kaum erwarten zu können, dass Katrin endlich den Wagen startete.
»Freust dich auf daheim, was?«, lächelte sie ihm zu – und sah verdutzt, dass sich sein Blick verdüsterte. Im nächsten Moment lenkten zwei schlaksige Jungen ihre Aufmerksamkeit ab, die laut pfiffen und zum Wohnmobil winkten.
»Meinen die dich?«, fragte Fabian verwundert.
Vanessa wurde brandrot und nuschelte etwas Unverständliches – und Katrin tat eilig, als sei sie voll darauf konzentriert, auf die Hauptstraße einzubiegen.
Sie waren bereits einige Kilometer weit gefahren, als Fabian lauschend den Kopf neigte.
»Hörst du das auch?«, fragte er Katrin stirnrunzelnd. »Da ist so ein komisches Geräusch ... ganz leise, aber ... Sei bitte mal ruhig, Daniel!«
Beide horchten aufmerksam.
»Stimmt, da ist was«, meinte auch Katrin. Ein Parkplatz kam in Sicht. Sie schaltete den Blinker ein, fuhr nach rechts – und im selben Moment begann Daniel zu weinen.
Fabian fuhr herum, während Katrin eilig den Wagen zum Stehen brachte.
»Sie haben sie mir doch geschenkt!«, heulte Daniel. »Richtig geschenkt!«
»Wer hat dir was geschenkt?«
Schniefend stand Daniel auf. Er hob seinen Sitz hoch, griff in den Stauraum darunter und hob eine kleine weiße Katze heraus, die durchdringend miaute.
»Die da!«, schluchzte er wieder los.
»Eine Katze!«, jubelte Vanessa auf.
»Eine Katze!«, stöhnte Fabian dumpf.
»Besser als ein Motorschaden«, sagte Katrin spitz. Daniels Tränen schnitten ihr ins Herz.
Fabian schnaubte. »Fragt sich nur, ob meine Schwester auch so denkt. Sie hat mir eingeschärft, den Kindern ja nie Haustiere zu schenken!«
»Oh.« Katrin sah Daniel an – und gab sich einen Ruck. »Na, wenn du sie nicht behalten darfst, wohnt sie eben bei mir. Und du kommst sie besuchen, so oft du magst.«
»Ehrlich?« Sein Schluchzen verebbte.
»Ehrlich«, nickte Katrin und ließ den Motor wieder an. »Aber jetzt müssen wir erst mal zum nächsten Zoogeschäft. Ich glaube nicht, dass sie bis Augsburg in dieser Kiste bleiben will!«
***
Es war schon fast dunkel, als sie Augsburg erreichten. Während sie den Stadtrand passierten, rief Fabian seine Schwester an, um sie zum »Italiener in eurer Straße« zu bestellen. Er hatte vorgeschlagen, die Italienreise mit einem gemeinsamen Pizza-Essen zu beschließen; angeblich war Nina Kampe nach einem Stück Pizza viel nachgiebiger als sonst.
»Aber erschrick nicht – wir kommen zu fünft!«, sagte er und legte schnell auf, ehe sie nachfragen konnte.
Entsprechend neugierig wartete Nina zwanzig Minuten später vor dem Eingang zur ›Pizzeria Gondoliere‘.
»Hallo, Mama!«, schrie Daniel, kaum dass sich die Wohnmobil-Tür geöffnet hatte, und stürzte sich rücksichtslos in die Arme seiner Mutter. Auch Vanessa umarmte sie überschwänglich. Fabian – der gerade noch sein Bein aus dem Durchgang hatte ziehen können – wartete schmunzelnd, bis er dran war. Erst dann verließ er, unterstützt von Katrin, den Wagen.
»Darf ich vorstellen: Nina Kampe, meine Schwester«, sagte er mit großer Handgeste. »Und das ist Katrin Krüger – mein Opfer.«
»Wir hätten sie fast überfahren!«, krähte Daniel.
»Blödsinn«, schnaubte Vanessa.
Nina hob beide Hände, um den beginnenden Streit zu unterbrechen.
»Eines nach dem anderen«, sagte sie und reichte dann Katrin lächelnd die Hand. »Freut mich, Sie kennen zu lernen! Und ich bitte schon mal vorsorglich für meinen Bruder um Verzeihung – er war schon als Kind unmöglich!« Ohne Fabians unartikulierten Protest zu beachten, fuhr sie fort: »Aber ich zähle nur vier. Wo ist der Fünfte?«