Diamanten für die Diebin: Samantha Jellicoe - Der vierte Coup - Suzanne Enoch - E-Book
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Diamanten für die Diebin: Samantha Jellicoe - Der vierte Coup E-Book

Suzanne Enoch

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Beschreibung

Sie ist eine Expertin des Fachs – nun soll einen Dieb bestehlen! Der romantische Spannungsroman »Diamanten für die Diebin« von Suzanne Enoch als eBook bei dotbooks. Die ehemalige Meisterdiebin Sam Jellicoe ist Feuer und Flamme für ihren neusten Auftrag: Das Metropolitan Museum of Arts vermisst einige äußerst wertvolle antike japanische Waffen – und Sam, die inzwischen auf der Seite des Gesetzes steht, soll den Dieb finden. Doch die Indizien sind dünn gesät. Sam bleibt nichts anderes übrig, als in die Häuser der Verdächtigen einzubrechen, um Beweise zu suchen – und freut sich insgeheim über den Nervenkitzel. Aber Sams Geliebter, der rechtschaffene Millionär Rick Addison, der schon den Diamantring für sie bereithält, muss sich nun um ihre gemeinsame Zukunft sorgen: denn Sam bringt sich in größte Gefahr … »Samantha und Rick sind ein himmlisches Team – egal ob es um Verbrechen oder Romantik geht!« Christina Dodd, Autorin des preisgekrönten Romans »Flamme und Schwert« Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der vierte Samantha-Jellicoe-Roman »Diamanten für die Diebin« der Bestsellerautorin Suzanne Enoch ist voll von Abenteuern, Spannung und Romantik! Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag. Autorenvita Suzanne Enoch wurde in Kalifornien geboren und studierte Englisch an der University of California, Irvine. Die Bestsellerautorin ist für ihre Regency-, Romantic Suspense- und Liebesromane berühmt. Suzanne Enoch veröffentliche bei dotbooks bereits: »Verliebt in eine Diebin«, »Der Millionär und die Diebin« und »Diamanten für die Diebin«.

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Seitenzahl: 486

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Über dieses Buch:

Die ehemalige Meisterdiebin Sam Jellicoe ist Feuer und Flamme für ihren neusten Auftrag: Das Metropolitan Museum of Arts vermisst einige äußerst wertvolle antike japanische Waffen – und Sam, die inzwischen auf der Seite des Gesetzes steht, soll den Dieb finden. Doch die Indizien sind dünn gesät. Sam bleibt nichts anderes übrig, als in die Häuser der Verdächtigen einzubrechen, um Beweise zu suchen – und freut sich insgeheim über den Nervenkitzel. Aber Sams Geliebter, der rechtschaffene Millionär Rick Addison, der schon den Diamantring für sie bereithält, muss sich nun um ihre gemeinsame Zukunft sorgen: denn Sam bringt sich in größte Gefahr …

»Samantha und Rick sind ein himmlisches Team – egal ob es um Verbrechen oder Romantik geht!« Christina Dodd, Autorin des preisgekrönten Romans »Flamme und Schwert«

Über die Autorin:

Suzanne Enoch wurde in Kalifornien geboren und studierte Englisch an der University of California, Irvine. Die Bestsellerautorin ist für ihre Regency-, Romantic Suspense- und Liebesromane berühmt.

Suzanne Enoch veröffentliche bei dotbooks außerdem: »Rendezvous mit einer Diebin«, »Verliebt in eine Diebin«, und »Der Millionär und die Diebin«.

Die Website der Autorin: www.suzanneenoch.com

Die Autorin im Internet: www.facebook.com/SuzanneEnoch

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eBook-Neuausgabe September 2019

Dieses Buch erschien bereits 2009 unter dem Titel »Hochzeitsglocken für die Diebin« bei RM Buch und Medien Vertrieb GmbH und den angeschlossenen Buchgemeinschaften

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2007 by Suzanne Enoch

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »A Touch of Minx« bei Avon Books, an imprint of HarperCollinsPublishers, New York.

Copyright © der deutschen Ausgabe 2009 by RM Buch und Medien Vertrieb GmbH, Berlin

Copyright © der eBook-Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Published by Arrangement with Suzanne Enoch

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / Valna Vitaly / Eric Iseelee / tomertu / supachai sumrubsuk sowie © Pixabay / dusa2019

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96148-729-5

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Suzanne Enoch

Diamanten für die Diebin

Samantha Jellicoe – Der vierte Coup

Aus dem Amerikanischen von Sibylle Mall

dotbooks.

Kapitel 1

Palm Beach, FloridaDonnerstag, 23.28 Uhr

Samantha Jellicoe kauerte zwischen einer preußischen Ritterrüstung aus dem 16. Jahrhundert und einem lebensgroßen Terrakotta-Krieger aus dem Grab des Qin Shihuangdi, Als sie auf dem Flur ein paar Meter entfernt Schritte hörte; erstarrte sie und atmete langsam und lautlos.

»Ich weiß, dass du hier bist«, sagte eine Stimme mit leicht englischem Akzent. »Gib doch einfach auf.«

Kommt gar nicht in die Tüte. Wenn er wirklich wüsste, wo sie war, dann hätte er sie bereits gefunden. Richard Addison war zwar ein höchst erfolgreicher Milliardär, ein großer Weißer Hai in der Geschäftswelt, doch beim Herumklettern in der Dunkelheit war er blutiger Amateur.

Samantha hingegen war bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr Profi. Rick kam näher, und sie widerstand dem Impuls, sich weiter in die Dunkelheit zu verkriechen. Adrenalin durchströmte ihren Körper, sie wollte losrennen und fliehen. Doch das gehörte nicht zum Plan.

»Du wirst es nicht schaffen«, neckte sie Addison. »Ich muss nur vor der Tür stehen bleiben, und schon hast du verloren.«

Er blieb stehen, dann beschrieben seine nackten Füße langsam einen Kreis, unweit der Stelle, wo sie hinter dem Schild des guten alten General Klink hockte. Wenn er eine Taschenlampe dabeihatte, war sie erledigt. Doch sie kannte ihn und wusste, dass sein Ehrgeiz diesen Betrug nicht erlauben würde, darauf baute sie, sie hatte sein ausgeprägtes Ego mit einkalkuliert.

»Okay, wie du willst«, sagte er. »Meinst du nicht, es wäre weniger erniedrigend für dich, wenn du aufgibst, anstatt von mir gefunden zu werden?«

Da war wahrscheinlich etwas dran, doch seine Chancen, sie zu finden, standen weniger gut, wie er vorgab. Sobald seine Schritte aus einem der Korridore zu hören waren, sprang sie auf, rannte einen Treppenabsatz hinunter und dann durch die erste Tür links. Schon längst hätte sie mit Antiquitäten im Wert von vielen Millionen Dollar auf der Straße sein können, doch weder Matisse noch der türkische Wandteppich aus dem 14. Jahrhundert standen auf ihrer Liste. Auch sonst keines der über hundert Kunstwerke, die in dem ein Hektar großen Anwesen von Solano Dorado verteilt waren.

Im Dunkeln lief Samantha zum anderen Ende der Bibliothek und entriegelte das Fenster. Eigentlich hätte der Alarm losgehen sollen, doch sie wusste, dass die Anlage ausgeschaltet war.

Sie lächelte, als sie durch das Fenster auf die schmale Brüstung entlang der Fassade kletterte. Das war ein Mordsspaß.

Sie drehte sich noch einmal um und stieß das Fenster zu. Sie konnte es nicht wieder verriegeln, doch er würde nur merken, dass es geöffnet worden war, wenn er direkt davorstand. Der Strom war für die nächsten zwanzig Minuten abgeschaltet, und die Dunkelheit an diesem Oktoberabend spielte ihr ebenfalls in die Hände. Sie kletterte ein paar Meter an der Wand entlang und verharrte dann in der Nähe einer der Palmen, die die ganze Villa und das ummauerte Grundstück umsäumten. Dieses Exemplar stand ungefähr zwei Meter von ihr entfernt und ragte zwanzig Meter in die Höhe. »Okay, Sam«, murmelte sie, atmete tief ein und stieß sich von der Brüstung ab.

Einen Augenblick schwebte sie in der Luft und prallte dann auf dem Baumstamm auf, um den sie Arme und Beine schlang. Das hätte schmerzhaft werden können, wenn sie nicht Jeans und ein langärmeliges Hemd getragen hätte. Alles schwarz natürlich. Diese Farbe machte nicht nur schlank, sie war auch die perfekte Tarnung in der Dunkelheit. Sie holte wieder tief Luft und hangelte sich am rauen Baumstamm nach oben, bis sie ein Meter über dem Dach war.

An der Rückseite des Hauses war das Dach flach. Ein Skylight war in die Decke des Zimmers eingelassen, in das sie gelangen wollte. Sie blickte sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass es die richtige Stelle war, stieß sich dann ab, drehte sich mitten in der Luft noch einmal und landete schließlich auf allen vieren auf dem Dach. Sie schlug im Schwung noch einen Purzelbaum und kam dann wieder auf die Füße.

Normalerweise kam es nicht so sehr auf Schnelligkeit an wie auf Unsichtbarkeit, doch heute Abend musste sie in Addisons Büro kommen, bevor er sie erwischen konnte.

Und für einen Amateur hatte er einen ziemlich guten Riecher, was Diebstahl betraf. Sie war natürlich ein richtiger Bluthund, auch wenn das ihre eigene Einschätzung war.

Mit einem Lächeln kniete sie vor dem Oberlicht und beugte sich vor, um in das dunkle Büro darunter zu spähen. Er hatte zwar angekündigt, dass er vor der Tür auf sie warten würde, doch das bedeutete nicht, dass er das wirklich tat. Die Vorhängeschlösser, die am Oberlicht befestigt waren, hielten sie ganze elf Sekunden lang auf, wobei die meiste Zeit dafür draufging, die Büroklammer aus ihrer Hosentasche zu holen.

Sie legte das Schloss beiseite und entriegelte das Oberlicht, schob es dann vorsichtig auf, hielt sich am Rahmen fest und steckte ihren Kopf hindurch. Der große Raum mit Konferenztisch, Schreibtisch und einer Sitzecke am anderen Ende schien leer zu sein. Nichts darin weckte ihre Spiderman-Wahrnehmung.

Mit den Füßen stieß sie sich ab, machte einen Salto in der Luft und landete mitten im Zimmer, wobei sie in die Knie ging, um den Aufprall abzufangen und so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Auf dem Schreibtisch stand eine kleine schwarze Kiste mit einer roten Schleife, doch sie sah nur kurz hin und bezwang ihre Neugier. Sie lief daran vorbei zum Kühlschrank, der in die Anrichte eingelassen war, und nahm eine Cola light heraus. Dann ging sie langsam zur Tür, lehnte sich dagegen und öffnete die Dose.

Eine Sekunde später hörte sie, wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt und die Türklinke nach unten gedrückt wurde. »Überraschung!«, rief sie und trank einen Schluck.

Der große, dunkelhaarige Engländer blieb im Türrahmen stehen und starrte sie an. Seine blauen Augen wirkten schwarz im Dämmerlicht, doch es war gar nicht nötig, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Verärgert ... Rick Addison hatte es nicht gerne, übertrumpft zu werden.

»Du bist durchs Oberlicht hereingekommen, stimmt's?« Die Frage klang eher wie eine Feststellung.

»Stimmt.«

»Vor einer Stunde habe ich ein Vorhängeschloss angebracht.«

»Hallo«, gab sie zurück und reichte ihm die Coladose, »ich bin eine Diebin. Vergessen?«

»Diebin im Ruhestand.« Er nahm einen Schluck, gab ihr die Dose zurück und ging dann an ihr vorbei zum Schreibtisch. »Du hast nicht reingeschaut?«

»Nein. Kam mir gar nicht in den Sinn.« Nun, das stimmte nicht ganz, aber sie hatte der Versuchung widerstanden, und das zählte. »Ich wollte die Überraschung nicht verderben.«

Er sah sie an und verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Dabei war ich mir so sicher, dass du versuchen würdest, im Flur der Galerie an mir vorbeizukommen.«

»Das Bibliotheksfenster schien mir besser geeignet. Wenn ich eine Bombe gewesen wäre, wärst du in die Luft gegangen, Schlaukopf.«

Er fasste sie am Ausschnitt, zog sie an sich, beugte sich hinab und küsste sie. Adrenalin verwandelte sich in Erregung, sie küsste ihn ebenfalls und streifte die Lederhandschuhe ab, bevor sie mit den Händen durch sein dunkles Haar fuhr. Ein erfolgreicher Einbruch war schon beinahe wie Sex, und wenn man die beiden Dinge kombinieren konnte, dann war sie nicht mehr zu halten.

»Du riechst nach Palme«, murmelte er, zog ihr die Beine weg und ließ sie auf den grauen Teppichboden sinken.

»Was denkst du denn, wie ich hier reingekommen bin?«

Ricks Hände unter ihrem Hemd hielten auf ihrem Weg nach oben inne.

»Du bist die Palme raufgeklettert?«

»Das ist der direkte Weg.« Sie zog sein Gesicht an ihres und öffnete den Reißverschluss seiner Jeans mit ihrer freien Hand. Sie liebte seinen Körper und das Gefühl von seiner Haut an ihrer. Sie war immer wieder erstaunt darüber, dass ein Typ, der den ganzen Tag am Computer und an Konferenztischen saß und sich mit Papierkram herumplagte, den Körper eines Profifußballers haben konnte, doch den hatte er. Und wusste auch, wie er ihn einsetzen musste.

Er rückte ein wenig von ihr ab. »Das Ganze sollte doch nur ein Spaß sein. Es war keine Rede davon, dass du einen Baum hochkletterst und dann zehn Meter durch die Luft springst und auf einem Dach landest ...«

»Das macht aber Spaß, Brit. Zögere es nicht hinaus. Ich will mein Geschenk.« Sie ließ ihre Hand in seine Hose gleiten. »Fühlt sich an, als ob du es mir geben willst.«

Mit einem Stöhnen kniete er sich hin und versuchte das Gleichgewicht zu halten, während er ihr das Shirt über den Kopf zog. Dann folgte ihr BH, der irgendwo auf dem Konferenztisch landete. Rick streifte sein Hemd ab und beugte den Kopf wieder zu ihr, seine Zunge spielte mit ihren Brustwarzen, während seine flinken Hände den Knopf ihrer schwarzen Jeans öffnete und sie bis zu den Knien herunterzog. »Schwarzer Tanga«, flüsterte er und ließ eine Hand zwischen Slip und Haut gleiten.

»Noch eine Überraschung«, gab sie zurück und schob ihm die Hose und Boxershorts über seine Oberschenkel, gleichzeitig befreite sie sich ganz von ihrer Jeans. Dieser Mann stand wirklich auf ihre Unterwäsche, zum Glück nur dann, wenn sie auch drin war. Nie zuvor hatte sie so viel Freude daran gehabt, Dessous zu kaufen.

Er küsste sie aufs Kinn und kicherte, als sie dabei seufzte. »Bei dir habe ich leichtes Spiel«, murmelte er, fuhr mit den Fingern unter ihren Slip und zog ihn aus.

»Was würden die von Entertainment Tonight sagen, wenn sie wüssten, was du auf dem Boden deines Büros tust, wo du doch zwanzig Schlafzimmer hast?«

Er presste sich an sie und drang ganz langsam in sie ein. »Die würden sagen, dieser Addison hat wirklich Glück, er hat Sex mit dieser schönen, witzigen, klugen, talentierten Samantha Jellicoe.«

»Das kann jetzt keine Schmeichelei sein«, stöhnte sie und lachte atemlos, »wo du doch meine Unterwäsche schon ausgezogen hast.«

»Später reden«, gab er zurück, knabberte an ihrem Ohr und drang tiefer in sie ein.

»Jetzt Sex.«

Sie hatte gewiss nicht vor, sich darüber zu streiten. Samantha hob ihre Hüften im Rhythmus seiner Stöße und schlang ihre Beine um seine Oberschenkel. Sie liebte es, wenn er so war, zu ungeduldig, zu erregt, um klar zu denken. Und nichts ließ ihn schärfer werden als ein kleiner Einbruch von ihr – was den von ihm geförderten Rückzug aus dem Geschäft ein wenig problematisch machte.

Ihr Gehirn setzte aus, ihre Finger gruben sich in seine Schulter, sie bog ihren Rücken und schrie, als sie zum Höhepunkt kam.

»Es fühlt sich so toll an, wenn du für mich kommst«,. stöhnte Rick, legte seinen Kopf an ihren Hals und bewegte sich immer schneller. Kurz darauf erschauerte er mit einem tiefen Stöhnen.

»Bei dir auch, Brit«, hauchte sie, als er sich auf ihr entspannte. Ihre Muskeln waren ebenfalls völlig gelöst. Sex mit Rick – es gab nichts Besseres auf der Welt.

Er drehte sie beide herum, sodass er unter ihr lag und sie auf seiner Brust seinem heftigen, schnellen Herzschlag lauschen konnte. Für einen Menschen wie sie, der sein bisheriges Leben damit verbracht hatte, sich immer wieder umzusehen, bereit, innerhalb weniger Sekunden in die Dunkelheit zu verschwinden, war die Sicherheit und Befriedigung, die sie mit Rick erlebte, einfach ... unbeschreiblich.

Über ihnen gingen die Lichter an, sie wurden vom Licht geradezu geblendet. Das Faxgerät auf der Anrichte piepste und meldete sich, und der Computer auf dem Schreibtisch spielte die ersten Takte von ›Rule Britannia‹, um anzukündigen, dass er einsatzbereit war.

»Ah, mein natürliches Habitat«, murmelte Rick und wickelte eine Strähne ihres Haares um seinen Finger. »Die beruhigenden Klänge von Technologie.«

»Mit all den Antiquitäten und deinem Ruf als Sir Galahad bist du für mich eher Typ Heinrich VIII. Natürlich bevor er fett und verrückt wurde und all die Mädels heiratete.«

»Gut möglich, dass mir der Vergleich nicht gefällt, auch nicht mit Einschränkungen«, gab er amüsiert zurück, »aber ich werde damit leben können. So, mein Herz, weißt du, was heute ansteht?«

Natürlich wusste sie das. Abgesehen von ihrem nahezu fotografischen Gedächtnis hatte er die letzten zwei Wochen ständig darauf hingewiesen. »Mir wäre es lieber, wenn du es sagst«, erwiderte sie und richtete sich auf, um ihn aufs Kinn zu küssen. »Aber zuerst sollte ich dich wohl darauf aufmerksam machen, mit dem eingeschalteten Licht und den hochgezogenen Rollläden werden deine Sicherheitsleute draußen wahrscheinlich denken ...«

»Verdammt«, murmelte er und griff nach seiner Jeans. »Wieso hast du ihnen den Abend nicht freigegeben? Ich wusste nicht, dass wir die Hauptrollen in Nudity at Night hatten.«

Samantha sah zu ihm, während sie sein T-Shirt über ihren nackten Körper zog. »Sicher doch, ich schalte das ganze Alarmsystem aus und schicke zugleich die einzigen Typen weg, die dich vor der großen bösen Welt schützen könnten.«

»Mich?« Er reichte ihr seine Hand, um sie auf die Füße zu ziehen. »Um mich kümmere ich mich schon selbst. Hast du nicht das Sicherheitssystem aufgerüstet, um meine Matisses und Remingtons zu sichern und ...«

Sie unterbrach seine Aufzählung mit einem Kuss. »Ich weiß, was du alles besitzt, Rick«, sagte sie, ihr Mund an seinem. »Und ich glaube, ich habe schon mal erwähnt, dass ich nicht wegen der Sachen hier bin.«

»Aber sie sind der Anlass«, entgegnete er, nahm die schwarze Schachtel vom Tisch und griff nach ihrer Hand. »Denn wie ich gerade sagen wollte, bevor du darauf hingewiesen hast, dass wir eine Erotik-Show dargeboten haben, heute ist unser Einjähriges.«

Samantha grinste. »Genauer gesagt in ungefähr zwei Stunden.«

Er hielt noch immer ihre Hand und führte sie aus dem Büro die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer. Stets suchte er die Berührung mit ihr, was sie auch sehr genoss, gerade an einem besonderen Tag wie dem heutigen. Wenn damals auch nur eine Kleinigkeit anders gelaufen wäre ...

»Du hast mir das Leben gerettet«, sagte er, als sie diesem Gedanken nachhing.

»Ich habe versucht, dich zu bestehlen.«

»Aber du hättest mich nicht zu Boden werfen müssen, als die Bombe hochging«, entgegnete Rick und zog sie neben sich auf das Sofa in der geräumigen Sitzecke der Suite.

Und dabei hatte sie sich damals gefragt, ob es vielleicht das Dümmste war, was sie je getan hatte – das Leben eines superreichen, äußerst wichtigen Zeugen zu retten. Doch sie hatte es nicht bereut, ganz entgegen der ewigen Lektion ihres Vaters, Martin Jellicoe, dass nichts so wichtig war, wie sich um die Nummer eins, nämlich sich selbst, zu kümmern. »Ja, sicher«, sagte sie. »Und jetzt gib mir das Geschenk. Mein anderes Geschenk.«

Er prustete und reichte ihr die Schachtel. Sie tat, als ob sie nicht sonderlich gespannt auf den Inhalt wäre, und zog am Band, um die Schleife zu lösen.

»Es ist nicht irgendwie mit einem Fluch belegt, oder?«

»Meine Lektion in der Beziehung habe ich gelernt.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie aufs Kinn. »Es ist geprüft gegen Voodoozauber und Hexen.«

»Witzbold.« Sie atmete kurz ein und hob den Deckel hoch. Und hielt inne.

Vor ein paar Monaten hatte er ihr eine wunderschöne Diamantenkette und passende Ohrringe geschenkt, und angesichts seines Budgets und seinem Auge für Schönheit hatte sie etwas ähnlich Atemberaubendes erwartet. Ihre schlimmste und zugleich schönste Vorstellung war die von einem Ring gewesen. Dies aber ...

»Und?«, fragte er, den Blick aus seinen meerblauen Augen auf sie gerichtet.

»Es ist ein Stück Papier«, sagte sie und konnte endlich wieder durchatmen. Es war nichts Glitzerndes, Gott sei Dank.

»Dann lies doch mal.«

Sie stellte die Schachtel ab und las langsam die Prägebuchstaben auf dem scheckkartengroßen Dokument. »Du hast wirklich ein Händchen für Unerwartetes«, sagte sie einen Moment später mit leicht zitternder Stimme. Innerlich zitterte sie umso mehr. Mein Gott. Praktisch war es ein Ring – nur eben kein runder mit einem Diamanten darauf.

»Es ist die beste Gärtnerei im östlichen Florida«, sagte er stolz. »Ich habe nachgeforscht. Und sie werden sich persönlich um dich kümmern, ob online oder über Telefon, wie du möchtest. Sie können alle Pflanzen der Welt auftreiben, was auch immer du suchst.«

Sie blinzelte. Beruhige dich, Sam. »Aber dieser Gutschein ist über hunderttausend Dollar«, sagte sie. »Das sind eine Menge Pflanzen.«

»Du hast gesagt, dass du dich auch um bauliche Maßnahmen kümmern möchtest. Das machen die auch. Einen neuen Pool oder einen Vulkan, was immer ...«

»Was immer ich will«, sprach sie seinen Satz zu Ende.

»Was immer du willst.« Er nahm die Finger ihrer freien Hand und küsste sie ganz zart. »Wie gesagt, der Pool ist deine Sache. Er muss neu gestaltet werden, und du hast gemeint, dass du noch nie einen eigenen Garten gehabt hast. Ich weiß, dass du schon ein paar Zeichnungen gemacht hast. Du sollst wissen, dass ich es ernst gemeint habe.«

Sie sah ihm ins Gesicht. »Das ist also deine subtile Art, mir zu sagen, dass ich aufhören soll, Sachen aufzuschieben, und anfangen soll zu arbeiten. Ich habe aber gar nichts aufgeschoben. Du hast mich darum gebeten, die Galerie für dein Anwesen in Devonshire zu planen, die in zweieinhalb Monaten eröffnet werden soll. Wir haben die letzten drei Monate in England verbracht. Vier Wochen lang habe ich die Edelstein-Ausstellung beaufsichtigt. Und ich habe eine neue Firma, und ...«

»Das weiß ich doch. Es soll ein Geschenk sein, Samantha, kein Vorwurf. Wenn du etwas anderes möchtest, werde ich ...«

»Es ist wunderbar«, unterbrach sie ihn und versuchte, sich zusammenzureißen. Von außen betrachtet war es ein sehr schönes Geschenk. Er wusste, wie sie Gärten liebte, und er ermöglichte es ihr, dass sie den Garten ihrer Träume kreieren konnte. Nur dass Gärten Wurzeln haben, und für eine Person, die fast ihr ganzes Leben in Bewegung verbracht hatte, war das mehr als eine Metapher – ob ihm das nun bewusst war oder nicht. Sie war sich ziemlich sicher, dass er es wusste. Er wollte, dass sie Wurzeln schlug, genau hier mit ihm. Es war trotzdem ein schönes Geschenk. »Du bist einfach toll.« Sie küsste ihn ausgiebig. »Danke.«

»Bitte, bitte. Und jetzt habe ich Godzilla, Mothra und King Ghidorah da: Giant Monsters all-outAttack – eine Autorität auf dem Gebiet hat mir versichert, dass das der beste Film der zweiten Godzilla-Welle ist – alles schon bereit im DVD – Player, oder wir gehen ins Bett und haben noch mehr Sex.«

Samantha lachte. Das war ihr Rick. Er jagte ihr manchmal eine Riesenangst ein, aber er wusste wirklich, was ihr gefiel. »Und du möchtest dein Geschenk gar nicht haben?«

Er knabberte an ihrem Ohr und ließ eine Hand unter ihr Hemd, das vielmehr sein eigenes war, gleiten und umfasste ihre Brust. »Du hast mir dein Geschenk schon gegeben.«

Wow. »Das war nicht mein Geschenk. Das war ... unseres.«

Er zog eine Augenbraue hoch und richtete sich auf. »Also gut.«

Sie zog das T-Shirt zurecht, stand auf und ging zu ihrem Ankleideschrank. Sie griff innen an die Tür und löste einen Umschlag, den sie dort festgeklebt hatte. Wahrscheinlich hätte er gar nicht gespickt und sie hätte ihn nicht verstecken müssen, aber manche Instinkte wurde sie einfach nicht los.

Seit frühester Kindheit hatte sie in einer Welt gelebt, in der Menschen sich gegenseitig bestahlen, und sie traf immer zusätzliche Vorkehrungen zur Sicherung ihrer Sachen. Und augenscheinlich schlossen ›ihre Sachen‹ nun auch Rick und ihr »Ein Jahr ist's her«-Geschenk für ihn mit ein.

»Hier«, sagte sie, reichte ihm den Umschlag und setzte sich neben ihn.

Seine Aufmerksamkeit war auf sie gerichtet, als er den Umschlag öffnete und den Inhalt auf seinen Schoß gleiten ließ. »Off-Road Extreme«, las er laut vor und hielt die Broschüre in die Höhe. »Was ist das?«

»Drei Tage in den Rocky Mountains mit einem Geländewagen, durch Schlamm und Wasser, über Sand und Steine und wahrscheinlich einige Kleintiere, und an den Nachmittagen geht's dann zum Angeln«, erklärte sie und schmiegte sich an ihn. »Männersachen.«

»In Männerautos?«

»Darauf kannst du wetten.« Sie griff nach dem Gutschein.

»Du kannst ihn jederzeit im Laufe eines Jahres einlösen.«

»Das ist aber für zwei Personen«, sagte er und sah sie von der Seite an. »Du kommst nicht etwa zum Angeln und Schlammspritzen mit?«

Samantha runzelte die Stirn. Sie hatte zu viel Mitgefühl mit den Fischen, als dass sie das genießen könnte. Wie sie vom Köder angelockt wurden und entscheiden mussten, ob sie nach dem Köder schnappen sollten oder nicht. Die armen Tiere. »Nur wenn mein Leben davon abhinge«, sagte sie laut. »Wieso nimmst du nicht Donner mit? Aber verrate ihm bloß nicht, dass ich ihn ohne sein Wissen eingeplant habe.«

Sie konnte wirklich darauf verzichten, dass Ricks bester Freund, ein Anwalt, der in Yale studiert hatte, herausfinden würde, dass sie etwas für ihn gekauft hatte. Damit würde sie nicht klarkommen. Es war schon schlimm genug, dass dieser Pfadfinder immer dabei war.

»Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Tom werde ich sagen, dass ich darauf bestanden habe, jemanden mitzunehmen, und dass du seinen Namen nur genannt hast, damit du nicht mitmusst.«

»Das klingt gut.« Sie küsste ihn noch einmal.

Er lächelte. »Alles Gute zum Jahrestag, Samantha Jellicoe. Also was jetzt, Godzilla oder Sex?«

Samantha lachte. »Wie wär's mit beidem?«

»Das würde mir noch besser gefallen. Und ich darf Godzilla sein.«

»Dann bin ich wohl Tokio.«

Kapitel 2

Freitag, 10.10 Uhr

»Ja, sie hat dich vorgeschlagen, damit sie nicht mitfahren muss.« Richard Addison schob den Katalog über den großen Schreibtisch im Büro von Donner, Rhodes und Chritchen. Er wollte das Ereignis, dass Samantha endlich gegenüber Tom auftaute, bestimmt nicht dadurch ruinieren, dass er den Anwalt davon in Kenntnis setzte.

»Aha. Na, wenn du dabei bist, wird sie uns wohl kein Höllenkommando auf den Hals hetzen«, bemerkte Tom mit seinem texanischen Akzent. »Ist jedenfalls unwahrscheinlich.«

»Komm schon, gib doch zu, dass es nach einem Riesenspaß aussieht.«

»Für etwas, das sich Jellicoe ausgedacht hat, sieht es ziemlich gut aus.« Donner blätterte den Katalog durch und gab ihn dann Rick zurück. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ihr beide – besonders du – die Nacht feiert, in der ihr euch getroffen habt. Einer deiner Sicherheitsleute ging dabei drauf, als die Bombe hochging. Und sie wollte dich ausrauben, hast du das etwa vergessen?«

Richard versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken. »Wir haben deine Version von dem, was damals passiert ist, längst entkräftet. Und hier geht es um etwas, das sie mir geschenkt hat.«

Tom streckte seine Hände in die Höhe. »Gut. Du weißt mehr über sie als ich.«

»So ist es.«

»Apropos Geschenke.« Der Anwalt tat sein Bestes, um die Feindseligkeit zu ignorieren, die Rick nicht verbergen konnte. »Wie hat ihr denn deines gefallen?«

Das war eine verdammt gute Frage. »Ich glaube, es ist ziemlich gut angekommen.«

Tom räusperte sich und lehnte sich zurück. »Vielleicht sollten wir uns nur darum kümmern, die Dokumente zur Gesellschaftsgründung vorzubereiten und Persönliches wegzulassen.«

»Was soll das nun heißen?«

»Du hast gesagt ›ziemlich gut‹«, antwortete er und imitierte dabei mehr schlecht als recht Ricks britischen Akzent. »So redet man über einen Arztbesuch, Rick. Aber ich werde nicht weiter nachhaken, weil ich weiß, dass du das nicht magst. Also schau dir mal die Daten an, die ich für die Steuerschätzungen und deine erste Bilanzprüfung erarbeitet habe. Wenn die in Ordnung sind, können wir die Dokumente heute einreichen.«

Richard ließ es sich noch einmal durch den Kopf gehen. Samantha hatte gesagt, dass ihr sein Geschenk gefallen hatte, und er hatte eigentlich keinen Grund, daran zu zweifeln. Sie war zwar nicht wirklich von den Socken gewesen, aber man konnte ihre Reaktion nie vorhersehen. Das war etwas, was ihm an ihr gefiel. Sonst hätte er ihr Schmuck geschenkt, sie wäre in Freudenschreie ausgebrochen, und er hätte eine Krawattennadel oder etwas Ähnliches bekommen.

Er machte sich keine Sorgen deswegen, dass er sie drängte, denn das tat er ja bewusst, vielmehr befürchtete er, sie zu sehr zu drängen.

»Oder wir können hier sitzen bleiben und unsere Fingernägel betrachten«, fuhr Tom fort. »Du bist ja der Boss.«

»Nun hör doch auf«, grummelte Richard und beugte sich wieder über die Unterlagen. Nach kurzer Zeit klappte er den Ordner jedoch zu.

»Es ist nur ein Geschenk, Rick.« Der Anwalt holte eine Packung Pfefferminzbonbons aus der Schublade und steckte sich eines in den Mund. »Ein ziemlich teures, aber ich denke, das spielt für euch beide keine Rolle.«

»Ich will ihr einen Ring kaufen, Tom.«

Stille.

Richard atmete tief durch, stand dann auf und ging zum Fenster. Samanthas Büro, Jellicoe Security, befand sich genau gegenüber. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie sich gerade da drüben bei ihrem Geschäftspartner, Ersatzvater und ehemaligen Hehler, Walter ›Stoney‹ Barstone, darüber beklagte, dass ihr dieser dämliche Rick zum Jahrestag ihres ersten Treffens einen Geschenkgutschein für Pflanzen geschenkt hatte.

»Einen Ring«, wiederholte Tom schließlich mit brüchiger Stimme. »Den Ring?«

»Einen Verlobungsring«, erklärte Richard. »Ich möchte Samantha fragen, ob sie mich heiratet.«

»Rick, das ist – ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«

»Wie wär's mit ›Juhu, sie ist eine klasse Frau und ihr passt einfach toll zusammen‹?« Richard brachte seinen Vorschlag in seinem besten texanischen Akzent vor.

»Mensch, ich hoffe, dass ich nicht wirklich so klinge. Und kannst du sie denn heiraten? Ich meine, selbst wenn sie ja sagt, hat sie denn überhaupt eine Geburtsurkunde? Woher kommt sie eigentlich? Ihr Vater kann sie nicht zum Altar führen, auch wenn er nicht tot ist. Das letzte Mal, als die beiden zusammengetroffen sind, versuchten sie, das Metropolitan Museum of Art auszurauben.«

»Du tust so, als ob sie eine Außerirdische wäre. Sicher hat sie irgendwo eine Geburtsurkunde. Und ich muss dich wohl auch kaum daran erinnern, dass sie ihren Vater bis vor sechs Monaten für tot gehalten und bei der Sache im Met mit der New Yorker Polizei und dem FBI zusammengearbeitet hat.«

»Okay, dann frag sie doch. Bring es hinter dich.«

Er wollte unbedingt – und das machte die Sache ja so schwierig. Wenn er sonst etwas wollte, dann kriegte er es auch. Entweder er kaufte es, oder er manipulierte die andere Seite so lange, bis er es bekam. So lief es bei ihm ab. Samantha folgte jedoch keinen Regeln oder Vorgaben.

Das Diamantenkollier, das er ihr im Juni geschenkt hatte, als sie zusammen auf seinem englischen Landsitz waren, hatte sie zwar nicht in die Flucht geschlagen. Aber eine Kette hatte nicht die gleiche Bedeutung wie ein Ring. Und er konnte ihre Reaktion den Garten betreffend immer noch nicht richtig einordnen.

Vor beinahe sechs Monaten hatte er ihr den Pool-Garten versprochen, und sie hatte noch keine einzige Pflanze dafür gekauft. Es stimmte schon, sie waren mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, aber wenn er sich nicht täuschte, dann schob sie die Sache auf. Und wenn sie schon der Gedanke an einen Garten belastete, was wäre dann erst mit einem Verlobungsring.

»Ich frage dich gar nicht um Erlaubnis«, sagte er schließlich. »Ich erzähle es dir nur.«

»Und als Antwort sage ich dann eben: um Himmels willen.«

»Danke für die Aufklärung. Glaubst du, Katie würde mit Samantha zu Mittag essen gehen?«, fragte Rick und stellte sich mit dem Rücken zum Fenster. Er hatte jetzt das größte der Fotos auf Toms Schreibtisch im Blick. Die gesamte Familie Donner mit ihren Blondschöpfen – Tom, seine Frau und ihre drei Kinder.

»Wahrscheinlich«, antwortete Tom. »Aber Katie wird dir hinterher nicht alles berichten, was sie besprochen haben.«

Das würde aber einiges einfacher machen. »Das weiß ich schon. Samantha scheint nicht viele Freundinnen zu haben, und ich möchte verhindern, dass Walter Barstone ihr einziger Ratgeber bleibt.« Das einzig Positive, was er über diesen Mann sagen konnte, war, dass er Samantha ein besserer Vater gewesen war als Martin Jellicoe. Wenn Walter kein ausgefuchster Hehler und Samanthas spiritueller und praktischer Berater wäre, dann würde Richard ihn wahrscheinlich eher ins Herz schließen.

»Nein, das willst du bestimmt nicht«, stimmte Tom zu.

»Die einzige Frau, mit der sie öfter spricht, ist Patricia, und ich will auf keinen Fall, dass sich Samantha und meine Ex-Frau anfreunden.«

»Du machst wohl Witze? Die beiden hassen sich wie die Pest.«

Richard war der Meinung, dass die Sache etwas komplizierter war, aber er wollte sich nicht über die Dynamik der mit Faszination gemischten Abneigung der beiden Frauen füreinander auslassen. »Und ich habe kein Problem mit ihren Animositäten«, sagte er, als er bemerkte, dass ihn Donner immer noch ansah.

»Also werde ich Katie das mit dem Mittagessen vorschlagen, aber ich werde nicht sagen, warum. Das kannst du machen.«

»Danke.«

»Dank mir lieber noch nicht. Vielleicht findet sie ja heraus, dass dich Jellicoe vom ersten Tag an nur benutzt hat. Du hast gesagt ...«

»Das reicht jetzt.«

»Nein, das will ich noch loswerden. Du hast gesagt, dass sie sich über den Gutschein gefreut, aber nicht gerade einen Luftsprung gemacht hat. Das ergibt ja auch Sinn. Was soll eine Einbrecherin mit einem Garten anfangen?«

Richard lehnte sich an den Türrahmen. In der Regel explodierte er nicht, wenn er wütend wurde, er wurde dann eher ganz ruhig.

Nur Samantha konnte ihn dazu bringen, seine Contenance zu verlieren. »Jetzt werde ich das zum letzten Mal sagen«, murmelte er, sich dessen bewusst, dass er kalt und ungerührt klang. »Ich liebe Samantha Jellicoe. Und ich vertraue ihr. Sie ist auf ihre Art die ehrlichste Person, die ich je getroffen habe. Wenn ihr euch nicht mögt, dann kann ich das nicht ändern. Wegen dir werde ich sie nicht abservieren und dich nicht wegen ihr. Und damit Schluss.«

Toms Gesichtsausdruck zeigte, dass er sich weiter streiten wollte. Richard wartete. Nach fünfzehn Jahren Erfahrung mit knallharten und oft erbitterten Verhandlungen, aus denen er normalerweise als Sieger hervorging, war er ein Experte, wenn es darum ging, Menschen zu durchschauen. Tom Donner war kurz davor einzuknicken. Ein netterer, weniger ehrgeiziger Mann hätte womöglich seinem Freund die Erniedrigung erspart und das Thema gewechselt, aber Rick wollte es hören.

»Okay«, sagte sein Freund schließlich widerwillig. »Wenn du möchtest, dass sie bleibt, dann frage sie. Ich denke nicht, dass ich das Problem dabei sein werde.«

»Mistkerl«, murmelte Richard. Sein Blick wanderte vom Fenster zu den Papieren auf dem Schreibtisch. »Lass uns gehen«, sagte er und ging zur Tür.

»Wohin denn?« Tom stand auf.

»Zum Golfplatz.« Richard öffnete die Tür und ging zum Flur hinaus.

»Ich kann jetzt nicht Golf spielen gehen. Heute Nachmittag habe ich zwei Termine.«

»Sag sie ab. Du hast dich um meine Geschäfte zu kümmern, und ich erteile dir die Erlaubnis. Nein, ich bestehe darauf.«

»Wir sind doch gar nicht angemeldet.«

Richard zog sein Handy aus der Tasche und wählte. »Kann ich bitte mit Robert Mayhill sprechen?«, sagte er, als sich eine angenehme Frauenstimme meldete. »Robert? Hier ist Rick Addison. Kriegen Sie es hin, dass mein Freund und ich in ungefähr vierzig Minuten auf den Platz können?«

»Natürlich, Mr Addison. Ich werde mich darum kümmern.«

»Danke.« Richard klappte das Handy zu und steckte es wieder in die Tasche. »Also?«

»Mayhill. Mar-el-Lago?«

»Wohin sonst?«

Tom seufzte. »Ich werde Shelly bitten, die Termine zu verschieben.«

»Gut.«

»Nein«, sagte Samantha mit einem Seufzer und legte die Notiz zur Seite. »Ich werde sie anrufen und ihnen eine andere Firma empfehlen. Vielleicht DeSilva.«

Der Sekretär sah sie verständnisvoll an. »Du hast Doktor Harkley und seine Frau also schon mal beraubt.«

Sie funkelte ihn empört an. »Also wirklich, Aubrey, ein Gentleman würde eine Lady niemals einer solchen Sache beschuldigen.«

Aubrey Pendleton stand auf und lief ins Konferenzzimmer, um eine Cola light für Samantha zu holen. Er war groß und stattlich, das blonde Haar leicht ergraut, und er sah genau so aus, wie man sich einen Gentleman aus den Südstaaten vorstellte, fast wie aus den Zeiten vor dem Bürgerkrieg.

»Du hast Recht, Fräulein Sam«, sagte er mit seinem Bilderbuch-Akzent. »Und ich möchte mich entschuldigen. Lass mich das Telefonat erledigen. Lydia Harkley habe ich über die Jahre schon zu mehreren gesellschaftlichen Anlässen begleitet, und ich spiele mit Randolf Golf. Wir sind gut befreundet.«

Offensichtlich nicht gut genug, um sie darüber zu informieren, wer vor sechs Jahren ihren Maya-Totenschädel aus Kristall gestohlen hatte. Da Aubrey vor seinem Zusammentreffen mit Samantha als professioneller Begleiter für die Damen in Palm Beach gearbeitet hatte, neigte er womöglich dazu, seine Freunde als Mittel zum Zweck zu betrachten – ebenso wie Samantha.

»Danke, ich weiß es zu schätzen.«

Der Rezeptionist setzte sich wieder hin und stützte sein Kinn in beide Hände. »Jetzt erzähl mir doch, wie Rick dein Geschenk gefallen hat.«

Sie grinste. »Es war der Hit. Er war ganz aus dem Häuschen.«

»Habe ich dir nicht gesagt, dass Männer ganz einfache Wünsche haben? Essen ...«

»Autos und Sex. Ja, hast du. Ich darf dich aber darauf aufmerksam machen, dass du Dragster-Rennen empfohlen hast. Ich bin auf die Idee mit dem Offroading gekommen.«

»Ja, sicher. Ich habe wohl einfach eine Vorliebe für Drags.«

Sie tätschelte seinen Arm. »Du bist wirklich ein ganz Schlimmer.«

»Und vergiss das nicht.«

Während sie sich ziemlich sicher war, dass Aubrey schwul war, beharrte Rick darauf, dass er nur schauspielerte. Offensichtlich musste ein Mann, der den Motor seines 62 El Dorados selbst zusammengebaut hatte, hetero sein. Samantha mochte Aubrey ungeachtet dessen – vom ersten Moment an. Deswegen hatte sie auch nichts dagegen gehabt, als er anfing, einfach in ihrem Büro aufzukreuzen, ans Telefon zu gehen und ihr mit der Dekoration und Organisation zu helfen. Stoney war für die Buchhaltung zuständig, sie hatte also keine Ahnung, ob und wie viel Aubrey bezahlt bekam, aber alle schienen mit dem Arrangement zufrieden zu sein.

»Irgendwelche anderen potenziellen Kunden, die ich abwimmeln kann?«, fragte sie und starrte auf die Mappe, die vor Aubrey lag.

»Jemand von der Galerie im Zentrum in Boca Raton hat angerufen. So weit ich das einschätzen kann, wollen sie einfach nur ein schlüsselloses Eingangssystem und dafür wenig bezahlen.«

Sie nickte. Vor neun Monaten hatte es scheinbar gut gepasst, sich von einer Einbrecherin zu einer Beraterin in Sicherheitsbelangen zu mausern mit ihrer Firma Jellicoe Security. Sie hätte jedoch nie gedacht, dass der Langeweile-Faktor so groß sein würde.

»Am Nachmittag fahre ich vorbei. Haben sie gesagt, ob sie Tastenfeld oder Daumenabdruck wollen?«

»Vermutlich haben sie gar keine Ahnung.«

»Okay.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Getränk. Aubrey saß ihr gegenüber, seine grauen Augen immer noch auf sie gerichtet.

»Was ist denn?«, fragte sie schließlich.

»Da hat noch jemand angerufen.« Das Problem mit diesen Gentlemen aus den Südstaaten war, dass sie dazu neigten, mit der gleichen sonoren Stimme von einem Zig-Millionen-Lotteriegewinn zu sprechen wie über den Tod der armen alten Tante Mabel Sue. Den einzigen Hinweis, den dieser hier lieferte, war das Augenzwinkern, aber das konnte auch von Viagra kommen. »Spielen wir jetzt Frage und Antwort, oder sagst du mir einfach mal, wer angerufen hat?«

»Dr. Joseph Viscanti.«

Ein Adrenalinstoß fuhr durch ihren Körper. Samantha sprang auf. »Und das hast du dir bis jetzt aufgehoben? Du gemeiner ...«

»Er sagte, dass er erst wieder nach eins im Büro sein würde, Miss Samantha. Sonst hätte ich dir sofort davon berichtet.«

Sie sah auf die Zeitanzeige auf dem Mikrowellengerät und atmete laut aus. Noch zwanzig Minuten. Normalerweise sprang sie für niemanden, auch nicht für den Direktor des Metropolitan Museum of Art, aber Joseph Viscanti hatte ihr vor sechs Monaten ein einzigartiges Angebot gemacht. Eines, das bis jetzt noch nicht wirklich Form angenommen hatte, aber wenn er nun angerufen hatte ... »Hat er irgendeine Andeutung gemacht, worum es geht?«, fragte sie.

»Hat er nicht. Glaub mir, ich habe versucht, etwas aus ihm herauszubekommen.«

»Ich rufe ihn gleich an.« Sie zuckte unwillig mit den Schultern. »Ist das alles?«

»Zwei oder drei Anfragen in einer Woche, drei Monate vor Beginn der Wintersaison, das ist gar nicht schlecht, Miss Samantha.«

»Ich weiß, ich weiß. Wahrscheinlich habe ich mir etwas anderes erhofft, etwas ...«

»Spannenderes?«

»Interessantes.«

»Habt ihr beide über mich gesprochen?«, ertönte eine Stimme aus dem Gang zum Konferenzzimmer. Samantha grinste.

»Stoney. Es ist schon fast Feierabend. Warum tauchst du jetzt noch auf?«

»Fang bloß nicht so mit mir an, Schätzchen.«, grummelte er, nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und setzte sich neben sie. »In diesem verdammten Büro habe ich mehr Zeit verbracht als du.«

Wenn man in Betracht zog, dass sie ihn dazu gebracht hatte, seine lukrative Laufbahn als hochkarätiger Hehler aufzugeben, dann hatte Stoney wirklich viel mehr als seine Pflicht getan, als er ihr dabei geholfen hatte, die Sicherheitsfirma aufzubauen. Die sie beide nicht einmal sonderlich zufriedenstellte.

Sie tätschelte seine dunkle Hand. »Entschuldigung. Du bist der Beste.«

»Danke. Mehr wollte ich gar nicht hören. Also, was ist das Interessante?«

»Aubrey hat mir gerade berichtet, dass Joseph Viscanti angerufen hat. Ich soll ihn heute Nachmittag zurückrufen.«

Der große Mann runzelte die Stirn. »Dazu muss ich dir noch was sagen, Liebes: Für Museen zu arbeiten, um deren gestohlene Sachen wiederzubeschaffen, ist einem langen Leben nicht gerade zuträglich. »

»Im Gegensatz zu Einbrüchen?«

»Immerhin wurdest du für diese Dienstleistungen gut bezahlt.«

»Wenn man tot ist, kann man kein Geld ausgeben.«

»Das ist genau meine Rede.«

»Na, dann sind wir uns ja einig.«

Das war nicht das erste Mal, dass sie darüber stritten, ob es nun gefährlicher war, Dinge zu stehlen, oder zu versuchen, sie für ihre Besitzer wiederzubeschaffen. Sie wusste, was Stoney daran beunruhigte, und ihr erging es nicht anders: einem Dieb seine Arbeit zu vereiteln, das bedeutete, für immer eine Grenze zu überschreiten.

Sie wurde damit zur Vertreterin von Recht und Ordnung, und dank ihres Lebens in der Öffentlichkeit mit Rick Addison wussten alle Gesetzesbrecher über ihren Aufenthaltsort Bescheid.

Andererseits konnte sie so ihren Adrenalinkick bekommen, ohne Angst zu haben, untertauchen zu müssen oder in den Knast zu wandern. Selbstverständlich gab es andere Risiken, wenn man Leute bestahl, die Hehlerware kauften. Aber für Samantha bedeuteten Risiken willkommene Aufregung.

Als sie sich wieder Stoney zuwandte, schüttelte er den Kopf. »Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, Sam«, murmelte er.

Das Telefon an der Rezeption klingelte, und Aubrey entschuldigte sich. Samantha rückte näher an ihren ehemaligen Hehler und derzeitigen Geschäftspartner heran. »Was meinst du denn?«

»Ich bekomme immer noch Anrufe von Händlern. Wenn dir nach einem schönen Bruch ist, könntest du übers Wochenende nach Paris fliegen, einen Monet einpacken und eine Viertelmillion kassieren. Glaubst du etwa, das Met zahlt solche Honorare?«

»Es geht doch nicht ums Geld. Es geht um den Kick. Und natürlich auch darum, das Richtige zu tun.«

»Natürlich.« Er schüttelte den Kopf. »Du warst schon früher verrückt, und das hier ist keine Verbesserung.«

Sie nahm einen Schluck von ihrem Getränk. »Ist es doch.«

»Warum? Der einzige Unterschied dabei ist, dass niemand die Polizei ruft.«

»Weißt du, niemand hat gesagt, dass ich irgendwo einbrechen und Sachen wiederbeschaffen muss. Vielleicht stelle ich nur ein paar Nachforschungen an und rufe dann die Polizei.«

Stoney prustete. »Was glaubst du, wem du das erzählst? Du würdest nie die Polizei rufen, wenn du stattdessen selbst einen Einbruch machen kannst.«

»Mag schon sein. Aber wenn ich auf der Seite der Guten bin, dann kriege ich auch einen wirklich coolen Freund ab.«

»Toll. Das ist es also, worauf es dir ankommt? Du kannst so verrückt sein, wie es dir passt? Und gleichzeitig in dem großen Haus oben auf dem Berg schlafen?«

»Auf diese Unterhaltung lasse ich mich nicht noch mal ein. Ich bin selbst Millionärin, Stoney, und könnte mir mein eigenes Haus da oben leisten, und ja, ich könnte meine alte Laufbahn weiterverfolgen – aber früher oder später hätte ich Pech und würde dabei entweder mein Leben verlieren oder im Knast landen. Ich hatte eine tolle Zeit, aber ich beabsichtige nicht, wie Martin zu enden.«

Ihr Vater war zu lange im Geschäft geblieben, hatte einen Auftrag zu viel angenommen und war im Gefängnis geendet. Und bis vor sechs Monaten hatte sie gedacht – alle hatten das gedacht –, dass er dort auch gestorben war. Und wie gewieft er auch zu sein vorgab, früher hätte Martin Jellicoe niemals damit angegeben, einen Deal mit Interpol gemacht zu haben, auch wenn er geglaubt hatte, sie dabei austricksen zu können.

»Ich mache mir nur Sorgen, Schätzchen, dass du jetzt mit noch dünnerem Sicherheitsnetz arbeitest. Denn solange du mit diesem englischen Muffin zusammen bist, kannst du nicht von der Bildfläche verschwinden, wenn etwas schiefläuft. Du wohnst in Häusern, die Namen haben, und jeder kennt deine Adresse.«

»Der Muffin ist aber sehr lecker.«

»Ich weiß, dass du das findest.«

Samantha drehte sich zu Stoney und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Und ich weiß, dass du dir um mich Sorgen machst. Aber ich werde Viscanti trotzdem anrufen.«

Stoney lehnte sich zurück und atmete aus. »Ja, das ist mir schon klar.« Er schraubte den Deckel seiner Wasserflasche zu und stand auf.

»Hast du immer noch vor, Daltrey und Jaime zu beauftragen, das System bei den Malloreys einzubauen?«

Sie nickte. »Gwyneth organisiert nächstes Wochenende eine Wohltätigkeitsveranstaltung, wir müssen die Sache also vorher über die Bühne bringen.« Sie würde mit Rick zu der Veranstaltung gehen, also musste sie das Sicherheitssystem bis dahin neu installiert haben, sonst würden sie sie nicht in Ruhe lassen.

»Du bist wirklich verrückt, Samantha«, brummte Stoney. »Wirklich eindeutig nicht ganz bei Trost.«

Wahrscheinlich. Vielleicht dachte Rick das Gleiche und hatte ihr deswegen einen Pflanzengutschein zu ihrem Einjährigen geschenkt. »Danke«, sagte sie laut und folgte Stoney durch den kurzen Flur in ihr Büro. »Ich ruf Gwyneth an.«

»Und unterschreibe mal diese hübschen Überweisungen auf deinem Schreibtisch«, rief er ihr noch nach, bevor er in seinem Büro verschwand. »Ich will nicht, dass mir das Finanzamt das Genick bricht, so wie Al Capone.«

Meine Güte. Überweisungen, Angestellte, Pflanzen zum Jahrestag. War nur zu hoffen, dass Joseph Viscanti etwas Interessantes im Angebot hatte, sonst würde sie noch anfangen zu trinken.

»Miss Samantha?«, hörte sie ihren Namen durch die Sprechanlage.

Sie hasste es, wenn ihre Stimme von den Wänden hallte. Sie beugte sich über den Tisch und drückte auf den Sprechknopf. »Was gibt's denn, Aubrey?«

»Da ist ein Anruf für dich.«

»Viscanti?«

»Nein, eine Frau.«

Er hielt offensichtlich etwas zurück. »Stell durch.«

Was sollte es schon sein. Neugierige Katzen verbrennen sich die Tatzen. »Sam Jellicoe.«

»Tante Sam?«, fragte eine Mädchenstimme.

Sie zuckte zusammen. »Olivia?« Olivia Donner, eines der Kinder des Anwalts, war der einzige Mensch, der sie als Familienangehörige betrachtete, und nur wegen ihres sogenannten Onkels Rick. »Ist alles in Ordnung?«

»Nein. Dad sagt, du bringst gestohlene Sachen zurück.«

Na großartig. Hatte etwa jemand den Kaugummi der Zehnjährigen geklaut? »Stimmt, für Museen und so.«

»Oh.«

Samantha wartete einen Moment, doch am anderen Ende der Leitung war nur Stille zu hören.

Dann fragte sie: »Ist etwas von dir weggekommen?«

»Nicht wirklich von mir. Meine Klasse hat vor kurzem einen tollen Anatomiemenschen bekommen – weißt du, einen lebensgroßen Mann, wo man die Vorderseite abnehmen und alle Organe sehen und herausnehmen kann und so ... den hat letzte Nacht jemand geklaut.«

»Das ist ja wirklich blöd«, kam ihr Samantha zu Hilfe. »Hat eure Direktorin nicht die Polizei verständigt?«

»Doch, aber die kümmern sich nicht darum. Und meine Lehrerin, Miss Barlow, wollte uns Anatomie beibringen, und ich will Ärztin werden. Und jetzt müssen wir Bilder nehmen und können den Anatomiemann nicht benutzen. Das ist echt doof.«

»Wow. Das tut mir leid, Liebes. Wie wär's, wenn ich einen neuen Anatomiemann für eure Klasse kaufe?«

»Aber es hat doch jemand unseren geklaut. Mein Vater hat auch gesagt, dass er einen neuen kaufen würde, und dass derjenige, der ihn geklaut hat, eben einen schlechten Charakter hat, aber es ist einfach nicht okay, weißt du?«

Schlechter Charakter? Ob Donner diesen Spruch auf sie bezogen hatte? »Ich sag dir mal was, Livia. Ich frage herum und sehe mal, was ich herausfinden kann, ja?«

»Nein, ich möchte, dass du ihn für uns findest. Ich bezahle dich dafür.«

Großartig. »Darüber reden wir später.«

»Danke, Tante Sam. Der Anatomieunterricht fängt nächsten Montag an. Und der Anatomiemann heißt Clark. Es steht auf seinem Hinterkopf.« Sie kicherte.

»Aha, war das Miss Barlows Idee?«

»Ja, sie meinte, dass er ein bisschen wie Superman aussähe – wenn sein Kopf und sein Oberkörper an ihm dran sind und alle Organe und Knochen drin.«

Miss Barlow brauchte wohl einen Mann. »Sobald ich etwas herausfinde, sage ich dir Bescheid. Tschüss, Liebes.«

»Tschüss, Tante Sam.«

Gut, wenn Viscanti keinen Auftrag für sie hatte, dann blieb ihr immer noch die Suche nach dem Anatomiemann. Das Leben einer ehemaligen Diebin war wirklich höchst aufregend.

Kapitel 3

Freitag, 15.52 Uhr

Rick lächelte, als er vor der Tür mit dem Schild Jellicoe Security stand. Er konnte nicht anders, der Anblick der elegant gravierten goldenen Buchstaben auf dunkelgrauem Hintergrund erfreute ihn jedes Mal.

Samantha Elizabeth Jellicoe, seine Sam, war auf dem rechten Weg gelandet.

Er wusste zwar, dass es dafür viele Gründe gegeben hatte, aber er war einer davon. Noch nie hatte es sich so gut angefühlt, jemandem geholfen zu haben.

»Guten Tag, Richard«, sagte Aubrey, der am Schreibtisch an der Rezeption saß, als Richard hereinkam.

»Hallo, Aubrey. Ist Samantha zu sprechen?«

Pendleton sah auf das Telefon und stand auf. »Sie ist gerade im Gespräch. Ich sage ihr Bescheid, dass Sie hier sind.«

Richard nickte und setzte sich in einen der plüschigen Sessel im Empfangszimmer. In diesem Monat waren sie blau – Walters Quelle für Möbel war wohl wieder angezapft worden. Bei Jellicoe Security wurden die Möbel alle vier bis sechs Wochen ausgewechselt, und soweit ihm bekannt war, hatten sie noch nie einen Penny dafür bezahlt.

»Miss Sam ist gleich bei Ihnen«, sagte Aubrey in seiner gedehnten Sprechweise und setzte sich wieder.

»Sehr schön.« Er könnte zwar in ihr Büro gehen, aber er bemühte sich, ihr Territorium zu respektieren.

»Hat Ihnen ihr Geschenk gefallen?«, fragte der Rezeptionist und ehemalige Begleiter für einsame Damen aus Palm Beach beiläufig, während er Adressen auf einen Stapel Umschläge klebte.

»Ja, hat es. Hat Ihnen Samantha davon erzählt?«

»Sie hat mich nach meiner Meinung dazu gefragt. Ich hatte eigentlich eher an ein Wochenende in Daytona oder Tauchen mit Haien gedacht, aber ...«

»Aber ich bin immer noch dabei, die beiden Sachen miteinander zu kombinieren.« Samantha kam durch die Tür und vollendete den Satz. »Taucherausrüstung und Haie kriege ich zusammen, aber ich weiß einfach nicht, wie das Wasser im Cockpit des Rennautos bleiben soll.«

Richard stand auf, als sie hereinkam. Wenn sie nicht bei ihm war, dann war sie in seiner Vorstellung immer größer und breiter als in Wirklichkeit – ihrer Persönlichkeit angemessen. In Wirklichkeit reichte sie, wenn sie flache Schuhe trug, gerade mal bis zu seinem Kinn. Sie war eine faszinierende Erscheinung mit ihrem kastanienbraunen Haar und ihren dunklen, smaragdgrünen Augen. »Hallo«, sagte er und lächelte sie an.

»Hi.« Samantha legte ihren Arm um seine Schultern, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.

Er spürte, wie sie innerlich vibrierte. »Was ist denn los?«, flüsterte er. Es gab wahrscheinlich keinen Grund, aber es machte ihn nervös, sie so aufgeregt zu sehen.

»Stell dir vor, ich habe einen Auftrag«, antwortete sie und grinste übers ganze Gesicht. »Eigentlich zwei.«

Aha. »In Anbetracht der Bandbreite von Aufträgen, die du in der Vergangenheit erledigst hast, darf ich fragen, ob er legal ist oder eher dubioser Art?«, fragte er und sah dabei zu Pendleton.

Samantha gab ihm noch einen Kuss. »Beides hoffentlich.«

»Samantha!«

»Ach, mach dir keine Sorgen«, sagte sie und ließ ihn abrupt los. »Du bist zu verkrampft.«

Er bekam ihr Handgelenk zu fassen, bevor sie aus dem Empfangszimmer verschwinden konnte. »Ich weiß doch, was dich erregt, Sam«, sagte er leise, »und es steht mir zu, besorgt zu sein, wenn du wegen eines Auftrags so euphorisch bist.«

Sie befreite ihren Arm und stieß ihm den Zeigefinger in die Brust. »Ich bin nicht euphorisch«, gab sie zurück und piekste ihn in rhythmischer Folge. »Niemals.«

»Okay. Kannst du dich ein wenig über den Auftrag – die Aufträge – auslassen? Nur um meine Neugier zufriedenzustellen?«

»Vielleicht. Wenn du mir ein Eis kaufst.«

»Geht in Ordnung.«

Und schon war es ihr irgendwie gelungen, es so zu drehen, dass er plötzlich derjenige war, der etwas gutzumachen hatte. Es gab sonst niemanden auf der Welt, der das fertigbrachte. Er würde das nie zulassen. Seine Frage war vollkommen gerechtfertigt gewesen – selbst die legalen Jobs, die sie übernahm, bargen immer irgendwelche Gefahren und Täuschungsmanöver.

Das war die Art von Aufträgen, oder Gigs, wie sie sie nannte, die sie gerne machte.

Sie ging zur Tür und stieß sie auf. »Mein Handy habe ich dabei, Aubrey«, rief sie im Hinausgehen.

»Ich werde dich für immer lieben, wenn du mir ein Lemon Sorbet mitbringst«, antwortete Pendleton.

In Ricks Gesicht begann ein Muskel zu zucken. »Habe ich dir nicht gesagt, dass er nicht schwul ist?«, sagte er auf dem Weg zum Aufzug, mit dem sie hinunter in die Lobby fuhren.

»Gerade hat er sich ein Lemon Sorbet gewünscht, Brit. Er ist total schwul.«

Rick hatte trotzdem noch seine Zweifel, aber da Aubrey Pendleton für Samantha eine Art exzentrischer Onkel zu sein schien, spielten seine Neigungen wohl keine Rolle. Doch er hielt daran fest – Pendleton war hetero.

Als sie die Straße entlanggingen, suchte Samantha etwas in ihrer Hosentasche, wahrscheinlich, damit Rick nicht ihre Hand halten konnte. Richard versuchte seine Irritation im Zaum zu halten, sie würde die Situation nicht gerade entschärfen. »Heute war ich mit Tom golfen«, sagte er stattdessen. »Neun Löcher im Mar-el-Lago.«

Sie blickte ihn an. »Willst du damit sagen, du hast alles stehen und liegen gelassen, um Golf zu spielen?«

»Nur für ein paar Stunden.«

»Schön für dich.«

»Das klingt aber sarkastisch.«

»Ist es gar nicht. Die Arbeit macht aus dir zwar keinen Langweiler, aber andererseits wird dein Reich nicht zugrunde gehen, wenn du ab und zu mal ausspannst.«

Bevor er Samantha kennengelernt hatte, hatte er das nicht verstanden. Oder vielmehr hatte er nie darüber nachgedacht. Golf spielen und Ski fahren waren Dinge gewesen, die er tat, um schwierige Partner oder Kunden einzuwickeln, Polo spielte er für wohltätige Zwecke.

Dabei hatte er zwar seinen Spaß gehabt, doch der war nun umso größer, wenn er nichts damit erreichen wollte.

»Hast du mir deswegen dieses Männergeschenk gemacht?«

Samantha grinste. »Da kannst du drauf wetten. Hast du Donner schon davon erzählt?«

»Habe ich. Seine einzige Sorge war, dass du ihm womöglich ein Killerkommando hinterherschickst, aber er weiß, dass er an meiner Seite in Sicherheit ist.«

Diesmal lachte sie herzhaft. »Du musst nur dafür sorgen, dass er das spezielle Goldticket erhält.«

Es bedurfte nur einer Anspielung an Verbrechen und anderer Kleinigkeiten, und schon war sie wieder guter Dinge. »Also, was gibt es Neues?«

Als sie die Eisdiele betraten, rannte der junge Mann hinter der Theke nach hinten und erschien einen Moment später mit einem zweiten Angestellten im Schlepptau.

»Was kann ich für Sie tun?«, krächzte er.

Samantha trat nach vorne. »Eine Kugel Pfefferminz in der Waffel für mich«, sagte sie, »und eine Kugel Praliné für den Herrn.« Rick stellte sich neben sie und küsste sie auf die Stirn.

»Heißt das, dass wir schon zur Routine übergegangen sind?« Er legte seinen Arm um ihre Taille.

»Das heißt eben, dass wir wissen, was der andere mag«, gab sie im gleichen spielerischen Ton zurück. »Jetzt lässt du mich lieber los, sonst muss ich noch mein Eis auf deinen Schoß fallen lassen.«

Richard tat wie geheißen, denn dazu war sie wirklich imstande. Offenbar hatte sich immer noch nicht alles in Wohlgefallen aufgelöst. Angesichts ihrer Vorgeschichte war es schon erstaunlich, wie entspannt sie in seiner Gegenwart war, doch es gab immer noch genug wunde Punkte, denen man sich nur mit Vorsicht nähern konnte.

Während Samantha die Eiswaffeln entgegennahm und zu einem Tisch am Fenster ging, bezahlte Rick.

Er hätte sich einen privateren Ort gewünscht, um über ihre neuen Aufträge zu sprechen, doch sie wollte wohl aus eben diesem Grund in der Eisdiele bleiben. War wirklich alles zwischen ihnen ein Kräftemessen, oder interpretierte er es nur so? Es gefiel ihm ja, dass er bei ihr ständig auf der Hut sein musste, aber es wäre auch mal schön, einfach zu entspannen und Händchen zu halten.

»Also gut«, sagte er, setzte sich ihr gegenüber und nahm sein Eis in die Hand. »Jetzt hast du deine Bestechung. Worum geht es denn bei den Aufträgen, die dich so durcheinanderbringen?« Samantha leckte genüsslich an ihrem Pfefferminz-Eis. »Olivia Donner hat mich angerufen.«

»Toms Livia?«

»Ja, Onkel Rick. Jemand hat Clark, ihren Anatomiemann, aus der Schule entwendet, bevor der Anatomieunterricht überhaupt angefangen hat. Sie bat mich, dem nachzugehen.«

Rick prustete. »Und du hast eingewilligt?«

»Könntest du ihr etwas abschlagen, Mr Mädchenbeglücker?«

»Punkt für dich. Und der andere Auftrag?«

»Der andere Anrufer war Joseph Viscanti vom Met.«

Jetzt würde es Ärger geben. »Ah. Sollst du ein Kunstwerk für das Museum zurückholen?«

»Ja, er lässt es mich noch mal versuchen.«

Rick verkrampfte sich innerlich, versuchte jedoch einen ruhigen Gesichtsausdruck zu bewahren. Sam hatte bis jetzt erst einen Auftrag erhalten, und die Spuren hatten sich verloren, bevor sie das Kunstwerk hatte finden können. Auch wenn er damals Anteil an Samanthas Enttäuschung genommen hatte, war er eigentlich erleichtert gewesen, dass sie das gestohlene Objekt nicht hatte zurückbringen können. Sehr erleichtert. »Weißt du schon Einzelheiten darüber?«, fragte er laut.

»Erinnerst du dich an die Japan-Ausstellung, die vor zehn Jahren im Met stattgefunden hat? Sie hieß Die Samurai.«

»Ja, ich erinnere mich«, sagte er und versuchte, sein Eis zu retten. Es sollte nicht alles auf dem Boden landen, nur weil er sich Sorgen machte. »Aber wie alt warst du denn damals – fünfzehn?«

»He, Diebstahl ist mein Leben«, gab sie zurück und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, doch er hob missbilligend die Augenbrauen. »War mein Leben. Jedenfalls war ich zu dem Zeitpunkt in Italien, aber ich kann mich erinnern, dass ich davon gelesen habe.«

»Willst du damit andeuten, dass du nichts mit dem, was in der Ausstellung passiert ist, zu tun hast?«

»Abgesehen von der Tatsache, dass ich nie Museen ausgeraubt habe, würde ich niemals einen Auftrag annehmen, etwas wiederzubeschaffen, das ich selbst gestohlen habe. Das wäre nicht korrekt und vollkommen absurd.«

Ach, mal wieder ihr einzigartiger Ehrenkodex. »Was ist also geschehen? Ich kann mich nicht erinnern, etwas von einem Diebstahl gehört zu haben.«

»Zu jenem Zeitpunkt wussten sie auch gar nicht, dass einer stattgefunden hatte. Viscanti zufolge war die Ausstellung ein großer Erfolg, dann haben sie alles eingepackt, um es nach Chicago, dem nächsten Ausstellungsort, zu bringen. Als sie dann alles in den Transporter laden wollten, fehlten zwei Kisten. Die Rüstung und beide Zeremonienschwerter von Minamoto Yoritomo.«

»Wow, der erste Shogun, Gründer des Kamakura-Shogunats, nicht wahr?«

»Du und das ganze Kriegszeug«, kicherte sie, »die Gegenstände sind achthundert Jahre alt.«

Rick runzelte die Stirn. »Warum gibt dir Joseph jetzt den Auftrag? Der Diebstahl ist schon seit drei Jahren verjährt.«

Sie nickte. »Offenbar haben die Japaner Anfragen von Museen zugesagt, die Leihgaben haben möchten, aber das Met bekam wegen des Diebstahls eine Absage. Viscanti sagte, dass sie deutlich gemacht haben, dass das Met nur seinen Ruf retten könnte und für die Ausstellung aus Japan in Betracht käme, wenn es die Rüstung und die Schwerter wiederbeschaffen würde.«

»Und hier trittst du nun auf den Plan.«

»Wenn es möglich ist. Er scheint keine großen Hoffnungen zu hegen, doch er denkt wohl, dass wir bei einem Versuch nichts zu verlieren haben.«

Richard bemerkte, dass sein Eis geschmolzen war, jetzt musste er es von seinen Knöcheln ablecken. Nein, Joseph Viscanti hatte nichts zu verlieren, doch Samantha Jellicoe schon.

Samantha hängte sich ihre Handtasche um, die sehr nach Mutti aussah, setzte einen gestressten Gesichtsausdruck auf und hielt das Blatt Papier mit dem Briefkopf der Schule in der Hand, das sie im Abfallkorb gefunden hatte. Sie lief eilig die Treppe der J. C. Thomas Elementary School hinauf. Ein Sicherheitsbeamter stand am Eingang. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.

»Ich hoffe doch«, fuhr sie ihn an und hielt das Blatt in die Höhe. »Der Lehrer meiner Tochter hat mich gebeten, hier vorbeizuschauen.« Sie tat so, als ob sie das Schreiben lesen würde. »Als ob ich bei der Arbeit einfach so freimachen könnte.«

Er nickte verständnisvoll. »Es ist schwer mit den Schulzeiten, wenn beide Eltern berufstätig sind.«

»Beide Eltern?«, blaffte sie ihn an. »Das wäre ja ein Wunder. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir nicht weiter zu nahe treten würden, sondern mir zeigen, wo Miss Barlows Klasse ist.«