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Sie war die Gattin eines Klavierfabrikanten – und eine Sadistin. Den grausamen Praktiken fiel auch ein unschuldiges Bauernmädchen zum Opfer, das in der Zwischenkriegszeit als Dienstbotin ins Haus der Luners kam.
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Seitenzahl: 20
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Christian Lunzer - Peter Hiess
Der Fall Josefine Luner
Die Sadistin
© 2016 cc-live
Kreittmayrstr. 26, 80335 München
Cover: cc-live
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95616-565-8
www.cc-live.net
Inhalt
Die Sadistin
Quellen
Lust auf mehr?
Mütter, Töchter, Ehefrauen
Gift & Galle
Auf Messers Schneide
Weibliche Tugenden
Mörderische Arbeitsmarktverwaltung
Mord am Arbeitsplatz
Arbeitsplatz und Ausbildung
Die Autoren
Der Verlag
Impressum
Anna Augustin schien es gut getroffen zu haben. Mit 14 Jahren, nach der Volksschule, konnte sie als Kindermädchen weg aus der Enge ihres kleinen Heimatortes Mannersdorf an der Raabnitz im mittleren Burgenland. Sie kam zu einer vornehmen und reichen Familie, nämlich dem Klavierfabrikanten Edmund Luner, der in der Brühl bei Mödling, Jägerhausgasse 9, eine schöne Villa besaß. Seine Gattin Josefine, eine schlanke, gut aussehende, schwarzhaarige Frau, holte das Mädchen am 10. Dezember 1934 sogar persönlich ab.
Anfangs war alles in bester Ordnung. Anna bekam ein eigenes kleines Zimmerchen am Dachboden. Wie vereinbart musste sie sich um den kleinen, zwei Jahre alten Sohn des Hauses kümmern, aufräumen und der Mutter oder der ebenfalls 14-jährigen Tochter Grete beim Kochen helfen. Ihren Eltern schrieb sie nach Hause, dass es ihr gut gehe und sie gesund sei.
Aber nur acht Monate später, am 17. Juli 1935, fanden zwei Gendarmen, nachdem sie die Tür zu Annas Dachkammer aufgebrochen hatten, ihre verweste und furchtbar entstellte Leiche auf einem Diwan unter einem blutigen Wäschebündel versteckt. Der Körper des zum Skelett abgemagerten Mädchens war bereits mumifiziert, das Gesicht aufgequollen und von Maden befallen, die Beine in obszöner Haltung gespreizt und mit einem dazwischen gesteckten Kochlöffel fixiert. Die Leiche war wegen der Verwesungsflüssigkeit so mit dem Diwan verklebt, dass man sie nicht entfernen konnte. Sie musste mitsamt der Unterlage ins gerichtsmedizinische Institut in Wien gebracht werden.
Der Hinweis auf die Tote war von ihrem Dienstherrn Edmund Luner gekommen. Er hatte in der Nacht zuvor seinen Anwalt in Mödling um Hilfe gebeten: Frau und Dienstmädchen seien nicht zu Hause und er habe nach längerem Suchen einige »Abschiedsbriefe« von seiner Frau entdeckt und mache sich größte Sorgen. Mit dem Anwalt war er zum nächsten Gendarmerieposten gegangen, von dem aus eine Hausdurchsuchung veranlasst wurde.
In ihren Briefen hatte Frau Luner Andeutungen über den Tod des Dienstmädchens gemacht. Ihr Verschwinden war offenbar damit verbunden. Sie wurde daher von der Gendarmerie zur Fahndung ausgeschrieben.