Der Bundesbulle 9 - Krimi-Serie - Peter Hebel - E-Book

Der Bundesbulle 9 - Krimi-Serie E-Book

Peter Hebel

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Beschreibung

Nach zwei Jahren Planung ist endlich der Moment gekommen, zuzuschlagen: Im Club ›Belfleur‹ in Dortmund soll ein Treffen der wichtigsten Mitglieder diverser internationaler Menschenhändlerringe stattfinden. Angeblich habe Santini, der Kopf der Verbrecher-Organisation, alle für einen Plausch herzitiert, so die Angaben unseres V-Manns.

Unter einem riesigen Aufgebot stürmen Spezialisten des LKA den Club. Es sollte ein riesiger Triumph werden - doch es endet in einem totalen Desaster.

Es gibt nur eine Erklärung: Der Informant des LKA muss die Seiten gewechselt und uns in eine Falle gelockt haben. Santini und Konsorten waren also weiterhin auf freiem Fuß. Und wir standen noch schlechter da als zu Beginn des Einsatzes ...

Der Bundesbulle - Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme. Die unveränderte Neuausgabe der Krimi-Serie "Peter Mattek" von Peter Hebel aus den 90ern jetzt exklusiv als eBooks. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.


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Seitenzahl: 144

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Inhalt

Cover

Der Bundesbulle – Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme

Über diese Folge

Hinweis zu dieser Folge

Über den Autor

Titel

Impressum

Rosen aus Bangkok

In der nächsten Folge

Der Bundesbulle – Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme

Sein einmaliger Status gefällt den meisten nicht. Die Vorstellung von einem Polizisten, für den es keine Grenzen und Schranken gibt, bereitet ihnen Kopfschmerzen. Sie akzeptieren ihn als den Versuch einer Ausnahmeregelung, die aber keinesfalls zu lange dauern darf.

Trotzdem wurde die Ein-Mann-Soko ins Leben gerufen. Peter Mattek, der Bundesbulle, ist der Mann für ausweglose Situationen. Und auf ihn ist Verlass.

Über diese Folge

Der Bundesbulle - Folge 09: Rosen aus Bangkok

Nach zwei Jahren Planung ist endlich der Moment gekommen, zuzuschlagen: Im Club ›Belfleur‹ in Dortmund soll ein Treffen der wichtigsten Mitglieder diverser internationaler Menschenhändlerringe stattfinden. Angeblich habe Santini, der Kopf der Verbrecher-Organisation, alle für einen Plausch herzitiert, so die Angaben unseres V-Manns.

Unter einem riesigen Aufgebot stürmen Spezialisten des LKA den Club. Es sollte ein riesiger Triumph werden - doch es endet in einem totalen Desaster.

Es gibt nur eine Erklärung: Der Informant des LKA muss die Seiten gewechselt und uns in eine Falle gelockt haben. Santini und Konsorten waren also weiterhin auf freiem Fuß. Und wir standen noch schlechter da als zu Beginn des Einsatzes …

Der Bundesbulle – Der Krimi-Klassiker mit Ruhrpottcharme. Die unveränderte Neuausgabe der Krimi-Serie „Peter Mattek“ von Peter Hebel aus den 90ern jetzt exklusiv als eBooks. Jede Folge ist in sich abgeschlossen.

Hinweis zu dieser Folge

Bei diesem Titel handelt es sich um eine digitalisierte Neuausgabe aus den 90er Jahren. Um das Werk und das in den Romanen gezeichnete Zeitkolorit nicht zu verfälschen, wurde hier aus kulturhistorischen Gründen inhaltlich nicht in den Text eingegriffen. Bitte beachten Sie, dass Äußerungen in Bezug auf Politik, Religion, Umgangsformen und Ethnien im Kontext dieser Zeit zu verstehen sind und unter Umständen nicht mehr den heutigen Umgangsformen entsprechen.

Über den Autor

Peter Hebel, geb. am 2. Mai 1942, hat ein bewegtes Leben gelebt. Er fuhr zur See und verbrachte Jahre in der französischen Fremdenlegion, bevor er als freier Journalist und Autor arbeitete. Unter seinem Namen und diversen Pseudonymen hat er zahlreiche Spannungsromane veröffentlicht. Mit »Malkowski«, dem Privatdetektiv, und »Der Bundesbulle - Die Männer vom Ruhr-Revier« hat Peter Hebel zwei Serien geschaffen, die im In- und Ausland ein großes Publikum fanden. Am 3. November 1997 nahm sich Peter Hebel, unheilbar an Krebs erkrankt, in Villajoyosa, Spanien, das Leben.

Peter Hebel

Folge 09

Rosen aus Bangkok

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag in der Serie »Peter Mattek« erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 1990-1992 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: © Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von © shutterstock: Westend61 Premium; © iStock.com: leezsnow; © thinkstock: Oleg Mitiukhin

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Ochsenfurt

ISBN 978-3-7325-3826-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

»Hör mein Lied, Nicoletta ...«, grölte Erwin Phillippkowski im Bad. Er hatte getrunken, und irgendwie war er sicher, dass die mandeläugige Schöne ihm ein aufputschendes Mittel in den letzten Schluck Whisky gegeben hatte. Sie erwartete etwas von ihm. Phillippkowski war bereit, ihr eine Nacht zu bescheren, die sie nie vergessen sollte.

Er verließ das Bad und betrat den eleganten Schlafraum. Der Anblick, der sich ihm bot, hatte auf ihn die Wirkung eines Stromschlags.

Die mandeläugige Schöne kniete nackt auf dem Bett. Sie sah noch genau so aufregend aus wie vor wenigen Minuten. Aber Phillippkowski konnte sich an den fernöstlichen Reizen nicht mehr berauschen. Die verblassten gegen den 38er Smith & Wesson, den sie auf ihn richtete. Bestückt war die Waffe mit einem sehr hässlichen, dickbäuchigen Schalldämpfer ...

Phillippkowski blieb stehen. Er versuchte seine Augen von der Mündung der Waffe loszureißen. Es gelang ihm nicht. Sein Magen sackte durch. Er fühlte sich kotzelend und schüttelte verständnislos den Kopf.

»LKA«, sagte die Thailänderin.

Phillippkowski zuckte zusammen. Er erinnerte sich schlagartig wieder an ihren Namen. Kimtok. Wusste der Teufel, ob das ihr Vor- oder Nachname war. Ihm wurde plötzlich so kalt, dass er zu zittern begann.

»LKA«, wiederholte Kimtok. Es knackte, als sie den Schlaghammer der Waffe zurückzog. Auf ihrem puppenhaft schönen Gesicht gab es nun wieder das viel versprechende, sündige Lächeln, mit dem sie ihn verrückt gemacht hatte.

Erneut schüttelte Phillippkowski den Kopf. »Ich weiß nicht ...«

Weiter kam er nicht.

Der Knall des Schusses war kaum zu hören. Phillippkowski sah die Waffe in der Hand der Thailänderin hochzucken. Er spürte den Luftzug der Kugel. Sie pfiff haarscharf an seinem Kopf vorbei, bevor sie sich klatschend in das Holz des Türrahmens bohrte.

Phillippkowski hielt den Atem an. Die Wirkung des Alkohols und des aufputschenden Mittels war verflogen. Seine Gedanken arbeiteten wieder klar und präzise. Sie hatten ihn enttarnt, sie würden ihm wehtun, um alles aus ihm herauszubekommen, und dann würden sie ihn töten.

Kimtok richtete sich auf. Ihr kleiner, straffer Busen wippte. Das lange, schwarze Haar umschmeichelte ihre nackten Schultern. Als sie sich streckte, wurde ihr Leib noch flacher.

Phillippkowski starrte sie an. Er sog ihre Schönheit regelrecht in sich hinein und dachte, dass er bei allem Pech doch noch Glück hatte. Er hatte wenigstens einen schönen Mörder.

»Okay«, sagte er dumpf. Schweiß perlte über sein Gesicht und rann brennend in seine Augen. Aber er wagte es nicht, ihn abzuwischen. »Okay. Und jetzt, Kimtok? Sollst du es tun?«

Sie kam auf ihn zu. Geschmeidig wie eine Katze. Unter ihrer braunen, glatten Haut spielten Muskeln und Sehnen im perfekten Einklang.

»Du hast keine Chance«, sagte sie leise.

Nur zwei Meter von Phillippkowski entfernt blieb sie stehen. Er roch das schwere, süße Parfum, sah ihr weiches, schönes Gesicht und die sinnlich aufgesprungenen Lippen. Sein Blick ruckte tiefer. Über den Lauf der Waffe hinweg, die sie noch immer in beiden Händen hielt, und mit der sie auf seinen Bauch zielte.

»Sollst du es tun?«, wiederholte Phillippkowski seine Frage. Erst jetzt wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht. Ihr helles Lachen traf ihn unverhofft, und er verstand es nicht.

»Du kannst es selbst tun«, sagte Kimtok dann leise. Sie ließ die Waffe sinken und schleuderte sie schließlich auf das Bett.

Phillippkowski stieß die angehaltene Luft aus. Verständnislosigkeit zeichnete sich auf seinem angespannten, schmalen Gesicht ab. Seine tiefliegenden Augen flackerten. Die letzten Sekunden hatten ihn mehr mitgenommen als zehn durchsoffene Nächte. Die Tränensäcke waren schlaff und von dunklen Halbmonden untermalt. Und ganz plötzlich flammte wieder Hoffnung in ihm auf.

Kimtok stürzte ihm entgegen. Sie klammerte sich an ihm fest. Ihre Haut war heiß. Sie zitterte. Ihre harten Brustwarzen rieben sich an ihm.

»Idiot«, flüsterte sie an seinem Ohr. »Ich habe dich vom ersten Moment an gemocht, Phillippkowski. Ich mag dich noch immer. Spürst du das nicht?«

Er spürte es sehr deutlich. Sie war aufgeregt, und sie regte ihn auf. Da er nackt war wie sie, konnte er diese Erregung nicht verbergen.

»Es ist deine Entscheidung«, sagte Kimtok leise. »Du kannst uns beide umbringen oder das Leben wählen. Weißt du, was das heißt?«

»Du sollst mich davon überzeugen, dass ich auf der anderen Seite besser aufgehoben bin«, sagte er. Er hielt sie fest an sich gepresst. Ihre langen, spitzen Nägel bohrten sich in die Haut seines Rückens. Phillippkowskis Gedanken jagten sich. Was eben noch klar und deutlich gewesen war, verwischte nun wieder. Er hob sie auf die Arme. Kimtok war nicht schwer. Er trug sie zum Bett und legte sie auf die weiche Matratze. Sie hielt seinen Nacken umklammert und zog ihn auf sich. Dann ließ sie ihn los und streckte sich mit einem wohligen Stöhnen.

Neben ihrem Kopf lag der 38er Smith & Wesson. Die Mündung zielte noch immer auf ihn. Er sah in das dunkle Loch und konnte sich nicht auf die schöne Thailänderin konzentrieren, die unter ihm lebendig wurde. Er spürte ihre schlanken Finger auf seiner schweißnassen Haut, spürte das Begehren, das sie in ihm entfesselte, aber er dachte an den Tod.

»Nachdenken kannst du immer noch«, flüsterte Kimtok. »Vielleicht solltest du vorher noch einmal das Leben in seiner schönsten Form genießen. Vielleicht fällt dir dein Entschluss dann leichter.«

Phillippkowski ließ sich auf sie gleiten, streckte die Rechte an ihrem Gesicht vorbei und tastete nach der Waffe. Er hob sie an.

»Sinnlos, Deutscher«, sagte Kimtok. »Es war nur eine Patrone drin. Ich sollte sie abfeuern.«

Phillippkowski ließ die Trommel rausklappen. Kimtok hatte die Wahrheit gesagt. Er zitterte.

»Das Telefon ist blockiert. Die Tür ist von außen abgeschlossen. Wenn du aus dem Fenster springen willst, tu’s später. Jetzt brauche ich dich!«

Sie umklammerte ihn. Mit einer Kraft, die er in diesem zierlichen, schönen Körper gar nicht vermutet hatte, drehte sie ihn von sich herunter und saß plötzlich auf ihm. Sie hatte den Kopf weit in den Nacken gelegt und die Schultern zurückgenommen. Die mandelförmigen Augen waren bis auf einen schmalen Schlitz geschlossen. Dahinter blitzten ihre Pupillen.

»Das ist verrückt!«, keuchte Phillippkowski.

Kimtok lachte gurrend, spreizte sich und suchte die richtige Position.

»Ja«, hauchte sie, und ihre tanzende Zunge benetzte die vollen, roten Lippen. »Entweder du entscheidest dich gegen das LKA, oder keiner von uns beiden wird diesen Raum lebend verlassen. Dann bist du der Verräter und ich der Versager. Du hast Zeit. Vor morgen früh werden sie keine Entscheidung verlangen. Zeit zum Leben, Phillippkowski. Für uns beide.«

Während sie redete, war sie auf ihm herumgerutscht. Jetzt beugte sie sich weit nach vorn, küsste ihn, und ihr Becken schwang zurück.

Phillippkowski spürte die Wärme, die ihn einschloss. Ihr keuchender Atem wehte ihm entgegen. Er schloss die Augen, gab sich ihren stampfenden Bewegungen hin und entschied sich schon in dieser Stunde für das Leben. Er dachte, dass er tun würde, was sie von ihm erwarteten, dass er einen Preis fordern und sich dahingehend absichern würde, dass er sich eine neue Bleibe suchte und untertauchte.

Dann dachte er an gar nichts mehr. Dann gab er sich dem Gefühl hin, und unwillkürlich stimmte er in Kimtoks leise, klagende Laute ein.

»Still ruht der Puff, die Nutten schweigen ...«, zitierte Thomas Berger, der Einsatzleiter des LKA ein schweinisches Gedicht. Seine Augen huschten über die Fassade des Belfleur Clubs. Im ersten Stock brannte hinter einigen Fenstern Licht. Dann schaute er mich an, zog die Oberlippe hoch, und sein kräftiges Gebiss blitzte. »Dieser Club ist der Karpfenteich, in dem alle räuberischen Hechte herumschwimmen. Jetzt, in diesem Moment. Zuhälter, Mädchenhändler, Einkäufer, Organisationen. Santini, der Oberhecht, hat sie zur Berichterstattung herzitiert. Nun fischen wir sie ab. Es hat mich fast zwei Jahre meines Lebens gekostet, und dieses ist genau der richtige Moment.«

Ich hatte das Gefühl wie vor dem Standesbeamten, wenn einem siedendheiß bewusst wird, dass man sich mit dem Wort ›Ja‹ den eigenen Käfig zimmert. So stellte ich es mir jedenfalls vor.

»Mann, Mattek, Sie sehen aus, wie schon mal gegessen.« Er grinste noch immer.

Ich grinste zurück. Thomas Berger vom LKA gefiel mir nicht. Er wäre der letzte gewesen, von dem ich einen Gebrauchtwagen gekauft hätte.

»Ich will nicht übertreiben«, sagte Berger und tat nichts anderes. »Aber dieser Einsatz läuft ab wie ein Schweizer Uhrwerk. Absolute Präzisionsarbeit, Mattek.«

Ich tendierte mehr zu der Meinung, dass die Schweizer Uhrenindustrie lange bankrott gewesen wäre, wenn Männer wie Berger bei denen das Zepter geschwungen hätten. Aber ich sagte es nicht.

»Nicht traurig sein, dass ich nun den Lorbeerkranz umgehängt bekomme.«

Er gefiel mir immer weniger. Berger war ein hochgewachsener, schlanker Mann. Mitte Vierzig. Er hatte das hagere, scharfgeschnittene Gesicht eines alten Haudegens, und den überheblichen Blick der Zeitgenossen, die davon überzeugt sind, unfehlbar zu sein. Er hatte einige Zeit bei der GSG Dienst gemacht. Aber ob das ausreichte, um unfehlbar zu sein?

Ich schaute mich um. Sieben Beamte des LKA hatten sich auf dem kleinen Parkplatz vor dem Haus unsichtbar gemacht. Der Stoßtrupp, der die Sache von vorn aufrollen sollte. Die Rückseite wurde von einem Dutzend Dortmunder Schutzpolizisten gesichert. Die Männer vom LKA trugen Zivil. Einige hatten sich kugelsichere Westen angelegt. Das waren die, die von den Fähigkeiten ihres Einsatzleiters Thomas Berger auch nicht so recht überzeugt waren. Andere trugen keine Weste. Das waren die, die es sich nicht leisten konnten, ihren Chef zu beleidigen.

Paul Koslowski, der Pole, trug eine Weste. Er war mit von der Party. Als Vertreter des Ruhr-Reviers. Ich war nur Statist. Faber, mein Verbindungsmann beim LKA hatte mich angerufen und mir geraten, mir mal anzusehen, wie seine Jungs – seine Jungs! das hatte er wirklich gesagt – einen solchen Job durchzogen.

Es war vier Uhr morgens. Das Wetter wusste auch nicht, was es machen sollte. Mal Regen mit Wind, dann wieder Wind ohne Regen. Wetter, um ins Bett zu kriechen, der fleischlichen Lust zu frönen und sich danach das Deckbett über die Ohren zu ziehen, bis es wieder Frühling geworden war.

»Wollen Sie meine Meinung hören?«

Berger schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht«, sagte er. »Obgleich Ihnen das hier doch gefallen müsste. Sie sind doch auch so ein Nacht- und Nebelspezialist.« Er lachte. »Oder vielleicht nicht?«

Ich zuckte die Schultern. »Ich bin eher ein ›Bring-deinen-Arsch-in-Sicherheit-Spezialist‹, Berger. Mehr ein biblischer Typ.«

»Biblischer Typ?«

»Ja.« Ich nickte. »So ein ›Folgekeinem-falschen-Propheten-Typ‹.«

»Scheiße«, sagte der Einsatzleiter vom LKA. Er deutete auf die erleuchteten Fenster im ersten Stock des Clubs. »Sie sind alle drin. Einschließlich Santini!«

»Eben.« Ich nickte. »Und das macht mir etwas Angst, wenn es so ist. Das ist zuviel Dreck auf einen Haufen, Berger. Dreck ist unberechenbar. Der kann zu Staub oder zu Matsch werden. Staub macht blind, und auf Matsch rutscht man aus.«

»Von einem ›Bundesbullen‹ hatte ich doch etwas mehr Elan und Begeisterungsfähigkeit erwartet, Mattek. Ehrlich, warum Sie was Besonderes sind, weiß ich auch nicht.«

»Ich bin auserwählt.«

»Und wozu?«

»Um die Scheiße wegzuräumen, die andere machen. Mann, auf was warten Sie eigentlich noch, wenn alles paletti ist?«

Berger schnaufte mir seine Verachtung ins Gesicht. Er hob die Hand und gab seinen Männern das Einsatzzeichen, während ich mir hinter der vorgehaltenen Hand eine Gauloises anzündete.

»Paul!«

Der Pole kam zu mir.

»Das Ding gefällt mir nicht, Pole«, sagte ich leise. »Ich weiß, dass du zusammen mit Berger und einigen anderen ermittelt hast. Aber das hier ist eine andere Sache. Das ist nicht mehr vorbereitet als eine schnelle Nummer im Fahrstuhl.«

»Was ist dein Wort zum Montag?«

»Such dir einen breiten Rücken. Am besten zwei. Andere vorausgehen zu lassen, hat nicht immer mit Feigheit zu tun, sondern dokumentiert auch einen gesunden Menschenverstand.«

Koslowski wiegte bedenklich den Kopf. »Aber es sieht sehr danach aus, dass wir die ganze Brut auf einen Schlag erwischen. Der Mann, den Berger bei Santini eingeschleust hat, hat grünes Licht gegeben.«

»Der Mann ist ein verdammter Spitzel! Für ein paar Mark mehr leistet er den nächsten Meineid auf eine andere Fahne.«

»Ach, Scheiße!«

»Phillippkowski«, sagte ich. »Kennst du vielleicht einen, dessen Name mit ›ski‹ aufhört und dem man trauen kann?«

»Koslowski«, knurrte der Pole.

»Ich meine doch Spitzel.«

»Nee«, sagte Paul. »Aber kennst du einen, dessen Name mit ›tek‹ aufhört und der ein gesundes Urteilsvermögen hat?«

Bevor ich etwas antworten konnte, lief das Spektakel ab.

Zwei Männer standen, mit schweren Äxten ausgerüstet, rechts und links neben der Eingangstür. Sie schwangen die Werkzeuge im Takt. Unter den Schlägen splitterten Glas und Holz und dann flog die von innen doppeltgesicherte Tür aus dem Rahmen.

Die Axtschwinger traten beiseite. Sie machten Platz für die erste Welle. Das waren drei Männer, von denen einer eine schusssichere Weste trug und die anderen beiden nur dunkle Wollpullover aus dem Kaufhaus. Sie jagten in die Vorhalle, in der sich auch die Garderobe befand. Von dort aus führte rechts die Treppe zum ersten Stock hinauf.

Drei Schritte hinter den ersten LKA-Spezialisten folgte Paul Koslowski aus dem Ruhr-Revier, für den, so hatte Thomas Berger es doch tatsächlich ausgedrückt, es eine besondere Ehre war, mal an einem richtigen, profihaften Einsatz teilzunehmen. Dann folgten zwei weitere LKA-Leute, dann Thomas Berger und dann ich. Denn, verdammt, ich wollte es mir um nichts auf der Welt entgehen lassen.

Zwei Spezialisten begannen nervös, auf Schatten an der Wand zu schießen, die sie selbst warfen. Drei Männer warfen sich zu Boden. Berger stolzierte über sie hinweg.

»Nach oben!«, brüllte Berger. »Verdammt, was soll die Ballerei?«

Koslowski war ein weiser Mann, wenigstens in diesem Moment. Er ließ sich zurückfallen. Ich wusste nicht, ob es war, weil sein gesunder Menschenverstand einsetzte, oder weil er es ablehnte, sich von Berger Befehle geben zu lassen.

Berger erreichte die Treppe als dritter. Die beiden anderen hatten das erste Podest gerade passiert, als sie über den Haardraht stolperten und damit die Katastrophe auslösten.

Der Explosionsblitz war so hell, dass er sich mir quer durch den Schädel fräste, bevor er irgendwo den Knochen durchbohrte und sich wieder verflüchtigte. Die Druckwelle warf Koslowski gegen mich. Wir gingen zu Boden.

Ein wahnsinnig schriller Schrei übertönte die zweite Explosion, und eine Feuersäule, so sah es aus, rannte quer durch den Garderobenraum zum Ausgang. Die Feuersäule war einer von Bergers Männern. Ein anderer erwischte ihn. Er war kaltblütig genug, ihn zu Boden zu werfen und die Flammen mit seinem eigenen Körper zu ersticken.

Die dritte und vierte Explosion kam von oben. Der Belfleur Club brannte wie Zunder.

»Raus hier? Verdammt, raus hier?« Bergers Stimme klang hektisch, unkontrolliert.

Diesmal folgten auch Paul Koslowski und ich seinen Anweisungen.