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Die Abteikirche und heutige Kathedrale von Saint-Denis hat eine lange Geschichte als Grablege der französischen Könige. Schon im Frühmittelalter als Abtei errichtet, wurden Kirche und Grablege in der französischen Revolution geplündert und zerstört. In der Zeit der Restauration erstanden Kirche und Grablege neu und wurden Zeichen des kurzzeitig wiedererstandenen Königtums. Bis heute gilt die Kirche als Symbolort der französischen Monarchie.
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Seitenzahl: 33
1. Kult und Politik an Gräbern
2. Saint-Denis als historische Quelle
3. Die Königsgrablege im Mittelalter
3.1 Der Heilige Dionysius – Zur Gründung der Abtei
3.2 Erste Königsgrablegen in Frankreich
3.3 Konkurrenz von den Zisterziensern – Zur Erneuerung unter Abt Suger
3.4 Ludwig der Heilige als Vollender
4. Saint-Denis in der Frühen Neuzeit
4.1 Eine Grablege in Paris – Ludwig XIV. und der Dôme des Invalides
4.2 Von Verehrung zu Hass – Die Verwüstungen der französischen Revolution
4.3 Gräber und Thron wieder in Besitz nehmen – Die Restauration
5. Politische Bedeutung bis heute
5.1 Saint-Denis im Werk „Sire“ von Jean Raspail
5.2 Royalismus in Politik und Kirche Frankreichs
5.3 Der französische Staatspräsident als Erbe von Krone und Revolution
6. Bleibende politische Bedeutung von Saint-Denis
7. Saint-Denis als Exkursionsziel
8. Literatur
Der Tod und die Beerdigung können etwas Politisches sein. Dies ist auch im Jahr 2011 noch einmal deutlich geworden, als der letzte Kronprinz von Österreich-Ungarn, Otto von Habsburg, starb und in der traditionellen Grabstätte der Habsburger, der Kapuzinergruft in Wien, bestattet wurde und sein Herz in die Abtei Pannonhalma in Ungarn überführt wurde, beides unter großer Beteiligung der Bevölkerung, von Adel, Politik und Klerus, Traditionsverbänden und sogar dem österreichischen Bundesheer.
Eine wesentlich längere Tradition als die Kapuzinergruft in Wien als Königsgrablege der Habsburger (erst seit dem 17. Jahrhundert), hat die Abtei Saint-Denis im Norden von Paris als Bestattungsort der französischen Könige. Die Geschichte Frankreichs in seinen Höhen und Tiefen spiegelt sich im Umgang mit dieser Abtei, von der Gründung im 5. Jahrhundert über das Mittelalter bis zur französischen Revolution und Restauration bis in die Gegenwart.
Die Abtei Saint-Denis hat auch im ostwestfälischen Bereich eine besondere Bedeutung, denn die Reliquien des Heiligen Vitus, des jugendlichen Märtyrers des 3. Jahrhunderts, kamen von Saint-Denis im 9. Jahrhundert in die Abtei Corvey an der Weser und entfalteten von dort aus eine große Verehrung dieses Heiligen, in Ostwestfalen selbst (z.B. in Willebadessen) und darüber hinaus bis nach Prag (Veitsdom). Der Heilige Vitus wurde im Ostfränkischen Reich seit seiner Übertragung nach Corvey 836 zu den Reichsheiligen der sächsischen Kaiser gezählt. Seine Übertragung aus Saint-Denis blieb in bleibender Erinnerung.1
Wie erklärt sich die politische Bedeutung der Königsgrablege von Saint-Denis und welche Folgen hat dies in der Vergangenheit gehabt? Was macht diese Abtei so einzigartig in ihrer Bedeutung und Faszination? Mit diesen Fragen soll sich in dieser Arbeit befasst werden.
In den letzten Jahren sind zur Bedeutung der Abtei in verschiedenen Epochen neuere deutschsprachige Werke erschienen. So beschäftigt sich die Arbeit von Leistenschneider besonders mit den Grabmalen des Mittelalters und Blunk mit denen der Frühen Neuzeit. Schmids umfangreiche Arbeit über das Scare Ludwigs XV. geht immer wieder am Rande auch auf Saint-Denis ein. In den vielfältigen Werken über die Merowinger und Bourbonen wird auch auf die Grablegen eingegangen.
1 Johannes Flore u. Hans-Jürgen Brandt: Der Kirchen- und Stadtpatron St. Vitus. Heiliger Europas – Schützer der Heimat, in: Willebadessen gestern und heute. Beiträge zur Geschichte von Kloster, Stadt und Pfarrgemeinde aus Anlaß der Klostergründung vor 850 Jahren (Hg. Karl Hengst und Heinrich Müller), Paderborn 1999, S. 220-225.
Die Abtei-Kirche von Saint-Denis ist einer der frühen Kirchenbauten im westfränkischen Bereich, die bei aller Veränderung und Zerstörung eine noch immer in kirchlicher Verwendung stehende Kirche ist. Sie markiert den Begräbnisort des Hl. Dionysius und ist über viele Jahrhunderte französische Königsgrablege gewesen. Sie gilt als einer der ersten gotischen Kirchenbauten.
Primärquelle ist sie im heutigen Zustand vor allem und im strengsten Sinne für das Traditionsverständnis Ludwigs XVIII. in der Zeit der Restauration. Im weiteren Sinne auch für die Absichten Abts Suger in der Anfangszeit der Gotik, seiner Abtei wieder neue Bedeutung zu geben und für die Zeit der Monarchie als beständige Grablege.