Das Innere Kind – Raus aus der Co-Abhängigkeit - Susanne Hühn - E-Book

Das Innere Kind – Raus aus der Co-Abhängigkeit E-Book

Susanne Hühn

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Beschreibung

Kümmern Sie sich lieber um die Probleme anderer als um Ihre eigenen Bedürfnisse? Verharren Sie in schädlichen Beziehungen? Können Sie nicht Nein sagen? Das alles sind Zeichen von Co-Abhängigkeit. Diese entsteht, wenn Ihr Bedürfnis nach Sicherheit in der Kindheit nicht erfüllt wurde. Auch wenn Sie heute erwachsen sind, tut Ihr Inneres Kind alles, um geliebt und versorgt zu werden, selbst wenn das bedeutet, dass Sie sich bis zur Erschöpfung für andere aufopfern. Susanne Hühn zeigt Ihnen Wege aus der Co-Abhängigkeit. Sie bietet Ihnen Übungen und Tipps an, mit denen Sie den Ausstieg schaffen. So gelingt es Ihnen, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und einzuhalten und für andere in einem gesunden Maß da zu sein.

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Seitenzahl: 90

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ISBN 978-3-8434-6396-6

Susanne Hühn: Das Innere Kind – Raus aus der Co-Abhängigkeit © 2018 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Silja Bernspitz, Schirner,unter Verwendung von Bildern von www.shutterstock.com, siehe BildnachweisLektorat & Print-Layout: Claudia Simon, Schirner E-Book-Layout: Rudolf Scholz, Schirner Gesetzt aus der Arimo (© Ascenderfonts.com) unter der Apache-Lizenz 2.0: www.apache.org/licenses/LICENSE-2.0E-Book-Erstellung: Datagrafix GmbH, Berlin

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2019

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Über die Autorin

Susanne Hühn ist ausgebildete Lebensberaterin und ganzheitliche Physiotherapeutin. Seit 1986 begleitet sie Menschen auf deren Weg zur Gesundung. Ihre mittlerweile in großer Zahl veröffentlichten Sachbücher und CDs gehören zu den Bestsellern des Schirner Verlags. Ihr Wissen vermittelt sie zudem in Vorträgen und Seminaren im In- und Ausland sowie in zahlreichen Online-Seminaren.

www.susannehuehn.de

Inhalt

Über die Autorin

Einleitung

Was ist Co-Abhängigkeit?

Wie zeigt sich Co-Abhängigkeit?

Erkenne an, was du wirklich fühlst

Innere Reise: Die klebrigen Schnüre des Inneren Kindes trennen

Nimm die Schuldgefühle deines Inneren Kindes ernst

Übung/innere Reise: Die Schuld des Inneren Kindes anerkennen

Übung: Inventuren schreiben

Innere Reise: Wiedergutmachung an dir selbst

Übung: Mit deiner Seele kommunizieren

Innere Reise: Das Innere Kind ins Herz bringen

Alltagstricks

Nachwort

Bildnachweis

Einleitung

Gefällt dir der Umschlag dieses Buches? Ich weiß noch nicht, wie er aussehen wird, aber ganz bestimmt werden die Farben und das Cover gefällig und ansprechend sein. Harmlos. So, dass du das Buch gern in die Hand nimmst. Doch der Inhalt dieses Buches ist alles andere als harmlos. Und auch nicht so, dass du ihn dir gern anschauen möchtest.

Und genauso ist es mit der Co-Abhängigkeit. Sie kommt getarnt daher, mit rosa Glitzer. »Sei nett«, sagt man dir. »Gib der Tante ein Küsschen«, oder: »Rede nicht darüber, was der Vater macht.« »Tue es mir zuliebe. Ich traue dir zu, dass du das schaffst!«, unterstützt man dich und treibt dich damit zu Höchstleistungen an. Du hältst den Mund, verleugnest deine Gefühle ein wenig, bist für andere da statt für dich selbst. »Wie du das nur schaffst!«, bewundern dich deine Mitmenschen fasziniert und ein bisschen misstrauisch, sogar abwehrend. Sie selbst würden sich nicht so aufopfern. Das gibt dir Auftrieb, und du strengst dich noch mehr an. Du bist eben ein kleines bisschen … hilfreicher? Oder besser als die anderen?

Das klingt alles nicht wirklich schlimm. Doch Co-Abhängigkeit kann tödlich sein.

Ein Co-Abhängiger würde sein eigenes Herz in Stücke reißen und mit diesen Stücken die Herzen der Menschen flicken, die er liebt oder denen er sich verpflichtet fühlt.

Ein Liebender schenkt die Kraft seines Herzens, aber nicht das Herz selbst. Er weiß, dass er, um in Liebe zu strahlen, ein vollständiges und glückliches Herz braucht.

Ich werde dich nicht umwerben. Lege das Buch zur Seite, wenn du meine Aussagen für übertrieben hältst. Ich werde ehrlich sein und dir alles sagen, was ich über Co-Abhängigkeit weiß, und das ist durchaus eine Menge. Ich werde dir zeigen, wie du aussteigen kannst, doch du wirst nicht umhinkommen, einiges zu fühlen, was du ganz sicher nicht fühlen willst.

Bist du noch da? Dann lasse uns anfangen.

»Ich bin Susanne, ich bin co-abhängig, hallo.« Das ist mein erster Satz, wenn ich in 12-Schritte-Meetings gehe. Warum sage ich das? Weil es stimmt.

Man kann mich dazu bringen, gegen meinen Willen und gegen mein gutes Gefühl zu handeln, weil mich Schuldgefühle erdrücken, wenn ich es nicht tue. Man kann mich nötigen, weit über meine Grenzen zu gehen, weil ich es nicht ertrage, jemanden in Not zu wissen und nicht zu helfen. Sogar dann, wenn ich weiß, dass das, was ich für den anderen tue, er eigentlich für sich selbst tun sollte. Ich muss ausdrücklich dafür sorgen, dass ich in meinem privaten Umfeld nur Menschen habe, mit denen ich klar und in emotionaler Hinsicht nüchtern umgehen kann, damit ich meine Liebe wirklich zeigen kann. Sonst mache ich mich dermaßen verletzlich, weil ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr sagen kann, was ich will und vor allem was nicht, dass ich Atemnot bekomme. Ich kann Streit nicht gut aushalten, und ich stelle mich nur sehr ungern Zwistigkeiten. Ich kann es kaum verhindern, Fürsorge zu übernehmen, wenn jemand, den ich liebe, nicht gut für sich selbst sorgt. Ich übernehme diese Fürsorge sogar gegen meinen eigenen Willen. Wenn ich mich sicher fühle, wenn ich also weiß, dass mein Gegenüber klar und bewusst handelt und seinen Teil der Verantwortung trägt, dann fällt es mir leicht – nein, nicht leicht, aber es ist möglich – zu sagen, was ich möchte. Doch wenn mein Gegenüber mir die Schuld zuweist oder gar gemein wird, kann ich mich in meinem Privatleben nicht durchsetzen und mich nicht abgrenzen. Ich will es nicht, aber ich kann es auch nicht. Ich bekomme Panikattacken, und ich muss mich fernhalten. Selbst jetzt beim Schreiben wird mein Atem schwer, vielleicht fühlst du es.

Was ist bei mir schiefgelaufen, was läuft bei jedem schief, der sich in meinen Worten wiedererkennt? Bevor ich diese Frage beantworte, klären wir erst einmal die Begrifflichkeiten.

Was ist Co-Abhängigkeit?

Ursprünglich bezeichnet dieser Begriff ein Konzept, nach dem Angehörige von Süchtigen durch ihr Verhalten dafür sorgen, dass die Suchterkrankung des Familienmitgliedes vertuscht wird und somit natürlich weiterwüten kann. Es war eine bahnbrechende Erkenntnis, die Anne Wilson Schaef in ihrem Buch »Co-Abhängigkeit – Die Sucht hinter der Sucht« 1986 darlegte, als sie erkannte, dass auch die Angehörigen selbst unter einer Krankheit leiden.

Die Symptome dieser Krankheit: Du verleugnest, auch vor dir selbst, beschönigst, rechtfertigst und vertuschst das toxische, dich ausnutzende und/oder verletzende Verhalten eines anderen (egal, ob süchtig oder nicht). Du trägst das ungesunde emotionale System eines anderen auf Kosten der eigenen Gesundheit und des eigenen Wohlbefindens mit. In der Co-Abhängigkeit unterstützt du das schädigende Verhalten eines anderen und beschützt ihn vor den emotionalen Folgen seiner eigenen Entscheidungen. Du sorgst dafür, dass der andere nicht fühlt, wie verletzend und unzumutbar er sich verhält, damit er sich seinem eigenen Defizit nicht stellen muss und damit du seine Reaktionen darauf nicht ertragen musst. Du ziehst deine Befriedigung daraus, für den anderen da zu sein, gebraucht zu werden. Und du glaubst, ohne dich würde der andere untergehen, was manchmal sogar stimmt. Du lässt dich schlecht behandeln und bringst immer wieder Verständnis dafür auf. »Helfersyndrom« heißt es auch, und es ist weitaus vielschichtiger, als viele glauben.

Warum ist »Helfen« ein Problem? Weil du einen Preis dafür zahlst, dass du den anderen vor den Auswirkungen seines eigenen Verhaltens schützt. Die Währung ist deine Selbstachtung, deine Würde, deine Selbstbestimmung und deine eigene körperliche, mentale, emotionale und spirituelle Sicherheit. Das spürst du aber nicht, weil du bis zur Selbstverleugnung darauf trainiert wurdest, dich selbst in jeder Hinsicht nicht wahrzunehmen.

»Ich bin eben sehr feinfühlig«, sagst du. Ja, sei das bitte. Das ist eine wundervolle Eigenschaft. Doch deshalb musst du ja nicht gleich in schädliche Beziehungen hineinstolpern, oder? Feinfühligkeit ist nicht das Problem, sondern die Sucht, gebraucht zu werden. Und die wird umso komplexer, je feinfühliger du bist, weil du die Werkzeuge, die du brauchst, um deine Sucht auszuleben, so perfekt beherrschst. Manchmal ist ein etwas dickeres Fell nicht das Schlechteste. »Resilienz« heißt das Zauberwort, dazu kommen wir später.

Wie kommt das, und was hat das mit dem Inneren Kind zu tun? Stelle dir einmal Folgendes vor: In dir leben zwei Pferde. Warum Pferde? Weil ich an ihrem Herdenverhalten so herrlich aufzeigen kann, was schiefgelaufen ist. Das Innere Kind ist eher ein von der Amygdala* gesteuertes Flucht- als ein Raubtier wie beispielsweise ein Hund.

Das eine Pferd ist ein Herdentier. Es ist vielleicht ein Schimmel oder ein Brauner, und es sieht sehr lieb und freundlich aus. Es sorgt dafür, dass du dich in deinem Familienverband, deiner Herde, sicher und geschützt fühlst. Als kleines Kind bist du vollkommen davon abhängig, dass die Familie für dich sorgt, auch wenn sie nur aus einer Person besteht. Du kannst dich weder selbst ernähren noch auf dich aufpassen.

Das Herdentier in dir ist darauf angewiesen, dass es in der Lage ist, mit der Herde zu kommunizieren, dass es die Signale der Herde kennt und sie anwendet, dass es verstanden und gehört wird, ja, dass es überhaupt als Teil der Herde anerkannt wird. Dieses Pferd sorgt für das Gelingen deiner Beziehungen im Außen.

Wenn sich ein Pferd in der Herde ungebührlich benimmt und die Herde damit in Gefahr bringt (meistens sind es die Jungpferde, die sich ihren Platz erstreiten wollen), schickt die Leitstute es weg – so lange, bis das Pferd von sich aus Zeichen der Versöhnung und der Bereitwilligkeit, sich in die Herde einzufügen und seinen Platz einzunehmen, zeigt. Aus der Herde hinausgeschickt zu werden, bedeutet für ein Flucht- und Beutetier nichts weniger als Lebensgefahr.

Und genauso erlebst du es als Kind, wenn du nicht gehört und gesehen wirst. Das Herdentier in dir, das auf Gedeih und Verderb von der Herde abhängig ist, wird bereitwillig Zeichen geben, sich einzufügen. Werden diese Zeichen nicht gesehen, wird es sie verstärken bis hin zu demütigen Unterwerfungsgesten. Es wird alles, wirklich alles, tun, um in der Herde bleiben zu dürfen, die es versorgt. Pferdeherden verlangen von ihren Mitgliedern nur das, was pferdegerecht und in ihrem gesunden Verhalten angelegt ist. Eine Leitstute reagiert sehr rasch auf die Zeichen der Bereitwilligkeit und erlaubt dem ungehorsamen Jungpferd ohne Groll, sich wieder dem sicheren Verband anzuschließen. Sie ist freundlich und wohlwollend, lehrend, nicht verurteilend. Sie kann gar nicht anders. Menschenverbände hingegen sind da weitaus ideenreicher. Es gibt kein noch so schändliches Verhalten, das nicht von irgendeiner Familie praktiziert wird.

Ein Pferd, das aus der Herde geschickt wird, hat etwas getan oder verweigert, was die Herde in Gefahr bringen würde, würde die Leitstute ihm dieses Verhalten durchgehen lassen. Und es ist alt genug, um das zu erkennen. Fohlen werden niemals aus der Herde geschickt. Pferdeherden sind Verbände der Vernunft und des Bestrebens, in Frieden und Sicherheit miteinander zu leben – vielleicht nicht bewusst, doch es ist sehr vernünftig, sich so zu verhalten, dass die Sicherheit des ganzen Systems und jedes Einzelnen gewährleistet ist, und diejenigen zu maßregeln und sie in Herdenkunde zu unterrichten, die diese Sicherheit gefährden.