Der Löwe erwacht - Robert Low - E-Book
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Der Löwe erwacht E-Book

Robert Low

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Beschreibung

Episch, packend, gigantisch – die große Saga um die Gründung Schottlands

Schottland, in den dunklen Jahren des ausgehenden 13. Jahrhunderts: König Edward I. will das Land unter die englische Krone zwingen. Der schottische Thron ist verwaist, die rivalisierenden Clans bekämpfen sich in einem blutigen Bürgerkrieg. Auf Seiten der von William Wallace und Robert Bruce gegen England geführten Rebellen kämpft der tapfere Sir Hal Scientler. In einem Strudel aus Verrat, Intrigen und gewaltigen Schlachten wird Scientler ein Geheimnis anvertraut, das die Zukunft Schottlands entscheiden könnte: Schon bald wird England die Fänge des Löwen fürchten …

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Seitenzahl: 679

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Zum Buch

Schottland, Teil des Englischen Reiches, Ende des 13. Jahrhunderts: Edward I. hat den schottischen König entthront und die drei Krönungsinsignien an sich genommen. Er will Schottland nach seinem Feldzug in Flandern unter seine Regierung zwingen, doch das von rivalisierenden Familien und unterschiedlichen Machtinteressen gespaltene Land befindet sich in einem verheerenden Bürgerkrieg. Doch damit nicht genug. Zusätzlich stehen nun jene, die Edward I. unterstützen, gegen jene, die für die Unabhängigkeit Schottlands kämpfen.

Robert Bruce, der Baron von Carrick, hat Anrecht auf den schottischen Thron, ebenso wie sein persönlicher Erzfeind, der Baron von Buchan.

Inmitten dieser Wirren steht der unbeugsame Sir Hal Sientcler von Herdmanston vor der Wahl, welcher Fraktion er sich anschließen soll. Er gerät in einen Strudel von Intrigen und blutigen Machtkämpfen. Geleitet von seinem unerschütterlichen Freiheitswillen und auf der Suche nach einer verschollenen Königsinsignie, wird Sientcler an der Seite von Robert Bruce zu einem Hauptakteur im ersten Kapitel der Schottischen Freiheitskriege, das mit der legendären Schlacht bei der Brücke von Stirling einen ersten gewaltigen Höhepunkt erreicht. Der Löwe erwacht …

Robert Low, der mit seiner großen Wikinger-Saga Die Eingeschworenen internationale Erfolge feiert, legt jetzt ein gewaltiges Mittelalter-Epos vor: authentisch, packend, einzigartig.

Zum Autor

Robert Low ist Journalist und Autor. Mit 19 Jahren war er als Kriegsberichterstatter in Vietnam. Seitdem hat ihn sein Beruf in zahlreiche Krisengebiete der Welt geführt, unter anderem nach Sarajevo, Rumänien und Kosovo. Auf Wunsch seiner Frau und seiner Tochter hat er das Reisen mittlerweile aufgegeben. Um seine Abenteuerlust zu befriedigen, nimmt er regelmäßig an Nachstellungen von Wikingerschlachten teil. Robert Low lebt in Largs, Schottland.

Besuchen Sie den Autor im Internet unter www.robert-low.com

Robert Low

DERLÖWEERWACHT

DIEKÖNIGSKRIEGE I

Roman

Aus dem Englischen von Christine Naegele

WILHELMHEYNEVERLAG

MÜNCHEN

Die Originalausgabe The Lion Wakes

erschien 2011 bei HarperCollins Publishers, London

Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 09/2014

Copyright ©2011 by Robert Low

Copyright ©2014 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Heiko Arntz

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

unter Verwendung des Orginalmotivs von © Larry Rostant

Karte: Copyright © 2011 by John Gilkes

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-12488-5

www.heyne.de

Für meine Frau, die Sonne auf dem Spiegel meiner See – ohne sie ist kein Glanz auf den Wogen

Dies ist die Chronik des Königreichs aus der Zeit der großen Unruhen. Niedergeschrieben im Kloster der Greyfriars im Jahre des Herrn eintausenddreihundertneunundzwanzig, in der Oktave Septuagesimae, im dreiundzwanzigsten Jahr der Regierung unseres Königs, Robert der Erste, den Gott erhalten möge.

Im Jahre des Herrn eintausendzweihundertsechsundneunzig begehrten die Schotten auf gegen die Unterdrückung durch den englischen König Edward den Ersten und dem von ihm eingesetzten schottischen König aus dem Clan der Balliols und erklärten ihnen den Krieg. Die Engländer kamen mit Feuer und Schwert gen Norden gezogen und fielen mit grausamer Wut über die Stadt Berwick her, deren Name hinfort zum Sinnbild des Blutvergießens, aber auch zum Schlachtruf der Freiheit wurde.

John Balliol, der besiegte Regent, wurde vor Edwards Thron zitiert, wo man ihm die Krone und weitere Zeichen seiner Macht abnahm und das stolze Wappen seiner Königswürde vom Mantel riss, worauf er für alle Zeiten nur noch Toom Tabard– »leerer Mantel«– hieß. Die Krönungsinsignien Schottlands– die Reliquie des Heiligen Kreuzes und der Stein von Scone– wurden beschlagnahmt, das Großsiegel zerbrochen.

Um sich die Herrschaft über die Schotten zu sichern, setzte König Edward einen Wächter über die Länder ein, die er nun als die seinen betrachtete, und ritt zurück gen Süden.

»Ein Mensch tut gut daran«, erklärte er, indem er sich nach dem Vorgefallenen die Hände wusch, »wenn er sich solchen Unrat vom Halse schafft.«

Aber die Schotten dachten nicht daran, das Knie vor ihm zu beugen. Im Norden gab es Unruhen unter Moray, im Osten unter Frazier und im Westen unter einem Hauptmann namens Wallace. Auch Schottlands Bischöfe lehnten sich auf. Sir William Douglas, den man seines Mutes wegen »den Kühnen« nannte und der geholfen hatte, Berwick gegen König Edward zu verteidigen, war zwar gefangen genommen, aber vom König begnadigt worden, unter der Bedingung, dass er auf Seiten der Engländer gegen Frankreich kämpfe. Doch nicht lange danach brach er dieses Versprechen, er kam zurück nach Schottland und schlug sich erneut auf die Seite der Rebellen.

Aufgebracht durch diesen Verrat befahl König Edward den Untertanen in Schottland, deren Loyalität er sich noch sicher sein konnte, sich den Rebellen entgegenzustellen, und der Earl von Carrick, Robert Bruce der Jüngere, wurde zur Burg von Douglas beordert, um die Festung einzunehmen und Sir Williams Frau und Kinder als Geisel zu nehmen.

Doch wehe dem, der den schlafenden Löwen weckt…

PROLOG

DOUGLAS, LANARK

AM TAG DES HEILIGEN DROSTAN, JULI 1296

Das Schlimmste war die Dunkelheit. Kein Mond, keine Sterne, nur das Flüstern der verlorenen Seelen, die im Wind nach einem Heimweg suchten, oder nach einem Körper, in den sie schlüpfen konnten, um sich an warmes Blut und Leben zu erinnern. Er hatte Eulen gehört, Geschöpfe, die ihm schon immer zuwider gewesen waren, denn sie schrien wie Cyhiraeth, die Göttin der Waldbäche, die im Dunkeln ihr Unwesen trieb und deren Ruf nur hörte, wer bald starb.

Gozelo wusste, dass er als guter Christ an solche Dinge nicht glauben sollte, aber seine Großmutter, eine Friesin, hatte ihm als Kind den Kopf mit diesen Geschichten vollgestopft. Er erinnerte sich nur an sie, wenn er erregt war oder sich fürchtete, und Gott selbst musste zugeben, dass dieses Land, das er ganz offensichtlich verlassen hatte, einen das Fürchten lehrte.

Es war eigentlich weniger das Land als dieser vermummte Mann. Gozelo fröstelte, er schlang seinen Mantel enger um sich, während er weiter Richtung Osten zog, froh darüber, dass sich am Horizont ein erster Lichtstreif zeigte. Er hatte nach Carnwath gehen wollen, dem Herrenhaus von Lord Somerville – egal, ob er Engländer war oder nicht, dort wäre er wenigstens sicher gewesen –, aber in der Dunkelheit war er vom Weg abgekommen, und jetzt wusste er, dass er sein Ziel verfehlt hatte und stattdessen auf Douglas zuging.

Er befürchtete, dass man jemanden wie ihn, der zu Fuß angehumpelt kam, in dieser Gegend mit dem Speer bedrohen und mit einem Fluch wieder wegschicken würde. Zu Pferd hätte man einen ganz anderen Eindruck gemacht, aber wenn man an einem feuchten Sommermorgen mit kaputten Schuhen durch den Tau angelatscht kam, noch dazu mit einer Tunika und einem Mantel, die von der langen Reise verdreckt waren, galt man nicht viel, selbst wenn man ein flämischer Baumeister aus Scone war. Und nicht nur das, Gozelo wusste, dass Douglas eine Hochburg ehemaliger Rebellen war, und man konnte sich nicht darauf verlassen, dass sie seinen Verfolgern auch wirklich den Zutritt verwehrten.

Er erschrak, als er ein Schwirren hörte. Nervös blickte er um sich und ging dann schneller weiter. Er hätte den Auftrag nie annehmen sollen, aber Bischof Wishart, dieser ehrwürdige alte Mann mit dem Gesicht eines Mastiffs, hatte ihn mit Schmeicheleien und dem Versprechen einer hohen Belohnung dazu überredet. Nicht, dass das Anfertigen des Stücks besonders schwer gewesen wäre – Manon hatte sich zudem um die Inschriften gekümmert, aber Gozelo zweifelte keinen Moment daran, dass dieser arme Steinmetz inzwischen tot war.

Dann war der Vermummte mit seinem Karren und dem ausgemergelten Gaul gekommen, und der Flame hatte beobachtet, dass sie das Original mitnahmen und die Kopie an seiner Stelle zurückließen. Man hatte ihm gesagt, Manon sei bezahlt worden und bereits weitergezogen. Das war der Moment gewesen, als es ihm eiskalt über den Rücken lief.

»Wir bringen das hier nach Roslin«, hatte der Vermummte auf Französisch gesagt. »Dort wirst du bezahlt werden, sowohl für deine Arbeit als auch dafür, dass du den Mund hältst.«

Wenn es nur der Vermummte gewesen wäre, der das alles geplant hätte, hätte Gozelo sich nicht weiter damit aufgehalten – aber es war kein Geringerer als ein Bischof, der ihn angesprochen hatte. Damals hatte Gozelo Bischof Wishart für einen großen Kirchenmann gehalten, er hatte sich in dessen Lobhudeleien gesonnt, hatte seinen Versprechungen geglaubt – bis zu diesem langen, mühsamen Marsch hinter dem Karren her, in diesem nicht enden wollenden Regen – du lieber Gott, schien in Schottland denn niemals die Sonne? In seiner Furcht hatte er alle guten Vorsätze zum Teufel geschickt. Der Vermummte, düster und abweisend wie eine nasse Felswand, war ihm mit jeder Meile bedrohlicher erschienen, bis Gozelo kurz vor Roslin auch den letzten Rest von Mut verloren hatte und er davongelaufen war.

Der Vermummte war darüber ins Grübeln gekommen. Der Flame war ohne die versprochene Belohnung in panischer Angst fortgerannt. Es musste ihm klar geworden sein, was ihm in Roslin drohte. Kluges Bürschchen. Und doch würde ihm bald dämmern, in welche Lage er sich gebracht hatte, so ganz ohne Geld. Er würde sich auf den Weg nach Lanark machen, zu Heselrig, dem englischen Sheriff, und er würde ihm alles erzählen, was er wusste.

Es war genauso, wie Wishart es vorausgesagt hatte, dachte der Vermummte. Der Bischof hatte ihn beiseitegenommen und ihm zugeflüstert: »Wenn Ihr os vulvae vertraut, seid Ihr ein Narr. Geht mit Gott, mein Sohn.«

Der Vermummte musste zugeben, dass der Bischof recht gehabt hatte, nicht nur, was den Charakter des Flamen anbetraf, sondern auch sein Aussehen, denn mit dem albernen Bärtchen um den kleinen Mund sah er tatsächlich aus wie eine Frau zwischen den Beinen. Auf Latein klang es allerdings besser als auf Englisch: os vulvae– Fotzengesicht.

Natürlich war es auch möglich, dachte der Vermummte, während er das müde Pony den Berg hinauf nach Roslin antrieb, dass der Flame nach Dumfries an der englischen Grenze gehen würde. Schließlich war er ein Handwerksmeister und würde nicht lange ohne Arbeit sein.

Als er Sir William Sientcler, dem alten Tempelritter auf Roslin, von diesen Überlegungen erzählt hatte, ließ dieser ihm ein gutes, schnelles Pferd bringen. Er sah ihn bedeutungsvoll an. »Erledigt das«, sagte er, und der Vermummte nickte. Er würde es erledigen.

Als Gozelo schwache Lichter wahrnahm, hätte er vor Freude fast geweint, denn jetzt war es nicht mehr weit nach Douglas, wo er eine Unterkunft finden würde, ehe er nach Lanark weiterzog. Er würde alles erzählen, dachte er wütend. Er war überzeugt, dass es richtig gewesen war, fortzulaufen. Er würde niemals in dieses Land zurückkehren, sondern er würde den Engländern alles erzählen, was er wusste – trotz allem, was sie in Berwick den Flamen angetan hatten –, denn die Engländer waren seine einzige Rettung. Sie würden ihn auch bezahlen und ihn für seinen entgangenen Lohn entschädigen. Und was bedeutete ihm, Gozelo, schließlich ein alberner Stein?

In diesem Moment trat der Mond hinter den Wolken hervor, und er sah die Gestalt, die vor der Baumreihe auf ihn wartete. Es waren die letzten Bäume vor der Flussaue, die sich zu der Festung hinabzog, deren Lichter so nahe waren. Gozelo schrie auf, aber es war zu spät.

»Du bist ohne deinen Lohn gegangen«, sagte der Vermummte leise. Gozelo wich zurück, plapperte wild drauflos, auf Französisch, Flämisch, Englisch. Er spürte, wie es ihm warm an den Beinen herunterlief, aber das war ihm gleichgültig, er war zu sehr damit beschäftigt, um Gnade zu winseln.

»Du wirst nichts sagen?«, wiederholte der Vermummte das, was er von dem Kauderwelsch verstanden hatte, und der Flame nickte so heftig, dass es aussah, als müsse er jeden Moment seinen Kopf verlieren.

Der Vermummte nickte verständnisvoll, dann griff er nach seiner Kapuze und zog sie zurück, sodass sein Gesicht im Mondlicht sichtbar wurde. Das fahle Licht machte ihn nicht gerade schöner, aber es ließ einen vierkantigen Stahl in seiner Hand aufblitzen, und Gozelo stieß einen schrillen Schrei aus, der nichts Menschliches an sich hatte.

»Da möchte ich lieber sichergehen«, sagte der Vermummte, trat zu dem Flamen und stieß zu. Gozelo sank ihm an die Brust wie ein erschöpfter Liebhaber, dann glitt er auf die modrigen Blätter des Waldbodens.

Der Vermummte wischte den Dolch an Gozelos Mantel ab. Dann durchsuchte er die Kleider des Toten, nahm sich, was er brauchen konnte, und ging davon, wobei er das Pferd am Zügel führte, bis er sicher war, dass er nicht gesehen worden war.

Gestern war der Tag gewesen, fiel ihm ein, an dem Edward I. die Adelsversammlung Schottlands nach Brechin befohlen hatte, wo die Herren mit ansehen mussten, was mit einem König geschah, der es wagte, ihn, den Engländer, herauszufordern.

Zweifellos war es zu Demütigungen, Lügen und Grausamkeiten gekommen. Edward hatte das Heilige Kreuz und den Stein in seine Hand gebracht, wie er es angedroht hatte, zum Zeichen, dass König John Balliol jegliche Macht verloren hatte.

Aber Edward hatte nicht das gesamte Schottland unter seine Herrschaft gebracht. Ein kleiner Teil des Königreichs war ihm entrissen worden.

Der Vermummte lächelte. Wärme erfüllte ihn bei diesem Gedanken, die Nässe des kühlen Sommerregens spürte er nicht.

KAPITEL 1

BURG VON DOUGLAS, FAST EIN JAHR SPÄTER

AM VORABEND DES HEILIGEN BRENDAN, MAI 1297

Wie immer wurde der Junge von den Hunden geweckt, die unruhig um ihn herumschnüffelten. Wo es bisher warm gewesen war, wurde es plötzlich kalt, bis er fröstelnd erwachte.

Sowie er sich bewegte, war er von Hunden umgeben, die ihm mit hängender Zunge ihren stinkenden Atem ins Gesicht hechelten und mit hoffnungsvollen Augen um Futter bettelten. Sie kannten den Tagesablauf genauso gut wie er – oder noch besser, wie Malk, die rechte Hand des Berners behauptete.

Der »Hundejunge«, wie alle ihn nannten, erhob sich schnell, als er die kalte Luft von draußen spürte. Er zupfte sich das Stroh aus Haaren und Kleidern, fuhr mit den Füßen in die Holzpantoffeln und stolperte ins Halbdunkel des Zwingers, ein langes, niedriges Fachwerkgebäude, mit Lehm und Stroh verfüllt. Wegen der Feuergefahr gab es kein Licht, und die Hinterwand bestand aus solidem, eiskaltem Stein – sie war ein Teil des Brauhauses. Das einzige Licht fiel durch die Ritzen der Lehmwände auf den mit Stroh bedeckten Boden, der stank wie an jedem Morgen.

Er nahm eine Tunika aus rauer Wolle vom Haken, zog sie sich über den Kopf und fuhr in die Ärmel, dann blies er in die Hände, denn es war kalt, jetzt so kurz vor Sonnenaufgang. Irgendwo hustete jemand, und langsam erhoben sich weitere Gestalten aus dem Stroh – Stallburschen wie er, die in den neuen Tag blinzelten. Die Hunde, die auf ihre Fütterung warteten, jaulten, winselten und umkreisten sie mit wild wedelnden Schwänzen.

»Ruhig, ruhig«, sagte der Hundejunge besänftigend. »Immer mit der Ruhe. Gleich geht’s los.«

Natürlich wurde nicht gefüttert, wenn es auf die Jagd ging, denn volle Bäuche bedeuteten schlechte Läufer, und gerade die Läufer waren es, für die er, zusammen mit einer Handvoll weiterer Jungen, verantwortlich war. Spürhunde und Bluthunde waren es, insgesamt etwa dreißig, die sich winselnd um ihn drängten, während die übrigen Hunde, die getrennt untergebracht waren, damit sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel gingen, jetzt ebenfalls in das heisere Bellen und Heulen einstimmten.

»Swef, swef«, rief Gib, um sie zur Ruhe zu bringen, wobei er mit seinem Französisch angab, das er von Philippe, dem Berner, gelernt hatte. Die Hunde ignorierten ihn, und der Hundejunge lachte leise. Die weißen Spürhunde waren englische Talbots, erstklassige Nasen, aber ohne Ausdauer, und der Hundejunge hielt es für unwahrscheinlich, dass sie Französisch verstanden. Die bunt gescheckten Bluthunde hingegen waren eine schlesische Rasse, sie waren zum Laufen gezüchtet und machten den größten Teil der Meute aus. Wenn die Talbots erst einmal die Spur gefunden hatten, wurde sie von den Bluthunden aufgenommen und unermüdlich verfolgt, bis das Wild zur Strecke gebracht war.

Er hielt es für unwahrscheinlich, dass auch nur einer von ihnen Französisch verstehen würde – soweit Hunde überhaupt eine Sprache verstanden –, aber Frankreich wurde allgemein als die Heimat der herrschaftlichen Jagd betrachtet, und so hatten alle Hunde französische Namen, und der Hundeführer war ein Franzose, der seinen französischen Titel trug: berner. Doch das Wild, das sie hier jagten, war dasselbe – Hirsche, Rehe, Wildschweine und alles, was es sonst noch in diesem Tal gab mit seinen Ländereien, die dem Hause Douglas einst von Gott und König gegeben worden waren.

Als die Alanen und die Windhunde anfingen zu bellen und zu heulen, rührten sich hinter der dünnen Trennwand auch die anderen Stalljungen. Der Hundejunge fröstelte, aber nicht vor Kälte: Dort drinnen waren zwanzig Windhunde, kämpfende, knurrende, graue Laufmaschinen mit kalten Augen. Doch selbst sie wichen zurück und kniffen die Schwänze ein, wenn die beiden Neuankömmlinge, zwei riesige Hirschhunde mit rauem Fell, drohend ihre schwarzen Lefzen hoben.

Die Windhunde waren ohne Weiteres in der Lage, einen jungen Hirsch oder ein Reh so lange zu hetzen, bis das Tier zusammenbrach. Die Alanenhunde hingegen konnten auch einen ausgewachsenen Hirsch erledigen, wenn er einmal eingekesselt war. Aber nur Hirschhunde waren imstande, einen solch großen Hirsch nicht nur zu Tode zu hetzen, sie hatten hinterher immer noch überschüssige Kraft, um den Kadaver aus dem Unterholz zu zerren.

Douglas hatte bisher keine Hirschhunde gehabt, deswegen war es eine große Überraschung gewesen, als Sir Hal von Herdmanston und seine Reiter dieses Paar mitbrachten. Der Hundejunge hatte den Eindruck, dass es für eine einfache Jagdgesellschaft ziemlich viele Reiter waren, aber Jamie und die anderen hatten ihn aufgeklärt: Für Sir Hal war diese Jagdgesellschaft nur ein Vorwand, in Wirklichkeit war er von seinem Vater geschickt worden, weil er das Versprechen gegeben hatte, dem Douglas-Clan beizustehen, falls ihre Burg bedroht sein sollte. Offenbar befürchtete man, dass Lord Bruce von Carrick und seine Männer sich an der Lady und ihren Söhnen dafür rächen könnten, dass der Herr des Hauses sich gegen den englischen König erhoben hatte.

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