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Wirtschafterin Kate wollte Haus und Vermögen ihrer Arbeitgebern und gab sich viel Mühe bei der Entsorgung der Leiche der Getöteten: einen Teil verbrannte sie, den anderen, sperrigeren, kochte sie, packte ihn in eine Kiste und warf ihn in die Themse...
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Seitenzahl: 25
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Christian Lunzer - Peter Hiess
Der Fall Kate Webster
Roh und gekocht
© 2016 cc-live
Kreittmayrstr. 26, 80335 München
Cover: cc-live
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95616-567-2
www.cc-live.net
Inhalt
Roh und gekocht
Quellen
Lust auf mehr?
Mütter, Töchter, Ehefrauen
Gift & Galle
Auf Messers Schneide
Weibliche Tugenden
Mörderische Arbeitsmarktverwaltung
Mord am Arbeitsplatz
Arbeitsplatz und Ausbildung
Die Autoren
Der Verlag
Impressum
Die ersten Spuren – oder besser die ersten Teile – fanden zwei Kohlenhändler: Mr. Henry Wheatley und sein Kollege schoben am frühen Morgen des 5. März 1879 ihren Karren am Themse-Ufer bei Richmond flussaufwärts. Bei der Barnes-Brücke sah Wheatley einen großen schwarzen Behälter im Wasser nahe am Ufer liegen. Er sprang über die Böschung und zog ihn an Land. Es war ein großer, hölzerner Koffer, der mit einem Vorhängeschloss gesichert und mit dicken Seilen verschnürt war. Mit seinem Federmesser schnitt er die Knoten durch und sprengte das Schloss auf. Der Deckel fiel zurück, aber der Inhalt war anders, als Mr. Wheatley sich ihn erwartet und vielleicht auch erhofft hatte: Der Koffer enthielt große Stücke rohes Fleisch, das wahrscheinlich von einem Metzgereibetrieb stammte. Sein Kollege vermutete, dass es sich um Schweinefleisch handelte. Trotzdem waren sich beide ihres Urteils nicht ganz sicher. Warum sollte ein Fleischer Abfälle so sorgfältig entsorgen, indem er sie in einen Koffer packte, diesen fest verschloss und dann in den Fluss warf, wenn er doch einfacher und profitabler feine Wurst daraus erzeugen hätte können?
Die beiden Männer meldeten deshalb ihre Entdeckung auf der nahe gelegenen Polizeistation von Barnes. Inspector Marber brach sofort zur Fundstelle auf und nahm den praktischen Arzt des Ortes, Dr. James Adam, gleich mit. Dem genügte ein kurzer Blick auf die Fundgegenstände der Kohlenhändler, um deren Diagnose in Frage zu stellen. Er war fast hundertprozentig davon überzeugt, Menschenfleisch vor sich zu haben, und ließ den Koffer samt Inhalt zur genaueren Untersuchung ins Gemeindeleichenhaus bringen.
Die Totenbeschau ergab zwei Fakten, die Dr. Adam für unumstößlich hielt. Erstens handelte es sich um Teile einer weiblichen Leiche, bei der nur der Kopf und ein Bein fehlten. Die Frau musste zu Lebzeiten um die 50 Jahre alt und ungefähr 1,50 Meter groß gewesen sein; sie hatte schwarzes, nur leicht angegrautes Haar gehabt. Zweitens war die Zerstückelung nach dem Tod mit roher Gewalt, wahrscheinlich mit einem Messer und einer Hacke, ohne eine Spur von anatomischen Kenntnissen erfolgt. Beim dritten Faktum allerdings traute sich der Gemeindearzt nicht allein zu urteilen, sondern zog einen berühmteren Kollegen mit Erfahrung in forensischer Medizin bei. Doch Professor Dr. Thomas Bond vom Westminster Hospital konnte Adams Befund nur bestätigen. Da kaum Verwesungsspuren festzustellen waren, obwohl der Koffer garantiert längere Zeit im Wasser gelegen war, und die Haut der Leiche einen seltsamen, unnatürlichen, pergamentartigen Zustand aufwies, mussten die Teile gekocht worden sein.
Identifizieren konnte man die Tote mit den damaligen Mitteln der Kriminalistik nicht. Die Polizei konnte nur auf eine passende Vermisstenmeldung warten. Man war gespannt: Wo fehlte eine gekochte Frau?