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Louise Wouters, Tochter einer wohlhabenden und einflussreichen belgischen Familie wird entführt. Commissaire divisionnaire Lucien Bertrand, der eigentlich schon im Ruhestand ist, wird reaktiviert, um den brisanten Fall zu lösen. Zusammen mit Commissaire Juliette Renard und zwei weiteren Kollegen begibt er sich auf Spurensuche. Lucien muss sich durch ein Gewirr von Lügen durcharbeiten, um an ein brauchbares Ergebnis gelangen zu können. Die Lösung des Falls birgt eine große Überraschung.
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Textbeginn
Barsch wallonische Art
Zutaten:
Zubereitung:
Befragung des Gaston Chirac
Befragung des Gabriel Wouters:
Befragung des Philippe Ducasse:
Befragung des Arthur Vermeulen:
Befragung des Arthur Vermeulen:
Arthur Vermeulen:
Befragung der Désirée Lambert:
Befragung des Lars Peeters:
Nachtrag:
Er hatte mit seinem Berufsleben abgeschlossen. So zumindest dachte er noch bis vor ein paar Tagen. Dabei hatte er seiner Ehefrau Alice fest versprochen, seinen Ruhestand gemeinsam mit ihr zu genießen. Damit waren Wanderungen in den Ardennen, Urlaube an Nord- und Ostsee sowie Besuche der Nachbarländer geplant. Alles Dinge, für die über viele Jahre Polizeidienst keine Zeit war.
Fast über vierzig Jahre – so lange waren sie schon verheiratet – musste Alice Bertrand die Liebe ihres Mannes mit der Police Fédérale1 teilen.
Lucien Bertrand, von Kollegen und Freunden „Luc“ genannt, hatte es bis zum Commissair divisionnaire de police (CDP)2 gebracht, und man kann sagen, er ging völlig auf in seinem Beruf.
Seine Pensionierung empfand Lucien mehr als eine Bestrafung, denn als eine Belohnung für viele Jahre treu geleistete Dienste an Staat und Gesellschaft.
Und als ihm bei der Verabschiedung seitens der Kollegen eine nigelnagelneue Angelausrüstung geschenkt wurde, reichte es gerade einmal für ein mühsam erbrachtes Lächeln, obwohl Lucien ein begeisterter Angler war.
Selbst die Verleihung der „Médaille d`honneur de la Police nationale“ reichte nicht aus, um Lucien in Begeisterung zu versetzen.
Aber mit einem Schlag machte Lucien Bertrands Leben wieder Sinn. Kein Geringerer als der „Commissair général“3, Lars Peeters, hatte ihn kontaktiert und um Hilfe gebeten.
Es ging um die Entführung der kleinen Louise, Tochter von Gabriel und Emma Wouters. Der Name „Wouters“ stand für „Meditecnique Belgique Wouters (MBW) “ in Brüssel, und war ein über die Landesgrenze hinaus bekanntes Unternehmen für medizinische Geräte.
Gabriel Wouters Beziehungen gingen bis ganz hinauf zu Regierungskreisen, und so kam die Kontaktaufnahme über Lars Peeters zustande.
Der Generalkommissar und Lucien kannten sich schon über viele Jahre und zwischen den Männern war eine Freundschaft entstanden. Sie teilten ein gemeinsames Hobby, nämlich das Angeln.
So saßen sie manchmal an der Maas, um nach großen Barschen, dicken Hechten, schweren Karpfen und großen Welsen zu jagen.
Und in diesem Augenblick saßen sie wieder gemeinsam am Fluss.
Die Maas (lateinische „Mosa“) ist etwa 874 km lang und durchfließt Frankreich, Belgien und die Niederlande. Sie ist zudem der weitaus längste Nebenfluss des Rheins, und sie ist Namenspatin der Mosel.
Lateinisch heißt die Mosel „Mosella“, was so viel wie „Kleine Maas“ bedeutet.
Huy, die Heimat von Lucien, ist eine kleine Stadt von ca. 20.000 Einwohnern und liegt direkt an der Maas. Die Zitadelle von Huy diente im Zweiten Weltkrieg den deutschen Besatzern als Internierungslager.
Sie beherbergt seit 1976 das „Museum des Widerstands und der Konzentrationslager“. Huy war außerdem mehrmaliger Etappen-Standort der „Tour de France“ und 2015 sogar Zielort einer Etappe.
„Es ist schön, wieder einmal mit dir die Angel auszuwerfen, lieber Freund.“
Lucien wandte seinen Kopf zu Lars Peeters und lächelte.
„Wir hätten das früher viel öfter machen sollen. Es hat erst einen traurigen Anlass gebraucht, um wieder hier gemeinsam zu sitzen. Ich meine die Entführung des kleinen Mädchens.“
Lars nickte zustimmend mit dem Kopf.
Nach einer kurzen Weile fuhr Lucien fort:
„Ich habe das gehört von Miriam und dir. Es tut mir leid, alter Freund.“
Lars zuckte mit den Schultern, dann sagte er:
„Es ist der Beruf, Luc. Er ist nicht beziehungs-kompatibel.“
Lucien lächelte. Er wunderte sich über die etwas außergewöhnliche Wortwahl. Es war die Sprache der Jugend, der sich Lucien verschlossen hatte. Das war nicht so sein Ding. Oldschool eben.
Lars war doch etliche Jahre jünger als Lucien.
„Wieso war das für dich und Alice nie ein Problem?“, fragte Lars und sah Lucien erwartungsvoll dabei an.
„Ich weiß es gar nicht“, erwiderte Lucien, „wahrscheinlich hatte ich nur Glück.“
Lucien hätte auch antworten können, dass ihrer beider Ehefrauen verschieden wären wie Tag und Nacht.
Alice war ein Kind vom Land, ebenso wie Lucien. Sie war eines von sechs Geschwistern und Ihre Wertigkeiten stammten noch aus einer anderen Zeit, und der liebe Gott spielte eine nicht unwesentliche Rolle in ihrem Leben.
Ganz anders hingegen Miriam, die Ehefrau von Lars: einziges Kind reicher Eltern aus der Hauptstadt. Als sie durch die Heirat mit Lars in die Provinz Liège zog, deren Einwohnerzahl noch kleiner ist als die von Brüssel, empfand sie das nicht gerade als „hip“.
Und bedingt durch den Beruf und die viele Abwesenheit von Lars, vertrieb sich Miriam sehr schnell die Zeit im Umfeld einer Clique, bestehend aus Schnöseln und gelangweilten Mädchen besserer Kreise.
„Du hast einen Biss!“
Lucien war froh, als er von Lars darauf aufmerksam gemacht wurde, befreite es ihn doch von dem unangenehmen Thema „Partnerschaft“.
„Das muss ein ordentlicher Brocken sein“, sagte Lucien, „halte bitte den Kescher4 bereit.“
Wenig später zappelte ein Barsch von beachtlicher Größe im Netz.
„Den wird uns Alice zubereiten Und dazu ein Glas Pinot gris.
Aber jetzt erzähle mir bitte, warum man dich geschickt hat. Bestimmt nicht zum Angeln…“
*****
Als Alice Bertrand die Auflaufform mit dem Barsch auf den Tisch stellte, ging ein Leuchten über das Gesicht von Lars Peeters.
„Du bereitest noch immer den besten Fisch zu, liebe Alice.“
„Spare dir das Gesülze, Lars“, erwiderte Alice, „was ist das für eine Freundschaft, die dich nur zu uns treibt, wenn dir irgendetwas auf der Seele brennt?“
So harsch die Worte zu klingen schienen, so wenig waren sie böse gemeint. Schließlich kannten sich Alice und Lars fast ebenso lange wie Alice und Lucien.
Sie hatten fast zur gleichen Zeit geheiratet und anfänglich auch viel Zeit gemeinsam verbracht. Doch Miriam hatte sich schon bald ausgeklinkt. Die Freundschaft zu Alice und Lucien war ihr einfach zu bieder.
„Warum sagst du das, Alice? Du tust mir unrecht.
Mein Kompliment kommt aus reinem Herzen.“
Die Worte von Lars wurden von einem einnehmenden Lächeln begleitet, und Alice ließ sich davon anstecken.
„Du bist und bleibst ein Schlitzohr, Lars“, sagte Alice, „aber jetzt lasst euch euren Fisch gut schmecken. Ich muss wieder in die Küche; ich habe noch zu tun.“
Mit diesen Worten verließ sie die beiden Männer, um ihnen Gelegenheit zu geben, sich ungestört unterhalten zu können.
„Deine Alice ist ein Schatz“, sagte Lars und Lucien erwiderte:
„Ja, ich weiß.“
*****
1Belgische Polizei
2Polizeihauptkommissar
3Generalkommissar
4Netz zum Aufnehmen eines gefangenen Fisches
Barsch wallonische Art
Zutaten:
1 großer Barsch
350 g Brokkoli
50 g gemahlene Mandeln
1 EL Rapsöl
1 EL Butterschmalz
1 EL geschmolzene Butter
1 EL Zitronensaft
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Die gemahlenen Mandeln ohne Fett in einer beschichteten Pfanne rösten und zur Seite stellen.
In derselben Pfanne den gewaschenen, noch nassen und in Röschen zerteilten Brokkoli trocken braten, dann das Öl dazugeben und ca. 10 Minuten weiter braten. Den Brokkoli mit Salz und Pfeffer würzen und in eine Auflaufform geben, dann mit der Hälfte der gerösteten Mandeln bestreuen. In der Mitte etwas Platz lassen.
Den Flussbarsch mit dem Zitronensaft beträufeln, salzen und pfeffern und ebenfalls in derselben Pfanne im Butterschmalz kurz braten. Dann den Fisch zwischen die Brokkoliröschen in die Auflaufform setzen und mit den restlichen gerösteten Mandeln bestreuen.
Den Auflauf bei 160 Grad Umluft im Backofen ca. 20 Minuten, je nach Größe des Fischs, gar ziehen lassen.
Das Gericht mit der geschmolzenen Butter servieren.
Dazu passen auch gut Salzkartoffeln.
*****
„Ich habe dir eine Kopie der Akte mitgebracht.“
Mit diesen Worten eröffnete der Commissaire général seinem Freund den genauen Grund seines Besuches.
Als Lucien ihn beim Angeln darum gebeten hatte, verweigerte sich Lars mit den Worten:
„Wir reden später darüber. Ich möchte nicht den Zauber des Augenblicks zerstören. Ich habe die wenigen, gemeinsamen Angelpartien mit dir immer sehr genossen. Und so ist es auch heute. Ich hoffe, du verstehst das, mein Freund.“
Lucien nickte. Es erging ihm ganz ähnlich.
Aber jetzt war es an der Zeit, über den wahren Grund von Lars` Besuch zu reden.
„Ich werde die Akte später in aller Ruhe lesen.
Schildere mir jetzt mit deinen Worten, was passiert ist.“
Und Lars erzählte seinem alten Freund von einem abscheulichen Verbrechen:
Louise, die 16-jährige Tochter von Gabriel und Emma Wouters, war entführt worden.
Der oder die Täter verlangten ein Lösegeld in Höhe von 20 Millionen Euro.
Als Beweis wurde ein Bild geschickt, auf welchem Louise eine Tageszeitung vor ihrem Körper hielt.
Bei Einschaltung der Polizei würde Louise getötet werden.
Lars sah seinen Freund eindringlich an.
„Es ist dir ja wohl bewusst, um wen es bei den Eltern von Louise geht und welchen Einfluss die haben.
Er reicht bis ganz oben.“
„Das ist mir ganz egal und das weißt du“, erwiderte Lucien. „Also komm mir nicht so.“
Der Tonfall war leicht gereizt, und Lars versuchte zu beschwichtigten.
„Natürlich, Luc. Das weiß ich doch. Aber denk an das arme Mädchen. Stell dir vor, es wäre deine Tochter.“
In diesem Augenblick hatte sich Lars auf ein Minenfeld begeben. Er bemerkte es auch sofort, als er in Luciens Gesicht sah.
Marie, die Tochter von Lucien und Alice, war als Achtjährige von einem betrunkenen Autofahrer überfahren und getötet worden.
„Dass du dich nicht schämst“, polterte Lucien los. Er war aufgesprungen und hielt sich mit beiden Händen an der Tischkante fest.