Verliebt in eine Diebin: Samantha Jellicoe - Der zweite Coup - Suzanne Enoch - E-Book
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Verliebt in eine Diebin: Samantha Jellicoe - Der zweite Coup E-Book

Suzanne Enoch

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Beschreibung

Die süße Anziehungskraft des Verbrechens im romantischen Spannungsroman »Verliebt in eine Diebin« von Suzanne Enoch – jetzt als eBook bei dotbooks. Sie liebt den Nervenkitzel als Meisterdiebin – doch noch mehr liebt Sam Jellicoe den unwiderstehlichen Multimillionär Rick Addison! Also besiegelt sie das Ende ihrer schillernden Diebeskarriere und gründet stattdessen eine bodenständige Sicherheitsfirma. Ihr erster Kunde ist ein reicher Geschäftsmann, der große Angst zu haben scheint … aber wird Sam ihn wirklich schützen können? Denn sie hat noch ein ganz anderes Problem: Ricks Exfrau versucht, ihr den Freund auszuspannen und sie hinter Gitter zu bringen – und Sam wird ihren ganzen Charme und Scharfsinn brauchen, um dieses Rennen für sich zu entscheiden! »Unter keinen Umständen sollten Sie diese knisternde Krimiserie verpassen!« Romantic Times Jetzt als eBook kaufen und genießen: Auch in ihrem zweiten Samantha-Jellicoe-Roman »Verliebt in eine Diebin« verbindet Susan Enoch knisternde Spannung und prickelnde Romantik. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 591

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Über dieses Buch:

Sie liebt den Nervenkitzel als Meisterdiebin – doch noch mehr liebt Sam Jellicoe den unwiderstehlichen Multimillionär Rick Addison! Also besiegelt sie das Ende ihrer schillernden Diebeskarriere und gründet stattdessen eine bodenständige Sicherheitsfirma. Ihr erster Kunde ist ein reicher Geschäftsmann, der große Angst zu haben scheint … aber wird Sam ihn wirklich schützen können? Denn sie hat noch ein ganz anderes Problem: Ricks Exfrau versucht, ihr den Freund auszuspannen und sie hinter Gitter zu bringen – und Sam wird ihren ganzen Charme und Scharfsinn brauchen, um dieses Rennen für sich zu entscheiden!

»Unter keinen Umständen sollten Sie diese knisternde Krimiserie verpassen!« Romantic Times

Über die Autorin:

Suzanne Enoch wurde in Kalifornien geboren und studierte Englisch an der University of California, Irvine. Die Bestsellerautorin ist für ihre Regency-, Romantic Suspense- und Liebesromane berühmt.

Suzanne Enoch veröffentliche bei dotbooks bereits: »Rendezvous mit einer Diebin«, »Der Millionär und die Diebin« und »Diamanten für die Diebin«.

Die Website der Autorin: www.suzanneenoch.com

Die Autorin im Internet: www.facebook.com/SuzanneEnoch

***

eBook-Neuausgabe September 2019

Dieses Buch erschien bereits 2008 unter dem Titel »Schau mir in die Augen« bei RM Buch und Medien Vertrieb GmbH

Copyright © 2005 by Suzanne Enoch

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel »Don't Look Down« bei Avon Books, an imprint of HarperCollinsPublishers, New York

Copyright © der deutschen Ausgabe 2008 by RM Buch und Medien Vertrieb GmbH, Berlin

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Published by Arrangement with Suzanne Enoch

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock/Valna Vitaly, Gunnar Pippel, Harry Cabane, tomertu und supachai sumrubsuk

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96148-727-1

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Verliebt in eine Diebin« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

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Suzanne Enoch

Verliebt in eine Diebin

Samantha Jellicoe – Der zweite Coup

Aus dem Englischen von Bea Reiter

dotbooks.

Für meine Mutter Joan, die immer weiß, wann ich meine Pflanzen gießen muss und eine gute, selbstgekochte Mahlzeit gebrauchen kann – und sich um beides kümmert, wenn ich mal wieder einen Abgabetermin einhalten muss.

Mom, ich liebe dich.

Kapitel 1

Devonshire, EnglandMittwoch, 1.51 Uhr

Scheinwerfer blitzten auf, und an der Einfahrt zum Haupthaus wurde ein Auto langsamer. Es blieb kurz stehen, dann fuhr es wieder an und wurde von der Dunkelheit verschluckt.

»Touristen«, murmelte Samantha Jellicoe, während sie sich aus der Hocke erhob und zusah, wie die Scheinwerfer des Wagens hinter der Kurve verschwanden. Die Leute, die hier vorbeifuhren – sowohl die hier wohnenden Briten als auch die Promijäger auf Urlaub –, konzentrierten sich dermaßen auf die hohen, schmiedeeisernen Tore und das kaum zu erkennende Landhaus hinter ihr, dass sie sie selbst dann nicht im Gebüsch bemerken würden, wenn sie sich auf den Kopf gestellt und mit den Beinen gestrampelt hätte.

Obwohl es natürlich sehr verlockend war, einen Amateur-Paparazzo zu Tode zu erschrecken, kam es im Moment darauf an, nicht gesehen zu werden. Nachdem Samantha noch einen Blick auf die dunkel daliegende Straße geworfen hatte, ging sie bis zur Fahrbahn hinauf, nahm Anlauf und sprang an der Mauer hoch. Ungefähr auf halber Höhe rammte sie ihre Zehen in einen Spalt im Putz und kletterte von dort auf die Mauerkrone.

Wenn Samantha einen Einbruch beging, legte sie normalerweise den Alarm der Toranlage lahm und verschaffte sich dann vom Boden aus Zugang. Doch sie wusste zufällig, dass die Leitungen der Alarmanlage bei diesem Tor in Rohren verliefen, die in der Erde vergraben waren und zum Pförtnerhäuschen auf der Nordseite des Anwesens in Devonshire führten. Um den Alarm am Tor zu deaktivieren, hätte sie die Stromversorgung für das gesamte Haus unterbrechen müssen, was den batteriegepufferten Umgebungsalarm ausgelöst hätte.

Mit einem Grinsen ließ sie sich auf den Rasen hinter der Mauer fallen. »Nicht schlecht«, murmelte sie leise. Als Nächstes musste sie sich an den Bewegungsmeldern und digitalen Videorekordern vorbeischleichen sowie einem halben Dutzend Sicherheitsbeamten, die um das Haus herum patrouillierten, aus dem Weg gehen. Zum Glück wehte gerade eine frische Brise, was die Bewegungsmelder überlastete und das Wachpersonal im Pförtnerhäuschen nervte, das sie ständig zurückstellen musste. Es war immer besser, in einer windigen Nacht einzubrechen, obwohl Januar mitten in England bedeutete, dass der Wind die Temperatur bis auf den Gefrierpunkt sinken ließ.

Sie zog eine Gartenschere aus der Tasche, die auch als Seitenschneider herhalten musste, und schnitt einen großen Ulmenzweig mit viel Grün ab. Dann schlich sie mit dem Zweig in der Hand an der Mauer entlang zu der am nächsten gelegenen Überwachungskamera. Die Kameras waren in regelmäßigen Abständen um das Haus herum aufgestellt. Ihre Methode zum Ausschalten der Digitalkameras mochte simpel sein, doch sie wusste aus Erfahrung, dass man hochkomplexe Systeme manchmal am besten mit einfachsten Mitteln überlistete. Sie sah schon die Schlagzeile vor sich: EINBRECHERIN LEGT ENGLANDS MODERNSTES ALARMSYSTEM MIT ZWEIG LAHM. Ätsch.

Samantha schlug mit dem Zweig gegen die Seitenteile und das Objektiv der Kamera, wartete ein paar Sekunden und wiederholte das Ganze. Im Rhythmus des Winds drosch sie noch ein paarmal auf die Kamera ein, dann holte sie aus und ließ den dickeren Teil des Zweigs mit voller Wucht gegen das Gehäuse knallen. Mit einem Ruck schwenkte die Kamera zur Seite, sodass der Sicherheitsbeamte, der diesen Teil des Geländes im Auge behielt, eine großartige Aussicht auf den Schornstein des Westflügels hatte. Nachdem sie noch ein paarmal mit dem Zweig auf die Kamera eingeschlagen hatte, warf sie ihn über die Mauer und ging in Richtung Haus.

Wahrscheinlich würde es nur ein paar Minuten dauern, bis jemand kam, um die Kamera wieder an die richtige Position zu drehen, doch bis dahin würde sie längst im Haus sein. Sie holte tief Luft und schlich am Haus entlang nach Osten, bis sie an die leicht versetzte Mauer kam, hinter der die Küche lag. Vor fünfhundert Jahren war irgendein Aristokrat der Meinung gewesen, eine Küche wäre zu gefährlich, um sie ins Haupthaus zu integrieren, eine Entscheidung, zu der ihm Samantha im Nachhinein von Herzen gratulierte.

Die Fensterrahmen im Erdgeschoss waren mit der Alarmanlage verdrahtet, und das Glas war druckempfindlich. Daher war es unmöglich, eine Scheibe zu zertrümmern, wenn sie nicht sämtliche Bewohner aus dem Schlaf reißen wollte. Bis auf das Personal und die Sicherheitsbeamten war natürlich niemand da, doch diese Leute konnten so gut wie jeder andere zum Telefon greifen und die Polizei holen.

Nachdem Samantha sich vergewissert hatte, dass die Gartenschere in ihrer Tasche steckte, setzte sie einen Fuß auf den schmalen Fenstersims und zog sich hoch. Wenige Kletterzüge später stand sie auf dem Dach des Küchenanbaus. Knapp fünf Meter über ihr lag der Balkon der Bibliothek.

Nachdem sie das aufgerollte Seil von ihrer Schulter genommen hatte, zog sie die Gartenschere aus der Tasche und band einen der Griffe an das Ende des Seils. Gleich beim ersten Versuch landete das Werkzeug auf dem Balkon. Samantha zog an dem Seil, um sicher zu sein, dass die Gartenschere zwischen den Streben der gemauerten Balkonbrüstung steckte.

Als ihr das Adrenalin ins Blut schoss, begann ihr Herz zu rasen. Samantha griff mit beiden Händen nach dem Seil und ließ sich vom Dach fallen. Einen Moment lang hing sie in der Luft und schwang langsam hin und her. Als sie sicher war, dass das Seil nicht nachgeben würde, umschlang sie es mit beiden Beinen und hangelte sich daran nach oben. Es war so einfach. Allerdings waren die Nerven häufig das Einzige, das die halbnackten, rauchenden Einbrecher aus den Krimiserien im Fernsehen von denen unterschied, die nie erwischt wurden. Die Nerven und ein stabiles Gartengerät. Die achtzehn Pfund, die sie in der Gärtnerei am Ort für die Gartenschere bezahlt hatte, waren gut angelegt gewesen.

Während sie sich über die Balustrade schwang, löste sie die Gartenschere vom Seil und verstaute beides wieder dort, wo es hingehörte.

Die bodentiefen Glastüren zur Bibliothek waren geschlossen und verriegelt, aber darüber machte sie sich keine Gedanken. Die Türen waren natürlich an die Alarmanlage angeschlossen, aber nicht druckempfindlich. So weit oben würde es wegen des am Abend aufkommenden Ostwinds alle fünf Minuten zu Fehlalarmen kommen. Damit wollte sich niemand herumschlagen, selbst wenn es bedeutete, Kompromisse bei der Sicherheit zu machen.

Samantha wickelte den Kupferdraht ab, den sie sich um das Handgelenk geschlungen hatte, riss zwei Streifen von der kleinen Rolle Isolierband in ihrer Tasche herunter und klebte jeweils ein Ende unter jede der beiden Türen, um die Kontakte zu überbrücken. Dann war es ein Leichtes für sie, das Schloss zu knacken und fast lautlos die Türen aufzustoßen. »Kinderkram«, murmelte sie, während sie den Fuß über die flache Stufe setzte und den Raum betrat.

Über ihr gingen Lampen an, die den Raum in helles Licht tauchten. Sie duckte sich instinktiv und versuchte, sich im Lichtschatten zu verstecken. Mist. Das Personal hätte im Bett sein sollen, und der Besitzer des Anwesens war in London.

»Sehr interessant«, sagte eine kultiviert klingende, männliche Stimme, in der nur der Anflug eines britischen Akzents lag.

Sie ließ die Schultern hängen. »Was zum Teufel machst du denn hier?«, fragte sie, während sie sich von der Wand löste und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich vor Schreck fast in die Hose gemacht hätte. Trotz ihrer absolut zuverlässigen Informationen, die sie sich höchstpersönlich verschafft hatte, war der Besitzer des Anwesens offenbar nicht in London.

Er trat einen Schritt vom Lichtschalter weg. »Ich wohne hier. Hast du deinen Schlüssel verloren?«

Samantha sah ihn an. Groß, dunkelhaarig, mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Richard Addison war selbst in Jeans und Sweatshirt noch der Traum jeder Frau. Und dass er Multimilliardär war und in seiner Freizeit Ski fuhr und Polo spielte, war natürlich alles andere als ein Minuspunkt. »Ich habe geübt«, erwiderte sie, während sie erst einmal tief Luft holte. »Woher hast du gewusst, dass ich an dieser Stelle reinkomme?«

»Ich beobachte dich schon seit einer halben Stunde vom Fenster aus. Du bist gut.«

»Jetzt schwindelst du aber.«

Er nickte grinsend. »Kann schon sein.«

»Vor einer halben Stunde bist du noch gar nicht da gewesen. Ich musste mich nämlich vierzig Minuten am Haupteingang verstecken, weil irgendeine blöde Tussi so getan hat, als hätte sie einen Platten.«

»Und woher weißt du, dass sie nur so getan hat?«

»Weil sie eine Kamera mit einem Riesenteleobjektiv in ihrem Werkzeugkasten hatte.« Sie sah ihn an und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu lesen. Er war verdammt schwer einzuschätzen, aber schließlich verdiente er ja auch eine Menge Geld damit, seine Gefühle zu verbergen. »Ich wette, du bist erst vor fünf Minuten gekommen, als ich gerade die Wand am Küchengebäude hoch bin.«

Richard räusperte sich. »Samantha, es spielt keine Rolle, wann ich gekommen bin. Ich habe dich jetzt schon zum zweiten Mal dabei erwischt, wie du in eines meiner Häuser einbrichst.«

Dann hatte sie also recht gehabt mit ihrer Vermutung, dass er gerade erst gekommen war. Sie ärgerte sich darüber, dass er sie überrascht hatte, aber sie musste sich eingestehen, dass es ein zutiefst befriedigendes Gefühl war, diesen Traummann als Freund zu haben. »Dieses Mal wollte ich aber nichts stehlen. Du brauchst dich also gar nicht so aufzuregen.«

»Ich rege mich nicht auf. Aber es wäre nett, wenn ich eine Erklärung bekäme.«

Mit einem Achselzucken schob sie sich an ihm vorbei und ging quer durch die riesige Bibliothek auf die Tür zu. »Ich habe mir heute drei Stunden lang das Gejammer von John Harding angehört, der die ganze Zeit nur über all die zwielichtigen Gestalten und Nichtsnutze gesprochen hat, die ihm seine Kunstsammlung stehlen wollen.« Sie schnaubte empört. »Dabei würde sich kein Dieb, der etwas auf sich hält, für diese bescheuerten russischen Miniaturen interessieren. Früher hat er wenigstens Kreuze aus Silber gesammelt.«

Hinter ihr tappten nackte Füße über den Boden. »Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, Samantha, aber ich dachte, du wolltest den Leuten ab jetzt dabei helfen, ihre Wertsachen zu schützen. Soweit ich mich erinnern kann, ist dein letzter Einbruch mit einer gewaltigen Explosion zu Ende gegangen, bei der der Eigentümer des Hauses und du um ein Haar ums Leben gekommen wären.«

»Ich weiß, ich weiß. Deshalb habe ich ja auch mit den Einbrüchen aufgehört. Weil es dein Haus war. Und weil wir uns dabei kennengelernt haben.«

»Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Allerdings dachte ich, du hättest Interesse daran, Harding als Kunden zu gewinnen.« Das hatte Samantha auch gedacht. Anscheinend war sie wählerischer, als sie beide es für möglich gehalten hätten. »Die Planung der Maßnahmen, mit denen ein Einbruch verhindert werden soll, ist schon okay. Aber die Besprechungen mit den Zielpersonen gehen mir fürchterlich auf die ...«

»Kunden«, unterbrach er sie.

»Wie bitte?«

»Du hast ›Zielpersonen‹ gesagt. Das sind jetzt aber deine Kunden.«

»Harding war tatsächlich mal eine Zielperson. Früher. Und außerdem ist er kein Kunde, sondern ein langweiliger alter Sack. Ich hätte mich nie im Leben mit ihm unterhalten, wenn du mich nicht darum gebeten hättest.«

Sie hörte, wie er langsam den Atem ausstieß. »Großartig. Es wäre vielleicht nicht schlecht gewesen, wenn du mir gesagt hättest, dass du ihn schon mal ausgeraubt hast, bevor ich mir die Mühe gemacht habe, ihn dir vorzustellen.«

»Aber ich wollte ihn doch kennenlernen.«

»Gibt dir das einen Kick? Ich meine, mit deinen Zielpersonen zu sprechen?«

Sam zuckte mit den Achseln. »Keinen großen. Aber selbst ein kleiner Kick ist besser als gar kein Kick.«

»Das hast du schon mal gesagt.« Er strich mit der Hand über ihre Wirbelsäule. »Warum hast du vor jener Nacht in Palm Beach eigentlich nie versucht, mich auszurauben?«

Sie grinste. »Warum fragst du? Fühlst du dich vernachlässigt?«

»Irgendwie schon. Du hast mir doch gesagt, dass du immer nur das Beste stiehlst.«

Darauf hätte sie ihm etwa ein Dutzend flapsige Antworten geben können, aber sie musste zugeben, dass sie sich das schon selbst gefragt hatte. »Ich glaube, es lag daran, dass du und deine Sammlung so ... bekannt waren ... sind. Jeder weiß, was dir gehört, und wenn jemand mit einem Teil deiner Sammlung aufgetaucht wäre ...«

»Dann hat mich also die Tatsache, dass ich prominent bin, vor dir gerettet?«

»Genau. Aber bevor du jetzt überheblich wirst – was machst du eigentlich hier? Du hättest doch noch bis morgen in London sein müssen.«

»Meine Besprechung war früher zu Ende als erwartet, daher bin ich nach Hause gefahren – gerade noch rechtzeitig, wenn ich das so sagen darf, um zu beweisen, dass du es nicht schaffst, meine Häuser auszuräumen. Vielleicht ist das ja der wahre Grund dafür, warum du mich nie bestohlen hast.«

Sam blieb stehen, als sie die Tür zum Korridor erreicht hatten, und sah ihn an. »Wie bitte?«

Er nickte. »Vor drei Monaten habe ich dich auf frischer Tat in Florida erwischt und jetzt hier in Devon. Es ist vermutlich das Beste, dass du dich zur Ruhe gesetzt hast und nicht mehr an Fassaden hochkletterst.«

Sam war der Meinung, dass dieser britische Wichtigtuer entschieden zu weit gegangen war. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er reagierte sichtlich überrascht, schlang dann aber die Arme um ihre Schultern und zog sie an sich. Blitzschnell griff sie zu dem Seil, das über ihrer Schulter lag, wickelte es um seine Handgelenke und schlüpfte unter seinen Armen hindurch.

»Sam ...«

Sie schlang das andere Ende des Seils um seinen Oberköper, zog einmal kräftig daran und presste seine Hände auf seinen Brustkorb. »Ich glaube, jetzt lässt du nach«, sagte sie.

»Nimm das weg«, fuhr er sie an. Aus seiner Stimme und seinem Gesicht war jede Schadenfreude gewichen.

»Ich denke ja gar nicht dran. Du hast meine Fähigkeiten angezweifelt.« Samantha gab ihm einen kräftigen Schubs, und er plumpste in einen Lesesessel in georgianischem Stil. »Du wirst dich entschuldigen.«

»Und du wirst mich jetzt sofort losbinden.«

Oje. Er war fuchsteufelswild. Selbst wenn sie gewollt hätte, es wäre vermutlich keine gute Idee gewesen, ihn jetzt loszubinden. Außerdem hatte er es geschafft, sie von dem schönen Adrenalinhoch herunterzuholen, das sie sich durch ihren Einbruch verschafft hatte. Bevor er wieder auf die Füße kommen konnte, fesselte sie ihn mit dem Rest des Seils an den Stuhl. »Vielleicht lernst du ja so, dass man sich Leuten, die bei einem einbrechen, besser nicht in den Weg stellt, es sei denn, man hat außer seinem Charme noch etwas anderes, mit dem man sich verteidigen kann.«

»Du bist die Einzige, die bei mir einbricht, und so langsam finde ich das gar nicht mehr komisch.«

»Das ist mir schon klar«, erwiderte Samantha, während sie einen Schritt nach hinten machte, um ihr Werk zu bewundern. »Schließlich habe ich ja jetzt das Sagen.«

Ein Blick aus dunkelblauen Augen traf sie. »Warum kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du auf Fesselspiele stehst? Wie unartig von dir.«

»Wenn du dich entschuldigst, binde ich dich los.«

Seine Mundwinkel zuckten, und er starrte unverwandt auf ihre Lippen. »Ich lasse es drauf ankommen. Mach mit mir, was du willst.«

»Aha.« Jetzt wurde es interessant. »Das kann aber ziemlich übel werden«, warnte sie ihn.

Sie spürte, wie ihr das Adrenalin wieder ins Blut schoss. Rick Addison in Fesseln. Und wehrlos. Warum war sie nicht schon viel früher auf die Idee gekommen? »Bist du sicher, dass du damit fertig wirst?«

»Ganz sicher«, erwiderte er, während er sich gegen das Seil stemmte und nach vorn lehnte.

Samantha beugte sich zu ihm hinunter und fuhr mit der Zunge an seinem linken Ohr entlang. »Gut.«

Er drehte den Kopf und küsste sie leidenschaftlich. »Wird es jetzt jedes Mal so sein, wenn du dich mit einem Kunden triffst?«

Samantha zog die Gartenschere aus der Gesäßtasche ihrer Hose und bemerkte amüsiert das plötzliche Misstrauen in seinen Augen. »Sieht ganz danach aus«, antwortete sie, während sie die Schere am Ausschnitt seines Sweatshirts ansetzte und nach unten zog. Dann zog sie den Stoff auseinander, bis sie seine durchtrainierte Brust und den Waschbrettbauch sehen konnte. Als sie ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte, war ihr durch den Kopf geschossen, dass er nicht wie ein Geschäftsmann, sondern eher wie ein Profi-Footballspieler aussah. Und selbst jetzt noch konnte sie sich der Wirkung, die sein Körper auf sie hatte, nicht entziehen.

»In diesem Fall würde ich vorschlagen, dass du expandierst.«

»Ich will jetzt nicht über das Geschäft sprechen.« Sie ließ ihre Hände über seinen Oberkörper gleiten und presste dann ihre Lippen auf die warme Haut. Er stöhnte auf, als sich ihr Mund über einer seiner Brustwarzen schloss.

»Was ist denn jetzt mit einer Geschäftserweiterung?«, beharrte er. Seine sonst so kultivierte Stimme klang etwas unsicher.

Mit einem Schmunzeln arbeitete sie sich wieder zu seinem Mund nach oben. Wenigstens schien es ihr gelungen zu sein, ihn von dem Einbruch abzulenken, doch wenn er sich so verhielt wie immer, würde er später noch einmal darauf zurückkommen. Es war seltsam, aber nach drei Monaten hatte sie fast einen Punkt erreicht, an dem es ihr nichts mehr ausmachte, wenn er ihr Fragen stellte, die sie dazu brachten, ausgiebig über sich selbst nachzudenken. Und das war etwas, was sie bis jetzt gescheut hatte wie der Teufel das Weihwasser.

»Bind wenigstens meine Hände los«, schlug er vor.

»Nein. Du hast verloren. Jetzt musst du die Folgen tragen.«

Mit zitterndem Atem und immer noch etwas fassungslos wegen der Art, in der er mühelos jede ihrer Verteidigungsmaßnahmen durchbrechen konnte, setzte sie sich mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß. Ihr Kuss wurde länger und intensiver, ihre Zungen fanden sich, und es ging hin und her, als er versuchte, zumindest ein bisschen die Oberhand zu gewinnen, während sie ihre Finger in sein rabenschwarzes Haar krallte. Sie konnte ihn zwischen ihren Oberschenkeln fühlen und spürte, wie seine Jeans zu spannen begann. Mit einem zufriedenen Seufzen bewegte sie die Hüften hin und her.

»Großer Gott«, stöhnte er. »Zieh dich aus und komm endlich her.«

Das stellte zwar wieder in Frage, wer von ihnen gerade das Sagen hatte, war aber trotzdem eine glänzende Idee. Samantha zog sich ihr schwarzes Sweatshirt über den Kopf und ließ es auf den Boden fallen. Gleich darauf folgte ihr Büstenhalter. Eigentlich hatte sie nicht viel für Machtspielchen und Dominanzkämpfe übrig, aber es hatte etwas Berauschendes an sich, dass er ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Das passierte ihr nicht sehr oft. Sie schob ihre Brüste vor seinen Mund und seine Zunge und stöhnte auf, als seine gefesselten Hände am Reißverschluss ihrer schwarzen Jeans zerrten. Für eine Geisel war er ziemlich unternehmungslustig.

Samantha packte die Rückenlehne des Stuhls und presste sich an Richard. »Du bist fast so gut wie ein gelungener Einbruch.«

»Fast so gut?«, wiederholte er. Seine Stimme klang gedämpft, da sein Mund gerade ihre linke Brust liebkoste. »Du lügst. Und jetzt zieh endlich diese verdammte Jeans aus.«

Mit einem leisen Lachen rutschte Samantha von seinen Oberschenkeln herunter, schälte sich aus ihrer Jeans und warf ihren Slip über die Ecke des am nächsten stehenden Bücherregals. »Du bist dran.« Sie beugte sich vor und fing an, den Reißverschluss seiner Jeans aufzuziehen.

Dann kniete sie sich zwischen seine Oberschenkel und arbeitete sich Zentimeter für Zentimeter nach unten. Bei jedem Klicken, mit dem sich die metallenen Zähne voneinander lösten, ging ihr Atem schneller, während er den Kopf gegen das, Mahagoniholz des Stuhls lehnte und es einfach geschehen ließ. Schließlich gab er ein unterdrücktes Stöhnen von sich. »Ist dir eigentlich klar, dass du mich gerade umbringst?«

»Darum geht es bei Folter doch.« Doch als sie den dünnen Stoff seiner Boxershorts sah, unter dem sich seine Männlichkeit abzeichnete, hielt sie es nicht mehr länger aus.

Nachdem Samantha ihm die Jeans und die Boxershorts bis auf die Knöchel heruntergezerrt hatte, kletterte sie wieder auf den Stuhl. Wahrscheinlich hätte sie ihn noch eine Weile quälen können, aber sie begehrte ihn mindestens ebenso sehr wie er sie. Sie schien ihn pausenlos zu begehren, viel stärker und viel öfter als normal sein konnte. Andererseits hatte sie nur ein paar längere Beziehungen gehabt, die sich mit dieser hier vergleichen ließen. Ihre Hände klammerten sich an die Armlehnen des Stuhls, und langsam ließ sie sich auf sein erigiertes Glied sinken.

Richard schob ihr seine Hüften entgegen, die einzige Bewegung, die ihm in seinem gefesselten Zustand möglich war. Samanthas Hände suchten nach mehr Halt auf den Armlehnen. Sie hob und senkte ihr Becken so langsam wie möglich und rang keuchend nach Luft, während sie ihn in sich spürte. Richard, der offenbar Schwierigkeiten hatte, sich zu beherrschen, presste den Kopf wieder an die Rückenlehne. »Verdammt noch mal, Sam«, keuchte er.

Sie presste sich an seine Brust, während sich ihre Hüften immer schneller bewegten. »Na los, Rick«, keuchte sie, während sie ihm ins Ohr biss. »Komm schon.«

»Himmel«, stöhnte er.

Samantha kam zuerst, wild, heftig, während sie sich an die Armlehnen des Stuhls klammerte und den Kopf zurückwarf. Sie spürte, wie sich seine Muskeln unter ihr, in ihr verkrampften, hörte das tiefe, animalische Stöhnen, das seinen Orgasmus ankündigte – und dann brach der Stuhl unter ihnen zusammen.

Sie fielen zu Boden, in einem Gewirr aus Gliedmaßen, Seil und zweihundert Jahre altem Stuhl. Nach einer Schrecksekunde hob Samantha den Kopf und sah Richard an, der unter ihr lag. »Alles in Ordnung?«

Er lächelte und zog eine seiner Hände aus dem Seil, das sich durch den Sturz gelockert hatte. »Nein. Seit ich dich kenne, ist nichts mehr in Ordnung.« Er packte sie an den Haaren, zog ihren Kopf zu sich hinunter und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss. »Aber lass das Seil griffbereit. Es könnte sein, dass ich mich rächen will.«

»Das sind doch alles nur leere Versprechungen.«

Kapitel 2

Mittwoch, 7.18 Uhr

Richard Addison wachte vor Samantha auf. Das war fast immer so. Wenn jemand behauptete, ein Nachtmensch zu sein, hatte er keine Ahnung, von was er da redete. Sam lebte für die Nächte, und bis auf wenige Ausnahmen hasste sie es wie die Pest, früh aufstehen zu müssen.

Ihr voneinander abweichender Schlafrhythmus war symptomatisch dafür, wie unterschiedlich sie waren. Die Tatsache, dass er einen internationalen Konzern leitete, zwang ihn dazu, früh aufzustehen und bis spät in die Nacht zu arbeiten. Samantha dagegen hatte bis vor drei Monaten fast ausschließlich nachts gearbeitet. Einbrüche, Diebstähle, Kunst- und Juwelenraub, Dinge, von denen er zwar eine vage Vorstellung hatte, mit denen er sich aber wohl nie ausgiebiger beschäftigen würde – mit Ausnahme ihres letzten Diebstahls. Der würde ihm für immer im Gedächtnis bleiben. Wenn sie damals nicht in sein Haus in Palm Beach eingebrochen wäre und versucht hätte, seine unbezahlbare Steintafel zu stehlen, wäre er bei der Explosion, die sie einander im wahrsten Sinne des Wortes in die Arme geworfen hatte, getötet worden. In jener Nacht hatte sie ihm das Leben gerettet, und danach hatte er sich vorgenommen, ihr Leben zu retten.

Er beugte sich vor und küsste Samantha zärtlich auf die Wange. Dann schlüpfte er aus dem großen Bett und ging nach nebenan. Nachdem er mit New York telefoniert hatte, um sich zu erkundigen, wie weit sie dort mit dem von ihm in Auftrag gegebenen Bericht über chinesische Zolltarife waren, bestellte er über die Gegensprechanlage eine Kanne Tee aus der Küche und ging unter die Dusche. An seiner Hüfte prangte ein großer Bluterguss, den er sich gestern Abend beim Zusammenbruch des Stuhls zugezogen hatte. Aber was ihn betraf, war der Sex mit Sam das wert gewesen.

Sie hatte ihn zu Tode erschreckt, als sie durch die Balkontür der Bibliothek eingedrungen war. Wenn er nicht drei Stunden gefahren wäre, um nach Hause zu kommen, und wenn er nicht ausgerechnet in der Bibliothek nach ihr zu suchen begonnen hätte, wäre ihm überhaupt nicht aufgefallen, dass sie gerade bei ihm einbrach.

Gott sei Dank war alles gut gegangen. Die einzige Möglichkeit, Sam davon zu überzeugen, nicht zu ihrer früheren – und äußerst lukrativen – kriminellen Lebensweise zurückzukehren, bestand darin, ihr immer einen Schritt voraus zu sein.

Da er das für Devonshire im Januar typische Wetter kannte, zog er einen dicken Pullover und seine Jeans über, bevor er die Wohnräume im Obergeschoss des Nordflügels von Rawley House verließ und nach unten in sein Büro ging. Der Tee wartete bereits auf ihn, als er sich an seinen Schreibtisch setzte. Für einen Moment hielt er die warme Tasse in den Händen, dann trank er einen Schluck und loggte sich auf seinem Computer ein.

Nach acht Uhr rief er sein Londoner Büro an, um die Korrespondenz und die neuesten Berichte zu der Firma für Rohrbeschläge anzufordern, deren Übernahme er gerade plante. Er sagte alle Termine für den Tag ab und ließ von Sarah, seiner Assistentin, für nächste Woche einen Termin mit dem Wirtschaftsminister vereinbaren. Dann lehnte er sich zurück, sah sich die Schlusskurse des amerikanischen Aktienmarktes an und trank seinen Tee, während er noch eine Weile im Internet surfte.

Zwanzig Minuten später stand er auf, streckte sich und ging in den zugigen Flur hinaus. Er hatte Samantha ein Büro eingerichtet, das direkt neben seinem lag, in einem Teil des Hauses, der früher die Wohnräume des Gutsverwalters beherbergt hatte. Trotz ihrer schillernden Vergangenheit war sie von Anfang an ehrlich zu ihm gewesen, und wenn sie sagte, sie wolle eine kleine Sicherheitsfirma gründen, glaubte er ihr das auch. Die Sache hatte allerdings gleich zwei Haken: Zum einen wirkte ein kleines Unternehmen eher wie ein Hobby und nicht wie ein endgültiger Berufswechsel. Und zum anderen war ihre Reaktion auf ihr Gespräch mit John Harding ein Indiz dafür, dass die Planung von Alarmanlagen für einen Adrenalinjunkie wie Samantha offenbar nicht aufregend genug war. Richard runzelte die Stirn.

»Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man nicht ständig die Stirn runzeln soll, weil das Gesicht unter Umständen so bleiben könnte«, hörte er Samanthas Stimme nur wenige Schritte von sich entfernt.

Er konnte gerade noch verhindern, dass er zusammenzuckte. »Das ist nur ein Gerücht«, erwiderte er, während er sich zu ihr umdrehte. »Von Leuten, die Kosmetik verkaufen.«

Bei ihrem Anblick blieb ihm die Luft weg, wie fast immer, wenn er sie sah. Seine beste Freundin, seine Diebin, seine Geliebte, seine Leidenschaft – was sie für ihn war, änderte und entwickelte sich mit jedem Schlag seines Herzens. Ihre grünen Augen, das kastanienbraune, schulterlange Haar und ihr schlanker, athletischer Körper trieben ihn genauso in den Wahnsinn wie ihr Charakter.

»Ich dachte, ich könnte dir bei dem Angebot für John Harding helfen«, improvisierte er, während er ihr in das Büro folgte.

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Harding überhaupt ein Angebot machen will«, sagte Samantha, während sie das Licht einschaltete. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich lieber darauf konzentrieren will, etwas Überschaubares in Florida aufzubauen, bevor ich einen Megagroßkonzern eröffne. Schließlich habe ich ja noch nie eine Firma geleitet.« Sie grinste ihn an. »Jedenfalls keine seriöse.«

Natürlich würde sie lieber in Florida arbeiten. Dort hatten sie sich kennengelernt, dort hatte sie zumindest ein paar Wurzeln. Richard nahm ihre Hand und zog sie an sich, um sie zu küssen. »Das Wort ›Megagroßkonzern‹ gibt es nicht, Harding ist ein Nachbar, und ich muss mindestens noch vierzehn Tage in England bleiben.«

»Ich verstehe schon, was du meinst. Ich soll mich irgendwie beschäftigen, während du arbeitest«, erwiderte sie, während sie ihre Hand zurückzog. »Das ist doch nur eine Ausrede. Ich habe meine Arbeit, und sie hat nichts mit dir zu tun. Was soll das eigentlich? Als Nächstes sagst du mir vielleicht, dass du nur deshalb eine öffentliche Kunstgalerie aus dem Südflügel deines Hauses machst, weil ich gesagt habe, dass ich Kunst mag, und du nicht willst, dass mir langweilig wird.«

Das war nur einer der Gründe dafür. »Ich mag Kunst auch. Wenn ich mich recht erinnere, hast du versuchst, mir ein paar Kunstwerke zu stehlen.«

»Nur eines.« Sie sah ihn mit ihren grünen Augen an.

Es wurde Zeit, in die Offensive zu gehen, sonst kam sie ihm vielleicht noch auf die Schliche. »Ich richte hier eine öffentliche Galerie ein, weil ich es so will. Und ich habe dich gebeten, mir dabei zu helfen, weil du in Museen gearbeitet hast, weil du ein verdammt gutes Auge für Proportionen hast und weil ich dich nicht bezahlen muss. Und ganz zufällig weißt du auch noch, wie ich mein Eigentum schützen kann. Außerdem hast du einen hübschen Hintern.«

»Mhm. Offenbar hast du selbst ein gutes Auge für Schönheit.« Sie nahm seine Hand wieder. »Jetzt hör schon auf, mich wegen der Sicherheitsfirma zu nerven, und folge meinem hübschen Hintern in den Galerieflügel. Ich will wissen, was du von der Beleuchtung hältst, die wir in der Skulpturenhalle installieren.«

»Ah.« Das war ein Trick Samanthas, den er schon kannte: zuerst Konfrontation, dann Ablenkung. Aber wenn sie das Thema wechseln und statt vom Geschäft über Kunst sprechen wollte, war ihre Diskussion damit beendet. Zumindest vorläufig. Also spielte er mit. »Und wie viel wird mich diese Beleuchtung kosten?«, fragte er.

Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Du willst doch nicht, dass dein Rodin von einer billigen Lampe geblendet wird, oder?«

»Es ist noch viel zu früh, um sich über so etwas Gedanken zu machen«, protestierte er. Aber er freute sich darüber, wie ernst sie ihre Arbeit nahm. »Außerdem wollte ich dich noch etwas fragen. Wenn jemand so einfach in Rawley Park einbrechen kann wie du gestern Nacht, warum bringen wir dann eigentlich den Rodin her?«

»Ich kann hier einbrechen. Das heißt nicht, dass jemand anders das auch könnte. Außerdem war es ein Test. Wir verbessern die Sicherheitsvorkehrungen so lange, bis ich nicht mehr einbrechen kann.«

»Soll das etwa heißen, dass du in Zukunft alle deine Sicherheitskonzepte auf diese Weise testen willst?«

»Das weiß ich noch nicht. Spaß machen würde es bestimmt. Weißt du, es gibt Firmen, die Leute wie mich damit beauftragen, ihre Sicherheitssysteme zu testen.«

Na großartig. »Hast du eigentlich die Telefonanrufe gemacht, die ich vorgeschlagen hatte, um herauszufinden, was du für deine Arbeit als Honorar verlangen könntest?«

Samantha seufzte. »Rick, jetzt hör schon auf. Du kümmerst dich um deine Milliarden, und ich sehe zu, dass ich meine Arbeit erledige.«

Er wollte weiter darüber reden, denn wenn sie erst einmal eine Firma gegründet hatte, würde es schwieriger für sie werden, ihre Sachen in einen Rucksack zu packen und in ihr früheres Leben zurückzukehren. Aber den Ausdruck auf ihrem Gesicht kannte er. Samantha hasste es, wenn ihr jemand vorschrieb, was sie zu tun hatte. Darin war sie genauso wie er.

»Na gut. Aber können wir wenigstens frühstücken, bevor ich mich mit der Galerie beschäftige?« Die Idee, eine öffentliche Galerie zu schaffen, einen Ort, an dem er seine unbezahlbaren Kunstwerke und Antiquitäten ausstellen konnte, gefiel ihm wirklich. Was ihm auf die Nerven ging, waren die Bauarbeiter in seinem Haus, die seine Privatsphäre missachteten und ihn »Mylord« nannten. Großbritannien war zwar eine Demokratie, aber seine Landsleute brachten es einfach nicht fertig, einen angestaubten, ererbten Titel wie Marquisdom of Rawley zu ignorieren. Die Amerikaner waren da Gott sei Dank anders, insbesondere die Amerikanerin, die jetzt gerade neben ihm ging.

»Okay. Zuerst Frühstück. Aber vergiss nicht, dass ich die Galerie umsonst mache, für die Sicherheitssysteme aber ein Honorar bekomme.«

»Ich werde es nicht vergessen. Und du solltest daran denken, dass mich der Gefallen, den du mir da tust, ein kleines Vermögen kosten wird.«

Sie lachte leise. »Ja, aber wenn wir mit der Galerie fertig sind, wird sie toll aussehen. Vielleicht bekommst du ja sogar einen Preis dafür.«

»Da freue ich mich schon sehr darauf. Warum bist du eigentlich nicht über die Baustelle eingebrochen?«

»Weil ich dort den größten Teil der Überwachungskameras installiert habe. Außerdem hätte ich dann gemogelt.«

Richards Koch, Jean-Pierre Montagne, hatte amerikanische Pfannkuchen zum Frühstück gemacht. Soweit Richard wusste, hatte sich der Meisterkoch vor Samanthas Ankunft noch nie dazu herabgelassen, so etwas Profanes zuzubereiten, doch sie schien das Hauspersonal in Devonshire genauso charmant um ihren kleinen Finger zu wickeln wie seine Angestellten in Palm Beach. Und Pfannkuchen waren nun mal das, was sie morgens am liebsten aß.

Nachdem sie gegessen hatten, führte ihn Samantha in den Teil des Gebäudes, den sie inzwischen den Galerieflügel nannten. Richard versuchte gar nicht mehr, herauszufinden, warum sie keinerlei Skrupel hatte, eine Privatperson zu bestehlen, sich aber strikt weigerte, in Museen oder öffentliche Sammlungen einzubrechen – und ihnen eine Bewunderung entgegenbrachte, die schon fast an Verehrung grenzte. Vermutlich war es so etwas wie Gaunerehre, dachte er. Und was Sam anging, ergab es sogar einen Sinn, der sie für ihn noch anziehender machte.

»Ich habe die Nische hier erweitern lassen«, sagte sie, während sie auf den Bauplan deutete, den sie sich vom Bauleiter ausgeliehen hatte, »weil ich dachte, dass sie ein großartiger Platz für deinen blauen van Gogh wäre. Man muss ihn aus einiger Entfernung sehen, um die Einsamkeit darin zu erkennen und sich nicht in den Details des Nachtlebens zu verlieren.«

»Ich wundere mich immer noch darüber, wie perfekt du die Baupläne gezeichnet hast«, sagte er, während er ihr Profil anstarrte.

Sie zuckte mit den Achseln. »Ich habe lesen gelernt, indem ich mir Baupläne angesehen habe. Außerdem habe ich ein fast fotografisches Gedächtnis.« Sam tippte sich an die Stirn.

Es hatte mehr mit angeborenem Talent und Können zu tun als mit ihrem Gedächtnis, doch Richard wollte ihr nicht schon wieder ein Kompliment machen, das ihr vielleicht zu Kopf stieg. »Dein phänomenales Gedächtnis erklärt aber nicht, woher du weißt, dass ich einen blauen van Gogh besitze«, erwiderte er stattdessen. »Das Bild ist eine Leihgabe vom Louvre.«

»Ich habe den monatlichen Rundbrief für deine Fans abonniert«, gab sie zurück. Ihre Stimme klang unbeteiligt, und nur der leichte Kiekser am Ende verriet ihm, dass sie es für sehr witzig hielt. »Kostet nur 12,95 Dollar im Jahr.«

»Und du lässt ihn hierher schicken, wie ich annehme?«, fragte er trocken. »Denn das wäre der Hammer. Richard Addison abonniert den Rundbrief, den er für seinen Fanklub herausgibt.«

»Das würde ich tun, wenn ich einen Rundbrief hätte. Nein, er wird zu Stoney in Palm Beach geschickt, und er leitet ihn dann an mich weiter.«

»Na großartig. Dein Hehler bekommt meinen Rundbrief.«

»Ehemaliger Hehler. Schon vergessen, dass er im Ruhestand ist?«

Richard trat hinter sie, schlang die Arme um ihre Taille und beugte sich vor, um ihren Nacken zu küssen. »Wie könnte ich das vergessen? Wie geht es Walter eigentlich?«

»Als ob dich das interessieren würde.«

»He, was dich interessiert, interessiert mich auch.«

Sie zuckte mit den Achseln. »Gut. Ich warte auf einen Anruf von ihm. Er ... er überprüft da etwas für mich.«

»Ist es legal?«, fragte er, während er seine Stimme betont heiter klingen ließ. Walter »Stoney« Barstone war für Sam so etwas wie ein alkoholkranker Vater, der sie nach ihrem erfolgreichen Absprung wieder in Versuchung führte. Nur dass es bei ihrer Sucht nicht um Alkohol, sondern um Diebstähle ging. Außerdem konnte er Walter nicht ausstehen. Stoney war für Sam die Familie, die sie nie hatte, und ein schlechter Umgang für sie. Richard würde keine fünf Pence darauf wetten, dass der Mann im Ruhestand blieb, egal, was er behauptete. Ein Umverteilungsexperte für Wertgegenstände, wie der Hehler sich selbst nannte, gab nicht aus einer Laune heraus eine äußerst lukrative Karriere auf. Und schon gar nicht, weil jemand anders es so wollte.

»Wenn es nicht legal wäre, würde ich dir das ganz bestimmt nicht sagen.«

»Sam, du ...«

Das Handy an ihrem Gürtel dudelte »Raindrops Keep Falling on My Head« aus dem Film Butch Cassidy und Sundance Kid. Allein die Tatsache, dass Sam ein Handy mit einer rückverfolgbaren Nummer besaß – wobei nichts zur Sache tat, dass er sie quasi dazu gezwungen hatte –, sprach Bände und war der beste Beweis für ihre Absicht, sich nicht wieder auf den Weg in die Illegalität zu machen. »Da wir gerade vom Teufel sprechen«, murmelte sie, während sie das Handy von ihrem Gürtel zog und aufklappte. »Hola.«

Sie hatte Walters Anrufen also ein Banditenthema zugeordnet. Richard fragte sich, welche Melodie sie für seine Anrufe ausgesucht hatte. Samantha hörte einen Moment zu, ohne etwas zu sagen, dann ging sie nach einem schnellen Blickwechsel mit ihm ein Stück die Galerie hinunter. Er hörte, wie sie sich angeregt über etwas unterhielt, aber es war klar, dass er nicht wissen sollte, was vorging. Das gefiel ihm gar nicht – und das wusste sie auch.

Richard holte tief Luft und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Bauplänen zu. Für jemanden, der sich Grundrisse unter dem Aspekt eines möglichen Einbruchs ansah, waren ihre Pläne für den Galerieflügel ganz erstaunlich: einfach, elegant und mit dem Ziel, dass die Kunstwerke so gesehen wurden, wie der Künstler das beabsichtigt hatte. Ihm wurde ganz warm ums Herz, und das auch noch aus einem recht seltsamen Grund: Sam hatte Spaß an ihrer Arbeit, und er hatte ihr die Gelegenheit dazu geben können.

Als er hörte, dass sie ihr Telefon zuklappte, hob er den Kopf. »Ich wiederhole mich zwar, aber ich frage dich noch einmal: Wie geht es Walter?«

»Es geht ihm gut«, antwortete sie lächelnd. »Er hat den letzten Rundbrief bekommen. Es sieht ganz danach aus, als würde aus deinem Flirt mit dieser geheimnisvollen Jellicoe etwas Ernstes werden. Du hast sie doch tatsächlich eingeladen, zu dir in dein riesiges und sehr privates Anwesen in Devonshire, England, zu ziehen.«

»Hm. Alles nur Gerüchte. Du weißt doch, dass man sich auf so etwas nicht verlassen kann.«

»Genau. Und daher kann ich es kaum erwarten, im Forum deiner Fans nachzufragen. Ich wette, die Mädels fangen wieder an, mir beleidigende E-Mails zu schicken.«

»Von was redest du eigentlich?«

»Ich habe dir doch gesagt, dass du eine Website hast, die von den ausschließlich weiblichen Mitgliedern deines Fanklubs unterhalten wird. Sie sehen es gar nicht gern, dass du eine Freundin hast.«

»Ich glaube, sie würden sich für mich freuen«, sagte er herablassend. Er wusste, dass sie solche Dinge nur verfolgte, weil es ihn ärgerte und sie amüsierte. »Ist das der einzige Grund, warum Walter angerufen hat?«

Ihm fiel das leichte Zögern auf, mit dem sie zu ihm an den Tisch mit dem Bauplan trat. »Nein. Er hat etwas gefunden, das geeignet wäre.«

»Als dein Büro?«

»Vielleicht. Ich soll nach Palm Beach kommen, um es mir anzusehen.«

Er nickte und versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. So sehr er auch wollte, dass sie bei ihm in England blieb, er hatte gewusst, dass Palm Beach irgendwann wieder ein Thema sein würde. »Gib mir noch eine Woche, dann komme ich mit und sehe es mir auch an.«

Samantha räusperte sich. »Offenbar ist es sehr gefragt.«

»Walter soll ihnen sagen, dass ich mich für die Immobilie interessiere. Dann werden sie warten.«

Zwischen ihren schmalen Augenbrauen erschien eine Falte. »Du interessierst dich nicht dafür. Ich interessiere mich dafür.«

»Das ist das Gleiche. Komm schon, wir ...«

»Es ist nicht das Gleiche, Rick. Zum letzten Mal – das ist mein Projekt. Okay?«

»Das weiß ich doch«, erwiderte er. Er fragte sich, ob sie wieder mal auf ihrer Unabhängigkeit beharrte, was ihm bei ihr von Anfang an gefallen hatte, oder einfach nur stur war, was ihn manchmal zur Weißglut trieb. »Jemandem, der so geschäftstüchtig ist wie du, dürfte doch wohl nicht entgangen sein, dass ich mir mein Geld damit verdiene, Firmen zu gründen und sie rentabel zu machen – und dass ich das sehr gut mache. Außerdem habe ich kein Problem damit, wenn du meine Erfahrung oder meine Ressourcen nutzt.«

Samantha kniff die Augen zusammen. »Du hast kein Problem damit?«

Autsch. »Ich bin froh, wenn ich dir helfen kann«, korrigierte er sich, während er insgeheim zu fluchen begann. Sie war kein fremdfinanzierter Firmenkauf und keine seiner Angestellten. »Ich würde dir gern helfen«, versuchte er es noch einmal.

»Ich glaube nicht, dass du mir deine Hilfe anbietest«, erwiderte sie steif. »Du willst es selbst machen. Du willst eine internationale Sicherheitsfirma gründen, du willst die Kunden anschleppen, die das Ganze deiner Meinung nach rentabel machen und nicht allzu viel Arbeit verursachen. Aber ich mache keine Zweigstelle von Addisco auf. Das ist meine Idee, mein Projekt, mein Risiko. Ich muss es machen. Allein.«

»Bis auf Walter, meinst du wohl. Er muss mitmachen. Sam, es ist ein Büro – kein Picasso, den du stehlen und an deinen Hehler weitergeben kannst.«

»Oh, vielen Dank, dass wir das jetzt geklärt haben.«

»Ich will damit sagen, dass du und Walter eine Menge Erfahrung in etwas habt, das für den Aufbau eines seriösen Unternehmens nicht unbedingt geeignet ist. Mit Unternehmensführung kenne ich mich aus, und es wäre dumm, das nicht zu nutzen.«

»Jetzt bin ich auch noch dumm? Warum? Weil ich mal etwas ohne dich machen möchte? Rick, ich habe eine Menge Geld verdient, ganz ohne deine Hilfe – und ohne meine Hilfe wärst du vor drei Monaten gestorben.«

Er warf ihr einen wütenden Blick zu. »Was zum Teufel hat das mit der Gründung eines Unternehmens zu tun?«

Aus der bissigen Bemerkung, die Samantha auf der Zunge lag, wurde ein frustriertes Stöhnen. Sie hatte es ihm schon so oft zu erklären versucht, aber er wollte einfach nicht zuhören. »Jetzt wird mir einiges klar. Du willst, dass ich dir dankbar bin, und du willst mich ständig daran erinnern können, dass du dafür gesorgt hast, dass das Ganze ein Erfolg wird. Aber so mache ich keine Geschäfte, weder legale noch illegale. Du kannst dich zum Teufel scheren.«

»Wenn du das allein versuchst, dürftest du diesen Herrn wohl vor mir kennenlernen.«

»Jetzt reicht's, du Mistkerl«, fuhr sie ihn an. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte in Richtung ihrer Privaträume davon. Oder besser gesagt, in Richtung seiner Privaträume, die sie mit ihm teilte. Der Buckingham Palace war kleiner als dieses Haus.

»Was soll das heißen?«, brüllte er, während er ihr nachlief. »Ich fliege nach Florida.«

»Du fliegst in einer Woche nach Florida.«

»Ha!« Er hatte es immer noch nicht verstanden. »Glaubst du etwa, du kannst mich hier festhalten?«

»Es ist zu deinem eigenen Besten. Wenn du eine Sekunde lang dein Gehirn einschalten würdest, anstatt nur auf dein verdammtes Ego zu hören, würde dir klar werden, dass es besser für dich wäre, auf mich zu warten.«

»Du glaubst also, dass mein Ego das Problem ist?«

»Du ...«

»Dann werde ich dir jetzt mal einen guten Rat geben.« Sie hielt ihm den Stinkefinger hin und sprang über das Treppengeländer auf den Absatz unten, dann wiederholte sie das Ganze gleich noch einmal, um den ersten Stock vor ihm zu erreichen.

Samantha wusste, was er vorhatte. Er wollte sie und die Situation kontrollieren. Auf diese Art machte er auch seine Milliarden. Aber das hier war ihre Show, ihr Test, und wenn sie sich weiter so in den Haaren lagen wie in den letzten Wochen, würde einer von ihnen im Krankenhaus oder im Leichenschauhaus landen. Vielleicht auch beide.

»Sam!«, brüllte Richard, der ihr nachrannte.

Bis auf die letzten drei Monate war sie ihr ganzes Leben lang eine Diebin gewesen, und alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen. Sie rannte ins Schlafzimmer, steckte den Kopf in den Schrank und schnappte sich ihren Rucksack. Alles, was sie in letzter Zeit zusammengesammelt hatte, alles, was sie unbedingt zum Überleben brauchte, war in den Rucksack gepackt worden und dort geblieben.

In der Tür des Schlafzimmers stieß Richard mit ihr zusammen, und sie duckte sich unter seinen Händen weg, die nach ihr greifen wollten. Er wurde immer besser darin, ihr nachzulaufen. Obwohl er ein paar Milliarden auf dem Konto hatte, war er ziemlich gut in Form, und sie war sich nicht ganz sicher, ob sie bei einem Handgemenge mit ihm gewinnen würde – vor allem, weil er auch mit unfairen Mitteln kämpfte.

Richard hatte ihr einen schwarzen Mini Cooper geschenkt, weil sie dieses Auto einfach hinreißend fand, und gestern Nacht hatte sie es ein paar hundert Meter vom Haus entfernt geparkt. Er hatte mindestens ein halbes Dutzend Autos hier in Devonshire, aber bis auf eines standen sie zurzeit alle in einem ehemaligen Stall, aus dem er eine große Garage gemacht hatte.

Auf dem Weg nach draußen schnappte sie sich ihre Gartenschere und machte dann einen Umweg durch die Garage, wo sie die Leitungen für den elektrischen Torantrieb durchschnitt, während sie unter den sich schließenden Rolltoren hindurchhechtete. Richard, der hinter ihr herkam, konnte gerade noch rechtzeitig anhalten, um zu verhindern, dass das Tor ihm den Schädel einschlug. Er brüllte ihr nach, stehen zu bleiben und mit dem Unsinn aufzuhören. Ha. Das war erst der Anfang. Jetzt würde er das Haus durch den Vordereingang verlassen müssen, was ihr mindestens drei Minuten Vorsprung verschaffte. Und im Gegensatz zu ihm wusste sie, wo sie ihren Mini versteckt hatte.

In der Einfahrt stand sein blauer James-Bond-BMW, der vermutlich darauf wartete, dass Rick sie zu einem Picknick oder einem schicken Mittagessen entführte, wie er das in erschreckender Regelmäßigkeit zu tun pflegte. Als sie ihn vor drei Monaten kennengelernt hatte, hatte sie ihn nicht für einen Romantiker gehalten, doch er schien ein geradezu unheimliches Gespür dafür zu haben, was ihr gefiel und was sie schon immer einmal hatte tun wollen. Zum Teufel damit. Heute würde er bestimmt keine Punkte fürs Nettsein von ihr bekommen.

Samantha packte die Gartenschere wie ein Messer und stieß sie in den rechten Vorderreifen des BMW. Als die Luft zischend entwich, zog sie die Schere heraus und nahm sich die anderen drei Reifen vor. Es war schade, so ein schönes Auto fahruntüchtig zu machen, aber sie wollte verhindern, dass er ihr nachkam. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ging, und das hatte sie verdammt noch mal ernst gemeint.

Sie ließ die Gartenschere im letzten Reifen stecken und rannte dann über die lange, leicht abfallende Einfahrt. Richards Anwesen erstreckte sich über mehrere Hektar, aber wegen der Paparazzi und neugieriger Passanten war er gezwungen gewesen, eine Mauer um das Haus selbst zu ziehen. Die Mauer war mit Alarmsystemen nur so gespickt, und sie hatte sich mit den von ihr geplanten Sicherheitsvorkehrungen ebenfalls darauf konzentriert, um ihn und die Kunstsammlung, die er zur Eröffnung des Galerieflügels hergebracht hatte, zu schützen.

An diesem Morgen war es ihr allerdings egal, ob sie einen Alarm auslöste, und sie gab sich auch keine Mühe, diskret zu sein. Das Haupttor war mit Sicherheit verriegelt, daher kletterte sie einfach daran hoch und ließ sich auf der anderen Seite auf das Kopfsteinpflaster der Einfahrt fallen. Dann rannte sie die schmale Straße entlang bis zu der Abzweigung, die zum See führte.

Sam konnte nicht umhin, einen Blick über die Schulter zu werfen, als sie den Mini aufschloss und ihren Rucksack auf den Beifahrersitz warf. Keine Spur von Rick, aber er war bestimmt nicht weit weg. Und er war mit Sicherheit stinksauer.

Als sie den Motor anließ und in Richtung Autobahn davonschoss, genoss sie das sogar ein bisschen. Ein kleiner Adrenalinkick, egal, aus welchem Grund, war immer noch das Beste, um das unbändige Verlangen in ihr zu dämpfen, das in letzter Zeit immer stärker geworden war. Jenes Verlangen, das er an einen Schreibtisch verbannen wollte – vermutlich auch noch in einem Büro ohne Fenster.

Sie klappte ihr Handy auf und wählte die Nummer von British Airways. Mit einer von Richards Kreditkartennummern, die sie alle auswendig gelernt hatte, buchte sie einen Platz in der nächsten Maschine nach Miami und von dort einen Anschlussflug nach Palm Beach. Kreditkarten waren etwas Schönes. Es wurde langsam Zeit, dass sie sich auch eine besorgte. Das Geld für die Flüge würde sie ihm auf eines seiner Bankkonten überweisen, sobald sie wieder in Florida war. Sie wollte ihm auf keinen Fall etwas schuldig bleiben.

Als das Flugzeug abhob, starrte Sam aus dem kleinen Fenster nach draußen. Rick hatte sich nicht blicken lassen. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob er sich vielleicht dazu entschlossen hatte, ihr nicht zu folgen.

Sie lehnte sich zurück und zuckte mit den Schultern. Dann würde sie ihn eben nie mehr wiedersehen. Na und? Er war bestimmt nichts Besseres als sie, aber um einiges arroganter. Und das konnte sie im Moment gar nicht gebrauchen.

Als sie die Zeitschrift aufschlug, die sie vor dem Abflug gekauft hatte, sah sie ihn plötzlich vor sich. Ihn und sich selbst. Es waren Fotos von einer Kinopremiere letzten Monat. Rick sah großartig aus im Smoking, während sie wie ein verschrecktes Reh wirkte, das am liebsten vor dem Blitzlichtgewitter und den kreischenden Fans geflüchtet wäre. Das würde sie mit Sicherheit nicht vermissen. Und ihn auch nicht.

Okay. Vielleicht würde sie ihn ja doch vermissen, aber das spielte keine Rolle. Nach drei Monaten in England war sie jetzt auf dem Weg zu einem Ort, den sie in den letzten drei Jahren fast als Zuhause angesehen hatte. Das Problem war nur, dass »zuhause« inzwischen immer dort war, wo Rick Addison sich gerade aufhielt. Und das fand sie äußerst bedenklich.

Sam schüttelte sich innerlich. Sie brauchte ihn nicht. Sie war nur gern mit ihm zusammen. Und der Sex mit ihm war gut. Sehr gut sogar. Trotzdem war er nicht der Grund dafür gewesen, dass sie versprochen hatte, keine krummen Dinger mehr zu drehen. Das hatte sie für sich selbst getan. Er hatte damit nichts zu tun. Welche Richtung ihr Leben nahm, war bis jetzt allein ihre Sache gewesen. Und so sollte es auch bleiben.

Kapitel 3

Palm Beach, FloridaDonnerstag, 16.47 Uhr

Samantha knackte das Schloss des kleinen, unscheinbaren Hauses am Stadtrand von Palm Beach und schlich sich hinein. An dem Resopaltisch in der Küche saß ein großer, dunkelhäutiger Mann mit Glatze und stocherte in einem Salat herum. Vor dem Stuhl neben ihm stand ein Teller mit einem Hamburger, der noch in sein gelbes Papier eingewickelt war.

»Es wurde langsam Zeit, dass du kommst«, sagte Stoney mit einem Grinsen auf seinem runden Gesicht. »Dein Hamburger mit extra viel Tomaten und ohne Zwiebeln wird kalt.«

»Ich wollte dich überraschen«, erwiderte sie, während sie ihn auf die Wange küsste und den Rucksack in die Ecke stellte. Dann ließ sie sich auf den freien Stuhl fallen. »Woher hast du gewusst, dass ich rechtzeitig zum Essen hier sein werde?«

»Du brauchst bloß den Anrufbeantworter abzuhören«, sagte er, während er mit den Ellbogen auf die Küchentheke deutete.

Sie seufzte und versuchte, ihre Erleichterung darüber zu verbergen, dass Rick immer noch hinter ihr her war. »Wie viele Nachrichten hat er hinterlassen?«

»Drei. Beim ersten Mal bin ich noch rangegangen, aber dann wusste ich, was Sache war. Er ist stinksauer auf dich.«

»Das beruht auf Gegenseitigkeit.« Na ja, ein bisschen jedenfalls. Eigentlich wollte sie ihm nur so lange in den Hintern treten, bis er sich dafür entschuldigte, so ein Idiot gewesen zu sein, und auf einem ganzen Stapel Bibeln schwor, dass er sich ab jetzt aus ihrem Experiment raushalten würde und sie einfach machen ließ.

»Dann ist es also aus zwischen euch?«

Stoney hätte das natürlich gefallen. Er hieß ihre Beziehung zu einem der bekanntesten und reichsten Männer der Welt genauso wenig gut wie Rick ihre Freundschaft mit einem Umverteilungsexperten für Wertgegenstände. Sam stieß noch einen tiefen Seufzer aus und versuchte, das beklemmende Gefühl in ihrer Brust zu ignorieren, das sie bei dem Gedanken daran überkam, Rick nie wiederzusehen. »Das weiß ich selbst noch nicht so genau.« Sie wickelte den Hamburger aus und biss hinein. »Er redet mir in alles rein. Außerdem hast du mir gefehlt.«

»Du hast mir auch gefehlt.« Stoney sah sie lange an, während er eine Gabel voll Salat und geriebenen Käse mit einem Klecks fettfreiem italienischem Dressing vor seinem Gesicht balancierte. »Bist du sicher, dass du sauber bleiben willst? Ich hätte da nämlich ein Wahnsinnsangebot von Creese. Eine Million für eine Nacht Arbeit in Ven...«

»Hör auf«, unterbrach sie ihn. »Bring mich bloß nicht in Versuchung.«

»Aber ...«

»Stoney, bei meinem letzten Bruch sind drei Menschen getötet worden. Ich glaube, das ist ein Zeichen.«

»Das war doch nicht deine Schuld. Wenn du nicht dort gewesen wärst, hätte es noch mehr Tote gegeben. Und Addison wäre jetzt auch eine Leiche.«

Es brachte sie immer noch aus der Fassung. »Vielleicht. Aber so langsam komme ich mir nicht mehr wie Cary Grant in Über den Dächern von Nizza vor, sondern eher wie Bruce Willis in Die Hard.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist nicht gerade lustig, wenn man versucht, herumfliegenden Körperteilen auszuweichen.«

»Na und?«, protestierte er. »Du hast eine Menge Brüche gemacht, bei denen niemand zu Schaden gekommen ist und sich nicht einmal einen Fingernagel abgebrochen hat. Aber für eine Million kann man schon einiges aushalten. So viel zahlen sie für den verschollenen Michelangelo, Sam. Das Bild heißt Die Dreieinigkeit.«

»Verdammt noch mal, du sollst es mir doch nicht sagen.« Michelangelo. Mist. Sie liebte Michelangelo. »Ich mach's nicht. Ich habe aufgehört.«

»Ja, weil er das so wollte.«

»Sind eigentlich alle Männer taub? Hast du mir denn nicht zugehört?«

»Doch. Und an meinem Gehör gibt es nichts auszusetzen.«

»Gut. Dann hör jetzt gut zu. Ich wollte aufhören!«

»Okay, okay, aber mein Adressbuch werde ich nicht gleich wegwerfen.« Stoney kaute auf seinem Salat herum. »Vorsichtshalber.«

»Das ist sicher eine gute Idee«, räumte sie ein. »Ist das auch der Grund dafür, warum du in so einem Loch lebst? Vorsichtshalber?«

Er schmunzelte. »Zu sagen, dass man aufgehört hat, ist etwas ganz anderes, als es dann tatsächlich auch zu tun. Außerdem habe ich so lange unauffällig gelebt; ich glaube, ich weiß gar nicht mehr, dass es auch anders geht. Du hast keine Ahnung, wie ich heute Morgen geschwitzt habe, als mir klar geworden ist, dass du Addison meine Telefonnummer gegeben hast.«

Samantha grinste. »Deine Adresse hat er auch.«

»Wie bitte?«

»Na ja, manchmal nervt er schon ganz schön, aber ich wollte, dass er dich erreichen kann, nur für den Fall, dass mir etwas zustoßen sollte. Schließlich habe ich die ersten zwei Wochen in England mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus verbracht.«

Stoney sah sie entrüstet an. »Ich glaube, die Gehirnerschütterung hast du immer noch.«

Sie räusperte sich. Es wurde Zeit, das Thema zu wechseln. »Wann kann ich mir das Büro ansehen?«

»Da ich ja ungefähr wusste, wann du kommen wirst«, erwiderte er mit einem Blick auf das Telefon, »habe ich einen Termin in einer halben Stunde ausgemacht. Es liegt in der Worth Avenue, genau gegenüber von Donners Büro.«

Sam lächelte. »Wirklich? Ich kann ein Büro mieten, das Tom Donners Kanzlei gegenüberliegt? Er wird sich schwarz ärgern.« Trotz der Tatsache, dass Tom der beste Freund Ricks war, konnte sich Samantha einfach nicht vorstellen, jemals einer Meinung mit einem Rechtsanwalt zu sein, was aber auch daran lag, dass der Mann ein Spießer war. Tom zu piesacken, würde bestimmt Spaß machen.

»Ich glaube, es ging eher darum, dass ich dir etwas in einer feinen Gegend suchen sollte.«

»Nur feine Leute werden sich meine Dienste leisten können. Unsere Dienste.«

»Okay.« Er runzelte die Stirn. »Aber damit wir uns richtig verstehen, Sam, das ist deine Show. Ich helfe nur beim Papierkram.«

»Du klingst nicht sehr engagiert.«

»Bin ich auch nicht. Das, was du da gerade machst, ist fast schon Nötigung, findest du nicht?«

»Du hast recht. Ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn du noch am Umverteilen bist. Dabei bin ich so gern mit dir zusammen.«

Stoney legte die Gabel zur Seite und nahm ihre Finger in seine große Hand. »Sam, wir kennen uns seit deinem fünften Geburtstag. Ich habe immer auf dich aufgepasst, wenn dein Daddy arbeiten musste. Aber ich hoffe wirklich, dass du dir voll und ganz darüber im Klaren bist, was das bedeutet.«

»Es bedeutet, dass ich keine Kriminelle mehr bin und dass ich nicht ständig Angst davor haben muss, was passiert, wenn Interpol doch einmal einen Fingerabdruck von mir findet.«

»Nicht nur das. Diese Sache mit der Sicherheitsberatung – du hast vor, eine Büroadresse zu veröffentlichen. Das bedeutet, dass jeder Cop dieser Welt wissen wird, wo er dich finden kann. Und jeder, mit dem du irgendwann einmal gearbeitet hast. Deine Auftraggeber auch. Und sie werden sich alle Gedanken darüber machen, ob du besser bist als sie oder nicht. Oder ob Sam Jellicoe sie bei der Polizei verpfeift, wenn sie ihr in die Quere kommen.«

Darüber hatte sie auch schon nachgedacht, und es beunruhigte sie sehr. Aber es war ihre Entscheidung, und sie würde sich von niemandem – weder von den erfolgreichsten Einbrechern und Käufern ihrer Branche noch von karrieregeilen Cops oder idiotischen Paparazzi – vorschreiben lassen, wie sie ihr Leben zu führen hatte. »Du weißt doch, dass ich Herausforderungen mag.«

»Das weiß ich. Aber ich weiß auch, dass du verrückt bist.«

»Du hast schon wieder recht. Danke, dass du zu mir hältst, Stoney.«

»Ich würde auch dann noch zu dir halten, wenn du dich dazu entscheiden würdest, das Wochenende in Venice zu verbringen, um einen Michelangelo zu stehlen.«

Verdammt, das Angebot war wirklich verlockend. »Wenn ich Alkoholikerin wäre, würdest du mir dann ein Bier anbieten?«

»Ist dieses Bier eine Million Dollar wert?«

»Jetzt hör endlich auf damit.«

Als sie mit dem Essen fertig waren, fuhr er sie in die Worth Avenue. Ihr fiel auf, dass sein roter 93er Chevy-Pick-up ziemlich heruntergekommen aussah, aber das behielt sie für sich. Schließlich parkte ein paar Kilometer von hier entfernt in der riesigen Garage von Ricks Anwesen ein schicker blauer Bentley Continental GT. Stoney wusste nicht, dass Rick ihr den Wagen geschenkt hatte, weil sie sich genau vorstellen konnte, was ihr ehemaliger Hehler zu so einem Geschenk sagen würde.

Tom Donners Bürogebäude – oder genauer gesagt, der Ort, an dem sich die Zentrale der Kanzlei Donner, Rhodes & Chritchenson befand – bestand von oben bis unten aus blitzendem Spiegelglas. Firmen-, Immobilien-, Privat- und Strafrecht, und das alles zusammen in einer ultrateuren Lage. Das erheblich weniger auffällige Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite war zwei Stockwerke niedriger, hatte aber die gleiche elegante Linienführung aus Glas und Chrom.

»Welcher Stock?«, fragte sie, als sie in dem zweistöckigen Anbau neben dem Gebäude parkten.

»Zweiter. Die gesamte Nordwestecke.«

»Toll.« Während Sam sich das Gebäude ansah, versuchte sie, sich vorzustellen, wie es sein würde, nicht nur eine Adresse, sondern auch ein Büro zu haben.

»Es ist nicht billig, Sam. Willst du deine Rentenversicherung tatsächlich für ein Büro plündern?«