Der Trafikant von Robert Seethaler: Reclam Lektüreschlüssel XL - Robert Seethaler - E-Book

Der Trafikant von Robert Seethaler: Reclam Lektüreschlüssel XL E-Book

Robert Seethaler

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Beschreibung

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Seitenzahl: 120

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Robert Seethaler

Der Trafikant

Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler

Von Jan Standke

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:

Robert Seethaler: Der Trafikant. 19. Aufl. Zürich/Berlin: Kein & Aber, 2016.

 

 

Lektüreschlüssel XL | Nr. 15475

2018 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2018

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961283-6

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015475-5

www.reclam.de

Inhalt

1. Schnelleinstieg2. InhaltsangabeAufbruch aus der HeimatWien: Arbeit, Freundschaft und LiebeVerschärfung des nationalsozialistischen TerrorsAbschiede und Erwachsenwerden3. FigurenHauptfigurenNebenfiguren4. Form und literarische TechnikGattungTextstruktur und ErzählweiseBildlichkeit und SymbolstrukturSprache5. Quellen und KontexteSigmund Freud und die PsychoanalyseGesellschaftlich-politische Situation in Österreich 1937/386. InterpretationsansätzeErzählte AdoleszenzErzählte Liebe und Sexualität7. Autor und Zeit8. Rezeption9. Wort- und Sacherläuterungen10. Prüfungsaufgaben mit LösungshinweisenAufgabe 1: Eine Figur charakterisierenAufgabe 2: Eine Textstelle analysierenAufgabe 3: Textauszüge interpretierenAufgabe 4: Einen Text interpretierenAufgabe 5: Medienübergreifend arbeiten, einen Sachtext analysieren und materialgestützt schreiben11. Literaturhinweise/Medienempfehlungen12. Zentrale Begriffe und Definitionen

1. Schnelleinstieg

Der Trafikant erzählt von ca. Ein Jahr aus dem Leben Franz Huchelseinem Jahr im Leben des zu Beginn des Romans 17-jährigen Franz Huchel. Im Jahr 1937 verlässt Franz, dessen Vater bereits vor seiner Geburt verstarb, seine beschauliche Heimat im österreichischen Nußdorf am Attersee im Salzkammergut. Auf Drängen seiner Mutter beginnt er in Wien eine Lehre bei ihrem ehemaligen Liebhaber, dem kriegsversehrten Trafikanten Otto Trsnjek. Die Reise nach Wien bedeutet für Franz den Beginn einer Entwicklung vom naiven Landbuben zum selbstbewussten jungen Mann.

Die Bedingungen desErwachsenwerden in der Metropole Erwachsenwerdens, die Franz bei seiner Ankunft in Wien vorfindet, stellen für ihn aber zunächst eine regelrechte Überforderung dar: Der ohrenbetäubende Straßenverkehr, die üblen Gerüche der Kanalisation und das brodelnde Leben der Großstadt sind dem Jungen ebenso fremd wie die angespannten politischen Debatten, die sich unter dem zunehmenden Druck der Nationalsozialisten in Österreich und Deutschland zusehends verschärfen.

Orientierung findet Franz in Otto Trsnjeks Zwischen Zeitungen und ZigarrenTabak- und Zeitungs-Trafik, die für ihn zum Bildungs- und Entwicklungsraum wird. Hier beobachtet er den bunten Mikrokosmos der Wiener Gesellschaft: Hausfrauen, Beamte oder Arbeiter jüdischen wie nichtjüdischen Glaubens gehen in der Trafik ein und aus. Auch der berühmte Professor Sigmund Freud, der für seine Forschungen zur Psyche des Menschen bereits weit über Österreich und Deutschland hinaus berühmt ist, kauft in Trsnjeks Trafik seine Zigarren. Als sich Franz Hals über Kopf in die sinnliche Böhmin Anezka verliebt, wird Freud zum wichtigen Gesprächspartner und Ratgeber des in Liebesdingen hin- und hergerissenen Knaben.

Auf je eigene Weise setzen Freud und Trsnjek bei dem Trafikantenlehrling Entwicklungsprozesse in Gang, die ihn wie im Zeitraffer alle Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens durchleben lassen. Als sich die politische Situation in Wien weiter zuspitzt, bleiben auch Trsnjek, Franz und Freud nicht von den Konsequenzen der nationalsozialistischen Machtergreifung verschont: Weil er jüdische Kunden bedient, wird Trsnjek von der Gestapo festgenommen und verstirbt in der Haft; als Jude muss Sigmund Freud mit seiner Familie Österreich in Richtung England verlassen. Zurück bleibt der um zwei wichtige Bezugspersonen beraubte Franz, der aber als mittlerweile gereifter junger Mann die Trafik selbständig weiterführt und schließlich sogar gegen das Naziregime aufbegehrt.

Robert Seethaler illustriert in seinem Roman das GesellschaftspanoramaPanorama einer Gesellschaft, deren Fall in eine der dunkelsten Phasen ihrer Geschichte schon nicht mehr zu stoppen ist. Die menschenverachtende Ideologie der Nazis, die der Roman erzählerisch eindringlich vermittelt, wird das kollektive Gedächtnis der Weltgesellschaft noch über Generationen hinweg prägen.

Der Trafikant zeichnet die unmittelbare Vorgeschichte dieser Katastrophe am historischen Schauplatz Wien nach und verknüpft dabei den ›Lebensroman‹ des fiktiven Franz Huchel mit zeit-, gesellschafts- und Historische Aspektekulturgeschichtlichen Aspekten des frühen 20. Jahrhunderts. Der Roman ist somit Vieles zugleich: Adoleszenzroman mit Blick auf die Prozesse des Erwachsenwerdens Franz Huchels; zeitgeschichtliches Panorama bezüglich der im Text vermittelten realgeschichtlichen Ereignisse und Personen; literarische Wissens- und Kulturgeschichte, indem der alte Sigmund Freud für den jungen Franz nicht nur väterlicher Freund, sondern auch Wegweiser für die psychologische Erkundung des eigenen Selbst ist.

Vor allem aber handelt dieser historische Adoleszenzroman von der Möglichkeit eines Gutes Leben›guten Lebens‹ in Zeiten des gesellschaftlich-moralischen Niedergangs. Dass Franz für sein ›gutes Leben‹ schließlich einen hohen Preis bezahlt – er wird selbst von der Gestapo verhaftet und findet wahrscheinlich dasselbe Schicksal wie vor ihm Otto Trsnjek –, tut der erzählerischen Leichtigkeit des Romans keinen Abbruch. Dadurch hebt sich Der Trafikant von der Menge thematisch vergleichbarer Romane ab,1 die sich der Jugend und dem Erwachsenwerden in der Zeit des Nationalsozialismus widmen. Selten zuvor wurde in diesem literarischen Genre über das Schwere so leicht erzählt.

Konsequenterweise hat Seethalers Roman auch Zwei Endenzwei Enden, die die ›kleine‹ Geschichte Franz Huchels und die ›große‹ Zeitgeschichte noch einmal nebeneinanderstellen. Ganz am Schluss, sieben Jahre nach Franz’ Verhaftung, setzen auf Wien vorrückende alliierte Bomberverbände den dröhnenden Schlusspunkt nicht nur der literarischen Erzählung, sondern weisen auch auf das nahende Kriegsende voraus. Kurz vor seiner Verhaftung inszeniert Franz jedoch sein ganz eigenes Finale: An einem Fahnenmast vor der Gestapo-Zentrale, in der Trsnjek ums Leben kam, hisst er nachts die Hose des beinamputierten Trafikanten, die ihm nach dessen Tod ausgehändigt wurde. Und für kurze Zeit flattert vor dem Gestapogebäude eine einbeinige Hose im Wind, »[w]ie ein riesiger Zeigefinger, der den Leuten einen Weg weist«. (S. 242)

2. Inhaltsangabe

Der Roman erzählt weitgehend chronologisch die Geschichte des 17-jährigen Franz Huchel, der im Spätsommer des Jahres 1937 seine Heimat im Salzkammergut verlässt. In Wien beginnt er eine Lehre in der Tabaktrafik Otto Trsnjeks und wird ca. ein Jahr später, am 7. Juni 1938, von der Gestapo verhaftet. Nach einem Zeitsprung endet die Romanhandlung am 12. März 1945. Die Chronologie des Geschehens wird stellenweise von Rückblenden unterbrochen, in denen sich Franz an Ereignisse in seiner Kindheit erinnert.

Aufbruch aus der Heimat

Der Roman beginnt mit der Schilderung eines »ungewöhnlich heftige[n] Gewitter[s]«, das an »einem Sonntag im Spätsommer des Jahres 1937« über das österreichische Salzkammergut zieht (S. 7). Hier führt der 17-jährige Franz Huchel mit seiner Mutter ein beschauliches Leben in einem kleinen Fischerhaus in Franz Huchels HeimatNußdorf am Attersee. Die Mutter hat ihren Sohn alleine großgezogen, da der Vater noch vor Franz’ Geburt ums Leben kam (S. 172). Finanzielle Unterstützung bezieht sie von dem vermögenden Geschäftsmann Alois Preininger, mit dem sie eine sexuelle Affäre unterhält. Preiningers monatliche »Liebesgroßzügigkeit« in Form eines »nicht unerheblichen Betrag[s]« ermöglicht auch Franz ein angenehmes Leben, ohne in den »Salzstollen […] ein kärgliches Auskommen« verdienen zu müssen (S. 11 f.).

Doch Preininger wird vom Blitz erschlagen, als er während des »heftige[n] Gewitter[s]« im See badet. Ohne seine finanziellen Zuwendungen Veränderungenändern sich die sorgenfreien Lebensumstände für Franz und seine Mutter. Am Tag von Preiningers Begräbnis entscheidet die Mutter deshalb, dass Franz in Wien eine Lehre in der Tabaktrafik ihres ehemaligen Liebhabers Otto Trsnjek beginnen soll. Franz, der zuvor erst zweimal in Begleitung das Salzkammergut verlassen hat, bricht am Morgen nach der Beerdigung alleine mit dem Frühzug nach Wien auf. Die Zugfahrt wird durch eine auf den Gleisen verendete Kuh kurzzeitig gestoppt.

Bei seiner Ankunft in WienAnkunft in Wien ist Franz von den Eindrücken der Großstadt überwältigt. Als er die Bahnhofshalle verlässt, wird ihm schlecht, und er muss sich an einem Laternenmast abstützen. Das hektische Treiben in der Stadt erscheint ihm wie der brodelnde »Gemüsetopf auf Mutters Herd« (S. 20). Besonders fällt ihm auch der üble Gestank auf der Straße auf. Eine kleine Dame erklärt, der schlechte Geruch sei ein Zeichen der »[f]aulige[n] Zeiten« (S. 21) und rät Franz, besser schnell nach Hause zurückzukehren. Der ignoriert die Warnung jedoch und macht sich auf den Weg zu Trsnjeks Trafik in der Währingerstraße im 9. Wiener Bezirk.

Dort angekommen, lernt Franz Otto Trsnjeks Trafik Otto Trsnjek kennen – einen älteren Mann, dessen linkes Bein wegen einer Kriegsverletzung im Ersten Weltkrieg bis zum Oberschenkel amputiert ist. Trsnjek, der sein Zeitungs- und Tabakgeschäft mit Leib und Seele führt, weist Franz in die »Geheimnisse des Trafikantenlebens« (S. 24) ein. Franz zukünftige Aufgaben bestehen in der Beratung der Kunden sowie im Verkauf verschiedener Tabakprodukte, Zeitungen und Zeitschriften. Als Wohn- und Schlafplatz wird Franz eine kleine Lagerkammer hinter dem Verkaufsraum zugewiesen.

Wien: Arbeit, Freundschaft und Liebe

In den ersten Wochen verbringt Franz seine Arbeitsalltag in der TrafikVormittage, indem er Zeitungen liest, sich mit den verschiedenen Zigarrensorten beschäftigt und die Kundschaft der Trafik kennenlernt. Diese setzt sich aus ganz verschiedenen Bevölkerungsteilen zusammen und vermittelt Franz ein Bild der Wiener Gesellschaft. Zum Warensortiment der Trafik gehören außerdem die »Zärtlichen Magazine« (S. 33), die nur auf Nachfrage der männlichen Kunden von Trsnjek unter der Verkaufstheke hervorgeholt werden. Seiner Mutter sendet Franz jede Woche eine Ansichtskarte mit touristischen Motiven aus Wien, die diese regelmäßig beantwortet.

Anfang Oktober 1937 lernt Franz in der Trafik den Psychoanalytiker Sigmund Freud Sigmund Freud kennen, der ihm bereits unter der Bezeichnung »Deppendoktor« bekannt ist (S. 36–38). Von Trsnjek erfährt Franz, dass der Professor als Jude von den politischen Entwicklungen bedroht sei. Franz, der in Nußdorf noch nie einem Juden begegnet ist, kann diesen Antisemitismus nicht begreifen. Da Freud seinen Hut in der Trafik vergessen hat, läuft Franz ihm nach und begleitet ihn bis zur Berggasse 19. Auf dem Weg erkundigt sich Franz, wie Freuds Psychotherapien im Detail ablaufen. Freud rät ihm, sich lieber ein Mädchen zu suchen, statt über das Wesen der Psychoanalyse nachzudenken.

Gleich am folgenden Samstag fährt Franz zum Wiener Prater, um den Ratschlag des Professors in die Tat umzusetzen und sich auf die Suche nach einem »passenden Mädchen[ ]« (S. 47) zu machen. Nach seiner Ankunft irrt er zunächst mit kindlicher Begeisterung, aber auch mit Heimweh durch das bunte Treiben. Schließlich trifft Franz auf die Böhmin Anezka (Name und Alter erfährt Franz erst später), in die er sich sofort Franz verliebt sich verliebt. An einer Schießbude spürt er erstmals die sexuelle Erregung, die Anezka fortan bei ihm hervorrufen wird. Nachdem sie im »Schweizerhaus« gemeinsam gegessen und getanzt haben, missversteht Franz Anezkas zweideutige Frage » – und was machen jetzt?« (S. 56 f.). Ungläubig über Franz’ Naivität verlässt Anezka heimlich den Prater. Tief enttäuscht kauft Franz von seinem übrigen Geld eine Karte für das Riesenrad und fährt die letzte Runde des Abends.

Am nächsten Morgen wird Franz vom lautstarken Angriff auf die TrafikStreit zwischen Trsnjek und dem Fleischermeister Roßhuber, der neben der Trafik sein Geschäft führt, geweckt. Trsnjek beschuldigt seinen Nachbarn, an das Schaufenster der Trafik mit Tierblut »Schleich dich, Judenfreund!« geschrieben und an die Mauer einen »Arsch mit Ohren« (S. 61) gezeichnet zu haben. Wütend beschimpft er Roßhuber als Nazi und wirft den umstehenden Menschen vor, nur untätig zuzusehen, wenn sich jemand offenkundig schuldig mache.

Die Wochen nach diesem Vorfall sind für Franz von Franz’ Liebeskummersehnsüchtigen Gedanken an Anezka bestimmt. Vergeblich sucht er beim Prater nach ihr; nachts liegt er wach oder träumt wild. Mit nächtlichen Spaziergängen versucht er sich abzulenken. Als sich seine Situation nicht bessert und auch Trsnjek seinem Lehrling in Liebesdingen nicht weiterhelfen kann, wartet Franz vor Freuds Wohnung auf einer Bank, bis dieser schließlich herauskommt und mit ihm spricht.

Franz berichtet von seinem unglücklichen Zustand, woraufhin ihm Freud Freuds drei Rezepte rät, erstens, nicht mehr über die Liebe nachzudenken, zweitens, seine Träume aufzuschreiben und drittens, das Mädchen entweder zurückzugewinnen oder sie zu vergessen (S. 78).

Über die Weihnachtstage 1937 schließt Trsnjek die Trafik und besucht seine Großcousine in Potzneusiedl. Franz verbringt die Feiertage mit einer fiebrigen Erkältung im Bett, die zum Jahresende auskuriert ist. Am Neujahrstag beFranz sucht Anezkasucht er erneut den Wiener Prater und erkundigt sich beim Ober im »Schweizerhaus« nach Anezka. Nach einigen Handgreiflichkeiten und Bestechungsmaßnahmen erhält Franz vom Ober schließlich die Adresse, an der sich Anezka aufhalten könnte.

In der Anezkas UnterkunftRotensterngasse findet Franz das vom Ober beschriebene Haus, das einer »abrissreifen Ruine« (S. 87) gleicht. Anezka sitzt in einem der Zimmer, zusammengedrängt mit 30 weiteren Frauen. Franz lädt sie zum Essen in ein Wirtshaus ein.

Franz erfährt endlich den Namen der drei Jahre älteren Böhmin, die in Wien ohne behördliche Genehmigung als Kindermädchen, Köchin oder Haushaltshilfe arbeitet. Auf dem Weg ins Wirtshaus berichtet Franz Anezka überschwänglich vom Salzkammergut. Nachdem die beiden ausgiebig gegessen haben, kommt es in der Schlafkammer der Trafik zur ersten Intime Annäherungintimen Annäherung zwischen ihnen. Doch Franz’ Liebe und sein nun noch tiefer entfachtes körperliches Verlangen werden abermals enttäuscht. Als er Anezka an den folgenden Abenden in ihrem Zimmer besuchen möchte, trifft er die Geliebte nicht an. Wieder leidet Franz an schwerem Liebeskummer und durchlebt wirre Träume, die er – dem Rat Professor Freuds folgend – gelegentlich nach dem Aufwachen notiert. Erst Wochen später klopft Anezka unerwartet an Franz’ Kammer, verbringt die Nacht mit ihm und ist am nächsten Morgen schon wieder verschwunden.

Da Franz Anezka als aufreizende TänzerinAnezka trotz aller Anstrengungen auch in der folgenden Zeit nicht vergessen kann, sucht er erneut die Rotensterngasse auf. Dort wartet er, bis Anezka das Haus verlässt. Ungesehen folgt er ihr, bis sie in einer Seitengasse das kleine Lokal »Zur Grotte« betritt (S. 99). Neugierig kauft Franz eine Eintrittskarte für das dort stattfindende Programm, bei dem zunächst ein politisches Kabarett und eine Hitler-Parodie geboten werden. Es folgt der Auftritt der schönen Indianerin N’Tschina, die aufreizend zu exotischer Musik vor dem männlichen Publikum tanzt und sich schließlich entblößt.

Franz erkennt schon an den »Kniekehlen«, dass es sich bei der Franz stellt Anezka zur RedeTänzerin (S. 107) um Anezka handelt und verlässt noch während des Auftritts schockiert den Raum. Vor dem Lokal wartet er auf Anezka, um sie zur Rede zu stellen. Als sie schließlich mit dem Conférencier Heinzi das Lokal verlässt, springt Franz aus seinem Versteck hervor. Anezka schickt Heinzi weg, und Franz fragt eifersüchtig und mit wachsender Wut darüber, dass er von Anezka wiederholt »Burschi« genannt wird, ob sie nun zu dem Conférencier gehöre. Anezka erklärt, zu niemandem zu gehören, nicht einmal zu sich selbst (S. 113