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Ein Bote, der seinem Gott verfällt. Eine Schmiedin, zum Tanzen geboren. Ein Fürst, der in seinem Feuer aufgeht. Sunyu brennt. Nach der verheerenden Schlacht schwört sich der verzweifelte Schmiedegeselle Rache, um den ohnmächtigen Schmerz in seinem Inneren zu betäuben. Doch die Gefahr aus den Drachenbergen ist nicht gebannt. Um gegen die Abtrünnigen zu bestehen und die Göttinnen zu schützen, tritt er seinem Hass zum Trotz das Erbe seines Vaters an. Doch der Preis für das Vertrauen der Fürstinnen ist hoch und der Gesandte des Vergessenen lauert in den Schatten, als der Dunkle Gott zum unausweichlichen Kampf gegen das fragile Bündnis ruft …
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Inhaltsverzeichnis
Glossar
Prolog
Ketten
Halle
Feuer
Neuanfang
Fürst
Insel
Finger
Zorn
Hölle
Gnade
Schlag
Ferde
Gemahlin
Vertrauen
Dunkelheit
Pein
Rosen
Brennen
Birnensaft
Rache
Erwachen
Unverzeihlich
Lava
Glück
Selbstsicher
Wunsch
Plan
Tiefe
Nacht
Mädel
Vergessen
Hohepriester
Misstrauen
Heimat
Geschenk
Verbündete
Hoffnung
Freunde
Freiheit
Überzeugung
Drache
Schwerttanz
Lebewohl
Epilog
Danksagung
Andrea Ego
Drachentanz
Die Schatten von Mra’Theel 3
Im Herzen der Schweiz, wo ich herkomme und es leckere Schokolade, gute Messer und unglaublich schöne Berge gibt, läuft vieles ein wenig langsamer und anders. Ich liebe unser Tal und die Berge rundherum, die schrulligen Leute und den Herbstwind.
Wir Schweizer werden ohne „ß“ gross. Weil ich unser Schriftbild schön finde, stolz auf diese Schweizer Eigenheit bin und vor allem die Vielfalt der deutschen Sprache liebe, verwende ich konsequent „ss“.
Ich danke euch allen schon im Voraus für das Verständnis, was die Rechtschreibung angeht, und wünsche trotzdem ein schönes Leseerlebnis.
Die Völker
Menschen: Sie leben in Kerase und Erendal. Ihre Gesellschaft ist einfach strukturiert. Ihre Felder versorgen die Bewohner von Mra’Theel weit über die Landesgrenzen hinaus mit Nahrungsmitteln. Zudem ist das Mittelgebirge bekannt für seine Bodenschätze. Die Länder sind allerdings weder besonders angesehen noch einflussreich.
Irin: Sie gelten als die am weitesten entwickelte Art in Mra’Theel und bevölkern das Land Vehni. Ihr Hang zu Forschung und technischer Entwicklung lässt die Städte zu Wissenshochburgen werden. Neben den Wissenschaften unterhalten sie eine angesehene Armee.
Kvor: Die Kvor sind zwar kleiner als Menschen, aber durch ihre gedrungene Statur zäh und überraschend ausdauernd. Sie gelten als friedliebendes Volk, das sich an den Küsten und in den Hügeln von Kvora niedergelassen hat. Ihre Leidenschaft gehört dem Bergbau, selbst einige Dörfer sind in den Berg gebaut.
Larhun: Die Larhun sind gefürchtete Krieger, gross und massig, und ein streitsüchtiges Volk, das sich nicht darauf einigen konnte, unter einem Banner zu gehen. Sie leben in den Nebelreichen, umgeben von Nebel, Bergen und Hügeln. Das Leben konzentriert sich auf wenige Stadtstaaten und ein paar Höfe rundherum. Die raue Lebensweise und die aufbrausende, kämpferische Art verhindern jeden Kontakt zu Mra’Theels Ländern.
Die Götter
Seylani: Als Göttin der Liebe, des Lebens, des Tages und des Krieges wird die blonde Göttin mit dem entschlossenen Ausdruck in den Augen verehrt. Ihr werden wilde Feste und das Lachen zugesprochen. Bei jungen Frauen ist sie äusserst beliebt. Sie gilt als unnachgiebig und hart, aber auch als gerecht.
Doana: Doanas Haut und Augen sind so dunkel wie die Nacht, die sie verkörpert. Als Göttin des Todes, der Ruhe und der Dunkelheit findet sie weniger Anhänger als ihre helle Schwester, dennoch wird sie geschätzt. Sie beendet einen Tag und läutet den nächsten ein, lässt Altes vergehen und Neues erblühen. Ihr grösstes Versprechen ist das eines Neuanfangs.
Der Graue: Der männliche Gott wird nur noch in den Nebelreichen angebetet, in denen der Nebel und die Welt dazwischen bei jedem Atemzug präsent sind. Er ist gerüstet, aber friedliebend. Wenn es notwendig ist, greift er zu den Waffen und lässt sich nicht bremsen, aber er selbst beginnt keinen Kampf. Nur wenige kennen ihn auch unter dem Namen Herrwhig.
Der Vergessene: Der Gott, dessen Antlitz auch in den alten Tempeln nicht mehr erkennbar ist, wurde vergessen. In ihm wohnt Schwärze und er sinnt auf Rache. Seine Anhänger sind jene, die in den Augen der Göttinnen keinen Gefallen finden: Gesetzlose, Abtrünnige und Freiwild. Niemand kennt ihn, sein Name ist nicht überliefert, doch in den Nebelreichen wird er gefürchtet.
Als Leserin bin ich keine Freundin davon, bei jedem neuen Städtenamen zur Karte am Anfang des E-Books zu springen und wieder zurück. Deshalb habe ich auf meiner Webseite die Karte samt Glossar zum Herunterladen und Ausdrucken hochgeladen.
https://andreaego.jimdo.com/bücher/buchvorstellung-schattenwanderer-1
Dein Licht ist erloschen, dein Lachen vergangen. Ich habe gesehen, wie deine Seele den Körper verlassen hat, wie du in dich zusammengefallen bist.
Eigentlich hatte ich mit dir abgeschlossen, es wenigstens geglaubt. Doch der Schmerz beweist das Gegenteil. Bei Seylanis dürrem Arsch, dein Lachen, das Strahlen deiner Augen … Du hast die Freude in mein Leben zurückgebracht, wenn auch nur kurz. Du hast mein Leben zurückgebracht.
Nun hast du den Tod auf dem Schlachtfeld gefunden. Es tut weh, zerreisst mich. Dabei hättest du ein Zuhause, einen liebenden Mann und eine Kinderschar verdient. Ich wünschte dir alles Glück im Leben, alles, was du dir erträumtest. Ich hätte es dir von Herzen gegönnt.
Doch es sollte nicht sein.
So unterschiedlich wir auch waren, so viele Gemeinsamkeiten habe ich entdeckt. Nach und nach, Stück für Stück.
Am liebsten hätte ich dich an mich gedrückt, wenigstens ein einziges Mal. Dich gerochen, deine Haut unter meinen Fingern gespürt. Aber du hättest es nicht zugelassen – nicht bei mir.
Dein Leben habe ich zur Hölle gemacht, dein Lachen im Keim erstickt. Deine Leistungen waren in meinen Augen nichts wert.
Doch du warst die Einzige, die den Mut fand, mich zu suchen. Du warst die Frau, die mich beflügelte und mein Leben erst lebenswert machte. Die mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich würde meine Seele hergeben, könnte ich noch einmal einen Kampf gegen dich fechten. Gegen dich und dein Schwert, das bis in alle Ewigkeit mit dir tanzt.
Möge Doana dir einen Neuanfang schenken. Möge deine Seele erneut erstrahlen und Sonne in den Herzen der Menschen um dich herum verbreiten. Mögest du, mein Herz und mein Leben, gross und stark werden, wie du es in diesem Leben warst. Möge Doana ihre Hand schützend über dich halten, während du zu einer wunderschönen Frau heranwächst. Möge sie dir all das zu Füssen legen, worauf du im vergangenen Leben verzichten musstest.
Möge Seylani mir beistehen, wenn der Hund seinen Kopf verliert. Ich werde ihn richten.
Für dich, für deine enttäuschten Träume.
Für mich.
Sunyu
Sunyus Schritte hallten durch den dunklen Palast. Schwer und dunkel klangen sie, wie die drohenden Trommelschläge, wenn ein Heer vor den Toren zum Angriff bläst. Wie der Nebel, der nicht nur droht, eine Stadt zu verschlingen, sondern es tut, bis er alles Leben erstickt. Wie die See, die gegen den Fels brandet, um in Tausenden von Jahren das Land zu vernichten. Ein Drache auf der Suche nach Rache.
Doch es war weder ein Heer noch ein Drache, der auf dem Weg zu Vilgrims Gemächern war. Es war viel schlimmer.
Er war es, Sunyu.
Blutrote Flammen schossen aus seiner Hand auf die verschlossene Tür zu. Mit einem ohrenbetäubenden Knall barst das Holz in winzige Stücke, die bis in den hintersten Winkel von Vilgrims steinernem Palast stoben und ihm den Weg frei machten. Ohne seinen Lauf zu verlangsamen, trat Sunyu unter dem noch brennenden Türrahmen in das Gemach des Fürsten.
Vilgrim stand spärlich bekleidet vor seinem Bett und starrte ihn aus schreckgeweiteten Augen an. Neben ihm stand Kirjana, seltsam berührt, als er für einen Wimpernschlag ihren Blick suchte. Doch Sunyus Aufmerksamkeit galt dem kleinen, kalten, schäbigen Fürsten.
»Du hast sie umgebracht!«, grollte Sunyu. Seine Stimme donnerte durch den Raum, verstärkt von seinen wütenden Flammen, die bis weit über seinen Kopf loderten. Mit jedem Wort, bei jedem Atemzug stoben sie auf, spiegelten das wider, was in seinem Inneren vor sich ging.
Chaos. Wut. Hass. Und wie er Vilgrim hasste, diesen Scheisskerl, den er am besten bei der ersten Begegnung schon zu Seylani und ihrem verfluchten Arsch geschickt hätte.
Selbst Weltenspalter summte nicht mehr. Nein, er schrie.
Vilgrim schluckte, doch seine Stimme klang betont gelassen. »Du hast den Befehl an deine Männer gegeben.«
Sunyu zerriss innerlich. Das wohlgehütete Geheimnis in seiner tiefsten Seele, das goldene Licht in der Dunkelheit, erlosch. Nichts hielt ihn mehr auf, keiner stellte sich ihm in den Weg. Vilgrim ahnte nicht, dass er mit diesen Worten sein eigenes Ende besiegelt hatte.
Jeder Schritt fühlte sich an wie eine Stufe auf dem Weg zur Göttin des Todes. Schwere Glockenschläge in seinem Bauch, die das Atmen erschwerten, die Kälte anlockten. Doana würde auch einem elenden Hund wie Vilgrim einen Neuanfang gewähren. Diese Gnade war zu gütig für diese falsche Schlange.
»Du wusstest es?« Er hob das flammende Schwert an. Die das Licht schluckende Klinge glühte unter seinem wütenden Feuer auf, das die Farbe von frischem Blut trug und sich nach dem Lebenssaft verzehrte.
Alles in ihm brannte: sein Herz, seine Brust, die Augen. Doch Sunyu wollte keine Schwäche zeigen. Für sie.
Vilgrim lächelte. »Wir wissen vieles nicht, nicht wahr, Sunyu?« Ein wenig strahlte er wieder die Selbstsicherheit aus, die ihn für gewöhnlich umgab. Er warf Sunyu einen kurzen Blick zu, ehe er sich an Kirjana wandte.
Erst jetzt fiel Sunyu auf, dass die Offizierin gefesselt war. Sie folgte Vilgrims Bewegungen mit den Blicken, in ihren Augen standen gar Tränen. Kirjana weinte nicht. Er kannte sie als starke Frau – eine Offizierin, die für ihre eigenen Wünsche kämpfte.
Vilgrim umrundete sie, bis er wieder vor seinem Bett stand. »Wusstest du, dass sie und Amelia Freundinnen sind? Dass sie sich aus der Zeit kennen, als Kirjana noch kein Freiwild war?«
Sunyu schluckte. Die Ruhe des Fürsten verunsicherte ihn. Ein flammendes, Welten durchtrennendes Schwert war auf Vilgrim gerichtet, doch er faselte von Kirjana und ihren Freundinnen?
»Sie wollten mich hintergehen.« Vilgrims kalte Stimme liess ihn aufhorchen.
Kirjana warf dem Bastard einen Blick zu, ehe sie die Augen zukniff. Ihre Hand entspannte sich und entliess einen Dolch aus dem harten Griff. Er klimperte hell, als er auf dem Steinboden aufschlug.
Der Blick des Schmieds wanderte nach oben. Seine Freundin – die einzige Larhun, der er je vertraut hatte – weinte lautlos. Heisse Tränen benetzten ihre Wangen.
»Sie wollte mich im Namen der ehemaligen Fürstin von Grimsvik ermorden.« Vilgrim lächelte einseitig, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst.
Die hellen Flammen in seinem Inneren glühten in den kalten Augen. Sunyu wusste, wie gefährlich das eisige Feuer war, doch sein eigenes brannte heftiger. Sobald er das blasse Gesicht der jungen Schmiedin vor seinem inneren Auge sah …
Er brummte und hielt im selben Moment inne. Tindra hatte ihm gesagt, er sei brummig – nein, ruppig. Dabei hatte sie leise gelacht und sich von ihm abgewandt, doch die Freude in ihren Augen schimmerte noch immer – in seiner Erinnerung.
Lebhaft sah er sie vor sich, wie sie beschwingt neben ihm auf dem Kiesweg gehüpft war, um ihn nach dem Grund seiner schlechten Laune zu fragen. Er hatte sie barsch abgewiesen.
Wie er sie vermisste! Der Schmerz riss sein Herz in hundert Stücke und warf sie in alle Himmelsrichtungen davon. Sie war tot. Tot!
Vilgrims Mundwinkel zogen sich nach oben. Bevor Sunyu reagieren konnte, schlugen Flammen aus der Hand des Fürsten und entrissen ihm Weltenspalter. Sunyus Schwert sog Vilgrims Kräfte in sich auf, als hätte es heute noch nicht genug gesammelt, obwohl es so viele Leben in sich aufgenommen hatte. Es freute sich, jubelte. Die Waffe gierte nach mehr Macht, nach Blut und Leben.
Und Vilgrim bot vieles davon. Sein Feuer würde hineinsickern und die Waffe stärken. Sobald Sunyu sie wieder in den Händen hielte, würde er davon profitieren. Alles, was sie kostete, stärkte ihn. Das Frohlocken der Klinge in ihrem Rausch drang bis zu seinem zerrissenen Herzen.
Der Fürst entliess Weltenspalter mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Griff seines Feuers. Es klimperte, als die Klinge auf den steinernen Boden fiel, für Sunyu unerreichbar.
Wieder flackerte Vilgrim auf. Seine Augen leuchteten so hell wie sein Feuer und fixierten Sunyu. Er wirkte besessen, wie er sich auf den Bastard konzentrierte. Ohne Vorwarnung schossen die Flammen auf Sunyu zu und hüllten ihn komplett ein. Kälte umfing ihn. Jeder einzelne Gedanke formte sich unkontrollierbar träge. Unter dem lodernden Eis, das der Fürst ihm entgegenwarf, prickelte seine Haut, als würden Hunderte von Nadeln ihn drangsalieren. Sein Körper erlahmte. Er war gezwungen, das zu tun, was der Fürst von ihm verlangte.
Vilgrim drehte sich zu Kirjana um. »Zieh dich aus.«
Sunyu wusste nicht, was kälter war: Vilgrims Feuer, seine Stimme oder die Augen. Er fror, die Härchen auf Armen und Beinen richteten sich auf, obwohl er innerlich glühte.
Verunsichert huschte Kirjanas Blick von Vilgrim zu Sunyu und wieder zurück. Ihre Stirn war leicht gerunzelt, die Lippen geöffnet. Sie traute ihrem Fürsten nicht.
»Zieh dich aus!« Vilgrims Finger fuhr über die weiche Haut an Kirjanas Hals.
Vielleicht spürte sie nichts, doch Sunyu konnte die Flammen sehen, die in sie eindrangen und Angst in ihr verbreiteten. Das Blut hätte auf der Stelle gefrieren, zu einem bläulich roten Strang erstarren müssen. Dennoch atmete sie weiter, wenn auch erstickt. Das Feuer wütete in ihr, Angst troff aus ihren Augen, wie der Saft eines reifen Apfels, wenn man hineinbeisst.
Vilgrims Flammen schlugen aus, um Kirjanas Fesseln zu verbrennen. Sie schluckte, tat aber, wie ihr Herrscher es ihr befahl. Offensichtlich ging ihm das zu langsam. Unter seinem Willen fingen ihre Kleider eiskaltes Feuer, flackerten kurz und lösten sich auf, als wären sie nie da gewesen. Eiskristalle überzogen die rosige Haut, wanderten mit rasender Geschwindigkeit auf Bauch und Oberschenkel zu.
Sunyu wehrte sich gegen die Starre, doch die Magie des Fürsten hielt ihn zurück. Er war gezwungen, zu beobachten, was Vilgrim mit Kirjana anstellte. »Vilgrim, hör auf!«
Der Fürst lachte. Seine kalten Finger wanderten weiter über den Körper der gefallenen Fürstentochter, bis er bei ihrem Busen ankam. Die Brustwarzen ragten keck nach vorn. Feuer züngelte an ihnen, konzentrierte sich auf dem dunklen Rund. Kirjana keuchte auf, vielleicht vor Schmerz, vielleicht auch vor Lust.
»Hast du sie auch so geneckt?«, fragte Vilgrim, ohne Sunyu anzusehen. Dennoch war klar, mit wem er sprach. »Sie mag es, gefoltert zu werden. Davon kann sie nicht genug bekommen.« Um seine Worte zu unterstreichen, liess er die Flammen über den kräftigen Körper flackern, der unter den Berührungen erzitterte.
Wieder keuchte Kirjana. Sunyus Blut wallte auf, Verlangen schäumte durch seine Adern. Er wollte sie – er wollte ihr diese Töne entlocken, er wollte das Stöhnen hören.
Schlagartig wurde ihm bewusst, was Vilgrim mit ihr anstellen würde. Er kannte Kirjanas Schicksal. Er musste sie retten! »Tu es nicht!« Er hörte sich nicht mehr halb so sicher an wie zuvor.
Vilgrim schenkte ihm einen flüchtigen, aber äusserst zufriedenen Blick, bevor seine Aufmerksamkeit wieder der Fürstentochter galt. Er bückte sich, um den Dolch vom Boden aufzuheben, drehte ihn hin und her. Einmal blitzte das Metall im Licht der Flammen auf. »Vergiftet?«, richtete er sich mit unbewegter Stimme an seine Gespielin, die sich einem anderen Mann hingegeben hatte.
»Tu es nicht, Vilgrim«, bettelte Sunyu. Nach Tindra auch noch Kirjana zu verlieren war etwas, was er nicht ertragen würde.
Kirjanas Widerstand fiel zusammen, ihr Körper erschlaffte, der Kopf sank nach vorn auf ihre Brust. Deutlicher hätte ihre Antwort nicht ausfallen können.
Verächtlich warf Vilgrim die Waffe zur Seite und fixierte die Frau, die aus ihm einen Mörder gemacht hatte. Sunyu kannte die Geschichte. Er hatte alles aufgegeben, um sie in seiner Nähe zu wissen. Dafür hatte er ihre Mutter umgebracht, Kirjana zu einer Handlung gezwungen, die einer geachteten Frau den Funken der beiden Göttinnen entzogen hatte, und sich selbst zum Fürsten ernannt. Es war alles ein abgekartetes Spiel gewesen.
Die Flamme an ihrem Oberarm konzentrierte sich auf eine Stelle. Die Farbe vertiefte sich. Neue Eiskristalle entstanden, wuchsen zu einem undurchdringlichen Geflecht und färbten die Haut blau. Spröde sprang sie auf und brachte das pulsierende Blut zum Vorschein, das augenblicklich gerann. Dass Kirjana bei diesen Temperaturen überhaupt noch lebte, grenzte an ein Wunder, doch das war vermutlich Vilgrims Flamme geschuldet.
Der Fürst hob die andere Hand, führte sie an Kirjanas Schulter. Wieder beobachtete er die Kälte, wie sie Haut zum Aufreissen und Blut zum Gefrieren brachte. Eine Wunde an der ansonsten makellosen Wange der Offizierin.
»Du Schwein!«
»Na, na«, meinte Vilgrim beschwichtigend. »Nur nicht so vulgär. Immerhin hast du sie vor meiner Nase gevögelt.« Sanft wie der Flügelschlag eines Vogels riss Vilgrims Flamme eine weitere Wunde am Innenschenkel auf. Ein Tropfen Blut schaffte es auf den Boden, gefror dort zu einem dunkelroten Fleck. Riss für Riss malte Vilgrim auf Kirjanas Haut.
Sie keuchte auf, biss sich auf die Unterlippe und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken. Immer wieder schloss sie die Augen, um die Schwäche nicht zu zeigen. Ihr Körper, über und über mit eiskalten Wunden übersät, sackte in sich zusammen, wurde jedoch von der Magie aufrecht gehalten. Sie zitterte. Die Kraft, die Pein zu unterdrücken, ging ihr aus. Kirjanas Aufschrei entliess all das Leid in ihr, es hallte zwischen den steinernen Wänden wider und setzte sich ganz tief in Sunyus Brust fest.
Er grollte. Sein Inneres bebte. Das Feuer begehrte auf, die unsichtbaren Ketten erzitterten.
Vilgrim sah ihn abschätzig an. »Du hast keine Chance gegen mich, Bastard.« Sein Blick fiel auf das Schwert, das am Boden lag, dann grinste er. »Wie war das? Du erhältst Kraft von jenen, die deinem Schwert zum Opfer fallen?«
Sunyu wollte ihn daran hindern, wollte Vilgrim von seinem Plan abbringen, doch die Stimme verwehrte ihm den Dienst. Er fühlte sich kraftlos, konnte sich nicht bewegen. Mit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie sich Vilgrim bückte und das Schwert aufhob. Sofort gierte es nach den hellblauen Flammen, doch der Fürst verwehrte ihm den Zugriff, so gut er konnte. Es gelang ihm nicht gänzlich. Er presste die Lippen zusammen, um das Keuchen zu unterdrücken, das seine Schmerzen offenbarte.
Als die Klinge Kirjanas Hals berührte, konnte Sunyu die Vorfreude auf die Lebenskraft der jungen Frau spüren. Es machte keinen Unterschied, ob Kirjana Freiwild war. Sie lebte, allein das zählte. Sie trug die gleiche Kraft in sich wie die junge Larhun in Djord oder jeder Kvor, den er in den Reichen des Nebels umgebracht hatte.
Langsam drückte Vilgrim zu, ein Stöhnen kam über seine Lippen. Erst dehnte sich die Haut, bis sie unter dem Druck der scharfen Schneide nachgab. Kirjana riss Mund und Augen auf, doch kein Ton kam über ihre blauen Lippen. Dickere Eiskristalle eroberten ihren Körper, zeichneten magische Muster auf ihre Haut.
Die Klinge schnitt weiter durch das Fleisch, sog freudig alles auf, was die Offizierin zu bieten hatte: ihr Lachen, das Verlangen, den Willen. Und ihre Liebe zu Vilgrim, dem Fürsten, der ihr alles genommen und nur wenig gegeben hatte.
Noch atmete sie, doch ihr Blick wurde leer und stumpf. Vilgrims Magie hielt sie länger im Diesseits, als Seylani und Doana es erlaubten.
Mit unerwarteter Entschlossenheit packte der Fürst sie an den Haaren und hob ihren Kopf an, bis sie ihm in die Augen sah. »Hättest du dich nicht einem anderen hingegeben, wärst du jetzt meine Fürstin«, zischte er. Ruckartig beugte er sich zu ihr hinunter und verschloss ihre Lippen mit seinen. Die Schreie erstarben unter dem harten Kuss. Mit einem schnellen Schnitt trennte er den Hals vollständig durch. Der kopflose Körper fiel mit einem dumpfen Poltern auf den Boden, während ihre schreckgeweiteten Augen in den Raum starrten, als würde sie noch leben.
Eine Welle der Wut schwappte über Sunyu hinweg, raubte ihm jeglichen Verstand. Seine Flammen begehrten gegen die des Fürsten auf, loderten heller, höher. Einem Befreiungsschlag gleich zerrissen sie die magischen Fesseln. Sunyu streckte die Hand nach Weltenspalter aus, der aus dem Griff des Fürsten sprang und von blutroten, zornigen Flammen zum Schmied getragen wurde.
Erschrocken wandte sich Vilgrim zu Sunyu um. Seine Augen weiteten sich, als er das unheilvolle Lodern erblickte. Er rief sein eigenes Feuer. Kälte kämpfte gegen Hitze, versuchte mit aller Macht, sie zu durchdringen, scheiterte jedoch kläglich.
Das hellblaue Feuer war so erbärmlich. So winzig.
Sunyu triumphierte, seine Flammen frohlockten. Weltenspalter sang das Lied des Sieges, als er die Luft zum Vibrieren brachte. Mit jedem Schritt, den sich der Schmied dem Fürsten näherte, sank dieser mehr in sich zusammen, bis er als kleines Häufchen Elend vor ihm kniete.
»Steh auf.« Wie hatte Sunyu nur jemals glauben können, dass seine Flammen so viel kleiner waren als die des Fürsten?
Vilgrim erhob sich folgsam. Trotz der Angst forderte er den Schmied mit einem trotzigen Blick heraus. »Ohne mich bist du nichts!«, schrie er verzweifelt, ängstlich. »Ich bin ihr Fürst, mir werden sie in die Schlacht folgen.«
Sunyus Augen wurden schmal. Er legte den Kopf leicht schief und betrachtete den Fürsten, der zitternd vor ihm stand. Jeglichen Bezug zur Gegenwart hatte der kleine Larhun verloren, die Gier schwang in seinen Zügen mit. Er erwartete tatsächlich, dass die Fürstinnen ihm folgen würden. Dieser Wurm glaubte, dass er, Sunyu, von ihm abhängig war.
Seine Hand schnellte nach vorn und umschlang den dünnen Hals des Fürsten. Mühelos hob er den kleinen Mann mit den schwarzen Locken in die Luft. Die Magie in ihm tobte, wurde wilder, lauter. Niemand war in der Lage, ihn jetzt noch aufzuhalten.
»Falsch.« Sunyu verengte den Griff gerade so weit, dass Vilgrim zu viel Luft bekam, um zu sterben, aber zu wenig, um zu leben. »Eskild schaffte es beinahe, die Reiche zu einen. Ich bin sein Sohn. Wenn sich die Larhun unter einem Banner vereinen, dann unter meinem. Wenn sie unter einem Befehl marschieren, dann unter meinem. Und wenn sie jemanden bejubeln, einen Fürsten erwürgt zu haben, der nicht würdig war, auf dem verfluchten Thron zu sitzen, dann mich.«
»Du bist ein Bastard!«
»Ich bin Eskilds Sohn.« Sunyus Finger schlossen sich, Vilgrim röchelte. Seine Beine zappelten, doch für den kräftigen Schmied stellte das keine Herausforderung dar. Macht durchströmte Sunyu. Er gebot über Leben und Tod, hier und jetzt. Wäre er gnädig, könnte er dem kleinen Fürsten ein Leben im Exil gewähren, doch er wollte sehen, wie diese unwürdige Kreatur ihren letzten Atemzug tat. Wie er mit den Blicken bettelte wie ein Hund.
Vilgrims Augen rollten, das eisblaue Feuer flackerte ein letztes Mal auf, bevor es dunkel und schwach wurde. Blutrote Flammen erstickten es im Keim. Sunyu bemerkte nicht einmal, dass es seine Haut berührte, so wild loderte sein eigenes Ov’Enn’Tre.
Irgendwann baumelte der Fürst regungslos an seiner Hand. Jegliche Anspannung war aus dem gedrungenen Körper gewichen. Mit einem verächtlichen Grunzen warf Sunyu ihn in eine Ecke und verliess den Ratssaal.
Vilgrim war tot.
Sunyu war frei – und mit ihm auch Tindra.
Durch das Fenster entdeckte er Schneeflocken, die vom Himmel fielen und die Landschaft rund um die verfluchte Stadt der Larhun mit einer weichen Decke überzogen.
Arin
Ruhelos irrte er durch das konturenlose Nichts. Die Schatten trennten ihn von der wirklichen Welt, von ihrem Lärm, dem Gestank und den Farben. Von allem, was ihm schaden konnte.
Er hielt inne. Diese düstere Welt kannte er, doch die Grenze fühlte sich anders an. Normalerweise spürte er, wie sich der Schnitt zwischen der Wirklichkeit und der Welt dahinter wie eine zweite Haut um ihn legte. Nun jedoch stand er irgendwo im Nichts, als formten sie einzig für ihn eine Halle um ihn herum.
Er setzte sich wieder in Bewegung und versuchte, sich an etwas zu erinnern, an irgendetwas. Doch so leer seine Gefühle waren, so zäh flossen die Gedanken. Er kannte seinen Namen: Arin. Immerhin ein kleiner Lichtblick – ein Mann ohne Namen war nichts wert. Er konnte sich kein Zimmer in einer gut betuchten Gegend nehmen. Wer wollte denn schon einen Namenlosen beherbergen?
Auch an die Schatten konnte er sich erinnern, nur anders. Dennoch wusste er, dass sie es waren. Sie formten eine Art Schlucht zwischen den Welten, einen Ort, an den er sich jederzeit zurückziehen konnte, ohne dass ihm jemand folgte. Nur wenige ausgewählte Menschen nahm er hierhin mit. Die meisten hatten sich nach dem ersten Besuch von ihm entfernt, keine Zeit mehr gefunden und den Kontakt abgebrochen. Sie fürchteten sich vor dem, was er zu tun imstande war. Vielleicht hätten sie sich in dieser grossen Schattenhalle wohler gefühlt als in der Enge, mit der sich der Welten trennende Schleier bisher um ihn gelegt hatte?
Als er in einen Flussarm stieg, tauchten erst seine Füsse in munter fliessendes Wasser und bald stand er bis zu den Knien darin. Vermutlich war es kalt. Schneeflocken segelten vom Himmel, doch er spürte weder die Kälte noch die Kraft der Wassermassen. Die Schatten beschützten ihn. Sie schützten ihn vor allem, was in der realen Welt passierte.
Auch wenn das geheimnisvolle Tuch jegliche Farbe aus der echten Welt raubte und ihm nur das liess, was innerhalb ihrer Grenzen lag, so konnte er dennoch alles einschätzen: Tageszeit, Jahreszeit, den Weg. Hinter dem Schneefall vermutete er ein weites Tal. Die dunklen Wolken hingen tief und kratzten an den schuttbedeckten Bergflanken. Ein verzweigter Fluss trennte die unwirtliche Seite von einem Teil mit Wald und etwas Wiese, auf der ein Pferd friedlich graste. Hinter den Bäumen konnte Arin eine Klippe erkennen, die wie ein Herrschersitz über dem Meer thronte. Eine Stadt nahm den obersten Punkt ein, der dunkle Palast schlug Feinde allein durch seinen Anblick in die Flucht.
Mit langsamen Schritten drehte er sich um die eigene Achse. Plötzlich blitzte etwas auf, ein Leuchten stahl sich in seine Schatten. Grünlich blau. Metallisches Schimmern. Er stoppte, verengte die Augen. Lag dort jemand?
Vorsichtig näherte er sich. Farben zeigten sich in der Schattenwelt nur von jenen, die sich darin befanden. In äusserst seltenen Fällen, ganz vereinzelt, überbrückte etwas die Grenzen des Vergessenen.
Der Vergessene – sein Gott. Selbst der Name war vergessen. Arin begann sich an ihn zu erinnern, an den Gesichtslosen, der keinen Namen trug. Im Gegensatz zu seinem Bruder, dem Grauen, dessen richtiger Name zwar nicht ausgesprochen, aber immerhin einigen bekannt war, fristete der Vergessene ein Leben in der Versenkung. Fast jedenfalls. Einige erinnerten sich an den unscheinbaren Gott, so wie Arin.
Wieder leuchtete es auf, diesmal erkannte er es deutlich. Es kam von einer der vielen Kiesbänke mitten im Fluss, bewegte sich jedoch nicht. Mühelos watete er durch das Wasser, überwand eine kleine Insel und den nächsten Flussarm. Dann blickte er in das Gesicht einer scheinbar schlafenden Frau. Ihr Gesicht war schmutzig, wirkte erschöpft, dennoch erkannte er die Schönheit in ihren Zügen, die Sanftheit ihrer Seele, die selbst im Tod noch strahlte. Auf der Wange sass ein Muttermal, dunkel und etwas erhöht. Sie war genauso grau und farblos wie der Rest der Umgebung und löste dennoch eine unbekannte Sehnsucht in ihm aus – und Schmerzen. Seine Brust glühte wie die Kohlereste eines erloschenen Signalfeuers, das sich nach der Kraft der Flammen verzehrt.
Arin fiel auf die Knie, legte der Frau die Hand auf den Arm, doch sie glitt durch ihren Körper, als wäre sie Luft. Das Schwert an ihrer Seite war das, was seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Die Klinge durchdrang die Grenzen der Schatten und summte so laut, als befände sie sich in seiner Welt. Doch das war nicht das, was ihn zerriss. Gefühle, die er nicht kannte, spalteten sein Innerstes. Ein Schrei seines Herzens verhallte ungehört, schlug so hohe Wellen, dass Arin lautlos aufschrie. Er sprang auf, drehte sich von der jungen Frau weg. Er musste weg, einfach weit weg.
Sie war tot, und mit ihr war die richtige Welt gestorben. Niemals wieder würde er auch nur einen Fuss in die Welt der Farben setzen, keinen einzigen Atemzug mehr an die Leute dort verschwenden. Genau wie die junge Frau wollte er im Nichts aufgehen und niemals wiederauftauchen.
Er rannte, bis alles nur noch grau und still und dunkel war. Bis er zu Hause ankam.
Sunyu
Schwarz. Alles war schwarz. Der kühle Sessel seines Vaters, in dem er gearbeitet hatte, die Gänge zwischen den Bücherregalen, in denen sich Schätze und gefährliche Schriften fanden, die nur ein gestörter Mensch sammeln konnte.
In ihm war es schwarz. Leer. Schwärzer als leer. Nur ein Funke in ihm leuchtete: Das Bild einer jungen Frau, die zwischen Kieselsteinen und schmutzigen Fussabdrücken lag. Blass und schwach und tot. Doch selbst der Funke leuchtete schwarz und frass jedes Licht, obwohl es keines gab. Schlimmer noch als sein verfluchtes Schwert.
Wie konnte sie es wagen, einfach zu sterben? Sie hätte ihr geweihtes Schwert nie weggeben sollen. Es hätte sie beschützt. Sie war so dumm gewesen, einfach nur dumm. Und naiv. Und sein Leben.
Zitternd atmete er ein und lenkte den Blick durch das Fenster nach draussen in die lichtlose Nacht. Was machte er sich eigentlich vor? Es war nicht ihre Schuld, dass sie im Dreck verreckt war. Es war einzig und allein seine Schuld. Er hatte den Befehl erteilt und seine Männer auf die Irin losgelassen. Er hatte gewusst, dass sie unter ihnen gewesen war.
Sunyu stützte die Ellbogen auf den Tisch und verbarg das Gesicht hinter den Händen. Noch immer waren sie voller Blut. Warme, salzige Tropfen verwischten die getrockneten Kampfspuren. Auch wenn es nicht Tindras Blut war, hatte er Leben genommen.
Mit einem einzigen Befehl hatte er ihr Leben beendet.
Er hasste sich dafür.
Vielleicht sollte er sich Weltenspalter durch die Brust rammen. Bestimmt würde das schwarze Schwert jeden noch so kleinen Tropfen Blut in sich aufsaugen, bis es voller Leben und Kraft glühte, um auf den Boden zu klimpern und ohne seinen Träger zu versauern.
Sein Blick fiel auf die glanzlose Klinge. So schlicht sie war, so tödlich schwang sie sich im Kampf durch die gegnerischen Reihen. In seiner Hand wurde aus dem Stück Metall ein tanzender Wille, der alles Leben in sich aufsog, dessen er habhaft werden konnte. Bestimmt würde Weltenspalter auch das seine nehmen.
Bedächtig schob sich seine Hand zum Heft des Schwertes. Unter seiner Haut fühlte es sich so unendlich vertraut an, als wäre es ein Teil von ihm selbst. Seine Finger strichen über das Leder und berührten die Parierstange. Ein Meisterwerk, von ihm erschaffen. Er hätte ein berühmter Schmied werden können, einer, der bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt gewesen wäre. Stattdessen hatte er die Frau seines Herzens kaltblütig abgeschlachtet.
Kurz entschlossen packte er das Schwert, umfasste die scharfe Klinge mit blossen Händen und stand auf. Er richtete sie gegen sich selbst. Sein Herz pochte in der Brust, die Spitze drückte sich in die Haut. Noch ein kleiner Stich, dann wäre er Geschichte. Niemand würde um ihn trauern, keiner ihn vermissen.
Nur eine winzige Bewegung.
Weltenspalter blieb ruhig. Der Blutdurst schien gestillt oder er erkannte seinen Schöpfer.
Sunyu schloss die Augen, holte tief Luft und stach entschlossen zu. Die spitze Klinge presste sich in sein Fleisch, für einen Augenblick stockte ihm der Atem. Erschrocken keuchte er auf, als sich die Lunge weitete, um einen tiefen Zug zu tun. Er hatte erwartet, die Kälte der Klinge in seinem Fleisch zu spüren, ihre Gier, das Verlangen nach Blut und Leben, irgendetwas, doch die Waffe schwieg.
Mit zitternden Beinen ging Sunyu langsam in die Knie. Seine Finger lösten sich vom Heft, das Schwert fiel klimpernd zu Boden.
Sunyu sah an sich hinab. An Weltenspalter klebte kein Blut, er lag so kühl und regungslos da wie ein unbearbeitetes Stück Metall. Sein Hemd war nicht schmutziger als zuvor, kein Blut floss aus einer Wunde.
Er hatte sich nicht erstochen. Der Schmerz, den er gespürt hatte, war einzig und allein dem Druck geschuldet. Nicht einmal ein kleiner Fleck Blut erschien, kein warmes Rinnsal floss über seine Haut.
Entsetzt zerriss Sunyu das Hemd. Er musste es mit eigenen Augen sehen. Eine vollständig unversehrte Brust offenbarte sich ihm, die sich unter den tiefen Atemzügen hob und senkte, während die rechte Hälfte mit dem tätowierten Drachen zerfetzt war.
»Bei Seylanis verfaulter Scheisse!«
Heisse Tränen rannen über seine Wangen, die verätzte Gesichtshälfte brannte. Jedem anderen konnte er das Leben aussaugen, doch sein eigenes nicht beenden, obwohl er kein Licht mehr sah.
»Verdammte Scheisse, beim verfluchten, verfaulten Zeh dieser dürren Kriegsgöttin, die einen Scheiss von der Welt versteht.«
Sunyus Stimme zitterte, sein Atem ging stossweise. Er ballte die Hände zu Fäusten, stürmte zur Tür und rammte mit der Schulter ein Bücherregal. Polternd fiel es um. Vorbei an den vielen leeren Zimmern, hinunter in den grossen Empfangsraum, auf die offene Strasse hinaus. Der Nebel hing tief und kratzte an den höchsten Dachspitzen. Ansonsten war es dunkel – genau wie in seiner Seele.
Doch es kümmerte ihn nicht. Nichts kümmerte ihn. Er achtete nicht auf die Blicke, die ihm die Larhun zuwarfen. Mitten auf der Strasse hielt ein Kind in seinem Spiel inne, als es den Furcht einflössenden Mann erblickte. Die kleinen Mundwinkel zogen sich nach unten, während die Mutter aufsprang und zu ihm eilen wollte. Sie war zu langsam.
Sunyu trat zu dem Kind und hielt nur eine Handbreit vor seinen Füssen an. Er beugte sich zu dem Mädchen hinunter, betrachtete es einen Moment, dann schrie er seinen Schmerz in die Welt hinaus. Sie kreischte, dass ihm die Ohren klingelten, und sprang in die Arme ihrer Mutter, die ihn kopfschüttelnd anstarrte. Der hässliche Mund stand ihr offen.
Sunyu eilte weiter. Die Gassen waren wie leer gefegt, und waren sie es nicht, flüchteten die Larhun, wenn sie seine Flammen über den Schultern sahen. Immer höher loderten sie. Je härter das Herz gegen seine Brust klopfte, desto wilder brannten sie. Er spürte die feinen Stiche, wenn neue Flammen durch seine Haut stachen, doch die Reste seines Hemdes berührten sie nicht. Es brannte, als gäbe es den Stoff nicht.
Endlich entdeckte er das runde Gebäude, in dem die beiden Göttinnen und der Graue hausten. Mit weiten Schritten ging er darauf zu, die Augen verengt. Selbst aus seiner Hand leckte das Feuer, um etwas zu verzehren, irgendetwas. Was genau, war ihnen egal, und ihm war es erst recht egal. Ginge es nach ihm, könnten sie alles und jeden in Schutt und Asche legen. Alles zerreissen, wie der Schmerz ihn zerriss.
Er reckte das Kinn nach vorn, als er die Stufen emporstieg. Ein kühler Wind stellte sich ihm entgegen, doch der konnte ihn nicht stoppen. Keine Chance hatte das laue Lüftchen gegen ihn und seine Flammen. Sie stoben auf, sandten Funken in den düsteren Nachthimmel und züngelten an den feinen Stoffen, die anstelle von Wänden das Innere des Tempels vor allzu neugierigen Blicken schützten.
Wie eine kalte, unsichtbare Wand stellte sich ihm der Wille der Göttinnen in den Weg. Doch Doana und Seylani waren ihm egal. Tindra war tot.
Er nahm die letzte Treppenstufe und trat in den heiligen Kreis. Da sah er sie, die drei Statuen. Zu seiner Rechten thronte Seylani, das Kinn vorgereckt, mit dem Schwert in der Hand, zu seiner Linken Doana mit ihrem milden Lächeln.
»Was nützt mir dein beschissenes Lächeln, wenn du mir alles nimmst, was ich je hatte?«, brüllte er durch den leeren Raum. Er näherte sich ihr. Eine Hand schoss nach vorn, die Handfläche nach oben gerichtet. Das Feuer brannte so heftig, dass es den gesamten Tempel erhellte. »Sie hat dich angebetet, du verfluchte Hurentochter!«
Ein Strom seines Feuers fegte auf die Statue zu, die noch immer lächelte, als könnte niemand ihr etwas anhaben. Wie eine Walze umspielten die blutroten Flammen den dunklen Marmor. Sie blieb so schwarz und unberührt wie eh und je.
»Ich dachte, du liebst deine Tochter!« Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. Er erinnerte sich an den Tag, als Tindra hier gekniet und um den Schutz der Dunklen Göttin gebeten hatte, obwohl sie Seylani so viel ähnlicher sah.
Seylani …
Sunyu schnellte herum. Dort stand sie, hielt das Schwert in der Hand und predigte, dass keine Frau jemals eine Waffe führen sollte. Sie, die Göttin des Krieges und des Lichts, wollte ihre Anhängerinnen beschützen.
»Hat es dir Spass gemacht, sie zu schlachten? Hast du dir angesehen, wie die Wärme ihren Körper verliess, wie das Lachen aus ihrem Gesicht schwand?« Er trat an die Statue heran und legte die Hand auf den weissen Marmor. »Du bist ein verlogenes Schwein, Seylani. Jede Frau steht unter deinem Schutz, sagst du. Aber was hat Tindra denn getan? Du verlässt sie einfach, jagst sie durch ganz Mra’Theel und lässt sie dann im Dreck verrecken wie einen gemeinen Hund!«
Sein Feuer fand die Risse im Gestein und fuhr hinein. Blutrote Adern glühten im Gesicht der makellosen Göttin auf.
Sunyus Stimme zitterte, als er weitersprach. »Nicht einmal deine Priesterinnen beschützt du. Du verfluchtes, verlogenes Stück Scheisse, wärst du hier, ich würde dich …«
Er schüttelte den Kopf. Ihm fehlten die Worte, die das ausdrückten, was in ihm vorging. Seylani hatte Tindra in den Kampf geschickt. Das Feuer in ihren Rissen glühte auf. Nur ein Gedanke und die Statue wäre Geschichte – wie Tindra.
Die Flammen zogen sich gegen seinen Willen aus dem Stein zurück. Sie wurden herausgedrückt, verjagt. Die Göttin wehrte sich.
Sunyu wich zurück, nur ein paar Schritte, doch der Wind nahm weiter zu. Die Flammen sammelten sich um ihn, fegten um ihn herum.
Es schmerzte.
Tindra fehlte.
Er schlang die Arme um den Oberkörper, sank in sich zusammen, während das Feuer höher stieg. Es durchbrach die Decke, loderte weiter. Im Zentrum, ganz zuunterst, wiegte sich Sunyu selbst hin und her. Er weinte die Tränen, die er sein ganzes Leben zurückgehalten hatte.
Die Tränen, die er beim ersten Schlag seines Vaters gegen seine Mutter hätte weinen sollen. Jene, die ihrem schwindenden Lachen gegolten hätten: ihre eigenen.
Tindras Schmerz, als sie erkannt hatte, dass der Junge mit den haselnussbraunen Augen das grösste Arschloch der Schule, nein, ganz Mra’Theels war. Als sie nach und nach vergessen hatte, wer er gewesen war, dieser Junge, den sie am ersten Tag im neuen Ort angelächelt hatte. Als er selbst vergessen hatte, wer er hatte sein wollen. Der Verlust ihrer Göttlichkeit, als sie das Schwert erhoben hatte, um ihn zu schützen, zu befreien. Und er hatte sie von sich gewiesen.
Heisse, schmerzhafte Tränen. Sie brannten sich nicht nur in die verätzte Haut, sondern auch in sein Herz. Jetzt blutete es. Es hätte besser geblutet, als er sich das Schwert zwischen die Rippen gestossen hatte.
Als er den Blick hob, konnte er durch all das Wasser keine Umrisse erkennen, doch er wusste, dass vor ihm Doana stand. »Wieso hast du sie nicht beschützt?«, fragte er mit tonloser Stimme. »Wieso hast du sie mir genommen?« Er senkte den Kopf, um das Gesicht hinter den Händen zu verbergen. Obwohl es nicht ihr Blut war, das seine Finger so dunkel färbte, war es auch nicht seines. »Wieso hast du mir den Neuanfang verwehrt?«
Der Himmel war grau. Kräftige Hände ergriffen seine Arme, zerrten ihn hoch und schleiften ihn aus dem Tempel. Sie machten nicht auf dem Platz davor halt, nicht vor den Palasttoren und auch nicht vor Vilgrims Amtsraum.
Sie zerrten ihn auf den dunklen, harten Thron.
Tindra
Sie schlug die Augen auf. Weisse Schneeflocken glitten zu Boden oder berührten ihr Gesicht, auf dem sie zwischen all den Wassertropfen schmolzen und sich mit ihnen zu Perlen verbanden, um über ihre Wange zu fliessen. Wasser rauschte um sie herum, laut und gleichzeitig so weit entfernt.
Tindra holte tief Luft, hustete und stemmte ihren Oberkörper in die Höhe. Etwas fiel auf die Steine neben ihr, doch der Schmerz in ihrem Kopf sandte helle Sterne durch ihr Sichtfeld. Sie stöhnte leise und kniff die Augen zusammen, bis das Pochen hinter ihrer Stirn nachliess.
Abgesehen vom Kopf und den steifen, viel zu kalten Gliedern fühlte sie sich wie die letzten Tage auch schon: zerschlagen und müde. Doch sich jetzt noch einmal hinzulegen kam nicht infrage, dafür war es zu kalt. Und der Boden zu hart. Diese verdammten Steine.
Um sich abzulenken, sah sie sich um. Sie befand sich auf einer kleinen Insel zwischen unzähligen kleineren und grösseren Flussarmen. Ein leichter Windstoss liess die Schneeflocken tanzen und Tindra frösteln. Sie war allein, nicht einmal Leichen lagen herum, nur Schwerter, Schilde und ein verlassener Schuh.
Obwohl ihre Beine protestierten, stand sie auf. Dabei fiel ihr Blick auf die Klinge, die vorher zur Seite gerutscht war und geheimnisvoll in einem grünlich blauen Schimmern leuchtete. Ihr Mund klappte auf. Das Schwert, das Sunyu geschmiedet und ihr geweiht hatte, ohne es zu wissen. Es leuchtete intensiver als jemals zuvor. Mit zitternder Hand hob sie es auf, strich über das seltene Metall, das die Kvor in ihren Bergen abbauten und nur zu horrenden Preisen zu bekommen war.
Sie hatte die Klinge tot geglaubt. Nun lag sie völlig unversehrt da und flüsterte ihr verführerische Worte ins Ohr. Sunyus Schwert, nein, ihr Schwert, das sie nach Grimsvik begleitet hatte, um den jungen Schmied zu befreien. Wie war es möglich, dass es wieder so hell strahlte?
Seit sie die Klinge aufgehoben hatte, sang sie. Frohlockend durchströmte das Lied Tindras gesamten Körper, nahm sie ein und stärkte sie bis in die Fingerspitzen. Das Schwert war glücklich, gefüllt mit schönen Erinnerungen, die ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberten.
In Tindra selbst jedoch war alles dunkel. Was sie jemals ihr Eigen oder Recht genannt hatte, war vergangen. Derjenige, für den sie das alles geopfert hatte, hatte sie hintergangen. Er hatte die Seiten gewechselt und diente dem kleinen Fürsten der Larhun, dessen Augen kälter waren als der Schnee, der zu Boden schwebte und das Leben unter sich begrub.
Und Arin war tot. Der Bote, der sie von Anfang an unterstützt und geliebt hatte. Sunyu hatte ihn mit einer einzigen Bewegung und seinem verfluchten Feuer zur Seite gefegt. Danach hatte die Schlacht begonnen. In dem ganzen Durcheinander hatte sie die Orientierung und Arin verloren.
Eine Träne zog eine kalte Spur über ihre Wange. Tindra schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Nase trocken – erfolglos. Ihre Hand war genauso nass wie die verrotzte Nase.
So ganz ohne Ziel kam sie sich nutzlos vor. Sie könnte sich zurück nach Steinwacht schlagen und versuchen, sich mit ihrer Mutter zu versöhnen. Ihr Lehrmeister Juang würde sie sicherlich bei sich aufnehmen, besonders da er nicht nur sie, sondern auch seinen Gesellen Sunyu verloren hatte. Er hing an ihnen beiden, der Abschiedsschmerz war überdeutlich in seinen Augen geschrieben gewesen.
Tindra blickte auf das in der Ferne rauschende Meer hinaus. Eigentlich hätten drei Schiffe der Kvor sie unterstützen sollen. Sie hatten bei den Versunkenen Inseln vor der Küste der Larhun gewartet, ausser Sichtweite der Nebelreiche. Dass sie zu Beginn der Schlacht nicht schon angelegt hatten, hatte niemanden erstaunt. Aber dass nun immer noch kein Anzeichen von Unterstützung zu sehen war … So viele waren nicht übrig, um erstaunt zu sein.
Ihr Blick wanderte weiter und blieb an Grimsvik haften. Die gut bewehrte Stadt der Larhun hatte über einer den Wellen trotzenden Klippe den perfekten Platz gefunden. Zwar führte ein breiter Weg zu einer Seite hoch, doch vom Meer her konnte niemand angreifen. Dafür waren die Wellen zu hart und die Klippe zu hoch. Dennoch umrundete eine Mauer Grimsvik.
Gegen Westen schützte ein mächtiger Wall die Stadt vor jeglichen Angreifern – die perfekte Lage für Grimsvik und das Versteck des Verräters, für den sie ihre Zukunft aufgegeben hatte.
Mit einem Schnauben erhob sie sich. Hier hatte sie nichts mehr verloren. Entschlossener als sie sich fühlte, stapfte sie in die Nacht hinein. Auf der schmalen Kiesbank konnte sie keine Wurzeln schlagen, es war zu kalt und zu gefährlich. Sie durfte nicht stehen bleiben, wenn sie nach Hause wollte. Falls sie Steinwacht noch vor dem grossen Schneefall erreichen wollte, musste sie sich beeilen. Die Winter in den südlichen Reichen der Larhun waren streng und die Aussicht auf eine Reise durch kniehohen Schnee war nicht sonderlich verlockend.
Tindra schlang die Arme um ihren Oberkörper. Unfassbar, wie kalt so viel Stoff sein konnte. Der Mantel, den sie bei ihrem Besuch in Nebelwehr geschenkt bekommen hatte, war wesentlich wärmer gewesen.
Auch wenn ihre Situation ausweglos schien, wollte Tindra leben – für sich und für Arin. Und vielleicht, wenn die Umstände es erlaubten, wollte sie zwei Köpfe rollen sehen. Der eine trug schwarz gelockte Haare und hatte eisig blaue Augen, der andere war ein Bastard von einer Menschenfrau und einem Krieger der Larhun.
Unter den Bäumen lag noch kein Schnee, der Boden war teilweise gar trocken. Immer weiter ging Tindra, schlich sich zwischen den Baumstämmen hindurch, obwohl die kalten Beine sie kaum trugen. Wie Lumpen hingen ihr die nassen Kleider vom Leib. Sie fror. Unglaublich, wie kalt die Nacht sein konnte.
Obwohl Tindra nicht wusste, wie man ein Feuer entzündete, hielt sie irgendwann inne, um trockene Äste zu sammeln. Ihre klammen Finger schlangen sich um das Holz, zitterten und liessen die Zweige kraftlos fallen. Fassungslos starrte sie erst ihre Hände und dann die Äste an.
Tindra lehnte sich gegen einen Baum und schloss die Augen. Als sie schluckte, kämpfte sich der Kloss in ihrem Hals wieder hoch. Heiss brannten die Tränen in ihrem Gesicht. Wie allein sie sich gerade fühlte, so einsam und hilflos.
Sie hörte das Reissen, als ihr Herz entzweibrach. Schmerz überrollte sie, liess sie in sich zusammensinken. Ihre Schultern schüttelten sich unter dem Schluchzen, während sie tiefer in der Dunkelheit versank. Sie versteckte das Gesicht hinter den Knien, schlang die Arme um die Beine und wiegte sich vor und zurück.
Arin war tot.
Arin war tot!
Ein neuer Weinkrampf schüttelte sie. Sie schluchzte, während die vielen schönen Momente mit dem Boten vor ihrem inneren Auge in frischer Farbe erstrahlten. Als sie sich begegnet waren, wie er sie zum Lächeln gebracht hatte. Seine Unterstützung, den unerschütterlichen Glauben an sie, auch als sie Freiwild geworden war, wie er sie immer aufgemuntert hatte. Auf dem Schiff der Larhun hatte er sie beinahe geküsst und sie dann glauben lassen, dass es eine seiner Illusionen gewesen war.
Nun war sie auf sich allein gestellt. Mit einem Schlag fühlte sich die Welt viel kälter an. Glanzlos. Ihr eigenes Leben war nichts wert. An ihrer Seite stand niemand, dem sie ihre Sorgen und Ängste anvertrauen konnte. Um sie herum sammelte sich Nebel, doch sie konnte ihn als Einzige wahrnehmen. Niemand sonst sah ihr Gefängnis, die bodenlose Hoffnungslosigkeit in ihr. Ein Strudel aus Trauer, Angst und Wut riss sie tiefer und tiefer.
Den Aufschlag würde sie nicht überleben, so hart würde er ausfallen. Und niemand würde sie auffangen.
Doch noch lebte sie. Es wäre Arin gegenüber undankbar, aufzugeben. Er hatte ihre Zielstrebigkeit so sehr geschätzt. Nun war es an ihr zu beweisen, dass er mit seiner Einschätzung nicht danebengelegen hatte.
Sie musste leben, für Arin. Für ihn wollte sie leben.
Mit einem letzten Schniefen hob Tindra den Kopf und lehnte sich gegen die raue Baumrinde. Noch lebte sie, das stimmte. Noch war sie nicht erfroren oder von einer Horde wilder Larhun überfallen und ausgebeutet worden.
Vermutlich wusste jeder Larhun in den Nebelreichen, dass die Irin in eine Schlacht gegen Grimsvik gezogen waren. Jeder, der sie sah, würde sie als Teil der Armee der Irin erkennen – egal, wie unwahrscheinlich es war, dass jemand der Angreifer die Schlacht überlebt hatte. So viele bewaffnete Menschenfrauen streiften nicht durch die Wälder der Nebelreiche. Zweifel kämen keine auf. Jeder Larhun würde versuchen, sie zu töten.
Wenn sie doch nur besser zugehört hätte, was die Irin planten, wenn der vorgesehene Überfall nicht erfolgreich verlief. Doch sie hatte auf Arin vertraut. Er war da gewesen, er hatte gewusst, was zu tun gewesen war.
Tindra vergewisserte sich, dass sie die grünlich blau schimmernde Waffe noch immer an ihrer Seite trug. Klingentanz. Es war ein würdiger Name für die Klinge, die sie beschützen würde.
Zärtlich fuhr sie mit den Fingern vom Heft über die Parierstange zum kalten Metall. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sunyu hatte das Schwert für sie geschmiedet, hatte es ihr sogar geweiht. Irgendwann würde er das bereuen.
Irgendwann hatte sie ihm etwas bedeutet.
Als sie die Freude über das geweihte Schwert realisierte, schnaubte sie wütend. Es war egal, dass sie ihm einmal etwas bedeutet hatte, er hatte sie hintergangen und Arin das Leben genommen. Trotz schwerer Beine und weinendem Herzen würde sie nicht ruhen, bis sie ihn gerichtet hatte.
Solange es so kalt war, durfte sie weder rasten noch einschlafen. Dass sie sich hingesetzt hatte, hätte schon ein tödlicher Fehler sein können, wäre sie nicht doch noch rechtzeitig aufgestanden. Nebel strich um die Baumstämme. Ihr war, als flüsterten unheilvolle Schatten ihr zu, als wollten sie sie in eine Falle locken. Der Geist des Schlafes rief besonders durchdringend. Immer und immer wieder versuchte er, sie zu einer wohlverdienten Pause zu überreden, doch sie ging weiter.
Als ihr das helle, warme Schimmern im Nebel auffiel, war sie dem Feuer schon nahe. Tindra hatte sich so auf den Waldboden vor ihren Füssen konzentriert und darauf, nicht einzuschlafen, dass sie die Umgebung komplett vergessen hatte. Verdutzt hielt sie inne. Das Schimmern brachte den Duft nach Braten mit sich. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.
Mit so leisen Schritten, wie es ihr trotz der kalten Beine möglich war, näherte sie sich dem Feuer. Spätestens als sie das Brutzeln von Fleisch hörte, warf sie fast alle Bedenken über Bord. Sie lockerte Klingentanz in der Scheide, streckte den Rücken durch und holte tief Luft. Egal, wer dort ein Lager aufgeschlagen hatte, es gab Essen und ein warmes Feuer. Da liess sie sich nicht zweimal bitten.
Festen Schrittes trat sie aus dem Nebel, hinein in den Feuerschein. Die Männer, die ihr am nächsten sassen, sahen erschrocken zu ihr auf.
In der Eile zählte Tindra ein Dutzend Kvor, die auf dicken Decken sassen, teilweise aneinandergerückt, und in saftiges Fleisch bissen. Es musste frisches Wild sein, vielleicht ein Reh oder ein Hirsch, denn es war noch leicht rosa. Der Hunger liess ihren Magen laut knurren.
Ohne auf die Reaktionen der Männer zu achten, setzte sie sich grinsend zu den kleinen Leuten. »Wohin des Weges?«
Sie fragte sich, weshalb sie hier so viele Kvor antraf, die ihnen nicht geholfen hatten, als sie es am dringendsten gebraucht hatten, doch im Moment setzten Magen und Beine ganz andere Prioritäten: Essen und Ruhen.
Für jeden sichtbar legte sie das Schwert in ihren Schoss und lehnte sich etwas zurück, tat betont entspannt.
Einige Münder standen offen, zwei Männer erwiderten ihr Grinsen. Einer davon nickte in ihre Richtung. »Wie gut kannst du mit dem Schwert umgehen?«
Tindra hielt es für überflüssig, Klingentanz’ wahren Wert zu verheimlichen. Wer auch immer ihn stahl, hätte keine Freude daran, denn er würde weniger als ein Klumpen lebloses Metall helfen. Nur ihr gehorchte er, allen anderen verweigerte er den Dienst. Klingentanz schnitt nicht, schlug nicht, holte nicht aus. Dafür rutschte er an jedem noch so dünnen Stoff ab, falls er überhaupt traf.
»Nicht sehr gut«, gab sie zu und lächelte fein. »Aber es kann gut mit mir umgehen. Eine geweihte Waffe ist Vihtan wert.« Es war mehr als das grünlich blau schimmernde Metall der Kvor wert, das wusste auch Tindra.
Jemand pfiff anerkennend durch die Zähne, doch die anderen reagierten kaum auf die Neuigkeit. Der Mann, der vorher schon mit ihr gesprochen hatte, nickte. »Bist du dir sicher, dass es dir geweiht ist?«
Tindra lachte hart auf. »Was auch immer du dir jetzt gerade ausmalst, bedenke, dass ich als Freiwild ganz allein in den Nebelreichen umherstreife.« Bei einer kurzen Pause verengte sie die Augen, um die Reaktion des Mannes besser abschätzen zu können.
Er schluckte, nickte dann jedoch.
»Ich habe Hunger.« Es war keine Feststellung, sondern eine Aufforderung. »Wenn ich euch nicht an eure Königin verrate, gebt ihr mir ein Stück?«
Der Mann hob die Augenbrauen. »Wieso verraten?«
Während sie den Mann fixierte, beugte sie sich nach vorn. »Eure Königin hat den Irin Unterstützung im Kampf gegen die Larhun zugesagt. Eine Einheit der Hochgeborenen gelangte durch ein magisches Tor hierher und griff Grimsvik an. Von den Versunkenen Inseln sollten drei Schiffe zur Verstärkung aufkreuzen, um den Larhun in den Rücken zu fallen, doch die Irin unterlagen, bevor die Schiffe ankamen.« Sie liess die Worte einige Zeit in der Luft hängen, ehe sie mit einem tiefen Atemzug fortfuhr: »Ich bin die einzige Überlebende.«
Noch ein Hinweis, dass sie durchaus in der Lage war, sich selbst zu verteidigen. Dass es Glück gewesen war und jemand sie am Hinterkopf getroffen hatte, sodass sie ohnmächtig auf den Boden gesackt war, musste sie ja nicht in die Welt hinausschreien.
Der Mann lachte auf. »Schätzchen, unsere Königin hat uns einen ganz anderen Auftrag erteilt.« Entspannt lehnte er sich zurück. »Wir sind seit mehreren Zyklen des Blauen Mondes hier.«
»Nenn mich nicht Schätzchen«, grollte Tindra.
Jetzt lachte nicht nur der Kvor, der mit ihr gesprochen hatte, sondern die Hälfte der Anwesenden, die ihrem Gespräch aufmerksam folgten.
»Ich mache, was ich will, und dich nenne ich, wie ich will.« Sein Blick schweifte über ihren Körper, schien abzuschätzen, ob sie das Risiko wert war, bis er das Schwert in ihrem Schoss entdeckte. Offensichtlich erinnerte es ihn an die Gefahr, die von Tindra ausging, denn er räusperte sich und fuhr sich über den kurz geschnittenen Bart. »Du sagtest, Leila habe sich mit Thea verbündet.« Es war mehr eine Frage denn eine Feststellung.
Tindra gönnte sich ein einseitiges Lächeln. »Der Hunger scheint meine Erinnerungen zu fressen.«
Entgegen ihren Erwartungen wurde der Mann nicht wütend, sondern lachte laut auf. »Du gefällst mir. Bediene dich nach Herzenslust. Zwischen den heissen Steinen sollte auch noch das eine oder andere gegarte Stück Gemüse liegen.«
Das liess sich Tindra nicht zweimal sagen. Als ihr der Duft von Fleisch und Knollengemüse in die Nase stieg, sog sie ihn tief ein. Ihr Magen knurrte abermals.
Die Männer lachten, als sie sich das zweite Stück Fleisch gönnte, beim dritten warfen sie sich gegenseitig erstaunte Blicke zu. Als ihr Bauch gegen die Uniform der Irin drückte, leckte sie sich die Finger sauber und lehnte sich mit einem wohligen Seufzen zurück. Die Kvor wussten wirklich zu kochen. Am liebsten hätte sich Tindra schlafen gelegt, denn sie fühlte sich träge, doch sie hatte mit Antworten gelockt, um ein reichliches Mahl zu erhalten, nun musste sie ihre Schuld begleichen. In knappen Worten erzählte sie also, dass Kvora und Vehni zusammenarbeiten wollten, um die Gefahr der Larhun zu bannen, doch dass die versprochenen Schiffe nicht aufgetaucht waren.
Als sie mit ihren Ausführungen endete, nickte der Kvor. »Dass keine Unterstützung kam, ist nicht allzu überraschend, immerhin sind die Versunkenen Inseln den Larhun seit jeher treu. Zwar hausen dort Piraten und Halunken, und ich möchte keinesfalls auch nur einen Fuss an Land setzen, eher würde ich ertrinken, doch dadurch, dass die Nebelreiche nicht geeint sind, kümmert sich niemand um die Gesetzlosen, solange sie die Larhun selbst in Ruhe lassen.« Zum ersten Mal, seit Tindra in ihr Lager geplatzt war, wandte der Anführer der Kvor den Blick ab und starrte gedankenverloren in den dunklen Nebel, der ausserhalb des Feuerscheins mit der Nacht verschmolz. »Ruh dich aus, wenn du magst. Morgen ist auch noch ein Tag.«
Eine kalte Hand weckte sie, als sie die Uniform an ihrer Hüfte zur Seite schob. Jemand atmete schwer an ihrem Ohr, im Hintergrund hörte Tindra gieriges Lachen. Die Hand schlüpfte unter den Stoff, weiter nach oben, wo sie den Ansatz ihrer Brüste fand und innehielt. Das Atmen wurde heftiger.
Ihre Hand zuckte, als sie nach ihrer Klinge griff. Freudig folgte das Schwert ihrer Aufforderung, jubelte bei der Aussicht auf einen Kampf. Tindra spannte ihren ganzen Körper an, holte tief Luft und rollte sich zur Seite. Sofort brachte sie die Beine unter den Körper und drückte sich vom Boden weg. Noch in der Bewegung holte Klingentanz aus und trennte die Hand vom Arm des aufdringlichen Kvor.
»Ich habe euch gewarnt«, erinnerte Tindra den Mann, doch es schwächte ihr Zittern nur geringfügig. Sie hasste es, jemanden zu verletzen. Auch wenn die Dunkle Göttin Doana sie auf ihrem Weg begleitete, fühlte es sich falsch an. Nein, nicht falsch, aber unnötig. Wieso auch waren Männer so dumm? Kein Wunder, dass sich die beiden männlichen Götter vor langer Zeit zurückgezogen hatten. Wenn sie die Gebete und Wünsche solch dummer Geschöpfe annehmen sollte, hätte sie auch das Weite gesucht.
Das Schwert in ihrer Hand sang so laut, dass ihr Körper die Schwingung aufnahm. Es sog das Blut auf, zehrte von der Energie, die es ihm entnahm und schenkte sie Tindra. Ein Beben durchlief sie, ähnlich einer Ekstase.
Mehr, das Schwert wollte mehr. Noch gebot sie ihm Einhalt, doch als sich der zweite Kvor auf sie stürzte, liess es sie herumwirbeln und befreite den Mann von einem Bein, sodass er an ihr vorbei auf den Boden stürzte.
Jemand schrie auf und rannte davon. Wenigstens einer hatte es begriffen.
Der am Boden liegende Kvor drehte sich mit schmerzerfülltem Fluchen auf den Rücken. Als das Leben zusammen mit dem ausströmenden Blut aus ihm wich, wurden die Schreie leiser und erstarben schliesslich.
Hätte Tindra Klingentanz nicht zurückgehalten, hätte er sich in das Fleisch des sterbenden Mannes gebohrt, um ihm das zu nehmen, was er sich noch nehmen konnte. Er gierte nach Blut, nach Leben, wollte sich am Leid anderer laben.
Tindra schluckte. Sunyu hatte dieses Schwert geschmiedet. Seine Verzweiflung, seine tiefsten Wünsche hatten sich auf die Waffe übertragen. Dass in dem jungen Mann so wenig Hoffnung und derart viel Hass schlummerten, hatte sie nie in Betracht gezogen – selbst dann nicht, als sie die Wahrheit hinter seiner Kindheit erfahren hatte.
Einen Augenblick dachte sie an den Tempel in Le’Lhio, als Seylani ihr das Schicksal ihrer ehemaligen Priesterin offenbart hatte. Diese Priesterin war Sunyus Mutter gewesen, deren Freude sich Stück für Stück aus ihrem Leben geschlichen hatte, bis alles, wofür sie noch gelebt hatte, der kleine Junge mit den haselnussbraunen Augen gewesen war.
Nun war er von Hass zerfressen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er explodierte und etwas Schreckliches in seiner Nähe geschah. Immerhin trug er das Ov’Enn’Tre und damit wahre Magie in sich. Verlor er die Kontrolle über sich, verlor er auch die Kontrolle über das Feuer.
Das Schwert in ihrer Hand wirbelte herum, die Bewegung katapultierte sie zurück in die Gegenwart. Gerade noch sah sie, wie sich die Klinge in einen Bauch grub, einen Augenblick verweilte, um sich in den Blutrausch zu trinken, bevor sie nach hinten schwang, um den nächsten Angreifer zur Strecke zu bringen.
Tindra öffnete sich dem Schwert. Sie hatte die Männer gewarnt, hatte ihnen nicht verheimlicht, dass Klingentanz ihr geweiht war und alles tun würde, um sie zu schützen. Berechnende Kälte flutete sie, ihr Herzschlag beruhigte sich. Von ihr Besitz ergreifend, lenkte die Waffe ihre Gedanken und den Körper. Der Wille des Schwertes wurde zu ihrem eigenen, sie wusste, was es tun würde, was der Gegner tun würde.
Zwischen all den Männern vollführten die beiden ihren schaurigen Tanz. Als Einheit sprangen sie in die Luft, drehten sich um die eigene Achse und liessen das kalte Metall durch warmes Fleisch fahren. Sie nahmen Leben und labten sich daran.
Als sie endlich zum Stillstand kamen, ging Tindras Atem etwas schneller, doch angesichts des Kampfes war er viel zu ruhig. Sie spürte kein Mitleid, keine Nachsicht, keinen Funken Reue. Sie hatte das Recht, sich zu verteidigen, und wusste es zu nutzen.
Mit einem verwegenen Grinsen drehte sie sich zum letzten schlagenden Herzen in der Umgebung um. Verborgen im Schatten stand der Kvor, mit dem sie gesprochen hatte. Er fürchtete sich nicht, stand einfach da und beobachtete sie. Als er ihren Blick auffing, nickte er.
»Willst du es auch noch versuchen?« Tindra hätte die Frage nicht stellen müssen. Klingentanz hätte längst gespürt, wenn der Mann ihr an die Wäsche oder Gurgel wollte.
Er lachte hart auf und kratzte sich am Bart. »Danke, aber nein.«
Sunyu
Mit festem Blick passierte Sunyu das Tor. Vor Angst, dass ihn jemand an Tindra erinnern könnte, starrte er geradeaus und mied die Gesichter. Sie jubelten ihm zu, einige klopften ihm gar auf die Schultern. Lobende Worte kamen ihnen über die Lippen, doch er verstand sie nicht. Alle Freuden, jede Anerkennung der Welt bedeutete nichts, wenn das Lachen verschwunden war.
Und er hatte alles Lachen in seinem Leben getötet, eins nach dem anderen. Kein Tod war beabsichtigt gewesen, doch das änderte nichts daran, dass es passiert war.
Endlich kam der Palast in Sichtweite. Die Menschenmenge löste sich nach und nach auf, bis er allein durch das Tor schritt und in den leeren Hof trat. Aber auch hier verweilte er nicht. Er ging weiter, in den Amtsraum des Fürsten. Nun war es sein Amtsraum.
Seit er Vilgrim getötet hatte, war er Fürst. Er, Sunyu, ein Bastard, würde über die Zukunft von Grimsvik entscheiden. Eskild, der grosse Heerführer und sein Vater, war kurz davor gewesen, die Reiche zu einen, bevor er mit seiner geliebten Menschenfrau abgehauen war.
Froh, allein zu sein, setzte er sich auf den Thron. Er war weder bequem noch besonders schön, erfüllte jedoch seinen Zweck: Er jagte Furcht ein. Noch hing der schwere Duft nach Blut im Raum, doch ihm fiel es kaum auf. So viel Blut, wie er seit gestern vergossen hatte, gehörte es zu ihm.
Er lachte zynisch in sich hinein. Der Fürst mit der Blutspur würden sie ihn nennen, oder der, dem der Tod folgte.
Mit zusammengepressten Lippen schloss er die Augen. Es war egal. Tindra war aus dem Leben geschieden, hatte ihr Licht mit sich genommen. Sie war der einzige Grund gewesen, noch zu bleiben. Obwohl er versucht hatte, sie vor allem Bösen zu beschützen, war sie tot.
Er könnte seines genauso beenden wie die aller anderen. Eine andere Waffe vielleicht … oder er sprang von den Klippen in die wütende Brandung des Meeres.