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Der Sohn eines montenegrinischen Diplomaten und zwei weitere Personen - verkleidet mit Mickey Mouse-Masken - begehen diverse Überfälle und halten die Polizei zum Narren. KHK Heller und zwei Kollegen scheinen sich die Zähne daran auszubeißen, bis ihnen der Zufall zu Hilfe kommt. https://www.juergen-von-rehberg.at
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Seitenzahl: 75
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„Man kann es von hier aus nicht sehen, man müsste näher heran“, sagte KHK Heller, „und wenn sein Auto nicht in der Garage steht, dann können wir sowieso gleich wieder abziehen.“
„Lass dich nur nicht aufhalten, Maigret“, entgegnete KOKin Mangold.
„Aber du bist älter, du hast mehr Erfahrung“, sagte KHK Heller.
„Aber du hast den höheren Dienstgrad“, erwiderte KOKin Mangold.
„Ihr benehmt euch, wie ein altes Ehepaar“, mischte sich jetzt KK Hofer ein.
„Das sind wir auch“, sagte KHK Heller schmunzelnd, und KOKin Mangold ergänzte dies mit einem „leider…“
Die drei Musketiere des LKA Neufelden waren ein eingeschworenes Team. Martin Heller, 39 Jahre alt, passionierter Pfeifenraucher und Kriminalhauptkommissar.
Seine Lebensgefährtin Petra Mangold, 42 Jahre, Kriminaloberkommissarin, die ihren Liebsten ob der Pfeifenraucherei gern „Maigret“ nannte, bezogen auf die Figur „Kommissar Maigret“ des belgischen Schriftstellers Georges Simenon.
Und Erwin Hofer, frisch gebackener Kriminalkommissar und Freund der beiden.
Die nicht ganz ernst zu nehmende Diskussion fand im Auto vor einem Haus in der Ernst-Maurer-Straße sitzend statt, in welchem sie den dringend der Tat verdächtigen Bankräuber Goran Jukowitsch vermuteten.
Das Haus gehörte seinen Eltern, Dragan und Helene Jukowitsch. Der Vater stammte aus dem Balkan, Mutter war Deutsche.
„Was machen wir jetzt?“, fragte KK Hofer,
„Nichts“, antwortete KOKin Mangold, „wir observieren und warten bis es dunkel wird. Aber vielleicht kommt der Vogel ja noch vorher aus seinem Nest.“
KHK Heller hatte strikte Anweisung von seinem obersten Chef das Haus nur dann zu betreten, wenn ganz sicher wäre, dass sich Goran Jukowitsch darin aufhält.
Obwohl KHK Heller die Leitung hatte, war KOKin Mangold unübersehbar der Boss. Sie war die älteste der drei Musketiere, und ihre Beförderung zum KHK hätte schon längst stattgefunden, wäre da nicht ein kleines Dienstvergehen gewesen.
Ein Mann machte in einer Kneipe provokante Bemerkungen zu ihrer Figur und wurde dann noch übergriffig. Das war zu viel. Die Amateurboxerin Petra Mangold schickte den bösen Buben mit einem Schlag in das Land der Träume.
Die Zeugenaussage des Wirtes, der Petra gut kannte und wohl auch mochte, konnte das Schlimmste verhindern. Aber ein Eintrag in die Dienstakte blieb dennoch.
Als es dunkel geworden war, näherten sich die drei Kriminalbeamten vorsichtig der Garage. Und dann entdeckten sie das, was sie vermutet hatten. In der Garage stand der gelbe Lamborghini von Goran Jukowitsch.
Goran Jukowitsch war kein unbeschriebenes Blatt. Einige Delikte waren ihm schon zur Last gelegt worden; aber es hatte noch nie für eine Verurteilung gereicht.
„Wieso stürmen wir nicht einfach die Hütte und schnappen uns die Ratte?“, fragte KK Hofer.
„Ist unser Erwin nicht süß?“, spöttelte KOKin Mangold.
„Lass das!“, ermahnte KHK Heller seine Partnerin, „du hast auch einmal klein angefangen. Oder bist du schon als Superbulle auf die Welt gekommen?“
Petra wusste, wann sie bei ihrem Martin an die Grenzen gestoßen war. Sie lebten jetzt schon fast sieben Jahre zusammen, und sie hatte die Grenzen noch nie überschritten.
Sie hatte ihn auf einem gemeinsamen Lehrgang kennengelernt, und es hatte sofort gefunkt bei ihnen. Kurze Zeit später hat sie sich zu seiner Dienststelle versetzen lassen.
Ihre Beziehung hatten sie lange Zeit geheim gehalten. Irgendwann kam es dann doch ans Licht, aber es blieb dennoch ohne Folgen.
„Solange Ihre Arbeit nicht darunter leidet, kann es mir egal sein“, so das Credo des Direktors, Eberhard Seeger. Wahrscheinlich hat auch die Bekanntschaft von Hellers Vater, der mit dem Direktor Golf spielte, eine Rolle dabei gespielt.
Prof. Dr. Johannes Heller, bis zu seiner Pensionierung Leiter des Ewald-Hönig-Krankenhauses, war über die Berufswahl seines Sohnes nicht gerade glücklich. Er hätte ihn lieber als seinen Nachfolger gesehen.
Martin Heller hatte sogar mit dem Medizinstudium begonnen, es aber vor dem Physikum wieder geschmissen. Das führte dazu, dass Vater und Sohn sich entzweiten.
Seine Mutter hielt jedoch zu ihm und sorgte auch dafür, dass er keine finanzielle Not hatte. Es dauerte bis kurz vor seinem Tod, damit der Vater dem Sohn verzieh.
Prof. Dr. Heller ist kurz nach seinem 54. Geburtstag an Krebs gestorben.
„Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn mir jemand sagen könnte, warum wir nicht stürmen und den Kerl nicht jetzt aus dem Haus holen?“, setzte KK Hofer noch einmal nach.
„Erstens spielen wir nicht <Rambo> und zweitens müssen wir sichergehen, ob Goran überhaupt im Haus ist. Die ganze Angelegenheit ist zudem äußerst diffizil“, antwortete KHK Heller, „Gorans Vater ist im diplomatischen Dienst und genießt Immunität.“
„Ja, aber das gilt doch nicht für Goran, oder?“, setze KK Hofer nach.
„Nein“, antwortete KHK Heller, „aber wir müssen trotzdem behutsam vorgehen.“
„Scheißpolitik“, gab KOKin Mangold ihren Senf dazu.
KHK Heller sah seine Gefährtin kurz an und sagte dann:
„Wir werden jetzt anläuten und höflich fragen, ob wir Herrn Jukowitsch jun. ein paar Fragen stellen können.“
„Und dafür haben wir uns den halben Tag um die Ohren geschlagen?“, sagte KOKin Mangold provozierend.
„Wenn dir das nicht gefällt, dann hättest du Frisörin oder Verkäuferin werden müssen“, antwortete KHK Heller. „Und jetzt Ende der Diskussion.“
KOKin Mangold brannte es auf den Lippen. Sie hätte ihren Martin zu gern gefragt, warum nicht „Rechtsanwältin“ oder „Ärztin“ statt „Frisörin“ oder „Verkäuferin“. Aber sie unterließ es, und das war auch gut so.
Petra Mangold war in einem Waisenhaus aufgewachsen. Wer ihre leiblichen Eltern waren, hatte sie nie erfahren. Ihre Mutter hatte sie – gleich nach ihrer Geburt – bei einer Babyklappe abgegeben.
Zu ihren Pflegeeltern hatte sie ein gutes Verhältnis, das sie auch nach ihrem Weggang aufrechterhielt. Sie war von klein auf eine Einzelgängerin.
„Ich werde die Fragen stellen, und ihr haltet die Klappe“, sagte KHK Heller fürsorglich, bevor sie anläuteten.
Ein Dienstmädchen öffnete die Tür. KHK Heller hielt ihr seinen Dienstausweis unter die Nase und sagte:
„Wir möchten zu Herrn Goran Jukowitsch.“
„Da muss ich erst nachfragen, ob er zu sprechen ist“, antwortete die junge Frau. Das erübrigte sich jedoch, denn Goran Jukowitsch war hinter sie getreten und sagte:
„Aber ja doch, ist er zu sprechen. Kommen Sie nur herein, Herr Wachtmeister. Sie und Ihre Gehilfen müssen ja ganz durchfroren sein, nach dem stundenlangen Sitzen im Auto.“
Goran Jukowitsch bat die drei Kriminalbeamten in den Salon und wies das Dienstmädchen an Getränke zu bringen:
„Kaffee oder Tee? Oder darf es auch etwas Stärkeres sein?“, fragte er in spöttischem Ton.
Es kostete KOKin Mangold sichtlich Mühe Gelassenheit zu zeigen. In ihrem Inneren kochte und brodelte es wie wild.
„Weder noch, Herr Jukowitsch“, beantwortete KHK Heller die Frage, „wir möchten Sie auch nicht lange aufhalten.“
In diesem Moment betrat Dragan Jukowitsch, Botschafter von Montenegro, und Vater von Goran den Raum.
„Was ist hier los?“, fragte er mit lauter Stimme, „und wer sind diese Leute?“
„Es ist alles in Ordnung, Vater“, antwortete Goran, „diese Männer sind von der Polizei.“
Indem er KOKin Mangold unerwähnt ließ, bekundete er die geringe Wertschätzung des weiblichen Geschlechts.
Petra Mangold ballte ihre Fäuste, und ihre Fingernägel bohrten sich dabei tief in das Gewebe ihrer Hände.
„Du kannst ruhig wieder gehen, die Herren tun nur ihre Pflicht.“
Mit diesen Worten komplimentierte Goran seinen Vater aus dem Zimmer hinaus. Danach wandte er sich zu KHK Heller.
„Was verschafft mir die Ehre ihres Besuchs, verehrter Herr Wachtmeister?“
KHK Heller ignorierte die Provokation des Mannes. Um ihn aus der Reserve zu locken, hätte es schon mehr bedurft. Dazu war er schon viel zu lange Polizist.
„Es geht um den gestrigen Überfall auf das Bankhaus Ritter in der Sterngasse“, antwortete KHK Heller.
„Aha“, antwortete Goran Jukowitsch gelangweilt und sah KHK Heller fragend an.
„Es gibt diverse Zeugen, die Sie gesehen haben“, ergänzte KHK Heller.
„Waren die gestern auch in Paris?“, fragte Goran Jukowitsch.
„Wieso Paris?“, fragte KHK Heller.
„Nun, weil ich gestern dort war“, antwortete Goran Jukowitsch.
„Das kann nicht sein“, hielt sich jetzt KOKin Mangold nicht mehr länger zurück.
„Sagen Sie doch bitte Ihrer charmanten Begleiterin, sie könne gern im <Ritz> nachfragen. Dort wird man ihr meine Anwesenheit bestätigen.“
Das breite und genussvolle Grinsen brachten KOKin Mangold schier zur Weißglut. Goran Jukowitsch spielte mit ihnen, und sie mussten es wohl oder übel zulassen.
„Wir werden das selbstverständlich überprüfen, Herr Jukowitsch“, sagte KHK Heller.
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, meine Herren?“, sagte Goran Jukowitsch und stand auf.
„Nein, danke“, antwortete KHK Heller, „und entschuldigen Sie bitte unsere Störung.“
„Keine Ursache, mein Lieber“, antwortete Goran Jukowitsch, „ich begleite Sie noch hinaus.“
Als sie auf dem Weg zu ihrem Wagen waren, platzte KOKin Mangold heraus:
„Ich könnte dieses Schwein mit bloßen Händen umbringen.“
KK Hofer verstand die Reaktion seiner Kollegin durchaus, und er pflichtete ihr auch bei; er unterließ es jedoch es auszusprechen.
Erwin Hofer war der Sohn und einziges Kind von Gerichtspräsident, Dr. Waldemar Hofer. Ähnlich wie Martin Heller, trat auch er nicht in die Fußstapfen seines Vaters.
Er hatte zwar Jura studiert, strebte aber eine Karriere im gehobenen Polizeidienst an. So sehr sich Petra Mangold zu Martin Heller hingezogen fühlte, so schwer tat sie sich mit ihrem Kollegen Hofer.
Erwin Hofer war dies nicht entgangen. Er hätte es gern geändert, hatte aber bisher kein moderates Mittel gefunden eine Brücke zu Petra Mangold zu bauen.
„Fahren wir zurück ins Präsidium“, sagte KHK Heller, und KK Hofer startete den Wagen.
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