Seelenverträge erkennen und erfüllen - Susanne Hühn - E-Book

Seelenverträge erkennen und erfüllen E-Book

Susanne Hühn

5,0

Beschreibung

Alle Herausforderungen, denen wir im Leben begegnen, sind in unserem Seelenplan festgelegt und dienen unserer Entwicklung. Kommen wir auf die Erde, vergessen wir jedoch, was wir auf seelischer Ebene vereinbart haben. Wir verstehen nicht, warum wir Ängste, Schmerzen und Verluste erfahren müssen. Vor allem das Innere Kind, unser empfindsamster Anteil, leidet oftmals unter den Auswir­kungen unserer Seelenverträge. Susanne Hühn begleitet uns dabei, die Verträge zu erkennen und mit dem, was wir erlebt haben, in Frieden zu kommen und daran zu wachsen. Sie bietet uns zahlreiche Übungen an, mit denen es uns gelingt, unserem Inneren Kind die Liebe und Geborgenheit zu geben, wonach es sich so sehr sehnt. Nur dann sind wir in der Lage, unsere Seelenverträge zu erfüllen und uns dem liebevollen Strom der Schöpfung anzuvertrauen.

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Seitenzahl: 149

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ISBN Printausgabe 978-3-8434-1479-1

ISBN E-Book 978-3-8434-6457-4

Susanne Hühn:

Seelenverträge erkennen und erfüllen

Dem Inneren Kind Urvertrauen und Frieden schenken

© 2017, 2021 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Hülya Sözer, Schirner,

unter Verwendung von # 252235552 (©agsandrew) und # 1457102312 (©KsushaFineArt), www.shutterstock.com

Print-Layout: Hülya Sözer, Schirner

Lektorat: Claudia Simon, Schirner

E-Book-Erstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany

www.schirner.com

Erweiterte Neuausgabe 2021 – 1. E-Book-Auflage Mai 2021

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Einleitung

Die Menschwerdung als Weg der Seele zur Erkenntnis

Die Rolle des Inneren Kindes im Seelenprozess

Zeit allein heilt keine Wunden

Gehirnvernetzung als Allheilmittel

Heilung und Trost für das Innere Kind

Übung: Das Innere Kind in Sicherheit bringen

Der Zusammenhang von Innerem Kind und Seelenverträgen

Durch die Erfüllung von Seelenverträgen zu innerem Frieden

Spirituelle Evolution durch den kollektiven Seelenauftrag

Wie ein Seelenvertrag entsteht und sich auswirkt

»Erforschen« ist das Motto, nicht »in Ordnung bringen«

Die wahren Gefühle als Schlüssel für den Seelenprozess

Die kindliche Ohnmacht als Teil der Verabredung

Die Prägung durch kindliche Machterfahrung

Das Kind will geliebt werden, die Seele will dienen

Seelenverträge stehen über dem menschlichen Wohlbefinden

Wann ein Seelenvertrag erfüllt ist

Der Lösungsprozess für den Weg in das Neue

Kontakt mit dem Inneren Kind aufnehmen

Übung: Dein Inneres Kind treffen

Die emotionalen Verbindungen des Inneren Kindes erkennen

Übung: Die emotionalen Bindungen deines Inneren Kindes (Teil 1)

Übung: Die emotionalen Bindungen deines Inneren Kindes (Teil 2 – optional)

Heimkehren in deine Seelenfamilie

Übung: Heimkehren ins Licht

Erkenne deine Seelenverträge

Übung: Einen wirkenden Seelenvertrag erkennen

Uns selbst liebevoll auf der Erde empfangen

Übung: Dich selbst liebend in Empfang nehmen

Erwachsen sein heißt frei sein

Übung: Den Inneren Erwachsenen kennenlernen

Seelenverträge erfüllen durch liebevolle Selbstfürsorge

Übung: Die Erlösung des Inneren Kindes von alten Seelenverträgen

Die Gefühle des Inneren Kindes zur Seelenfamilie senden

Übung: Die Brücke zwischen Innerem Kind und Seele errichten

Den Seelenlehrer kennenlernen

Übung: Deinem Seelenlehrer begegnen

Der Aufstiegsprozess in die fünfte Dimension

Übung: Neue Seelenkräfte und die Kraft bedingungsloser Liebe erhalten

Über die Autorin

Danke

Bildnachweis

Einleitung

Das Leben scheint oft ungerecht zu sein. Warum geht es vielen Menschen schlecht, während es anderen gut geht? Wieso ist es manchmal so schwer, eine Beziehung zu beenden, obwohl sie toxisch ist? Warum schaffen wir es nicht, eine Situation zu verlassen, die uns schadet? Weshalb erleiden manche Menschen unverdient immer wieder das gleiche Schicksal, gleich, wie sehr sie auch an sich arbeiten, während anderen, die einfach in den Tag hineinleben, das Glück geradezu vor die Füße fällt? Wieso verteilt das Leben so ungleiche Karten?

Eine spirituelle Sicht der Dinge hilft nicht immer. Man könnte sich fragen, wo Gott ist, wenn man ihn wirklich braucht. Denn sollte ein liebender Gott nicht auf uns aufpassen und dafür sorgen, dass wir gesund und glücklich sind? Gibt es eine Metaebene, die über unser Leben bestimmt, oder ist alles dem Zufall überlassen? Wir können es nicht mit Sicherheit sagen.

Doch was wäre, wenn wir einmal annehmen würden, dass es in uns eine Seele gibt, die sich entschieden hat, auf die Erde zu kommen, um das Leben als Mensch zu erforschen? Wie wäre es, wenn sich eine bewusste, liebende Kraft auf den Weg gemacht hätte, sich selbst und ihre Fähigkeiten zu entwickeln?

Wir können uns denken, dass sich diese Seele nicht auf die Erde begeben hat, um ein in ihrem Sinne belangloses Leben ohne Erfahrungen zu führen. Sie wird vermutlich großes Kino erleben wollen – starke Gefühle, unlösbare Situationen, dramatische Verstrickungen –, damit sie immer wieder neue Lösungen zu erschaffen lernt.

Wenn wir uns vorstellen, dass sich ein solches geistiges Bewusstsein in einen sterblichen Körper begibt und sich selbst als materielles, der Biologie und allen anderen Naturgesetzen unterworfenes Wesen erleben will, dann können wir uns auch vorstellen, wie anders die Erfahrung als menschliches Wesen im Vergleich zu der Erfahrung als körperlose Seele sein muss.

Nehmen wir einmal an, diese Idee einer forschenden Seele entspricht der Wirklichkeit. Dann wäre Folgendes denkbar und sinnvoll: Damit die Seele, die sich auf die Erfahrung des Menschseins einlässt, sicher sein kann, dass sie ihre Fähigkeiten wie geplant zu entfalten lernt, würde sie sogenannte Seelenverträge eingehen. Was hier so bürokratisch klingt, wären im Himmel aus Liebe geschlossene Vereinbarungen, die den Seelen helfen, das, was sie erfahren wollen, um zu wachsen, auch wirklich zu erfahren.

Ein Seelenvertrag könnte darauf abzielen, eine besonders schwierige Lebenssituation herzustellen. Er könnte sich auf das Lernen von bestimmten für die Seele wichtigen Lektionen beziehen. Ein Seelenvertrag könnte dazu führen, dass man einem rettenden Engel auf Erden begegnet oder genau die Arbeitsstelle bekommt, die man sich gewünscht hat. Darin könnte vereinbart sein, dass man einen Seelenpartner trifft, mit dem man höchstes Glück, aber auch tiefstes Leid erlebt. Er könnte auch dazu führen, dass sich ein Mensch ganz und gar unmöglich uns gegenüber benimmt, uns emotional oder körperlich verletzt, uns im Stich lässt oder uns große Schwierigkeiten bereitet. Ein Seelenvertrag würde alles beinhalten, was die Seele hier auf Erden erleben will.

Meistens würden Seelen mit verschiedenen anderen Seelen Verträge schließen, doch manchmal gäbe es auch nur einen einzigen Vertrag, der dann ganz besonders viel Kraft hätte und zwei Seelen vielleicht ein Leben lang bände. Seelenverträge würde man also immer schließen, um die Seelenabsichten zu verwirklichen. Es ist sogar denkbar, dass eine Seele einen Seelenvertrag mit sich selbst schließt. Eine Seele muss kein abgegrenztes Einzelwesen sein, das sich jedes Mal zur Gänze in einen Körper begibt, wenn es eine Erfahrung als Mensch machen will. Es könnte durchaus sein, dass sich verschiedene Aspekte einer Seele in mehreren Personen auf der Erde befinden und wir dann zum Beispiel eine Dual- oder Zwillingsseelenverbindungen erleben. Das wäre auch verständlich, denn würde sich eine Seele gleichzeitig in die verschiedenen Rollen einer Situation begeben, könnte sie weitaus mehr lernen, als wenn sie nur einen Part erlebte. Das wäre vergleichbar mit einem Film, in dem die Seele eine Doppelrolle spielt oder sogar alle Rollen mit sich selbst besetzt. Wie könnte sie mehr über die emotionalen und energetischen Zusammenhänge lernen, als wenn sie mit sich selbst interagiert? Sie könnte das mühelos, wenn wir uns unsere Seele nicht wie eine unteilbare Lichtkugel, sondern wie einen prachtvollen Sonnenuntergang in einer winterlichen Berglandschaft vorstellen: ein grandioses Farbspektrum, gebildet von Sonne, Felsen und Schnee, ein Spektakel aus Lichtbrechung und Wolkenfeldern, ein Schauspiel ohnegleichen aus unterschiedlichen Lichtfrequenzen und Materie in verschiedenen Aggregatzuständen, die die unterschiedlichen Bewusstseinsebenen versinnbildlichen. Ohne Anstrengung könnte sich ein Anteil dieses spirituellen Wesens als Mensch inkarnieren, während andere Anteile in anderen Dimensionen wirken und Erfahrungen machen, ruhen oder einfach da sein würden.

Gehen wir einfach davon aus, dass diese Annahmen stimmen, und verwenden sie als Arbeitsgrundlage. Hast du eine andere Sicht der Seele, dann klappe das Buch bitte nicht zu. Bestimmt gibt es eine Möglichkeit, dass du die hier angenommenen Grundlagen für dich entsprechend anpasst, um das, was du erlebst und fühlst, zu verstehen und zu synchronisieren. Die Tools, die ich anbiete, passen bestimmt auch zu deiner Sichtweise.

Was kann eine Seele nur erleben, wenn sie sich entscheidet, Mensch zu werden? Es ist das Gefühl, ein von anderen Lebewesen – Menschen, Tieren, Pflanzen – isoliertes Einzelwesen zu sein.

Auf die Erde zu kommen, ist eine dramatische Erfahrung: Plötzlich ist man ein abhängiges, fühlendes, bedürftiges Wesen, das eines Tages sterben wird. Man hat also etwas Wesentliches zu verlieren. Der Tod mag für die Seele eine Illusion sein, doch für das menschliche Wesen, das man ebenfalls ist, ist der Verlust des körperlichen Ausdruckes vollkommen real und fühlbar.

Besonders stark erlebt man das, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Feinfühlige Menschen berichten, dass sie ein paar Tage nach dem Tod eines geliebten Wesens spüren, dass eine Energie, die sie bislang begleitet hat, verblasst. Es ist, als hinge der emotionale Ausdruck von Liebe davon ab, dass das Herz schlägt. Natürlich bleibt die spirituelle Verbindung bestehen, sie wird nach dem Tod oft sogar noch stärker fühlbar. Doch eine bestimmte emotionale Energie verschwindet, als würde sich ein Kraftfeld auflösen. Die Melodie des schlagenden, lebendigen, liebenden Herzens verstummt, und das ist deutlich wahrnehmbar. Das Lied der Seele ist nicht minder liebend, doch es klingt anders. Deshalb ist die Trauer um einen anderen Menschen durchaus angemessen. Etwas geht mit dem Tod unwiederbringlich zu Ende, und auch mit der Angst des Körpers, zu sterben oder ein geliebtes Wesen zu verlieren, muss man als Seele klarkommen.1

Damit eine Seele echte Erfahrungen als Mensch machen kann, muss sie voll und ganz zum Menschen werden. Damit ihr das möglich ist, wird sie zunächst alles vergessen müssen, was sie über sich selbst weiß. Warum ist das so?

Die Erfahrung der Isolation, der Trennung von allem, kann man nur machen, wenn man diese Trennung als real erlebt. Solange die Seele weiß, dass sie in Wahrheit ein geistiges Wesen ist, das untrennbar eins ist mit allem, unsterblich und unteilbar, kann sie die körperlichen Gegebenheiten nicht ernst nehmen. Eine Erfahrung kann man nur dann als real erleben, wenn man das, was man erlebt, mit allen Sinnen erfährt und wenn man sich selbst diese Erfahrung glaubt. Wenn ein Mensch eine Erfahrung nicht wahrhaben will, erlebt er sie nicht mit allen Sinnen, und er entwickelt keine Erkenntnis.

Wenn eine Seele zur Erde kommt, um ihre Fähigkeiten auszuprobieren, hilft es ihr zunächst nicht, sich ihrer Einheit mit allem gewahr zu sein und zu wissen, dass sie in Wahrheit unantastbar eins ist mit allen Seelenwesen ihrer Seelenfamilie und am Ende mit Gott, wie wir ihn jeweils verstehen. Wäre sie sich dessen bewusst, würde sie das Leben auf der Erde als Spiel wahrnehmen, doch das Leben ist nicht als Spiel gemeint. Es ist echt, auch wenn alles Schwingung ist. Auf körperliche Weise lebendig zu sein, ist ein Zustand, der sich vollkommen vom körperlosen Zustand unterscheidet.

Wenn die Seele eine bestimmte Melodie hätte, dann hätte das körperliche Leben eine zweite Melodie, die dazukommt und das Lied völlig verändert. Wichtig ist, zu wissen: Die körperliche Ebene kennt ihre Melodie genauso gut wie die Seele die ihrige. Damit die Seele diese zweite Melodie, die eine ganz eigene Tonart hat, kennenlernt, muss sie für eine Weile in Bezug auf ihre eigene Melodie taub werden, sonst erfährt sie die Nuancen dieser irdischen Melodie nicht zur Gänze. Erst wenn sie den Gesang des Menschen, der sie ist, kennengelernt hat, kann sie beide Melodien auf harmonische Weise zusammenführen. Am Ende singt sie ein Duett mit sich selbst: Sie als Seele ist die eine Stimme, der Mensch, der sie ist, ist die andere. Sieht man es so, dann wird klar, dass es ein echter Verlust ist, diese zweite Stimme wieder zu verlieren. Die emotionale Melodie des Menschseins kann man nur singen, wenn man physisch auf der Erde ist.2

Damit die Seele das Leben auf der Erde als reale Erfahrung erlebt, muss sie also zunächst sich selbst und ihre Anbindung an die Geistige Welt, aus der sie stammt, vergessen. Sie muss fühlen, was sie erlebt. Sie muss eins werden mit den Erfahrungen. »Sei dein Projekt«, ist der Slogan, den die Seele mit auf den Weg bekommt, »sei sterblich und fühlend, sei Mensch.«

Doch wie soll sie alles vergessen und zum fühlenden Wesen werden? Indem sie so sehr und so existenziell fühlt, dass dieses Fühlen alles andere ausblendet. Hier kommt das Innere Kind, unser emotionalster Anteil, ins Spiel, dem wir uns im Folgenden zuwenden.

Wechseln wir dazu einmal die Ebene und schauen ganz tief in die Welt unserer Gefühle hinein. Dazu nutzen wir ganz automatisch einen anderen Gehirnteil. Wir müssen nicht wissen, welcher das ist, das Gehirn schaltet von selbst um. Wenn du dich auf das, was du liest, einlässt, wechselst du ganz automatisch den Fokus, und allein das schafft schon Gehirnvernetzung und erhöht dein Bewusstsein für die Zusammenhänge, über die wir gerade sprechen. Deshalb also: Aufgepasst, liebes Gehirn, wir sprechen über Gefühle. Bitte den Fokus ändern – danke.

Jetzt bist du bereit.

1 Ich habe das zweimal sehr deutlich erlebt. Meine Eltern starben innerhalb von eineinhalb Jahren, und beide Male zog sich körperlich fühlbar die Kraft heraus, mit der sie mich gehalten haben. Wenn das Herz aufhört, zu schlagen, kann es die emotionale Form der Liebe nicht mehr aufrechterhalten.

2Es gibt einen sehr spannenden Bezug des Seelenliedes zur Astrologie: Im Geburtshoroskop stehen alle Planeten in bestimmten Häusern, so, wie es zum Zeitpunkt der Geburt am Himmel aussah. Die Stellung der Planeten symbolisiert eine bestimmte Zeitqualität, die genau dem entspricht, was die Seele erforschen und lernen will. Wenn man die Schwingung eines jeden Planeten als Ton ausdrückt, ergibt sich für jeden Menschen bei seiner Geburt ein einzigartiger Klangteppich. In diesem Klangteppich ist die jeweilige Absicht der Seele gespeichert.

Wenn wir an das Innere Kind denken, dann lächeln wir liebevoll oder auch ein bisschen ironisch und meinen damit den Teil von uns, der mit »das Kind im Manne«, »die innere Prinzessin« oder »Pippi Langstrumpf« beschrieben wird. Dieses Kind bekommt ab und zu ein wenig Raum. Es darf sich mal ein Eis bestellen, obwohl die Diätpläne dagegensprechen, oder vor einem Schaufenster mit Modelleisenbahnen stehen bleiben. Wir sind großzügig, wenn es um das Innere Kind geht. Es darf ab und zu spielen, denn es trägt ja dazu bei, dass wir uns besser fühlen. Dieses Kind in uns wird so verharmlost und verniedlicht, dass wir oft erschrecken, wenn wir seine wahre Kraft und seinen immensen Einfluss auf unser Leben, seine dramatischen Verletzungen und die unbändige Freude, die es uns bringen kann, zu spüren beginnen.

Es ist das Innere Kind, das leuchtende Augen bekommt, wenn wir uns den verbotenen Eisbecher erlauben. Es ist aber auch das Innere Kind, das uns dazu bringt, andere und uns selbst bis zum Exzess zu kontrollieren und zu vereinnahmen oder uns vereinnahmen zu lassen, das so tief einsam ist, dass wir nicht anders können, als Drogen welcher Art auch immer zu nehmen, das diese vage Ungeborgenheit und jene Selbstzweifel, die uns immer wieder vor den Abenteuern des Lebens zurückschrecken lassen, in uns hervorruft. Es ist das Innere Kind, das dafür sorgt, dass unsere Beziehungen scheitern, weil wir immer wieder an die gleichen Streitpunkte kommen, das uns im Beruf unzufrieden sein lässt, weil wir nicht für unsere Wünsche und Bedürfnisse einstehen.

Unser Inneres Kind lässt uns entweder durch das Leben tanzen oder müde dahinschlurfen, je nachdem, wie es ihm geht. Es ist ein Geflecht aus vielen verschiedenen Anteilen, die alle eins gemeinsam haben: Sie spüren und erleben die Dinge direkt und unverfälscht, sind die emotionalen Zeugen unserer Vergangenheit. Im Inneren Kind – oder anders ausgedrückt: im Gefühlshirn, dem limbischen System – ist unsere emotionale Wahrheit gespeichert.

Wenn Gefühle nicht gefühlt werden, dann erstarren sie förmlich. Es ist, als würde die Zeit anhalten und wir in der schmerzlichen Situation gefangen bleiben, gleich, wie lange sie schon her ist.

Zeit allein heilt keine Wunden

Machen wir einen Ausflug zurück in unsere Kindheit. Fast jeder wurde verletzt, verlassen, beschämt und nicht verstanden – absichtlich oder aus Versehen. Das war nicht weiter schlimm, wenn wir in unserem Schmerz gesehen, gehalten und getröstet wurden. Kinder haben eine starke psychische Widerstandskraft, die sogenannte Resilienz, die dafür sorgt, dass sie psychisch gesund bleiben, auch wenn sich die menschliche Umgebung merkwürdig verhält. Das ist wichtig für unser Fortbestehen als Menschheit. Unser Menschsein kennt seine Melodie und findet zu ihr zurück, auch wenn wir aus dem Takt geraten – wenn man uns lässt. Wurden wir als Kind getröstet, fing jemand unseren Schmerz auf, blieb nicht einmal eine Narbe zurück. Wir machten zwar die Erfahrung, dass wir emotional verletzt wurden, doch dann wurden wir getröstet, die Verletzung heilte, und am Ende haben wir gelernt: Wenn ich verletzt werde, dann fängt mich jemand auf, ich bin nicht allein damit. Das war eine gesunde, gute Erfahrung, die uns den Rücken stärkte.

Doch wenn niemand da war, der uns als Kind gehalten, getröstet, in Schutz genommen und in aller Empfindsamkeit gesehen hat, mussten wir uns vor lauter Schmerz und innerer Einsamkeit von uns selbst abspalten und innerlich so tun, als wären wir gar nicht verletzt. Doch das Gehirn, besonders das Angstzentrum, die sogenannte Amygdala, wusste von der Verletzung und vermied ab dem Moment Situationen, die eine erneute Verletzung dieser Art hätten auslösen können. Für die Amygdala gibt es keine Zeit. Verletzungen verjähren nicht. Nur wenn man in einer Schmerz auslösenden Situation gleichzeitig positive, tröstende Erfahrungen macht, hinterlässt der Auslöser keine Spuren.

Doch statt beschützt zu werden, haben wir oftmals zwei sehr schmerzvolle Erfahrungen gleichzeitig erlebt: Wir wurden verletzt, und wir waren damit allein. Ist es da ein Wunder, dass wir uns auch heute selbst im Stich lassen, wenn wir uns emotional verletzt fühlen? Wir kennen es ja nicht anders und sind deshalb davon überzeugt, dass emotionale Kränkung und innere Einsamkeit zwangsläufig Hand in Hand gehen.

Was hat uns als Kind in der schwierigen Situation gefehlt? Ein machtvoller Verbündeter, also jemand, der unverbrüchlich zu uns hielt, uns glaubte und uns beschützte. Das dürfen wir heute für uns selbst sein. Wenn wir das für uns tun, was damals jemand für uns hätte tun müssen, dann holen wir die tröstlichen Erfahrungen, die uns als Kind fehlten, nach.

Das geht nur langsam. Denn das erstarrte Innere Kind hütet in sich die tiefsten Schichten jenes Schmerzes, die wir im Außen auch heute noch durch zu viel Essen, Rauchen und den ständigen unbewussten Kampf um Liebe in Schach zu halten versuchen. Wenn wir uns jedoch diesem verletzten Kind nähern und ihm geben, was es braucht, können wir aufhören, im Außen, sei es bei den Eltern, beim Partner, bei Freunden oder im Beruf, jene Anerkennung und Liebe einzuklagen, sondern sie in uns selbst finden.

Um das Innere Kind zu heilen, indem wir es in uns in Sicherheit bringen, müssen wir uns behutsam zu ihm hinwenden. Aber wie tun wir das?

Gehirnvernetzung als Allheilmittel

Die Beziehung zwischen dem Inneren Erwachsenen und dem Inneren Kind, die letztlich einfach nur die Verbindung zwischen dem limbischen System und dem präfrontalen Cortex symbolisiert, kann man sehr gut durch Matroschka-Puppen veranschaulichen: