Der Kopfgeldjäger McQuade, Band 76-78: Die Trilogie - Pete Hackett - E-Book

Der Kopfgeldjäger McQuade, Band 76-78: Die Trilogie E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Der Umfang dieses Ebook entspricht 135 Taschenbuchseiten.

 

Dieses Ebook beinhaltet folgende drei Bände:

Band 76: Reite, McQuade, und rette Matt Manning (Teil 1)

Band 77: McQuade setzt sich durch (Teil 2)

Band 78: McQuade – für Recht und Ordnung (Teil 3)

 

McQuade war verstaubt und verschwitzt, von den Schultern seines langen, braunen Mantels und von der Krempe seines schwarzen Stetsons rieselte feiner Staub, als er sich bewegte. Er zog den Falben zum Hitchrack und schlang lose den langen Zügen um den von der Witterung glatt geschliffenen Querbalken.

Einige Menschen näherten sich schweigsam und musterten den großen, hageren Mann mit dem hohlwangigen Gesicht, den tagealten Bartstoppeln auf Kinn und Wangen und den entzündeten Augen mit einer Mischung aus Abscheu, Widerwillen und Verachtung aber auch Ehrfurcht und Zufriedenheit. Sein Job erregte in ihnen die zwiespältigsten Gefühle. Sie wussten, dass er Männer jagte, die vom Gesetz gesucht wurden und für deren Ergreifung oftmals hohe Prämien gezahlt wurden. Es waren Kerle, die im Land für Angst und Schrecken sorgten und die man gerne hinter Schloss und Riegel oder sechs Fuß unter der Erde wusste. Dafür sorgte McQuade dort, wo das Gesetz versagte. Die Steckbriefe legitimierten ihn – sein Gesetzbuch war der schwere, langläufige Coltrevolver. Aber an seinen Händen klebte Blut, und das machte ihn zum Außenseiter in einer Gesellschaft, in der Gottesfürchtigkeit und Achtung des von Gott geschaffenen Lebens eines der obersten Gebote waren. Eine oftmals doppelzüngige Moral …

Cover: STEVE MAYER

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Pete Hackett

Der Kopfgeldjäger McQuade, Band 76-78: Die Trilogie

Cassiopeiapress Western Sammelband

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Der Kopfgeldjäger McQuade – Band 76-78:

Die Trilogie

Western von Pete Hackett

 

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

 

Der Umfang dieses Ebook entspricht 135 Taschenbuchseiten.

 

Dieses Ebook beinhaltet folgende drei Bände:

Band 76: Reite, McQuade, und rette Matt Manning (Teil 1)

Band 77: McQuade setzt sich durch (Teil 2)

Band 78: McQuade – für Recht und Ordnung (Teil 3)

 

 

Reite, McQuade, und rette Matt Manning (Teil 1)

Es war die Zeit des Sonnenuntergangs, als McQuade vor dem Sheriff’s Office in Tucson den Falben zügelte und absaß. Er führte ein weiteres Pferd an der Longe, über dessen Rücken die Leiche eines Mannes hing, die der Kopfgeldjäger mit einer Plane abgedeckt hatte.

McQuade war verstaubt und verschwitzt, von den Schultern seines langen, braunen Mantels und von der Krempe seines schwarzen Stetsons rieselte feiner Staub, als er sich bewegte. Er zog den Falben zum Hitchrack und schlang lose den langen Zügen um den von der Witterung glatt geschliffenen Querbalken.

Einige Menschen näherten sich schweigsam und musterten den großen, hageren Mann mit dem hohlwangigen Gesicht, den tagealten Bartstoppeln auf Kinn und Wangen und den entzündeten Augen mit einer Mischung aus Abscheu, Widerwillen und Verachtung aber auch Ehrfurcht und Zufriedenheit. Sein Job erregte in ihnen die zwiespältigsten Gefühle. Sie wussten, dass er Männer jagte, die vom Gesetz gesucht wurden und für deren Ergreifung oftmals hohe Prämien gezahlt wurden. Es waren Kerle, die im Land für Angst und Schrecken sorgten und die man gerne hinter Schloss und Riegel oder sechs Fuß unter der Erde wusste. Dafür sorgte McQuade dort, wo das Gesetz versagte. Die Steckbriefe legitimierten ihn – sein Gesetzbuch war der schwere, langläufige Coltrevolver. Aber an seinen Händen klebte Blut, und das machte ihn zum Außenseiter in einer Gesellschaft, in der Gottesfürchtigkeit und Achtung des von Gott geschaffenen Lebens eines der obersten Gebote waren. Eine oftmals doppelzüngige Moral …

Gray Wolf, dessen Fell ebenfalls vom Staub verklebt war, legte sich neben dem Haltebalken auf den Boden und bettete seinen mächtigen Schädel zwischen die Vorderläufe. Reglos daliegend beobachtete der graue Wolfshund die Menschen, die sich in einem Halbkreis zusammenrotteten.

McQuade hängte den Hut an das Sattelhorn, ging zu einem Tränketrog etwas abseits, beugte sich darüber und wusch sich Staub und Schweiß aus dem Gesicht. Als er sich mit dem Halstuch abtrocknete, vernahm er hinter sich das Mahlen von Ledersohlen im Staub und er drehte sich um. Es war ein Gehilfe des County Sheriffs, der zwei Schritte vor McQuade stehen blieb und sagte: „Guten Abend, McQuade. Sie bringen Steward Moss zurück. Wo haben Sie den Halunken erwischt?“

„Unten, im Süden, genauer gesagt in den Santa Rita Mountains. Er wollte nach Mexiko. Ich habe ihn vor zwei Tagen, am Morgen, eingeholt und gestellt. Er zog es vor, im Kampf zu sterben.“

„Ja, man riecht deutlich, dass er schon längere Zeit tot ist. Moss hatte nichts zu verlieren, denn hier in Tucson hätten wir ihn aufgehängt. Er war ein niederträchtiger Mörder und der Strick ist die Antwort auf derlei Verbrechen. In Ordnung, McQuade, ich habe ihn identifiziert und werde einen Bericht verfassen. Die achthundert Dollar Kopfgeld erhalten Sie, sobald Troy Howell in die Stadt zurückgekehrt ist.“

„Wo ist der Sheriff?“, erkundigte sich McQuade.

„Er ist mit einem Aufgebot hinter Matthew Manning her. Manning hat zwei Männer erschossen und ist dann abgehauen.“

McQuade Stirn legte sich in Falten. „Manning“, sinnierte er halblaut. „Matt Manning – heißt nicht so der Mann, der vor ungefähr drei Monaten ein Transportunternehmen gegründet hat?“

Der Deputy nickte. „Genau der ist es. Weiß der Henker, welcher Teufel ihn geritten hat, als er auf Adkins und McClam seine Schrotflinte leer schoss.“ Jetzt zuckte der Sheriffsgehilfe mit den Achseln. „Wenn Troy ihn zurückbringt, wird er sicherlich herausfinden, warum Manning die beiden umlegte. Und dann wird sich herausstellen, ob er aus niedrigen Beweggründen oder in Notwehr feuerte.“

„Gut“, sagte McQuade mit staubheiserer Stimme, „dann übergebe ich Ihnen hiermit den Leichnam von Steward Moss, Deputy. Howell soll mich informieren, wenn ich mir den Scheck abholen kann.“

McQuade ging zu seinem Pferd, setzte seinen Hut auf, löste den Zügel des anderen Tieres von seinem Sattelhorn, band den Falben los und führte ihn am Zaumzeug davon, in Richtung Mietstall, der nicht weit von Maria Alvarez’ Boardinghouse entfernt lag. Gray Wolf erhob sich fast widerwillig, schüttelte sich den Staub aus dem Fell und trottete hinter seinem Herrn her.

Als McQuade das Office des Town Marshals passierte, trat dieser auf den Vorbau, ging bis zum Geländer und legte die Hände darauf. „Hallo, Wes“, grüßte McQuade, tippte mit dem Zeigefinger seiner Rechten gegen die Hutkrempe und lenkte seine Schritte auf das Office zu. „Ich habe Steward Moss zurückgebracht.“

„Ist er tot?“

„Er wollte sich nicht ergeben.“

„Also tot“, konstatierte McQuades väterlicher Freund, als der Kopfgeldjäger einen Yard vor dem Vorbau anhielt. „Nun, auf dem Steckbrief stand tot oder lebendig, und Moss hat wohl die Kugel dem Strick vorgezogen.“ Wes Rafferty zeigte nicht die Spur einer Gemütsregung.

„Eine schnelle Kugel ist gnädig“, knurrte McQuade, „der Tod am Strick hingegen ist kläglich. – Ein Deputy Howells hat mir eben erzählt, dass Matt Manning zwei Männer erschossen hat. Ich kenne Manning nicht persönlich, weiß aber, dass er vor einem Vierteljahr etwa ein Fuhrunternehmen gründete.“

Wes Rafferty presste sekundenlang die Lippen zusammen, sodass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich darstellten, in seinen Mundwinkeln glaubte McQuade für einen Augenblick lang einen verbitterten Ausdruck wahrzunehmen, dann antwortete der Town Marshal mit grollender Stimme: „Ich kann dir dazu nicht viel sagen, McQuade. Doch man munkelt, dass Manning sich weigerte, dem Tucson-Ring beizutreten und an die Gesellschaft Beiträge zu entrichten. Bud Adkins und Rich McClam arbeiteten für den Tucson-Ring. Sie fungierten in Amstrongs Spielhöhle als Rausschmeißer.“

McQuades Brauen hoben sich ein wenig. „Interessant.“

„Manning hat die beiden im Wagenhof seines Unternehmens erschossen. Es gibt keine Zeugen. Aber ich denke …“

Wes Rafferty brach ab, ließ seinen Blick in die Runde schweifen, und als er sich sicher sein konnte, dass niemand außer McQuade hören konnte, was er sagte, fuhr er fort: „… dass der Tucson-Ring die beiden Schießhunde zu Manning schickte, um ihm nachhaltig klar zu machen, dass er nur als Mitglied des Rings hier in der Stadt einen Fuß auf die Erde bekommt.“

„Ich weiß, wie es ist, den Tucson-Ring zum Feind zu haben“, knurrte McQuade. „Mein Glück ist es, dass ich mich nur sehr selten in der Stadt aufhalte. Würde ich hier leben, wäre ich sicherlich längst über die Klinge gesprungen.“

„Vor dem Hass und der Rachsucht dieser Leute wirst du niemals sicher sein, mein Junge“, murmelte Rafferty. „Bisher hatte niemand eine Chance, der sich mit dem Ring angelegt hat. Und auch Manning hat keine Chance.“

„Wenn deine Vermutung zutrifft, dann hat Manning in Notwehr gefeuert“, erklärte McQuade.

„Ich glaube nicht, dass irgendjemand danach fragen wird“, prophezeite der Town Marshal und verlieh dabei seiner Stimme einen grimmigen Klang. „Was Troy Howell anbetrifft, so hat er dem Ring nicht viel entgegenzusetzen. Und die Gesellschaft wird immer mächtiger. Das ist leider die traurige Wahrheit hier in Tucson.“

1

Jemand rüttelte McQuade an der Schulter, und sofort war der Kopfgeldjäger hellwach. Über sich sah er das Gesicht Wes Raffertys. Nun war McQuade auch klar, weshalb ihn Gray Wolf, der vor dem Bett gelegen hatte, nicht warnte. Der Wolfshund wusste, dass von dem Town Marshal nicht die geringste Gefahr für seinen Herrn ausging.

McQuade setzte sich auf und schwang die Beine vom Bett. „Was ist los, Wes? Draußen dämmert erst der Tag, und ich habe ziemlichen Nachholbedarf.“

Rafferty wusste, was der Texaner meinte, nickte und erwiderte: „Sicher, mein Junge, du warst einige Tage auf dem Pferd unterwegs und die Strapazen stecken dir in den Knochen. Aber es wird dich sicher interessieren, was ich dir zu sagen habe.“

„Dann spann mich nicht auf die Folter, Wes“, knurrte McQuade. „Während du sprichst, ziehe ich mich an.“ Der Kopfgeldjäger erhob sich nach dem letzten Wort und griff nach seiner Hose, die über der Lehne des Stuhls hing, der vor dem Bett stand.

„In der Nacht ist Howell mit dem Aufgebot in die Stadt zurückgekehrt“, begann der Town Marshal. „Matthew Manning ist entwischt. Er hat sich nach Osten abgesetzt, und in der Felswüste haben sie seine Spur verloren.“

„Schön, Wes. Wenn Manning die beiden Revolverhelden in Notwehr erschoss, dann ist es doch nur recht und billig und vor allem gerecht, wenn er dem Tucson-Ring entkommen ist.“

„Er ist dem Sheriff und einer Posse vereidigter Hilfssheriffs entkommen“, verbesserte Rafferty den Texaner. „Heute Früh, als der erste helle Schimmer über dem Horizont den Tagesanbruch ankündigte, haben Dave Skinner, Brad Nelson und James Potter Tucson in östliche Richtung verlassen.“

McQuades Brauen schoben sich zusammen, fragend fixierte er den Town Marshal.

„Die drei arbeiten für den Tucson-Ring. Sie gehören zur Revolvergarde, die die Gesellschaft beschäftigt, es sind Kerle, die als Rausschmeißer, Transportbegleiter, Kartenausgeber oder Aufpasser in den Bordells tätig und verdammt schnell mit dem Colt zur Hand sind. Du kannst dir sicher vorstellen, aus welchem Grund das Trio die Stadt verlassen hat.“

„Ja“, murmelte McQuade, „das kann ich.“ Er hatte Hemd und Hose bereits angezogen und schlüpfte nun in seine verstaubten Stiefel, deren Leder ziemlich brüchig war.

„Wenn Manning den dreien in die Hände fällt, dann ist das für ihn wie ein Todesurteil“, sagte Wes Rafferty, und er sprach mit eindringlichem Tonfall, dabei bedachte er McQuade mit einem zwingenden Blick, als wollte er ihn hypnotisieren.

„Ich verstehe“, stieß der Texaner hervor. „Du möchtest, dass ich …“

„Ja. Matt Manning ist ein guter Mann. Er wollte sich in Tucson eine Existenz aufbauen und mit seinen Frachtwagen Waren aller Art in sämtliche Winkel des Territoriums transportieren. Wenn er sich bereit erklärt hätte, die Blutsauger des Tucson-Rings mitverdienen zu lassen, dann wäre alles in bester Ordnung gewesen. So aber hat er sich quer gestellt – und das lassen diese Halsabschneider nicht zu.“

„Warum gebietet ihnen niemand Einhalt?“, fragte McQuade. „Es ist doch ein offenes Geheimnis, dass der Ring auch die Feindschaft mit den Apachen schürt. Die Geschäftsleute verdienen an dem Krieg mit Cochise und den Chiricahuas. Es sind Kriegstreiber, sie sind korrupt und sie scheuen vor Lug und Trug und selbst vor Mord nicht zurück. Weshalb legt ihnen niemand das Handwerk?“

„Weil diesen Schuften alles das, was du eben aufgezählt hast, kaum zu beweisen ist“, versetzte Wes Rafferty mit galligem Unterton in der Stimme. „Sie sind aalglatt, die Menschen fürchten sie, und du wirst kaum jemand finden, der vor Gericht gegen einen von ihnen aussagen würde. Dem Tucson-Ring gegenüber steht das Gesetz hier in Tucson auf denkbar schwachen Beinen.“

„Vielleicht versagt es auch nur“, versetzte McQuade. „Wobei ich damit nicht dich anspreche, Wes. Du bist Town Marshal und hast deinen Laden im Griff. Die Rede ist von Troy Howell. Manchmal hatte ich ihn schon im Verdacht, dass er wegschaut, wenn es um den Tucson-Ring geht. Vielleicht ist er sogar eine Marionette der Gesellschaft.“

Rafferty verzog den Mund. „Dieser Gedanke ist mir hin und wieder auch schon gekommen. Aber wenn ich es mir richtig überlege, dann komme ich zu dem Ergebnis, dass er dem Ring machtlos gegenübersteht.“

„Okay, Wes, ich will versuchen, Manning aus der Schusslinie der drei Schnellschießer des Rings zu bringen. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass es mir gelingt.“

„Wenn einer dazu in der Lage ist, dann bist du es, McQuade“, gab der Town Marshal mit dem Brustton der Überzeugung zu verstehen. Ein hartes Grinsen kerbte die Mundwinkel des Gesetzeshüters nach unten. „Also reite und rette Matt Manning vor diesen Killern.“

2

Es führten nicht viele Spuren von Tucson aus nach Osten, denn zwischen dem Santa Cruz River und dem San Pedro River gab es - abgesehen von einigen kleinen Ansiedlungen, die erst in den vergangenen Monaten gegründet worden waren, sowie einer Handvoll Ranches und Farmen - nur Wildnis; Staub, Geröllfelder, Felsen, dorniges Strauchwerk, ungenießbares Gras und Hitze – quälende Hitze. Östlich des San Pedro River begann das Gebiet, in dem die Chiricahuas und jene Apachen lebten, die auf der Flucht vor der U.S. Kavallerie bei den Chiricahuas untergekommen waren. Cochise führte seit Jahren einen blutigen Guerillakrieg gegen die Armee, und als Weißer durch das Land östlich des San Pedro Rivers zu ziehen grenzte an Selbstmord.

Die drei Coltschwinger des Tucson-Rings hatten etwa drei Stunden Vorsprung. McQuade vermutete, dass sie ziemlich schnell ritten und wenig Rücksicht auf ihre Pferde nahmen, weil sie Matthew Manning so schnell wie möglich einholen wollten.

Es war heller Tag, als der Kopfgeldjäger die Spur aufnahm. Die Sonne stand zwar noch weit im Osten und noch nicht sehr hoch, dennoch war es schon ziemlich heiß. Den Morgendunst – zuverlässiger Vorbote einer unerträglichen Hitze -, war vom Sonnenlicht regelrecht aufgesogen worden. Stechmücken quälten Pferd und Reiter. Gray Wolf lief mit seitlich aus dem Maul hängender Zunge vor dem Falben her, die Nase dicht über dem Boden, unermüdlich und unbeirrbar den Pferden folgend, deren Geruch er aufgenommen hatte und die auf dem hart gebackenen Boden eine kaum sichtbare Fährte hinterlassen hatten.

Das Terrain wurde immer unwegsamer. Es ging durch staubige Senken, in denen Kreosot, Ocotillos, Comas und Kakteen wuchsen, über Anhöhen mit Sandhängen voll Geröll, in der Sonne lagen Eidechsen und Klapperschlangen, die blitzschnell unter dem Geröll verschwanden, wenn sich der Reiter und sein grauer, vierbeiniger Begleiter näherten.

Im Osten, in rauchiger Ferne, beherrschten gewaltige Bergketten das Blickfeld; dunkel und schweigend erhoben sie sich und säumten drohend die Ebene, die sich mehrere Meilen weit erstreckte. Die dunklen Einschnitte waren Canyons; die zerklüfteten Gipfel der Felsen - geformt in Jahrmillionen von der Erosion -, ragten in ein Meer aus weißen Wolken hinein.

Es war ein schönes Land – es war aber auch ein hartes, grausames Land, das jeden vernichtete, der aus den Lektionen, die es ihm erteilte, nicht lernte und der nicht stark und kompromisslos genug war, sich durchzusetzen.

McQuade schonte den Falben, denn es war nicht auszuschließen, dass Kraft und Ausdauer des Tieres über Leben oder Sterben entschieden. Er ging auch sparsam mit seinem Wasser um, denn er hatte keine Ahnung, ob die kleinen Creeks zwischen dem Santa Cruz River und dem San Pedro River nicht ausgetrocknet waren. Und noch weniger konnte er abschätzen, wie lange er der Fährte folgen musste. Jenseits des San Pedro River gab es sowieso kaum noch genießbares Wasser; meistens war es alkalihaltig.

Mit jeder Viertelstunde, die verstrich, wurde es heißer, und bald lag das ganze Land unter einem flirrenden Hitzeschleier. Die wabernde Luft ließ die Konturen der Berge und Felsen verschwimmen und täuschte das Auge.

Stille umgab den Kopfgeldjäger. Jegliches Leben schien in der kochenden Luft abgestorben zu sein. Lediglich das Knarren des Sattelleders, das Klirren der Gebisskette und das monotone Pochen der Hufe auf dem harten Untergrund waren zu vernehmen. McQuade ritt aufmerksam und war voll konzentriert, seine Augen waren ununterbrochen in Bewegung, er sicherte von Zeit zu Zeit hinter sich, denn er hatte Feinde in Tucson und wurde möglicherweise sogar beobachtet. Er konnte nicht ausschließen, dass er verfolgt wurde.

Die Meilen blieben unter den Hufen des Falben zurück. Der Texaner befand sich in den südlichen Ausläufern der Tanque Verde Mountains. Die heißeste Zeit des Tages war vorüber. Als er das ferne Knallen eines Schusses vernahm, zerrte er den Falben in den Stand. Angespannt lauschte er, er atmete nur ganz flach, jeder seiner Sinne war aktiviert. Eine halbe Minute verstrich, dann wehte erneut der ferne Klang einer Detonation heran, der schließlich mit geisterhaftem Geflüster verebbte.

Gray Wolf hatte sich auf die Hinterläufe niedergelassen und witterte in die Richtung, aus der die beiden Detonationen herangesickert waren. Nach dem zweiten Schuss blieb es still, und so trieb McQuade den Falben wieder an. Er ritt zwischen senkrechten Felswänden, über ein windiges Plateau und schließlich in eine Senke. Mitten in ihr lag reglos ein Pferd, das noch den Sattel trug. McQuade hielt an, zog die Henry Rifle aus dem Scabbard und riegelte eine Patrone in den Lauf, dann ließ er seinen wachsamen Blick in die Runde schweifen.

Wem auch immer das Pferd gehört hatte – er konnte nicht weit gekommen sein seit den Schüssen, die der Kopfgeldjäger vernommen hatte. Darum war äußerste Vorsicht geboten. Aber der Texaner nahm nichts wahr, was auf unmittelbare Gefahr hingedeutet hätte, und so ritt er weiter, bis er das tote Pferd erreicht hatte, saß ab und schaute sich das Brandzeichen des Tieres an. Es war ihm unbekannt, doch er registrierte, dass das Pferd mit einem Kopfschuss getötet worden und dass der Knöchel über seinem vorderen linken Huf angeschwollen war. Die ersten Fliegen waren vom Blutgeruch angelockt worden und krochen auf dem Kadaver herum.

Gray Wolf beschnupperte das tote Tier.

McQuade sagte sich, dass das Pferd Matthew Manning gehört hatte. Es hatte sich den Knöchel verrenkt und Manning hatte gerastet, um dem Tier Zeit zu geben, sich von der Verletzung zu erholen, denn ohne Pferd hätte er in der menschenfeindlichen Ödnis nicht den Hauch einer Chance gehabt. Aber dann holten ihn die drei Schnellschießer des Tucson-Rings ein.