Drachenboot - Robert Low - E-Book

Drachenboot E-Book

Robert Low

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Beschreibung

Sie kämpfen Seite an Seite – bis in den Tod!

»Hört, ihr Götter! Wir schwören, dass wir einander Brüder sein wollen, mit Knochen, Blut und Stahl. Wir schwören auf Odins Speer, möge er uns bis in die Neun Reiche und darüber hinaus verfluchen, falls wir diesen Schwur gegeneinander brechen. Wenn wir in die Schlacht ziehen, dann wissen wir, dass jede Schulter neben uns einem Mann gehört, der für uns sterben würde – dies soll unser Schicksal sein!«

HESTRING, Ostgotland, Frühherbst A.D. 972

Die letzten Überlebenden der Eingeschworenen sind nach den grauenvollen Ereignissen am Grabmal von Attila dem Hunnenkönig wieder in ihre Gefilde zurückgekehrt. Die grünen Felder Ostgotlands sollen den Wikingern ein neues Zuhause werden. Doch Odins Ruf lässt die Eingeschworenen und ihren Anführer Orm nicht zur Ruhe kommen. Schlachtenhungrig und begierig nach neuen Abenteuern setzen sie ihr Drachenboot wieder instand. Sie ahnen, dass die Götter ihnen ein anderes Schicksal vorherbestimmt haben. Nach einem blutigen Überfall auf ihre Siedlung schwören die Eingeborenen Rache. Gelockt von dem unsagbaren Silberschatz, der im Grab Attilas noch auf sie wartet, beginnen sie ihre gefährlichste Reise – Mann bei Mann, den Tod vor Augen.

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Die Originalausgabe THE WHITE RAVEN erschien 2009 bei HarperCollins Publishers, London
Copyright © 2009 by Robert Low Copyright © 2012 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 München Redaktion: Heiko Arntz Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von © shutterstock/Creative HQ Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN 978-3-641-10635-5V003
www.heyne.dewww.penguinrandomhouse.de

Zum Buch

HESTRENG, Ostgotland, Frühherbst A. D. 972

Die letzten Überlebenden der Eingeschworenen sind nach den grauenvollen Ereignissen am Grabmal von Attila dem Hunnenkönig wieder in ihre Gefilde zurückgekehrt. Die grünen Felder Ostgotlands sollen den Wikingern ein neues Zuhause werden. Doch Odins Ruf lässt die Eingeschworenen und ihren Anführer Orm nicht zur Ruhe kommen. Schlachtenhungrig und begierig nach neuen Abenteuern setzen sie ihr Drachenboot wieder instand. Sie ahnen, dass die Götter ihnen ein anderes Schicksal vorherbestimmt haben. Nach einem blutigen Überfall auf ihre Siedlung schwören die Wikinger Rache. Gelockt von dem unsagbaren Silberschatz, der im Grab Attilas noch auf sie wartet, beginnen sie ihre gefährlichste Reise – Mann bei Mann, den Tod vor Augen.

Zum Autor

Robert Low ist Journalist und Autor. Mit 19 Jahren war er als Kriegsberichterstatter in Vietnam. Seitdem hat ihn sein Beruf in zahlreiche Krisengebiete der Welt geführt, unter anderem nach Sarajevo, Rumänien und Kosovo. Auf Wunsch seiner Frau und seiner Tochter hat er das Reisen mittlerweile aufgegeben. Um seine Abenteuerlust zu befriedigen, nimmt er regelmäßig an Nachstellungen von Wikingerschlachten teil. Robert Low lebt in Larges, Schottland – dem Ort, wo die Wikinger schließlich besiegt wurden.

Besuchen Sie den Autor im Internet unter www.robert-low.com

Inhaltsverzeichnis

Zum BuchZum AutorWidmungHOLMGARD, WINTER A. D. 972KAPITEL 1 HESTRENG, OSTGOTLAND, FRÜHHERBST A. D. 972KAPITEL 2KAPITEL 3KAPITEL 4KAPITEL 5KAPITEL 6KAPITEL 7KAPITEL 8KAPITEL 9KAPITEL 10KAPITEL 11KAPITEL 12KAPITEL 13KAPITEL 14KAPITEL 15KAPITEL 16KAPITEL 17KAPITEL 18HISTORISCHE NACHBEMERKUNGGLOSSARDANKSAGUNGCopyright

Für meine wunderbare Frau Kate,die uns allzeit sicher durch schwierigstesGewässer leitet, damit ich in Ruheschreiben kann

Der Tag war kalt, am grauen Himmel zeigte nur ein blendend weißer Fleck, wo sich die Sonne versteckt hielt, als die Scharfrichter des Prinzen einen schlanken Fichtenstamm zuschnitten, etwas länger als ein Mensch, das eine Ende dünn, das andere dicker.

Das dünne Ende wurde angespitzt und eingefettet, dann ergriffen sie die Beine der Frau, die mit dem Gesicht nach unten dalag, schlangen Seile um ihre Knöchel und zogen sie weit auseinander. Ein Mann legte eine Satteldecke auf ihren Rücken und setzte sich darauf, damit sie sich nicht rühren konnte, während ein anderer ihre Handgelenke mit Lederriemen an zwei Pfählen festband, die ebenfalls weit auseinanderstanden. Sie schrie, und ihr Mund war blutig.

»An diesem Tag, im achten Jahr der Herrschaft des Prinzen Wladimir«, intonierte der Stadtschreier, »wurde dieses Weib der Metscheraken für schuldig befunden …« und so weiter und so weiter.

»Danica«, murmelte Thordis so leise, dass nur wir es hören konnten. »Sie heißt Danica.«

Das hieß in der Sprache ihres Slawenstammes Morgenstern. Für sie würde es keinen Morgenstern mehr geben. Der Pfahl wurde in sie hineingetrieben; die Scharfrichter ignorierten ihr Schreien, sorgten aber dafür, dass ihre weißen Hinterbacken stets anständig bedeckt waren, während sie hämmerten und schoben, damit ihre Würde vor der gaffenden Menge gewahrt blieb. Dennoch dauerte es nicht lange, bis ihr weißes Hemd aufreizend an ihrem Körper klebte, durchtränkt von ihrem Blut.

Eine Pfählung ist keine einfache Grausamkeit, es ist eine Kunst, und Wladimirs Scharfrichter beherrschten ihr Handwerk.

Der angespitzte Pfahl wurde langsam und mit Geschick in den Körper der Frau geschoben. Es war ein Scherz Lokis, dass sie die Kunst der Heiler nutzten, denn sie wussten genau, wie sie alle lebenswichtigen Organe umgehen mussten, die Lunge, das Herz und die Leber, auch wenn ihr Opfer zuckte und laut schrie. Sie hielten häufig inne, um Korrekturen vorzunehmen, kurze atemlose Verständigungen und Ratschläge unter Fachleuten, obszön und intim. Sie machten nur einmal eine Pause, um Sägespäne auf den blutigen Schnee zu streuen, damit sie nicht ausrutschten.

Ein Schnitt mit dem Messer reichte, um dem Pfahl am oberen Ende des Rückens rechts vom Rückgrat einen Ausweg zu schaffen, was bewies, dass ihr Herz verschont geblieben war. Die Menge brüllte, und die gut gekleideten Edlen des Wetschen-Rats von Nowgorod nickten zustimmend mit den Bärten, dass Danica jetzt wie ein Ochse am Spieß steckte. Und noch am Leben war, wie es sich gehörte.

Sie lösten die Seile und banden ihre Füße am unteren Ende des Pfahles zusammen, damit sie beim Aufrichten nicht nach unten rutschte. Ganz vorsichtig, damit der Körper nicht erschüttert wurde, ließ man den Pfahl in das Loch gleiten, das mit Erde zugeschüttet wurde. Als er mit Stützen stabilisiert wurde, fing es an zu schneien. Aber man war fertig. Alles war nach Recht und Gesetz der Wetsche ausgeführt worden.

Ihre zusammengebundenen Füße hatten keine Stütze, sodass sie langsam und qualvoll von ihrem eigenen Körpergewicht am Pfahl nach unten gezogen wurde. Es würde drei Tage dauern, bis die stöhnende, blutende Frau tot war, während sich der Schnee zu ihren Füßen rot färbte.

Es war eine Kunst, die man bewundern musste. Eine Strafe, die selbst hartgesottene Zeitgenossen vor Missetaten zurückschrecken ließ in dieser Stadt, die von ihren Bewohnern Nowgorod die Große genannt wurde.

Dennoch fiel es mir schwer, diese Kunst angemessen zu würdigen, denn ich war als Nächster dran, und ich fragte mich, welchen Preis die Herrscher von Nowgorod akzeptieren würden, damit mir der Pfahl erspart blieb.

Würde der Grabhügel mit allem Silber der Welt ausreichen?

Am Tag ehe wir die Pferde herunterbringen wollten, regnete es. Ich steckte den Kopf zur Tür hinaus, und an der Art und Weise, wie der Wind vom Meer her pfiff und alles vor sich her trieb, erkannte ich, dass es tagelang regnen würde.

Drinnen rührte Thorgunna im Kessel über dem Feuer und legte Holz nach. Sie hatte ein verschmitztes Elfengesicht, dunkles Haar und war gebaut wie ein gutes Schiff, unsere Thorgunna, oder, wie Kvasir sich ausdrückte, sie war »eine Frau mit einem Bug«. Sie hatte eine Art, die Augenbrauen hochzuziehen und einen aus ihren schwarzen Augen anzusehen, dass es einen vernichten konnte. Wir waren aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen, als Kvasir sie geheiratet hatte, und wie Finn bei der Hochzeit, als er betrunken war, gesagt hatte: »Der war zu lange auf See. Wozu braucht jemand wie Kvasir der Sabberer, eine Frau? Wenn er erst einen Winter mit der zusammengelebt hat, wird er darum betteln, wieder an Bord gehen zu dürfen.«

Neben ihr stand Ingrid und hackte Grünkohl, im Gegensatz zu Thorgunna war sie blond und schlank, mit wippenden Zöpfen, und sie warf Botolf, wie sie dachte, heimliche Blicke zu. Sie hatte schon ein Kind von ihm und war ihm öffentlich versprochen. Thorgunna war die Schwester von Thordis, und beide kamen von Gunnarsgard, dem nächsten Hof. Thordis hatte Tor Eisenhand geheiratet, und Gunnarsgard gehörte den beiden Schwestern je zur Hälfte – eine unnatürliche Sache, denn ein guter Hof sollte immer an das älteste Kind gehen. Ihre Base Ingrid hatte ebenfalls bei ihnen gelebt.

Man hätte denken können, dass Tor mit drei Frauen unter einem Dach ein gutes Leben hatte, doch die, die es besser wussten, meinten, dass er ja auch dreifachen Ärger haben müsse. Er hätte auch Thorgunna gern geheiratet, um die andere Hälfte des Hofes ebenfalls zu bekommen, aber da meldete Kvasir sich und brachte sie nach Hestreng, und Ingrid gleich mit. Das war kurz nachdem er hier bei uns angekommen war.

»Wie sieht’s da draußen aus?«, fragte Thorgunna.

»Der Hof ist unter Wasser«, berichtete ich und setzte mich ans Feuer. »Koch uns was Gutes – das können wir heute alle gebrauchen.«

Sie schnaubte. »Das kann ich mir denken. Und dabei wird an so einem Tag kein Schlag Arbeit getan.«

Das war ungerecht, denn es gab immer etwas zu tun, auch im Haus. Die zwei Webstühle hatten wochenlang nicht stillgestanden, als zwei Frauen, Leibeigene des Hauses, Bahnen von gestreiftem Vadmaltuch webten, das neue Segel für die Elk. Alle waren beschäftigt, selbst die Kinder, sei es mit Nähen, Stricken, Lederarbeiten oder einer Holzschnitzerei.

Allerdings belagerten die Kinder im Halbdunkel lieber Botolf und bettelten um Geschichten. Die drei älteren Jungen waren Söhne der Leibeigenen, die sie von ihren früheren Eigentümern hatten; die zwei Säuglinge waren Kinder meiner Eingeschworenen, dazu kam noch ein Kuckuckskind von Jarl Brand, und das Haus hallte wider von ihrem Lärm.

Die Männer kamen zum Essen herein, graue Gestalten an einem grauen Tag. Sie bliesen sich die Regentropfen von der Nasenspitze und schüttelten das Wasser aus ihren Umhängen.

Ich setzte mich auf meinen Hochsitz, wo ich Ruhe haben würde, während sich die Halle mit Lärm und Geschwätz füllte und der Geruch nach nasser Wolle sich breitmachte. Die irische Leibeigene, Aoife, versuchte gerade, ihrem Sohn eine wollene Tunika über die molligen Ärmchen zu ziehen, aus der er sich aber jedes Mal wieder herauswand. Endlich hatte sie es geschafft, gerade als Thorgunna ihr auf die Schulter klopfte und sie anwies, Muscheln aus dem Vorratshaus zu holen. Sie ging, wobei sie einen besorgten Blick auf ihren Jungen warf, der Cormac hieß und gerade im Begriff war, zu den Hirschhunden in der Ecke zu krabbeln.

Ich saß da in meinen wollenen Kleidern und brütete vor mich hin wie ein schwarzer Hund, das Runenschwert auf den Boden gestützt, während ich auf den Griff mit den hineingeritzten Zeichen starrte. Ich hatte sie mithilfe des kleinen Eldgrim eingeritzt, als wir uns von Attilas Grab mit dem verborgenen Silberschatz zurückschleppten, denn obwohl ich nicht besonders gut im Runenlesen war, reichte es doch, um mit ihrer Hilfe den Weg zu diesem geheimen Ort wiederzufinden.

Nach dem Grauen und den vielen Toten, die wir dort hatten lassen müssen, hatte ich mir geschworen, nie wieder dorthin zu gehen, und doch hatte ich diese Zeichen eingeritzt, als hätte ich es trotzdem vor. Odins Hand, ohne Zweifel.

Ich hatte an dieser Angel gezappelt und mich nach Kräften gewehrt; ich hatte viele gute Gründe gefunden und sie mit reicher Beute untermauert, damit die Eingeschworenen nicht darauf bestanden, zu Attilas Grab zurückzukehren. Und dennoch hatte ich immer gewusst, dass ich Kvasir und die anderen zu diesem verwünschten Ort bringen müsste – oder ich müsste Kvasir in das Geheimnis einweihen und ihn allein ziehen lassen. Das ging auch nicht, denn wir waren Eingeschworene und meine Angst, den Schwur zu brechen, war fast so groß wie meine Angst vor dieser unheimlichen Grabkammer.

Der Schwur.

Wir schwören, dass wir einander Brüder sein wollen, mitKnochen, Blut und Stahl. Wir schwören auf Gungnir,Odins Speer, möge er uns bis in die neun Reiche unddarüber hinaus verfluchen, wenn wir diesen Schwur gegeneinander brechen.

Er band uns in Ketten der Gottesfurcht, trieb uns in Kälte und Sturm, ließ uns Dinge tun, von denen die Skalden später singen würden – und andere, die in der Erinnerung besser unter einem großen Stein begraben blieben, so schändlich waren sie. Und doch, wenn wir mit dem Rücken zueinander standen, vor uns die, die nicht zu uns gehörten, dann wussten wir, dass jede Schulter neben uns einem Mann gehörte, der eher sterben als uns verlassen würde.

Es hatte mich von einem Jungen, einem Neiding, auf den Thron meiner eigenen Halle gebracht – und doch war selbst dieser Hochsitz nicht mein eigener, er war die Beute aus dem letzten Kampf für Jarl Brand und Eirik, den neuen König. Ich hatte ihn aus der Halle von Ivar Wetterhut mitgenommen, dessen Kopfbedeckung angeblich Stürme heraufbeschwören konnte. Er hätte damit winken sollen, als wir in seine Bucht gerudert kamen, denn als wir bei schönstem Wetter und ruhiger See wieder abzogen, war sein Hof niedergebrannt und er hatte alles verloren, selbst seinen Thron.

Nach dem Raubzug waren wir alle hierhergekommen. Wir harten Männer, wir Räuber, hatten uns hier in dieser Halle niedergelassen, die nach nasser Wolle und Hunden roch und wo es schreiende Kinder und schimpfende Frauen gab. Seitdem hatte ich getan, was ich konnte, damit sich meine rauen Kerle hier zu Hause fühlten. Und wie ich glaubte, mit Erfolg, deshalb hatte ich beschlossen, einen Stein für uns aufzustellen, damit wir hier Wurzeln schlagen.

Was das Runenschneiden anbelangt, so gibt es in der ganzen Welt nur eine Handvoll wirklicher Meister, die die Kett- und Schussfäden im Leben eines Menschen so perfekt in Stein meißeln können, dass die Nachkommen es noch tausend Jahre später lesen können. Wir wollen, dass jedermann erfährt, wie mutig wir gekämpft, wie leidenschaftlich wir geliebt haben. Wer dieses Kunststück fertigbringt, verdient in jeder Halle den besten Platz auf der Bank.

Die Schlangenrunen auf dem Stein der Eingeschworenen sollte der Runenmeister Klepp Spaki mit einem Werkzeug einmeißeln, das so spitz wie der Schnabel eines Vogels war. Klepp Spaki hatte es von einem Mann gelernt, der bei einem Mann gelernt hatte, der bei Varinn gelernt hatte. Derselbe Varinn, der den Ruhm seines toten Sohnes in einen Stein gemeißelt hatte, was ihm so erstaunlich gut gelungen war, dass der Ort fortan Rauk hieß, was Stein bedeutete.

Als Klepp fertig war, fuhr ich mit den Fingern über die Schlangenlinien, die er für uns gemeißelt hatte. Sie waren noch grobkörnig und auch noch nicht eingefärbt. Ich habe das Runenlesen erst spät gelernt und habe den Odin-Zauber ihrer Zeichen nie richtig beherrscht, auch wusste ich nie, wo der Anfang war, wenn man es mir nicht zeigte.

Man liest genauso viel mit den Fingern wie mit den Augen. Es soll schwer sein – denn schließlich bedeutet das Wort selbst ja schon »Raunen«, und Odin selbst musste neun Nächte am Weltenbaum hängen und sich mit seinem eigenen Speer verletzen, ehe er das Geheimnis entdeckte.

Klepp beschrieb auf dem Stein der Eingeschworenen auch einen Teil meines Lebens, das weiß ich genau, auch wenn Wind und Wetter im Laufe der Jahre den Stein geglättet und mich zerfurcht haben. Zum Beispiel konnte ich mit dem Finger das Galoppieren von Hrafn, dem Hengst, finden und verfolgen, dieses Pferd, das ich einst von dem Dicken Bardi gekauft hatte.

Dieses Pferd war schwarz, es hatte nicht ein einziges weißes Haar, und sein Name »Rabe« passte besser zu ihm als jeder andere. Er war kein Reitpferd, er war ein Zucht- und Kampfhengst. Er sollte der Vater von ganzen Pferdedynastien werden und die Eingeschworenen, die bisher Seeräuber waren, zu Züchtern von edlen Kampfhengsten machen, auf den Weiden, die Jarl Brand von Ostgotland uns im Land der Svearen und Goten gegeben hatte, dem Land, das Eirik Segersäll, oder der Siegesfrohe, allmählich zu einem Großschweden zusammenfügte.

Hrafn. Der Name schon hätte mir Warnung sein sollen, aber ich war zu sehr von dem Gedanken besessen, in Frieden auf diesem fruchtbaren Stück Land zu leben und nie wieder mit den Eingeschworenen diesem verfluchten Silberschatz im Osten nachzujagen. Also hielt ich ein Pferd mit dem Namen Rabe für ein gutes Omen.

Ebenso der Name unseres Hofs: Hestreng, Hengstweide. Es war gutes Weideland, das sich sanft um eine schöne Bucht zog und uns für den Winter mit gutem Heu versorgte.

Aber es war am Rande des Austrvegrfjord, des Ostwegsfjord. Diesen Namen hatte er nicht aufgrund seiner Lage, sondern weil alle Schiffe, die Raubzüge im Osten planten, diese Wasserstraße nahmen.

Obwohl die Eingeschworenen sich alle Mühe gaben, sesshaft zu werden, hörten sie doch jeden Tag den Ruf der Straße der Wale. Dann standen sie auf dem Kies am Strand, wo das Wasser ihre Stiefel umspülte und der Wind ihnen ins Gesicht blies, und sahen sehnsüchtig die Segel am Horizont verschwinden. Sie wussten, wo alles Silber der Welt vergraben war, dessen Verlockung kein Nordmann widerstehen konnte. Auch ich nicht.

Ich sah den Frauen zu, die sich am Feuer beschäftigten, und dachte an den Stein, der unverrückbar hier stand und hoffte, dass ich sie alle zu einem sesshaften Leben überredet hatte – aber in Wahrheit warteten sie nur darauf, dass die neue Elk fertig wurde.

Das war mir an dem Tag klar geworden, als Kvasir und ich in das Hochtal ritten, wo unsere Pferde den Sommer über weideten. Er sah dauernd über seine Schulter zum Meer zurück, wozu er sich auf seiner kleinen Stute extrem weit herumdrehen musste, weil er nur ein Auge hatte, und deshalb fiel es mir auf.

Man konnte die Weiden und die Felder hinter uns nicht sehen, auch nicht den Hügelzug, der sie vor dem scharfen Meereswind schützte. Aber man konnte das Meer und die Salzluft auf der Zunge schmecken, und als Kvasir sich wieder herumdrehte und merkte, dass ich ihn ansah, legte er den Kopf auf die Seite und rieb sich mit dem Finger unter der Klappe, die sein totes Auge bedeckte.

»Na ja«, sagte er bärbeißig, »ich liebe eben das Meer.«

»Du hast jetzt eine Frau«, erinnerte ich ihn. »Versuch lieber, auch das Land zu lieben.«

»Ich glaube, sie wird vielleicht eher lernen müssen, das Meer zu lieben«, brummte er und sah mich mürrisch an, weil ich lachte … doch dann musste er auch lachen. Wahrscheinlich war Thorgunna keine Frau, die etwas lernte, das sie nicht lernen wollte.

Wir waren stumm weitergeritten, in das Tal, das zu beiden Seiten von Bergen umschlossen war, an deren Hängen sich dichte grüne Wälder bis zur Baumgrenze hochzogen, wo die Berge ihre kahlen grauen Gipfel dem Himmel und dem Schnee entgegenstreckten. Es war ein grüner Edelstein, eine perfekte Sommerweide, die nie zu trocken wurde. Am Ende des Tales stiegen Fichten- und Kiefernwälder an, und auf den Höhen lag der Nebel.

In diesem Tal lag fast unsichtbar eine Hütte, von der man aus der Ferne nur die Rauchfahne sah. Hier lebten Kalk und sein Sohn, die Pferdeknechte, den ganzen Sommer über. Bei unserer Ankunft erschien Kalk, er trug, was Leibeigene immer trugen, eine Kjafal. Dieses ärmellose Gewand hatte eine Kapuze und war an den Seiten offen, zwischen den Beinen wurde es mit einer Schlinge und einem Knochenknebel geschlossen. Mehr trug er nie, ob Sommer oder Winter, obwohl er, wenn der Schnee zu hoch lag, ein Paar ausgetretener Schuhe aus Ochsenfell anzog.

Er begrüßte uns mit einem Kopfnicken, rieb sich das Stoppelkinn und wartete, während wir absaßen.

»Wo ist der Junge?«, fragte ich, und er räusperte sich und wollte ausspucken, erinnerte sich dann aber, dass sein Jarl vor ihm stand. Ich konnte es ihm nachfühlen, es musste ihm schwerfallen, zu akzeptieren, dass ein solcher Jüngling sein Herr war, denn ich brauchte nicht in den Spiegel zu sehen, um zu wissen, wie ich aussah.

Ein schmales Gesicht, den Bart gestutzt, mit blauen Augen und Haaren von einer Farbe wie das Farnkraut im Herbst, das zu mehreren Zöpfen geflochten und zurückgebunden war und auf Schultern fiel, die für einen Jugendlichen von knapp einundzwanzig Jahren auffallend muskulös waren.

Diese Schultern und die breite Brust sprachen von hartem Rudern und von Schwertkämpfen. Selbst ohne die verräterischen Narben auf den Knöcheln, die den Umgang mit Schild und Schwert verrieten, sah man, dass dieser Jüngling ein gestandener Mann war.

Zudem war er wohlhabend und weit gereist, mit einer Halskette aus Silbermünzen aus Serkland, mit einem Loch versehen und auf einer Lederschnur aufgereiht, mit einem schönen silbernen Odinsamulett als krönendem Abschluss: den drei verschlungenen Dreiecken des Valknut, ein gefährliches Zeichen. Diejenigen, die es trugen, neigten dazu, einer Laune des Einäugigen zum Opfer zu fallen.

Ich besaß auch ein ausgezeichnetes Schwert und mehrere gute silberne Armringe, außerdem natürlich den dicken geflochtenen Silberreifen, das Wahrzeichen des Jarl, dessen schlangenköpfige Enden sich auf dem Stoff meiner farbigen Tunika angifteten.

Ich wusste nur zu gut, wie ich aussah und wie Kalk darüber dachte, und ich betrachtete es als nicht mehr als recht und billig, dass er die Augen niederschlug, schluckte und uns grinsend und katzbuckelnd entgegenkam, voll Eifer, zu Diensten zu sein.

Die Rückkehr Jarl Brands, zusammen mit wilden Gesellen in Rüstung, hatte nicht wenige von ihnen von seinen Ländereien verjagt, und die Höfe, die sie zurückgelassen hatten, waren seinen Auserwählten, und darunter mir, als fürstliche Belohnung geschenkt worden. Für Leute wie Kalk war dies einerlei. Leibeigene waren bewegliche Güter und gehörten dem, der gerade auf dem Thron des Hofes saß.

Er sagte, es sei Zeit, die Pferde von den oberen Weiden herunterzubringen, eins habe einen verletzten Huf, und Tor Eisenhand lasse noch immer seine Stuten frei im Tal herumlaufen, das er als sein Eigentum betrachtete.

Wir sagten ihm, wir würden am nächsten Tag wiederkommen, und nahmen das hinkende Fohlen auf dem Rückweg zum Hof mit.

»Glaubst du denn, dass dieses Tal Tor gehört?«, fragte Kvasir schließlich.

Ich zuckte die Schultern. »Ich hoffe nicht. Thorgunna sagt, es gehöre ihr, als Teil ihres Erbes. Ich nutze es, weil ich euer Jarl bin und ihr unter meinem Dach lebt – aber wenn ihr wollt, könntet ihr mir auch sagen, dass ich es nicht nutzen soll. Warum fragst du?«

Kvasir zog den Rotz hoch und spuckte aus, dann schüttelte er den Kopf. »Nur weil ich dachte, dass du solche Dinge weißt. Wenn einem ein ganzes Tal gehört wie ein Paar Stiefel oder ein Sax.«

»Ja und? Soll das Land sich auf den Rücken werfen, um sich von dir den Bauch kraulen zu lassen, wenn du darüber reitest? Oder sollen die Felsen dich angrinsen und dir gratulieren, weil du ihr Besitzer bist?«

Kvasir brummte irgendetwas, und wir ritten schweigend weiter, nicht zu schnell, damit der lahmende Graue bequem mitkam. Wir sprachen an diesem Tag nicht mehr miteinander, aber sein Brüten beschäftigte mich wie eine juckende Stelle, die ich nicht erreichen und kratzen konnte.

Am nächsten Tag kam er zu mir und hockte sich neben meinen Hochsitz, als ich zusah, wie Aoifes Sohn Cormac gerade seine dicken Ärmchen um den Hals eines Hirschhundes schlang, der ihm das Gesicht ableckte, bis er lachte. Der Junge hatte so helles Haar, dass man glauben konnte, der weißhaarige Jarl Brand selbst habe ihn gezeugt – was wir auch vermuteten, denn als Ehrengast hatte er bei Aoife schlafen dürfen. Niemand wusste es genau, am wenigsten Aoife selbst, denn wie sie sagte: »Es war dunkel. Er hatte Met dabei.«

Das engte die Möglichkeiten auch nicht weiter ein, wie wir alle zugeben mussten, wenn wir darüber spekulierten, wer noch infrage kam.

»Was wirst du wegen Thorkel machen?«, fragte Kvasir schließlich, und ich zuckte die Schultern, weil ich es auch nicht wusste. Thorkel war ein weiteres Problem, von dem ich hoffte, es würde sich von selbst erledigen.

Er war auf der Handelsknarr von Hoskuld angekommen, die Tuchballen und so schöne Garne und Nadeln mitbrachte, dass alle Frauen darüber in Entzücken gerieten. Er war vom Schiff gekommen, hatte sich durch die Frauen gedrängt und mich mit einem verlegenen Grinsen aus seinen meergrauen Augen angestarrt.

Ich hatte ihn zuletzt an jenem Strand der Gegend von Bretland grinsen sehen, die die Schotten das Königreich von Strathclyde nannten. Dort war er zurückgetreten und hatte mich seinen Platz bei den Eingeschworenen einnehmen lassen, ohne dass ich darum hatte kämpfen müssen. Es war natürlich alles vorher abgesprochen gewesen. Ich war erst fünfzehn und roh wie ein durchgerittener Arsch, aber Einar der Schwarze, der damals unser Anführer war, war ein kluger Jarl und verständnisvoll genug, sich auf diese Täuschung einzulassen.

Thorkel war fortgezogen, um mit einer Frau in Dyfflin zusammen zu sein. Jetzt saß er in meiner Halle und trank Bier und erzählte, wie er als Bauer Schiffbruch erlitten hatte, wie seine Frau gestorben war und wie er auch keinen Erfolg gehabt hatte, als er versuchte, Leder und andere Waren zu verkaufen.

Er hatte gehört, dass die Geschichte von Attilas Silberschatz sich bewahrheitet hatte, die Geschichte, die er immer als Märchen abgetan hatte und um deretwegen er vor allem die Eingeschworenen hatte verlassen wollen.

»Wir sollten dich Glückspilz nennen«, sagte Finn, als Thorkel fertigerzählt hatte. Thorkel lachte höflich und etwas zu laut, denn nichts wünschte er sich mehr, als wieder zu den Eingeschworenen zu gehören und eine Chance auf seinen Anteil an diesem Silberschatz zu bekommen, den er so leichtfertig hatte sausen lassen.

»Seit er zurück ist«, sagte Finn, der Strohhalme ins Feuer warf, »scheinen sich alle Männer ein wenig nach links zu neigen.«

Das verstand ich nicht.

»Als hätten sie eine Axt oder ein Schwert am Gürtel«, meinte er. Er rückte zur Seite, um einem Hirschhund Platz zu machen, der seinen Kopf auf mein Knie legte und mich seelenvoll ansah.

»Irgendwann muss ein Mann seine Wahl treffen«, fuhr er fort. »Es sind fast fünf Jahre, seit wir mit Jarl Brand auf den Flüssen der Rus vom Gardarike hierhergesegelt sind, Orm. Fünf Jahre.«

»Wir haben versprochen, ihm jedes Jahr zu dienen«, erinnerte ich ihn und hatte ein Gefühl – wie immer, wenn dieses Thema zur Sprache kam –, als bewege sich die Erde unter meinen Füßen.

»Ja, schon«, gab Kvasir zu. »Das erste Jahr und das folgende waren ja auch gut für uns, obwohl das, was wir verdienten, genauso schnell wieder weg war. Aber so ist das mit uns – wie gewonnen, so zerronnen. Damals dachten wir allerdings, du hättest einen Plan, um uns auszurüsten und wieder ins Grasmeer zu Attilas Schatzkammer zu ziehen. Doch stattdessen bekamen wir Land vom Jarl.«

»Wir hatten ja auch kein Schiff, bis wir anfingen, eins zu bauen«, protestierte ich und merkte, wie mir bei dieser Lüge die Röte in den Nacken stieg. »Wir brauchen ein …« Das Wort »Heim« drängte sich mir auf, aber das konnte ich diesen Männern nicht sagen, deren Heim das unruhige Meer war.

»Und überhaupt«, sprach ich trotzig weiter, »solange hier Krieg herrschte, waren wir auf jedem Hof, der hinter Jarl Brand stand, willkommen. Aber wenn der Krieg vorbei ist, fragt keiner mehr nach Leuten wie uns. Ich wette, dass es an der ganzen Küste hier keine zwei Hallen gibt, wo man sich darüber freuen würde, wenn eine Schiffsladung Eingeschworener in ihr friedliches Leben gesegelt käme. Würdet ihr lieber im Schnee schlafen und Schafsköttel fressen?«

»Das dritte Kriegsjahr war allerdings hart«, gab Kvasir zu, »und da hatten wir großes Glück, unsere eigene Halle zu haben.«

In diesem dritten Jahr des Krieges gegen Jarl Brands Feinde war viel Blut geflossen, aber ich hatte bisher keine Ahnung von Kvasirs Absichten gehabt. Ich sah ihn scharf an, aber sein Blick war nicht weniger entschlossen, selbst mit nur einem Auge.

»Letztes Jahr wurde uns klar, dass du Gründe suchtest, um nicht dorthin zu ziehen, wo wir alle hinwollten«, sagte er. »Und während wir Geld ausgaben, hast du gespart, und das fanden wir bei einem so jungen Jarl wie dir allerdings sonderbar.«

»Ich musste sparen, weil ihr euer Geld ausgegeben habt«, erklärte ich aufgebracht. »Ein Jarl soll freigebig sein, und Armringe wachsen nicht auf Bäumen.«

»Ja, natürlich«, erwiderte Kvasir, »und du bist ja auch bekannt für deine Großzügigkeit. Aber dieses Jahr, als Eirik der Rig-Jarl über alle wurde, musste man dich ja fast dazu zwingen, endlich mit dem Bau der Elk anzufangen, denn du hast nur an deine Pferde und den Pferdehandel gedacht.«

»Ein Schiff wie die Elk ist teuer«, gab ich hitzig zurück. »Es braucht eine gute Mannschaft, die unterhalten und bezahlt werden will – oder wolltest du nur mit denen, die von den Eingeschworenen übrig sind, auf Schatzsuche gehen? Auf der ganzen Welt gibt es kaum noch ein Dutzend, und davon sind die beiden in Hedeby Invaliden, die sich um einander kümmern. Das reicht kaum als Besatzung für eine Knarr, ganz zu schweigen, um damit auf Raubzug zu gehen.«

Kvasir ließ meinen Unmut über sich ergehen, dann wischte er sich Rotz von der Nase und zuckte die Schultern. Ich hatte den Eindruck, dass er mich etwas traurig ansah, was meine Laune nicht gerade verbesserte.

»Du willst die, die noch übrig sind, zu Pferdezüchtern und Bauern machen. Sie sollen ihre Felder pflügen, und vor ihrer Tür sollen Hühner scharren«, murrte er.

»Da sieht man mal, wie gut du Bescheid weißt«, sagte ich spöttisch und streute noch Salz in die Wunde. »Du scheinst nicht einmal zu wissen, dass wir unsere Hühner im Stall halten.«

Er wischte sich die Hand an der Hose ab.

»Nein. Will ich eigentlich auch nicht wissen«, erwiderte er nüchtern. »Ich glaube, die anderen verstehen auch nicht viel von Hühnern, auch nicht von Heu oder von Pferden. Aber sie verstehen etwas von Schiffen – und deshalb fällen sie auch Holz für Gisur und schleppen es heran, um die neue Fjord Elk zu bauen. Und darum bleiben sie hier. Und ich würde mir keine Sorgen um eine neue Mannschaft machen, Orm. Thorkel ist bestimmt nicht der Einzige, der auf einen Platz auf der Ruderbank hofft. Selbst nach fünf Jahren funkelt der Silberschatz noch sehr hell.«

»Du hast eine Frau«, sagte ich jetzt verzweifelt, denn ich wusste, er hatte recht. »Ich dachte, es war dir ernst, als du dich ihr versprochen hattest – kannst du sie genauso leicht zurücklassen wie die Hühner?«

Kvasir verzog komisch das Gesicht. »Wie gesagt – sie wird lernen müssen, das Meer zu lieben.«

Ich war platt. Wollte er mir erzählen, dass er sie mitzunehmen gedachte? Auf diese Reise in die Länder der Slawen und in das weite, leere Grasmeer?

»So ist es«, bestätigte er, und ich war sprachlos. Wenn er so entschlossen war, dann hatte ich versagt, und das Geräusch der Hämmer und Zimmermannsäxte vom Strand her schien mich fast zu verhöhnen. Sie war fast fertig, die neue Fjord Elk, die jüngste in einer langen Reihe. Und wenn sie erst fertig war …

»Wenn sie fertig ist«, sagte Kvasir, als könne er meine Gedanken lesen, »dann wirst du eine Entscheidung treffen müssen, Orm. Der Schwur hat uns zur Geduld gezwungen … na ja, alle außer Finn … Aber wir werden nicht ewig so geduldig bleiben. Du musst dich wirklich entscheiden.«

Eine Antwort blieb mir erspart, denn die Tür flog auf, und Gisur kam herein, gefolgt von Onund Hnufa, Finn und Runolf Hasenscharte. Botolf und Ingrid waren dichter zusammengerückt und flüsterten.

»Wenn du die vorderen Planken noch dünner hobelst«, sagte Gisur zu Onund, der die Elk baute, »dann wird sie Wasser reinlassen wie ein Sieb.«

Der buckelige Onund zog den großen Mantel aus Seehundfell aus, in dem er wie ein Seeungeheuer aussah. Er antwortete nichts, denn er war ein wortkarger Isländer, der nie viel sagte, und erst recht nicht, wenn es darum ging, zu erklären, was er beim Schiffbau mit dem Holz machte. Wortlos saß er da, und seine verwachsene Schulter ragte wie ein Berg über sein Ohr hinaus.

Sie drängten sich und suchten Plätze für ihre Umhänge, damit sie sich nicht gegenseitig volltropften und trotzdem nahe genug am Feuer waren. Wieder flog die Tür mit einem Schwall kalter, feuchter Luft auf, und der rote Njal kam herein und trampelte Matsch von den Stiefeln, was ihm einen vernichtenden Blick von Thorgunna einbrachte.

»Frauenlippen schlagen die schlimmsten Wunden, wie meine Großmutter immer sagte«, brummte er, als er ihr Gesicht sah.

Ingrid riss sich von Botolf los und schloss die Tür. Botolf stand grinsend auf und setzte sich ans Feuer, wo er sofort von Kindern umringt war, die nach Geschichten verlangten. Er wehrte lachend ab, doch es hatte nicht viel Zweck, er wurde überschrien.

»Ich würde nachgeben«, sagte der rote Njal amüsiert. »Kleine Wölfe können selbst den größten Bären zu Fall bringen, wie meine Großmutter immer sagte.«

»Was für ein schöner Anblick«, flüsterte eine Stimme neben mir. Finn hatte sich in der düsteren Halle neben mir niedergelassen. »Wie der Blick in einen stillen Fjord an einem ruhigen Sommertag, was, Orm? Ein schönes Bild. Man darf nur nicht danach greifen.«

Ich sah von ihm zu Kvasir und wieder zurück. Wie zwei Stevenköpfe saßen sie zu beiden Seiten meines Throns, dachte ich düster. Wie Raben auf meiner Schulter. Ich starrte auf den Griff meines Schwertes, ohne ihn zu sehen, drehte ihn in meiner Hand und bohrte das Loch zu meinen Füßen noch tiefer.

Finn streichelte den Kopf des Hirschhundes und betrachtete diese friedliche Szene, sodass ich nur einen Teil seines Gesichts sah, das rot vom Feuerschein war. In seinem schwarzen Bart gab es einige Silberfäden, und wo sein linkes Ohr hätte sein sollen, befand sich nur eine wulstige rote Narbe. Er hatte es in Serkland verloren, auf diesem von allen Göttern verfluchten Berg, wo wir gegen unsere eigenen Leute gekämpft hatten, die ihren Schwur gebrochen und noch Schlimmeres getan hatten.

Es waren wenige übrig von denen, mit denen ich vor sechs Jahren Björnshafen verlassen hatte. Wie ich Kvasir gegenüber erwähnt hatte – kaum genug für die Mannschaft einer Knarr.

»Dann sieh genauer hin«, sagte ich missmutig zu Finn. »Du musst nur den Blick ein wenig heben. Dann kannst du auch danach greifen.«

»Du machst dir etwas vor, Orm«, sagte er. »Du bist zu jung, um am Feuer zu sitzen und deine Halle zu unterteilen. Ich weiß auch, wie viel du hattest und wie viel du ausgegeben hast, und ich vermute, auch dein Beutel ist jetzt ziemlich leer. Dieser Traum nährt sich von Silber.«

»Vielleicht. Aber dieses Anwesen wird uns alle reich machen, wenn ihr nur wollt. Und ich selbst leide nicht unter diesem Silberfieber«, erwiderte ich, verärgert, dass er mich auf mein schwindendes Vermögen angesprochen hatte und darauf, dass ich meine Halle in einzelne Behausungen unterteilen wollte, statt sie groß zu lassen, als Festsaal für eine ganze Mannschaft.

Jetzt sah er mich an. Seine Augen waren hell in der Dunkelheit, und ich sah, sie waren unnachgiebig. Dieser Blick war mir vertraut. Finn kannte nur eine Art und Weise, zu Geld zu kommen, und das einzige Eichmaß, das er kannte, war die Länge seines Schwertes. Und er war nicht der Einzige. Tatsächlich war ich es, der nicht zu den Eingeschworenen passte.

»Aber das Seefieber hat auch dich gepackt. Ich habe doch gesehen, wie du übers Meer schaust, genau wie wir alle«, antwortete er. Ich wurde unruhig. Je näher die Fertigstellung der neuen Elk rückte, desto weniger wollte ich an das Schiff erinnert werden. Ich wollte überhaupt nicht ans Meer denken und sagte es auch.

»Angst, Bärentöter?«, fragte Finn, und darin klang mehr Spott mit, glaube ich, als er selbst beabsichtigt hatte. Oder vielleicht lag es auch daran, dass ich mich schämte, denn den Namen Bärentöter hatte ich fälschlich bekommen, für etwas, das ich nicht getan hatte. Doch das wusste niemand außer dem weißen Bären und der Hexe Freydis, und die waren beide tot.

Trotzdem hatte ich Angst. Ich fürchtete das Meer, seinen Sog. Dieser Sog drohte mich zu erfassen, wenn ich nur Wellen am Strand hörte. Das Meer zog mich an wie das Bierfass einen Betrunkenen. Ich fürchtete, wenn ich erst wieder auf der Straße der Wale wäre, würde ich nie wieder zurückkommen. Das sagte ich Finn, und er nickte, als habe er das alles schon immer gewusst.

»Das ist der Ruf des Stevenkopfes. In dir steckt zu viel von Gunnar Raudi, als dass du hier sitzen und den Hennen beim Scharren zusehen könntest«, sagte er. Er war einer der beiden – der andere war Kvasir –, die wussten, dass ich eigentlich nicht Orm Ruriksson war, sondern Orm Gunnarsson. Gunnar. Mein leiblicher Vater, der schon so lange tot war.

Finn sah mich lange und eindringlich an, dann wanderte sein Blick zum Griff meines Schwertes, das ich immer noch langsam drehte.

»Merkwürdig, wie du diesen Griff zerkratzt hast, wo dich doch dieses Runenschwert vor allem Unglück schützen soll«, sagte er.

Seine Stimme war leise und spöttisch, denn er glaubte nicht, dass meine Gesundheit und scheinbare Unverletzlichkeit etwas mit den Runen auf der Klinge zu tun hatten, und sowohl er als auch Kvasir – die Einzigen, denen ich diesen Verdacht mitgeteilt hatte – verbrachten viel Zeit damit, mich vom Gegenteil zu überzeugen.

»Der Zauber ist in der Klinge«, erwiderte ich, denn zu diesem Schluss war ich seit Langem gekommen. Griffe und Verzierungen konnten ersetzt werden. Allein die Klinge war das, was ein Schwert ausmachte.

»Na ja, vielleicht, sie wird ja auch nie rostig und verfärbt sich nicht«, gab er zu, doch dann lachte er abschätzig. »Nein, in Wirklichkeit ist jede Klinge nur so gut wie die Hand, die sie führt.«

»Wenn das so wäre«, sagte ich, »dann hätten dich und mich schon längst die Würmer gefressen.«

Wir schwiegen und dachten beide an das Sterben und die Hitze und an den Kampf, den wir gekämpft hatten, um dieses Schwert zurückzubekommen, nachdem es mir gestohlen worden war. Wir dachten an den kleinen Eldgrim, dessen Kopf jetzt leer war und um den sich Dorschbeißer kümmerte, der beim Gehen schwer hinkte. Wir dachten daran, wie Botolf durch genau dieses Schwert, auf dem jetzt meine Hand lag, ein Bein verloren hatte. Dieses Schwert, auf dem das ganze Gewicht des Geheimnisses um den Weg zum Silberschatz lag. Wir dachten an alle, die dem Silberschatz in Attilas Grab nachgejagt und dabei umgekommen waren.

Finn stand auf.

»So ist es«, sagte er schwer. »Rudergefährten sind gestorben, im Wasser und durch Schwert und Feuer, von der Nordsee bis zum Sandmeer von Serkland, und alles nur, um von Odin mit allem Silber der Welt belohnt zu werden. Ich höre die toten Eingeschworenen murren, dass sie das alles nicht erlitten haben, damit wir jetzt hier sitzen und alt werden und uns überlegen, was hätte sein können. Mir scheint, ich höre mit meinem einen Ohr besser als du mit deinen beiden.«

Da war er wieder, dieser Schwur. »Odins Geschenk ist immer ein Fluch«, sagte ich resigniert, denn ich wusste, er hatte recht. Jede Feier brachte das unvermeidliche Bragafull  – die Trinksprüche und die wilden Versprechungen –, denen später, wenn das Trinken uns schwermütig gemacht hatte, die Minni folgten, wenn die Trinkhörner zum Gedenken an die Toten erhoben wurden. Beide waren immer schwerer zu ignorieren.

Dieser Hof hatte doppelt starke Mauern, die tief in die Erde gebaut waren. Sie schützten vor Wasser und Wind, und wenn man darin saß, fühlte man sich so unverrückbar wie der Runenstein, den ich errichten lassen wollte. Und doch wollte ein wütender Sturm uns hier wegblasen, und ich roch den Tang und den Salznebel, der über den Kamm des Hügels zu uns drang. Es war der Atem des Tiers am Stevenkopf, das schnaubend an der Ankerkette zerrte und sich befreien wollte.

Eine Weile noch saßen wir im Rauch, der durch die Halle zog, hörten auf den Wind, der an der Tür rüttelte, während Botolf, jetzt mit mehr Bauch als Muskeln, sein geschnitztes Holzbein ausstreckte, um den Stumpf zu entlasten, und den Kindern Geschichten erzählte.

Er erzählte ihnen von dem Riesen Geirrod, von Thors Reise nach Utgard, wie man Iduns Äpfel gestohlen hatte und von Otters Lösegeld. Diese letzte Geschichte erzählte er absichtlich, glaube ich, denn sie erwähnte den Drachen Fafner, den Schmied Regin und einen verwünschten Silberschatz, nämlich genau den, der geschickt wurde, um mit Attila begraben zu werden – und den wir gefunden hatten.

»Bei Thors Eiern, Thorgunna«, brummte der rote Njal, »ein Mann bewährt sich auf See, eine Frau am Kochtopf, wie meine Großmutter immer gesagt hat. So gut zu essen bekommt Jarl Brand bestimmt nicht.«

»Doch, bekommt er«, sagte Thorgunna, »aber bei ihm kommt noch Zimt mit rein, wie ich gehört habe. Und pass auf dein loses Mundwerk auf.«

»Zimt«, murmelte Gisur. »Ziemlich ausgefallen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das hier noch etwas verbessern könnte.«

»Wir hatten mal ganze Eimer von dem Zeug«, sagte Hauk Schnellsegler, den ich gerade zur Seite schob, um einen Platz auf der Bank etwas näher am Feuer zu bekommen. Mir stand zwar der Hochsitz zu, aber er war einfach zu weit weg von der Wärme.

»Weißt du noch, Orm?«, fragte er und gab mir einen Stoß, sodass mir der Eintopf über die Hand schwappte. »Auf der Insel, wo wir gegen die Piraten aus Serkland kämpften? Wir haben den toten Dänen als Rammbock benutzt, um in ihre Festung zu kommen.«

»Das war später«, sagte Kvasir und wischte sich Bier vom Bart. »Die Insel, wo wir den Zimt fanden, war da, wo diese Männer von Starkad gefangen genommen worden waren, denen die verfluchten Kameltreiber die Schwänze und die Eier abgeschnitten hatten und die sich dann vor Scham umbrachten. Der Letzte rannte sich dann an der Mauer den Schädel ein.«

»Das klingt, als hätte ich da so einiges verpasst«, sagte Thorkel in die Stille, die darauf folgte. Ich ignorierte ihn, doch ich merkte beim Essen, wie er mich ansah.

Der Rauch schlängelte sich nach oben und zog durch die Öffnungen ab, hinaus in Wind und Regen, und ich hörte dem roten Njal und Hasenscharte zu, die darüber stritten, wo andere Feinde und alte Rudergefährten umgekommen waren. Alle waren sie fort, bleiche Gestalten, die als Folgegeister auf schwarzem Wasser durch meine Träume trieben.

Thorgunna war leise hinter mich getreten, zog mein Haar nach hinten und band es zusammen.

»Damit es dir nicht ins Essen hängt«, sagte sie leise. »Übrigens sind dies keine Geschichten für Kinder.«

Finn warf seine Schale ärgerlich auf den Boden und stand auf, während die Hirschhunde sich unter uns mischten, Teller und Finger ableckten und Reste verschlangen. Cormac krabbelte zwischen ihnen herum und lachte.

»Vielleicht sollten wir den hier mal auf die Hirschjagd schicken, ehe der Winter kommt«, lachte Botolf und hob den strahlenden Jungen hoch. Aoife grinste, und Ingrid durchbohrte sie mit ihren Blicken.

Finn sah sie an, dann mich, dann schüttelte er den Kopf und stapfte in den Regen hinaus.

»Warum macht Finn ein Gesicht wie eine Ziege, die eine Wespe im Maul hat?«, wollte Botolf wissen, während Ingrid Aoife noch immer anstarrte und sich an seinen Arm hängte.

»Er denkt, wir führen hier ein zu ruhiges Leben und verweichlichen langsam«, sagte Kvasir, der seinen Teller mit Brot abwischte, das sofort im Rachen eines Hirschhundes verschwand. Er sah seine Frau liebevoll an. »Er schimpft darüber, wie wir sprechen und dass wir uns die Haare schneiden lassen. Er findet, dass wir aufbrechen sollten, um einen Silberschatz zu heben.«

Botolf, der wusste, was er meinte, brummte nachdenklich. Thorgunna schnaufte nur, sie hielt es für nichts als die typische Rastlosigkeit von Kriegern.

»Dann geht auf eure Raubzüge, aber wenn ihr mich fragt, dann ist das keine Beschäftigung für ehrliche Männer. Aber wenigstens strengt ihr euch dann etwas an, um für euer Essen zu sorgen. Mir scheint, dass Jarl Orm mit euch Faulpelzen viel zu nachsichtig ist.«

Mit vielsagendem Geklapper sammelte sie das Geschirr ein und bedachte mich im Vorbeigehen mit einem ihrer Blicke. Niemand sprach, denn ein bekanntes Sprichwort sagt, dass man mit einer Frau nur auf zweierlei Arten streiten kann, von denen keine funktioniert.

Eine unbehagliche Stille breitete sich aus.

»Falls du wieder mit der Geschichte von Otter anfangen willst«, sagte ich zu Botolf, »mach stattdessen lieber Musik.«

Botolf grinste und holte seine Handtrommel, und Hauk fischte seine Flöte aus der Tasche, und zusammen flöteten und trommelten sie, und die Kinder sangen und tanzten, und selbst die Leibeigenen in ihren Kopftüchern und den tristen grauen Kitteln aus Vadmaltuch machten mit. Für eine kurze Zeit vergaßen sie, dass sie bewegliches Eigentum mit durchgewetzten Ellbogen waren. Mich hat es schon immer erstaunt, welche Macht die Musik von Flöten und Trommeln hat.

Das, was sie da trieben, war neuerdings heidnisch, dank der Priester des weißen Christus. Die Handtrommel ist jetzt ein heidnisches Instrument, und gesunde muntere Kinder sind plötzlich Bastarde, wo doch zu Zeiten, als wir noch zu Odin gehörten, ein Kind so gut und wertvoll war wie das andere.

An jenem Tag, als der Wind gegen die Mauern der Halle donnerte und den Regen vom Meer hertrieb, war diese Szene so herzerwärmend, wie sie sich ein Seemann auf einem schaukelnden, schlingernden Deck nur erträumen konnte – aber irgendwo, da war ich sicher, hatte Odin die Nornen wieder überredet, ein blutiges Scharlachrot in das Tuch unseres Lebens einzuweben.

Dieser Gedanke machte mir sehr zu schaffen. Ich ging hinaus in die Nacht, die nach Regen und Meer roch, zu den Pferdeställen. Die Tiere wieherten und stampften, sie waren es nicht gewohnt, eingesperrt zu sein, und Staub und Spreu stoben auf. Im Dunkel schien es hier plötzlich sehr eng, als ob eine Menge ungesehener Personen mich umgäben.

Ich fühlte sie, die verborgenen Toten der Eingeschworenen, die sich fragten, wofür sie ihr Leben hingegeben hatten, und mir zog sich der Magen zusammen. Ich dachte, ich hörte jemanden lachen, und die Dunkelheit war merkwürdig, irgendwie schien sie zu glühen.

Es kam von draußen, am Himmel, wo im Norden feine Streifen von grünem und rotem Licht tanzten. Ich hatte es schon vorher gesehen, also hatte es nichts Beängstigendes, und doch bekam ich beim Geheimnis des Fuchsfeuers jedes Mal eine Gänsehaut.

Andere offenbar auch. Thorkel erschien in der Finsternis und stellte sich neben mich.

»Trollfeuer«, sagte er verwundert. »Manche sagen, das Rot in diesen Feuern bedeutet eine Schlacht, wenn die Krieger in Walhall miteinander kämpfen.«

»Ich habe gehört, es bedeutet, dass Drachen miteinander kämpfen, und ist ein schlechtes Omen«, erwiderte ich. »Vorzeichen von Pest und Krieg.«

»Es bedeutet nichts weiter«, mischte sich in diesem Moment eine weitere Stimme ein, »als dass der Winter früh kommt und hart wird, sodass selbst die Flammen gefrieren.«

Wir drehten uns um und sahen Finn, der in seinen dicken grünen Umhang gehüllt auf uns zukam, die Dampfwölkchen von seinem Atem mischten sich mit unseren.

»Es wird kalt sein auf See, wenn wir losfahren«, fügte er hinzu, und seine Worte hingen in der Luft wie die Lichtschleier am Himmel.

Es dauerte nicht lang, bis Odin mir seine Wünsche unmissverständlich klarmachte. Ich wachte davon auf, dass Aoife, die in meinem geschlossenen Bettkasten bei mir gelegen hatte, aufstand, um nach Cormac zu sehen. Es war kalt in der Halle, in der alle anderen so dicht wie möglich am Feuer schliefen, je nachdem, wie man es ihnen erlaubte. Und nachdem Aoife mich verlassen hatte, wurde mir noch kälter.

Thorgunna und Ingrid waren schon auf, die eine kam zielstrebig auf mich zu, während die andere damit beschäftigt war, die Glut wieder anzufachen und die Leibeigenen mit Fußstößen zu wecken, damit sie Holz und Wasser holten. Ich stöhnte. Es war noch zu früh für Thorgunna.

Mit den Händen auf den Hüften blieb sie stehen und sah zu mir herab, eine Augenbraue hochgezogen. »Du siehst aus wie ein Sack voll Dreck.«

»Herr.«

»Was?«

»Du siehst aus wie ein Sack voll Dreck, Herr. Immerhin bin ich hier der Jarl.«

Sie schnaubte verächtlich. »Nach dem Stand der Sonne, die uns schon hell in die Augen scheint, ist es eine Stunde nach Rismal. Herr. Und weil du der Jarl bist, bringe ich dir hier eine saubere Tunika und werde dafür sorgen, dass dein Haar ordentlich gekämmt ist. Herr. Es sind Männer angekommen, zusammen mit Hoskuld, dem Händler, und sie fragen nach dir und Thorkel. Sie behaupten, Thorkel zu kennen.«

Ich stöhnte noch lauter, denn ich ahnte, wer diese Männer waren und warum sie gekommen waren. Thorkel hatte es vermutlich verbreitet, und jetzt waren sie hier, die Nächsten, die sich um einen Ruderplatz auf der neuen Elk bemühten.

»Soll Finn sich darum kümmern«, wehrte ich ab. »Und was du da von der Sonne erzählst, davon glaube ich kein Wort.«

»Finn ist schon mit Heg aufgebrochen, um Planken zu organisieren, wie du es ihnen aufgetragen hast«, erwiderte Thorgunna und warf mir eine blaue Tunika zu. Sie roch nach Sommerblumen und frischer Salzluft. »Mit der Sonne hast du allerdings recht. Aber sie ist schon da, nur irgendwo hinter den Wolken dort über den Bergen.«

Ich hatte keine Wahl, also wälzte ich mich fröstelnd aus dem Bett und musste mich erst noch waschen, ehe Thorgunna mir erlaubte, in die saubere Tunika und meine warme Hose zu schlüpfen.

»Wenn du nicht die ganze Nacht mit dieser Aoife gebumst hättest, würdest du auch nicht so stinken«, erklärte sie, während ich meine vor Kälte steifen Schuhe zuband.

»Konntest du unseretwegen nicht schlafen?«, brummte ich zurück. »Ich kann mich noch gut erinnern, wie ihr, du und Kvasir, einen solchen Krach gemacht habt, nachdem du hier gerade angekommen warst, dass ich ernsthaft daran dachte, euch ein eigenes Haus zu bauen, um endlich wieder schlafen zu können.«

Sie schnaubte verächtlich, war jedoch etwas rot geworden. Sie drehte mich herum, um mein Haar zu flechten. Fast wie eine Mutter, obwohl sie nur eine halbe Handvoll Jahre älter war als ich. Als ich mich wieder zu ihr umdrehte, lächelte sie; und diesem Lächeln konnte man nur schwer widerstehen.

Mein Gesicht wurde erst wieder ernst, als ich in den verschlammten Hof hinaustrat, wo Thorkel und vier weitere Männer im Windschatten des Holzschuppens geduldig warteten. Sie saßen da und aßen von einem Holzteller ihr Rismal aus Brot und gesalzenem Fisch, in den Händen klobige Holzbecher mit Bier. Weil alle noch schliefen, hatte Thorgunna sie nicht in die Halle gelassen, aber dennoch hatte sie ihnen Gastfreundschaft gewährt.

Es war kalt, ein Tag, an dem die letzten Blätter in rostbraunen Häufchen über den Boden wirbelten und kahle Bäume in den perlgrauen Himmel ragten. Thorkel nickte freundlich, drehte nervös seine fleckige Wollmütze in den Händen und zeigte auf die Männer.

»Dies sind Finnlaith aus Dyfflin, Ospak, Tjorvir und Throst Silfra. Wir möchten wissen, ob du gute Männer für die Mannschaft brauchst.«

Ich sah sie an. Alles kräftige Männer. Finnlaith war eindeutig halb irisch, die anderen drei waren Svearen, und alle hatten die typischen rauen roten Knöchel, wie man sie vom Reiben gegen die Innenseite eines Schildes bekommt. Und obwohl ich es nicht sehen konnte, wusste ich, sie alle hatten bestimmt auch Schnittnarben auf dem anderen Handrücken, und ihre Handflächen waren schwielig vom Kämpfen mit Schwert und Axt. Womöglich hatten sie erst vor Kurzem noch gegen uns gekämpft, aber das war jetzt Vergangenheit. Noch in diesem Jahr würde ein König in Uppsala gekrönt werden, der Svearen und Goten unter sich vereinigte.

»Silfra«, sagte ich zu dem, der Throst hieß. »Warum solltest du gerade mich brauchen?«

Sein Beiname – Silber – sei ein Witz, erklärte er mit seinem schweren Akzent. Er besaß nie lange Geld, denn er liebte das Würfelspiel zu sehr. Er brauchte mich, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu, denn er hatte von Thorkel erfahren – und nicht nur von ihm –, dass ich über einen Berg von Silber verfügte. Thorkel war geistesgegenwärtig genug, um mit den Schultern zu zucken und den Eindruck zu erwecken, als schäme er sich. Ich sah ihn an.

»Sucht drinnen nach Kvasir«, sagte ich. »Thorkel wird euch zeigen, wer er ist. Macht, was er euch sagt, und genießt die Gastfreundschaft meiner Halle. Wir bauen ein Schiff, vielleicht werden wir eine Mannschaft brauchen. Aber vielleicht auch nicht.«

Noch während ich sprach, spürte ich, wie mir das Herz bleischwer wurde. Es war heraus und breitete sich in den Köpfen aus wie eine Läuseplage – Orm, der Töter des weißen Bären, der Günstling Odins, der von einem geheimen Berg aus Silber wusste, baut ein Schiff. Das zog sie an, wie Kvasir es vorausgesagt hatte. Unerschrockene Männer von fern und nah, die mit Schwert und Axt zu kämpfen wussten.

Und das hier war nur der Anfang. Während der nächsten Wochen kamen sie jeden Tag, zu Lande und zu Wasser, allein, zu zweit und in kleinen Gruppen, und sie alle wollten eine Ruderbank auf der Elk. Die Halle war voll von ihnen und ihrem Lärm, und Thorgunna war mit ihrem Lächeln nicht mehr ganz so schnell bei der Hand. Eher neigte sie dazu, die Küchengeräte krachen zu lassen und den Leibeigenen Ohrfeigen zu verabreichen.

Dann kam der Augenblick, vor dem ich mich gefürchtet hatte. Gisur und Botolf kamen herauf und verkündeten strahlend, dass der Stevenkopf an seinem Platz saß und die Fjord Elk fertig war.

Ich dachte an das erste Schiff mit diesem Namen, als man mich mit fünfzehn Jahren an Bord gehievt hatte, fortgeschleppt hatte von meinem ruhigen Leben in Björnshafen und hinein in den Mahlstrom der Seeräuberei. Von einem Leben auf dem Feld und am Meer in ein Leben mit Klinge und Schild. Es gab, wie ich mir schweren Herzens eingestehen musste, keinen Weg zurück. Doch beim Anblick dessen, was Onund und Gisur hier vollbracht hatten, tat mein Herz einen solchen Freudensprung, dass auch der letzte Rest meiner alten Träume in sich zusammenfiel.

Ich hatte den Fortgang der Arbeit bislang immer nur flüchtig verfolgt, ich wollte das Schiff nicht wachsen sehen, wollte die Macht des Tieres am Steven nicht spüren, das mich aufs Meer hinauslockte. Jetzt traf mich sein Anblick wie Thors Hammer.

Es glänzte wie ein junges Fohlen, es roch nach Harz und Teer und Salz und schwankte leicht auf der Werft, die wir gebaut hatten, während die Männer das neue Segel einholten und um die Spiere wickelten, eine rot-weiß gestreifte Fläche, die Frucht zweier Jahre Arbeit am Webstuhl. Für dieses Segel hatte ich Hoskuld viel Silber und allerlei Versprechungen gezahlt, überhaupt hatte diese neue Elk den Rest meines ohnehin geschrumpften Vermögens restlos aufgebraucht.

Die Seiten und das Ruder waren mit Schnitzereien verziert, die Wetterfahne war versilbert. Der Meginhufr, diese extra dicke Planke, die unterhalb der Wasserlinie auf beiden Seiten des Schiffsrumpfes angebracht ist, war vergoldet, und die Hände der Leibeigenen waren von den Malerarbeiten noch immer blau und gelb verfärbt. Das hatte mich ebenfalls ein Vermögen gekostet – Lapis und Kupfer für die blaue Farbe, Ocker und Auripigment für die gelbe, und alles mit teurem Öl angemischt.

Kein Wunder, dass Hoskuld mit Gisur um die Wette grinste – mit dem, was er an mir verdient hatte, konnte der Händler sich zwei Jahre lang auf die faule Haut legen. Gisur strahlte vor Stolz über das, was sie geleistet hatten, aber eigentlich war es Onunds Werk, obwohl der Bucklige nie ein Zeichen seiner Zufriedenheit von sich gab, außer einem gelegentlichen Brummen, wie ein Bär, wenn er sich kratzt.

Selbst Thorgunna musste zugeben, dass es ein schönes Schiff war, auch wenn sie über die Kosten schimpfte und darüber, wie nutzlos es sei, verglichen mit einer neuen Knarr oder einem vernünftigen Fischerboot. Und über die Zeit, die tüchtige Männer mit dieser Arbeit verschwendet hatten; Zeit, in der sie besser Ställe hätten ausmisten oder Seetang auf den Feldern ausbreiten können.

Aber niemand hörte ihr zu, denn dies war die Fjord Elk, deren Stevenkopf ein stolzes Geweih trug und die glatt und geschmeidig die Wellen durchschneiden würde.

Gisur sah mich bedeutungsvoll an. Mein Herz flog wie der Wind über den Wellen. Der Augenblick war gekommen, und ich wusste, was jetzt fällig war – eine Blot-Zeremonie, mit zwei Kampfhengsten, dem Opfer des Siegers und dem Schwur. Dem alten Schwur, der einige von uns noch immer aneinander band.

Wir schwören, dass wir einander Brüder sein wollen, mit Knochen, Blut und Stahl. Wir schwören auf Gungnir, Odins Speer, möge er uns bis in die neun Reiche und darüber hinaus verfluchen, wenn wir diesen Schwur gegeneinander brechen.

Ein harter Schwur. Einmal abgelegt, galt er lebenslänglich oder bis man durch jemand anderen abgelöst wurde, was durch Absprache geschehen konnte, oder durch die Herausforderung eines Hoffnungsvollen. Ich hatte nicht erwartet, dass Odin uns vergessen hatte, wahrscheinlich war er nur für eine Weile eingenickt – aber ich hätte es besser wissen müssen; Allvater, der Einäugige, schläft nie, und wenn er schläft, ist sein Auge dennoch halb offen.

Also sagte ich seufzend zu. Es würde geschehen, sobald ich gemeinsam mit Finn und Kvasir entschieden hatte, wohin unser nächster Raubzug gehen sollte.

Ich hoffte, das Wetter würde sich ändern. Dass wir statt der wässrigen Sonne und des Regens, den uns der milchig-graue Himmel immer wieder bescherte, etwas Stärkeres bekommen würden, einen Sturm, der wie der Atem Thors durch die Kiefernwälder fuhr und das Meer aufpeitschte, sodass es nur noch aus Schaum und wehender Mähne bestand. Denn damit wäre die ganze Sache erledigt, zumindest für dieses Jahr, hoffte ich. Denn wenn Jarl Brand hörte, dass Leute aus seinem Land auf Raubzug gingen  – zusätzlich zu den Fehden, die sie mit ihren Nachbarn hatten –, hätte das für uns hier in Hestreng nichts Gutes zu bedeuten.

Aber ich hatte vergessen, dass Thor zwar seinen Hammer aus Gewitterwolken schleudert, Odin hingegen seine Treffer lieber aus einem wolkenlosen Himmel schickt.

Der Treffer kam, als wir mit der Fjord Elk eine Probefahrt aufs Meer machten. An einem Tag wie Silber und Zinn, mit graugrüner See und Möwen, die hoch über uns kreisten. Ein guter Tag, um herauszufinden, ob sie sich leicht segeln ließ, an dem es, wie Gisur sagte, genug Wind gab, dass Rudern fast überflüssig wurde.

Die Männer brachten ihre Seekisten angeschleppt, um sie bei den Dollen abzustellen. Die Iren, die fast alle nur zur Hälfte dänisches Blut hatten, waren keine besonders erfahrenen Seeleute und reckten beim Anblick der Schilde und Speere die Hälse.

»Gehen wir denn auf Raubzug?«, wollte Ospak wissen. Der rote Njal, der gerade an ihm vorbeigestapft kam und mit den Stiefeln um den Hals ins seichte Wasser platschte, ließ ein kurzes, bellendes Lachen hören. Ein paar von der alten Mannschaft stimmten ein, denn für sie war es selbstverständlich, dass unsereiner ohne Klinge nicht einmal zum Scheißen ging.

»Ein Lächeln hat schon so manche Klinge stumpf gemacht«, rief der rote Njal über die Schulter nach hinten, indem er seinen Schild auf die Ducht schwang, »aber für diejenigen, die finster gucken, ist eine Klinge geeigneter, wie meine Großmutter zu sagen pflegte.«

Der Wind schlug mir meine Zöpfe ins Gesicht, und über mir blähte sich ungeduldig das herrliche neue Segel. Das Tier am Bug glitt an einer langen Welle hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab, und ich hörte, wie Onund und Gisur vor Entzücken laut aufschrien. Verstohlen sah ich Finn an, der vor sich hin murmelte und seinen zerbeulten breitkrempigen Hut festhielt.

Er bemerkte mich und runzelte die Stirn.

»Das ist ein ziemlicher Hut voll Wind«, knurrte er. »Ich glaube, wir sollten den alten Ivar aufsuchen, damit er uns sagt, wie man es macht.«

Der alte Ivar war ohne seinen berühmten Wetterhut und alle weiteren Besitztümer nach Gotland geflohen, und es war höchst unwahrscheinlich, dass er Leuten wie uns seine Geheimnisse verraten würde. Aber das brauchte ich Finn nicht zu sagen. Eine Weile standen wir da, er drehte seinen Hut bald in die eine, bald in die andere Richtung und murmelte die Zaubersprüche, die er von Klepp gelernt hatte. Ich merkte, wie die Haut in meinem Gesicht sich von der Salzluft spannte.

Wir segelten vor dem Wind, bis Gisur und Hauk uns sagten, dass wir umkehren könnten. Sie wüssten jetzt, welche Beitass- und Rakki-Taue noch nicht richtig befestigt seien und was sonst noch korrigiert werden müsse. Damit drehten wir in den Wind, bis er das große gestreifte Segel gegen den Mast drückte. Seufzend nahmen die Männer auf den Ruderbänken Platz und fingen an, zur Küste zurückzurudern.

Wir waren nur leicht besetzt, der Wind blies ablandig, und die Fjord Elk tanzte übers Wasser, während die Männer Onund immer wieder begeisterte »Heyas« zuriefen, dafür, dass er ein so feines Schiff gebaut hatte. Er jedoch saß in seinen Pelz gehüllt da und beobachtete kritisch, wie viel Wasser sich zwischen den Füßen der Rudernden angesammelt hatte.

Ich stand am Bug und war froh, dass ich nicht rudern musste. Ich starrte über die graugrüne Wasserfläche zur Küste, die im bläulichen Dunst lag, einen Fuß auf der Ducht, die Hand an einer Brassenleine.

»Es ist meist die stille, ruhige See, in der man ertrinkt«, sagte eine Stimme dicht hinter mir, es klang wie die Bedrohung durch ein verborgenes Riff. Erschrocken fuhr ich zusammen, drehte mich um und starrte in das verlegene Gesicht des roten Njal, der seinen Platz an den Riemen verlassen hatte, um zu pinkeln.

»Wie meine Großmutter immer sagte«, fügte er hinzu, indem er den warmen Strahl über Bord schickte.

»Ziel gefälligst in die andere Richtung, du nichtsnutziger Sohn einer Sklavin«, brüllte Finnlaith hinter ihm, »denn wenn du mich nass machst, dann bist du es, der in der stillen, ruhigen See ertrinkt!«

»Sohn einer Thrall!« Der rote Njal spuckte verächtlich aus und drehte sich halb zu Finnlaith um; aber als die Männer anfingen zu fluchen, drehte er sich schnell wieder zurück und zielte aufs Wasser, indem er sich entschuldigte und Finn wegen seiner Beleidigung beschimpfte.

»Verachtet mir die Sklaven nicht«, knurrte Onund den roten Njal an. »Der beste Mensch, den ich je kannte, war ein Sklave. Er war auch der Grund, weshalb ich von Island wegging.« Die keuchenden Männer hoben die Köpfe wie Hunde, die eine Spur entdeckt haben, denn Onund sprach selten, und niemals darüber, warum er Island verlassen hatte. Doch auch jetzt hielten sie die Augen auf den Vordermann gerichtet, um beim Rudern im Rhythmus zu bleiben.