Der eingebildete Kranke - Molière - E-Book

Der eingebildete Kranke E-Book

Moliere

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Beschreibung

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Aspirin, Kneipp-Bäder, Aderlass. Molières letztes, berühmtestes Stück veräppelt mit Humor und Sarkasmus die verdrängte Angst vor dem Tod: Weil Argan seiner Angst vorm Sterben nicht ins Gesicht sehen will, entdeckt er körperliche Wehwehchen allüberall, Mediziner und Apotheker sind sein liebster Umgang. So sucht er für seine Tochter einen Arzt als Mann – und kann nicht begreifen, dass die sich unbedacht in einen medizinisch völlig Unbeleckten verliebt hat. Aber was ihm das Kranksein so richtig verleidet, das sind die hohen Rechnungen …

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Molière

Der eingebildete Kranke

Komödie in drei Aufzügen

Aus dem Französischen von Wolf Graf von Baudissin

Fischer e-books

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Personen

ARGAN

BELINDE, dessen zweite Frau

ANGELIQUE, Argans Tochter

LOUISON, ihre kleine Schwester

BERALDE, Argans Bruder

CLÉANTE

DR. DIAFOIRUS

THOMAS DIAFOIRUS, dessen Sohn

DR. PURGON, Argans Arzt

FLEURANT, Apotheker

HERR DE BONNEFOI, Notar

TOINETTE, Argans Dienstmädchen

 

 

 

Szene:

Paris, Zimmer des Herrn Argan

 

 

 

 

Von den drei Zwischenspielen veröffentlichen wir nur das dritte

Erster Akt

Erste Szene

ARGAN

ARGAN (sitzt vor einem Tisch und reduziert mit Spielmarken die Rechnung seines Apothekers)

Drei und zwei sind fünf, und fünf sind zehn, und zehn sind zwanzig; drei und zwei sind fünf. – »Item, den vierundzwanzigsten ein insinuatives, präparatives und erweichendes kleines Klistier für Herrn Argan, zur Schmeidigung, Anfeuchtung und Erfrischung der Eingeweide Wohldesselben.« Was mir an Herrn Fleurant, meinem Apotheker, besonders gefällt, ist, daß seine Rechnungen immer so höflich stilisiert sind. »Zur Erfrischung der Eingeweide Wohldesselben; dreißig Sous.« Ja; aber mein lieber Herr Fleurant, es ist nicht genug, daß man höflich sei; man muß auch billig sein und die Kranken nicht schinden. Ein Klistier dreißig Sous! – Gehorsamer Diener, das habe ich Euch schon gesagt; Ihr habt mir’s in anderen Rechnungen mit zwanzig Sous angesetzt, und zwanzig Sous in der Apothekersprache bedeuten zehn; schreiben wir also zehn Sous. »Item, von selbigem Dato, ein gutes purifizierendes Klistier, nach Vorschrift zusammengestellt aus doppeltem Catholicon, Rhabarber, Rosenhonig und andern Ingredienzen, um Herrn Argans Unterleib auszufegen, zu spülen und zu reinigen, dreißig Sous.« Mit Eurer Erlaubnis, zehn Sous. »Item, von selbigem Dato ein hepatischer, soporativer und schlafbringender Julep, um Herrn Argan Nachtruhe zu verschaffen, fünfunddreißig Sous.« Gegen den Julep will ich nichts sagen, denn ich schlief vortrefflich danach. Zehn, fünfzehn, sechzehn, siebzehn Sous und sechs Deniers. »Item, den fünfundzwanzigsten, eine gute, reinigende und stärkende Mixtur, bestehend aus frischer Quassia nebst levantischen Sennesblättern und andern Ingredienzen nach der Verordnung des Herrn Dr.Purgon, um Herrn Argan die Galle auszuscheiden und zu vertreiben, vier Livres.« Ei, mein guter Herr Fleurant, das heißt die Leute zum besten haben; man muß leben und leben lassen. Herr Purgon hat Euch nicht geheißen, vier Livres anzuschreiben: seid so gut und setzt drei Livres. Zwanzig und dreißig Sous. »Item, vom nämlichen dato, ein anodiner adstringierender Trank, um Herrn Argan eine wohlschlafende Nacht zu verschaffen, fünfunddreißig Sous.« Gut; zehn und fünfzehn Sous. »Item, am sechsundzwanzigsten, ein karminatives Klistier, um Herrn Argan die Blähungen zu vertreiben, dreißig Sous.« Zehn Sous, Herr Fleurant. »Item, Herrn Argans Klistier, am Abend wiederholt, wie oben, dreißig Sous.« Zehn Sous, Herr Fleurant! »Item, am siebenundzwanzigsten, eine wohltätige Medizin, um den Stuhlgang zu beschleunigen und Herrn Argan von seinen bösen Säften zu befreien, drei Livres.« Gut, zwanzig und dreißig Sous: es freut mich, daß Ihr so billig seid. »Item, am achtundzwanzigsten, eine Portion abgeklärter und versüßter Molken, um Herrn Argan das Blut zu mildern, zu besänftigen, abzukühlen und zu erfrischen, zwanzig Sous.« Gut, schreiben wir zehn Sous. »Item, ein herzstärkender und präservativer Trank, versetzt mit zwölf Gran Bezoar, Syrup von Limonen und Granatäpfeln und allerlei andern Zutaten, nach Vorschrift, fünf Livres.« Sachte, sachte, mein lieber Herr Fleurant, wenn’s gefällig ist; wenn Ihr so mit den Leuten umgeht, wer wird denn da noch krank sein wollen? – Begnügt Euch mit vier Franken; zwanzig und vierzig Sous. Drei und zwei macht fünf, und fünf macht zehn, und zehn macht zwanzig; dreiundsechzig Livres vier Sous sechs Deniers. Folglich hätte ich denn in diesem Monat gebraucht: eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht Mixturen, und eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf Klistiere; und letzten Monat waren’s zwölf Mixturen und zwanzig Klistiere. Da ist’s freilich kein Wunder, wenn ich mich diesen Monat weniger wohl fühle als den vorigen. Ich muß es Herrn Purgon sagen, damit er beizeiten vorbeugt. Heda! – Räumt mir das alles hier weg. (Er bemerkt, daß niemand im Zimmer ist) Niemand hier! – Ich mag noch so viel sagen, sie lassen mich immer allein; da hilft nichts, sie lassen sich nicht halten. (Nachdem er mit einer Handklingel geschellt) Niemand hört mich, und meine Klingel ist nicht laut genug. (Er schellt wieder) Sie sind alle taub! – Toinette! (Schellt abermals) Grade als ob ich gar nicht klingelte. Spitzbübin! Galgenbrut! (Er schellt) Aus der Haut möchte man fahren! – (Er schellt nicht mehr, sondern schreit aus allen Kräften) Klingling ling ling ling ling! – Zum Teufel mit dir, du, Rabenaas! Ist’s denn erhört, einen armen Kranken so allein zu lassen? – Klingling ling ling ling ling! – Das ist doch wahrhaftig zum Erbarmen! Klingling ling ling! Ach, du lieber Gott! Sie werden mich hier sterben lassen! – Klingling ling! –

Zweite Szene

ARGAN. TOINETTE.

TOINETTE

Ich komme schon! –

ARGAN

Warte, du Racker! Warte, du Spitzbübin! –

TOINETTE (stellt sich, als habe sie sich an den Kopf gestoßen)

Zum Teufel mit Eurer Ungeduld! – Ihr hetzt einen so ab, daß ich mir draußen einen gewaltigen Stoß mit der Stirn gegen einen Fensterladen gegeben habe.

ARGAN (zornig)

Ah, du Ausbund! …

TOINETTE (unterbricht ihn)

Au! –

ARGAN

Es ist schon …

TOINETTE

Au! –

ARGAN

Schon wenigstens eine Stunde, …

TOINETTE

Au! –

ARGAN

Daß ich hier allein …

TOINETTE

Au! –

ARGAN

Schweig doch, Spitzbübin; ich will mit dir zanken.

TOINETTE

Nun ja, bei meiner armen Seele! Da kämt Ihr mir eben recht, nachdem ich mir just so weh getan habe!

ARGAN

Muß ich mir deinetwegen den Hals abschreien, du Racker?

TOINETTE

Und ich habe mir Euretwegen den Kopf zerstoßen; das ist wohl eines so schlimm als das andere. Wenn’s Euch gefällig ist, wollen wir’s miteinander aufgehen lassen.

ARGAN

Was, du Spitzbübin …

TOINETTE

Wenn Ihr zanken wollt, so fange ich an zu weinen.

ARGAN

Mich so allein zu lassen, du nichtsnutziges Ding …

TOINETTE

Au! –

ARGAN

Was! Du Kröte, du willst …

TOINETTE

Au! –

ARGAN

Was! Soll ich auch nicht einmal die Freude haben, sie auszuzanken?

TOINETTE

Zankt nur immer, soviel Ihr Lust habt, ich bin’s zufrieden.

ARGAN

Du läßt mich ja gar nicht dazu kommen, du Wetterhexe; du fällst mir alle Augenblicke in die Rede.

TOINETTE

Wenn Ihr die Freude habt zu zanken, so ist’s doch mehr als billig, daß ich mir das Vergnügen mache zu weinen. Jedem das Seine, so gehört sich’s. Au!

ARGAN

Mag’s denn sein; man muß sich in alles ergeben. Nimm das alles weg, Spitzbübin; nimm alles weg. (Er steht auf) Hat mein Klistier heut gut operiert?

TOINETTE

Euer Klistier?

ARGAN

Ja. Ist viel Galle abgegangen?

TOINETTE

Meiner Treu, das sind Sachen, mit denen ich mich nicht abgebe. Das ist für Herrn Fleurants Nase; der hat den Profit davon.

ARGAN

Laß mir eine Tasse mit Fleischbrühe parat stellen, wenn ich das nächste nehmen werde.

TOINETTE

Dieser gute Herr Fleurant und der liebe Herr Purgon machen sich recht lustig über Eure Person;. sie haben an Euch eine gute melkende Kuh gefunden, und ich möchte sie wohl einmal fragen, was Euch denn eigentlich fehlt, daß sie Euch soviel verschreiben.

ARGAN

Schweig, du unwissendes Ding; es kommt dir nicht zu, die Verordnungen der Ärzte zu kritisieren. Meine Tochter Angelique soll herunterkommen; ich habe ihr etwas zu sagen.

TOINETTE

Da kommt sie schon von selbst; sie hat Eure Gedanken erraten.

Dritte Szene

ARGAN. ANGELIQUE. TOINETTE

ARGAN

Tritt näher, mein Kind; du kommst gerade recht; ich habe mit dir zu sprechen.

ANGELIQUE

Ihr dürft nur reden, mein Vater.

ARGAN

Warte! – (Zu Toinette) Geschwind, meinen Stock! Ich bin gleich wieder da.

TOINETTE

Sputet Euch, sputet Euch, Herr Argan; Herr Fleurant macht uns zu schaffen.

Vierte Szene

ANGELIQUE. TOINETTE

ANGELIQUE

Toinette! –

TOINETTE

Was?

ANGELIQUE

Sieh mich einmal an!

TOINETTE

Nun ja, das tue ich.

ANGELIQUE

Toinette!

TOINETTE

Ja doch! Was denn, Toinette!

ANGELIQUE

Rätst du nicht, wovon ich sprechen will?

TOINETTE

Ich kann mir’s schon denken; von unserm jungen Liebhaber; denn seit sechs Tagen ist von nichts anderem die Rede, und es fehlt Euch etwas, wenn Ihr nicht jeden Augenblick von ihm erzählen könnt.

ANGELIQUE

Wenn du das weißt, warum fängst du denn nicht gleich zuerst von ihm an? Und warum ersparst du mir nicht die Mühe, dich auf diesen Diskurs zu bringen?

TOINETTE

Ihr laßt mir ja gar nicht die Zeit dazu und sorgt schon dafür, daß man Euch nicht zuvorkommen kann.

ANGELIQUE

Ich gestehe dir, ich kann es nicht müde werden, von ihm zu sprechen, und sehne mich nach jedem Augenblick, wo ich dir mein Herz ausschütten kann. Sage mir aber, Toinette, tadelst du denn meine Neigung für ihn?

TOINETTE

Behüte!

ANGELIQUE

Habe ich unrecht, mich diesem süßen Gefühl hinzugeben?

TOINETTE

Wer sagt denn das?

ANGELIQUE

Oder verlangst du, daß ich für die zärtlichen Beteuerungen seiner feurigen Leidenschaft gleichgültig bleibe?

TOINETTE

Das wolle Gott nicht!

ANGELIQUE

Sag mir doch, findest du nicht auch in der wunderbaren Art, wie wir unsere Bekanntschaft gemacht haben, etwas Verhängnisvolles und einen Fingerzeig des Himmels?

TOINETTE

Ja.

ANGELIQUE

Findest du nicht, daß die Art, wie er meine Verteidigung übernahm, ohne mich zu kennen, ein durch und durch edles Herz beweist?

TOINETTE

Ja.

ANGELIQUE

Daß man nicht großmütiger handeln konnte?

TOINETTE

Gewiß!

ANGELIQUE

Und daß er sich dabei mit dem feinsten Anstand betrug?

TOINETTE

Jawohl!

ANGELIQUE

Findest du ihn nicht auch sehr hübsch gewachsen, Toinette?

TOINETTE

Versteht sich!

ANGELIQUE

Und von angenehmstem Äußern?

TOINETTE

Ohne Frage.

ANGELIQUE

Hat nicht alles, was er sagt und was er tut, einen gewissen Adel?

TOINETTE

Das ist sicher.

ANGELIQUE

Kann man sich leidenschaftlicher und liebevoller ausdrücken, als er in jedem seiner Worte?

TOINETTE

Unmöglich!

ANGELIQUE

Und gibt es wohl etwas Unerträglicheres als den Zwang, in dem man mich hält, der jede Äußerung unserer gegenseitigen Zärtlichkeit verbietet?

TOINETTE

Ihr habt ganz recht.

ANGELIQUE

Aber, meine gute Toinette, glaubst du auch, daß er mich wirklich so liebt, wie er sagt?

TOINETTE

Ja seht, das sind Dinge, die man nicht immer verbürgen kann. Die Verstellung in der Liebe sieht mitunter der Wahrheit täuschend ähnlich; und ich habe Leute gekannt, die in diesem Punkt große Komödianten waren.

ANGELIQUE

Ach, Toinette, was sagst du da! So wie er spricht, wäre es da möglich, daß er nicht die Wahrheit sagte?

TOINETTE

Ihr werdet jedenfalls darüber bald im klaren sein; und sein Entschluß, von dem er Euch gestern schrieb, um Eure Hand anhalten zu lassen, ist das sicherste Mittel, Euch zu überzeugen, ob er’s aufrichtig meint oder nicht. Das wird der beste Beweis sein.

ANGELIQUE

Ach, Toinette, wenn der mich betrügt, so glaube ich in meinem ganzen Leben keinem Manne mehr!

TOINETTE

Da kommt Euer Vater wieder.

Fünfte Szene

ARGAN. ANGELIQUE. TOINETTE

ARGAN

Also denn, mein Kind, ich habe dir eine Neuigkeit mitzuteilen, die du dir vielleicht nicht vermutest. Es hat jemand um dich angehalten. Wie! – Du lachst? – Ja, ja, das Wort Heirat gefällt dir; es klingt allen jungen Mädchen gut. Oh, Natur! Natur! – Wie ich sehe, meine liebe Tochter, habe ich nicht nötig, dich erst zu fragen, ob du etwas dagegen hast.

ANGELIQUE

Ich muß alles tun, Herr Vater, was Euch gefällig sein wird, mir zu befehlen.

ARGAN

Es freut mich, daß ich eine so gehorsame Tochter habe. Die Sache ist also abgemacht, und ich habe dich versprochen.

ANGELIQUE

Es ist meine Schuldigkeit, Herr Vater, Eurem Willen in allem blindlings zu folgen.

ARGAN

Meine Frau, deine Stiefmutter, hatte im Sinne, ich solle dich in ein Kloster schicken, dich und deine kleine Schwester Louison; sie war von jeher darauf erpicht.

TOINETTE (beiseite)

Die liebe Seele hat ihre guten Ursachen.

ARGAN

Sie wollte in diese Heirat nicht willigen; ich habe es aber durchgesetzt und mein Wort gegeben.

ANGELIQUE

Ach, mein Vater, wie danke ich Euch für alle Eure Güte! –

TOINETTE (zu Argan)

Wahrhaftig, das freut mich von Euch, und Ihr habt in Eurem ganzen Leben nichts Klügeres getan.

ARGAN

Ich habe deinen Zukünftigen noch nicht gesehen: aber man sagt mir, ich würde mit ihm zufrieden sein, und du ebenfalls.

ANGELIQUE

Ja, gewiß mein Vater.

ARGAN

Wie! Kennst du ihn denn schon?

ANGELIQUE

Weil Eure Zustimmung mir erlaubt, Euch mein Herz zu eröffnen, so darf ich Euch nicht verschweigen, daß der Zufall uns vor sechs Tagen zusammengeführt hat, und daß sein Antrag eine Folge der Zuneigung ist, die wir vom ersten Augenblick an füreinander gefaßt haben.

ARGAN

Das hatten sie mir nicht gesagt; aber es ist mir lieb zu hören, und um soviel besser so. Sie versichern mir, es sei ein langer, hübscher junger Mensch.

ANGELIQUE

Ja, Herr Vater.

ARGAN

Gut gewachsen.

ANGELIQUE

Jawohl.

ARGAN

Von angenehmem Wesen.

ANGELIQUE

Ganz recht.

ARGAN

Eine gute Physiognomie. –

ANGELIQUE

Eine sehr gute!

ARGAN

Verständig, und von guter Familie. –

ANGELIQUE

Ja, das ist er.

ARGAN

Sehr höflich, –

ANGELIQUE

Der höflichste Mensch von der Welt.

ARGAN

Soll gleich gut lateinisch und griechisch sprechen. –

ANGELIQUE

Davon weiß ich nichts.

ARGAN

Und wird in drei Tagen sein Diplom als Doktor der Medizin erhalten.

ANGELIQUE

Er, mein Vater?

ARGAN

Ja. Hat er dir’s nicht gesagt?

ANGELIQUE

Nein, wahrhaftig. Wer hat Euch das aber erzählt?

ARGAN

Herr Doktor Purgon.

ANGELIQUE

Kennt Doktor Purgon ihn denn?

ARGAN

Schöne Frage! Er muß ihn ja wohl kennen, weil er sein Onkel ist.

ANGELIQUE