Dein Herz hält alles aus - Jens Korbus - E-Book

Dein Herz hält alles aus E-Book

Jens Korbus

3,9

Beschreibung

Der Erzähler, ein Studienrat und Schriftsteller, und seine Frau Lissy, eine Ärztin, leben in Düsseldorf. Im Theater begegnen sie einer Jugendliebe des Erzählers und deren Freund. Die beiden sind Linguistikprofessoren. Im Laufe der Erzählung entwickelt sich eine gegenseitige Anziehungskraft, die so stark wird, dass sich die beiden Paare überkreuz verbandeln. Der Erzähler erträgt am Ende die verhängnisvolle Konstellation. Zufall und Schicksal lassen sich nicht steuern.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

KAPITEL 1

Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft von Raiffeisen am Rande von Margendorf, einem Vorort von Alt-Muhl! In der LHG war die Dienstwohnung meines Vaters. Ich stehe mit meinem Freund Werner Klimm auf dem Dach des hohen, vielflügligen, weißen Gebäudes mit den zwei gekreuzten Pferdeköpfen. Wir müssen mit unseren Koffern herunterspringen. Klimm springt als Erster. Ich traue mich nicht. Danach suche ich Fotos, viele große, bunte Abzüge, die ich mit meiner russischen Sotschi-Kamera, die aber ein integriertes Blitzlicht hat, gemacht habe. Dann gebe ich meinen Schülern in einem großen Saal Boxunterricht. Ich übe in Linksauslage Gerade zu schlagen. Ich erkläre ihnen, wie gut sie sich damit verteidigen können. Später zeige ich ihnen ein Video mit dem Kampf von Bubi Scholz, der noch ganz jung ist und wie James Dean aussieht. Der Traum enthielt alle meine Lebensmotive. Die LHG, die Fotografie, die Angst, den Kampf. Seit wir in der LHG eingezogen sind, ich war damals zehn Jahre alt, habe ich diesen riesigen Gebäudekomplex nicht mehr vergessen. Ich habe in meinem Leben viele Landschaften kennengelernt: Das hügelige Sachsen, und das Rheinland, zuerst fünf Jahre in der Margendorfer Straße, dann endlich in der LHG. Später habe ich dort sogar ein paar Tage gezeltet, nachdem das ganze Gebäude abgerissen und die DPD noch nicht da war. Nur um die Magie dieses Ortes noch einmal zu spüren.

* * *

Heute weiß ich, dass ich nie wieder nach Margendorf und nach Alt-Muhl zurück kann. Ich lebe mit meiner Frau in Düsseldorf, hundertdreißig Kilometer von Alt-Muhl entfernt. Mit meiner Frau, heißt ohne meine Frau, denn die ist in einem Sanatorium am Stadtrand, wo man ihr den Alkohol auszureden versucht. Zu entgiften und abzugewöhnen. Doktor Scheerbarth ist ein schlanker, weißhaariger Mann, und wenn man nicht seine scharfsinnigen Sätze hörte, würde man ihn für einen pensionierten Beamten halten. Jeden Tag fahre ich für zwei Stunden zu meiner Frau ins Sanatorium, Klinik hört sie nicht gern. Jetzt sitze ich auf der Terrasse unseres Fünfzimmerappartements. Wolken ziehen am Horizont auf, und der Traum der vergangenen Nacht ist wieder verflogen. Ich bin seit vielen Jahren hundertdreißig Kilometer weit weg von Alt-Muhl und fühle mich wie in einem fremden Land. Ich, das heißt wir, könnten wieder zurück. Aber die Vergangenheit ist immer noch zu nah. Das Leben, das ich dort als Studienrat geführt habe, würde wieder aufgerührt. Und doch will ich es wieder aufrühren. Doktor Scheerbarth hat gesagt, das sei gut für mich und letztendlich auch für meine Frau. Aber bei meinen Erinnerungen breitet sich das Gefühl von Furcht und Unruhe bei mir aus, das leicht ausarten kann. – Ich unterscheide mich sehr von dem Mann, der vor Jahren in Alt-Muhl an einem Gymnasium Deutsch und Philosophie zu unterrichten begann. Von dem jungen, hoffnungsfrohen und etwas gehemmten Mann, der erst spät gemerkt hatte, dass es ihm eigentlich bestimmt war, glücklich zu sein, ist nichts mehr da. Ein Mann mit einem jungen Gesicht, kurzgeschnittenem Haar, als hätte es die Studentenbewegung nie gegeben. Damals in Jackett und Krawatte, heute in Jeans und Lederjacke.

* * *

Düsseldorf ist teuer und vornehm. Und als es meiner Frau noch gutging, sind wir oft auf die Kö einkaufen gegangen. Die teuren Sachen konnten wir uns leisten – meine Frau hatte die Fünfzimmerwohnung in Bilk geerbt – wir machten viel Window-Shopping, und wenn wir etwas besonders Schönes im Schaufenster gefunden hatten, machten wir uns einen Spaß daraus, eine preiswerte Nachahmung davon bei C & A zu erstehen. Im Sommer haben wir oft in einem Straßencafé gesessen und die teuren Schlitten vorbeifahren sehen. Die Klinik lag in Benrath, mitten in einen großen Garten gebettet, in dem die Patienten, denen man ihre Leiden zum Teil ansah, spazieren gingen. Alkoholsucht ist eine Krankheit, die sich auf allen Ebenen manifestiert, auf der körperlichen, auf der psychischen, auf der sozialen, auf der biochemischen. Ich hatte bisher nichts darüber gewusst und hatte jetzt nach Jahren manches gelernt. Meine Frau hat nie gelernt, über sich selbst zu sprechen. Sie ist selbst Ärztin und hatte mich nach einer Knieoperation im Krankenhaus kennengelernt. Sie hat noch ein paar Jahre in dem harten Beruf als Orthopädin gearbeitet, und nach dem Erbe waren wir hierher gezogen.

Doktor Scheerbarth machte auch Psychotherapie und meinte, es wäre gut, wenn ich auch mal ab und zu bei ihm vorbeischaute. Ich sei der personifizierte Co-Alkoholiker, der selbst nichts trank und am Abend die leeren Flaschen beiseite räumte. Wie konnte ich meiner Frau denn sonst helfen! Ein paar Traumata hatte ich natürlich, vor allem vom Studium her. Das Schlimmste war die Sache mit Christine Sahl und Schwingel. Auch ein paar andere Ereignisse aus meinem Leben habe ich Doktor Scheerbarth erzählt, so wie ich sie später hier einfügen werde. Christine Sahl hatte ich als Student im Ulrich-Haberland-Haus, wo ich damals wohnte, auf einem Hausball kennengelernt. Sie war mit Björn Nielsson da, beide Linguisten, sie eine auratische Persönlichkeit. Ich war mit Gabi Rühl gekommen. Christine kannte Gabi und hielt ihr von hinten die Augen zu, so lernte ich sie kennen. Ich besuchte sie drei Tage später in ihrer Wohnung in der Kaiserstraße, direkt neben den Bahngleisen. Wir gingen zusammen in den Earls Court und redeten bis nachts um eins. Sie sagte, wenn sie für sich keine Zukunft in der Wissenschaft sähe, würde sie sich umbringen. Von ihrer Schönheit, Intelligenz und ihrer Aura war ich ganz hingerissen. – Sie besuchte mich ein paar Mal im Ulrich-Haberland-Haus, es passierte nichts, ich war zu schüchtern. Aber ich will einige Abende mit ihr genauer darstellen, weil ich mich so gut daran erinnere.

Wir parkten meistens vor dem sechsstöckigen Hochhaus, dem Ulrich-Haberland-Haus und schlichen uns in den Aufzug. Ich sehe noch ihre schönen, dunkelbraunen Haare und ihren schlanken Körper auf meinem grünen Bettsofa. Aber ich tat nichts. Der weinrote Rock war hochgerutscht und ihr schwarzer Pulli hatte ein paar Fusseln. Wir tranken Jasmin-Tee von elf Uhr bis eins. Sie redete nicht gerne, blätterte in meinen Shakespeare-Sonetten, und ich spielte auf der Gitarre Barock-Musik. Wenn wir uns dennoch unterhielten, störte mich ihre Art Recht behalten zu wollen. Meistens ging es in dem Streit um Etymologien. Sie war ja Linguistin. Grasmücke kam von grâ und smigan. Der graue Vogel, der sich schmiegte. Wenn ich sie um ein Uhr nach Hause brachte, unterhielten wir uns noch bis drei im Auto unten vor ihrer Wohnung. Dabei missfiel mir ihre preziöse Art, die Dinge immer nach ihrem Gutdünken zu komplizieren oder zu vereinfachen. Sie hatte auch eine kalte, trockene Art über Gefühle zu sprechen. Ich traute mich einfach nicht an sie heran. Im Obstgeschäft hatte sie einmal in einer Art nach Äpfeln gefragt, dass mir kalt wurde. – Ich wusste, wie eine „Aussprache“ verlaufen würde. Sie würde sich nichts vergeben, ich mir aber auch nicht. Es war überhaupt am besten, „Aussprachen“ zu vermeiden. Zweimal sind wir tanzen gegangen.

Zwei Wochen später, wir waren schon fast auseinander, als sie mich mit Gerda Meinerzhagen vor der Mensa stehen sah, mich auf die Wange küsste und später sagte: „Du bist ein Dummkopf.“ Ich war mit ihr auf den Karnevalsball für die Künstler gegangen, und als ich sie nach Hause in die Kaiserstraße fuhr, fragte sie unten im Auto: „Willst du noch mit hochkommen?“ Ich sagte nein. Hatte mich ein gütiges Schicksal vor ihr bewahren wollen? Was hat sie damals von mir gedacht? – Ich hatte noch mit keiner Frau geschlafen. Wenn es dazu gekommen wäre … Sie hätte sich von mir das Kleid aufknöpfen lassen, und all die großbrüstigen indischen Frauen, die als Poster bei ihr an der Wand hingen, hätten zugeschaut. – Diese Frau, mit der Aura, bot sich mir an. Ich war vierundzwanzig! Was Verhütung anging, hatte sie wahrscheinlich vorgesorgt. Björn Nielsson war sicherlich nicht so zimperlich gewesen. – Das wäre vielleicht eine Chance zum Heiraten gewesen! – Später sah ich, dass solche indischen Skulpturen, wie sie bei Christine an der Wand hingen, noch wesentlich weiter gingen!

KAPITEL 2

Christine hatte mich auf den Philosophieprofessor Schwingel aufmerksam gemacht, den sie regelmäßig hörte. Ein Seminar über die Zeit hatte ich schon bei ihm mitgemacht und eine Arbeit über die Zeit in Kants Kritik der reinen Vernunft geschrieben. Aus dem nächsten Seminar, Kierkegaards „Der Begriff Angst“, ging ich nach zwei Sitzungen wieder heraus. Das Seminar war nur ein Vorwand gewesen. Die Leute gaben dort nur Angsterlebnisse preis, in jeder Sitzung. Und Schwingel fragte sofort: „Was ist dem Kollegen hier passiert?“ Dann erläuterte er das Erzählte mit psychoanalytischen Deduktionen und Konstruktionen. Das sollte also Philosophie sein? – Ich weigerte mich, dabei mitzumachen und wollte das Ganze schnell wieder vergessen. Ich war gesund! Wenn jemand heideggerte, sagte Schwingel: „Der Kollege ist der Sprachmagie verfallen!“ – Als ihm jemand widersprach, fuhr er auf: „Langweilen Sie mich doch nicht mit Ihren neuplatonischen Ergüssen! Gehen Sie doch zu jemand anders!“ – Das war also die Wissenschaft! Zehn Jahre später bin ich mit einem jungen Mädchen, in das ich mich verliebt hatte, wieder in diese Vorlesung gegangen. Schwingel war immer noch da und hielt sie ganz wie früher. Er trug zwanzig Minuten vor und diskutierte dann mit den Zuhörern über das Vorgetragene. Es war so innovativ und mitreißend geworden, dass ich danach noch zwei Jahre lang zweimal wöchentlich nach Bonn fuhr, später ohne das junge Mädchen, das mein Interesse nicht hatte teilen wollen. Die Uni, das alte Schloss mitten in der Stadt, betrat ich gern. Ging vom Hofgarten, wo ich geparkt hatte, durch die Wandelhalle, wo der studentische Wahlkampf stattfand. Einstein schrie mit rotgefärbter Zunge von einem Plakat an der Wand: „No nukes, babe!“ Dann hinauf in den Hörsaal sieben. Auf der Vorlesungsbank stand, mit dem Messer eingeritzt: „Ich wollt, ich wär bei Uschi, und nicht bei diesem Herrn. Bei ihm, da muss ich schlafen, bei ihr, da tät ichs gern!“ Daneben: „Rüfner, du theologischer Dunkelschwätzer, cave philosophiam!“ Die Atmosphäre dort, schrecklich geduckt, nur Schwingel ermunterte noch zum Widerspruch.

* * *

Heute ist Lissy von ihrem zweiten Klinikaufenthalt, der erste liegt Jahre zurück, nach Hause gekommen. Ich habe sie in meinem Passat abgeholt und auch kurz mit Doktor Scheerbarth gesprochen. Das Hauptgebäude in schöner klassizistischer Atmosphäre. Daneben ein gedrungener Anbau für die Patientenbetten. Der große Garten ist zum Verweilen angelegt, und es gibt einen Laden für das Notwendigste und zwei Patienten-Cafés. Das Imap hat Lissy geholfen. Aber Doktor Scheerbarth meinte, selbst ein Tropfen Alkohol genüge, um Lissy wieder rückfällig werden zu lassen. Das System, in das er seine Patienten und ehemalige Patienten einordnet, habe ich vergessen. Aber auch dieses System wird sich im Laufe der Jahrzehnte ändern. Soviel habe ich aus der Philosophie mitgenommen. Vielleicht ist Alkoholismus nur gesteigerter Lebensgenuss. Wenn auch bis zum Umfallen! – Goethe hat einmal gesagt, dass jeder Mensch in seinem Leben Rauschmittel, sei es Opium oder Alkohol, benötigt, um sein Menschsein zu bestätigen. Vielleicht geht es einfach ums Vergessen. Ich hätte meine Phase mit Christine Sahl auch am liebsten ausgelöscht. Ich würde mit Lissy zusammen hier in Düsseldorf, in der Düsselstraße, ganz von vorne anfangen. Heute Abend würden wir uns zusammen Ibsens „Wildente“, mein Lieblingsstück, ansehen.

In der Pause standen wir im Foyer, jeder ein Glas Sekt in der Hand. Da sah ich, drei Gruppen weiter, das war doch … Ja, es waren Christine Sahl und Björn Nielsson. Sie erkannte mich nicht. Aber ein Teufel ritt mich, mich zu erkennen zu geben. Ich war nicht mehr der trübsinnige, schüchterne Student ohne Erfahrung und dachte voller Geringschätzung an diese Person zurück.

„Hallo Christine“, rief ich hinüber.

Beide kamen auf uns zu, sie im obligatorisch kleinen Schwarzen, er mit Fliege. Doktorandenpropeller, so nannten wir das damals.

„Lissy, meine Frau“, sagte ich.

Jetzt stellten sich die beiden auch vor. Ich hatte jahrelang nichts von ihnen vernommen. – Wir tratschten ein bisschen, und im Laufe des Gesprächs erfuhren wir, dass sie „verbandelt“ waren, nicht verheiratet, und beide Linguistik-Professoren, er in Düsseldorf, sie in Münster. Was war damals meine Position gewesen?

„Es gibt noch ein Büfett“, sagte Christine, „sollen wir rübergehen?“

Ich nickte. Lissy wurde mitgezogen. Das Gespräch drehte sich um Karrieren, und ich dachte: Du brauchtest dich also doch nicht umzubringen.

Es waren vier Aufsteiger, die sich da im Foyer des Düsseldorfer Theaters unterhielten. Mein Schreiben imponierte ihnen, obwohl ich als Studienrat der sozial Schwächste war. Und mein Verlag?

„Landpresse“, sagte ich.

„Landpresse?“ sagte Christine, „Das ist edel, die macht auch Bücher von Dieter Wellershoff. – Du musst mir mal eins schicken. Oder bring es Björn an der Uni vorbei, und er gibt es mir!“ – Dabei rückte sie näher an ihn heran. Ich war verlegen. Ein paar Rudimente meines alten Egos waren noch da. Damals hatte ich einen einzigen wirklichen Freund, der mich von ihr weggebracht hatte. Horst Ludwig. Er studierte Jura und Kunstgeschichte und beschrieb die Vorder- und Rückseiten seiner Referate mit seiner engen, steilen Schrift. Er brachte mir, dessen Vater Geschäftsführer bei Raiffeisen gewesen war, die ZEIT nahe, Richard Wagner, Rachmaninow, Bach und Mozart. Alles auf seinem weißen Braun-Plattenspieler, der heute eine Sammlerrarität ist. Er zeigte mir, wo man, außer in der Mensa, gut und billig essen konnte. Er brachte mich in den Studentischen Filmklub und kaufte sich zum Abendbrot hundert Gramm Leberwurst. Es war meine erste wirkliche Freundschaft in Bonn. Das gab mir auch in dieser Situation Selbstbewusstsein.

„Ich schicke dir ein Exemplar von Goethes Krafft“, sagte ich.

„Am besten zwei, meine beste Freundin ist Literaturwissenschaftlerin, und ich würde gern wissen, was sie davon hält!“

„Ich bin Sprachwissenschaftler“, sagte Björn Nielsson, „Goethe interessiert mich auch!“

„Du darfst es auch lesen“, sagte Christine.

Ich wollte mich im Labyrinth der aufkommenden Gedanken nicht verlieren und zog meine Frau in Richtung Parterre.

Einmal hatte es schon gegongt.

„Ihr findet mich an der Uni“, rief Björn Nielsson uns nach.

Als sie aus unserem Blickfeld entschwanden, war ich froh, dass man nicht zweimal von der ersten Liebe angefallen werden kann. Vielleicht wäre mir Christine damals nicht zu nahe gekommen, wenn sie nicht diese Aura gehabt hätte und allen, auch mir, gezeigt hätte, dass ihr „die Wissenschaft“ mehr bedeutete als jeder Mann. Sie hatte kurz erwähnt, dass sie sich zur „Semiotikerin“ weiterentwickelt habe. Sie pflegte also jetzt Umgang mit dem dicken Vielschreiber. Sie hatte ja damals allen ihren Freunden und Bekannten erzählt, dass sie für „die Wissenschaft“ alles über Bord werfen würde, auch jeden Mann.