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Wir lieben Geschichten - sie können uns dabei helfen, uns selbst besser kennenzulernen. Wir identifizieren uns mit den Personen, nehmen Anteil an ihrer Entwicklung - und neue Erkenntnisse in unseren Alltag mit. Dieses Buch beinhaltet zehn Geschichten von Menschen, die ihren Weg des Herzens gegangen sind, die zu sich selbst, zu Glück und Freude gefunden haben. Sie schildern ihre Entwicklung, ihre Transformation, auf dass du, lieber Leser, liebe Leserin, deinen Weg des Herzens findest, deinen Weg zu Zufriedenheit und Erfüllung.
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Seitenzahl: 192
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DAS BUCH
Wir lieben Geschichten – sie können uns dabei helfen, uns selbst besser kennenzulernen. Wir identifizieren uns mit den Personen, nehmen Anteil an ihrer Entwicklung – und neue Erkenntnisse in unseren Alltag mit.
Dieses Buch beinhaltet zehn persönliche Geschichten von Menschen, die den Weg ihres Herzens gegangen sind, die zu sich selbst, zu Glück und Freude gefunden haben. Sie schildern ihre Entwicklung, ihre Transformation, auf dass du deinen Weg zu Zufriedenheit und Erfüllung beschreitest.
Dass dieser Weg einer mit Höhen und Tiefen sein kann – davon berichtet die Autorin zwischen den Geschichten der Heldinnen und Helden. Mit diesem Einblick möchte sie dir zeigen, dass Selbstfindung nicht über Nacht geschieht, dass der Weg zum Glück manchmal kein Spaziergang, aber immer lohnenswert ist. Sie möchte dir Mut machen, auf Forschungsreise zu deinem wahren Kern zu gehen und dein Leben nach deinem Wesen und deinen Wünschen zu gestalten.
DIE AUTORIN
Katharina Pavlustyk wurde 1984 in Russland geboren und kam mit neun Jahren nach Deutschland. Sie verliebte sich in die deutsche Sprache, studierte Germanistik und Pädagogik, war als Journalistin und PR-Redakteurin tätig. Seit mehreren Jahren beschäftigt sie sich mit Themen wie Glück, berufliche Erfüllung und Selbstliebe.
Bei tredition sind von ihr die Bücher Liebe deine Arbeit (2016), Sei dir selbst ein guter Freund (2017) und Auf Umwegen zum Glück (2018) erschienen.
Katharina Pavlustyk
Der Wegdes Herzens
Geschichten von Selbstfindung,Selbstheilung und Glück
© 2019 Katharina Pavlustyk
Umschlag, Illustration: Ryan Munir/99designs.com
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-7482-7012-6
Hardcover
978-3-7482-7013-3
e-Book
978-3-7482-7014-0
Druck in Deutschland und anderen Ländern
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
VORWORT
FOLGE DER FREUDE
Patrick Kammerer
SUCHE DIE STILLE
Anja Reiche
TUE WENIGER, NICHT MEHR
Eva Kosmann
ERKENNE DEINE WAHRHEIT
Stefan Hiene
UMGIB DICH MIT DEN RICHTIGEN MENSCHEN
Dana Brocks
ENTSCHEIDE DICH FÜRS GLÜCK
Claudia Vorhemus
LEBE NACH DEINEN WERTEN
Vera Lara Zoda
LEBE BEWUSSTER
Tobias Steinhäuser
VERTRAUE INS LEBEN
Melanie Aring
SEI SELBST DIE VERÄNDERUNG
Georg Niebler
SEI, WER DU BIST
NACHWORT UND DANK
KONTAKT ZU DEN HELDINNEN UND HELDEN
BILDNACHWEISE
Vorwort
Mögest du aus den Geschichten Kraft schöpfen,mögest du durch sie deinen Seelenplan erkennenund Mut finden, DEINEN WEG zu gehen.
Fühlst du dich manchmal irgendwie nicht glücklich? Siehst du im Dickicht deiner dunklen Gedanken oft keinen Ausweg? Bist du kraftlos, planlos, mutlos? Nun, herzlichen Glückwunsch! Versteh mich nicht falsch. Ich möchte mich keineswegs über deinen seelischen Zustand lustig machen. Im Gegenteil. Vielmehr möchte ich dich dafür beglückwünschen, dass du aus den Millionen von Büchern dieses ausgewählt hast, denn es möchte dir zeigen, dass du jetzt schon richtig bist – genauso wie du bist. Dass deine Krise oder Unzufriedenheit dich geradewegs auf deinen Kurs bringen kann. Dass es auch für dich Hoffnung gibt.
Ich schreibe dieses Buch für all jene, die auf dem Weg zu ihrem Glück sind. Weil ich genau weiß, wie es ist, sich falsch auf dieser Welt zu fühlen, Höhen und Tiefen zu durchleben, sich immer wieder aufzurappeln – im Vertrauen darauf, dass blöde Zeiten vorbeigehen, wohl wissend, dass sie nützlich sind, um etwas zu lernen.
Ich schreibe dieses Buch für dich. Sei dir gewiss: Du bist nicht allein. Es gibt da draußen so viele Menschen, die wachsen und sich entwickeln möchten. Persönlich, geistig, spirituell. Es gibt so viele, die unterwegs sind zu sich selbst. Und die den Weg, auf dem du und ich uns befinden, den wir noch vor uns haben, schon gegangen sind. Ja, ich schließe mich mit ein. Auch wenn ich mich bereits mehrere Jahre mit Themen wie Glück, berufliche Erfüllung und Selbstliebe beschäftige, bin ich noch längst nicht „fertig“.
Ich schreibe dieses Buch, weil Schreiben meine Leidenschaft ist. Weil ich nach einer langen Suche mit so manchem Umweg weiß, dass mich genau das erfüllt. Meine Gedanken zu Worten und Sätzen zu formen, zu Kapiteln und Büchern. Ich habe lange gedacht, ich müsste erst jemand sein, mir erst einen Namen gemacht haben, bis ich aus meiner Perspektive über Glück oder ein erfülltes Leben schreiben könnte. Doch ich schätze, dass es meine Aufgabe ist, anderen Menschen nicht nur die fertige Lösung zu präsentieren, sondern auch den Weg dorthin zu zeigen. Und der ist weiß Gott nicht immer einfach zu beschreiten.
Vor einigen Jahren, als ich in meiner damaligen beruflichen Situation unzufrieden und im Grunde genommen auf der Suche nach mir selbst war, habe ich begonnen, Heldengeschichten aufzuschreiben. Von Menschen, die etwas verändert, die ihr Glück, ihre Berufung gefunden haben.
Und die Gespräche mit diesen Persönlichkeiten sowie das Schreiben über Themen, die doch eigentlich jeden von uns bewegen – wer möchte denn nicht glücklich sein? –, liebe ich bis heute. Deswegen enthält dieses Buch zehn Geschichten von Menschen, die sich verändert, die ihr Leben in die Hand und den Weg auf sich genommen haben, um zu ihrem wahren Kern zu gelangen. Zu dem, was sie glücklich macht, was für sie Sinn ergibt, was sie erfüllt.
Ich nehme dich zudem mit auf meine eigene Reise zu Glück und Erfüllung. Denn die Gespräche mit diesen Heldinnen und Helden, diesen Mutmachern, sowie das Schreiben darüber hat mich in den vergangenen Jahren meiner Wahrheit so viel nähergebracht.
Wenn du auf der Suche und auch mal mutlos und planlos bist, erkennst du dich vielleicht wieder, erkennst du vielleicht, dass die Antwort nur in dir zu finden ist. In deinem Herzen.
Ich hoffe sehr, dass dir diese Heldengeschichten gefallen. Mögest du aus ihnen Kraft schöpfen, mögest du durch die Geschichten der anderen deinen Seelenplan erkennen und Mut finden, DEINEN WEG zu gehen. Das wünsche ich dir von Herzen.
Alles Liebe,
Katharina
Folge der Freude
Mein Leben ist momentan ein einziges Chaos. Ich habe mich vor einigen Monaten von meinem Freund getrennt – nach acht Jahren Beziehung. Seither wohne ich bei meinen Eltern und schlafe auf der Couch in deren Büro. Ich habe irgendwie keinen Plan, wie es weitergehen soll, wo ich leben möchte. Suche ich mir eine Wohnung in meiner alten Heimat, in der Nähe meiner Familie, oder doch wieder im Rheinland, wo ich ein paar Jahre gelebt habe und wo es mir gefallen hat? Gehe ich für einige Monate nach Spanien, was ich schon länger vorhabe? Oder in ein anderes Land? Keine Ahnung.
Seit ich angefangen habe, mich mit mir selbst zu beschäftigen, den Weg zu mir selbst zu suchen, hat sich schon einiges getan. Ich habe mich selbstständig gemacht und tue aktuell meist das, was mir Spaß macht: schreiben und lektorieren. Dennoch tauchen am Horizont meiner Gedanken immer wieder Ängste auf. Was ist in einem Jahr? Was ist in fünf Jahren? Was ist mit der Altersvorsorge? Auf solche Fragen habe ich keine Antworten.
Auch wenn ich eigentlich Single bin, sehe ich meinen Exfreund dennoch ziemlich regelmäßig. Alle zwei, drei Wochen packe ich meinen Koffer und fahre mit meinem Hund Timmy 200 Kilometer, weil ich hoffe, dass es zwischen mir und meinem Partner, der eigentlich nicht mehr mein Partner ist, doch noch irgendwie funktioniert. Dass wir es doch noch schaffen.
Vor allem wenn es mir bei meinen Eltern zu viel wird – ein 33-jähriger Mensch sollte nicht mehr mit Mama und Papa wohnen, das steht fest –, ziehe ich umher. Bin mal eine Woche bei meinem Exfreund und führe mit ihm so etwas wie eine Beziehung, bleibe dann eine Weile bei meinem Bruder. Zum Glück kann ich von überall arbeiten. Oder ist gerade das mein Verderben, weil ich mich nicht festlege und rastlos bin?
Diese Zeilen schreibe ich an einem Tag, an dem die Sonne in meinem Herzen irgendwie nicht scheinen will. Ich habe ein Buch über berufliche Erfüllung geschrieben, eines über Selbstliebe und eines über meinen persönlichen Weg zum Glück. Und viel häufiger als früher fühle ich mich tatsächlich glücklich. Erfüllt. Geliebt und in Liebe. Doch auch die dunklen Phasen, die Panik, die Unsicherheit – sie ereilen mich immer noch sehr häufig. Dann hilft keine Meditation, kein Spazierengehen. Dann bin ich wie ein Gefangener meiner selbst. Dann rattert mein Hirn den ganzen Tag, ich hüpfe von einer Ablenkung oder Erledigung zur nächsten. Arbeite zu viel. Surfe zu viel im Internet. Suche nach irgendetwas. Beeile mich ständig.
Warum fällt es mir so schwer, ausgeglichen zu sein? Mein Exfreund sagte, als er noch nicht mein Exfreund war, zu mir, ich sei für ihn ein Überraschungspaket: Er wisse nie, was ihn erwartet, wenn er nach Hause kommt. Und das stimmt. Es gab Tage, an denen ich ihn freudestrahlend an der Tür begrüßt, umarmt und geküsst habe. Und Tage, an denen ich mit einer Miene, als wäre jemand gestorben, auf dem Sofa hockte und alles und jeden – vor allem mich selbst – verfluchte.
Ich weiß, dass mir das Schreiben hilft, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Doch wenn ich erst mal so richtig in diesem Mimimi-Modus bin, dann habe ich keine Lust, die Schöpferin meines Lebens zu sein. Dann spiele ich das arme Opfer, die Gebeutelte, die Gestrafte. Ich dachte, diese Rolle hätte ich abgelegt, als ich angefangen habe, die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, doch es scheint, dass sie sich nicht einfach so abstreifen lässt wie ein Theaterkostüm. Und vielleicht wird diese Nörglerin und Heulsuse immer ein Teil von mir sein. Vielleicht geht es einfach nur darum, sie zu erkennen und anzunehmen. Sie anzuhören, um zu erfahren, was sie möchte, was ihre Sorgen sind.
Denn geht es letztlich nicht darum? Sich mit allen Facetten anzunehmen und Frieden mit sich selbst zu schließen? Das macht doch ein glückliches Leben aus.
Und dann: sich von seinem Bauchgefühl, seiner Intuition leiten lassen. Wenn ich Impulsen folge und meiner Freude, wenn ich wirklich ich selbst bin, dann ist für mich alles möglich. Das weiß ich. Dann laufe ich durch die Welt – und sie ist schön und bunt (nein, ich nehme keine Drogen!). Ich habe das Gefühl, dass mir alles gelingt, dass mir Dinge zufliegen. Ich bekomme dann aus dem Nichts Aufträge und darf tolle Buchmanuskripte bearbeiten. Ich habe viele Ideen, natürlich auch für neue Bücher.
Für dieses zum Beispiel.
Ich wollte über Menschen schreiben, die mir von ihrem Weg zum Glück erzählen. Von ihrem Wandel berichten, von ihrer Heldenstory. Der Auslöser dafür war etwas, das ich „zufällig“ bei Facebook gesehen habe: ein Interview mit Patrick Kammerer. Darin erzählte der Musiker ein bisschen von sich, von seiner Entwicklung, von seinem sehr langen Weg zum Erfolg. Ich hörte ihn sprechen und dachte: Ja! Genau solche Geschichten will ich aufschreiben und der Nachwelt hinterlassen. Okay, das mit der Nachwelt habe ich nicht gedacht. Aber ich finde, dass es schon zu viele Negativschlagzeilen gibt. Ich finde, dass es mehr positive Geschichten braucht, damit immer mehr Menschen sehen, dass Veränderung möglich ist. Egal, welche Vorgeschichte. Egal, welches Alter.
Du kannst dich entwickeln, du kannst glücklich sein, erfolgreich, erfüllt – alles, was du nur möchtest. Du kannst dir das Leben erschaffen, das du möchtest. Und genau das zeigen Geschichten wie jene von Patrick.
Patrick Kammerer
Auf der einen Seite wusste Patrick schon ganz früh, dass die Musik und das Schreiben von Songs ihn faszinieren und erfüllen. Auf der anderen Seite waren da knapp 20 Jahre lang der fehlende Erfolg und die finanzielle Unsicherheit. Mit seinem 17. Album ist Patrick der musikalische Durchbruch gelungen, mit dem Song Gib nicht auf. Diesen Wink des Universums (oder Gottes; je nachdem, woran man glaubt) finde ich so erstaunlich.
Da macht einer seit 17 Jahren Musik und ist voller Liebe und Leidenschaft dabei, doch es will nicht klappen, weil er noch einiges aufzuarbeiten hat, ein Gefühl von Schuld etwa. Und dann, nachdem er seine hinderlichen Glaubenssätze abgelegt hat, wird er entdeckt. Mit einem Lied mit diesen Zeilen:
Gib nicht auf, auch wenn du nur noch dunkle Wolken siehst.
Wenn du jung bist, doch dich schon lang nicht mehr geborgen fühlst.
Dann glaub daran: Der Himmel bricht auf irgendwann …
Ja. Patrick hat nicht aufgegeben. Und wenn er heute über seine Leidenschaft spricht, über seinen Weg, dann strahlt er, weil er vieles verstanden und verändert hat. Er zeigt sich heute ganz selbstverständlich als spiritueller Rapper, als ein Mann, der Gefühle zeigen und artikulieren kann. Doch diese Entwicklung passierte nicht über Nacht.
Mit etwa zehn oder elf Jahren hat Patrick angefangen, Gedichte zu schreiben. Der Weg zur Musik folgte quasi auf dem Fuße: Patricks Mutter las seine Gedichte und schlug ihm vor, bei einem Wettbewerb mitzumachen, bei dem Kinder ein Lied zu einem bestimmten Thema einschicken sollten. „Das habe ich gemacht – und das war der Start meiner Songwriter-Laufbahn. Ich dachte: Das könnte ich öfters machen“, sagt er mir via Skype.
Angefangen zu rappen hat Patrick, als das Album Lauschgift von den Fantastischen Vier rauskam. Er hörte den Song Krieger von Thomas D., in dem es darum geht, dass wir alle eins und miteinander verbunden sind, dass wir darüber nachdenken sollten, wer wir sind, wofür wir auf dieser Welt sind. Das hat Patrick total fasziniert. Er schrieb fortan Texte, die in eine ähnliche Richtung gingen, und nahm sie auf Kassette auf, erstellte mit 14 Jahren und den einfachsten Mitteln sein erstes Mixtape.
Vielleicht hat die Tatsache, dass Patrick mehr und mehr seiner Leidenschaft folgte, mit einer großen Veränderung im Hause Kammerer zu tun. Sein Vater war ursprünglich Bankkaufmann, seine Mutter Versicherungskauffrau. Sie hatten relativ viel Geld, waren aber nicht wirklich erfüllt, nicht glücklich. „Ich kann mich erinnern, dass mein Vater immer erschöpft und gestresst von der Arbeit kam, als ich klein war. In meiner kindlichen Naivität habe ich mich gefragt, warum das so war, schließlich war Papa ja wieder zu Hause, die Arbeit war getan. Wieso konnte er also nicht fröhlich sein? Doch nein, er kam aus der Bank, legte seine Aktentasche ab und brauchte erst mal eine halbe Stunde, um zu sich zu finden. Das habe ich als Kind nicht verstanden“, sagt Patrick.
Als er etwa sechs Jahre alt war, erkrankte seine Mutter schwer. Die Ärzte sagten, dass sie ohne Schmerzen und Medikamente nicht weiterleben können würde. Doch ein Schamane, Meditationslehrer und Homöopath heilte sie innerhalb von zwei Monaten. Dieses Erlebnis prägte Patricks Mutter so sehr, dass sie selbst lernen wollte, andere zu heilen. Sie ließ sich zur Meditationslehrerin ausbilden, besuchte Fortbildungen. Die ganze Familie reiste an Wochenenden zu Seminaren. „Ich saß dann mit meinem Vater im Wohnwagen, während meine Mutter Chakra-Energiemassagen oder andere Dinge gelernt hat. Was sie an Wissen aufgenommen hat, hat sie in der Familie natürlich weitergegeben. Ich habe früh meditieren gelernt und Chakra-Energiemassagen bekommen, bevor es an die Schulaufgaben ging“, sagt Patrick. Auch sein Vater war von dieser neuen Materie fasziniert, bildete sich nebenberuflich zum Heilpraktiker fort, wurde Homöopath und Personal Coach.
Patrick wollte immer nur Musik machen. Doch weil er davon nicht leben konnte, machte er drei Ausbildungen. „Es war immer der Kompromiss eines Kompromisses. Nach der Schule war ich bei einem Berufsberater – und passte eigentlich nirgends so recht hinein. Der Mann sagte mir, dass ich mit meinen sozialen Fähigkeiten Erzieher oder Krankenpfleger werden sollte. Weil meine Schwester schon Krankenschwester war, habe ich den anderen Beruf gewählt“, sagt Patrick. Er landete in einem erzkatholischen Kindergarten und war mit einigen Dingen, die dort normal waren, nicht einverstanden. Kinder mussten zum Beispiel zur Strafe Mandalas malen. „Ich war durch meine Eltern mit einem spirituellen Wissen aufgewachsen und wusste, dass das Malen von Mandalas im Buddhismus ein heiliges Ritual ist. So gerieten die anderen Erzieherinnen und ich aneinander, was unsere Lebensanschauung, aber auch den Umgang mit Kindern betraf. Ich konnte mich nicht in deren Welt einfügen und habe die Ausbildung kurz vor dem Ende abgebrochen.“
Hiernach widmete sich Patrick wieder mehr der Musik, verdiente aber immer noch nichts damit. Also fing er in einem Schuhgeschäft eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann an. Er schloss die Lehre mit 1,0 ab und bekam die Leitung eines eigenen Ladens angeboten. „Mein Vater und mein Großvater haben gesagt: Super! Kind, mach das! Und das ist allzu verständlich, weil mein Vater ein sicherheitsliebender Mensch ist. Nicht umsonst ist er in die Bank gegangen. Er hat seinen Job nach seiner Fortbildung nicht sofort aufgegeben, sondern seine Praxis nebenbei aufgebaut und nur abends als Homöopath und Coach praktiziert. Heute sagt er, dass seine Selbstständigkeit vielleicht viel erfolgreicher und leichter gewesen wäre, wenn er sich getraut hätte, alles hinzuschmeißen und die Sicherheit über den Haufen zu werfen. Doch damals lebte er seine Berufung eben in Teilzeit aus und gab seine Überzeugungen an mich weiter. Er wusste, dass man sich neu erfinden kann, aber er war immer noch Vater. Er hat gesehen, dass ich zehn Alben gemacht hatte, die alle erfolglos blieben, und sagte, das läge nicht an mir oder meinem Talent, sondern an der Musikindustrie, die meine Musik nicht mögen würde. Und das Problem war nicht, dass er mir das sagte, sondern dass ich ihm irgendwann geglaubt habe. Dass ich seinen Glaubenssatz zu meinem gemacht habe. Genau deswegen war ich lange erfolglos, weil ich der Musikindustrie die Schuld gegeben habe“, sagt Patrick.
Er ergriff also die Chance, die sich ihm bot, und wurde als Anwärter auf einen Geschäftsführerposten vorbereitet. „Nach außen hin war ich erfolgreich. Ich verdiente ganz gut, ich hatte es endlich geschafft. Aber ich war todunglücklich, ich stand jeden Morgen unter der Dusche und habe geweint. Ich habe mich so verraten und verkauft gefühlt – mir selbst gegenüber, meinen Träumen gegenüber“, sagt Patrick.
Eineinhalb Jahre hat er durgehalten. In dieser Zeit war die Musik ein Halt für ihn. Abends, nachts, an den Wochenenden widmete er sich seiner Leidenschaft. Selbst bei der Arbeit schrieb Patrick Songs. „Ich habe innerhalb von einer Stunde immer zwei, drei Zeilen eines Liedes gedichtet, sie auf einen kleinen Zettel geschrieben und in meine Hosentasche gesteckt. Mit diesen Zeilen bin ich schwanger gegangen und habe in der folgenden Stunde die nächsten Zeilen gesucht. Und so kam es, dass ich abends oft heimkam und 30 Zettel in den Hosentaschen hatte, die ich wie ein Puzzle zusammengesetzt habe. Dann habe ich einen Beat gesucht und alles in einen Song gepackt. Um 2 Uhr nachts war ich damit fertig, bin schlafen gegangen und um 7 Uhr wieder aufgestanden, um zur Arbeit zu gehen.“
Trotz dieser ausgefeilten Technik war Patrick schnell klar, dass er das nicht lange machen können würde. „Ich fühlte, dass etwas in mir immer trauriger und frustrierter wurde. Es begann mit einem inneren Unwohlsein, einem Ziehen in meinem Herzen, und es wurde mit jedem Tag stärker. Etwas in mir wusste immer deutlicher, dass ich eine Wahl zu treffen hatte. Eine Wahl für den Weg meines Herzens. Denn das freie, träumende Piratenkind in mir schaute mich jeden Tag an. Zunächst konnte ich es mit einem Blick auf mein Konto ignorieren, doch mit jedem Tag schien es mich mit seinen Augen voller Sehnsucht immer eindringlicher anzuschauen. Es fragte: Echt jetzt? Ist das dein Ernst? Soll das unser Leben sein? Ich wusste, dass ich den Traum meiner eigenen Kindheit mit dem Job im Einzelhandel ein Stück weit verleumdet hatte, und ich durfte nicht zulassen, dass diese Verleumdung weiter voranschritt. Also habe ich diesen Job hingeschmissen. Alle haben gesagt, dass ich bescheuert sei; sie konnten es nicht verstehen, dass ich solch eine Möglichkeit sausen ließ. Aber für mich war es genau richtig, ich wollte nur Musik machen. Und am nächsten Morgen stand ich das erste Mal seit Jahren jubelnd unter der Dusche. Und der kleine freche Pirat neben mir jubelte.“
Wieder widmete sich Patrick mehr der Musik, doch der Erfolg blieb immer noch aus. Rückblickend ist das für ihn logisch, denn sein Glaubenssatz bezüglich der „bösen“ Musikindustrie war noch aktiv. Also machte er die dritte Ausbildung – zum Logopäden, weil es in diesem Beruf um Sprache und Stimme geht. Nach dem Examen war Patrick hochverschuldet; die Ausbildung hatte 30.000 Euro gekostet und er hatte die Aufnahme von 17 Alben finanziert, die sich nicht verkauften.
„Und wieder bekam ich ein Angebot: Ein reicher Patient hat mir buchstäblich 50.000 Euro auf den Tisch gelegt und gesagt, ich solle eine eigene Praxis eröffnen. Das Geld sei ein zinsloses Darlehen, das ich irgendwann zurückzahlen könne. Und wieder riefen mein Vater und mein Großvater: Ja! Mach das! Ich aber merkte, dass ich schon in einer solchen Situation gewesen war – mit dem eigenen Schuhladen. Das war jetzt bloß ein anderes Gewand, aber die Situation blieb gleich; als ob der Teufel mir die Hand reichte. Ich weiß, für viele ist das, was mir angeboten wurde, ein Riesentraum, aber es war eben nicht mein Traum, diese Praxis zu haben. Ich habe lange überlegt und das Angebot abgelehnt. Alle haben mich für verrückt erklärt; ich hatte keinen Erfolg als Musiker, keinen Plattenvertrag. Auch dieser Patient, der mich fördern wollte, verstand es nicht und fragte, wieso ich sein Angebot ausschlug. Und ich sagte: Ich muss einfach Musik machen. Er fragte: Wie viel verdienen Sie denn mit der Musik? Ich sagte: nichts. Er hakte nach: Wie viele Fans haben Sie? Und ich antwortete: Keine Ahnung, es sind nicht viele.“
Zwei Monate später bekam Patrick seinen Plattenvertrag. Die Plattenfirma entdeckte ihn mit dem Song Gib nicht auf.
„Ich weiß, vielen fällt es schwer herauszufinden, was ihre Berufung, ihre Lebensaufgabe ist, was ihnen Freude macht. Ich glaube, dass das ein Prozess ist. Dass du kleinen Freudeimpulsen folgen und auf dein Herz achten solltest. Dass du die Zeichen deuten und jeden Tag immer mehr darauf achten solltest, wo dein Herz leuchtet. Dass du anfängst, weniger von dem zu tun, was dich stört, und mehr davon, was dich erfüllt. Du solltest gar nicht so sehr erwarten und dich unter den Druck stellen, sofort deine Berufung zu kennen. Das kann dich enorm stressen, weil du suchst und suchst, aber nicht findest. Vielleicht wäre es ratsam, deine innere Führung (oder Gott oder den Kosmos) immer wieder zu fragen: Bitte zeig mir, wo mein Weg hinführen darf. Und dann den Verstand möglichst ausblenden, um dem Gefühl des Herzens zu folgen. Denn die meisten coolen und erfüllenden Sachen, die Menschen wie ich machen, haben sich aus Zufällen und Unmöglichkeiten ergeben. Was ich mache – spirituellen Rap oder die musikalischen Seminare, die ich gebe –, gab es vorher so nicht. Das hätte mir kein Berufsberater der Welt empfehlen können“, sagt Patrick.
Wir sollten, das ist sein Rat, den kleinen Puzzlesteinchen der Freude folgen. Und das Leben werde den nächsten Schritt schon zeigen. „Vielleicht kannst du den Weg noch nicht sehen – aber die nächsten 50 Meter. Vielleicht kennst du deine Lebensaufgabe noch nicht – aber du weißt, was dir in den nächsten zwei Wochen Spaß machen würde.“