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Als Tochter des Königs wird Lyssandra einem ihr unbekannten Mann versprochen. Die freiheitsliebende Prinzessin möchte ihr Schicksal verhindern, doch über Nacht wird sie keinen Prinzen finden, den sie mag und der sie zur Frau nimmt. Also unternimmt sie ein letztes Abenteuer mit ihrem treuen Ritter, bevor die Fesseln der Vermählung sie binden.
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Inhaltsverzeichnis
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Danksagung
Andrea Ego
Der verwunschene Prinz
Fantasy-Kurzgeschichte
Impressum
© Mai 2023, Andrea Ego
Andrea Ego c/o Autorenservice Patchwork Schlossweg 6 A-9020 [email protected]
Lektorat und Korrektorat: LibriMelior – Michael Weyer Cover Design: Giusy Ame / Magicalcover
Bildquelle: Depositphoto
Weitere Bücher der Autorin:
Fantasy
Im Bann des Gedankenlesers
Die Braut des Feenprinzen
Schmiedefeuer: Die Schatten von Mra’Theel 1
Schattenherz: Die Schatten von Mra’Theel 2
Drachentanz: Die Schatten von Mra’Theel 3
Das Schicksal der Seherin
Elyra – von Wasser verzaubert
Der Wintergöttin gefrorenes Herz
Im Bann der Feuerfrau
Gemmas Fluch
Dystopie
Blutengel – vergessen
Rachefürst – verlassen
Liebesroman
Herzenstanz in Reykjavík
Wenn wir durch den Regen tanzen
Für eine Nacht und einen Kuss
Frühling im Herzen
Whiskyliebe in den Highlands
Nordlichtzauber und Schneegestöber
Im Herzen der Schweiz, wo ich herkomme und es leckere Schokolade, gute Messer und unglaublich schöne Berge gibt, läuft vieles ein wenig langsamer und anders. Ich liebe unser Tal und die Berge rundherum, die schrulligen Leute und den Herbstwind.
Wir Schweizer werden ohne »ß« gross. Weil ich unser Schriftbild schön finde, stolz auf diese Schweizer Eigenheit bin und vor allem die Vielfalt der deutschen Sprache liebe, verwende ich konsequent »ss«.
Ich danke euch allen schon im Voraus für das Verständnis, was die Rechtschreibung angeht, und wünsche trotzdem ein schönes Leseerlebnis.
Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, machte Lyssandra auf dem Absatz kehrt und hielt nach zwei weiteren Schritten in ihrem Tigern inne. Die wild funkelnden Augen fixierten den Ritter, der die Tirade geduldig über sich ergehen liess. »Wieso muss sich eine Prinzessin immer von einem Prinzen retten lassen?«, fragte sie lautstark. Dabei warf sie die Hände in die Luft, das Blitzen ihrer Augen verstärkte sich.
Der dunkelblonde Ritter mit den kurz geschorenen Haaren und hellgrauen Augen zog den einen Mundwinkel etwas hoch. Seine Belustigung brachte die junge Frau nur noch mehr in Rage. Sie schnaubte und stampfte mit dem Fuss auf.
Er neigte den Kopf nach vorn und senkte den Blick. »Meine Herrin, Ihr seid stark genug, Euch selbst zu schützen. Ich bin mir sicher, dass Euch niemand befreien muss.«
Lyssandra verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und beobachtete ihren Ersten Ritter ganz genau. Sie wusste, dass er sich nur zu gern über sie lustig machte, doch er war ihr der liebste Ritter, den ihr Vater ihr jemals zur Seite gestellt hatte.
Sein Mundwinkel zuckte wieder. »Eure Augen speien Feuer, das selbst einen Drachen das Fürchten lehrt.«
Die Prinzessin stand einen Augenblick stocksteif da und wusste nicht, wie sie auf den kleinen Stich reagieren sollte. Wotan war ihr Ritter, ihm stand es nicht zu, so über ihre Augen zu schäkern. Auf der anderen Seite waren es die feinen Bemerkungen, die sie immer aus ihrer Wut herausholten und aus einer Furie wieder eine Prinzessin machten – wenn auch eine ungewöhnliche.
So auch jetzt. Lyssandra gelang ein Lächeln, die angespannten Schultern sackten etwas ab. »Ein Drache?« Sie musterte Wotan mit intensivem Blick.
Dieser nickte, sah ihr aber nicht in die Augen. »Euer Blick ist heisser als sein Feuer. Ein Drache wird Euch fürchten, wenn Ihr vor ihm steht.«
»Passt nur auf, wie Ihr über meine Augen sprecht. Es ziemt sich nicht für einen Ritter, die Augen seiner Herrin als heiss zu bezeichnen.« Lächelnd wandte sich Lyssandra ab, liess sich in den bequemen Sessel vor dem Teetisch fallen und trank den kalten Kräutertee leer. Ihre Mutter hätte ihr das verboten. Eine Prinzessin trank keinen kalten Tee. Doch da die Hochzeitszeremonie ihres ältesten Bruders anstand – sie hatte drei Brüder, einer schlimmer als der andere –, fanden ihre Eltern keine Zeit, sich um die Zweitgeborene zu kümmern. Sie war sowieso so merkwürdig, dass sie sich am liebsten den hüftlangen, hellbraunen Zopf abgeschnitten und eine Kurzhaarfrisur wie ihre Brüder geschnitten hätte.
Aber Lyssandra wusste, dass sich das als Prinzessin nicht gehörte. Und sie wusste auch, dass sie sich einen Prinzen suchen musste. Jede Prinzessin verliebte sich unsterblich in einen Prinzen, den sie dann heiratete. So stand es jedenfalls in den Büchern, die sie in einer Kommode aufbewahrte. Sie waren ihr ganzer Schatz, das Wichtigste im Leben. Nur dass die Prinzessinnen nicht für sich selbst einstanden, störte sie an den Geschichten.
Als einzige Tochter hatte sie mit ihren Brüdern gespielt, erst mit Stöcken, dann mit Holzschwertern. Die Königin hatte sie zu Teekränzchen überreden wollen, aber Lyssandra hatte lieber nach dem echten Schwert gegriffen. Die Brüder lachten sie noch immer aus, nahmen sie nicht ernst. Der Einzige, der sie ernst nahm, war Wotan.
Ihr Blick fing den des treuen Ritters ein. Vor zwei Jahren hatte sie sich von ihrem Vater gewünscht, dass der kräftige, treue Mann ihr Erster Ritter wurde, nachdem er etwas mehr als drei Jahre dem König gedient hatte. Damals hatte ein Freund ihres Vaters den jungen Ritter in den höchsten Tönen gelobt, sodass er nur wenige Tage später den Dienst in der Kronburg angetreten hatte. Widerstandslos, nur mit dem Funkeln in den Augen, hatte er ihr den Schwertkampf beigebracht. Verfeinert. Und noch immer lernte sie von ihm. Das Funkeln in seinen Augen trieb sie immer wieder zu Höchstleistungen an – bei ihren Ausbrüchen genauso wie auf dem Trainingsplatz.
Lyssandra wandte den Blick ab, als es in ihrem Bauch warm wurde. Unerwartet schwungvoll sprang sie auf ihre Füsse. »Lasst uns noch ein paar Kämpfe ausfechten.«
Wotan rief die Mägde, die ihr beim Umkleiden halfen, bevor sie Seite an Seite den Übungsplatz betraten. Auch wenn Lyssandra ihm hin und wieder einen Seitenblick zuwarf, blieb das Gesicht des hochgewachsenen Mannes wie versteinert. Sie wusste, dass er ein grosses Herz hatte, doch sie erlebte es viel zu selten.
Die Sonne versteckte sich hinter einem Wolkenbausch, kühler Frühlingswind pfiff durch die Zinnen der Kronburg. Lyssandra lächelte, als ihr ein Schüler ein Übungsschwert brachte und sie sich in die Reihe der Männer stellte, um auf ihren Einsatz zu warten.
Wotan stellte sich am Rand des Platzes auf. Hinter seiner Miene verbarg sich so viel. Lyssandra verlor sich in den harten Zügen und dem Aufblitzen seiner Augen, als sich ihre Blicke streiften.
Er lächelte, indem er nur einen Mundwinkel nach oben zog, dann wandte er sich ab. Lyssandra schluckte, sah ebenfalls weg.