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Deshalb träume ich den Traum von einer etwas gerechteren, ein wenig besseren Welt. Bekanntlich indes heißt οuτοπία Nicht-Ort. Dennoch: Utopien haben immer auch eine Vorbildfunktion, sie sind das Konglomerat unserer Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte. Solange wir noch eine Utopie haben, werden wir nicht an der Dystopie, d.h. an der Anti-Utopie, will meinen an der Realität zerbrechen“, so der Kleine Fuchs zum Alten Mann. Der antwortet: „Ich glaube, Du willst mir sagen, dass wir alle lediglich als Entwurf von uns selbst geboren werden. Zunächst nicht mehr sind als ein Traum – der Mensch, ein Traum, was könnte sein, was möglich wär.“ In unserer „schönen, neuen Welt“, in der Gefühle, in der Hoffnungen und Sehnsüchte, in der folglich auch Verzweiflung, Trauer und Wut keinen Platz mehr haben. Denn sie werden, samt und sonders, als störend empfunden und als hinderlich erachtet – für das reibungslose Funktionieren einer zunehmend seelenlosen Gesellschaft, die einzig und allein die emotionslose Maximierung des Profits zu Gegenstand und Ziel hat. Ein Traum – nur ein Vielleicht, nicht weniger, nicht mehr: in eben dieser Welt, in der Unrecht nicht durch göttliche Fügung geschieht, sondern durch der Menschen Hand. Weshalb die, welche, vermeintlich, versagen, selten aus eigener Schuld scheitern, vielmehr und viel mehr an Lüge und Unterdrückung, an Armut und Not. Mithin: „Das Böse“ gründet nicht im Mensch-Sein an und für sich; es entsteht auf Grundlage dessen, was Menschen anderen Menschen antun. Deshalb sind wir für „das Böse“ verantwortlich. Allesamt. Und können uns nicht exkulpieren, indem wir „das Böse“ bei Anderen und im Anders-Sein suchen. Das Böse sind wir selbst. Ebenso wie „das Gute“. Denn: Mögen die Dinge nebeneinander stehen, so liegen die Seelen der Menschen doch ineinander. Gleichwohl und – gleichsam zum Trost – gilt auch: „In einer schweren Zeit ist es leicht, ein sinnvolles Leben zu führen. Weil ein sinnvolles Leben immer schwer ist.“
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Seitenzahl: 136
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Auch wenn die Dinge nebeneinander stehen, so liegen die Seelen der Menschen doch ineinander – Unrecht geschieht nicht durch göttliche Fügung, sondern durch der Menschen Hand. Und die, welche scheitern, scheitern selten aus eigener Schuld. Vielmehr und viel mehr an Armut und Not, an Lüge und Unterdrückung.
„Das Böse“ ist keine ontologische Wesenheit, nicht im Mensch-Sein an und für sich begründet. Vielmehr entsteht es auf Grundlage dessen, was Menschen anderen Menschen antun – das Böse des Einzelnen ist sozusagen das Spiegelbild des kollektiven Bösen.
Mithin sind wir für „das Bose“ verantwortlich. Allesamt. Und können uns nicht exkulpieren, indem wir „das Böse“ bei Anderen und im Anders-Sein suchen.
Das Böse sind wir selbst. Und solange wir dies nicht erkennen, insofern und insoweit wir dafür nicht die Verantwortung übernehmen, nutzt es nicht, das Böse auf Andere zu projizieren. Es wird uns einholen.
Überall. Zu jeder Zeit. Nicht nur durch Eichmann und den Holocaust. Auch im Musa Dagh. In der Apartheid. In den sogenannten ethnischen „Säuberungen“. In allen Kriegen. Und auch im Alltag.
Gewidmet all den Menschen, die guten Willens sind.
Teil 1
Mehr als ein Vorwort – ein „programmatisches Manifest“
Geboren werden – nur eine Möglichkeit. Nicht weniger, nicht mehr
Verwelkt die Blütenträume, die einst der Kindheit und der Jugend Bäume als bunte Pracht getragen
Kein Weg so weit wie der von Mensch zu Mensch
Der Mensch, ein Traum, was könnte sein, was möglich wär
Stolz wie Schwäne, langsam, wie schwer beladne kähne, sie schwimmen auf träger Lebensflut
„Selig, die um der Gerechtigkeitwillen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich ...“
Somit hätte „das Böse“ weder Grund noch Grundlage, weder Ursache noch Anlass
„Minima Moralia“ statt „Großer Ethik“ – kein liebender Gott löst das Absurde unseres Seins auf
Der Staat stellt sein eigenes Geld her, verleiht dieses Geld an Privatbanken und leiht sich eben dieses Geld zu einem wesentlich höheren Zinssatz zurück. Gemeinhin nennt man einen solchen Umgehungstatbestand Betrug (zum Nachteil des Volkes)
Fiat pecunia: Es-werde-und Es-ward-Geld
Der Menschen Herz, so kalt wie Stein
Das Leben – wie es ist, wie es könnt sein
Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“
„Guerre aux châteaux, paix aux chaumières“
Der Autor. Und sein Werk
Teil 2
Mehr als ein Vorwort – ein „programmatisches Manifest“
Einführung und Zwischenspiel
Liehe, Sehnsucht, Leidenschaft – schrill und sonnenblumengelb, sonnumflort und tränennass
Nein. Nein. Und nochmals nein. ich will nicht euer Hofnarr sein
Vom „göttlichen Wahnsinn“ der Dichter
Wie ein Prisma bricht die Träne des Leidenden die Schmerzen aller Menschen auf der Welt
Es sind doch nur Chimären, die uns verwehren ein freies selbstbestimmtes Sein
Schwarze Milch des Irr-Sinns: Wir schaufeln ein Grab in unser Sehen und Hoffen
Ade, Adieu: Ad Deum – Abschied. Der Vorhang zu. Und alle Fragen offen
Hoffnung – funkelnd wie die Sterne, meines Herzens und des Lebens ewig Takt und endlos Schlag
Glaub an dich selbst – nur so kannst du Mensch werden
Denn wer die Wahrheit sagt, der ist und bleibt ein Narr
„Ein alter Mann ist stets ein König Lear!“
„Er soll wie ein Esel begraben werden, fortgeschleift und hinausgeworfen vor die Tore Jerusalems“
Sturm sei meine Totenglocke, Abendnebel mein Gewand
Epilog. An Stelle eines Nachworts
Der Autor. Und sein Werk
Allein von der Hoffnung leben wir, mit der Hoffnung leben wir, durch die Hoffnung leben wir. So also leben wir das Prinzip Hoffnung. Trotz der Absurdität unseres Seins. Wie . Jener Sisyphos, der überlistete und von eben diesem Thanatos bestraft wurde. Mit Sinnlosigkeit. Sisyphos, dem allenfalls ein Herakles helfen könnte, der die Macht eines Zeus hätte. Oder die des christlichen Gotts. Doch der, letzterer, ist stumm. Und tatenlos.
Unrecht geschieht nicht durch göttliche Fügung, sondern durch der Menschen Hand. Die, welche scheitern, scheitern selten aus eigener Schuld, vielmehr und viel mehr an Armut und Not, an Lüge und Unterdrückung.
Auch wenn die Dinge nebeneinander stehen, so liegen die Seelen der Menschen doch ineinander. Deshalb muss an die Stelle der Ich-Es- die Ich-Du-Bezie-hung treten. Deshalb dürfen die je Herrschenden nicht weiterhin die Macht haben, zu definieren, was gesund, normal, mithin gesellschaftlich erwünscht und was krank ist; deshalb krank, weil es eine störende, unerwünschte und bestehende Macht-, Herrschafts- und Lebensstrukturen ebenso hinterfragende wie in Frage stellende Form menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns zum Ausdruck bringt.
Im Mensch-Sein ist ebenso Gut-Sein wie Böse-Sein angelegt und möglich; welcher Teil sich – mehr oder weniger – entwickelt, hängt wesentlich von unseren Seins-Bedingungen ab. Diese sind Ausdruck des je eigenen Lebens, in das wir geworfen werden und dessen Umstände wir nicht allein bestimmen können. Deshalb sind wir sowohl zum Guten wie zum Bösen fähig und, entsprechende Umstände vorausgesetzt, auch willens.
Folglich ist das Böse keine ontologische Wesenheit, nicht im Mensch-Sein an und für sich begründet. Vielmehr entsteht es auf Grundlage dessen, was Menschen anderen Menschen antun – das Böse des Einzelnen ist sozusagen das Spiegelbild des kollektiven Bösen.
Ergo sind wir für „das Böse“ verantwortlich. Allesamt. Und können uns nicht exkulpieren, indem wir „das Böse“ bei Anderen und im Anders-Sein suchen. Denn das Böse sind wir selbst. Und solange wir dies nicht erkennen, insofern und insoweit wir dafür nicht die Verantwortung übernehmen, nützt es nicht, das Böse auf Andere zu projizieren. Es wird uns einholen. Überall. Zu jeder Zeit. Nicht nur durch Eichmann und den Holocaust. Auch im Musa Dagh. In der Apartheid. In den sogenannten ethnischen „Säuberungen“. In allen Kriegen. Und auch im Alltag.
Wir alle können vom Bösen befallen werden. Wie von der Pest in Camus´ Roman, in dem die Seuche eben dieses Böse symbolisiert. Und wir können wie Dr. Rieux gegen die Pest kämpfen. Wie Sisyphos zwar. Aber ohne mit Pater Paneloux diskutieren zu müssen. Denn die Pest, die Seuche, das Böse ist keine Strafe Gottes. Vielmehr eine Strafe der Menschen. Für die Menschen. Für das Unrecht, das sie über die Welt, über die Kreatur und über sich selbst gebracht haben.
Wenn wir im Geist der Bergpredigt:
– „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden
– Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben
– Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden
– Selig, die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“
mit „dem Bösen“, d.h. mit uns und mit denen um uns, umgehen, ist die Theodizee von untergeordneter Bedeutung, müssen wir nicht weiterhin angesichts des Elends in der Welt Gott (zu) rechtfertigen (versuchen).
„In der Tat: Wir werden als Götter geboren. Und sterben, meist, als Karikaturen. Als das, was die Lebenswirklichkeit aus uns macht.
Deshalb träume ich den Traum von einer etwas gerechteren, ein wenig besseren Welt. Bekanntlich indes heißt Nicht-Ort. Dennoch: Utopien haben immer auch eine Vorbildfunktion, sie sind das Konglomerat unsere Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte. Solange wir noch eine Utopie haben, werden wir nicht an der Dystopie, d.h. an der Anti-Utopie, will meinen an der Realität zerbrechen“, so der Alte Mann zum Kleinen Fuchs.
Der antwortet: „Ich glaube, Du wolltest mir sagen, dass wir alle nur als Entwurf unserer selbst und unseres Selbst geboren werden. Zunächst nicht mehr sind als ein Traum – der Mensch, ein Traum, was könnte sein, was möglich wär. Nur ein Vielleicht, nicht weniger, nicht mehr.“
Denn Mensch und Welt, so Bloch, sind nicht fertig, nicht abgeschlossen, vielmehr streben sie nach einer in ihnen zwar angelegten, aber noch nicht ´herausgekommenen´ Verwirklichung. In diesem Sinne ist die „konkrete Utopie“ Blochs die Hoffnung des Menschen auf den „aufrechten Gang“.
Und der Alte fährt fort: „In Zeiten matriarchalischer Gesellschaften gab es weder Ausbeutung noch Unterdrückung noch Kriege.
Nicht, weil Frauen die besseren Menschen sind. Sondern weil matriarchalische Gesellschaften – im Großen und Ganzen – kein Privateigentum kannten, die ´Produktionsmittel´ jener ´archaischen´ Zeit tatsächlich vergesellschaftet waren und es nicht arm und reich, nicht mächtig und ohnmächtig, nicht Herren und Sklaven gab; vielmehr konnte sich jeder entsprechend seinen Fähigkeiten entfalten, gab es mithin weder Grund noch Anlass für Neid und Missgunst, für Hass und Zorn, für Rache und Vergeltung. Und es gab keine Veranlassung, sich, notfalls mit Gewalt, das zu nehmen, wovon man glaubte, es werde einem vorenthalten.
Somit hatte ´das Böse´ weder Grund noch Grundlage, weder Ursache noch Anlass.
Natürlich leben wir nicht mehr im Matriarchat. Und werden in einer solch ´gynäkokratischen´ Gesellschaft auch nicht mehr leben. Es sei denn, wir bomben uns in kollektivem Wahnsinn in einen solchen Zustand zurück.
Indes: Ich will und kann hier keine Lösungen anbieten. Vielmehr will ich Erklärungen finden. In freiem Geist. Abseits von Forschung und Wissenschaft. Die natürlich ihrer Zeit und ihrem Geist, also dem Zeitgeist verhaftet sind. Dem Zeitgeist, der den Interessen, Ideen und Ideologien einer weniger, d.h. weniger Mächtiger geschuldet ist. Und der, über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg, ebenjenes Böse schafft, das er dann – mit seinen Mittel vergeblich und letztlich, um sich nicht selbst zu entlarven, selbstverständlich nur angeblich – zu erklären versucht.“
Jedenfalls zeigt das völlig unterschiedliche Sozialverhalten genetisch fast identischer Verwandter, dass nicht Gene unsere konkrete Lebenswirklichkeit bestimmen, vielmehr unser Genom lediglich die – offensichtlich weiten – Grenzen absteckt, innerhalb derer sich soziales Geschehen vollzieht, innerhalb derer das gesamte Spektrum menschlichen Verhaltens denkbar ist, innerhalb derer Gut und Böse, Liebe und Hass möglich sind und wirklich werden.
Lösen wir unsere Konflikte und die daraus resultierenden Aggressionen solidarisch, friedfertig und einvernehmlich, verbleibt keine Wut, die wir nach außen und auf andere richten müssen, währt kein Groll fort, der sich in gewalttätigen Auseinandersetzungen entlädt. Sind wir als soziale Gemeinschaft zu einer derartigen Konfliktlösung indes nicht fähig, entsteht jenes emotionale Amalgam aus Unmut, Erbitterung, Ingrimm, Zorn und Ablehnung, welches das Unsägliche ermöglicht, das Menschen Menschen antun.
Mithin: Das Bewusstsein bestimmt das Sein und das Sein bestimmt das Bewusstsein. Kein Topos, sondern Grundlage allen menschlichen Lebens. Nicht erst seit Marx und der Quantenphysik.
„Nun ja, nun ja“, druckst der Fuchs herum, „nun ja.“
Dann aber hebt er an zu einem Sermon, derart, als wolle er dem Alten eine Predigt halten:
„Der Mensch ist kein ´homo clausus´, Mensch-Sein, in all seinen Facetten, ist nicht isoliert von den Bedingungen menschlichen Seins zu betrachten. Ersteres wird und letztere werden maßgeblich von der jeweiligen Wirtschaftsordnung eines Gemeinwesens bestimmt. Deshalb ist das Wirtschaftssystem, in dem wir leben – und unter dem wir, so wage ich zu behaupten, ggf. existentiell leiden –, für uns alle von entscheidender Bedeutung.
Und so sind Zins und Zinseszins das Grundübel unserer kapitalistischen Wirtschaftsordnung sowie Ursprung und Grundlage ihrer, euphemistisch ausgedrückt, gesellschaftlichen und sozialen Verwerfungen. Denn mit Zins und Zinseszins angelegtes Geld vermehrt sich – ohne jegliche Leistung seiner Eigentümer – nach genügend langer Zeit ins schier Unermessliche.
Eine solch gigantische Geld- und – damit einhergehend – auch Schulden-Vermehrung lässt sich nicht in Einklang bringen mit Wirtschaftswachstum und Lebenswirklichkeit. Deshalb kommt es immer wieder zu großen gesellschaftlichen Verwerfungen, namentlich zu Kriegen; das Zinseszins-System braucht, aus seiner inneren Logik heraus, regelmäßig Zusammenbrüche.
In der Natur ist exponentielles Wachstum unbekannt; in ihr verlaufen Wachstumsprozesse näherungsweise kontinuierlich, also linear. Nur diejenigen, welche die Regeln von Wirtschaft und Wirtschaftswachstum festlegen (und von ihnen profitieren!), sind so vermessen, sich ein derartig utopische Wachstum wie das exponentielle des Zinseszins´ auszudenken!“
Durch Akkumulation entzieht sich das Geld im kapitalistischen Wirtschaftssystem dem natürlich-krea-türlichen Wechsel von Entstehen und Vergehen, versetzt denjenigen, der imstande ist, Geld zu horten, in eine Position, welche der anderer Teilnehmer des Wirtschaftskreislaufs überlegen ist. Denn er muss das akkumulierte Geld nicht sofort wieder in den Kreislauf einbringen, kann – im Gegensatz zu Marktteilnehmern, die nicht in der Lage sind, Geld anzuhäufen – warten, bis die Preise für Güter möglichst niedrig und die Bedingungen des Marktes insgesamt günstig für ihn sind.
Derart führt ein Wirtschaftssystem, das ermöglicht, Geld zu akkumulieren, auf das angehäufte Geld Zinsen und auf diese Zinsen wiederum Zinseszinsen zu vereinnahmen, einerseits zu einer Kapitalakkumulation sowie zum leistungslos erworbenen Reichtum einiger weniger (mit entsprechend umfassenden gesellschaftlichen und politischen Einflussmöglichkeiten), andererseits – abhängig davon, wann und in welchem Umfang das zurückgehaltene Geld wieder in den Wirtschaftskreislauf investiert wird – zu nicht vorhersehbaren Störungen und Krisen eben dieses Kreislaufs. Die Marktüberlegenheit des (akkumulierten) Geldes stört das freie Kräftespiel zwischen Käufer und Verkäufer, zwischen Angebot und Nachfrage.
Damit akkumuliertes (Geld-)Kapital nicht zurückgehalten, sondern reinvestiert wird, ist die Einführung von umlaufgesichertem Geld (Umlauf- oder Schwund-Geld) erforderlich: Dieses Umlaufgeld verliert in definierten Zeiträumen einen bestimmten Anteil seines Wertes, und zwar zu Lasten der Geld-Inhaber; deshalb versuchen diese, ihr Geld möglichst schnell wieder in Umlauf zu bringen. Gleiches gilt für Geld-Institute, die ebenfalls möglichst viel Geld re-investieren (statt akkumulieren) wollen.
Außerdem sollten sich die Menschen zu Produktions- statt, wie bisher, zu Tauschgemeinschaften zusammenfinden: Aufgrund des technischen Fortschritts ist es mittlerweile möglich, alle Menschen dieser Welt im Überfluss zu versorgen; die Verknappung erfolgt einzig und allein durch den Handel und das auf diesem gründende Wirtschaftssystem (mit all seinen Verwerfungen und sozialen Ungerechtigkeiten).
Menschen in der sogenannten Dritten Welt (und nicht nur dort) hungern und verhungern – nur beispielsweise –, weil auf Lebensmittel, wie im Casino, gezockt wird und man lieber Menschen krepieren lässt, als solch lukrative Wetten (die natürlich nicht Wetten, sondern Futures und dergleichen heißen) zu verlieren.
„Aber das ist ein weites Feld“, erwidert der Alte, „darüber muss ich noch viele Bücher schreiben. Und dazu ist noch viel Forschung nötig.
Indes: Immer mehr nehmen Konzerne entscheidenden Einfluss auf eben diese Forschung; sie ist ohne die Gelder der Industrie kaum mehr möglich. Und keine Hochschule legt noch offen, welches Unternehmen wieviel Geld für welche Dienstleistung bezahlt.“
Der Fuchs nickt und pflichtet dem Alten bei: „Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung lebt von der Diskussion; Geheimhaltung hat hier nichts zu suchen.“
„Wie wahr“, entgegnet der Alte. „Indes: ´Wes Brot ich ess´, des Lied ich sing.´
Fast alle Wissenschaftler forschen heutzutage mit finanzieller Unterstützung der Industrie oder beziehen von ihr Vortrags- oder Beraterhonorare; die Interessengruppen der Großkonzerne bestimmen die Leitlinien der Forschung, sie beherrschen den Markt des jeweiligen Sektors und bestimmen dessen Entwicklung.“
In der Tat: Was als richtig oder falsch, was als zulässig oder unzulässig, auch, was als gesetzeswidrig zu gelten hat (unabhängig davon, ob es, moralisch betrachtet, rechtens oder schieres Unrecht ist), bestimmen alleine die, welche die Macht haben, die gesellschaftlichen Regeln festzulegen und entsprechende Gesetze zu deren Durchsetzung zu erlassen.
In diesem Zusammenhang spielt die Justiz eine ebenso entscheidende wie unrühmliche Rolle. Der Alte Mann merkt dazu an:
„Mein Glaube an Recht, Gerechtigkeit und Gerichte war früher der eines vertrauensvollen Kindes. Tatsächlich jedoch, so musste ich erfahren, sind Gerichte alles andere als ein Tempel von Recht und Gerechtigkeit. Eher Häuser der Überheblichkeit. Tabuzonen. Orte für Deals.
Recht ist ein Geschäft. Justitia ist eine Ablasshändlerin. Eine Hure. Wenn auch keine blinde. So jedenfalls sieht die Wirklichkeit aus.
Und mehr noch: Das üble Spiel, das man Jurisdiktion nennt, wird zur bitterbösen Farce, wenn die Justiz selbst zum Täter wird. Gäbe es tatsächlich die Justitia, die man uns weismachen will, sie risse sich die Binde vom Kopf, würde sie erfahren, was in ihrem Namen geschieht.
Blinde werden sehen, Lahme werden gehen, und die Rechtsprechung wird Gerechtigkeit erzeugen – wer daran glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann.“
„Wie recht Du hast“, pflichtet der Fuchs ihm bei, „es ist ebenso beschämend wie verstörend, wie die Justiz mit Menschen umgeht, deren Leben zerstört, sie in Zivil- wie in Strafprozessen zugrunde richtet, sie ihrer Existenz, ihrer Freiheit beraubt. Mit Kalkül, aus Gleichgültigkeit, infolge Ignoranz, ´versehentlich´, bewusst und willentlich – die Motive, welche haarsträubenden Fehlentscheidungen und himmelschreienden Ungerechtigkeiten zugrunde liegen, sind ebenso facettenreich wie vielschichtig.
Die Quote aller Fehlurteile dürfte bei etwa 25 Prozent liegen. Anders formuliert: Vermutlich jeder Vierte wird zu Unrecht verurteilt, geht unschuldig hinter Gitter, wird gebrochen, in seiner bürgerlichen Existenz vernichtet, nicht selten existentiell zerstört.“
Indes: Richter sind nicht nur Täter, sondern auch Opfer:
Sie sind Vollstrecker eines gesellschaftlichen Systems, das Macht ausübt, das diszipliniert und unterwirft, das biegt oder bricht. Das sich in den Köpfen der Menschen, mehr noch, in ihren Seele einnistet, das sich breit macht, das zu „freiwilliger“ Unterwerfung drängt, zu vorauseilendem Gehorsam zwingt.