Der Fall der Giftmischerin Charlotte Ursinus - Christian Lunzer - E-Book

Der Fall der Giftmischerin Charlotte Ursinus E-Book

Christian Lunzer

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Beschreibung

Die Tante hatte zuviel Geld, der Ehemann war im Weg, der Diener wollte kündigen , der Liebhaber wurde lästig – und die vollbusige Geheimrätin aus Berlin hatte für sie alle ein Mittelchen parat: Arsenik.

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Seitenzahl: 42

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Christian Lunzer - Peter Hiess

Der Fall Adrienne Eckhardt

Tod eines Schokoladenkönigs

 

 

© 2016 cc-live

Kreittmayrstr. 26, 80335 München

Cover: cc-live

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-95616-568-9

www.cc-live.net

 

Inhalt

Tod eines Schokoladenkönigs

Quellen

Lust auf mehr?

Mütter, Töchter, Ehefrauen

Gift & Galle

Auf Messers Schneide

Weibliche Tugenden

Mörderische Arbeitsmarktverwaltung

Mord am Arbeitsplatz

Arbeitsplatz und Ausbildung

Die Autoren

Der Verlag

Impressum

 

Tod eines Schokoladenkönigs

22. November 1952: Kurz nach 1 Uhr früh wird ein Rayonsinspektor der Polizei, der in der Nähe des Wiener Landesgerichts Streife geht, vom Angestellten einer privaten Wach- und Schließgesellschaft angerufen: »Herr Inspektor, kommen’s doch einmal her!« Der Nachtwächter hat bemerkt, dass der Rollbalken einer wegen ihrer »Dumping-Preise« beliebten Delikatessenhandlung in der Alser Straße Nr. 7 nicht verschlossen ist. Der Polizist registriert, dass auch die Eingangstür offen steht, betritt also das Geschäft und sieht sich vorsichtig um. Als er mit der Taschenlampe in das Magazin hinter dem Verkaufsraum hineinleuchtet, entdeckt er die Leiche des in der Gegend wohlbekannten Geschäftsbesitzers, des 43-jährigen Johann Arthold. Der Mann liegt in einer riesigen Blutlache auf dem Boden, sein Schädel ist zu einem formlosen Brei zertrümmert.

Sofort werden Kriminalbeamte hinzugezogen. Sie stellen fest, dass Artholds Kopf durch Schläge mit einem stumpfen Gegenstand so zugerichtet wurde. Gestorben ist der Mann mit dem feisten Gesicht und dem Don-Juan-Bärtchen aber erst, als ihm mit einem Messer der Hals durchgeschnitten wurde. Auch die Pulsadern der linken Hand sind verletzt. Der Polizeiarzt stellt fest, dass der Tod zwischen Mitternacht und 0.30 Uhr eingetreten sein muss.

Auf einem Tisch im Magazin stehen drei Bierflaschen und ein Pappbecher, der noch einen Rest Bier enthält. Von der Blutlache führen blutige Schuhabdrücke in den Verkaufsraum – es lässt sich mühelos feststellen, dass es sich dabei um Damenschuhe der Größe 37 gehandelt haben muss. Die Beamten finden ein Stück blutiges Papier, an dem der Täter wahrscheinlich das Messer abgewischt hat. In einem Waschbecken werden Blutspuren und Stofffasern entdeckt. Artholds protziger Brillantring ist verschwunden, aber im Geschäft scheint nichts weiter zu fehlen. Auf einer Stellage im Hinterzimmer befindet sich eine Geldschachtel, die 3500 Schilling enthält. (Erst einige Stunden später findet man bei einem Verhör der Verkäuferin heraus, dass der Mörder etwa 200 Schilling aus der Registrierkasse geraubt haben muss.)

Arthold ist vor einigen Jahren dadurch bekannt geworden, dass er es verstand, im Nachkriegs-Wien billig (auf den undurchsichtigen Wegen des »grauen Marktes«) größere Posten begehrter Lebensmittelkonserven und Kolonialwaren aufzukaufen und diese mit großem Gewinn wieder loszuschlagen. Nach 1945 betrieb er ein Geschäft Ecke Lange Gasse/Alser Straße, wo er vor allem Unmengen der damals beliebten Cadbury-Schokolade billig unters Volk brachte – und es sich daher leisten konnte, auf großem Fuß zu leben und den freigiebigen Kavalier zu spielen. In letzter Zeit war es Arthold allerdings nicht mehr so gut gegangen: Er hatte das Geschäft im Zuge eines Rückstellungsverfahrens zurückgeben, in das Lokal in der Alser Straße übersiedeln müssen und war – da sich die Marktlage verändert hatte – auch gezwungen gewesen, seinen Reitstall zu verkaufen und das Auto mit Chauffeur wieder abzulegen. Sein flottes und kostspieliges Nachtleben hatte der verheiratete Mann dennoch weitergeführt.

Erste Ermittlungen ergeben, dass Arthold am Tag vor seiner Ermordung einen größeren Geldbetrag bei sich getragen haben soll, den er einem Rechtsanwalt zur Aufbewahrung übergeben wollte. Ob er das auch getan hat, ist nicht bekannt. Außerdem, so meinen einige der Befragten, soll der »Cadbury-König« viele Feinde gehabt haben.

Als die Beamten die Manteltaschen des Toten durchsuchen, finden sie zwei Vorverkaufsfahrscheine der Straßenbahn, abgestempelt am Vorabend zwischen 22 und 22.30 Uhr in der Linie 38, die zwischen Grinzing und Schottentor verkehrt. Bei einer Befragung der Straßenbahner, die zur fraglichen Zeit Dienst taten, stößt man auf eine erste Spur: Eine Schaffnerin erkennt Arthold auf einem Foto als einen ihrer Fahrgäste von letzter Nacht. Sie sagt aus, dass er in Begleitung einer etwa 25 bis 30 Jahre alten Frau vom Weinort Grinzing bis zur Alserbachstraße gefahren sei. Die Frau sei 1,60 Meter groß, habe rotblondes Haar, ein blasses, breitflächiges Gesicht mit grellrot geschminkten Lippen. Bekleidet sei sie mit einer braunen Panofix-(Kunstpelz-)Jacke gewesen.

In den folgenden Stunden finden die Kriminalbeamten auch heraus, dass das Paar den Freitagabend beim Grinzinger Heurigen Maly verbrachte und dort sieben Vierteln Wein konsumierte. Auf dem Fußweg zwischen 38er-Haltestelle und Alser Straße kehrten die beiden noch in einem kleinen Café im neunten Bezirk ein und tranken dort – offenbar bester Laune – zwei Mokka.

23. November: Die Suche nach der Rotblonden läuft in der Nacht auf Sonntag auf Hochtouren. Da die Polizei über Artholds Freizeitaktivitäten und seine zahlreichen Freundinnen Bescheid weiß, konzentriert sie sich in erster Linie auf sämtliche Nachtlokale und Bars der Stadt. Gegen 5 Uhr früh werden Kriminalkommissar Obsieger in Ottakring zwei Animiermädchen vorgeführt, die einem Kunden aus Linz den Mantel gestohlen haben sollen. Um von ihrem Vergehen abzulenken, berichten sie, dass Arthold regelmäßig im Etablissement »Pariser Nächte«, ihrem Arbeitsplatz, aufgetaucht sei. Und die Rothaarige, das kann nur ihre Kollegin Adrienne gewesen sein; die besitze so einen Pelzmantel und sei öfter mit dem Arthold zusammengesessen, seit sie ihn nach langer Zeit in der Bar wieder getroffen habe. »Den koch’ ich mir wieder ein«, habe sie damals zu den anderen Gesellschaftsdamen gesagt.