Der Bundesbulle 6 - Krimi-Serie - Peter Hebel - E-Book

Der Bundesbulle 6 - Krimi-Serie E-Book

Peter Hebel

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Beschreibung

Koslowski und ich waren noch immer auf Malta und versuchten, den Spieler aufzuspüren und dingfest zu machen. Die Situation hatte sich seit Beginn der Mission nicht verbessert - im Gegenteil:

Inzwischen pflasterten einige Tote den Weg unserer Spurensuche. Koslowski hatte nur knapp überlebt. Und Joellenbeck, der bisher immer bedingungslos hinter mir gestanden hatte, setzte das Gerücht in die Welt, dass ich ein abgesprungener Geheimagent mit wertvollen Informationen sei, damit die Gegenseite auf mich aufmerksam wurde.

Zumindest das funktionierte ...

Der Bundesbulle - Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme. Die unveränderte Neuausgabe der Krimi-Serie "Peter Mattek" von Peter Hebel aus den 90ern jetzt exklusiv als eBooks. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.


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Seitenzahl: 140

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Inhalt

Cover

Der Bundesbulle – Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme

Über diese Folge

Hinweis zu dieser Folge

Über den Autor

Titel

Impressum

Malteser Roulette

In der nächsten Folge

Der Bundesbulle – Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme

Sein einmaliger Status gefällt den meisten nicht. Die Vorstellung von einem Polizisten, für den es keine Grenzen und Schranken gibt, bereitet ihnen Kopfschmerzen. Sie akzeptieren ihn als den Versuch einer Ausnahmeregelung, die aber keinesfalls zu lange dauern darf.

Trotzdem wurde die Ein-Mann-Soko ins Leben gerufen. Peter Mattek, der Bundesbulle, ist der Mann für ausweglose Situationen. Und auf ihn ist Verlass.

Über diese Folge

Der Bundesbulle - Folge 06: Malteser Roulette

Teil 2

Koslowski und ich waren noch immer auf Malta und versuchten, den Spieler aufzuspüren und dingfest zu machen. Die Situation hatte sich seit Beginn der Mission nicht verbessert – im Gegenteil:

Inzwischen pflasterten einige Tote den Weg unserer Spurensuche. Koslowski hatte nur knapp überlebt. Und Joellenbeck, der bisher immer bedingungslos hinter mir gestanden hatte, setzte das Gerücht in die Welt, dass ich ein abgesprungener Geheimagent mit wertvollen Informationen sei, damit die Gegenseite auf mich aufmerksam wurde.

Zumindest das funktionierte …

Der Bundesbulle – Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme. Die unveränderte Neuausgabe der Krimi-Serie „Peter Mattek“ von Peter Hebel aus den 90ern jetzt exklusiv als eBooks. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.

Hinweis zu dieser Folge

Bei diesem Titel handelt es sich um eine digitalisierte Neuausgabe aus den 90er Jahren. Um das Werk und das in den Romanen gezeichnete Zeitkolorit nicht zu verfälschen, wurde hier aus kulturhistorischen Gründen inhaltlich nicht in den Text eingegriffen. Bitte beachten Sie, dass Äußerungen in Bezug auf Politik, Religion, Umgangsformen und Ethnien im Kontext dieser Zeit zu verstehen sind und unter Umständen nicht mehr den heutigen Umgangsformen entsprechen.

Über den Autor

Peter Hebel, geb. am 2. Mai 1942, hat ein bewegtes Leben gelebt. Er fuhr zur See und verbrachte Jahre in der französischen Fremdenlegion, bevor er als freier Journalist und Autor arbeitete. Unter seinem Namen und diversen Pseudonymen hat er zahlreiche Spannungsromane veröffentlicht. Mit »Malkowski«, dem Privatdetektiv, und »Der Bundesbulle - Die Männer vom Ruhr-Revier« hat Peter Hebel zwei Serien geschaffen, die im In- und Ausland ein großes Publikum fanden. Am 3. November 1997 nahm sich Peter Hebel, unheilbar an Krebs erkrankt, in Villajoyosa, Spanien, das Leben.

Peter Hebel

Folge 06

Malteser Roulette

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag in der Serie »Peter Mattek« erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 1990-1992 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: © Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von © shutterstock: Westend61 Premium; © iStock.com: AlexSava; © thinkstock: yodiyim

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Ochsenfurt

ISBN 978-3-7325-3823-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

2. Teil

Als Susan Lattimer aufwachte, hatte sich nichts geändert. Sie lag noch immer in dem stinkenden Raum, noch immer auf der angefaulten Matratze, und obgleich es lange Tag sein musste, wurde sie noch immer von Dunkelheit umgeben. Die Panik kam wenige Sekunden nach dem Erwachen. Sie richtete sich auf und wollte aufstehen, als sie feststellte, dass sie gefesselt war! Ein absolut beschissenes Gefühl!

Sie wollte schreien. Es wurde nur ein heiseres Krächzen daraus. Ihr Mund war trocken. Wie ein Stein lag die Zunge darin, und ihre Kehle war rau wie Sandpapier.

»Alan ... « krächzte die schöne, schwarzhaarige Frau.

»Alan ...!«

Sie rief nach ihrem Mann, obgleich sie genau wusste, dass der ihr nicht helfen konnte. Wenigstens nicht jetzt.

»Alan ... bitte ...«

Sie drehte sich auf die Seite. Erst als sie die Tränen auf ihrem Gesicht spürte, merkte sie, dass sie weinte. Sie drückte ihr heißes Gesicht in die widerliche Matratze, aus dem das Seegras quoll. Der Gestank störte sie nicht mehr. Irgendwie hatte sie sich damit abgefunden. Es war auch sinnlos, sich an irgendetwas zu stören. Da gab es keinen, der es für sie abstellte oder veränderte. Man hatte sie geschnappt, um Alan zu treffen oder weil sie etwas von ihm wollten.

Der Flughafen. Es ging um den Flughafen, dessen Direktor er war und der gleichzeitig auch sein Leben war. Wegen des verdammten Flughafens hatte er sie in der letzten Zeit vernachlässigt und sie in die Arme von Manuel getrieben. Eine einsame, vernachlässigte Frau, Alkohol und eine warme Nacht. Es hatte einfach dazu kommen müssen!

»Alan«, wiederholte sie den Namen ihres Mannes leise.

Hätte er sich mehr um sie gekümmert, wäre alles anders gekommen. Sie wäre gestern nicht am Strand bei St. Paul’s Bay gewesen, um Manuel, ihrem Liebhaber, zu sagen, dass es keine Wiederholung dieser Nacht geben würde. Man hätte sie dort nicht erwischt, und man hätte Manuel nicht erschossen. Alles wäre anders gewesen, wenn ...

Sie unterbrach die Gedanken selbst, weil sie einsah, dass sie ungerecht und unrealistisch waren. Alles wäre wahrscheinlich genau so gekommen, doch der Ort wäre ein anderer gewesen. Man brauchte sie, um Alan zu irgendetwas zu zwingen. St. Paul’s Bay oder ein anderer Ort, was spielte das für eine Rolle? Von Anfang an hatte sie keine Chance gehabt, ihnen zu entkommen.

Susan Lattimer wurde ruhiger. Sie weinte nicht mehr. Es war sinnlos, sich selbst zu bemitleiden. Es war sinnlos, sich darauf zu verlassen, dass andere etwas für sie taten. Niemand wusste, wo sie sich aufhielt. Außer Alan wusste wahrscheinlich niemand, dass man sie entführt hatte. Und Alan, der ihr Leben retten wollte, würde schweigen. Er liebte sie. Er würde alles für sie tun, bis zur Selbstaufgabe.

Mit wilden Bewegungen schüttelte Susan Lattimer den Kopf. Es durfte nicht soweit kommen, dass man Alans Lebenswerk zerstörte. Wenn er eine Entscheidung gegen den Flughafen treffen musste, war das wie Selbstmord. Sie durfte es nicht soweit kommen lassen.

Susan Lattimer rollte sich von der Seegrasmatratze, rutschte über den kühlen, staubigen Steinboden, erreichte die grobe Quadersteinmauer in ihrem Rücken und richtete sich daran auf. Angestrengt lauschte sie in die Stille.

Der Wind fing sich pfeifend an einer Hausecke. Aus der Ferne drang leiser Wellenschlag an ihr Ohr. Sie befand sich irgendwo am Wasser. Möglicherweise noch in St. Paul’s Bay, oder doch nicht weit davon entfernt.

Diese Erkenntnis half ihr zwar nicht weiter, aber sie machte ihr Mut. Wenn sie sich auf ihren Aufenthaltsort konzentrieren konnte, konnte sie sich vielleicht auch einen Plan ausdenken, um ohne fremde Hilfe zu fliehen.

Sie atmete ruhig. Schweiß rann über ihr Gesicht, tropfte brennend in ihre Augen. Mit den auf dem Rücken gefesselten Händen konnte sie nichts dagegen tun. Sie ertrug den ekelhaften Schmerz nicht nur, sie gewöhnte sich daran.

Und plötzlich war Susan Lattimer sicher, dass ihr die Flucht aus eigener Kraft gelang. Irgendwann in der nächsten Zeit musste und würde ihr auch etwas einfallen.

»Saubere Arbeit, Joellenbeck«, fauchte ich, bevor er mehr als seinen Namen sagen konnte. »Wenn das hier schief geht, und ich komme trotzdem mit heilen Knochen von dieser Insel runter, sehen wir uns – und das, verdammt, wird kein gutes Ende nehmen!«

Er antwortete nicht. Ich hörte deutlich, dass Jochen Joellenbeck sich eine Zigarette anzündete.

»Fertig, Mattek?«, fragte er dann beinahe gemütlich.

»Noch lange nicht, Mann!«

»Es läuft ’en Tonband mit, Mattek!«

»Das kann mich nicht kratzen, Joellenbeck. Schließlich habe ich nicht zwei Männer mit einem heißen Auftrag nach Malta geschickt und dann hinter ihrem Rücken krumme Sachen gedreht.«

»De Silva heißt O’Neill. Er steht seit Jahren auf der schwarzen Liste, Mattek!«

»Hieß O’Neill und stand, Joellenbeck. Er ist zu den Ahnen heimgekehrt, und die sind sicherlich nicht besonders glücklich darüber.«

»Was ist passiert?«

»Die See hat ihn sich geholt, Joellenbeck. Sie hat ihn mir vor der Nase weggeschnappt und mir eine Arbeit abgenommen, die ich liebend gerne selbst erledigt hätte – nach einem intimen Gespräch mit der Mensch gewordenen Ratte versteht sich. Er gehörte nicht nur zum Umfeld des Spielers, sondern arbeitete mit ihm zusammen.«

»Was sonst noch?«, fragte Joellenbeck sachlich kühl.

Ich hatte einige Male mit ihm zusammengearbeitet. Der Eisenfresser vom BKA hatte niemals auch nur für eine Sekunde die Nerven verloren und Schwarzmalerei betrieben wie Leute von anderen Diensten. Und Joellenbeck hatte auch niemals einen Hehl daraus gemacht, dass er hinter mir stand. Bedingungslos. Deswegen verstand ich es auch nicht, dass er hinter meinem Rücken eine Legende aufgebaut hatte. Nämlich die, dass ich ein abgesprungener Geheimagent sei, der fleißig Material gesammelt habe und es nun verkaufen wolle.

»Ein weiterer Mann hat das Zeitliche gesegnet«, berichtete ich. Langsam aber sicher wich meine sinnlose Wut. »Er wurde liquidiert, weil man nicht wollte, dass er der Polizei in die Hände fiel, nachdem es ihm nicht gelungen war, mich von der Bildfläche zu fischen. Koslowski hat nur durch einen wirklich dummen Zufall überlebt, und mich versucht man über ein Mädchen ausfragen zu lassen. Die Kleine wird dazu erpresst. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, womit man sie unter Druck setzt. Um es auf einen Nenner zu bringen, Joellenbeck: Im Moment herrscht hier absolute Sonnenfinsternis. Es ist acht Uhr, und am liebsten würde ich mich im Hotel versteckt halten, bis ein Wunder geschieht und mir die Erleuchtung kommt.«

»Ihre Freunde Blechmann und Okker sind in Dortmund tätig, wo O’Neill mal residiert hat. Sie sind dabei, zwei Figuren einzufangen, die nähere Informationen, hoffentlich auch über O’Neills Maltazeit, geben können. Aber da gibt es im Moment einige Probleme.«

»Welcher Art?«

»Jemand spielt mit Handgranaten, Mattek. Das nur zu Ihrer Information und zum Trost. Wir stecken alle in einer Pechsträhne. Wir haben die Katastrophe vor Augen und können nichts tun, um sie zu verhindern. Neben den Leuten hier in Dortmund, die uns vielleicht weiterhelfen können, gibt es den Hinweis eines maltesischen Mitarbeiters, der im Dunkeln bleiben will: In St. Paul’s Bay wurde gestern Abend ein junger Mann erschossen: Manuel Olmani. Es gibt vage Zeugenaussagen, dass er nicht alleine am Strand war. Sehr vage Aussagen, Mattek. Klar ist nur, dass nach dem Verbrechen eine dunkle Limousine in Richtung Valetta gefahren ist. Wahrscheinlich Manuel Olmanis Mörder. An sich würde ich dem auch keine besondere Bedeutung beimessen, aber diese Art von Gewaltverbrechen passieren auf der Insel einmal in zehn Jahren. Möglicherweise können Sie oder Koslowski etwas daraus machen. Bis dahin haben Sie die Legende, die ich ihnen verpasst habe, und können hoffen, dass die Gegenseite zuschnappt. Dann liegt’s an Ihnen.«

»Hat’s schon mal nicht an mir gelegen, Joellenbeck?«

»Selbstmitleid?«, fragte Joellenbeck.

»Eher die Schnauze voll!«

Er lachte leise. »Ich kann ja schon mal den Antrag auf Frühpensionierung soweit fertigmachen, dass Sie ihn nur noch zu unterschreiben brauchen, wenn wir uns wieder sehen. Ich melde mich, sobald Blechmann und Okker in Dortmund erfolgreich gewesen sind.«

Er ließ mir nicht die Chance, noch etwas zu sagen. Joellenbeck hängte ein. Ich schmetterte den Hörer auf die Gabel und ging ins Bad. Zeit zum Frühstücken und sich anschließend mit dem Polen zu treffen. Er hatte lange genug die Beulen gekühlt, die die Waffe des Yuppies in seinem Gesicht hinterlassen hatte.

Die Ruine in Eving war inzwischen im Umkreis von hundert Metern abgesperrt. Oberstaatsanwalt Karl Lohmeyer hatte alle Sicherheitsregister gezogen. Blechmann und Meise verstanden durchaus, dass der Oberstaatsanwalt sich gegen alle Eventualitäten absichern wollte, fanden jedoch, dass Lohmeyer in der Tat etwas zuviel des Guten getan hatte.

»Das ist der ganz normale Wahnsinn«, sagte Blechmann. »Ein Mann spielt mit einigen explosiven Eiern herum, und schon wird der Notstand ausgerufen.«

Hauptkommissar Meise grinste etwas verkniffen. Werner Okker enthielt sich jeden Kommentars.

Die drei Beamten aus dem Ruhr-Revier hielten sich in dem Zimmer auf, das sich schräg gegenüber von Langes selbstgewähltem Asyl befand. Beinahe eine Stunde lang hatte Blechmann es verstanden, Lange am Verlassen des Zimmers zu hindern. Und während dieser Zeit waren alle Sicherheitsregister gezogen worden.

»Wir müssen ihn endlich rausholen«, sagte DAB-Meise. Er ließ seine Zigarette fallen und trat die Glut mit einer kreisenden Absatzbewegung aus.

»Warum gehst du nicht rein, rauchst die Friedenspfeife mit ihm und führst ihn dann an der Hand nach draußen?«, fragte Okker bissig. »Oder wie hast du es dir vorgestellt, einen Verrückten mit Explosivmitteln aus dem Zimmer herauszuholen, wenn er nicht will?«

DAB-Meise zuckte die Schultern. »Eigentlich habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht«, sagte er. »Wozu habe ich fähige Mitarbeiter?«

»Du scheinst da ein paar Begriffe durcheinander zu bringen, DAB«, sagte Okker. »Wenn du Hermann und mich meinst, solltest du nicht von fähigen Mitarbeitern, sondern von unterbezahlten Staatsknechten sprechen. Soll ich dir sagen, was passiert, wenn der Junge da drinnen verrückt spielt und wirklich einige Handgranaten hat?«

»Ja.« DAB nickte. »Ich bin verrückt auf Katastrophenprognosen.«

»Der zieht, wenn er wirklich entschlossen ist, alle Dinger nacheinander ab, und der Besitzer dieser Elendsherberge hier kann sich die Kosten für den Abbruch sparen, DAB. Da bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Was uns angeht, gibt’s später echte Identifizierungsprobleme. Ich kann mit dem Gedanken, dass man ein Teil von mir in deinen Sarg legt, nicht leben und nicht sterben.«

»Und was soll deiner Meinung nach geschehen, unterbezahlter Staatsknecht?«

»Man kann Lange, wenn wir wirklich noch etwas von ihm erfahren wollen, nur mit psychologischem Fingerspitzengefühl zur Aufgabe überreden. Wir müssen Lohmeyer dahingehend unterrichten. Er soll einen dieser Psychoterror-Spezialisten anfordern. Vielleicht haben wir Glück.«

Meise schaute Blechmann an, von dem er genau wusste, dass der Cherusker mit der Psychomasche nicht viel am Hut hatte. Blechmann war im Gegensatz ein Mann der Tat, der einen Fall erst dann an Studierte übergab, nachdem er wirklich alles selbst versucht hatte. Und das war hier ganz sicher noch nicht der Fall.

»Bullshit!«, sagte Blechmann. Er zündete sich eine Zigarette an und trat in den schmalen Flur hinaus. »He, Lange!?«

»Halt’s Maul, Bulle!«

»Warum lässt du dir nicht ’n Fernseher, ’n paar Kisten Bier und einige nette Mädchen kommen, Lange? Dann wird dir die Zeit nicht so lang.«

Hinter der verschlossenen Tür jaulte Lange. »Ich leg’ euch alle um!«

»Vergiss dich dabei nicht selbst, Lange. Es ist nicht die richtige Zeit für falsche Bescheidenheit. Du hast es auch verdient!«

Erneut Langes Fluch. Dann herrschte wieder Stille.

»Was soll der Scheiß, Hermann?«, keuchte DAB-Meise. »Du hast doch gehört, was Okker gesagt hat. Ich habe verdammt keine Lust, mehr als vierzig Jahre nach dem letzten Krieg unter Trümmern begraben zu werden. Das kann ich meinen Tauben nicht antun. Die Biester sind an mich gewöhnt und gehen ein wie die Primeln, wenn’s mich mal nicht mehr gibt.«

»Wenn du dich zu alt fühlst oder dem Job nicht mehr gewachsen bist, kannste auf Tauchstation gehen. Okker und ich machen jetzt endlich mal Nägel mit Köpfen.«

»Sicher«, stimmte TNT-Okker sofort zu. »Aber ich habe, ehrlich gesagt, keinen blassen Schimmer, wie wir hier Nägel mit Köpfen machen können.«

»Wir lassen ihn rauskommen!«

Meise wurde bleich und fummelte an seiner Nase herum. Okker stöhnte.

»Kannste dir genauso gut ’n Tiger mit Zahnschmerzen als Hauskatze in die Wohnung nehmen«, sagte DAB. »Dann biste auch bald tot.«

»Quatsch«, wehrte Blechmann ab.

Okker kratzte sich am Kopf. »Und was glaubste, wie Lange herauskommt, Cherusker?«, fragte er.

»Ich hoffe, mit ’nem Ei in der Hand, aus dem er den Sicherungsstift entfernt hat. Mit anderen Worten, sobald er das Ei loslässt, bleiben uns knappe zwei Sekunden, um den Schaden gering zu halten. Und das ist verdammt wenig Zeit, auch für ein gut funktionierendes Team, oder?«

Okker stöhnte erneut, aber DAB-Meise schaute schon viel optimistischer in die Welt.

»Kotz keine Brocken, Hermann, sag uns, wie es genau vonstattengehen soll«, verlangte der Hauptkommissar.

»Du bleibst hier, DAB. Du hältst alles unter Kontrolle. Okker baut sich so an der Wand auf, dass die aufschwingende Tür ihn verdeckt, und ich trete Lange von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Du kannst auch Lohmeyer mit einbeziehen. Wenn er den richtigen Glauben hat, kann er inbrünstig für uns beten.«

Okker lachte leise. Meise schwieg mit verkniffenen Lippen und versuchte, sich plastisch auszumalen, wie es ablaufen konnte, wenn man es auf Blechmanns Art und Weise handhabte.

»Okay, TNT?«, fragte Blechmann.

Okker nickte scheinbar gelassen, obgleich seine innere Spannung einen Grad erreichte, der schmerzte.

»Dann los, TNT!«

Werner Okker kreuzte den schmalen Gang mit zwei Schritten. Er erreichte die gegenüberliegende Wand und schob sich vorsichtig an ihr entlang, bis er eine Position erreichte, in der ihn die Tür verdecken musste, wenn Lange wider Erwarten wirklich öffnete. Er hielt die Dienstwaffe in beiden Händen, schaute Blechmann an und nickte entschlossen.

Blechmann legte Meise die Hand auf die Schulter. »Behalt uns im Auge, DAB, und wenn’s schiefgeht, in guter Erinnerung ...«

Jetzt, nachdem Okker seinen vorgegebenen Standort erreicht hatte, trat auch Blechmann in den Gang hinaus.

»He, Supermann!«, rief er. »Es wird langsam aber sicher langweilig. Ich brauche etwas Action, um nicht einzuschlafen. Willst du dich nicht sehen lassen und mir zeigen, wie du uns alle umlegst?«

Sekundenlang Schweigen.

»Angst?«, fragte Blechmann.

Lange brüllte auf. »Ich lege euch wirklich alle um!«

»Sicher«, sagte Blechmann. »Das haben vor dir schon andere versprochen, und wir leben immer noch. Bist du besser?«

»Das wirst du erleben.«

»Wirklich?«