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Ein Engel! Josh glaubt zu träumen, als er Simon das erste Mal sieht. Dort hinter der Schaufensterscheibe, beim Dekorieren der Winterlandschaft, kniet ein wahr gewordener Traum im künstlichen Schnee.
Leider wird dieser wunderschöne Mann ihn ebenso wenig bemerken wie die meisten Menschen in seiner Umgebung. Josh hält sich selbst für durchschnittlich und unscheinbar, niemand, der einem Engel auffällt.
Manchmal jedoch werden Wunder wahr – ganz besonders in der Weihnachtszeit …
Weihnachtliche Gay Romnce mit ca. 14.700 Worte.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden. Ähnlichkeiten rein zufällig.
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Ein Engel! Lange, blonde Haare flossen in weichen Wellen über seine Schultern und wurden locker von einem Band im Nacken zusammengehalten. Ein schmales Gesicht mit großen, dunklen, durch einen Lidstrich betonten Augen, schmale Schultern steckten in einem weißen, verspielten Hemd, enge schwarze Jeans schmiegten sich an lange Beine. Ein warmes Lächeln umspielte seinen sinnlichen Mund. Ein solch wundervolles Geschöpf konnte nicht von dieser Welt sein.
Im Schaufenster des großen Kaufhauses sah ich ihn zum ersten Mal. Zusammen mit einer Kollegin dekorierte er die Auslage für das Weihnachtsgeschäft. Kuschelige Teddybären wurden für begehrliche Kinderaugen in einer verschneiten Winterlandschaft drapiert. Die beiden hatten anscheinend viel Spaß dabei. Normalerweise blieb das Schaufenster verborgen, während dekoriert wurde, diesmal sollten die Vorbeigehenden jedoch das Entstehen der weißen Wunderwelt sehen. Den Sessellift, der den Eisbären und den Braunbären mit Skiern an den Füßen den Berg hinauffuhr, die Bärenkinder, die auf einem modernen Schlitten den Berg hinabrutschten und einen rot gekleideten Weihnachtsbären, halb verborgen im Tannenwald.
Das Fenster war fast fertig und der Engel (so ungefähr stellte ich mir meinen persönlichen Schutzengel vor, der wohlwollend über mein Schicksal wachte) richtete die letzten Schneeflocken. Spürte er mein Starren? Er sah auf und unsere Blicke begegneten sich, ich verlor mich in der dunklen Tiefe dieser Augen.
Trotz der langen Haare, der betonten Augen, sogar der ringgeschmückten Finger wirkte er nicht feminin. Bestenfalls androgyn. Ein solcher Mann würde nie Interesse an einem durchschnittlichen Kerl wie mir haben. Ich bin genau der Typ Mann, dem man keinen zweiten Blick zuwirft. Der Kerl, dessen Namen sie auch beim fünften Treffen im Flur nicht kennen, sich aber sicher sind, ihn schon irgendwo einmal gesehen zu haben. Wenn ich kriminelle Energie hätte, wären das hervorragende Voraussetzungen; kein Zeuge könnte mich beschreiben, weil niemand mich wirklich wahrnahm.
Der Engel wandte sich um, nahm einen Teddyschneemann aus den Händen seiner Kollegin und stellte ihn in die Landschaft. Bevor er das Schaufenster verließ, hob er noch einmal den Blick und wieder begegnete ich seinen Augen. Fast konnte ich mir einbilden, er suchte mich und dieses Lächeln gälte mir. Wunderschön sah er aus! Die Tür schloss sich, die Teddywinterlandschaft war fertig und mein Engel verschwunden. Seufzend setzte ich meinen Weg fort.
Das Weihnachtsgeschäft begann, wie jedes Jahr, mit dem Öffnen des Weihnachtsmarktes und in der Buchhandlung, in der ich arbeitete, herrschte in den nächsten vier Wochen der Wahnsinn. Wie schon im Vorjahr stand ich tagelang am Packtisch und wickelte die Geschenke der Kunden in buntes Geschenkpapier ein. An manchen Tagen kam dies einer Akkordarbeit gleich. Der Tisch, der gedrängt in einer Ecke stand und überquoll von Verpackungsmaterial, wurde zeitweise von Käufern belagert. Wenn ich und meine Kollegin die Augen hoben, sahen wir eine Heerschar ungeduldiger Kunden, die uns murrend ihre Einkäufe entgegenstreckten.
An diesem Tag jedoch arbeitete ich in der Kinderbuchabteilung. Hier war ich gerne. Vor allem, wenn meine Kundschaft wirklich Kinder waren, nicht hektische Eltern, die erwarteten, nach zwei Sätzen das ideale Buch für ihre Kinder in die Hand gedrückt zu bekommen.
Während der Weihnachtszeit kam einmal die Woche ein Weihnachtsmann, Nikolaus, Weihnachtsengel oder ein Hirte mit Schaf hierher und las den Kindern eine Geschichte vor. An diesem Nachmittag kam der Nikolaus zusammen mit einem Weihnachtswichtel, um den rund dreißig Kindern – mehr passten nicht in dem abgetrennten Bereich der Kinder- und Jugendbuchabteilung – eine Geschichte vorzulesen. Die Geschichte eines kleinen Waisenjungen, der sein liebstes Stofftier an einen anderen, sehr einsamen Jungen verschenkte und an diesem Weihnachtsfest seinen größten Wunsch erfüllt bekam, indem er endlich eine liebevolle Familie fand, die ihn adoptierte.
Wenn das Leben nur in diesem Maße gerecht wäre!
Im Anschluss verteilte der Weihnachtswichtel kleine Geschenktüten an die Kinder, in denen neben einem kleinen Buch und einem Schokoladenweihnachtsmann ein Gutschein von fünf Euro verpackt war. Die Aktion sollte ja letztlich den Umsatz ankurbeln.
Um 20:00 Uhr schlossen die Ladentüren und eine halbe Stunde später stand ich mit Sandra, einer befreundeten Kollegin, vor der Tür und wir entschlossen uns ganz spontan zu einem Bummel über den Weihnachtsmarkt. Einen Glühwein hatten wir uns nach diesem Tag verdient.
Schubsend und drängelnd schafften wir es endlich, mit einem lauwarmen, zuckersüßen Glühwein an einer zugigen Ecke zu stehen. Grinsend prosteten wir uns zu und betrachteten die zum Teil schon stark angeheiterten Menschen, die an uns vorbeiströmten.
Gerade wollte ich etwas zu Sandra sagen, da sah ich ihn: den Engel. In einem taillierten, schwarzen Parka mit einer Kapuzenumrandung aus hellem Fellimitat ging er, in eine Unterhaltung mit einem großen, älteren Mann vertieft, wenige Meter entfernt an uns vorbei. Mein Herz blieb stehen, bevor es wild schlagend wieder einsetzte. Erneut schien er meinen Blick zu spüren und sah auf, begegnete meinen Augen, wurde weitergeschoben und verschwand in der Menge.
„Erde an Josh, bist du da?“, fragte Sandra und stupste mich in die Seite.
„Nein“, antwortete ich abwesend und starrte immer noch in die Richtung, in die er verschwunden war.
„Das merke ich. Was ist los?“
Sandra war eine gute Freundin und ich erzählte ihr von meinem Engel, schwärmte ihr von ihm vor.