Was Highlander wollen - Suzanne Enoch - E-Book

Was Highlander wollen E-Book

Suzanne Enoch

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Beschreibung

HIGHLAND-LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK

Die temperamentvolle Rowena MacLawry kehrt nach einer erfolgreichen Saison in London nach Schottland zurück. Ihrem Jugendschwarm Lachlan MacTier macht sie sogleich klar, dass sie endgültig über ihn hinweg ist. Schließlich kann sie etwas Besseres bekommen als einen ungehobelten Highlander. Dieser sollte eigentlich froh sein, dass Rowena ihn nicht mehr anhimmelt, doch die Tatsache, dass sie sich plötzlich in eine wunderschöne und begehrenswerte Frau verwandelt hat, bringt Lachlan gehörig aus der Fassung ...

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmungProlog123456789101112131415161718Die AutorinDie Romane von Suzanne Enoch bei LYX.digitalImpressum

SUZANNE ENOCH

Was Highlander wollen

Roman

Ins Deutsche übertragen vonBritta Lüdemann

Zu diesem Buch

Schon immer hat die temperamentvolle Rowena MacLawry für ihren Jugendfreund Lachlan MacTier geschwärmt. Doch dieser sah nie mehr in ihr als eine kleine Schwester und hat ihre mädchenhafte Verliebtheit stets ignoriert. Als Rowena nach einer erfolgreichen Saison aus London zurückkehrt, kommt Lachlan der Bitte ihres Bruders nach, endlich ehrlich zu ihr zu sein, und teilt ihr mit, dass er keinerlei Absicht hegt, sie zu heiraten. Das bringt die junge Frau allerdings nicht aus der Fassung, hat sie doch während ihrer Zeit in England festgestellt, dass es auch andere attraktive Gentlemen gibt. Sie macht Lachlan klar, dass sie über ihn hinweg sei und sie ohnehin nicht zusammenpassten. Schließlich kann sie etwas Besseres bekommen als einen ungehobelten Highlander. Lachlan sollte eigentlich froh sein, dass Rowena ihn nicht mehr anhimmelt, doch ihre Ablehnung trifft ihn härter, als er erwartet hätte. Zum ersten Mal sieht er in Rowena die wunderschöne und begehrenswerte Frau, die sie geworden ist. Doch wie kann er sie davon überzeugen, dass die affektierten Dandys aus London einem echten Highlander nicht das Wasser reichen können?

Für Jack

Den besten Neffen, den eine Tante sich wünschen kann.

Ich bin so stolz auf den jungen Mann, der du bist,

ein Gentleman, wie er im Buche steht.

Prolog

»Und, wie findest du es, Lachlan?«

Aufgeregt drehte Lady Rowena MacLawry sich im Morgensaal von Glengask House um die eigene Achse. Das Kleid, das sie trug, war aus Paris, hatte also einen weiten Weg hinter sich. Es schwebte förmlich in der Luft, ein Traum aus zartem Lila und einem kräftigen Grau, das, wie sie wusste, perfekt zu ihren Augen passte, schließlich hatte sie Stunden vor dem Spiegel gestanden und sich so lange Stoffmuster angehalten, bis sie den perfekten Ton gefunden hatte.

»Wie finde ich was?«, fragte Lachlan MacTier, Viscount Gray, von einer Ecke des Raumes aus.

»Mein Kleid«, erwiderte sie, wobei sie sich bemühte, nicht vorwurfsvoll zu klingen.

Er sah von dem Kartenspiel hoch, in das er und ihr älterer Bruder Munro vertieft waren. »Oh. Ziemlich ausgefallen. Hast du denn einen Kostümball für deine Geburtstagsfeier geplant?«

Rowena verzog missmutig das Gesicht und ließ ihren Rock fallen, den sie angehoben hatte, um den Spitzensaum in seiner ganzen Pracht zu präsentieren. »Das ist kein Kostüm, sondern mein neues Kleid. Ranulf will mir nämlich einfach nicht verraten, ob er mir eins gekauft hat. Deshalb habe ich mir das hier schneidern lassen. Ich kann meinen achtzehnten Geburtstag ja schließlich nicht ohne ein neues Kleid feiern.«

Munro gluckste. »Herrje, Winnie, du könntest die Hälfte deiner Garderobe vernichten und müsstest trotzdem einen Monat lang kein Kleid zweimal tragen.«

»Ach, sei still, Bear«, entgegnete sie, indem sie ihren Bruder mit seinem recht passenden Spitznamen ansprach. »Eine Dame braucht nun mal Kleider.«

»›Eine Dame‹«, wiederholte Lachlan verächtlich. Er stieß sich vom Tisch hoch und ging zu ihr, um sie an ihrem langen rabenschwarzen Pferdeschwanz zu zupfen. »Ich glaube nicht, dass Damen mit Kletten in den Haaren herumlaufen.«

Sie versuchte, das Prickeln zu ignorieren, das seine Berührung auslöste. »Ich habe keine Kletten in den Haaren.«

Er zupfte sie noch einmal. »Heute nicht.«

»Für das Fest lasse ich sie mir ohnehin hochstecken. Ranulf hat gesagt, wir dürften vier Walzer tanzen. Vier!«

»Ach ja?« Lachlan setzte sich wieder. Eine Strähne seines dunkelbraunen Haars fiel ihm vor eines seiner hellgrünen Augen, als er sie ansah. »Na, dann viel Glück bei der Suche nach vier Burschen, die sich nicht einschüchtern lassen, wenn der Marquis of Glengask sie anfunkelt, als wäre er der Teufel höchstpersönlich.«

Drei. Sie brauchte nur noch drei Tanzpartner zu finden, denn der vierte war er. Jedenfalls für sie stand das schon seit Monaten fest. Rowena gab sich betont heiter. »Ranulf ist mein Bruder, nicht mein Gefängniswärter. Außerdem hat er dich gern, Lach, und nichts dagegen, dass wir zusammen tanzen.«

»Aye, er hat mich gern. Ich bin ja auch ein Chieftain des MacLawry-Clans und stimme ihm zu, wie er ihn führt. Und als Oberhaupt des MacLawry-Clans hat er natürlich auch nichts dagegen, dass ich ihm all die MacTiers zugeführt habe.«

Ja, sowohl Clanoberhaupt als auch Marquis of Glengask war Ranulf schon mit fünfzehn geworden, damals, als Rowena erst zwei Jahre alt gewesen war. Der Clan war immer noch so wie in ihrer ersten bewussten Erinnerung. Und Lachlan war … Lachlan, acht Jahre älter als sie, der beste Freund ihres Bruders Bear, sündhaft gut aussehend und dazu bestimmt, sie zu heiraten. Nur dass sie sich in letzter Zeit fragte, ob ihm Letzteres überhaupt klar war.

»Es ist mehr als das, und das weißt du.« Rowena stieß ein übertriebenes Seufzen aus. »Ich würde gern einen Spaziergang durch die Schlucht unternehmen. Hättest du Lust, mich zu begleiten?«

»Nicht solange Bear mir noch fünf Mäuse schuldet«, erwiderte er, während er eine weitere Karte aufnahm und sie dann verdeckt ablegte. »Wo steckt Arran denn?«

»In der Bibliothek, nehme ich an«, warf Bear ein. »Bestimmt begleitet er dich.«

Aber es war nicht Arran, mit dem sie spazieren gehen wollte; sicher, er besaß ein besseres Modeverständnis und wusste sich im Gegensatz zu sowohl Munro als auch Lachlan wie ein Gentleman zu benehmen, aber letztendlich war er ihr Bruder, vom Alter her genau zwischen Ranulf und Munro. In der Damenwelt von An Soadh und Mahldoen raunte man sich zu, was für ein teuflisch gut aussehender Kerl Arran doch war – auch wenn man das von jedem ihrer drei Brüder sagte –, aber auch das änderte nichts an der Tatsache, dass er nicht Lachlan war. »Dann gehe ich eben allein«, verkündete sie beleidigt und machte auf dem Absatz kehrt.

Ach, es war zum Verrücktwerden! Da war sie, knapp eine Woche vor ihrem achtzehnten Geburtstag, eine sowohl vermögende als auch wohlerzogene junge Dame, die zudem … wenn sie das so sagen durfte … recht hübsch war. Und dem Mann, den sie zu heiraten gedachte, war ein dummes Kartenspiel wichtiger als ein Spaziergang mit ihr. Sie hätte genauso gut verkünden können, jetzt in die Speisekammer zu gehen, um sich durch den unter Glengask verlaufenden Geheimtunnel aus dem Staub zu machen, und Lachlan hätte ihr bestimmt nur geraten, eine Laterne mitzunehmen. Und das, wo sie eigentlich ein aufmerksames und zuvorkommendes Verhalten von ihm erwartete anstatt … Desinteresse.

»Du solltest ihn nicht so bedrängen«, erklang eine tiefe Stimme von der Tür zur Bibliothek, als sie wütend daran vorbeistapfte, und Arran gesellte sich zu ihr, um neben ihr durch den Flur zu marschieren, das heißt, sie marschierte; er, bei seiner Größe und seinen raumgreifenden Schritten, ging eher gemütlich.

»Ich bedränge niemanden. Ich wollte bloß einen Spaziergang machen und von Lachlan wissen, ob er Lust hätte, mich zu begleiten.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Und wieso, bitteschön, sollte er es nicht wollen? Ich bin doch eine bezaubernde Person, oder etwa nicht?«

»Doch, das bist du«, bestätigte ihr Bruder. »Du bist bezaubernd und ihm sehr … vertraut.«

»Ich bin ihm doch nicht vertraut«, widersprach sie. »Ich habe ihn ja noch nicht mal geküsst.«

»Wenn doch, wäre er jetzt wahrscheinlich auch tot, schließlich bist du erst siebzehn.« Er warf ihr einen sowohl prüfenden als auch ernsten Blick zu. »Das soll nicht heißen, dass du dich irgendwie ungebührlich verhalten hast. Vielmehr, dass er dich seit deiner Geburt kennt und du ihm auf die Nerven fällst, seit du sprechen kannst.«

»Ich falle ihm nicht auf die Nerven. Ich mache ihm … schöne Augen.«

»Und dazwischen liegt nur ein schmaler Grat, piuthar.«

»Ich bin nicht dumm, bràthair«, gab sie beleidigt zurück. Was redete er da? Natürlich kannte sie den Unterschied zwischen Bezirzen und Lästigfallen. Aber Arran galt als der Schlaue von den vier Geschwistern. Er hatte sogar in der englischen Armee gedient und Prinz Georgie gesehen. Nicht auf ihn zu hören, wäre ganz und gar unklug. »Du meinst, er ist an mich gewöhnt und sieht mich nur als ein … Möbelstück, das er zu umgehen gelernt hat.«

»Aye, ich den–«

»Dann habe ich einen weiteren Grund, um für meine Saison nach London zu gehen. Nämlich um Lach zu zeigen, dass ich eine Dame bin. Und damit ich lerne, mehr zu sein als nur ein Mädchen aus den Highlands.«

»Mach dir lieber nicht allzu große Hoffnungen, Winnie«, entgegnete ihr Bruder, während er in der Eingangshalle stehen blieb, um seinen Mantel anzuziehen und ihr ihren schweren Umhang zu reichen. »Du weißt, dass dir Ranulf diesen Wunsch nicht erfüllen wird.«

Sie legte sich den Umhang um und band die Haube unter dem Kinn fest. Sie hatte erst vor wenigen Wochen damit begonnen, Hüte zu tragen, wie echte Damen sie trugen, und empfand die Bänder noch als sehr kratzig. »Ich habe mir eine Londoner Saison von ihm zum Geburtstag gewünscht«, sagte sie, während sie den Butler Cooper, der ihnen die Vordertür öffnete, mit einem Nicken bedachte. »Und du weißt, dass er mir nie etwas abschlagen würde, was ich mir zum achtzehnten Geburtstag wünsche.«

»Ich weiß, aber ich kenne auch Ranulf«, gab Arran zu bedenken, während er ihr seinen Arm anbot.

Ein Blick in den Flur zurück verriet ihr, dass sowohl Lachlan als auch Bear nicht das Geringste dagegen zu haben schienen, sie allein aus dem Haus spazieren zu lassen. Entweder das, oder sie hatten gehört, dass Arran sie begleitete. Was auch immer sie von dem wenig ritterlichen Benehmen der beiden halten sollte, die zweite Erklärung war erheblich wahrscheinlicher. Jeder hier wusste, dass sie das Haus nie ohne mindestens eine Person zu ihrem Schutz verlassen durfte. Nicht solange sich die Campbells, Daileys und Gerdenses an den Grenzen herumtrieben.

Außerdem ergab das, was Arran gesagt hatte – wie alles, was er sagte –, einen Sinn. Lachlan MacTier war an sie gewöhnt, und es bestand kein Zweifel, dass er sie immer noch als das kleine Mädchen sah, das mit Jungen loszog, um Frösche zu fangen und Kaninchen zu jagen. Und um das zu ändern, brauchte sie unbedingt eine Saison in London.

Ihrer Mutter war so etwas auch gewährt worden, allerdings war sie Engländerin gewesen. Die Chancen, dass Ranulf sich damit einverstanden erklärte, seine einzige Schwester in die Fußstapfen ihrer unglücklichen Mutter treten zu lassen, waren verschwindend gering. Seit Eleanor Wilkie-MacLawry lieber Gift geschluckt hatte, als verwitwet mit vier Wirbelwinden von Kindern in den Highlands zurückzubleiben, hatten sie nicht einmal mehr ihren Namen in den Mund genommen.

Doch nichts von alledem änderte etwas daran, dass Rowena nach London fahren wollte oder vielmehr unbedingt nach London fahren musste, und dass Ranulf es ihr bestimmt nicht erlaubte. Tja, dann blieb ihr vermutlich nur noch eine Woche, um sich etwas einfallen zu lassen. Und um sich davon zu überzeugen, dass der Nutzen ihres Aufenthalts in London den Ärger lohnte, mit dem sie gewiss zu rechnen hatte.

Und wenn Lachlan die junge Dame, die zu werden sie fest entschlossen war, nicht zu schätzen wusste, fände sich bestimmt ein attraktiver Engländer mit Titel, bei dem das anders war.

1

Drei Monate später

»Das war doch nur Schwärmerei. Mehr nicht«, winkte Rowena MacLawry in Richtung der beiden jungen Damen auf der gegenüberliegenden Bank ab. »Ich meine, da kannte ich doch kaum andere Männer.«

Lady Jane Hanover blickte unverwandt aus dem Kutschfenster. »Wahrscheinlich fiele es mir leichter, dir zu glauben, dass du nichts mehr für Lord Gray empfindest, wenn du nicht gar so häufig bekräftigen würdest, dass du nicht das geringste Interesse mehr an ihm hast.«

»Sei nicht so grob, Jane«, mischte ihre ältere Schwester sich ein. Lady Charlotte bedachte Rowena mit einem Lächeln. »Über ein Problem zu reden, trägt oft erstaunlich viel zu dessen Lösung bei. Und wenn man bedenkt, dass du Lord Gray in den letzten achtzehn Jahren in einer ganz bestimmten Weise gesehen hast, wird es sicher eine Weile brauchen, um ihn mit anderen Augen zu sehen.«

Rowena nickte und beugte sich vor, um die Hand der älteren Tochter des Viscount Hest zu drücken. »Sehr richtig«, stimmte sie zu, wobei sie ihren Akzent sorgfältig hinter dem gepflegten Englisch verbarg, um dessen Perfektion sie sich in den vergangenen drei Monaten bemüht hatte. »Es ist lediglich eine neue Betrachtungsweise, mehr nicht.« Sie drehte sich auf ihrem Sitz um und sah aus dem Fenster Richtung Süden zurück, um einen Blick auf die lange Kolonne von Kutschen zu werfen, die ihnen folgten. Einzug der Zivilisation, könnte man sagen.

Der Inhalt all dieser Gefährte war das Ergebnis eines Vierteljahres, in dem sie gelernt hatte, sich wie eine echte Dame zu benehmen. Drei Monate der Selbsterinnerung daran, dass Gentlemen nicht mehr als ein Lachen für eine Dame übrighatten, die von der Schafschur, vom Angeln und vom Baden in einem schottischen See sprach, als wäre sie eine Art Barbarin. Nun, eine Barbarin war sie ganz gewiss nicht. Und den Beweis dafür lieferten die Freunde, Verehrer, Kleider und Manieren, die sie jetzt besaß.

»Wir müssen unsere Sichtweise wohl alle ändern, nicht wahr?«, meinte Jane, während sie zu Rowena auf den Sitz wechselte. »Du und ich werden bald Schwägerinnen sein. Und wir sind in Schottland – ausgerechnet! Tragen eigentlich alle Highlander einen Kilt? Ich habe dich das nie gefragt.«

So sehr der Anblick eines gut gebauten Mannes in MacLawry-Farben – Schwarz, Rot und Grau – auch Rowena zu ergötzen vermochte, die Schwärmerei ihrer englischen Freundinnen für dieses traditionelle Kleidungsstück überraschte sie doch immer wieder. »Heute dürften sie alle im Kilt und den Farben des Clans erscheinen. Ranulf möchte Glengask seiner Auserwählten bestimmt von seiner besten Seite zeigen.«

Ein Hauch von Röte legte sich auf Charlottes Wangen, wie Rowena nicht ohne Freude zur Kenntnis nahm. Denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass Lord Hests ältere Tochter tatsächlich so ruhig war, wie sie in den letzten Tagen vorgegeben hatte. Nicht, wenn sie in Kürze zum ersten Mal den Ort erblickte, der von nun an ihr neues Zuhause sein sollte. Ihr neues Leben.

Rowena verkniff es sich, spontan das Gesicht zu verziehen. Für Charlotte war der Weg nach Norden der Weg in ein völlig neues Leben mit einem Mann, der sie vergötterte. Für sie hingegen war es nur die Rückkehr in ihr altes Leben, nach drei wundervollen Monaten in London. Für sie änderte sich nichts, außer natürlich, dass sie selbst sich verändert hatte. Wie lange aber würde diese Veränderung anhalten, wenn sie wieder in den Highlands war, bei ihren Brüdern? Sie gehörte nicht mehr hierher. Nein, sie gehörte in das herrliche, kultivierte London.

»Was auch immer du für Lachlan MacTier empfindest oder er für dich, ich könnte mir vorstellen, dass er sehr überrascht sein wird, wenn er dich wiedersieht, Winnie.« Charlotte grinste. »Und was …« Ihre Stimme erstarb, als ein schrilles, an Musik erinnerndes Wehklagen über sie hinweg zog. »Was ist denn das?«

Schließlich gluckste Rowena leise. Was sie sonst vielleicht auch bedrückte, nur noch wenige Minuten, dann wären die vier MacLawry-Geschwister wieder vereint. Und zusammen, auf Glengask, waren sie unschlagbar. Und Glengask war – so sehr sie es sich auch einige Hundert Meilen weiter südlich wünschte – der Ort, an dem sie geboren war. »Das ist A Red, Red Rose, erklärte sie, »und so, wie es sich anhört, wird es von mindestens einem halben Dutzend Dudelsäcken gespielt. Es ist ein Liebeslied. Für dich, nehme ich an. Wir sind da.«

Nun da ihr eigener Herzschlag sich beschleunigte, konnte sie gut nachempfinden, wie es Charlotte in diesem Moment wahrscheinlich ging. Sie gab gern zu, dass sie es kaum erwarten konnte, Bear nach diesen drei Monaten wiederzusehen und den schlauen Arran und dessen frisch gebackene Frau in die Arme zu schließen, die eine zweiwöchige Flucht vor den Campbells und MacLawrys hinter sich hatten. Auch gab sie gern zu, dass sie noch nicht bereit dafür gewesen war, London zu verlassen, als Ranulf vor gut einer Woche von London nach Glengask aufgebrochen war und sie alle aufgefordert hatte, ihm alsbald zu folgen. Was sie allerdings höchst ungern zugab, war, dass ein Grund für ihren leichten Unwillen, nach Schottland zurückzukehren, in einem Tagtraum zu finden war, der ihr keine Ruhe mehr ließ – jener Traum, in dem Lachlan MacTier sie in die Arme riss und küsste. Es ärgerte sie, dass sie nicht damit aufhören konnte, sich wie eine Närrin zu benehmen, obwohl es ohne Frage um einen Mann ging, der sie nicht verdiente. Verliebtheit war eine sehr störende und dumme Sache, und man tat gut daran, gänzlich darauf zu verzichten.

Das Fahrgeräusch der Kutsche änderte sich, als sie die ausgefahrene Straße verließ, um in die mit Kieselsteinen und zerstoßenen Austernschalen befestigte, sanft ansteigende und gewundene Auffahrt von Glengask einzubiegen. Charlotte und Jane drängten an die Fenster und redeten aufgeregt, aber Rowena war nicht bereit, hinauszusehen. Noch nicht. So sehr sie ihre Brüder auch liebte, der Ruf des Südens von England ließ sie nicht mehr los. Vielleicht aber war sie auch einfach nur ein Hasenfuß und hatte Angst davor, wie sie wohl reagierte, wenn sie Lachlan wiedersah.

»Oh, sieh doch mal, Charlotte! Da ist Lord Glengask!«, rief Jane aus, wobei sie förmlich auf ihrem Sitz auf und ab hüpfte. »Und da sind Arran und Mary Campbell!«

»Lady Mary MacLawry«, korrigierte Charlotte sie und blickte noch einmal zu Rowena.

Diese fragte sich, ob sie vielleicht beunruhigt oder eifersüchtig sein sollte. Ja, in den letzten elf Jahren war sie das einzige weibliche Wesen auf Glengask gewesen, und ja, sie wünschte, sie hätte die Gelegenheit gehabt, Mary Campbell kennenzulernen, bevor Arran mit ihr aus London geflohen war. Aber wenn sie ehrlich war, erfüllte der Gedanke, eine Schwester zu haben – oder besser gesagt zwei, sobald Charlotte und Ranulf verheiratet waren –, sie mit ausgelassener Freude. In diesem Haus hatten schon viel zu lange viel zu viele heißblütige Highlander gelebt.

»Der große Mann dort bei ihnen – ist das Bear? Oder ist er der andere? Guter Gott, was für ein … muskulöser Mann.«

»Hör auf, mir Löcher in den Bauch zu fragen, Jane. Wir werden es in einer Minute erfahren.«

Jane wandte sich sofort vom Fenster ab, um Rowenas Hand zu nehmen und sie zu drücken. »Es tut mir schrecklich leid, Winnie«, gestand sie. »Ich habe ganz vergessen, dass du im Zorn von hier fortgegangen bist.«

Rowena erwiderte die Geste. »Du meinst, dass ich mich im Zorn aus dem Haus gestohlen habe und Hals über Kopf nach London geflohen bin«, erwiderte sie mit einem flüchtigen Lächeln. »Ich weiß, dass sie mir verziehen haben, und hätten sie es nicht, bräuchte ich sie nur darauf hinzuweisen, dass Ranulf seine Charlotte nicht kennengelernt hätte und Arran nie seiner Mary begegnet wäre, wenn sie mir nicht gefolgt wären. Und was alle anderen angeht, sind mir die Augen geöffnet worden.«

Bei ihren letzten Worten kam die Kutsche mit einem Ruck zum Stehen. Die Tür schwang sofort mit so viel Schwung auf, dass sie fast aus den Angeln gehoben wurde. Doch noch ehe Rowena einen erschrockenen Schrei ausstoßen konnte, beugte Bear sich hinein, packte sie um die Taille und hob sie nach draußen, wo sie sogleich in große, starke Arme geschlossen und in den vertrauten Geruch von Leder und Pfefferminzseife gehüllt wurde.

»Bear, ich bekomme keine Luft!«, keuchte sie, erwiderte die herzliche Umarmung jedoch. Wenn Munro MacLawry sich freute, sie wieder bei sich zu haben, dann war die Welt in Ordnung. Zumindest weitgehend.

Schließlich ließ er sie los und trat einen halben Schritt zurück. »Du lieber Himmel«, sagte er gedehnt und mit dem deutlichen Akzent eines Highlanders, »ich glaube, du bist gewachsen. Und sieh sich mal einer deine Haare an, Winnie – sie sind hübscher als die Flügel eines Raben. Meinst du nicht auch, Lach?«

Ihr blieb kaum Zeit, um innerlich die Schultern zu straffen, da trat Viscount Gray auch schon vor. Genau wie ihre Brüder hatte auch er seinen grau-schwarz-rot karierten Kilt angelegt, womit die Gemeinsamkeiten aber auch schon endeten. Im Gegensatz zu ihren Brüdern, die groß und breitschultrig waren und aus nichts als Muskeln bestanden, war Lachlan etwas schmaler gebaut. Die Farbe seines Haars ließ sich als kräftiges Mahagonibraun bezeichnen, das der MacLawrys hingegen als Mitternachtsschwarz, obwohl Lachlan offensichtlich Bears Abneigung, sie schneiden zu lassen, angenommen hatte. Seine Augen hatten sie immer an das frische Grün des Frühlings erinnert. Jetzt aber waren sie einfach nur grün.

»Aye, sehr schick«, sagte er, während er den Eindruck erweckte, nicht sicher zu sein, ob er ihr die Hand schütteln oder sie umarmen sollte. »Willkommen daheim, Winnie.«

Um ihn aus seiner Zwickmühle zu befreien, reichte sie ihm die Hand. Wahrscheinlich konnte er nichts dafür, dass er keinen Sinn für Romantik besaß, dachte sie. »Bestimmt wunderst du dich, dass ich keine Kletten im Haar habe«, erwiderte sie mit einem geübten Lächeln in ihrem gepflegten neuen Akzent.

Seine Augenbrauen rückten zusammen. »Was ist denn mit deiner Sprache passiert?«, fragte er.

»Was soll damit passiert sein?«, gab sie die Frage zurück, wobei sie seine Hand so schnell wie möglich losließ. Er war ihre alberne Jugendliebe, ihre Vergangenheit, mehr nicht. Und all diese Kutschen hielten ihre Zukunft für sie bereit, weshalb sie nicht das Geringste von ihm brauchte. »Ich spreche so, wie es sich gehört. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich möchte meine frisch gebackene Schwägerin kennenlernen.«

Und damit kehrte sie ihm den Rücken und atmete erleichtert aus. Worüber hatte sie sich nur so sehr den Kopf zerbrochen? Darüber, dass sie ihre Empfindlichkeiten vergessen und versuchen könnte, ihn zu küssen? Ha. Er war doch nur ein Mann – wenngleich ein sehr attraktiver – und längst nicht der einzige potenzielle Ehekandidat, mit dem sie Umgang pflegte. Und der Einzige an diesem Ort war er auch nicht mehr.

Und darum brauchte sie noch den einen oder anderen kleinen Schachzug, um ihn aus der Reserve zu locken. Auf dem Weg zu ihrer Schwägerin drehte sie sich zu ihrem ältesten Bruder und seiner Verlobten um und sprach so laut, dass es Lachlan nicht entgehen konnte. »Danke, dass du mir erlaubt hast, ein paar Freunde mitzubringen, Ranulf.«

Mit einer Miene, die sie nicht zu deuten vermochte, neigte der Marquis den Kopf. »Ich kann auf meiner Hochzeit gut ein oder zwei Sassenach-Zeugen gebrauchen. Davon haben wir sicher beide etwas, obwohl ich den Verdacht habe, dass du deine eigenen Interessen beim Verschicken der Einladungen stärker im Blick hattest.«

»Ach, Unsinn, Ranulf. Dies sind Vertreter der vornehmsten englischen Familien.« Überwiegend jedenfalls.

Sein Blick sprang von Charlotte zu ihren Eltern, die sich von einer der hinteren Kutschen näherten. »Wir werden sehen«, erwiderte er, ehe er einen halben Schritt näher zu ihr trat und sein schwarzes Haupt senkte. »Vergiss nur nicht, dass das hier nicht London ist. Ich habe keine Hemmungen, jeden, der zu weit geht, unter die Erde zu bringen, Rowena.«

»So etwas werden sie bestimmt nicht wagen; keiner von ihnen«, beruhigte sie ihn mit ehrlicher Überzeugung, als sich die Schar der Engländer aus den Kutschen zu ergießen begann und dann geräuschvoll in Richtung des Hauses in Bewegung setzte. »Das hier ist dein Reich.«

»Aye, so ist es«, bestätigte er, wobei er Charlottes Hand nahm und seine Verlobte ansah, als wäre weit mehr als eine Woche vergangen, seit er sie zuletzt gesehen hatte. »Herzlich willkommen auf Glengask, leannan«, sagte er leise und küsste ihr die Hand.

»Es ist wunderschön«, erwiderte Charlotte mit einem warmen und aufgeregten Lächeln. »Genauso, wie du es beschrieben hast.«

»Und jetzt, wo du hier bist, ist es noch schöner.« Ranulf legte den Kopf schräg. »Wusstest du eigentlich, dass wir hier in den Highlands noch Enthauptungen durchführen?«, fragte er, wobei er die Stimme anhob.

»Seit wann denn das?«, warf Rowena mit finsterer Miene ein. Er war auf dem besten Wege, alle zu vergraulen, noch ehe das erste Gepäckstück das Haus erreichte.

»Ich brauche doch wohl niemandem erklären, dass hier in den Highlands andere Regeln gelten als die, mit denen diese zarten englischen Burschen vertraut sind«, fuhr er mit etwas leiserer Stimme fort. »Hier oben würde es zum Beispiel niemandem auch nur im Traum einfallen, einem Mann, der sich unangemessen verhält, den Rücken zu kehren und ihn ungestraft stehen zu lassen.«

»Nae«, griff Bear den Faden auf, während sein Blick von seinem Bruder zu den gut ein Dutzend Kutschen glitt, aus denen sich unvermindert vornehme Damen, Herren und Diener ergossen. »So jemand wird hier ohne zu zögern umgehauen.«

»Bevor man ihm ein hübsches Plätzchen mitten im Moor sucht, wo er sich dann bis in alle Ewigkeit ausruhen darf«, vollendete Arran den Gedanken, der offensichtlich verstand, in welche Richtung diese Äußerungen zielten.

Wärme strömte in Rowenas Wangen. »Das reicht«, zischte sie. »Meine Freunde sind derlei Drohungen und Gewalt nicht gewöhnt. Und wenn du für einen Gentleman gehalten werden möchtest«, fuhr sie fort und konnte sich gerade noch davon abhalten, mit spitzem Finger auf Ranulf zu zeigen, »dann kannst du es dir nicht erlauben, hier Leute zu behelligen, die dir nichts getan haben.«

Ranulf hob eine Augenbraue. »Oh, ich weiß genau, wie sich ein Gentleman benimmt«, brummte er in starkem Highlands-Akzent. »Aber ich habe auch Augen im Kopf. Du hast eine gewaltige Menge an Sassenach-Männern mitgebracht, piuthar, und ich glaube nicht, dass sie alle nur als Zeugen für meine Hochzeit gekommen sind. Die meisten von ihnen kenne ich nicht mal.«

»Das ist nicht –«

»Und darum sollten sie lieber nicht vergessen, dass du meine einzige Schwester bist«, fiel er ihr ins Wort, »und dass ich mich nicht so lange um dich gekümmert habe, um jetzt zuzusehen, wie etwas passiert, was … nicht hinnehmbar ist.« Er ließ Charlottes Hand los und trat einen weiteren Schritt vor. »Außerdem lasse ich nicht zu, dass du deine Herkunft vergisst, so vornehm du dich auch geben möchtest«, fuhr er erheblich leiser fort. »Haben wir uns verstanden, Rowena Rose MacLawry?«

Es kostete sie eine gehörige Portion Willenskraft, ihm in die unerbittlichen blauen Augen zu sehen. »Aye. Ja. Haben wir.«

»Gut.«

Ha. Und das von Männern, die Wetten darauf abschlossen, nach dem wievielten Glas Whisky sie umkippten. Sollten ihre Brüder und Lachlan lieber erst einmal an ihrem eigenen Verhalten arbeiten, denn sie war fest davon überzeugt, dass von ihren neuen Freunden keine Schwierigkeiten zu erwarten waren. Schließlich besaßen sie alle Gouvernanten, Tutoren und Tanzlehrer und wussten daher, wie man sich auf Bällen, bei Hausgesellschaften und formellen Abendessen verhielt. Und ob es Ranulf klar war oder nicht, sie stand gefährlich kurz davor, dieses Leben jenem vorzuziehen, mit dem sie aufgewachsen war, und es fehlte nicht viel, dann entschiede sie sich für ein Leben in London. Tatsächlich brauchte es nur noch den richtigen Mann dafür. Mit einem durch all ihre Röcke gehenden Ruck setzte sie ihren Weg zu Arran und Mary fort, die etwas abseits der Menge bei der Eingangstür standen.

Lachlan MacTier trat einen Schritt zurück, um seine Zehen vor einer Truhe in Sicherheit zu bringen, die gerade zu Boden gestellt wurde. »Hast du gewusst, dass sie halb London mitbringt?«, murrte er Bear zu, der direkt neben ihm stand.

»Nae«, erwiderte Munro mürrisch. »Ran sagte etwas davon, dass die Familie seiner Charlotte und ein paar von Winnies Freunden und denen der Hanovers zur Hochzeit kommen würden. Aber nicht diese Horden.« Seine Augenbrauen rückten missmutig zusammen. »Die sind alle so furchtbar … fein. Und zerbrechlich.«

»Aye.« Lachlan blickte einem großen, schmächtigen Burschen in einem Hemd mit extrem hohem Kragen nach, dessen weiche, blonde Haare so sehr glänzten, dass sie wahrscheinlich das Sonnenlicht reflektierten. »Zerbrechlich.«

Was Bear auch sagte, dieser vor Rüschen und Krausen nur so strotzende Haufen schien ihm nicht gerade zu der Sorte Leute zu gehören, die Lord Glengask für eine Freundschaft in Betracht zog, geschweige denn die er in sein Haus eingeladen hätte. Und seiner kleinen Ansprache vor wenigen Augenblicken nach konnte diese Invasion nur auf einem Einfall der jüngsten von den vier MacLawry-Geschwistern beruhen. Lachlans Blick schwenkte zur Seite. Die schwarzhaarige Winnie MacLawry ließ eine Hand um den Arm eines der größeren Kerle gleiten und lächelte, als sie etwas sagte und dabei in Richtung des grau-weißen, lang gestreckten Gebäudes hinter ihnen gestikulierte.

Sie hatte all diese Leute eingeladen – oder zumindest den größten Teil von ihnen. Fühlte sie sich nach nur drei Monaten in England wirklich so fest mit diesen Sassenachs verbunden, dass sie halb London in die Highlands holte? Oder versuchte das Mädchen, das ihm fast zwei Jahrzehnte lang mit ihren Zöpfen und ihren überreich mit Spitze verzierten Röcken hinterhergetippelt war, ihn eifersüchtig zu machen?

Vielleicht schätzte er ihre Bewunderung für ihn ja zu hoch ein, vielleicht aber auch nicht. Sowohl Arran als auch Bear gaben in erster Linie ihm die Schuld an ihrem unerwarteten Ausflug nach London. Wenn ihr ein Paar edle Reitstiefel, die er ihr zum achtzehnten Geburtstag schenkte, Grund genug waren, um fluchtartig ihr Zuhause und ihre Familie zu verlassen, dann war es wohl tatsächlich seine Schuld, auch wenn er solch eine Reaktion ziemlich albern und übertrieben dramatisch fand. Sie hatte sich geärgert und war wieder nach Hause zurückgekehrt. Ansonsten hatte sich nichts geändert, abgesehen von der Art und Weise, wie sie redete, offensichtlich.

»Ich hoffe, wir müssen uns nicht sämtliche Namen merken«, brummte Bear.

»Das da sind nicht nur Männer, Bear«, machte er seinem Freund mit einem flüchtigen Lächeln klar. »Und wir sind zwei stramme Junggesellen, die nichts zu tun haben, während sie auf die Hochzeit deines Bruders warten.«

»Du bist kein Junggeselle, Lach.«

»Bin ich doch, und das weiß ich deshalb so genau, weil ich nämlich weder eine Frau habe, noch ein Auge auf irgendeine geworfen habe.«

»Schon möglich«, erwiderte sein großer Freund nach kurzem Überlegen, ehe er mit dem Kinn in Richtung seiner Schwester ruckte. »Aber weiß sie das auch?«

»Ach, zum Teufel, Munro. Für eine Ehe braucht es zwei, und auf deine kleine Schwester hatte ich es nie abgesehen. Also hör auf. Schlimm genug, dass sie mir ständig romantische Gedichte schreibt. Fang du nicht auch noch wieder damit an.«

»Sie schreibt dir also immer noch Gedichte?«, fragte Arran, als er mit seiner frisch gebackenen Braut Mary am Arm zu ihnen trat.

»Nae. Für so etwas hatte sie wahrscheinlich vor lauter Einkaufsbummeln in London keine Zeit mehr. Du weißt doch, dass sie vor ein paar Wochen damit aufgehört hat.« Tatsächlich hatte es sich anfangs etwas seltsam angefühlt, als der sonst täglich auf ihn wartende, eng beschriebene Brief, in dem sie ihm alles über ihre ersten Tage in London berichtet hatte, plötzlich ausblieb. Durch diese Briefe hatte er fast schon das Gefühl gehabt, selbst dort zu sein, bei ihr. Natürlich hatte er nie zurückgeschrieben, da den Argusaugen ihrer Brüder nichts verborgen blieb und er nicht bereit war, sich in irgendeiner Form festnageln zu lassen, nur weil er nett sein wollte. Und darum war er regelrecht erleichtert gewesen, als sie das Schreiben einstellte. Dieselbe Erleichterung hatte er vor wenigen Minuten gespürt, als sie beim Aussteigen aus der Kutsche davon abgesehen hatte, ihm um den Hals zu fallen.

»Dann bist du wohl tatsächlich noch Junggeselle«, folgerte Arran, wobei er ihm einen Klaps auf die Schulter gab. »Vergiss nur nicht, dass Ranulf in den kommenden Tagen genau das Sassenach-Mädchen heiraten wird, das ihm in London als Erstes über den Weg lief. Du willst doch sicher nicht, dass dir dasselbe passiert.«

»Hm«, warf Mary nachdenklich ein, wobei sie sich an seiner Schulter anlehnte. »War es nicht so, dass du beim Anblick der ersten Highlanderin, die dir in London begegnete, in Ohnmacht gefallen bist? Und war sie nicht ausgerechnet eine Campbell?«

»Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen«, widersprach ihr der mittlere MacLawry-Bruder grinsend. Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. »Wenn ich dich sehe, bleibt mir nur einfach das Herz stehen.«

Sie berührte zärtlich seine linke Schulter. »Ich habe gesehen, wie du niedergeschossen wurdest, Arran«, sagte sie leise. »Also mach bitte keine Scherze über dein Herz.«

»Ooh«, sagte Bear mit gespielter Rührung. »Ihr zwei treibt mir die Tränen in die Augen. Komm, Lach. Lass uns diese zauberhaften, zarten Wesen begrüßen gehen.«

»Aber benehmt euch. Und keine Einschüchterungsversuche, Bear.«

Die Ermahnung hätte sie sich sparen können, denn Lachlan hatte ohnehin nicht vor, in die Fänge eines fremden Mädchens zu geraten, das wahrscheinlich von der ersten steifen Brise umgeweht wurde und sich womöglich väterlicherseits oder sonst wie als eine Verwandte der MacDonalds entpuppte. Trotzdem, die jüngere Schwester der Verlobten von Glengask war alles andere als ein hässliches Ding. Und gegen ihre Blutlinie hatte Ranulf, wie man sah, nichts einzuwenden. Was spräche also gegen eine kurze Liebelei?

»Sagt hinterher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, Jungs«, rief Arran ihnen nach.

Bis zu dem Zeitpunkt, wo alle – ob Gäste oder Diener – ihr Schlafzimmer gefunden hatten und mit dem eigenen Gepäck wiedervereint waren, war es Lachlan gelungen, ihre Gesamtzahl grob zu erfassen – wobei ihm die überaus feine Kleidung der Dienerschaft die richtige Zuordnung allerdings erschwerte. Sieben junge Herren, fünf junge Damen, vier Hanovers, bestehend aus Lord und Lady Hest sowie ihren beiden Töchtern, und siebzehn Bedienstete einschließlich des englischen Kammerdieners mit dem Namen Ginger, den der Marquis of Glengask in seine Dienste genommen hatte. Zum allerersten Mal in der Geschichte des Machtzentrums der MacLawrys waren die Schotten den Sassenachs zahlenmäßig unterlegen.

Lachlan war nicht überrascht, als Glengask sich in der Bibliothek, in die er sich mit einem Glas Whisky zurückgezogen hatte, zu ihm gesellte. Schon möglich, dass Bear Gefallen an dem geräuschvollen Chaos fand, doch Lachlan bevorzugte Unterhaltungen, bei denen er nicht raten musste, was sein Gesprächspartner sagte. »Hörst du das?«, fragte er von seinem Sessel bei dem niedrigen Feuer aus. »Die Wände vibrieren förmlich vor lauter Lärm. Vor mehr als dem üblichen Lärm, meine ich.«

»Aye.« Ranulf schenkte sich ebenfalls einen Whisky ein und ließ sich dann in dem gegenüberliegenden Sessel nieder. »Und die Hälfte der MacLawrys, die draußen beim See begraben sind, wirft sich so unruhig hin und her, dass das Moor schon brodelt und jeden Moment ganz Glengask verschlingen könnte.«

Mit einem Glucksen blickte Lachlan in Richtung der geschlossenen Tür. »War diese Invasion deine Idee oder Winnies, wenn ich fragen darf?«

»Die Hochzeit in den Highlands abzuhalten, war meine Idee«, erwiderte der Marquis. »Aber weil ich schon vorgeritten bin, musste ich die Gästeliste Rowena anvertrauen.« Darauf ging er zwar nicht näher ein, aber Lachlan wusste auch so, dass Ranulf – nur von einem Stallknecht sowie einem seiner beiden Wolfshunde begleitet – nach Norden geprescht war und Gretna Green gerade rechtzeitig erreicht hatte, bevor Arran und Mary Schlimmeres geschehen und ein offener Krieg zwischen den MacLawrys und Campbells entbrannt war.

»Sie sind alle so durch und durch … englisch«, fuhr Lachlan fort.

»Ja, das sind sie. Und sie erwarten, hier bei uns einen englischen Haushalt vorzufinden. Und das sind wir zweifellos nicht.« Ranulf rutschte an die Sesselkante vor. »Ich möchte, dass sie einen Eindruck von der Gastfreundlichkeit der Highlander bekommen, ohne dass wir uns dabei blamieren. Darum brauche ich ein paar von deinen Dienern.«

Die Bitte überraschte Lachlan zwar nicht, doch dass der Marquis sie höchstpersönlich an ihn herantrug, war in der Tat ungewöhnlich. Ganz gleich, wie sich die Dinge im Süden entwickelten, hier oben, nördlich von Fort William, war Glengasks Wort Gesetz. Sein Clan zählte die meisten Mitglieder – und besaß die größte einsatzbereite Armee – der ganzen Highlands. So etwas Triviales, wie um Diener zu bitten, passte nicht zu ihm. »Wen auch immer du brauchst«, erwiderte Lachlan.

»Danke. Ich werde zwar ein paar Köchinnen im Dorf anheuern und noch weitere Stallburschen, aber ich möchte nicht, dass der Junge von Robert, dem Müller, Haggis auf dem Schoß irgendeines Gastes verteilt.«

»Es wäre besser gewesen, Winnie hätte Bescheid gesagt, dass halb Mayfair sie begleiten wird, wenn sie zurückkommt.«

Tiefblaue Augen fixierten ihn abwägend. »Ich glaube nicht, dass sie mich damit überraschen wollte.«

Hm. »Sie schreibt mir doch schon seit Wochen nicht mehr, Ran. Und bei ihrer Ankunft hat sie mir kaum die Hand geschüttelt, so eilig hatte sie es, Arrans Frau und ihre neuen Freunde zu begrüßen.«

»Trotzdem glaube ich, wird es Zeit, dass wir beide uns mal unterhalten, Lachlan.«

Das hörte sich nicht gut an. So wie es aussah, drohte die praktisch seit Winnies Geburt wie ein Damoklesschwert über ihm schwebende Heiratsfalle jetzt zuzuschnappen. Nichts war schlimmer als ein vorbestimmtes Leben. Und so etwas wollte er nicht. »Ran, ich konnte doch nichts dafür, dass sie mir ständig hinterhergerannt ist«, beteuerte er sofort. »Ich habe ihr ganz bestimmt keine Hoffnungen in irgendeiner Form gemacht. Ich meine, Bear, du und Arran, ihr steht mir näher als meine eigenen Cousins, und Geschwister habe ich nicht. Außer euch habe ich niemanden.« Doch nicht einmal das schien zu reichen, um ihn zu beruhigen. »Ihr seid praktisch meine Brüder. Und sie ist meine Schwester.«

»Na, schön.« Ranulf nahm einen langen Schluck von seinem Whisky. »Du bist ein guter Kerl, Lachlan, und ich hätte nichts dagegen, wenn du Rowena den Hof machen wolltest. Aber ich bin froh, dass du dich, was sie betrifft, entschieden hast, weil ich nicht will, dass sie sich Hoffnungen auf etwas macht, wozu es nie kommen wird.« Er leerte sein Glas und erhob sich. »Und darum will ich jetzt aus deinem Munde hören, dass du nicht die Absicht hast, um die Hand meiner Schwester anzuhalten. Denn wenn ich vermeiden will, dass sie irgendeinen verflixten englischen Lord mit einem Landgut am anderen Ende des Königreichs heiratet, muss ich mir schleunigst etwas einfallen lassen.«

Lachlan erhob sich ebenfalls. »Ich habe nicht die Absicht, um Winnies Hand anzuhalten«, erklärte er laut und deutlich, wobei er sich fragte, ob es schon immer so einfach gewesen wäre, dem zu entrinnen, was ihm unausweichlich schien. Vermutlich war es nicht so, aber er hatte nicht vor, sich diese einmalige Chance entgehen zu lassen. »Für mich ist sie bereits Familie.«

»Für dich mag sie ja deine Schwester sein, aber ich kann dir versichern, dass sie dich nie nur als Bruder betrachtet hat. Nie. Aber da mische ich mich nicht ein.« Mit einem schweren Nicken ging Glengask zur Tür. »Ich werd’s ihr sagen. Um jegliches Missverständnis auszuschließen.«

»Ich sag’s ihr«, widersprach Lachlan, obwohl er nicht so genau wusste, warum er das Bedürfnis verspürte, dies selbst zu übernehmen. Im Allgemeinen setzte er alles daran, um hysterischen Anfällen und Tränen von Frauen zu entgehen. »Mir wird sie glauben. Hoffe ich.«

»Dann sorg dafür, dass sie es auch wirklich tut. Und zwar heute noch, wenn du so nett wärst. Ich möchte nämlich jedwede dummen Einfälle auf ein Minimum beschränken.«

»In Ordnung.« Lachlan verharrte kurz, ehe er sein Glas abstellte und sich über die Schulter hinweg zu dem Marquis umsah. »Im Grunde genommen habe ich ihr das schon früher gesagt.«

»Nae. Du hast immer nur um den heißen Brei herumgeredet. Sag es ihr klar und deutlich und erspar uns damit wer weiß welchen Unfug.« Glengasks Schultern hoben und senkten sich. »Und Kummer.«

Nachdem Glengask in das Tohuwabohu des übrigen Hauses zurückgekehrt war, trank Lachlan noch in Ruhe seinen Whisky aus. Seiner Ansicht nach hatte er es im Laufe der Jahre deutlich genug gemacht, dass er nie … romantische Gefühle für den kleinen Wurm aufbringen konnte, der ihm von dem Tag an wie ein anhängliches Hündchen an den Fersen geklebt hatte, als seine krummen Beinchen es trugen.

Nach seiner Einschätzung war ihm dieser Tanz am Rande des Abgrunds auf geradezu meisterliche Art und Weise gelungen, indem er ihre mädchenhaften Avancen zurückgewiesen und gleichzeitig darauf geachtet hatte, ihr nicht das Herz zu brechen. Anscheinend jedoch wusste niemand seine subtile Vorgehensweise zu schätzen – andererseits waren Subtilitäten im Clan MacLawry noch nie das Mittel erster Wahl gewesen.

Doch jetzt – und das zum ersten Mal – hatte er das Gefühl, frei über seine Zukunft bestimmen zu können. Ein schon an Trunkenheit grenzendes Gefühl. Niemand erwartete mehr etwas von ihm. Besser gesagt, fast niemand. Ranulf erwartete noch etwas. Eine Sache. Lachlan blies den Atem aus. Besser, er brachte es sofort hinter sich. Hoffentlich brach sie dabei nicht in Tränen aus. Das Letzte, was er wollte, war, von Bear in Stücke gerissen zu werden, weil er die kleine Schwester des Granitfelsens zum Weinen gebracht hatte.

Er fand Winnie in einem der oben gelegenen Wohnzimmer. Sie hatte sich umgezogen und steckte jetzt in einem hübschen creme-blauen Kleid, obwohl er nichts an jenem auszusetzen gehabt hatte, mit dem sie hier angekommen war. Allerdings benahm sie sich wie eine Engländerin, und die Sassenachs waren bekannt dafür, ihre Kleidung häufiger zu wechseln, als ein Reh die Ohren spitzte.

Sie saß inmitten der aufgeregten Schar ihrer neuen Freunde, die gerade im Chor über etwas lachten, was der große Kerl mit den goldglänzenden Haaren zum Besten gegeben hatte. Lachlan erinnerte sich nicht an seinen Namen, doch er bezweifelte sehr, dass der schmächtige Bursche einen Baumstamm auch nur hochheben, geschweige denn werfen konnte.

»Könnte ich dich wohl kurz sprechen, Winnie?«, fragte er, verwundert, dass er sich plötzlich so … unbehaglich fühlte. Zwar hatte er in diesem Haus fast genauso viel Zeit verbracht wie in seinem eigenen, aber jetzt, da es voll war mit all diesen Leuten, erfüllt war von all den Geräuschen und Düften, die sie mitbrachten, schaffte er es nicht, das Gefühl abzuschütteln, nicht mehr hierher zu gehören.

»Gewiss doch, Lord Gray«, erwiderte Winnie heiter, während sie sich erhob. »Jane, sorg dafür, dass Lord Samston nicht die nächste Geschichte beginnt, bevor ich zurück bin.« Sie bedachte den goldhaarigen Mann am Fenster mit einem kecken Lächeln.

»Das würde mir nicht im Traum einfallen, Lady Rowena«, entgegnete er und machte eine Verbeugung, die wahrscheinlich selbst bei Hofe als ausgefallen gegolten hätte.

Lachlan folgte Winnie in den Wintergarten am Ende des Flures. Ein paar hölzerne Bänke und Stühle mischten sich unter die Töpfe mit Rosen und Lilien, Pflanzen, zu empfindlich für das wechselhafte Wetter in den Highlands. »Diese Horde ist wie die Affenbande einer Menagerie«, stellte er mit einem schwachen Lächeln fest. »Alle reden gleichzeitig und versuchen, sich beim Leithammel einzuschmeicheln.«

»Und wen meinst du mit … Leithammel?« Winnie spazierte zu einem der großen, nach Süden ausgerichteten Fenster.

»Dieser Lord Samston. Wenn er redet, halten alle anderen den Mund.«

»Sehr gut beobachtet«, erwiderte sie. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken ans Fenster und verschränkte die Arme vor der Brust. »Doch angesichts der Tatsache, dass er dir als Earl of Samston vorgestellt wurde, wusstest du dies ja bereits.«

»Nae«, entgegnete Lachlan, obwohl ihm bewusst war, dass er lieber zur Sache kommen sollte, anstatt Winnie zu provozieren. Er hatte sie jedoch ihr Leben lang geneckt und im Gegensatz zu den zimperlichen Burschen am anderen Ende des Flurs keine Angst vor ihrem Temperament. »Um seine Stellung geht es gar nicht. Zumindest nicht nur. Samston ist jemand, den man im Auge behalten muss.«

»Das werde ich mir merken.« Sie zog eine ihrer zarten Augenbrauen hoch. »Zum Glück ist er ein rechter Augenschmaus.«

»Augenschmaus? Dieser Geck? Der ist doch eher eine Qual für die Augen.«

Winnie legte den Kopf schräg. »Ich muss gestehen, jetzt verwirrst du mich, Lachlan. Weshalb wolltest du mit mir sprechen? Um mir mitzuteilen, dass Lord Samston sehr mächtig ist, oder dass sein Anblick eine Qual für die Augen ist?«

»Weder noch. Außerdem weiß ich noch immer nicht, warum du meinst, wie eine Sassenach reden zu müssen«, sagte er missmutig. »In London kannst du den Leuten ja etwas vormachen, aber jetzt bist du wieder zu Hause.«

Sie wandte ihm den Rücken zu, scheinbar um zu den schroffen Berggipfeln um sie herum zu blicken. »Darüber also möchtest du mit mir sprechen? Dass dir die Art und Weise, wie ich rede, nicht gefällt? Ich wüsste nicht, was dich das anginge.«

»Wahrscheinlich nichts. Und nae, auch darüber wollte ich nicht mit dir sprechen.«

»Dann sag mir, was du willst, damit ich meinen Pflichten als Gastgeberin wieder nachkommen kann.«

Die Stirn in Falten gelegt, starrte Lachlan sie und ihren mit eleganten Locken frisierten Hinterkopf an. Vor ein paar Monaten noch hätte Winnie MacLawry nichts unversucht gelassen, um zu verhindern, dass er sich einem Gespräch entzog. Einmal hatte sie ihm sogar einen verstauchten Knöchel vorgespielt, um von ihm von Loch Shinaig aus nach Hause getragen zu werden. Als er jedoch den Stallburschen Donald dazu aufgefordert hatte, dies zu übernehmen, hatte ihr Fuß eine spontane Wunderheilung erfahren.

Aber darum ging es hier jetzt nicht. Und je eher er ihr ihre Absichten – besser gesagt, das Fehlen selbiger – klar machen konnte, desto eher brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen, in eine Heiratsfalle oder Ähnliches zu tappen, nur weil Ranulf nicht in der Lage war, seiner kleinen Schwester einen Herzenswunsch abzuschlagen.

Er holte tief Luft. »Würdest du mich bitte ansehen?«

Sie atmete, wie er deutlich sehen konnte, tief durch und drehte sich wieder um. »Das klingt jetzt aber ernst«, sagte sie laut und mit einem Rest von Unmut in der Miene. Unmut über ihn – was an sich schon ungewöhnlich war.

»Ich weiß, dass ein Platz in deinem Herzen schon seit Langem … gewissen Zielen gehört, Winnie, und mir ist klar, dass ich einer der Gründe für deinen unangekündigten Ausflug nach London war – weil ich sehen sollte, dass du kein kleines Mädchen mehr bist, sondern eine junge Dame.«

»Du brau–«

»Doch was auch immer du versuchst, es hat keinen Zweck, Winnie«, fuhr er ungeachtet ihrer Unterbrechung fort. »Ich werde immer das in dir sehen, was du bist, und das ist der kleine Wurm mit den zerschrammten Knien, dem ich das Angeln beigebracht habe. Was ich damit sagen will, Winnie, ist, dass ich nicht vorhabe, dich zu heiraten. Nie. Was du dir auch ausgedacht haben magst, spar dir die Mühe. Hab Spaß mit deinen Freunden, hilf Lady Charlotte bei den Vorbereitungen für ihre Hochzeit, aber erwarte nicht, dass je etwas Ernsteres aus uns beiden wird. Hast du das begriffen?«

Lange Sekunden sah sie ihn schweigend an, während er darauf wartete, Tränen aus ihren hübschen blauen Augen quellen zu sehen. Bear würde vermutlich versuchen, ihn sich deshalb zur Brust zu nehmen, doch Ranulf hatte ihm das hier quasi befohlen. Es war nicht unbedingt so, dass er sie weinen sehen wollte.

Doch Winnie lächelte, ehe sie plötzlich gluckste. »Oje«, gelang es ihr zu sagen.

Also, nach einem gebrochenen Herzen hörte sich das nicht an. Lachlan runzelte die Stirn, bevor er sich bewusst machen konnte, dass er doch froh über ihre Reaktion sein sollte. »Was ist so verdammt lustig?«

»Du hast so ernst ausgesehen. Es tut mir leid«, erwiderte sie. »Armer Lachlan. Wie viel Angst musst du jedes Mal gehabt haben, wenn du mich kommen sahst.«

»Nae. Ich hatte keine Angst vor dir. Und die habe ich auch jetzt nicht. Ich möchte nur, dass du weißt, dass es nie eine Hochzeit zwischen uns geben wird.«

»Natürlich habe ich das begriffen. Du warst lediglich der Schwarm meiner Kindheit. Und ein Kind bin ich ganz gewiss nicht mehr.«

Das war nun wirklich nicht das, was er erwartet hatte. »Du bist gerade einmal drei Monate weg gewesen. Zeit genug, um deine Sprache zu verändern, aber dein Herz? Das geht, glaube ich, nicht so schnell.«

»Nun verwirrst du mich schon wieder. Bist du etwa eifersüchtig, weil mir klar geworden ist, was ich will, und dass nicht du es bist?«

»Ich glaube nur einfach nicht, dass du tatsächlich meinst, was du da sagst.«

»Ach, Unsinn. Bis vor drei Monaten habe ich kaum ein Wort gewechselt mit einem Mann, der nicht mein Bruder war. Außer mit euch vieren habe ich nie mit jemandem getanzt, und ohne eure Erlaubnis hat sich mir keiner je genähert. Und daher tut es mir leid, dass ich dir so hartnäckig nachgestellt habe. Doch dafür kannst du mir kaum die Schuld geben.«

»Ich gebe dir für gar nichts die Schuld. Ich möchte nur, dass es keine Missverständnisse zwischen uns gibt.«

»Gibt es nicht. Und darum wäre jedes weitere Wort auch überflüssig. Meine Zeit in London hat mir die Augen geöffnet«, erwiderte sie noch immer vollkommen ruhig. »Ich habe dir geschrieben und nie eine Antwort von dir erhalten. Solange ich denken kann, habe ich dich um Blumen, Tänze und Poesie gebeten, wozu du dich jedoch nicht bewegen ließest. Nicht ein einziges Mal.« Sie trat vor und legte eine Hand an seinen Arm. »Ich will dich nicht mehr. Du stiehlst mir nur meine Zeit.«

Dann kam sie auf die Zehen hoch und drückte ihm einen Kuss auf die Wange – in schwesterlicher Manier. »Trotzdem danke, dass du mir gezeigt hast, welche Sorte Mann ich auf gar keinen Fall will. Diese Lektion habe ich mir gemerkt.« Und damit spazierte sie mit einem leisen Summen auf den Lippen an ihm vorbei und verließ den Raum.

Lachlan stand eine Zeit lang wie angewurzelt da, während er versuchte, das Schwirren in seinem Schädel in den Griff zu bekommen. Was zum Teufel? Fast achtzehn Jahre lang hatte sie wie eine Klette an ihm gehangen, und jetzt stahl er ihr ihre Zeit? Ha. Der Tag, an dem er einer Frau – und da konnte er aufzählen, wen er wollte – nicht mehr geben konnte, was sie glücklich machte, war der Tag, an dem er sich freiwillig Steine um den Leib band und in Loch Shinaig sprang.

Er hatte Winnie MacLawry doch nicht nachgestellt, also was erwartete sie? Das war einfach lächerlich. Sie war ihm hinterhergelaufen, hatte dann ihre Meinung geändert und glaubte nun, ihn deswegen beleidigen zu können? Er hatte nichts falsch gemacht. Er hatte verdammt noch mal gar nichts gemacht. Zumindest nicht bewusst. Hätte er sie haben wollen, hätte er sie bekommen, und das war’s.

Aber zu sagen, dass er nicht die Sorte Mann war, die sie wollte – das kränkte ihn. Er war nicht weniger fein und charmant als jeder dieser Taugenichtse da hinten im Wohnzimmer, die mit affig abgespreiztem Finger Tee tranken. Er war zwar vielleicht kein Earl, aber immerhin ein verflixter Viscount. Jede Wette, dass sich diese hübschen, zerbrechlichen Sassenach-Mädchen alle entzückt zeigen würden, wenn er ihnen seine Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. Ha, sie würde schon sehen.

Und all das von einem kleinen Mädchen mit Kletten in den Haaren. Sollte sie ruhig die Erwachsene spielen, aber vielleicht beschloss er ja noch, ihr zu zeigen, dass dies kein Spiel für Kinder war. »Jetzt bist zu weit gegangen, meine Liebe«, schimpfte er vor sich hin. »Du solltest besser nicht den Fehdehandschuh werfen, ehe du alt genug bist, um auch mit den Konsequenzen zu leben. Wir werden ja sehen, wer es hier wert ist, dass man ihn beziehungsweise sie will. Und besitzt.« Und dabei sprach er nicht von ihr. Doch das würde sie schon noch merken.

2

»Sie sollten heute lieber eine Haube oder einen von den warmen Hüten Ihrer Brüder aufsetzen, M’lady«, sagte Mitchell, die Zofe, während sie eine Haarbürste und die nicht benötigten Haarnadeln in den Frisiertisch räumte. »Das hier ist nicht London. Der Wind hier ist so frisch, dass einem die Ohren abfrieren können.«

»Ich bin in den Highlands aufgewachsen, Mitchell«, erwiderte Rowena, während sie sich ein letztes Mal vor dem bodentiefen Ankleidespiegel drehte, um ihr rot-schwarzes Reitkostüm und den flotten roten Kastorhut zu bewundern, der hoch oben auf ihrer schwarzen Lockenpracht thronte. »Daher bin ich mit dem Wetter hier oben durchaus vertraut.« Sie nahm ihre Reithandschuhe und eilte zur Tür. »Aber ich kann unmöglich eine Haube hierzu tragen, sonst lachen mich die Engländer aus. Und wenn ich mit einem von Bears Schlapphüten ankäme …« Sie zeigte ein übertriebenes Schütteln. »Würde ich das tun, könnte ich auch gleich ins Kloster gehen und allen damit großen Verdruss ersparen.«

»Die Heiratschancen keiner Frau haben sich je wegen eines Hutes zerschlagen«, blieb die Zofe hartnäckig.

»Bisher vielleicht nicht. Aber ich will auf keinen Fall die Erste sein, der so etwas passiert.«

»Dann stehe uns bei, oh heilige Brigida.«

Rowena verließ ihr Schlafzimmer und stieg ins Erdgeschoss hinab. Um sie herum war das ganze Haus bereits auf den Beinen, und sie musste lächeln, als sie das Summen eines der Dienstmädchen hörte, das irgendwo in den oberen Räumen dabei war, die Vorhänge zu öffnen und die für den Morgen verlassenen Zimmer zu reinigen. Glengask war stets ein recht lauter und lebhafter Ort gewesen, wo zahlreiche Chieftains, Verbündete, Kleinbauern, Dudelsackspieler und verschiedene Männer ein und aus gingen, die sie für Lakaien gehalten hatte, bis ihr irgendwann klar geworden war, dass es sich um Highland-Krieger handelte, Mitglieder des Clans MacLawry, herbestellt von Ranulf, um ihm dabei zu helfen, seine Familie zu bewachen. Sie zu beschützen.

Dass der alte, festungsähnliche Ort heute nur so dröhnte und bebte vor lauter Geräuschen, die von zusätzlichen zwei Dutzend Herren, Damen und Dienern stammten – allesamt Sassenachs –, dafür hatte Rowena gesorgt. Und so verstimmt ihre Brüder deshalb auch sein mochten, freundschaftliche Bande mit Engländern zu knüpfen, konnte ihnen nur zum Vorteil gereichen. Besser noch befänden sie sogar womöglich jenen Mann für gut, auf den ihre Wahl bei der Suche nach einem Ehemann fiele. Immerhin konnten ihre Brüder Lachlan nicht mehr protegieren – und wenn doch, würde sie ihnen die Augen öffnen. Warum es ihm ein Bedürfnis gewesen war, sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie nicht zusammenpassten, wusste sie nicht, schließlich war ihr das bereits vor Monaten klar geworden. Außerdem hatte er offensichtlich nie romantische Gefühle für sie gehegt, und seien sie noch so gering gewesen.

Sie hatte die lange, von zahlreichen Porträts gesäumte Halle schon halb durchschritten, als sie von der Seite her von einer starken Hand an der Schulter gepackt und in die Waffenkammer gerissen wurde. »Was zum –?«

»Dir ist doch wohl klar, dass du uns förmlich wie aus dem Hinterhalt überfallen hast«, murrte Bear, wobei er sie losließ. In seiner linken Hand hielt er ein Breitschwert, und nach den Kerben in dem Baumstumpf zu urteilen, den sie während ihrer Abwesenheit irgendwie in den Raum bugsiert hatten, ärgerte er sich über etwas. Über sie, so wie es aussah.

»Ranulf war drei Tage vor uns wieder hier«, erwiderte sie, wobei sie den Ärmel ihres neuen Kostüms glatt strich. »Und da wir auf sein Geheiß packen und ihm nach Hause folgen mussten, kannst du ihm die Schuld geben.« Dann sah sie ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen an. »Oder Arran. Schließlich war er derjenige, der gar nicht schnell genug in den Norden kommen konnte, ganze drei Wochen vor dem Saisonende.«

»Versuch nicht, die Geschichte zu verdrehen, piuthar. Es war nicht Ran, der die Hälfte aller Mayfair-Modepüppchen nach Glengask eingeladen hat. Das warst ganz allein du.«

»Ja, das war ich.«

»Ha! Du gibst es also zu.«

Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Weißt du eigentlich, wie man unverheiratete Frauen nennt, die in deinem Alter sind?«

Er legte den Kopf schräg, wobei ihm eine Strähne seines viel zu langen schwarzen Haars quer vor eines seiner graugrünen Augen fiel. »Hm. Verzweifelt?«, fragte er.

»Ja, das auch. Aber man nennt sie auch ›alte Jungfern‹ und bezeichnet sie als ›sitzengeblieben‹. Dabei bist du nur sechs Jahre älter als ich, Munro.«

»Mach dir keine Sorgen, Winnie. Lachlan wird schon noch begrei–«

»Lachlan MacTier hat nicht die Absicht, mich zu heiraten«, schnitt sie ihm das Wort ab, ohne sein verdutztes Gesicht zu beachten. »Ja, ich weiß, wir sind alle vom Gegenteil ausgegangen, Lachlan aber nicht. Und es zwar ziemlich dumm von mir zu glauben, dass er mich heiraten würde, wenn ich es mir nur ganz fest wünsche.«

»Dann werde ich mal mit ihm reden.«

Das wäre eine Katastrophe. »Das habe ich bereits. Vielmehr ist er zu mir gekommen, um mir zu sagen, dass ich nur meine Zeit verschwende, weil wir nie ein Paar würden.« Noch immer selbst etwas überrascht davon, wie gut sie diese Information aufgenommen hatte, zuckte sie mit den Achseln. Es war offensichtlich doch möglich, einen zeitlebens gehegten Traum zu begraben, als sei er vollkommen bedeutungslos. Denn dieser Traum war sowohl ausgeträumt als auch begraben. »Und komm bloß nicht auf die Idee, ihn dir wegen seiner ehrlichen Worte vorzuknöpfen.«

»Du scheinst die Nachricht ja erstaunlich gut zu verkraften«, stellte der ihr vom Alter her nächste Bruder fest, während er nachdenklich in ihrer Miene forschte.

»Ich habe ihn mir schon eine Woche nach meinem Weggang von hier aus dem Kopf geschlagen«, erwiderte sie. »Ich bin eine vornehme junge Dame, Bear, und ich habe Besseres zu tun, als einem Mann nachzutrauern, der zu … dumm ist, um mich zu schätzen zu wissen.« Sie drehte sich einmal in ihrem schmucken Kostüm im Kreis. »Er hatte seine Chance, und da es ihm völlig an Leidenschaft und einem gewissen Sinn für Romantik mangelt, bin ich froh, dass jetzt niemand mehr meint, mich zu etwas bewegen zu müssen, was mir in Zeiten, als ich noch an Einhörner glaubte, irgendwie logisch erschien.«

Genau das hatte sie sich schon viele Male gesagt, und je öfter sie es wiederholte, je stärker sie sich daran erinnerte, wie wenig Lachlan immer für sie übrig gehabt hatte, desto mehr ergab die ganze Sache einen Sinn. Und diese Erkenntnis jetzt laut ausgesprochen zu haben, markierte das offizielle Ende der Geschichte von Lachlan und Rowena, das Ende eines Märchens über ein naives junges Mädchen, das erwachsen geworden und zu der Erkenntnis gelangt war, dass ihr Prinz in Wahrheit nichts weiter als ein ausgemachter Holzkopf war.

Bear betrachtete sie für lange Sekunden. »Dann sind diese Modenarren also hier, um von dir begutachtet zu werden?«, fragte er schließlich. »Du würdest tatsächlich einen Sassenach heiraten, der dich aus den Highlands wegbringt?«

Genau das war einer der Punkte, die ihr zu schaffen machten. So sehr sie sich vor drei Monaten auch danach gesehnt hatte, Glengask zu entfliehen, so satt sie die festgefahrenen Gewohnheiten und Denkmuster hier hatte, und so kultiviert sie sich mit ihrer gepflegten Sprache und ihrer feinen Pariser Garderobe auch fühlte, sie würde ihre Brüder vermissen. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie ehrlichen Herzens. »Der Liebe wegen vermutlich ja.«

Er fluchte auf Gälisch. »Das gefällt mir nicht«, gestand er überflüssigerweise. »Bist du sicher, dass du diese Gecken nicht nur eingeladen hast, um Lachlans Aufmerksamkeit zu erringen?«

»Um Himmels willen, Bear. Sei nicht albern!« Vielleicht wollte sie Lord Gray tatsächlich ein kleines bisschen zeigen, dass andere Männer sich für sie interessierten, aber das war nur ihrem Stolz gezollt. »Jeder dieser Leute stellte einen möglichen Verbündeten für Ranulf dar. Man schleppt einen Aristokraten doch nicht tausend Meilen durch die Lande, nur um jemanden eifersüchtig zu machen; das hätte sicher Konsequenzen. Und warum sollte ich neben Freunden obendrein Freundinnen einladen, falls es mir nur um die Aufmerksamkeit eines Mannes ginge?«

»Ich schätze, das wird sich noch zeigen.« Er sah über ihre Schulter hinweg in die Tiefen des Hauses. »Das heißt dann wohl, dass all die jungen Damen für uns bleiben, nicht wahr?«

Bei dieser Frage erschienen Falten auf ihrer Stirn. »Das sind meine Freundinnen. Mein Versuch, Jane Hanover mit Arran zusammenzubringen, wurde zu einer sehr unerfreulichen Erfahrung für sie. Brich du ihr nicht auch noch das Herz.« Sie musterte ihn mit wachsendem Argwohn und Nervosität. »Ich dachte, du hättest Bethia Peterkin umworben.«

Er zuckte die Achseln, während ein Grinsen auf seinem Gesicht erschien. »Umworben und gewonnen, Winnie. Ein Mann sucht stets nach neuem Land, das er erobern kann.«

»Dann befriedige deine Eroberungslust woanders. Pass aber auf, keinen neuen Krieg anzuzetteln; Ranulf hat den letzten gerade erst beendet.«

»Aye, mit der Folge, dass Arran jetzt mit einer Campbell verheiratet ist.« Er schüttelte seinen zotteligen Kopf. »Eine Campbell, auf Glengask. Und nett ist sie auch noch. Sind schon verrückte Zeiten, in denen wir da leben, soviel steht fest.«

Darin stimmte sie durchaus mit ihm überein. »Wenn du damit fertig bist, mir Vorträge zu halten, reite ich jetzt mit meinen Freunden aus.«

Bear schnaubte. »Wenn ihr nicht tunlichst im Schritt reitet, sind diese englischen Ponys am Ende des Tages tot. Aber immerhin haben wir dann frisches Fleisch fürs Abendessen.«

Rowena konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Das reicht, Bear. Die Mehrheit der Sassenachs hält uns ohnehin schon für Teufel und Barbaren. Wenn sie dich davon reden hören, dass du ihre Pferde zu verspeisen gedenkst, fliehen sie noch Hals über Kopf in die Wildnis.«

Als sie sich zum Gehen wandte, packte er seine Schwester bei der Hand und drehte sie noch einmal zu sich um. »Dann bist du wohl doch noch eine Highlanderin. Freut mich, das zu wissen.«

Ehe sich womöglich ein weiteres Gespräch oder gar ein Streit aus dieser Bemerkung entwickelte, ließ sie die Waffenkammer und damit die recht beeindruckende Auswahl an Waffen hinter sich. Sie war zwar in den Highlands geboren und aufgewachsen, aber sie hatte dazugelernt. Sie brauchte weder derb noch naiv zu sein oder mit Kletten im Haar umherzulaufen. Rowenas Miene verfinsterte sich. Sie musste wirklich damit aufhören, immer wieder an jenes Gespräch zu denken. Zum einen lag es schon drei Monate zurück, zum anderen hielt es ihr nur vor Augen, wie dumm sie vor Kurzem noch gewesen war.