Der Semtex-Killer - W. K. Giesa - E-Book

Der Semtex-Killer E-Book

W. K. Giesa

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Beschreibung

Jim Sherman schloß die Augen. Er rechnete nicht mehr damit, daß sie es noch schaffen würden. Er durfte den Truck nicht abbremsen, und es gab auch keinen Ausweg zur Seite. Sie rasten mit mehr als 70 Stundenmeilen genau in den niedergehenden Steinschlag hinein! Sekundenlang spielte er mit dem Gedanken, einfach die Tür aufzustoßen und abzuspringen. Aber neben dem Truck war der Abgrund, und auf Ambers Seite der Berghang. Und die herunterkommenden Steinbrocken würden sie ebenso unter sich begraben wie den Truck. »Du schaffst es!« stieß Amber Clefish neben ihm hervor. »Vollgas!« Im gleichen Moment erkannte er die Chance. Mit noch höherem Tempo konnte es — vielleicht — gehen! Jim trat das Gaspedal so tief wie möglich durch. Aber bei diesem ohnehin schon hohen Tempo hatte der »Bison« trotz seiner 450 PS einfach nicht die Kraft, noch so zuzulegen wie ein Sportwagen. Und da prasselte das Gestein auch schon auf sie herab…

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Der Semtex-Killer

W. K. Giesa

Published by BEKKERpublishing, 2020.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Der Semtex-Killer | von W.K. Giesa

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Der Semtex-Killer

von W.K. Giesa

Jim Sherman schloß die Augen. Er rechnete nicht mehr damit, daß sie es noch schaffen würden. Er durfte den Truck nicht abbremsen, und es gab auch keinen Ausweg zur Seite. Sie rasten mit mehr als 70 Stundenmeilen genau in den niedergehenden Steinschlag hinein!

Sekundenlang spielte er mit dem Gedanken, einfach die Tür aufzustoßen und abzuspringen. Aber neben dem Truck war der Abgrund, und auf Ambers Seite der Berghang. Und die herunterkommenden Steinbrocken würden sie ebenso unter sich begraben wie den Truck.

»Du schaffst es!« stieß Amber Clefish neben ihm hervor. »Vollgas!«

Im gleichen Moment erkannte er die Chance. Mit noch höherem Tempo konnte es — vielleicht — gehen! Jim trat das Gaspedal so tief wie möglich durch. Aber bei diesem ohnehin schon hohen Tempo hatte der »Bison« trotz seiner 450 PS einfach nicht die Kraft, noch so zuzulegen wie ein Sportwagen.

Und da prasselte das Gestein auch schon auf sie herab...

Sie hatten eine Bombe an Bord!

Jemand hatte ihnen eine Semtex-Sprengladung in den Truck praktiziert und den Zünder mit der Geschwindigkeit des »Bison« gekopelt. Wenn der rote Kennworth W 900 langsamer wurde als 70 mph, werde die Bombe explodieren, hatte der Killer über CB-Funk mitgeteilt.

Und das mit 15 Tonnen Dynamit im Auflieger!

Deshalb war Jim auf eine Nebenstrecke abgebogen. Falls es zu einer Explosion kam, die bei dieser Menge an Sprengstoff geradezu verheerend wirken würde, wollte er keine anderen Verkehrsteilnehmer und auch keine bewohnten Häuser in unmittelbarer Nähe haben. Es reichte, wenn der »Bison« explodierte. Andere mußten nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, nur weil ein Irrer Jim zur Hölle schicken wollte. Es war schon schlimm genug, daß er nicht allein fuhr, sondern Amber Clefish an Bord hatte. Sie würde mit ihm sterben, wenn die Bombe explodierte.

Es gab nur eine einzige Chance: Sie mußten die Sprengladung vorher finden und entschärfen.

Amber hatte es versucht. Aber sie war bisher nicht fündig geworden. Weder in der Fahrerkabine noch im Sleeper und im darunterliegenden »Keller«, in dem Werkzeug und Ersatzteile lagen. Allerdings hatte sie sich da nicht richtig umsehen können, weil von innen nur eine kleine Luke Zugang gewährte. Von draußen kam man durch die großen Klappen rechts und links besser heran. Aber Jim konnte ja nicht anhalten, damit Amber den »Keller« ausräumen und nach der Semtex-Ladung schauen konnte...

Die ersten Steine prasselten bereits auf die Straße nieder, hüpften hoch oder rollten zur anderen Seite. Noch waren es kleine Brocken, aber die größeren und jede Menge Erdreich waren bereits unterwegs.

Jim zuckte zusammen, als er den ersten Aufschlag hörte. Es war, als wäre er selbst verletzt worden. Ein zweiter Stein, melonengroß, knallte vor ihm auf die Kunststoffmotorhaube. Der Stein rollte weiter, verschwand, hatte aber häßliche Kratzer im Lack hinterlassen.

Der »Bison« schien einfach nicht schneller werden zu wollen. Die Zeit dehnte sich zu Ewigkeiten, die Tachonadel schien an der 75-Marke zu kleben, und der Drehzahlmesser wollte auch nicht das zeigen, was Jim wünschte... Alptraum oder Wirklichkeit?

Der Truck begann zu rumpeln. Heftige Schläge gingen durch das Gespann, als die Räder über die ersten kleineren Steinbrocken rollten oder sie vehement beiseite schleuderten.

Wieder knallte es, diesmal rechts. Amber schrie unwillkürlich auf. Ein Stein hatte das Fenster der Beifahrertür getroffen und hinterließ ein häßliches Spinnennetzmuster im Glas. Jim sah, wie ein erster größerer Brocken herunterdonnerte, so schwer, daß er nicht zurückfederte und weiterrollte, sondern liegenblieb.

Mitten im Weg!

Es gab nur zwei Möglichkeiten: ein Crash, der Vorderachse und Lenkung beschädigen würde, oder der Versuch, auszuweichen.

Dafür mußte der Truck aber schon fast fliegen können, weil der Platz viel zu schmal war!

Trotzdem versuchte Jim es.

Mit aller Gewalt kurbelte er am Lenkrad, zog den »Bison« nach links, während er nach wie vor mit dem rechten Fuß auf dem Gaspedal stand, um das wahnwitzige Tempo noch weiter zu erhöhen. Im nächsten Moment mußte er schon wieder nach rechts ziehen.

Es knallte. Blech verformte sich. Ein heftiger, harter Ruck, wie ihn Jim noch nie erlebt hatte, ging durch den Truck. Er mußte den Steinbrocken doch noch mit Stoßstange und Rad erwischt haben. Sofort polterte es weiter hinten. Der Brocken war bewegt und gedreht worden und kollidierte jetzt mit weiteren Teilen des Gespanns....

Die Lenkung schlug gefährlich aus, drohte Jim beinahe die Handgelenke zu brechen. Aber mit eherner Gewalt zwang er den »Bison« wieder nach rechts. Das Gespann begann zu schaukeln; gewaltige Beharrungskräfte zerrten an Auflieger und Zugmaschine. Wie er es fertigbrachte, bei alledem auch noch einen Blick in den Rückspiegel zu werfen, konnte Jim später nicht sagen, aber er sah den Auflieger, wie er mit dem Heck, mit den linken vier Reifen, über die Straßenkante und den Abgrund hinausrutschte.

Kippte er nicht bereits?

Wieder ein Ruck, ein heftiger Schlag. Jim murmelte eine Verwünschung. Der V-8-Motor unter der langen, kantigen Haube brüllte und entfesselte seine maximale Kraft, wurde gefordert wie nie zuvor. Rissen jetzt die beiden Achsen des Aufliegers ab? Sprang der Zapfen aus der Sattelkupplung? Stürzte gleich der Auflieger mit dem Dynamit den Hang hinunter, während der durch das abrupt verschwindende Gewicht ausgelöste Beschleunigungsschub den »Bison« rechts am Berg zerschellen ließ?

Da waren die Räder plötzlich wieder auf der Straße!

Und Steine kamen auch nicht mehr!

Dafür die nächsten Kurven. Jim stöhnte auf. So hatte er sich die Ausweichfahrt nicht vorgestellt.

»Du mußt mir helfen, Amber«, bat er keuchend. »Schaffst du es, für einen Moment ins Lenkrad zu greifen?« ,

***

Der Fahrer des Polizeiwagens trat aufs Bremspedal. Der Ford rutschte auf dem lockeren Straßenbelag noch ein paar Meter weiter, als es nötig gewesen wäre, und kam dann zum Stehen. Die blitzenden Rotlichter auf dem Dach des schwarzweiß lackierten Wagens warfen trotz des Tageslichtes Reflexe gegen den Berghang.

Der zweite Polizist zog erschrocken die zum Fenster hinausgestreckte Hand mit dem Dienstrevolver in den Wagen zurück. »Verdammt, das ist doch - he, war etwa ich das?«

»Ein Erdrutsch«, murmelte der Fahrer. »Kann schon sein, daß dein Schuß den ausgelöst hat. Aber mit oder ohne Sehalldruck-Auslösurig begräbt der Steinschlag den Truck unter sich oder schmeißt ihn den Hang ’runter. Das war’s dann wohl.« Er schaltete die Warnblinkanlage ein für den unwahrscheinlichen Fall, daß auf dieser abgelegenen Straße ausgerechnet jetzt noch ein anderes Fahrzeug hinter ihnen unterwegs war.

Eine gewaltige Geröllawine ging vor ihnen nieder. Staub quoll dem Polizeiwagen entgegen. Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein, damit der Wagen nicht von der Wolke eingehüllt wurde. »Nur gut, daß du noch rechtzeitig gebremst hast, sonst wären wir auch mitten in dem Schlamassel«, brummte der Beifahrer, der vorhin versucht hatte, den rasenden Truck durch Schüsse in die Reifen zu stoppen.

»Ich bremse immer rechtzeitig«, knurrte der Fahrer zurück. »Das dürftest du ja inzwischen bemerkt haben, oder?«

Der Beifahrer griff nach dem Funkgerät und meldete sich, gab die Position durch. »Den verfolgten Amok-Truck hat offensichtlich ein Erdrutsch, eine Geröllawine, erwischt und begraben. Wenn der Staub sich legt, schauen wir mal nach.«

»Braucht ihr die angeforderte Verstärkung noch?« kam es vom Büro des County-Sheriffs zurück, von wo aus der Einsatz geleitet wurde.

»Der Hubschrauber kann vielleicht noch nützlich sein, ansonsten wohl allenfalls ein Bergungstrupp. Aber laßt uns erst mal schauen, was von der ganzen Sache übriggeblieben ist.«

Er schaltete wieder ab.

»Glaubst du im Ernst, von diesen Verrückten finden wir noch was wieder?« zweifelte der Fahrer.

Womit er recht behielt.

Als sich Mütterchen Erde wieder beruhigt und der Staub sich gelegt hatte, stiefelten die beiden Polizisten in das Chaos hinein, das die Straße vor ihnen auf einem Abschnitt von gut vierhundert Fuß unpassierbar gemacht hatte. Doch von dem Amok-Truck war überhaupt nichts mehr zu sehen.

Nicht auf der Straße unter der halb- bis anderthalb Meter dicken Geröll- und Erdschicht, und auch nicht weiter unten am Hang.

Er hatte sich wohl in Luft aufgelöst.

***

»Du solltest deine Entspannungsübungen bald beenden, Jim«, keuchte Amber Clefish. »Lange halte ich nicht mehr durch.«

Sie hatte sich zwischen den Fahrersitz und die halb zwischen die Sitze greifende Mittelkonsole mit ihren Ablagen, Extras und dem Schalthebel gezwängt, mußte sich aber nach wie vor um Jim herumbeugen und hatte keine feste Sitzposition. Dennoch mußte sie, mit verdrehtem Kopf durch die geteilte Frontscheibe nach vorn schauend, den »Bison« lenken, während Jim nach wie vor den Fuß auf dem Gaspedal hatte und zusah, daß das Tempo nicht unter 70 mph sank.

»Schon gut«, murmelte Jim wenig begeistert, weil ihm die Muskeln und Gelenke immer noch wehtaten. »Ich übernehme wieder.«

Er faßte nach dem Lenkradkranz und steuerte das Gespann in die nächste Kurve. Die wurden immer enger und das Fahren mit hohem Tempo dadurch immer lebensgefährlicher. Aber was hatten sie schließlich zu verlieren?

Weder Jim noch Amber glaubten an einen Bluff des Unbekannten. Dafür hatte er ihnen über Funk zu viele Details aus der Innenausstattung des Trucks genannt, und schließlich hatte Amber auch noch das Spion-Mikrofon gefunden, mit dem der Unheimliche ihre Gespräche belauscht hatte.

Nur die verdammte Bombe war unauffindbar...

»Vor ein paar Tagen«, sagte Amber leise, »war ich noch dem Selbstmord verflixt nahe. Du hast mich davor bewahrt. Und jetzt, Partner - sieht es so aus, als würde mir mein damaliger Wunsch ganz von selbst erfüllt, nicht wahr?«

Jim preßte die Lippen zusammen. »Ziemlich aufwendige Art, wie? Glaub mir, ich habe mir Anfang und Ende unserer Partnerschaft etwas anders vorgestellt.«

»Nicht nur du«, erwiderte sie.

Sie hatten sich vor ein paar Monaten kennengelernt, als sie gemeinsam eine größere Fracht transportierten - Jim Sherman und sein Partner T.O. Washburn mit dem »Bison« und das junge Ehepaar Amber und Jeremy Clefish mit dem Peterbilt-Truck »Blue Hawk«. Der »Blue Hawk« war irrtümlich Ziel eines Anschlags geworden, der eigentlich dem »Bison« galt - ein Gangster hatte die beiden Texas-Trucker dafür bestrafen wollen, daß sie seinen jüngeren Bruder nach einem mißglückten Bankraub ins Gefängnis gebracht hatten. Statt des Kenworth war der Peterbilt in eine Schlucht gestürzt, explodiert und ausgebrannt. Jeremy Clefish war dabei umgekommen. Amber hatte sich gerade noch aus der Kabine werfen können, aber ohne Jims Eingreifen wäre auch sie jetzt tot.

Statt dessen hatte es David Brewster selbst erwischt, den erbarmungslosen Killer.

Mit Amber Clefish war es anschließend steil’bergab gegangen. Jeremy und sie hatten vorher schon eine Menge Pech gehabt und sich verschulden müssen; die Bank hatte ihr kleines Haus am Stadtrand von Austin gepfändet und versteigert. Die noch kleinere Wohnung hatte sie nicht bezahlen können - sie hatte kein Einkommen, fand keinen Job, und fürs Trucking fehlte ihr der Truck, in dem Jeremy verbrannt war. Bei ihrer hohen Verschuldung gab ihr auch niemand einen weiteren Finanzierungsschub. Schließlich war sie nach San Antonio umgesiedelt, mit nichts als einer Reisetasche, in der sich etwas Wäsche als letzte persönliche Habe befand, weil sie und ihre finanziellen Probleme dort niemand kannte, und vielleicht auch, weil sie hoffte, dort wieder auf Jim Sherman zu stoßen.

Jim hatte Amber zu sich in sein Haus geholt, dafür einen offenen Krach mit seiner Ex-Frau Cora-Mae riskiert, und Amber schließlich eingeladen, sie bei einer seiner Touren zu begleiten. Weil sie dabei zeigte, daß sie in den vergangenen Monaten nichts verlernt hatte, weil sie dringend Hilfe brauchte, weil sie Jim außerordentlich gefiel und weil die um einen Truck vergrößerte Firma Sherman & Washburn weiteres Personal brauchte, hatte er ihr die Partnerschaft angeboten.

Und jetzt sah es so aus, als sei diese Partnerschaft schneller wieder zu Ende, als sie angefangen hatte...

Die Bombe eines Verrückten im Truck, der Jim die Schuld am Tod seines Bruders gab und ihn deshalb auf eine extrem abartige Art umbringen wollte; als Ladung 15 Tonnen Dynamit, die vom Lager in Amarillo, Texas, nach Cedar City, Utah, gebracht werden sollten, und praktisch keine Chance, diese verdammte Bombe zu finden!

Dazu jede Menge Ärger mit der Highway-Police im Nacken, weil Jim und Amber, der Not gehorchend, mit einem Affenzahn verbotenerweise an einem Highway-Stau vorbeigerast waren und die Polizei ihnen nicht glauben wollte, in welcher fatalen Lage sie sich befanden - Jim konnte es den Smokeys nicht verdenken; es klang tatsächlich sehr abenteuerlich. Hinzu kam, um der Unglaubwürdigkeit die Krone aufzusetzen, daß die elektronische Warnanlage ausgefallen war, die bei jeder stärkeren Bremsung dem nachfolgenden oder begleitenden Verkehr signalisieren sollte, daß hier ein Gefahrguttransport mit Dynamit unterwegs war.

Und nun funktionierte die Elektronik nicht, und die Polizei glaubte die haarsträubenden Erklärungen nicht und hatte versucht, den »Bison« zu stoppen.

Was im Erfolgsfall die vernichtende Explosion ausgelöst hätte...

Doch würde die nicht ohnehin über kurz oder lang erfolgen?

Wie lange noch konnten sie durchhalten?

Spätestens, wenn die beiden 300-Liter-Tanks leer waren, mußte es krachen...

***

Zur gleichen Zeit näherte sich ein anderer Truck auf dem Highway 54 der Stadt Dalhart. Ein kaffeebrauner Peterbilt-Conventional mit einer großflächigen, aufwendigen Airbrush-Bemalung an der Außenwand des großen Komfort-Sleepers: durch eine Dschungellandschaft zog sich ein Fluß, auf dem ein vergnügt grinsender Alligator mit einer Rose im Maul schwamm, während ein schönes, braunhäutiges nacktes Mädchen auf seinem Rücken ritt. Darüber in geschwungener Metallic-Schrift der Name »Louisiana-Lady«, was sowohl das CB-handle des Trucks als auch der »Kriegsname« seiner Besitzerin war. Und natürlich war das nackte Mädchen auf dem Bild eine naturgetreue Wiedergabe des Originals, eben dieser Louisiana-Lady namens Sheila Dalton-Washburn.

Momentan war das hübsche Original nicht ganz so gekleidet wie das Abbild auf dem Lack; Jeans, mit eigener scherenbewaffneter Hand so energisch gekürzt, daß die daraus entstandenen Hot Pants knappe zwei Drittel der wohlgeformten Pobacken freilegten, und ein durch seine weiße Farbe aufregend mit ihrer braunen Haut kontrastierendes, fetzig-zerfetztes T-Shirt, das T.O. allenfalls noch als Putzlappen verwendet hätte, stellten das momentane Outfit der Louisiana-Lady dar. Da das T-Shirt gut zwei Nummern zu klein war - vermutlich ein gezielter Fehlkauf vergrößerten sich die verwegen angelegten Löcher bei jedem besonders tiefen Atemzug von selbst weiter. T.O. hatte mit sich selbst gewettet, wann Sheila schließlich im Freien stehen würde. So, wie er sie kannte, passierte das garantiert im größten Gedränge eines Truck-Stops.

Er sah’s mit gemischten Gefühlen; einerseits, als Mann, gefielen ihm Sheilas provozierend-kühne Freizügigkeit und ihr traumhaft gewachsener Körper, den er nur zu gern genießerisch im Evaskostüm vor sich sah, andererseits, als Ehemann, noch dazu im prüden Amerika, mußte er ihren Exhibitionismus natürlich ablehnen. Aber er konnte sie nicht ändern. Er war schon froh, daß sie überhaupt endlich einer Heirat zugestimmt hatte, zu einem Zeitpunkt, da er sein Drängen längst schon resignierend aufgegeben und mit einem solchen Vorstoß ihrerseits überhaupt nicht 'mehr gerechnet hatte.

Für Little Mike, ihren gemeinsamen Sohn, sollte das eine Erleichterung bringen. Doch dazu brauchte die Firma Sherman & Washburn noch weiteres Personal. Denn die beiden Trucks mußten auch dann rollen, wenn abwechselnd Sheila und T.O. sich die nötige Zeit für ihren Jungen nahmen, der zu lange in Sheilas Abwesenheit von Sheilas einstiger Freundin Sandy Whitfield betreut worden war - denn T.O. war ja auch meistens on the road gewesen und außerdem zu weit von Baton Rouge, Louisiana, entfernt.

Nun legten Jim und T.O. auch beide ganz besondere Maßstäbe an eine Partnerschaft - nämlich ihre eigene. Es reichte nicht, ein erstklassiger Fahrer zu sein. Da war noch mehr. Ehrgefühl, Ethik, die Bereitschaft, notfalls auch mehr zu geben, als man je zurückerhalten konnte... und all das mußte in absoluter Zuverlässigkeit und blindem gegenseitigen Verstehen und Vertrauen münden.

Männer wie Henry Ryland, der Highway King, oder Pat O’Neill wären die idealen Partner gewesen. Doch beide hatten vor gut 35 Jahren die größte Spedition im Süden der USA aus dem Boden gestampft, die »Ryland Trucking Company« (RTC),