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Eine Geschichte aus dem alten Ägypten: Im Mittelpunkt steht einer der ersten Künstler, den wir mit Namen kennen, der Bildhauer Dhotmes aus der Amarna-Zeit. Von ihm stammt die bekannte Nofretete-Büste. In der Zeit der religiösen Reformen des Pharao Echnaton überwindet er die alte traditionsgebundene Kunst und ringt sich zu wirklichkeitsnahem Schaffen durch. Auf dem Höhepunkt seines Lebens sieht Dhotmes die Reformen Echnatons scheitern; er aber gehört zu den wenigen, die den Ideen neuer Gerechtigkeit treu bleiben.
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Seitenzahl: 424
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ELISABETH HERING
DER BILDHAUER DES PHARAO
Schutzumschlag und Einband sowie die Federzeichnungen nach ägyptischen Wandbildern schuf Gerhard Stauf
Du willst mir also nicht helfen, Neb’wer? Willst nicht bezeugen, dass das Land, nach dem die Priester des Amon die Hand ausstrecken, schon unserm Großvater gehört hat?
Rui blickt starr vor sich hin, während er diese Worte spricht, und er sieht den Bruder nicht an.
Neb’wer stößt den Atem laut durch die Nase. »Hab ich umsonst gesprochen?« fragt er traurig. »Sag, willst du mich nicht verstehen, oder kannst du mich nicht verstehen?«
»Nein, ich kann dich nicht verstehen!« begehrt Rui auf. »Der Vater unseres Vaters hat das Land vom Pharao erhalten - vom Großen Thut’ mesu, den er als Militärschreiber auf seine Feldzüge in das elende Retenu begleitet hatte. Und so lange einer aus unserer Familie noch irgendwo Schreiber ist in der königlichen Verwaltung, so lange gebührt uns dieses Land laut der Urkunde, die wir besitzen! Auch du hast ein Anrecht darauf! Hast du nicht immer den Anteil von der Ernte erhalten, der dir zustand? Aber wenn ich jenen Geschorenen nachgebe, die mit ihrer Habgier das ganze Land aussaugen, so verlierst auch du dein Eigentum!« »Ich verzichte darauf, Rui, ich habe es dir deutlich genug gesagt! Ich bin nur ein kleiner Schreiber des Rinderverwalters der Großen Königsgemahlin Teje - doch ich habe mein Auskommen. Besser, sich unter den Schutz eines Großen zu stellen, als einen Großen zum Feinde zu haben!«
»Und haben wir nicht Anspruch auf den Schutz eines noch Größeren? Ist der ›Gute Gott‹, der Pharao, nicht Herr der beiden Länder? Herr des Oberen Reiches und Herr des Unteren Reiches? Und hat nicht unser Großvater seinem Vorfahren gedient? Muss uns also der Urenkel nicht schützen gegen die Übergriffe der Priester?«
»Kann er denn sich selbst schützen vor ihren Anmaßungen? Du siehst die Welt nicht wie sie ist, Rui! Ich habe dir das schon oft gesagt. Von Abu, der Stadt des Elfenbeines, wo der Strom durch das Felsengebirge bricht und sich in unser Land ergießt, bis zu den Festungen am Meer ist der dritte Teil des gesamten Landes in den Händen des Amon. Er hat den König gezeugt! Er hat ihn groß werden lassen! Er die Fremdländer unter seine Sandalen gegeben! Und da meinst du Narr, dass der Sohn sich in Widerspruch stellen würde gegen seinen göttlichen Vater? Und ... dass er das tim würde ... um eines kleinen Schreibers willen, der seinem Urgroßvater gedient hat?«
»Aber es gibt doch ein Recht im Lande! Ein Recht und ein Gesetz! In meinem Besitz ist doch die Urkunde, die der Schreiber des Großen Thut’mesu dem Vater unseres Vaters ausgestellt hat! Der Richter wird nicht umhin können, sie anzuerkennen. Und ... wird es ihm nicht vielleicht sogar eine Genugtuung sein? Denn ... ist nicht auch dir bekannt, wie man im Lande über die Priester des Amon spricht? Nicht bekannt, wie unser König, unser Guter Gott Amen’hotep, zu ihnen steht? Dass er selber mit aller Kraft ihren Einfluss einzudämmen versucht? Und dass er einen Prinzen aus dem königlichen Hause nach Norden geschickt hat als Hohenpriester in den Tempel des Ptah und ihn im Rang erhöht hat über den Hohenpriester des Amon?«
»Freilich, Rui, weiß ich das alles. Aber ebenso weiß ich auch, dass keiner der Könige vor ihm so gewaltige Tempel dem Amon errichtet hat, wie unser jetziger Pharao, dieser dritte Amen’hotep I Wer hat den Torbau des nördlichen Heiligtums bis in den Himmel aufgetürmt? Wer hat der Gemahlin des Amon, der löwenköpfigen Göttin Mut, einen Palast erbaut, in dessen Höfen sich ihre granitenen Standbilder zu Hunderten reihen? Wer hat im nördlichen Tempel des Gottes bis zu seinem Frauenhaus im Süden eine Prunkstraße geschaffen, für die ganze Häuserreihen geopfert werden mussten, und hat sie mit widderköpfigen Sphinxen gesäumt? Und hat palmenüberwölbte Alleen angelegt bis zum Ufer des Stromes hinunter, mit Obelisken und Königsstatuen zu beiden Seiten?
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