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Dieser Band enthält folgende Romane: Ohne uns, Buster Tom (Bill Garrett) Ein Dutzend schlimmer Wölfe (Glenn Stirling) Der Railroad-Trick (W.K.Giesa) Mad Dog Hicks ist wieder da. Der tolle Hund ist bekannt dafür, dass er die Eisenbahn überfällt und alles raubt. Doch dieses Mal raubt er nichts, nimmt nur einen Mann mit. Er hat etwas vor, das fühlt auch Rio Grande Charly, der von Richter Parker auf den Verbrecher angesetzt wird. Was hat die hübsche Julie Culver damit zu tun? Mad Dog ist ein Mann ohne Gewissen und geht über Leichen.
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Seitenzahl: 380
Extra Western Dreierband 5 - Drei Romane in einem Band
Copyright
Ohne uns, Buster Tom
Ein Dutzend schlimmer Wölfe
Der Railroad-Trick
Dieser Band enthält folgende Romane:
Ohne uns, Buster Tom (Bill Garrett)
Ein Dutzend schlimmer Wölfe (Glenn Stirling)
Der Railroad-Trick (W.K.Giesa)
Mad Dog Hicks ist wieder da. Der tolle Hund ist bekannt dafür, dass er die Eisenbahn überfällt und alles raubt. Doch dieses Mal raubt er nichts, nimmt nur einen Mann mit. Er hat etwas vor, das fühlt auch Rio Grande Charly, der von Richter Parker auf den Verbrecher angesetzt wird. Was hat die hübsche Julie Culver damit zu tun?Mad Dog ist ein Mann ohne Gewissen und geht über Leichen.Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER EDWARD MARTIN
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Alles rund um Belletristik!
Western von Bill Garrett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 110 Taschenbuchseiten.
Aus momentaner Verärgerung kündigen Hep Waller und Jimmy Copper ihren Job bei Coppers Vater. Auf der Sumner-Ranch werden sie gerne genommen, stellen aber rasch fest, dass ihnen der militärische Umgangston nicht passt. Doch als in der Nacht mehrere hundert Rinder abgetrieben und Kameraden als Geiseln genommen werden, hält die Mannschaft zusammen. Bei der Befreiungsaktion geht jedoch etwas gründlich schief.
Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
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© Roman by Author / Cover: Edward Martin
© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Es war auf einmal still im Central Saloon von Tucson. Alle schauten zu dem Tisch, an dem nur Fremde saßen. Zwei Cowpuncher aus dem Norden und jene beiden eleganten Burschen, die schon tags zuvor Hand in Hand gespielt und eine Gruppe von Morrisons Leuten um die Lohngelder erleichtert hatten.
Einer dieser eleganten Burschen war aufgestanden und hielt den Colt in der Faust. Niemand hatte gesehen, wie er gezogen hatte. Die Cowpuncher waren so überrascht, dass sie sofort die Hände hoben.
„Das wirst du mir nicht noch einmal an den Kopf werfen, Mister“, sagte er mit Schärfe in der Stimme, zupfte mit der Linken die Jacke glatt, und richtete die Waffe mit einer nachdrücklichen Geste auf das Gesicht des einen Cowboys.
„Was ich gesehen habe, habe ich gesehen“, erwiderte der Cowboy vorsichtig. Sein Gefährte nickte auf die gleiche Weise.
„Mein lieber Junge, du scheinst nicht ganz genau zu wissen, mit wem du dich anlegst“, erwiderte der Mann mit dem Revolver. „Sage noch einmal, was du gesehen haben willst, und du hast ein Loch im Kopf. Dann siehst du nie mehr etwas.“
Rip O‘Hagan, ehemaliger US Marshal und Besitzer des Saloons, nahm seinen Knotenstock in die Faust und lief schnell um den Tresen. „Einen Augenblick!“, rief er. „Ich dulde hier keinen Streit, Mister Early!“
Der Mann mit dem Revolver in der Faust machte schmale Augen. „Halten Sie sich raus, O‘Hagan!“
„Ich dulde hier keine Schießerei!“, rief O‘Hagan, hinkte zu Early und streckte die Hand nach dessen Revolver aus.
Early trat rasch zurück. „Hauen Sie ab, sonst kriegen Sie die erste Kugel in den Bauch!“ Er richtete die Waffe auf den Saloonbesitzer und spannte den Hammer.
Rip O‘Hagan erbleichte, doch nicht vor Furcht, sondern vor Zorn. Seit seiner Verletzung, wegen der er auch das Marshalamt abgegeben hatte, war er nicht mehr der Mann, um solchen Burschen bedingungslos gegenübertreten zu können.
„Ich werde den Marshal holen!“, zischte er und stieß den Stock auf.
„Sie bleiben da stehen und rühren sich nicht!“, sagte Earlys Partner, stand auf und griff zur Waffe. Er legte auf Rip O‘Hagan an, während Early die beiden Cowboys wieder aufs Korn nahm, die die Arme hatten sinken lassen, sie aber prompt wieder hochrissen.
Unter den Gästen befanden sich Jimmy Copper, der jüngste Sohn des Circle-C-Ranchers, und Hep Waller, ein Cowboy der Circle-C. Sie standen am Tresen und hielten die Biergläser noch in den Händen.
Hep Waller, klein, rothaarig, irischer Abstammung, ein Mann, der nicht wusste, was Kneifen ist, grinste dürr. Daraufhin setzte Jimmy das Glas auf den Tresen, schob den Hut aus der Stirn und trat auf den Tisch zu.
„Mister!“, sagte er und sah Early dabei an. „Sie befinden sich hier in Tucson, und wir, die hier leben, sehen es nicht gern, wenn jemand den Revolver auf Mister O‘Hagan richtet und mit ihm in dieser Weise redet, wie Sie das tun. Stecken Sie den Revolver ein, wie er es verlangt hat!“
Early lachte spöttisch und richtete die Waffe auf Jimmy Copper. „Ach! Mister O‘Hagan ist wohl ein ganz Großer?“
Jimmy blieb stehen und nickte. „Das trifft die Sache ziemlich genau.“
„So? Und wer sind Sie?“
„Das ist einer, hinter dem ich stehe“, ließ sich da Hep gelassen vernehmen. Er trank sein Glas aus, stellte es auf den Tresen und stützte sich auf die Ellenbogen.
Early verzog den Mund zu einem mitleidigen Lächeln. „So! Und wer steht hinter dir?“
„Der Tresen!“, sagte Hep. „Daran halte ich mich ja fest. Aber das heißt nicht, dass ich besoffen bin, schon gar nicht, dass Sie mich auf so vertrauliche Art anreden können. Nehmen Sie Ihr Schießeisen weg! Wir haben so etwas nicht gern vor dem Magen.“
„Also bitte!“, sagte Rip O‘Hagan. „Regeln Sie Ihren Streit auf gütliche Art und Weise.“
„Sie sollen Ihr Maul halten, O‘Hagan!“, zischte Early.
Hep Waller knallte die Hand auf den Tresen, setzte sich in Bewegung und trat an Jimmys Seite. „Also, da bin ich doch geschmiert und gebügelt! Da hat er nun ein paar große ausgewachsene Ohren am Kopf, dass er auf einer Ohrenschau glatt den ersten Preis gewinnen könnte. Aber hören tut er nichts. Nein! Der hört überhaupt nichts. Würde er nicht stehen, könnte unsereiner meinen, er sitzt auf seinen Ohren.“
„Hör mal zu, du Preisrichter!“, zischte Early gereizt. „Du bist wohl ein Komiker, was?“
Hep zuckte die Schultern. „Ich habe es jedenfalls gern, wenn man über meine Witze lacht.“
„Deine Witze sind aber nicht komisch!“, bellte Early.
„Es glückt einem im Leben eben nicht alles“, sagte Hep.
Early wedelte mit dem Revolver. „Raus hier!“ brüllte er. „Zieht ab, ihr verdammten Kuhtreiber!“
„Ja!“, rief sein Partner. „Verschwindet, oder es knallt.“
„Ich muss doch bitten!“, rief Rip O‘Hagan laut.
„Halt dich mal ‘raus, Rip!“, sagte Jimmy, den Blick auf Earlys Revolver gerichtet. Darm flog er schon vorwärts. Er schnellte aus dem Stand heraus nach vorn, und Hep stürzte mit.
Zwei Stühle standen ihnen im Weg, die sie wütend an den Lehnen packten und hochrissen. In deren Sitzbretter hinein krachten die Schüsse von Early und dessen Partner. Und damit hatte es sich für sie. Sie kamen nicht noch einmal zum Schuss. Jimmy warf den Stuhl zur Seite, hechtete über den Tisch und riss Earlys Partner zu Boden. Hep schwang den Stuhl hoch und schlug ihn Early auf den Kopf, dass er auf der Stelle zusammenbrach und liegenblieb.
„So wird‘s gemacht!“, sagte Hep wütend und feuerte den Stuhl zur Seite.
Jimmy hatte mehr Mühe mit seinem Gegner. Der wehrte sich in wilder Verbissenheit. Jimmy wand ihm den Colt aus der Faust, warf ihn zum Tresen und wollte sich erheben. Doch da zog der Mann ein Messer aus seiner bunten Halsschleife.
„Jimmy“, rief Rip O‘Hagan keuchend.
Jimmy hatte das jedoch gesehen, wenn auch fast zu spät. Er ließ sich sofort wieder fallen, begrub seinen Gegner unter sich und hämmerte ihm die Fäuste in den Leib, dass er das Messer losließ.
„Jimmy, hör auf!“, krächzte Rip O‘Hagan nach einer Weile. „Du schlägst ihn ja tot.“
„Nur nicht so zimperlich!“, meinte Hep. „Ein bisschen Staubzucker hat noch keinem geschadet. Auf irgendeine Weise muss er ja erfahren, wie er sich hier zu benehmen hat.“
Jimmy ließ von dem Mann ab und erhob sich. Sein Gesicht glänzte vom Schweiß. „Dieser Hundesohn!“, schnaufte er. „Habt ihr das gesehen? Mit einem Messer wollte er auf mich losgehen. Dabei habe ich etwas gegen Leute, die ein Messer ziehen.“
Hep klopfte ihm auf die Schulter. „Nun hat er ja sein Fett!“
Jimmy rieb sich die aufgeschlagenen Knöchel und fluchte.
„Los, ‘raus mit den Kerlen!“, rief Rip O‘Hagan. Nun kam Bewegung in den Saloon. Die Gäste kamen dem ehemaligen US Marshal zu Hilfe. Jimmy und Hep machten den Männern Platz und begaben sich wieder zum Tresen. Während dann Rip O‘Hagan mit einigen Gästen Ordnung schaffte und sich mit den Cowpunchern aus dem Norden unterhielt, tranken sie beide noch ein Bier. Als sie zahlen wollten, kam Rip O‘Hagan rasch zum Tresen gehinkt.
„Lasst die Cents mal stecken, Jungs!“, sagte er. „Es war Freibier für eure Gefälligkeit.“
„Nicht der Rede wert“, sagte Jimmy. „Aber es ist all right, Rip!“
„Wir sind gern eingesprungen“, meinte auch Hep.
Sie grüßten und verließen den Saloon. Von den beiden anderen war weit und breit nichts mehr zu sehen.
„Rausschmeißer, das wär‘ auch ein Job“, grinste Hep und trat an sein Pferd. „Pro Hut zwei Biere. Nicht schlecht.“
„Dafür wäre Tucson aber nicht die richtige Gegend“, meinte Jimmy, während er unter dem Haltebalken hindurch turnte. „In so einer ruhigen Gegend würden wir bei solchen Preisen glatt verdursten.“
Da gingen die Schwingtüren, und die beiden Cowboys aus dem Norden traten auf den Sideway.
„He, ihr!“, rief der eine. Er war ein langer schlanker Bursche von zwanzig Jahren. „Wollt ihr nicht noch auf ein Bier bleiben? Wir hätten ja schließlich noch etwas miteinander abzumachen. Ich bin Walt Hulligan. Er heißt Flint Sayer.“
Sie kamen an den Haltebalken und gaben Jimmy und Hep die Hand.
„Dann trinkt mal noch eins auf unser Wohl“, sagte Jimmy, nachdem auch er und Hep sich vorgestellt hatten. „Wir sind ziemlich in Eile.“
„Nanu, nanu?“, grinste Walt Hulligan und schob sich den Hut aus der Stirn. „Ich habe gedacht, ihr habt keine Arbeit. Ich wollte euch gerade einen Job anbieten. Wir sind von der Sumner-Ranch. Habt ihr davon schon gehört?“
„Nee!“, sagte Hep. „Aber Arbeit haben wir. Wir sind praktisch fürs Leben damit eingedeckt. Wir sind nur zwei, haben aber glatt für vier zu schuften.“
„Dann seid ihr aber ganz schön bekloppt“, grinste Hulligan. „Für wen schuftet ihr denn?“
„Circle-C-Ranch!“, antwortete Jimmy.
Hulligan sah von einem zum anderen. „Das scheint aber ein mieser Laden zu sein. Schmeißt doch die Klamotten hin. Auf der Sumner-Ranch kommen Kaliber wie ihr immer unter. Es gibt dreißig Dollar im Monat und das Futter. Zum Round-up eine Extraprämie. Und der Laden läuft, sage ich euch! Wie geschmiert. Der Betrieb ist genau eingeteilt. Jeder weiß, was er zu tun hat. Da hat sich noch keiner übernommen. Der Boss ist eine Wucht, der Ranchvormann ist eine Eins, und die Jungs, ha, sie sind der lustigste Verein, den ich je erlebt habe. Da weiß jeder, was er zu tun hat, und wenn er damit fertig ist, dann ist er fertig, selbst wenn es morgens um zehn ist. Wenn ihr in den Laden ‘reinguckt, sieht‘s aus wie in einem Uhrwerk. Das läuft von selbst. Da steht praktisch nur einer mit der Ölkanne da und schmiert. Stimmt‘s, Flint?“
Sein Partner nickte.
Hep sah Jimmy verdrossen an. „Ja, eine Ölkanne, das wäre genau das, was wir auf der Circle-C brauchen. Leider ist nichts zu machen. Wir stehen da im Wort.“
„Ja, leider!“, sagte auch Jimmy.
„Na, es könnte ja mal sein“, sagte Hulligan. „In Tuba City erklärt euch jedes Kind den Weg zur Sumner. Dort braucht ihr dann nur nach Hulligan zu fragen. Ich habe eine ziemliche Nummer beim Boss. Wenn ich sage, ihr seid all right, dann seid ihr für den Boss all right. Und wenn ihr auftaucht, werde ich sagen, dass ihr all right seid.“
Hulligans Gefährte nickte. „Ja, er hat eine ziemliche Nummer beim Boss. Vielleicht treibt euch der Wind mal vorbei. Dann fragt nur nach ihm.“
Jimmy und Hep schwangen sich in die Sättel. „Adios, Freunde!“, rief Jimmy, zog den Pinto um die Hand und ritt an.
Hep winkte den beiden. „Lasst es euch gutgehen! Vielleicht kommen wir mal vorbei.“
„Ja, vergesst es nicht!“, rief Hulligan. „Auf der Sumner werden immer gute Leute gebraucht. Vergesst es nur nicht!“
Jimmy und Hep winkten. Auch Hulligan und sein Partner winkten.
„Wir hätten vielleicht doch noch mal auf ein Bier mit ihnen hineingehen sollen“, meinte Hep, als sie aus der Stadt ritten. „Die nächsten vier Wochen werden wir Tucson nicht wiedersehen.“
„Wir werden das schon ertragen!“, brummte Jimmy.
„Was bleibt uns denn anderes übrig?“, erwiderte Hep stocksauer.
Sie ritten Seite an Seite die Straßen entlang und hingen ihren Gedanken nach, die die gleichen waren. Beide dachten sie an das Uhrwerk da oben bei Tuba City, wo ein Mann seine Ruhe hatte, sobald seine Arbeit erledigt war.
Zwei Stunden später erreichten sie die Circle-C-Ranch. Jimmys Vater, Tom Copper, Boss der Circle-C, der in einem Umkreis von fünfzig Meilen Buster Tom genannt wurde, wenn die Leute von ihm sprachen, stand vor dem Haus und erwartete sie bereits.
„Na, alles erledigt?“, rief er quer über den Hof, während sie zum Sattelplatz ritten. „Ihr habt verdammt viel Zeit gebraucht, wisst ihr das?“
Jimmy verdrehte nur die Augen. Hep verlor ebenfalls kein Wort. Sie stiegen vor dem Stall von den Pferden und sattelten ab.
„Well!“, rief Buster Tom. „Nehmt euch gleich frische Pferde und reitet zu Mexico hinaus. Zuvor könnt ihr aber zu Matt gehen. Der braucht euch auch. Sobald ihr die Arbeit erledigt habt und von Matt und Mexico nicht mehr gebraucht werdet, könnt ihr einen Wagen anspannen und zur Südweide fahren. Es ist längst an der Zeit, dass mal zwei dort ein bisschen den Tumbleweed von der Weide schaffen.“
Jimmy riss sich den Hut vom Kopf. „Wir haben vierzig Grad im Schatten. Vater.“
Buster Tom stemmte die Fäuste in die Hüften. „Meinst du mit wir euch beide? Dann muss ich dir sagen, dass wir anderen diese Temperatur auch haben. Und wir fühlen uns verdammt wohl dabei, obwohl wir uns den Bauch nicht voll Bier gekippt haben.“
Der Rancher machte kehrt und lief ins Haus.
Jimmy und Hep sahen sich an. In diesem Moment kamen Matt und Sten aus dem Pferdestall.
„Ach, da seid ihr ja endlich!“, rief Matt Jackson. Er war der Ranchvormann. Er war in Buster Toms Alter und mit ihm befreundet, da er und Buster Tom die Circle-C aufgebaut hatten. Vor vielen Jahren. Deshalb duzten sie sich auch.
Jimmy und Hep fuhren herum wie Füchse, die auf den Schwanz getreten worden waren.
„Was heißt hier, da seid ihr endlich?“, knurrte Jimmy gereizt.
„Weil ich den ganzen Morgen schon auf euch warte“, erwiderte Matt Jackson trocken. „Wir wollen hinter den Corrals einen Schweinestall bauen. Drei Fuß hoch, und so lang, dass ein Eber und fünf Muttersäue Platz darin haben.“
„Und wie lang sind ein Eber und fünf Muttersäue?“, fragte Hep wütend.
„Legt euch einfach nebeneinander und messt das aus“, sagte Matt Jackson. „Wo sechs von euch Platz haben, da passen auch sechs Schweine hinein. Ausgewachsene!“
„Das habe ich doch schon immer gesagt“, brummte Sten grinsend, machte kehrt und verschwand wieder im Stall.
Nun riss sich auch Hep den Hut vom Kopf. Aber er feuerte ihn vor Matt auf die Erde. „Wir sollen den Schweinestall bauen? Sollen wir die Schweine vielleicht auch hüten?“
„Was regst du dich denn so auf?“, erwiderte Matt Jackson. „Schweine sind in Mode. Und wer auf ein Rind aufpassen kann, der kommt doch auch mit Schweinen zurecht. Der Boss ist jedenfalls der Ansicht, dass ihr beide durchaus dazu zu gebrauchen seid.“
„Du bist wohl vom Affen gebissen worden?“, brüllte Hep.
Jimmy streckte die Hand vor. „Also jetzt mal langsam, Matt! Hep und ich, wir sollen einen Schweinestall bauen. Gut. Und wir sollen die Schweine dann auch hüten?“
Matt Jackson zuckte die Schultern. „Wenn ihr den Stall baut, dann seid ihr doch von Anfang an drin in dem Geschäft. Ich verstehe überhaupt nicht, dass ihr so gereizt seid. Eine richtig prima Schweinezucht aufzubauen, das kann doch eine Lebensaufgabe sein. Reizt euch das denn nicht?“
„Es reizt uns schon!“, knurrte Hep. „Aber nicht so, wie du dir das vorstellst. Sie kocht uns über, wenn wir nur daran denken. Die Galle meine ich. Du wirst doch nicht im Ernst glauben, dass ich hinter einem Schwein herreite.“
„Ein Schwein …“, sagte Matt Jackson.
„Sei still!“, unterbrach ihn Jimmy wütend. „Ich kann das Wort Schwein nicht mehr hören. Mir sticht dann nämlich sofort der Gestank in die Nase, den die Biester verbreiten.“
„Well!“, knurrte Hep. „Ich muss auch gleich kotzen.“
Matt furchte die Brauen. „Ach, diese Arbeit ist euch wohl zu dreckig, he?“
Jimmy und Hep sahen sich an. „Was hier fehlt, mein Junge, das ist eine Ölkanne“, sagte Hep.
Jimmy spie aus. „Eine Ölkanne wäre vielleicht glatte Verschwendung. Dieser Laden taugt nie zu einem Uhrwerk.“
Buster Tom trat wieder aus dem Haus. Als er die drei Männer vor dem Stall stehen sah, kam er sofort auf sie zu.
„Willst du wirklich einen Schweinestall bauen?“, rief Jimmy gereizt. „Wir waren uns doch immer einig, dass wir nie …“
„Schweine bringen gutes Geld!“, brummte Buster Tom. „Und dem Geld seid ihr ja schließlich mächtig zugetan.“
„Das ist ja das Neueste, was ich höre!“, fauchte Hep.
„Schweine!“, sagte Jimmy und schüttelte den Kopf.
„Du sollst sie ja nicht fressen, sondern nur hüten“, warf Matt Jackson ein. „Schweine sind neuerdings ein Bombengeschäft.“
Jimmy fuhr herum. „Wieso ich?“
„Na, dann macht das eben Hep“, sagte Buster Tom.
„Von unseren Rindern kenne ich jedes Gesicht“, erwiderte Hep verärgert. „Aber Schweine kann ich nicht auseinanderhalten. Für mich sieht da eine Sau aus wie die andere.“
„Also, wenn ihr nicht wollt, dann lassen wir‘s eben!“, rief Buster Tom mit Stentorstimme. Sein Gesicht wurde dunkel, und an seinem faltigen Hals trat die Schlagader hervor.
Matt Jackson wollte die Wogen glätten und sagte ruhig: „Baut doch erst einmal den Stall, Jungs. Dann sehen wir schon weiter.“
„Meinetwegen!“, sagte Hep. „Aber wenn es an mir hängen bleibt, nehme ich meinen Hut. Ich bin ein Rindermann. So lange ich denken kann, bin ich ein Rindermann.“
„Nun werde nicht gleich komisch, du Rindermann!“, versetzte Buster Tom. „Von deiner Ehre will dir hier keiner etwas abschneiden.“
Hep stülpte den Hut auf. „Dazu wäre hier auch keiner in der Lage!“, brummte er.
„Dann rege dich auch nicht auf!“, erwiderte Buster Tom.
„Ich rege mich auf?“, rief Hep und riss sich den Hut wieder vom Kopf.
„Ja, du regst dich auf und brüllst hier herum, weil dir die Arbeit nicht ansteht“, rief Matt Jackson.
Hep starrte dem Vormann wütend ins Gesicht. „Mir steht die Arbeit nicht an?“
Jimmy klopfte ihm auf den Rücken. „Komm, Hep! Bauen wir den Stall. Drei Fuß hoch. Warum denn nicht?“
„Wieso denn nur drei Fuß?“, forschte Hep.
„Schweine sind nun mal nicht größer“, grinste Matt Jackson.
„Da seht ihr es ja! Ich weiß nicht einmal das!“, bellte Hep und stülpte sich den Hut wieder über das feuerrote Haar. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nichts mit Schweinen zu tun gehabt.“
„Also, entweder ihr baut den Stall, oder ihr sucht euch eine andere Arbeit“, sagte Buster Tom. Seine Stimme klang plötzlich ruhig, obwohl er innerlich geradezu kochte.
„Was soll denn das?“, meinte Jimmy zornig. „Wir weigern uns doch gar nicht. Wir wollen die Schweine nicht hüten. Darum geht es!“
„Wenn ihr den Stall nicht baut, könnt ihr gehen!“, polterte Buster Tom. „Und es ist nicht nur von Hep die Rede, sondern auch von dir, mein Sohn.“
Jimmy und Hep sahen sich an.
„Also, wenn du die Sache so hochspielen willst, Vater!“, meinte Jimmy kühl.
„Well, wenn Sie die Sache so hochspielen wollen, Boss“, sagte auch Hep. „Vor zwei Stunden haben wir beide ein ziemlich gutes Angebot ausgeschlagen.“
Buster Tom sah von einem zum anderen. Sein Ärger war plötzlich weg.
„Die Circle-C ist ja schließlich nicht die Welt“, meinte Jimmy gelassen. „Ich sehe da gar nicht ein …“
„Dann geht doch!“, polterte Buster Tom. „Dann lauft doch eurem ziemlich guten Angebot nach.“
Er sah noch einmal wütend von einem zum anderen, machte kehrt und verschwand im Haus.
Jimmy und Hep grinsten. Hep zog sich die Hosen hoch. „Weit kann der sehr ehrenwerte Mister Hulligan ja noch nicht sein“, sagte er und warf Matt Jackson einen kurzen Blick zu.
„Mister Hulligan?“, fragte Matt auch sofort. „Wer ist denn das?“
Jimmy wedelte mit der Hand. „Ein Freund von uns, der wiederum mit dem Boss der Sumner-Ranch befreundet ist. Er hat uns vor zwei Stunden in Rip O‘Hagans Saloon bei einer ziemlichen Menge Freibier einen Job auf der Sumner-Ranch geradezu aufgedrängt. Bei bester Bezahlung!“
„Dreißig Dollar im Monat und Prämien!“, sagte Hep und hob die Hand.
„Was?“, fragte Matt Jackson verblüfft.
Hep nickte. „Und der Laden dort läuft wie ein Uhrwerk.“
Jimmy grinste. „Adios! Wir sind in Eile. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“
„Wenn wir gemachte Leute sind“, sagte Hep. „Grüß die Jungs!“
Sie nahmen ihre Sattelpacken, gingen in den Stall und sattelten ihre Pferde. Jimmy nahm seinen Pinto und Hep einen alten Braunen, der ihm persönlich gehörte.
Sie waren noch nicht fertig, als Matt Jackson hereinkam. „Habt ihr euch das auch gründlich überlegt?“
„Was gibt es denn da zu überlegen?“, meinte Jimmy, ohne aufzusehen. „Der Boss hat uns gefeuert, und wir gehen.“
„Stimmt!“, meldete sich Hep aus der anderen Box. „Das ist die Lage. Wir sind gefeuert worden. Dass wir dabei nicht auf den Arsch fallen, sondern gleich etwas Besseres finden, mag euer Ärger sein. Uns ist das ein Vergnügen. Stimmt‘s, Jimmy?“
„Stimmt!“
„Schweine züchten!“, knurrte Hep, als er den Braunen aus der Box drückte. „Ohne uns, Buster Tom!“
„Well, ohne uns!“, sagte auch Jimmy. Hep blieb vor Matt Jackson stehen und klopfte ihm vor die Brust. „Mit einem Rind kann man sich wenigstens noch unterhalten, wenn man da draußen auf Wache hockt und so gar niemanden hat; aber ein Schwein, Matt, das grunzt einen doch nur an.“
„Ja, ja, das letzte Wort ist ja auch noch nicht gefallen“, meinte Matt Jackson kleinlaut. „Jimmy, deine Mutter stürzt doch aus allen Wolken, wenn sie von Camp Lowell zurückkommt.“
„Lass dich nicht weichmachen, Jimmy!“, rief Hep über die Schulter.
„Bei dir piept es wohl!“, antwortete Jimmy. „Du bildest dir doch nicht etwa ein, dass ich jetzt zu meinem Vater hinüberlaufe und ihn auf den Knien bitte, uns wieder einzustellen.“
„Ich könnte das schon einrenken“, sagte Matt Jackson. „Reitet zu Mexico hinaus und helft ihm, ich rede inzwischen mit Buster Tom.“
„Auf Gnade sind wir nicht angewiesen“, sagte Jimmy.
Matt Jackson folgte ihm. „Himmelsakra! Ihr könnt doch hier nicht einfach wegrennen!“
„Jimmy Copper und Hep Waller, Tuba City, Sumner-Ranch. Das ist die Anschrift“, sagte Jimmy.
Er gab seinem Pinto die Sporen. Auch Hep jagte sein Pferd vorwärts. Er riss sich den Hut vom Kopf und stieß ein schrilles „Jippije!“ aus.
Bügel an Bügel galoppierten sie über die Holzbrücke vor der Ranch, dass es nur so krachte und knallte.
Matt Jackson blieb stehen und schaute ihnen nach. Nach einer Weile kam Buster Tom aus dem Haus, das Gesicht missmutig verzogen und mit schwerfälligen Schritten.
„Hast du nichts mehr machen können, Matt?“, krächzte er.
„Das sind doch zwei sture Büffel!“
Buster Tom biss sich auf die Lippe, dann sah er seinen Vormann brummig an. „Warum habe ich mir von dir bloß die Idee mit den Schweinen in den Kopf setzen lassen, he?“
„Die Ranch braucht Geld, Tom!“
„Ach was!“, stieß Buster Tom hervor. „Schluss damit! Uns laufen ja alle Leute weg. Und überhaupt, Morrison sind vorige Woche vier Schweine in der Hitze krepiert. Ich glaube, das wird hier sowieso nichts.“
„Wie du meinst!“
Sie blickten nach Norden. Von den beiden Reitern war nur noch die Staubglocke zu sehen, die von den Pferdehufen aufgewirbelt worden war.
„Wo reiten sie denn hin?“, fragte Buster Tom nach einer Weile des Stehens und des Schweigens.
„Sumner-Ranch!“
„Was? Wo ist denn das?“
„Oben bei Tuba City!“, sagte Matt Jackson und lachte.
Buster Tom sah ihn schräg an. „Die reiten ans Ende der Welt, und du lachst!“
„Mir fällt eben ein: Sumner ist ein alter Offizier. Er hat dreißig Jahre in der Armee Dienst getan. Dann ist er entlassen worden. Leider nur als Colonel, und er wäre gern noch General geworden. Ich habe vor Wochen mal mit einem Mann gesprochen, der auf der Sumner aufgehört hat. Er hat die Ranch mit einer Kaserne verglichen. Der Laden käme dem Betrieb in einem Fort gleich. Mit Wecken, Zapfenstreich und so. Das gefällt Jimmy und Hep nie. Die sehen wir bald wieder. Da bin ich sicher.“
„Na, ich nicht! In ihrer Bockigkeit sind die imstande, eine Menge auf sich zu nehmen. Nur um uns hier zu reizen. – Du schreibst ihnen gleich heute einen Brief.“
Matt lächelte überrascht. „Soll ich ihnen schreiben, dass du dich entschuldigen willst?“
„Wie kommst du denn darauf?“, forschte Buster Tom gereizt.
„Na, ich dachte! Was soll ich denn sonst schreiben?“
Buster Tom blickte grübelnd zu Boden, rieb sich das Ohr und den Nacken und sah Matt dann stirnrunzelnd an. „Also, du lässt erst mal grüßen, dann holst du ein bisschen aus und schreibst
vom Wetter und so weiter. Nur nicht direkt auf das Ziel losgehen, verstehst du? Ganz am Schluss, wenn die schon glauben, es käme nichts mehr, da …“
„Setze ich deine Entschuldigung hin. Mit einem kurzen Satz natürlich nur.“
„Quatsch! Nein! Wer sagt denn so etwas? Ganz zum Schluss kommst du auf die Schweine zu sprechen und erklärst ihnen, dass du mir das eingeredet hast, aber dass es nun, nach reiflicher Überlegung, mein fester Wille wäre, die Sache nicht in Angriff zu nehmen. – Ja, nicht in Angriff zu nehmen! Das sind die richtigen Worte. Natürlich musst du auch schreiben, warum. Sonst kommen die ja auf den Gedanken, ich hätte es mir nur wegen ihnen überlegt. Schreib, dass wir es wegen der Hitze nicht machen. Das mit den Schweinen ist dir ja schließlich auch eingefallen. Denk nur gründlich nach!“
Er schlug Matt auf die Schulter und kehrte ins Haus zurück.
Matt sah ihm verblüfft nach und schüttelte den Kopf. „Da schlag doch der Blitz drein!“, murmelte er grimmig. „Jetzt bin ich wieder an allem schuld! Einen Brief soll ich schreiben! Ich habe seit vierzig Jahren keinen Brief mehr geschrieben. Noch nie in meinem Leben habe ich das getan.“
Jimmy und Hep hielten die Pferde an und saßen ab. Die Sonne brannte vom Himmel. Nirgends gab es auch nur einen Fetzen Schatten. Sie waren beide verstaubt und nass vom Schweiß.
„Es ist die Fährte von Hulligan und seinem Partner“, sagte Hep hartnäckig. „Das kannst du mir glauben.“
Jimmy ließ die Zügel fallen, machte schmale Augen und blickte die Fährte entlang, die wie ein geschleuderter Speer nach Westen wies. „Die Richtung stimmt aber nicht, Hep. Die beiden Burschen reiten jetzt schnurstracks nach Westen. Die Sumner-Ranch liegt aber im Norden.“
Hep spie aus. „Hulligan wird eben noch etwas im Westen zu erledigen haben.“
„Na, ich weiß nicht!“, maulte Jimmy. „Gefallen tut es mir nicht.“
„Aha! Hast jetzt die Schnauze schon voll, was?“
„Willst du dich mit mir streiten?“
„Ich?“, grinste Hep.
„He da, ihr beiden! Nehmt mal die Flossen hoch!“, tönte es plötzlich hinter ihnen.
Sie sahen sich überrascht an, hoben die Arme und drehten sich langsam um.
Es waren drei Männer. Weiße! Keine Roten, die eigentlich hier oben im Norden für einsame Wanderer die einzige Gefahr darstellten, von Klapperschlangen und anderen Widerwärtigkeiten abgesehen.
Zwei von ihnen waren Jimmy und Hep bekannt. Es waren Early und dessen Partner, der sich in Rip O‘Hagans Saloon zu guter Letzt hatte mit dem Messer gegen Jimmy zur Wehr setzen wollen. Den dritten hatten sie beide noch nie gesehen. Er war nicht so elegant gekleidet wie die Spieler, war bedeutend älter und trug einen großen schwarzen Hut, unter dessen breitem Rand die Augen förmlich zu brennen schienen.
Sie saßen zunächst unbeweglich auf den Pferden, die Gewehre auf Jimmy und Hep gerichtet, die die Arme erhoben hielten und vor Überraschung kaum atmen konnten. An diesem Anblick schienen sich die drei zu weiden.
Dann hob der Mann mit dem schwarzen Hut das Gewehr etwas an und zeigte mit der Waffe auf Jimmy. „Du bist Hulligan, nicht wahr? Also tu den Zaster ‘raus! Aber hübsch vorsichtig, mein Junge.“
„Nein!“, sagte Early. „Er ist nicht Hulligan. Aber die beiden sind uns auch recht. Stimmt‘s, Ferguson?“
Earlys Partner nickte grinsend und starrte Jimmy dabei in die Augen. Jimmy war längst klar, dass er Revanche wollte.
Der Mann mit dem schwarzen Hut sah sich verwundert um. Dabei wurde sein Gesicht noch dunkler, als es unter dem Schwarzen Hut ohnehin schon wirkte.
„Was?“, knurrte er.
Early trieb sein Pferd vorwärts, ritt an ihm vorbei und hielt dicht vor Jimmy an, schwang sich aus dem Sattel und stapfte zu Hep. „Nun, du Komiker! Hast du jetzt vielleicht auch einen Witz auf Lager? Wir möchten gern lachen.“
„Early!“, rief der Mann mit dem Schwarzen Hut krächzend. „Sind es nicht die Kerle von der Sumner-Ranch?“
„Nein, Laslow!“, erwiderte der Spieler. „Aber mit diesen Schurken haben Ferguson und ich etwas abzumachen. Stimmt‘s, Ferguson?“
Sein Partner nickte abermals. „Well, Laslow!“, sagte er. „Da wir sie gerade vor den Rohren haben, sollten wir ihnen auf jeden Fall eine Abreibung verpassen. Das meinst du doch, Early?“
„Ja, davon rede ich!“, brummte Early und rammte Hep die Gewehrmündung in den Bauch. „Los, deinen Witz jetzt!“
Hep zuckte vor Schmerz zusammen und presste die Hände auf den Leib. Dabei zog er den linken Mundwinkel so tief herab wie noch nie zuvor, stöhnte und keuchte. Early richtete ihn mit einem Haken wieder auf, der Hep jedoch nicht nur auf die Hacken riss, sondern rücklings in den Sand warf.
Erst dort im Sand kam Hep wieder zu sich. Sekunden später hätte sich Early eigentlich eingestehen müssen, ihn ein zweites Mal unterschätzt zu haben. Doch dazu kam Early nicht mehr.
Early wartete darauf, dass sich Hep erheben würde. Doch der kleine Ire dachte gar nicht daran. Er schaute kurz und wütend auf seinen Hut, der ihm heruntergefallen war und auf seinem verbeulten Rand durch den Sand rollte, dann griff er zum Colt. Seine Rechte zuckte an das Halfter und schwang mit der Waffe wieder zurück, so schnell und vehement, dass die Bewegung nicht einmal im Ansatz zu erkennen war. Dann krachte die Waffe schon.
Early riss den Abzug durch. Doch seine Handlung war eine reine Reflexbewegung. Heps Kugel saß ihm schon im Leib, als er das Gewehr abfeuerte. Das Geschoss peitschte dicht neben Heps Kopf in den Sand. Early fiel lang auf das Gesicht. Dabei rammte er das Gewehr mit dem Lauf in den lockeren Boden hinein, dass es wie eine Lanze neben seinem Kopf aus dem Sand ragte.
Noch ehe Heps Schuss krachte, bewegte sich auch Jimmy. Da die anderen Männer ihre Gewehre auf ihn gerichtet hielten, warf er sich erst einmal mit einem wilden Satz zur Seite. Ihre Geschosse fetzten prompt dort in den Boden, wo er zuvor gestanden hatte. Er verlängerte den Sprung zu einer Rolle und zog, während er sich überschlug, den Colt, kam auf die Knie, riss die Waffe hoch und feuerte.
Sein Schuss traf den Mann mit dem schwarzen Hut, der sein Pferd bereits herumgeworfen hatte, um es auf Jimmy zuzutreiben. Er zuckte zusammen, trieb das Pferd weiter um die Hand und jagte dann aus dem Stand heraus im Galopp davon. Nach dem ersten Galoppsprung des Pferdes sank er über dem Sattelhorn zusammen.
Earlys Partner folgte ihm. Hep hatte zweimal auf ihn geschossen, doch dabei besser geflucht als gezielt. Es dauerte nur Augenblicke, da waren sie verschwunden. Seite an Seite, im gestreckten Galopp.
Jimmy stand auf. Hep kam ebenfalls auf die Füße. Sie schauten in jene Richtung, in der die beiden verschwunden waren, dann gingen sie zu Early. Er war tot. Hep kniete nieder und drehte ihn auf den Rücken.
„Wegelagerer!“, schnaufte er, als er sich wieder aufrichtete. „Hast du das kapiert?“
„Nun ist klar, weshalb sie sich in Tucson schon an Hulligan herangemacht haben“, sagte Jimmy. „Hulligan hat Geld in der Tasche.“
Hep grinste. „Ich auch! Aber nur sieben Dollar. Hulligan wird eine Menge mehr davon bei sich haben. Er wird wissen, dass die Burschen hinter ihm her waren. Vermutlich hat er nur aus diesem Grund die Richtung geändert.“
Jimmy rieb sich den Hals und schaute auf Early hinab. Dann ging er zu seinem Pinto. „Komm, Hep! Lass uns weiterreiten! Von den Burschen werden wir wohl nie wieder etwas zu hören bekommen.“
„Laslow hieß der Halunke mit dem schwarzen Hut“, sagte Hep brütend. „Wenn ich nur wüsste, wo ich den Namen schon einmal gehört habe.“
Hep hob seinen Hut auf. Dann stiegen sie in die Sättel. Early ließen sie liegen, weil sie davon überzeugt waren, dass seine Gefährten zurückkommen würden.
Da Hulligans Vorsprung mehrere Stunden betrug, setzten sie den Weg nach Norden fort. Zwei Tage später erreichten sie Tuba City. Sie beschlossen, sofort zur Ranch zu reiten und sich die Stadt später anzusehen. Vor der Schmiede fragten sie einen Mann nach dem Weg.
„Sumner-Ranch, Sir?“, grinste der Mann. „Nur der Nase nach! Direkt durch die Stadt und immer geradeaus.“ Er sagte das ziemlich zackig, salutierte auch noch wie ein Soldat und lief schnell weg.
Jimmy und Hep sahen sich an. Hep verzog das Gesicht. „Der hat wohl einen Käfer unter dem Hut, oder wie sehe ich das?“
Jimmy grinste. Sie brachten die Pferde wieder in Gang und ritten durch die Stadt An deren Ende fanden sie einen Wegweiser, auf dem zwei gekreuzte Schwerter gemalt waren und der Name der Sumner-Ranch stand.
„Der alte Sumner scheint mir ein alter Kavallerist zu sein“, meinte Hep.
„Vermutlich ein ganz alter“, erwiderte Jimmy mit einer plötzlichen Vorahnung auf die Dinge, die sie da erwarteten.
Die Gebäude der Ranch lagen in einem von sanften Höhenrücken umrandeten Kessel. Das Haupthaus war in Form eines großen L gebaut. Die Nebengebäude standen dahinter, eines neben dem anderen und alle in gleicher Länge. Am Tor war ein Schlagbaum angebracht. Daneben stand eine Hütte als eine Art Wachlokal. Ein Cowboy kam dort heraus, trat an den Balken, stützte die Ellenbogen auf und wartete gelassen, bis Jimmy und Hep hielten.
Jimmy und Hep grüßten. „Wir möchten zu Mister Sumner“, sagte Jimmy.
Der Cowboy blinzelte. „In welcher Angelegenheit möchten Sie den Colonel sprechen?“, fragte er, wobei seine Stimme förmlich rasselte, als er das Wort Colonel aussprach.
„Wir suchen Arbeit“, sagte Hep.
Der Cowboy schüttelte den Kopf. „Da ist hier nichts zu machen, Freunde.“
Jimmy und Hep sahen sich an. Hep bekam vor Wut sofort einen roten Kopf. Er schwang sich aus dem Sattel und stiefelte an den Balken. „Dann rufe mal den Mister Hulligan heraus!“, knurrte er. „Jimmy Copper und Hep Waller wären da.“
„Das geht nicht. Seid ihr Freunde von ihm?“
„Wieso geht das nicht?“, wollte Hep wissen.
„Weil er nicht da ist.“
Hep schlug die Hand auf den Balken. „Dann warten wir. Er wird bestimmt bald kommen. Wir haben ihn in Tucson kennengelernt. Dort hat er uns einen Job auf dieser Ranch zugesagt. Wir sind ihm sofort nachgeritten, haben ihn aber nicht mehr eingeholt. Um ein paar Wegelagerern zu entkommen, hat er einen Umweg …“
„Pitt!“, rief der Cowboy in Richtung des Wachlokals. „Der Sergeant soll zur Wache kommen. Die Pfeifen aus Tucson sind da.“
Hep redete sich und grinste. Doch sein Gesicht färbte sich sofort wieder dunkel. „Wieso Pfeifen, he?“
Aus der Bretterbude kam ein Cowboy, blickte kurz zum Tor und trabte dann davon. Sein Partner ging zur Seite und zog den Schlagbaum hoch. „Dann kommt ‘rein, Freunde!“, sagte er. „Hulligan hat zwar gemeint, ihr würdet erst in einigen Wochen kommen. Aber dem Colonel wird es schon recht sein.“
Jimmy und Hep waren verblüfft. „Hulligan ist schon da?“, fragte Hep, während sie durch das Tor traten.
„Er ist vor einer Stunde angekommen und gleich mit dem Colonel in die Stadt gefahren“, antwortete der Cowboy. „Ich bin Matt Sander!“, stellte er sich vor und ließ den Schlagbaum wieder herunter. „Auf der Ranch bin ich für die Wacheinteilung verantwortlich. Ich werde euch schon mal aufschreiben, für den Fall, dass ihr angenommen werdet. Heute noch nicht, aber morgen seid ihr dann ganz bestimmt dran. Legt ihr Wert darauf, immer zusammen zu sein?“
„Wenn sich‘s machen ließe“, grinste Hep.
Der Cowboy nickte. „All right, dann stell ich euch … na, sagen wir: von drei bis sieben auf die Südweide. Da seid ihr nahe an der Ranch und immer schon aus den Federn, wenn der Betrieb anläuft. Am Anfang ist das ein klarer Vorteil.“
„Von drei bis sieben Uhr früh?“ Hep zog ein langes Gesicht.
„Wolltest du vielleicht nachmittags um drei schon auf Wache ziehen, wenn alle noch arbeiten?“, grinste Matt Sander.
Er zog ein Notizbuch, leckte den Bleistift ab und ließ sich die Namen buchstabieren. „So, das wäre schon mal geritzt“, sagte er, als er das Buch zuklappte und wegsteckte. „Wecken ist immer eine halbe Stunde vor Wachantritt. Aber darum braucht ihr euch nicht zu kümmern. Der Postenführer weckt euch schon aus dem Schlummer.“
„Einen Postenführer habt ihr?“, fragte Jimmy.
„Well, jede Nacht gibt es einen Postenführer“, erklärte Matt Sander freundlich. „Das ist ein großer Betrieb hier. Später, wenn ihr euch eingelebt und als brauchbar erwiesen habt, werdet ihr dazu auch eingeteilt. Von mir!“
Er reckte sich und zog sich die Jacke glatt. Jimmy und Hep waren etwas sprachlos.
„Da kommt der Bulle“, grinste Matt Sander und wies auf einen Mann, der mit dem zweiten Wachtposten über den Hof kam. „Er heißt Sam Clot und ist hier der Sergeant. Also der Vormann! Er legt nicht unbedingt Wert darauf, so angesprochen zu werden. Aber er hört das gern. Es ist übrigens sein alter Dienstgrad. Er hat unter dem Colonel gedient.“
Sam Clot war ein Mann wie ein Baum, groß, massig, mit einem wuchtigen Schädel. Er trug eine verblichene, aber tadellos gewaschene und gebügelte Uniformbluse der US Kavallerie mit den Rangabzeichen eines Master Sergeanten. Er hatte rechts eine lange Narbe im Gesicht. Sie reichte von der Schläfe fast bis zum Kinn.
Matt Sander richtete sich kerzengerade auf und ließ die Arme lang herunterfallen. „Das sind die Männer, von denen Hulligan erzählte, Sergeant“, sagte er, als Sam Clot heran war und aus kleinen runden Augen gespannt von einem zum anderen blickte. „Jimmy Copper und Hep Waller.“
Jimmy und Hep blickten auf seine Narbe, ohne es zu wollen.
„Säbel!“, sagte Sam Clot. Der Klang seiner Stimme verriet, dass er auf diese Verletzung stolz war. „Erste Schlacht von Bull Run. Einundsechzig! – Lassen wir das. Es ist ja schließlich schon die halbe Ewigkeit her.“ Er maß Jimmy und Hep von oben bis unten. „Weiter Weg von Tucson bis hier herauf, wie?“, erkundigte er sich freundlich.
„Es geht“, sagte Hep. „Wir haben uns drangehalten.“
Matt Sander verzog das Gesicht. Sam Clot schnaufte und wurde wieder ernst.
„Wir sind hier vierzig Mann für zwanzigtausend Rinder“, erklärte er. „Da läuft der Laden natürlich nur, wenn Ordnung herrscht. Das Wichtigste dabei sind die Pferde. Dann kommen die Rinder, von denen wir ja schließlich alle leben.“
„Das kennen wir“, sagte Hep. Jimmy nickte.
Matt Sander verzog wieder das Gesicht. Der dicke Sergeant schnaufte abermals.
„Einstellen wird euch der Colonel“, fuhr er fort. „Aber wenn ihr die Burschen seid, von denen Hulligan berichtete, wird die Sache schon klargehen.“
„Na, das will ich aber hoffen, nachdem wir so weit geritten sind“, grinste Hep.
Matt Sander verzog erneut das Gesicht, und der dicke Sergeant schnaufte wieder.
„Ich zeige euch zuerst den Betrieb, dann weise ich euch einem Zug zu. Am besten ist wohl, ich stecke euch in Hulligans Baracke. Er hält ja so verdammt viel von euch.“
„Ja, das wäre uns durchaus recht“, sagte Jimmy.
Matt Sander wandte sich kurz ab. Der Sergeant schnaufte.
„Ich mache euch wohl am besten gleich mit dem Punkt eins a der hier herrschenden Ordnung bekannt“, sagte er gepresst. „Solange ich rede, ist Ruhe im Glied. Habe ich alles gesagt, antwortet jeder, der mich verstanden hat, kurz mit Aye-aye. Nur damit es hinterher keine Missverständnisse gibt. Claro?“
„Aye-aye“, sagte Jimmy. Hep schwieg.
„Du hast mich wohl nicht verstanden?“, grinste der Sergeant. „Also …“
„Doch, doch!“, beeilte sich Hep. „Ja-ja, Aye-aye.“
„Das lernt sich schon noch“, sagte der Sergeant großzügig. „Kommt mit!“
Er setzte sich in Bewegung. Jimmy und Hep sahen sich kurz an. „Aye-aye“, brummten sie beide wie aus einem Munde. Dann nahmen sie ihre Pferde an den Zügeln und folgten ihm.
Die Sumner-Ranch war ein Ranchbetrieb wie jeder andere. Nur größer und von einer geradezu mustergültigen Ordnung. Auf dieser Ranch gab es nichts, für das nicht ein Platz vorgesehen war. Es gab Mannschaftsbaracken und ein Küchengebäude, in dem die Mannschaft die Mahlzeiten einnahm. An jeder Barackentür hing eine Tafel mit den Namen der Cowboys, die gerade für die
Sauberkeit und dieses und jenes verantwortlich waren.
Es gab Zugführer, Postenführer und Matt Sander, der die Wache einteilte. Für alles war irgendein Mann zuständig.
Am späten Nachmittag tauchte endlich Hulligan mit seinem Partner auf. Jimmy und Hep waren froh, sie wiederzusehen, waren das doch die einzigen Männer, die sie kannten. Sie hockten sich zusammen, und Jimmy berichtete Hulligan, wie er sich mit Hep auf den Weg gemacht hatte, und dass sie unterwegs auf Early gestoßen waren.
Hulligan nickte. „Well, Early hat uns verfolgt. Wir sind ihm zum ersten Mal in einem Nest östlich von Tucson begegnet, in dem wir fünf Zuchtstiere für den Colonel verkauft haben. Die achthundert Dollar, die ich bei mir hatte, mussten es Early angetan haben.“
„Die Schurken haben uns knapp hundert Meilen von Tuba City abgefangen“, sagte Hep. „Sie haben uns mit euch verwechselt. Ein gewisser Laslow war dabei.“
Hulligan furchte die Brauen und hörte gespannt zu, als Jimmy von dem Kampf berichtete. „Wisst ihr, an welchen von den Laslows ihr geraten seid?“
„Wieso?“, forschte Jimmy. „Gibt es mehrere?“
„Im ganzen drei!“, sagte Hulligan. „Drei Brüder, und von denen ist einer schlimmer als der andere. Sie gehören zu einer Bande von Viehdieben, die seit einiger Zeit die Gegend südlich von Tuba City unsicher machen. Wenn ihr den Kerl erschossen habt, dann hütet euch bloß!“
„Wir geben schon auf uns Acht“, grinste Hep. „Aber ich glaube nicht, dass Jimmy diesen Laslow so erwischt hat, dass er umgekommen ist. Die Kugel ist ihm in die Schulter gedrungen.“
Jimmy nickte.
„Wenn ihr nach Tuba City reitet, dann haltet die Augen offen“, mahnte Hulligan. „Aber vorläufig habt ihr ja dort nichts zu suchen.“
Die Tür ging und Sam Clot trat ein. „Die Neuen zum Colonel!“, schnarrte er.
„Aye-aye“, sagte Hulligan. „Ich werde mitkommen.“
Jimmy murmelte ebenfalls „Aye-aye“. Hep stand auf und zog den Hut in die Stirn.
Hulligan ging voran. Der Sergeant blieb an der Tür stehen und ließ sie passieren. „Knöpfen Sie Ihre Jacke zu, Mister!“, sagte er zu Hep.
Hep blieb stehen und schaute an sich hinab. „Aye-aye!“, sagte er dann schnell, knöpfte die Jacke zu und rannte hinter Hulligan und Jimmy her.
Der Colonel wartete vor dem Haupthaus. Er war ein Mann von fünfzig Jahren. Auch er trug eine Militärjacke, jedoch ohne Rangabzeichen. Er war groß und breitschultrig, hatte graues Haar und helle Augen. Hulligan salutierte, und Jimmy und Hep machten es ihm sofort nach. Sie brauchten beide nicht ein Wort zu verlieren. Nur Hulligan sprach. Er berichtete mit wenigen Worten von dem Überfall, bei dem Early erschossen worden war, und erwähnte auch noch einmal den Kampf in Rip O‘Hagans Saloon. Der Colonel hörte schweigend zu und musterte dabei Jimmy und Hep.
„Eingestellt, abtreten!“, schnarrte er dann nur.
Hulligan schrie: „Aye-aye, Sir!“ Dann salutierte er und machte zackig kehrt.
Jimmy und Hep rissen die Hände ebenfalls hoch. Die Kehrtwendung gelang Jimmy wenigstens zur Hälfte, während sie Hep vollkommen misslang. Um ein Haar wäre er gestürzt. Der Colonel war jedoch schon ins Haus gegangen.
Hulligan und Jimmy grinsten. Hep fluchte und hatte die Nase voll. Als sie vor der Baracke Sam Clot begegneten, knöpfte er sich die Jacke wieder auf und riss den Hut vom Kopf, stiefelte an ihm vorbei und warf die Tür hinter sich ins Schloss, dass es nur so krachte.
Jimmy sah sich nach ihm um und rieb sich die Stirn. „Was ist denn mit dir los?“
Hep warf ihm nur einen wütenden Blick zu.
Später, als sie beide auf ihren Pritschen lagen, war nicht nur Hep mit seinen Gedanken auf der Circle-C-Ranch.
Nach allem, was Jimmy und Hep am ersten Tag auf der Sumner-Ranch erlebt hatten, rechneten sie damit, am anderen Morgen von einer Trompete oder zumindest von Sam Clots Trillerpfeife geweckt zu werden. Doch es kam anders.
Sie wurden mitten in der Nacht geweckt. Von Alarmschüssen. Noch ehe die Cowboys von den Pritschen aufgestanden waren, flog die Tür auf.
„Alarm!“, schrie ein Mann. „Viehdiebe auf der Nordweide! Alles zum Sattelplatz! Bewaffnet euch gut!“
Jimmy und Hep zogen sich hastig an und rannten mit den anderen ins Freie. Sam Clot stand mitten im Hof und gab mit lauter Stimme Befehle. Von allen anderen waren nur die Stiefeltritte zu vernehmen. Der Vergleich mit einer Alarmübung in einem Armee-Fort drängte sich Jimmy unwillkürlich auf. Pferdehalter führten die Tiere bereits aus den Corrals. Im Handumdrehen war gesattelt. Dann kam schon Sam Clots Befehl zum Aufsitzen. Ehe sich Jimmy und Hep versahen, ritten sie inmitten von Hulligans Zug nach Norden in die Nacht hinein.
Die Mannschaft der Sumner-Ranch bewegte sich in geradezu militärischer Ordnung. Sam Clot ritt voraus. Dann folgten die Cowboys, eingeteilt in Zügen. Jimmy war zu müde, um das alles verrückt oder albern zu finden. Hep hatte sich den Tag darüber geärgert. Nun beschloss er, erst einmal abzuwarten, ob die Leute der Sumner-Ranch mit diesem verdammten militärischen Gehabe erfolgreich sein würden oder nicht.
Die Mannschaft benötigte über eine Stunde, um die Weide im Norden zu erreichen. Als sie dort eintraf, wurde es bereits Tag.
Die Viehdiebe hatten eine Herde von dreihundert Rindern abgetrieben und dabei zwei der Wächter erschossen. Ein dritter Posten hatte sich schwerverletzt in Sicherheit bringen können. Von ihm waren andere Cowboys auf südlicheren Weideplätzen alarmiert worden.
Zunächst schien alles recht einfach zu sein. Die dreihundert Rinder hatten eine breite und deutlich sichtbare Fährte hinterlassen, der Sam Clot mit der gesamten Mannschaft über vier Meilen folgen konnte. Aber damit hatte es sich dann. Auf einmal war die Fährte weg.
Sam Clot ließ halten, stieg aus dem Sattel und schaute sich verdrossen um. „Die Fährtensucher nach vorn!“, rief er.
Aus der ersten Gruppe Cowboys lösten sich zwei Reiter und ritten suchend umher. Aber es waren keine Spuren da. Also konnten sie auch keine Fährte finden.
Sam Clot schimpfte.
Hep trieb sein Pferd an Jimmys Seite, der dem Treiben ziemlich uninteressiert zusah.
„Was soll das wohl geben?“, meinte Hep. „Wenn hier oben ein Hundesohn gestohlene Rinder fortbringen will, so muss er schließlich durch ein Gebiet, in dem es Wasser und Weide gibt und das auch für Rinder passierbar ist. Die Schluchten des Colorado sind dazu kaum geeignet. Folglich kann es nur zum San Juan hinaufgehen.“
„Sag dem General Bescheid!“, brummte Jimmy müde und schlecht gelaunt.
„Ich werde mich hüten!“, schnaufte Hep. „Der Bulle da vorn ist imstande, mir drei Tage Arrest aufzubrummen, nur weil ich mein Anliegen nicht nach der Heeresdienstvorschrift vorbringen kann. Lassen wir die Strategen mal machen! Auf der Circle-C haben wir das jedenfalls alles ein bisschen anders angefasst. Geschickter, meine ich.“
Jimmy sah ihn an und grinste. „Und auf der Circle-C konnte man sein Maul auch aufmachen, ohne Gefahr zu laufen, sich im Ton zu vergreifen“, brummte Hep.
Da tauchte der Colonel auf. Er kam in Begleitung von drei Cowboys angaloppiert. Sam Clot stiefelte ihm entgegen, nahm Haltung an und salutierte, als die Reiter hielten.
„Wir sind mit vierunddreißig Mann zur Stelle, Sir!“, meldete er. „Aber die Spuren sind jetzt weg.“
„Lassen Sie ausschwärmen, Sergeant!“, schnarrte Sumner gereizt. „Schicken Sie jeden Zug in eine andere Richtung. Die Männer sollen sich dazu halten. Ich möchte meine Rinder schließlich wieder haben.“
Sam Clot salutierte wieder, machte kehrt und gab die entsprechenden Befehle. Hulligan erhielt den Auftrag, mit seinen Männern direkt nach Norden zu reiten.
Er reckte sich im Sattel, stieß die Faust empor und brüllte: „Mir folgen!“
Hep spie angewidert aus und brachte sein Pferd in Gang. Er hielt sich an Jimmys Seite. Sie waren mit Hulligan genau zehn Mann. Natürlich hatten sie kein Glück. Nach einer Stunde ließ Hulligan halten und absitzen, um die Pferde ruhen zu lassen. Sie befanden sich inmitten einer Berglandschaft. Die Vegetation machte die Gegend sehr unübersichtlich. Richtige Bäume gab es nicht.
Nur schwarze Krüppeleichen, die wie Büsche wuchsen. Viele standen mannshoch. Aber die meisten reichten einem Mann nur bis an die Hüften und waren dicht ineinander verfilzt. Berglöwen, Luchse und Kojoten hatten durch dieses Dickicht ihre Wechsel getreten. Ein Rind jedoch konnte unmöglich durch diese Buschfläche gelangen. Schon gar nicht dreihundert auf einmal.
„Ich schätze, hier sind wir verkehrt“, meinte Hep zu Hulligan.