Berti und die Drangsale der Liebe - juergen von rehberg - E-Book

Berti und die Drangsale der Liebe E-Book

Juergen von Rehberg

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Beschreibung

Berti und die Drangsale der Liebe Ein pensionierter Schulleiter aus einer Kleinstadt trifft auf eine wesentlich jüngere Frau mit ihrem behinderten Kind. Die Gefühle der beiden haben große Mühe, zueinander zu finden. Eine Caféhausbesitzerin und eine russische Großmutter starten das Unternehmen "Amors Pfeil", um der Liebe zu ihrem Sieg zu verhelfen. Eine humoreske Erzählung über die Drangsale der Liebe. https://www.juergen-von-rehberg.at

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Liebe Leser1!

Ich erzähle heute eine Geschichte, die vielleicht nicht alle interessieren wird, aber diejenigen, die es interessiert, denen wird sie gefallen.

Sie handelt von Dr. Berthold Affenthaler, einem Menschen, der weder ein bekannter Künstler, noch ein begnadeter Fußballgott und auch kein herausragender Politiker ist. Sie handelt von einem Menschen wie du und ich.

Berthold Affenthaler ist inzwischen vierundsiebzig Jahre alt, befindet sich im Ruhestand und war davor Schulleiter am Gymnasium einer Kleinstadt.

Er hat zeitlebens darunter gelitten, dass ihn seine Mitmenschen „Affi“ nannten, obwohl doch „Berti“, abgeleitet von seinem Vornamen „Berthold“ näher gelegen hätte.

Jetzt, da er durch sein hohes Alter geschützt ist, nennt ihn niemand mehr so, obwohl es ihm inzwischen egal wäre. Die Hornhaut, die sich seine Seele über all die Jahre zugelegt hat, würde ihn vor Verletzung schützen.

Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Berthold eines Gefühls nicht mehr fähig ist; das Gegenteil ist der Fall. Er verfügt über feinste Sensoren, welche ihm gestatten, Freude und Schmerz in vollem Umfang zu empfinden, gleichwohl auch die edelsten aller Gefühle, nämlich die Liebe.

Nun ist es ja so, dass die Seele, welche dem Leib von Berti – ich nenne ihn jetzt einfach so; auch ohne „h“ im Namen – innewohnt, mindestens genau so alt ist wie der Körper selbst.

Wenn man wie ich an die Reinkarnation2 glaubt, dann könnte die Seele von Berti so alt wie Methusalem sein oder gar noch älter.

Das wiederum bedeutet, dass die Seele des Menschen zeitlos ist und keinem Alterungsprozess unterworfen ist.

Hmmm…

Doch kommen wir wieder zu unserem Protagonisten zurück.

Berti ist Witwer. Das ist traurig; aber nun einmal nicht zu ändern. Und hinzu kommt noch, dass seine Ehe mit Reinhilde kinderlos geblieben war.

Was dafür verantwortlich war, mag dahingestellt sein. An Berti hat es jedenfalls nicht gelegen. Probiert hat er es allemal. Und das, obwohl Reinhilde von der Häufigkeit seiner Bemühungen nicht immer „amused“ war.

Nicht, dass sie abstandsloser, körperlicher Nähe nicht zugeneigt gewesen wäre; aber alles mit Maß und Ziel. Berti hätte seine Gene, von denen er äußerst angetan war, halt gern an einen Nachkommen weitergegeben. Aber es sollte nun einmal nicht sein.

Reinhilde hingegen, immer auf ihr Äußeres bedacht, grauste es vor dem Gedanken, ihre tadellose Figur durch eine Geburt verunstalten zu lassen.

Berti hatte sie immer wieder bedrängt, sie möge doch einen Fruchtbarkeitstest an sich vornehmen lassen, um den Grund für das Misslingen seiner Bemühungen herausfinden zu können; aber Reinhilde verweigerte sich strikt.

Er selbst hatte sich dieser Untersuchung mannhaft gestellt, mit dem Ergebnis, dass seine Lenden durchaus neues Leben zeugen könnten.

Der Verdacht liegt nun nahe, dass Reinhilde womöglich chemische Mittel zum Einsatz gebracht haben könnte, um das Unheil einer Schwangerschaft zu verhüten. Aber es gilt hier die Unschuldsvermutung und außerdem: „De mortuis nil nisi bene“3, wie der Lateiner sagt.

Vielleicht war der Grund ganz einfach der, dass ihr Körper einfach nicht dazu bereit war. Friede ihrer Seele!

Wie gesagt, jetzt stand er da, der Berti. Ganz allein, ohne Weib und Kind. Er hatte zwar noch eine Schwester mit ihren Kindern und Kindeskindern; aber keinerlei Kontakt zu ihnen.

Er hatte ab und zu schon einmal erwogen, seiner Einsamkeit zu entfliehen, indem er dem erloschenen Kontakt neues Leben einhauchen wollte; verwarf aber den Gedanken sogleich wieder.

Das wäre zweifellos gegen seine Prinzipien gewesen. Martha, so der Name seiner älteren Schwester, hatte ihn zu sehr verletzt. Und dann noch Eberhard, ihr Angetrauter. Nein und abermals nein!

Es hatte schon im Kindesalter begonnen. Martha hatte eine Riesenfreude daran, ihren kleinen Bruder zu drangsalieren. Sie nützte auch jede Gelegenheit dazu.

Und wenn sich Klein Berti bei seinem Vater darüber beklagte, handelt er sich nur zusätzliche Schelte ein.

Das kam wohl daher, dass Martha der Liebling des Vaters war und Berti der Liebling der Mutter. Und der Vater war nun einmal der Herr im Haus.

Das Ganze führte dazu, dass Berti und Martha ein geschwisterlicher Hass auf Lebenszeit verband…

*****

„Hallo Berthold. Du bist heute später dran als sonst.“

Anna Herold, die Seniorchefin vom „Café- und Weinhaus Herold“ war an den kleinen Tisch herangetreten, an welchem Berti allmorgendlich saß, seit seine Frau verstorben war.

Sie setzte sich zu Berti und lächelte ihn an.

„Guten Morgen, Anna“, erwiderte Berti gewohnheitshalber, denn er kam üblicherweise spätestens gegen zehn Uhr ins „Herold“.

„Du bist gut“, sagte Anna lachend, „es ist gleich Mittag.“

Berti lachte ebenfalls. Er sah in Annas Gesicht, wie er es schon früher gern gemacht hatte, wenn er im Unterricht heimlich zu seiner Schulkameradin hinsah.

Damals war er noch schüchtern. Er hätte es nie gewagt, sich Anna zu offenbaren, zumal es andere Mitbewerber gab, deren Schmeicheleien sich Anna willig hingab.

Was Berti jedoch nicht wusste, und was er auch bis zu seinem Tod nie erfahren würde, war die Tatsache, dass Anna ihm damals mit Freuden ihr Ohr und ihr Herz geschenkt hätte.

So kam es, dass sich die Beiden aus den Augen verloren, und jeder seinem eigenen Schicksal nachging.

Anna heiratete den Konditormeister Karl Herold, zeugte mit ihm drei Kinder, wovon der älteste Sohn nun das Geschäft führte.

Sie selbst, inzwischen ebenfalls verwitwet, stand noch immer Tag für Tag hinter der Tortentheke, half ein wenig mit und begrüßte die Gäste mit ein paar freundlichen Worten.

„Wie geht es dir, mein Lieber?“

Mit diesen liebevollen Worten riss Anna ihren alten Schulfreund aus seinen Gedanken.

„Hat es einen Grund, dass du heute so spät dran bist? Geht es dir denn gut?“

Es klang ein wenig Sorge in ihren Worten und im selben Augenblick beschlich Berti ein Hauch von Wehmut.

Er sah sich in Gedanken an der Seite dieser wunderbaren Frau, umringt von einer Kinderschar, und dem Leben in all seiner Fülle und in seiner schönsten Blüte verbunden.

Bertis versponnener Blick und die Tatsache, dass er auf Annas Frage nicht gleich antwortete, veranlasste Anna zu fragen:

„Fühlst du dich nicht wohl? Möchtest du vielleicht ein Glas Wasser?“

„Nein, meine Liebe“, antworte Berti, „es ist alles gut.“

„Na, dann“, erwiderte Anna erleichtert, „dann schicke ich dir jetzt Marianne vorbei, wenn es recht ist.“

„Tu das, Anna“, sagte Berti, und als Anna aufstand, um wieder ihren Platz hinter der Tortentheke einzunehmen, begleitete er sie mit seinem Blick, der von so viel Liebe erfüllt war, wie er dies während all der Ehejahre mit Reinhilde nie empfunden hatte.

„Grüß Gott, Herr Doktor!“

Marianne Thies, 45 Jahre alt, geschieden, ein Kind, arbeitet schon viele Jahre als Bedienung im „Herold“.

Die Scheidung von ihrem Ehemann fand zu einem Zeitpunkt statt, an welchem ihr Kind den Vater gebraucht hätten.

Aber die räumliche Anwesenheit eines Menschen, und das nur sporadisch, machen noch keinen Vater aus ihm. Die Scheidung war daher nicht nur konsequent, sondern absolut richtig.

Die nachfolgende Zeit war nicht immer einfach für Marianne, und es gebühren ihr Anerkennung und Respekt, dass sie ihr Kind wohl erzogen hat.

Das Thema „Mann“ hatte sich damals für Marianne erledigt, was umso erstaunlicher erscheint, zumal diese Frau eine Schönheit an Körper, Geist und Seele ist.

„Guten Morgen, Frau Marianne!“

Marianne lächelte. Im Gegensatz zu Anna sagte Marianne nichts zu dem verspäteten, eher unangemessenen Morgengruß.

Berti lächelte ebenfalls. Er hatte es selbst bemerkt.

„Die Macht der Gewohnheit“, sagte er, während er den Anblick von Marianne tief in seine Seele sog.

„Wie immer, Herr Doktor?“, fragte Marianne im Hinblick auf die bevorstehende Bestellung.

Dr. Berthold Affenthaler, Schuldirektor im Ruhestand, seit einem guten Jahr verwitwet, ein Gewohnheitstier durch und durch, konsumiert jeden Morgen einen koffeinfreien Kaffee, weil vom Arzt verordnet, und ein Croissant.

Die Bezeichnung „Croissant“, aus dem Französischen kommend, was nichts anderes bedeutet als Mondsichel (Croissant de lune), hat längst bei uns Einzug gehalten.

In Bayern und in Österreich hat man früher Hörnchen, Beugel oder Kipferl dazu gesagt, wiewohl man in Italien Cornetto sagt. Aber das nur nebenbei…

„Heute nicht, Frau Marianne“, erwiderte Berti.

Marianne sah ihren Gast erstaunt an. Es überraschte sie. Seit sie ihn bediente, und das schon über einen langen Zeitraum, hieß es jedes Mal: „Kaffee mit Croissant und Tageszeitung“. Gelegentlich auch noch zusätzlich ein stilles Mineralwasser.

„Bringen Sie mir bitte einen Grauburgunder vom Kaiserstuhl und eine Butterbrezel.“

Mariannes Erstaunen legte gewaltig zu. Sie hatte den Herrn Doktor noch nie Alkohol trinken gesehen.

„Warum blicken Sie mich so prüfend an, Frau Marianne? Ich bin schon volljährig. Wenn Sie möchten, dann kann ich Ihnen meinen Personalausweis zeigen.“

Marianne errötete.

„Bitte, entschuldigen Sie, Herr Doktor. Es ist nur so ungewohnt…“

„Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen, liebe Marianne“, erwiderte Berti, der zum ersten Mal den Zusatz „Frau“ weggelassen hatte.

„Da der Vormittag gerade im Begriff ist, an den Mittag zu übergeben, und weil ich schon zu Hause gefrühstückt habe, betrachte ich meine Bestellung quasi als Mittagessen. Können Sie das nachvollziehen?“

„Aber natürlich, Herr Doktor. Bitte, entschuldigen Sie nochmals. Es ist mir furchtbar peinlich.“

Marianne taumelte gerade von einer Unsicherheit in die nächste.

„Nicht doch, Marianne“, erwiderte Berti heftig, und wieder ließ er den Zusatz „Frau“ weg.

Ein wohliges Gefühl beschlich Berti. Ihm war, als würde sich seine Seele gerade einen wärmenden Pelz umhängen. Und das mitten im Sommer.

Er sah diese Frau in einem verklärten Licht, und es würde ihn nicht sonderlich überraschen, wenn das Haupt von Marianne plötzlich von einer Gloriole umsäumt werden würde.

Dem sachunkundigen Leser seien an dieser Stelle die Köstlichkeit und der wahrscheinliche Ursprung einer schwäbischen Laugenbrezel erklärt:

Der bekanntesten Legende nach wurde die Brezel 1477 von einem Hofbäcker namens Frieder aus Bad Urach erfunden, der durch einen Frevel bei seinem Landesherrn Graf Eberhard (Eberhard im Bart) (1445–1496) sein Leben verwirkt hatte. Da der Bäcker jedoch vorher gute Dienste geleistet hatte, sollte ihm noch eine Chance gegeben werden. „Back einen Kuchen lieber Freund, durch den die Sonne dreimal scheint, dann wirst du nicht gehenkt, dein Leben sei dir frei geschenkt.“ Er gab ihm dafür drei Tage Zeit, bevor er die Todesstrafe erhalten sollte. Der Bäcker war ratlos und seine Frau verschränkte vor Kummer ihre Arme. Damit gab sie ihrem Mann die Idee für die Brezelform. Eine weitere Hilfe war ihm noch eine Katze, die aus Versehen das Backblech in die Laugenwanne (bzw. Eimer) gestoßen hatte. Die heutige Form der Brezel war jedoch schon im späten 12. Jahrhundert bekannt.

Wenn man indes dieses köstliche Hefegebäck der Länge nach durchschneidet, dick mit Butter bestreicht und wieder zusammenklappt, dann entsteht ein Gaumenschmaus, welcher sich dem Kaffee ebenso perfekt vermählt wie einem guten Glas Wein.

„Ich bringe es Ihnen sofort, Herr Doktor“, sagte Marianne und entzog sich damit der immer noch vorherrschenden Verlegenheit.

„Ist alles in Ordnung, Berthold?“

Anna Herold, die hinter ihrer Tortentheke das längere Wortgeplänkel mitverfolgt hatte, ohne jedoch auch nur ein einziges Wort davon verstanden zu haben, war an den Tisch von Berti gekommen.

„Aber ja, meine Liebe“, antwortete Berti, und es überraschte ihn, dass sich Anna zu ihm setzte.

Anna war übrigens einer der wenigen Menschen, die seinen Vornamen zur Gänze aussprach.

Sie legte ihre Hand auf die Hand von Berti und strahlte ihn an.

„Du magst unsere Marianne“, sagte sie, „habe ich recht?“

„Ja, schon“, erwiderte Berti unsicher.

„Ich meine, du magst sie wirklich“, setzte Anna nach.

Berti hätte am Liebsten seine Hand unter Annas Hand weggezogen, hatte aber nicht den Mut dazu. Es fühlte sich ein wenig an, als säße er in einem Gefängnis, aus dem es kein Entrinne gab.

Und nun kam auch noch hinzu, dass er eine aufsteigende Röte in seinem Gesicht verspürte.

Er wollte Anna schon fragen, wie sie das wohl meinte, unterließ es aber. Eine solche Plumpheit wollte r nicht begehen.

„Sehr sogar“, antwortete er stattdessen, und fügte hinzu:

„Aber leider zu spät; viel zu spät…“

„Ach Berthold“, sagte Anna, „für die Liebe ist es nie zu spät. Auch nicht, wenn man so alt ist wie wir.“

Berti erschrak. Er zog ruckartig seine Hand unter Annas Hand hervor.

Anna musste so laut lachen, dass die anderen Gäste im Raum darauf aufmerksam wurden.

„Du bist ein Narr, Herr Doktor“, sagte Anna, noch immer lachend, „ich habe dabei nicht an mich gedacht.“

Berti schämte sich. Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen, zumal Anna hinzufügte:

„Vor fünfzig, sechzig Jahren hätte ich mich sehr darüber gefreut, wenn du mir Avancen gemacht hättest. Wer weiß, vielleicht hätten wir zwei glücklich werden können.“

Nun war das Maß der Erträglichkeit für Berti überschritten. Mit den Worten „Es tut mir leid“ stand er auf und verließ fluchtartig das Café.

*****

Die nächsten Tage verbrachte Berti damit, Ordnung in seinen arg gebeutelten Gemütszustand zu bringen.

Annas Worte klangen noch immer in seinem Kopf, und er fragte sich immer wieder, was gewesen wäre, hätte er sich damals einen Ruck gegeben, und um Anna geworben.

In seinem Kopfkino spielte gerade der Film „Die Trapp Familie“, und je mehr er sich dagegen zu wehren versuchte, umso heftiger kamen die Bilder wieder zurück.

„Das muss aufhören“, sagte er zu sich selber und er beschloss, ein klärendes Gespräch mit Anna zu führen.

Er strich mehrmals wie ein räudiger Kater um das „Herold“, und es dauerte fast zwei Wochen, bis er endlich den nötigen Mut zusammen hatte, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

„Warst du krank, mein Lieber oder ist es etwas Schlimmeres?“

Mit diesen Worten begrüßte Anna ihren ehemaligen Schulkameraden, der sich mit aller Macht zwingen musste, nicht gleich wieder davon zu laufen.

Berti hatte sehr wohl verstanden, was sich hinter Annas Frage verbarg. Im Grunde setzte sie gerade dort an, wo sie vor geraumer Zeit geendet hatten.

„Ich bin zu dir gekommen, um mich für mein unangemessenes Verhalten zu entschuldigen.“

„Und? Wo sind die Blumen?“

In Bertis Kapillaren wurde Alarm ausgelöst und der Blutdruck begann sich prophylaktisch zu erhöhen.

Berti mahnte sich zur Ruhe und antwortete:

„Ich hatte sehr wohl daran gedacht, liebste Anna; aber die Vorsicht mahnte mich, es besser zu unterlassen.“

Berti hatte sich bemüht, diese Worte mit äußerster Gelassenheit zu präsentieren, was aber völlig daneben ging.

Gelassen sein ist eine Sache; Gelassenheit zu spielen eine andere.

„So, so“, ging es Anna genüsslich über die Lippen, „die Vorsicht ist also schuld daran, dass ich keine Blumen von dir bekommen habe.

Das ist sehr, sehr schade. Wo ich doch Blumen so liebe.“

Berti war plötzlich gar nicht mehr so sehr davon überzeugt, dass er mit Anna auf einem mit Rosen bestreuten Weg durchs Leben lustwandelt wäre.

Ein Hauch von Zynismus umspielte ihren, noch immer sehr schönen, Mund. Und das missfiel ihm.

Er beschloss, das Wortgeplänkel augenblicklich zu beenden.

„Schickst du mir bitte Frau Marianne, damit ich bestellen kann?“

Dieses Mal waren seine Worte von einer eindringlicher Qualität, die einen Widerspruch einfach nicht zuließen.

Und doch geschah es.

„Es geht nicht, mein Lieber.“

Das war eindeutig zu viel des Guten.

„Und wieso nicht?“

Seiner Worte waren wie eine Kriegserklärung. Sie waren so laut, dass der vorhandene Geräuschpegel im Raum auf null herunterfuhr. Man konnte die sprichwörtliche Nadel fallen hören.