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Der Deutsche Boxer stammt von Bullenbeißern ab. Seine Vorfahren kämpften gegen Stiere in der Arena, später wurde der Boxer als Wach-, Schutz- und Diensthund geschätzt. Er gehört zu den beliebtesten Rassehunden in Deutschland. Der Boxer ist als Familien- und Begleithund ebenso beliebt wie im Einsatz als Arbeits- und Diensthund. Stets temperamentvoll und charmant, ist der Boxer kein Hund für Stubenhocker. Er ist arbeits- und bewegungsfreudig und braucht entsprechende Auslastung. Dann kann man ihn auch sehr gut als Familien- und Begleithund halten. Dieser kleine Ratgeber enthält viele Informationen über seine Abstammung, seinen Charakter, gibt Tips zu Erziehung, Fütterung und Auslastung, enthält Kapitel über Vereine, Gesundheit und Genetik. Viele farbige Fotos und einige Zeichnungen runden das Buch ab.
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Seitenzahl: 154
Die Geschichte des Deutschen Boxers
Erscheinung und Charakter
Der FCI-Rassestandard
Vereine
Genetik
Fütterung
Gesundheit und Pflege
Der wohlerzogene Hausgenosse
Ausbildung, Sport und Beschäftigung
Literatur
Der Deutsche Boxer ist eine alte Rasse, deren Exterieur sich in den letzten Jahren modernisiert und angepasst hat. Bereits im Mittelalter wird von boxerähnlichen Hunden berichtet. Der Deutsche Boxer war ursprünglich Jagd- und Metzgerhund. Heute wird er überwiegend als sportlicher Familien- und Begleithund geschätzt. Er findet aber immer noch Einsatz als Polizeihund, gehört er doch den anerkannten Diensthunderassen an. Der Boxer polarisiert: man liebt ihn, oder man findet ihn abstoßend. Bei guter Zucht, Aufzucht und Haltung ist er ein loyaler, anhänglicher Begleiter, der mit seinen Menschen durch dick und dünn geht.
Die Jagd auf wehrhaftes Wild war im Mittelalter dem Adel vorbehalten. Man hielt an den Höfen Hunde unterschiedlicher Typen und Rassen als Jagdhelfer: Saufinder, Saupacker, Hetzhunde (Sichtjäger) und Schweißhunde (verfolgen die Blutspur des angeschossenen Wildes). Für die damalige Zeit waren die Hunde gut gepflegt. Das Zuchtziel war vor allem die Leistung. Obwohl die Hunde ein gewisses ähnliches Aussehen hatten, spielte dieses bei der Zucht eine eher untergeordnete Rolle. Die Vorfahren des Deutschen Boxers waren Saupacker, die bei der Wildschweinjagd halfen. Der Brabanter oder Kleine Bullenbeißer ist ein Hund dieses Typs. Er gilt als unmittelbarer Vorfahre des Deutschen Boxers. Ab dem 17. Jahrhundert wurden diese Hunde in Brabant (Belgien), Polen und Deutschland gezüchtet. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Bullenbeißer als mittelgroßer, gelber, manchmal gestromter Hund mit breitem, kurzem Kopf und schwarzer Maske, kurzer Nase und vorstehendem Unterkiefer beschrieben. Die Gebissform war bei der Jagd vorteilhaft, denn die Hunde, die Saupacker genannt wurden, sollten das Wild, insbesondere Wildschweine, mit der Schnauze packen und festhalten. Durch die zurückgesetzte Nase konnte der Hund weiteratmen und musste das Wild nicht zwischendurch loslassen.
Als Folge der Französischen Revolution verschwanden Anfang des 19. Jahrhunderts die Fürstenhöfe auch in Deutschland. Damit sah auch die Ära der herrschaftlichen Jagd und der Jagdhunde ihrem Ende entgegen. Fortan änderten sich auch die Aufgaben der Kleinen Bullenbeißer. Die Hunde dienten von nun an „den kleinen Leuten“ als Wach- und Schutzhunde. Leider missbrauchte man sie auch zur Volksbelustigung, indem sie gegen Stiere kämpfen mussten, was „Bullenbeißen“ genannt wurde. Erst 1835 wurden diese barbarischen Kämpfe in England verboten, fanden aber im Verborgenen noch gut 50 Jahre später statt. Der Bullenbeißer war später als Metzgerhund beliebt, der beim Treiben und Festhalten des Schlachtviehs half. Der Einsatz als Metzgerhund bewahrte diesen Hundetyp vor dem Aussterben. Eine planmäßige Zucht gab es zu dieser Zeit allerdings schon lange nicht mehr. Viele andere Hunderassen hinterließen ihre Spuren in den Bullenbeißern. Besonders der English Bulldog wurde häufig eingekreuzt. Durch die vielen unterschiedlichen Einkreuzungen blieb der Hundetyp des frühen Boxers nicht einheitlich. Viele Hunde hatten weißes Fell, den kurzen, dicken Kopf der Bulldogge und ihren schweren Körperbau geerbt. Der Hundetyp wurde unterschiedlich bezeichnet. Man nannte ihn weiterhin Bullenbeißer, aber auch Bulldogge. Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnete man diese Hunde als „Boxdogge“. Brehm bezeichnete die Hunde als „groß und kräftig gebaut, etwas plump, die Schnauze vorne gerade, abgestutzt, treu, kraftbewusst und selbstständig“. Einige Jahre später beschreibt der Jagd- und Tiermaler Ludwig Beckmann den Boxer in seinem Buch der Hunderassen. Die Hunde seien groß, wohlgestaltet, rasch beweglich und energisch, hätten ockergelbes Fell, eine schwarze Nase, sie seien selten gestromt, vom Charakter zuverlässig. Ludwig Beckmann und auch später (1894) der Tiermaler und Kynologe Richard Strebel hofften, dass sich die Zucht dieser Hunde in geordneten Bahnen befinden würde. Woher der Name „Boxer“ kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Da die Hunde sich beim Rangeln oftmals auf die Hinterläufe stellen und den Gegner mit den Vorderpfoten bearbeiten, erinnert diese Erscheinung ein wenig an menschliche Boxer im Ring. Deshalb nannte man sie wohl „Boxdogge“. Ende des 19. Jahrhunderts waren Boxer bzw Bullenbeißer von uneinheitlicher Gestalt in München und Umgebung verbreitet. Friedrich Roberth, Elard König und Rudolf Höppner gründeten 1895 den Boxer-Klub. Sie wollten den Boxer einheitlich in Wesen und Erscheinung züchten und ihn bekannt machen. Der erste Rassestandard für den Deutschen Boxer wurde 1896 aufgestellt. Die erste Zuchtschau wurde vom Klub am 29. März 1896 organisiert. Die meisten gezeigten Boxer ähnelten dem schweren Bulldog-Typ. Der gelbe Rüde Flock Sankt Salvator kam dem Idealbild des gewünschten Typs schon recht nahe und wurde viel in der Zucht eingesetzt. Er gilt als einer der Stammväter des modernen Boxers. Flocki, der Rüde Wotan, sowie die lohfarbene Hündin Mirzel und die gescheckte (fast weiße) Hündin Meta von der Passage waren die Blutlinienbegründer der Rasse. Fast alle heute lebenden Boxer stammen irgendwie von diesen Hunden ab. Meta brachte in Verbindung mit Wotan und Flocki viele gute Boxer hervor. Die Züchterin Friederun Stockmann sei an dieser Stelle erwähnt, die den Boxern ihr Leben widmete. 1910 wurde ihr Zwinger „vom Dom“ in das Vereinsregister des Boxer-Klubs eingetragen. Sie war auch als Bildhauerin tätig und verewigte den Boxer auf diese Weise. Über die beiden Weltkriege rettete sie einige ihrer Hunde und führte ihre damals schon bekannte Zucht fort. Friederun Stockmann züchtete über 60 Jahre lang Boxer und ihr Zwinger stellte viele Champions. Ihre Hunde sind in allen heute bekannten Linien vertreten.
1896 wurde der erste Standard aufgestellt, und eine rasche Verbesserung des Gebäudes wurde erreicht. Früher sollten Boxer einen „verkürzten Doggenkopf mit Scherengebiss“ haben. Der Standard wurde erstmals 1902 festgehalten und 1905 überarbeitet. Nach dem neuen Standard sollte der Boxer einen Vorbiss haben, der Unterkiefer im Verhältnis zum Oberkiefer hervorstehen. Der Fang sollte etwa halb so lang wie der Oberkopf sein. Der Deutsche Boxer wurde 1924 als Diensthund anerkannt. Damals waren die Boxer rund 45-55 cm groß, am Widerrist gemessen. Die Eignung als Diensthund forderte eine größere Schulterhöhe, und so wurde ein Widerristmaß von 53-63 cm festgelegt. In den Folgejahren wurden die Farben Weiß, Gescheckt und Schwarz aus dem Standard gestrichen. Danach blieb der Standard lange Zeit unverändert bestehen. Inzwischen ist aus dem ehemaligen Bullenbeißer ein recht eleganter und ansprechender Hund geworden. Dabei muss auch immer auf Wesensfestigkeit geachtet werden. Der Boxer darf weder scheu, ängstlich noch aggressiv sein. Er soll mutig und schneidig sein, aber freundlich und lieb zu Kindern. In früheren Jahren wurden Ohren und Ruten des Deutschen Boxers verstümmelt („kupiert“), was ihm nicht nur ein (meiner Meinung nach – aber da gehen die Meinungen auseinander…) äußerst unvorteilhaftes, unsagbar hässliches und unnatürliches Aussehen verpasste, sondern ihm auch große Schmerzen und Probleme zufügte. Der Schwanz der Welpen wurde im Alter von wenigen Tagen nach wenigen Schwanzwirbeln gekappt. Meist wurde die Wunde nicht vernäht. Dem Welpen fügte das grauenvolle Schmerzen zu. Neugeborene Welpen empfinden Schmerzen noch wesentlich stärker als erwachsene Hunde, denn die Welpen wurden oftmals nicht einmal betäubt. In England wurden Teile der Rute oft mit einem Gummiband abgeklemmt. Durch die unterbrochene Blutzufuhr starb der abgebundene Teil der Rute nach einigen Tagen ab und fiel vom Rest des Schwanzes ab. Die Ohren wurden in dreieckiger Form zurecht geschnitten und Wochen oder Monate lang in ein Metallgestell eingeklemmt oder mittels Tampons nach oben gehalten. Durch das Verhärten des Knorpels standen die Ohren dann nach einiger Zeit aufrecht. Ein solches Verstümmeln eines Tieres hat – im Gegensatz beispielsweise zu einer Kastration – keinen Nutzen oder Vorteil. Der Eingriff führt zu langanhaltenden Schmerzen und Problemen. Beim Verstümmeln der Ruten werden die Hunde zudem wichtiger Kommunikationsmittel beraubt. Dabei ist das entstellende Äußere des Hundes, das durch die Verstümmelungen unweigerlich entsteht, noch eher zweitrangig. Kupieren bietet keinerlei Vorteile, weder gesundheitlich noch anderweitig. Es verunstaltet lediglich den Hund und fügt ihm Schmerzen zu. Allenfalls sind (Teil-) Amputationen nach Unfällen oder Erkrankungen zu rechtfertigen, wenn dadurch die Lebensqualität des Hundes erheblich erhöht wird und eine Heilung der Rutenwirbel nicht möglich ist. Das Verstümmeln der Ruten ist seit 1998 in Deutschland verboten, das Verstümmeln der Ohren bereits seit 1987. Auch in Österreich und der Schweiz ist das Kupieren verboten. Der Rassestandard wurde entsprechend angepasst. Die Rute ist die verlängerte Wirbelsäule. Sie hilft dem Hund, das Gleichgewicht zu halten (etwa bei Wendungen und Sprüngen) und dient außerdem als wichtiges Ausdrucksmittel. Allenfalls bei nicht behandelbaren Erkrankungen oder Verletzungen ist ein Beschneiden durch einen Tierarzt gestattet. Der Tierarzt kann eine entsprechende Bescheinigung ausstellen. Kupierte Hunde dürfen ohne eine solche Bescheinigung zu Recht auf Zuchtschauen nicht mehr gezeigt werden! Durch eine solche Bescheinigung kann man auch Rutendeformationen aufdecken, also entweder eine krankhafte angeborene Rutenanomalie oder eine durch einen Unfall verletzte Rute.
Ebenso werden – seltener vorkommende – angeborene Stummelruten im Zuchtbuch festgehalten. Es gibt Menschen, denen kupierte Hunde optisch besser gefallen. Über Geschmack lässt sich streiten. Man muss aber bedenken, welche Leiden das Kupieren dem Hund zufügt. Über Äußerlichkeiten lässt sich streiten – über Qual und gesundheitliche Nachteile für den Hund nicht. Eine Kastration – auch wenn man sich über den Sinn und Unsinn von Kastrationen ebenfalls streiten kann – hat verschiedene Vorteile, sie kann auch zu dem einen oder anderen Nachteil führen. Kupieren diente aber lediglich dem Zweck, dass Aussehen des Hundes zu verändern. Wer den Hund optisch verändern möchte, sollte das durch gezielte Zucht tun, nicht durch Operationen. Aber warum sollte man den Deutschen Boxer optisch verändern wollen? Ist er nicht schön genug?
Im Zweiten Weltkrieg machte der Boxerrüde „Mathias von Westen“ von sich reden, der 17 Verwundeten das Leben rettete und dafür mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Mathias war drei Jahre alt, als er für den Ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Er kam an die Ostfront, zusammen mit drei weiteren Hunden. Einen dieser Hunde traf schon nach wenigen Tagen ein Splitter aus einer sowjetischen Granate. Ein anderer starb an der Ruhr. Der dritte wurde erschossen. Dann war Mathias allein. Sein Herr war ebenfalls nicht mehr am Leben. Aber Mathias rettete Leben. Er unterschied nicht zwischen Freund und Feind, er rettete Leben. Er führte seine Kompanie zu jedem Verwundeten, den er fand. Bei einem harten Gefecht wurde der ganze Zug auseinander getrieben. Auch Mathias war verschwunden. Zwei Wochen später tauchte Mathias wieder auf, bei einer anderen Einheit, die von seinen Heldentaten aber schon gehört hatte. An diesem Tag wurde im Regimentsbefehl vermerkt, dass Mathias zur Gruppe gestoßen war, der über 200 Kilometer zurückgelegt hatte. Wahrscheinlich auch zwischen den Fronten. Nicht bei allen Männern stieß Mathias auf Gegenliebe, aber ein Oberleutnant setzte sich für ihn ein. Einige Tage später rettete Mathias seinen neuen Hundeführer und zwei weitere Männer aus einem Granatenloch. Er kroch vor ihnen her und zeigte ihnen den Weg zurück zur Kompanie. Von da an gehörte Mathias zur Truppe. Mathias mit der Feldpostennummer 20871 bekam 1943 das Eiserne Kreuz für seine Verdienste verliehen. Er wurde zweimal schwer verwundet und kehrte schließlich an die Heimatfront zurück. Mathias überlebte den Krieg. Im Ersten Weltkrieg machte Boxer „Tünnes“ von sich reden. Hauptmann Gerd Schroeder, Heeresführer und Luftwaffenoffizier, hatte ihn jahrelang bei sich. Zu Aufklärungsflügen hinter den feindlichen Linien wurde er nicht mitgenommen, sein Herr setzte ihn neben seiner Aktentasche, die er dann verantwortungsvoll und unbestechlich bewachte, am Rand des Flugfeldes ab. Tünnes freute sich immer sehr, wenn die Maschine mit seinem Herrn wieder landete, er verwechselte sie nie, auch wenn einmal mehrere Maschinen gleichzeitig landeten. Bei Flügen über den eigenen Linien durfte Tünnes mitfliegen, setzte seine Pfoten auf die Fensterkante und beobachtete die Welt unter sich. Tünnes ist seit den Rückzügen, wo er entweder auf einem Panzer mitfuhr oder Fußkolonnen begleitete, verschollen.
Smilla auf der Futterfährte.
Der FCI-Rassestandard beschreibt die idealen Vorstellungen des äußeren Gebäudes und des Charakters der Rasse. Die meisten Boxer entsprechen diesem Standard mehr oder weniger. Hier und da weichen auch Boxer vom Standard ab. Solange Fehler das Wesen und die Gesundheit des Hundes nicht negativ beeinflussen, sollten sie hin genommen werden. Allerdings sollten solche Hunde nicht oder nur unter Vorbehalt in die Zucht. Es gibt auch Züchter, die von dieser Norm abweichen. So lässt der Standard keine weißen Boxer zu. Es fallen aber immer wieder weiße Boxer, auch in diesem Buch sind viele Fotos einer weißen Boxerhündin zu sehen. Diese Hündin ist nicht taub oder blind. Sie hat keine Probleme mit den Krallen, obwohl alle weiß sind. Smilla ist menschenfreundlich, agil und lebensfroh und ein echter Sonnenschein.
Der Boxer zählt nach Klassifikation der FCI (Fédération Cynoloquiqe Internationale) zur Gruppe 2, Sektion 2, Molosser und Doggenartige Hunde mit Arbeitsprüfung. Beim Deutschen Boxer sind als Arbeitsprüfung die Gebrauchshundprüfung (früher Schutzhundprüfung genannt und später Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde) sowie die Fährtenhundprüfung zugelassen. Damit sollen Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und ursprüngliche Verwendung nachgewiesen werden. Bei Verpaarungen zweier Boxer muss mindestens ein Elter eine solche Prüfung nachweisen können. Der Boxer ist ein mittelgroßer, kurzhaariger Hund, der Kopf muss proportional zum Körper passen. Der Nasenrücken ist etwa halb so lang wie der Oberkopf. Der Deutsche Boxer beißt vor, d.h. der leicht nach oben gebogene Unterkiefer überragt den Oberkiefer ein wenig. Das Gebiss hat 42 Zähne. Die Zähne sollen bei geschlossenem Fang nicht sichtbar sein. Das Fell ist kurz und hart. Es hat keine sichtbare Unterwolle. Als Farbe zugelassen sind alle Töne von Gelb, Lohfarben und Rot sowie Gestromt. Gestromte Boxer haben eine schwarze Längsstromung auf dem gelben, lohfarbenen oder roten Fell, also in Richtung der Rippen verlaufende Streifen. Schwarze Gesichtsmaske und weiße Abzeichen kommen ebenfalls häufig vor. Es gibt auch gescheckte und reinweiße oder fast weiße Boxer. Auf diese wird später noch gesondert eingegangen. Der Standard lässt Weiße und Schecken seltsamerweise nicht zu, obwohl sie recht ansprechend wirken und die Rasse ohne Weiße und Schecken gar nicht in ihrer heutigen Form existieren würde. Boxer, bei denen die weiße Farbe mehr als ein Drittel des Körpers einnimmt, gelten als nicht standardkonform. Farbige Boxer haben oft schwarze Gesichtsmasken. Gemäß Standard sollen Hündinnen am Widerrist 53-59 cm messen, Rüden 57-63 cm. Das Gewicht soll bei Hündinnen 24-28 kg betragen, bei Rüden 30-35 kg. Oft sind Rüden deutlich größer und kräftiger als Hündinnen. Es gibt aber auch größere Hündinnen sowie kleinere Rüden. Der Deutsche Boxer ist nervenstark, selbstbewusst, ruhig und ausgeglichen. Er darf nicht aggressiv oder ängstlich sein, auch fehlendes Temperament ist nicht erwünscht. Der Boxer gehört bei uns – nicht zuletzt wegen seines ausgeglichenen Wesens – zu den beliebtesten Rassehunden. Neben seinem Einsatz als Dienst- und Gebrauchshund ist er mit entsprechender Auslastung auch ein geeigneter und anhänglicher Familien- und Begleithund, der seine Menschen liebt und ihnen immer ein treuer Kamerad ist. Unter dem Begriff „Gelb“ sind gelbe, lohfarbene (orange) sowie dunkelrote (hirschrote) Boxer zusammengefasst. Gelbe bzw lohfarbene und rote Boxer haben schwarze oder blaue Hautpigmentierung, was sie deutlich von braunen Hunden unterscheidet, bei denen die Haut braun ist. Beim Boxer nennt man die Farbe auch Hellgelb, Goldgelb, Rotgelb (Loh, Tan, Orange, Sable) oder Hirschrot. Rotbraun kann ein Hund in dem Sinne allerdings nicht sein, denn ein brauner Hund hat braune Haut. Der Begriff „Rotbraun“ dient eher einer genaueren Beschreibung des Braun- oder Rottons, korrekt ist er allerdings nicht. Oder ein brauner Hund hat rote Abzeichen. Die Ausprägung des Rottons wird durch Nebengene beeinflusst. Deshalb erscheint der Rotton von Hellgelb über Lohfarben bis Dunkelrot. Gestromte Boxer haben schwarze Längsstreifen, ähnlich wie ein Tiger. Meist hat der Hund eine normale Grundfarbe mit der zusätzlichen Stromung. Manche Boxer wirken dabei fast schwarz, allerdings ist Reinschwarz nicht zugelassen. Man hatte auch versucht, schwarze Boxer zu züchten, indem ein schwarzer Schnauzer eingekreuzt wurde. Diese Kreuzlinge wurden allerdings nicht anerkannt. Schwarze Boxer gibt es also nicht, es fallen aber immer wieder Weiße und Schecken. Schon mit Beginn der Reinzucht gab es weiße Boxer. Die Hündin Meta von der Passage war weiß und hatte dunkle Abzeichen. Heute sind weiße Boxer relativ selten, obwohl sie immer wieder in Würfen fallen. Früher wurden Boxer bevorzugt als Dienst- und Militärhunde eingesetzt. Dabei wurde die weiße Farbe oft als hinderlich angesehen, weil weiße Hunde ein gut sichtbares Ziel abgaben. 1934 legte der Reichsverband für das Deutsche Hundewesen fest, dass überzählige Welpen ermordet werden mussten, d.h., hatte eine Hündin mehr als 6 Welpen im Wurf, wurden die übrigen getötet. Dabei traf es überwiegend weiße Welpen. Denn wenn schon Selektieren, dann Welpen, die man sowieso „schlecht loswird“. Ab 1941 wurden nicht nur weiße, sondern auch alle gescheckten Welpen ermordet. Erst 1972, als ein neues Tierschutzgesetz in Kraft trat, wurde das Töten von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund verboten. Wie hoch die Dunkelziffer der dennoch grausam ermordeten Welpen liegt, lässt sich kaum bestimmen, denn „Züchter“, die so etwas tun, melden es nicht dem Zuchtbuchamt und bemühen auch in den seltensten Fällen einen Tierarzt. Der Boxer-Klub München e.V. lässt zwar bis heute keine weißen Boxer zur Zucht oder auf Ausstellungen zu, gibt aber für sie Ahnentafeln heraus bzw nimmt sie in das Zuchtbuch auf. Es gibt aber Züchter, die bevorzugt weiße Boxer züchten (außerhalb des Boxer-Klubs). Weiße Boxer haben die selben Eigenschaften wie ihre farbigen Vettern. Sie sind freundlich, gute Familien- und Begleithunde und machen auch im Hundesport und als Arbeitshunde, beispielsweise als Rettungshunde, eine gute Figur. Weiße Boxer sind oft die Kräftigsten und Typvollsten ihrer Rasse. Weiße Boxer haben oft einen niedrigeren Kaufpreis, da sie nicht standardkonform sind. Sie sollten aber genauso sorgfältig aufgezogen werden wie ihre farbigen Geschwister. Bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen der Liebhaber und Züchter irgendwann von Erfolg gekrönt sind und die Weißen und Schecken wieder zugelassen werden. Ein ähnliches Szenario hatten wir jahrelang bei den Deutschen Schäferhunden: weiße Welpen wurden rigoros aussortiert. Dabei sind Weiße Schweizer Schäferhunde im Vergleich zu vielen anderen Rassen und gerade im Vergleich zum Deutschen Schäferhund gesundheitlich viel robuster und haben ein tolles Wesen. Sie sind seit 2003 als eigene Rasse von der FCI anerkannt – wollen wir hoffen, dass auch den weißen und gescheckten Boxern eines Tages die Anerkennung zuteil wird, die ihnen zusteht. Es muss dabei ja nicht gleich eine neue Boxer-Rasse entstehen. Weiße und gescheckte Boxer sollten aber durchaus wieder ihren Platz in der Rasse finden. Die Vereine täten gut daran, die Weißen und Schecken unter ihre Fittiche zu nehmen. Bemühungen seitens der Vereine und einzelner Züchter in dieser Richtung scheinen zum Teil schon in Angriff genommen worden zu sein. Was sich daraus entwickelt, wird die Zukunft zeigen.