Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Zwei tote Mädchen, liebevoll abgelegt am Strassenrand. "Behutsam erstickt", "Sanft erwürgt" sagte der Obduktionsbericht. Von der Mutter? Vom Vater"? Schliesslich doch von der Mutter. Drei Sensationsprozesse, zwei Urteile, unter heftiger Anteilnahme von Publikum und Presse.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 34
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Christian Lunzer - Peter Hiess
Der Fall Monika Weimar
Erst die Kinder, nur zur Qual
© 2016 cc-live
Kreittmayrstr. 26, 80335 München
Cover: cc-live
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95616-551-1
www.cc-live.net
Inhalt
Erst die Kinder, nur zur Qual
Quellen
Lust auf mehr?
Mütter, Töchter, Ehefrauen
Gift & Galle
Auf Messers Schneide
Weibliche Tugenden
Mörderische Arbeitsmarktverwaltung
Mord am Arbeitsplatz
Arbeitsplatz und Ausbildung
Die Autoren
Der Verlag
Impressum
Bei diesem spektakulären Doppelmord handelt es sich um einen der bekanntesten und meistdiskutierten Kriminalfälle der jüngeren deutschen Vergangenheit. Die anschließende Verhandlung war ein reiner Indizienprozess, bei dem die Schuld der Angeklagten nach Auffassung der Medien und der Öffentlichkeit keineswegs eindeutig war – trotz der Gerichtsurteile.
Die öffentliche Diskussion bezog sich allerdings kaum auf die Ermittlungsergebnisse und Beweise (die ziemlich klar waren), sondern eher auf die Person der Verurteilten. Ende der 80er-Jahre ging es nicht mehr – wie im Fall Vera Brühne 25 Jahre zuvor – gegen die selbstbewusste und selbständige Frau, die es gewagt hatte, aus dem zeitgenössischen Rollen-klischee auszubrechen, sondern um eine Verteidigung von bürgerlicher Ehe und Mutterschaft. Monika Weimar hatte versucht, der Enge der Provinz und den Zwängen einer unerträglichen Beziehung zu entkommen, und dabei etwas getan, was sich garantiert schon Tausende andere Frauen ausgemalt haben.
Als sich allerdings erwies, dass die Angeklagte tatsächlich schuldig war, wollte niemand glauben, dass eine deutsche Frau zu einer solchen Gräueltat imstande sein konnte. Richter und Staatsanwälte sahen sich wieder einmal dem auf Anklägerseite gefürchteten Motto »Was nicht sein kann, darf nicht sein« gegenüber. Dass es vielfach »progressive« Medien waren, die vehement gegen die Entscheidung des Gerichts polemisierten, sollte nachdenklich stimmen. Dass die Verteidiger die dadurch entstandene Stimmung für ihren Wiederaufnahmeantrag nutzten (der allerdings vergeblich bleiben sollte), ist ihnen dagegen nicht vorzuwerfen. Immerhin war es ihre Pflicht, alles Menschenmögliche für ihre Klientin zu tun.
Die traurigen Fakten dieser Affäre werden vielen Zeitungslesern wahrscheinlich noch in Erinnerung sein: Am 4. August 1986, einem Montag, wollte der 34-jährige Reinhard Weimar seine beiden Töchter – die sieben Jahre alte Melanie und die fünf Jahre alte Karola – vom Spielplatz neben seinem Haus in Philippsthal (bei Bad Hersfeld) zum Mittagessen abholen. Doch die beiden Mädchen waren nirgends zu sehen, nur ihre kleine rote Plastikschaufel lag auf dem ansonsten leeren Spielplatz neben der Sandkiste. Der Vater rief nach den Kindern, bekam aber keine Antwort. Auch als er die Straße hinauf- und hinunterlief, konnte er keine Spur der Kinder entdecken. Zu Hause waren die beiden in der Zwischenzeit ebenfalls nicht eingetroffen.
Weimar und seine Frau Monika suchten gemeinsam noch einmal die Umgebung ab – ebenfalls ohne Erfolg. Auch Monikas Schwester Brigitte, die im selben Haus wohnte, wusste über den Verbleib der Kleinen nicht Bescheid. Sie war es dann, die gegen 13.30 Uhr die Polizei verständigte, weil sie das Gefühl hatte, dass irgendetwas geschehen sein musste. Die Mädchen waren ansonsten nämlich so brav und folgsam, dass sie sich ohne ausdrückliche Erlaubnis nie entfernt hätten.
Als die Kinder bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht nach Hause gekommen waren, entschloss sich die Polizei zu einer Großfahndung. Bei Scheinwerferbeleuchtung wurde die gesamte Umgebung durchkämmt und das Kanalsystem durchsucht. Die Beamten befragten Passanten, Bewohner und Autofahrer. Sogar Hubschrauber wurden eingesetzt, da der Stadtteil, in dem die Familie wohnte, in der Nähe der Autobahn München-Kassel liegt. Die Suche blieb allerdings ergebnislos, obwohl die Suchtrupps am nächsten Tag durch Einheiten des Bundesgrenzschutzes und Soldaten aus der nahegelegenen US-Kaserne verstärkt wurden. Die Mädchen waren wie vom Erdboden verschluckt. Nach zwei Tagen und zwei Nächten ohne das geringste Resultat wurden die Nachforschungen abgebrochen.
Drei Tage nach der Vermisstenmeldung, am 7. August 1986, entdeckte ein Busfahrer neben dem Parkplatz an der Landstraße zwischen Herfa und Wölfershausen in Nordhessen, 15 Kilometer von Philippsthal entfernt, die Leiche eines Mädchens. Die Tote lag hinter der Straßenböschung, mitten in Brennnesseln und Kletterstauden, und der Busfahrer hatte sie auf den ersten Blick für eine Schaufensterpuppe gehalten. Das Kind trug eine rote Frotteehose und ein ordentlich gebügeltes, weißes