Die Bahn im Tal - Frank Rebitschek - E-Book

Die Bahn im Tal E-Book

Frank Rebitschek

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Beschreibung

Wie überall auf der Welt geschehen auch im Kyffhäuserkreis in Nordthüringen Verbrechen. Der Kommissar im Ruhestand Helmut Bauch hat hier über dreißig Dienstjahre mit der Aufklärung von Fällen verbracht. Plötzlich holt ihn die Vergangenheit ein. Eine Jugendliebe bringt ihn in Gewissenskonflikte. Und immer wieder spielt die Eisenbahn im Unstruttal eine Rolle. Nach den Kyffhäuserkrimis "Wolfsalarm", "Feuerreiter", "Haldenblut", "SOKO Winckelmann" und "Die Bauernkrieger" legt Frank Rebitschek mit "Die Bahn im Tal" den sechsten Band der Kyffhäuserkrimis auf.

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Seitenzahl: 237

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Für Krimileser und Freunde der Eisenbahn

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog

Im Büro

Evelyne

Im Keller

Die Winterbahn

Gartenlaube

Besuch

Der Brief

Denkerstuhl

Simon

Unter dem Fernsehturm

Das Krokodil im Schlossteich

Dienstbesprechung

Gartenschlafzimmer

Durchsuchung

Harzquerbahn

Rechtsmedizin Jena

Der Ball

Der Stick

Zwei Fälle für Zwei

Dieter Schütze

Der Muldenkipper

Autobahnpolizei

Wohnung Schröter

Pflegeheim

Der Kochtopf

Frida

Der Deckel

Der Plan

Käthe Gürtler

Tierpark Memleben

Observation

BRUVO

Eisleben

Noch einmal Denkerstuhl

Büro Nordhausen

Die Brücke

Der Flug

Notaufnahme

Finale Roland

Vernehmung

Das Geschenk

Epilog

Vorwort

Eigentlich sollte es diesen Krimi gar nicht geben, denn Polizeihauptkommissar Helmut Bauch hat seinen Dienst längst quittiert. In seinem kleinen Haus in Roßleben genießt er den wohlverdienten Ruhestand. Dutzende grausamer Straftaten wurden mit seiner Hilfe im Unstruttal aufgeklärt. Seit zwei Jahren geht das Leben wieder einen geruhsameren Gang, was nicht bedeutet, dass keine Verbrechen geschehen. Aber die Arbeit wird von Kommissar Volker Spiegel und seinem Mitarbeiter Ralf Jantzen, der inzwischen von der Spurensicherung zur Mordkommission gewechselt ist, hervorragend geleistet.

Schließlich ereignet sich ein Verbrechen, das einen pensionierten Kommissar nicht unberührt lässt, weil es zu seiner persönlichen Geschichte gehört. Man braucht seine Hilfe noch einmal.

Prolog

Der Reiher

Roßleben, 11. September Mit schwerem Flügelschlag schwingt sich der Reiher an der Schleuse Schönewerda in die Luft. Radwanderer, vielleicht die letzten der Saison, haben ihn aufgescheucht. Gerade wollte er nach einem Fisch stoßen. Sie bremsen, als er vor ihnen in die Höhe steigt.

»Schau mal, einer von den Weißen«, sagt der Mann zu seiner Frau.

»Aber der ist gar nicht reinweiß«, erwidert sie. »Hat der nicht auch graue Federn? Schau mal. Die Flügel sind grau.«

»Könnte sich um einen Mischling aus Grau- und Seidenreiher handeln. Ich weiß nicht, ob es das überhaupt gibt. Vielleicht wäre es eine biologische Sensation. Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Der hat sich bestimmt irgendwo dreckig gemacht. Ich schaue heute Abend im Internet nach. Lass uns weiterfahren. Wir haben noch ein Stück Weg vor uns.«

Der Reiher hat die Unterhaltung der Beiden nicht gehört. Er fliegt in weitem Bogen über das Unstruttal und nähert sich bei Roßleben wieder dem Fluss. Neben der blauen Brücke fällt er ein, dort wo die Blüten der Seerosen bereits welken. Ihre Blätter schwimmen noch auf dem Wasser. Er weiß, dass die Fische darunter Schutz suchen.

Hier muss er nur warten, bis sich einer von ihnen hervorwagt. Reiher verstehen sich aufs Warten. Doch heute verlässt ihn die Geduld. Kein Fisch. Mit hungrigem Magen steigt er in die Luft. Noch eine Runde dreht er und überfliegt die Stadt. Unten liegen Häuser und Gärten. Die Boote vom Ruderclub hat man bereits aus dem Wasser geholt. Auf dem Fußballplatz der Klosterschule liegt das erste Laub der kranken Kastanien. Auf der Halde sieht er, wie sich die Kipper im Staub hinaufquälen. Gerade will er zur Hohen Schrecke abdrehen, als er etwas Neues entdeckt. In einem kleinen abgezäunten Garten blinkt eine Wasserfläche. Dort hat jemand einen Teich angelegt, nicht größer als eine Badewanne. Wenn Menschen so etwas tun, setzen sie meist Fische hinein. Auch wenn Goldfische für ihn nicht der allergrößte Leckerbissen sind, überwiegt der Hunger. Vorsichtig umkreist er das Gebäude. Kein Mensch zu sehen. Langsam schwebt er hinab und landet in der Mitte des Gärtchens. Neben dem dreieckigen Tümpel wuchert ein Holunderbusch an dem die letzten Beeren des Jahres verschrumpeln. Nichts für Reiher. Er blickt sich um und sieht ein hölzernes Bettgestell. Er weiß nicht, was ein Bettgestell ist, aber in die Vorderfront hat jemand zwei Reiher eingeschnitzt. Was Menschen so machen.

Er schüttelt seine Federn und schreitet vorsichtig zum Teich. Dabei umkreist er noch ein kleines Bäumchen, an dem ein einzelner Apfel hängt. Abermals schüttelt er seine Reiherfedern.

Er beugt den Kopf vor und nähert sich der Wasseroberfläche. Blitzte dort gerade ein Fischlein hervor?

In diesem Moment klappt eine Tür und eine schrille Stimme kreischt:

»He da! Weg mit dir!«

Die Frau packt einen Besen und rennt auf den Reiher zu. Dem fällt der Start im engen Areal schwer. Gerade noch kann er dem Besen ausweichen und im letzten Moment den Bretterzaun überwinden. Erst in sicherer Höhe stößt er seinen heiseren Protestschrei aus.

Im Büro

Nordhausen, 11. September, 11:00 Uhr

Ralf Jantzen schreckte hoch. Er war zur Mittagzeit in seinem Büro eingenickt. Früher wäre das nie passiert, nicht in der Zeit, als er zwei Etagen tiefer noch Leiter der Spurensicherung in seinem Laborbereich war. Dort hatten ihn die Geräte wach gehalten wie Geister, die ständig darauf achteten, dass er nicht nachließ. Das hatte ihm beim Aufklären schwieriger Fälle geholfen. Die Entschlüsselung des PI-Codes der Enthüllungsjournalistin Mary rechnete er zu seinen größten Erfolgen. Eine ganze Nacht lang hatte er zusammen mit Volker Spiegel über dem Rätsel gebrütet und sie konnten schließlich den Haldenblut-Mörder überführen. Immer wieder dachte er auch daran, wie er im Entführungsfall der kleinen Julia aus Kleinroda einen Verdächtigen als angeblicher, vorgetäuschter Kommissar befragte. Warum Kommissar Bauch und Volker Spiegel ihm diese Rolle zugedacht hatten, wusste er bis heute nicht. Einmal war er in Greifswald in einer Schulaufführung als Polarforscher Roald Amundsen aufgetreten und hatte sich in der Rolle des schweigsamen Anführers nicht unwohl gefühlt, aber nie als Schauspieler. Trotzdem hatte er sich für eine weitere Rolle engagieren lassen.

Er war zu einem fiktiven Interview mit dem privaten Fernsehsender UTV gefahren und hatte für die Polizei dort einen Whistleblower gespielt, um Ökoterroristen, die selbsternannten neuen Bauernkrieger, zu überlisten. Die ganze Sache war dann aus dem Ruder gelaufen, hatte aber trotz katastrophaler Folgen, vor allem für die Gesundheit von Helmut Bauch, schließlich zur Ergreifung des Haupttäters geführt. Daran dachte er heute nicht gern, obwohl das für ihn danach zu einer Wendung in seinem Leben führte. Seitdem hatte sich vieles verändert. Er hatte die Chefin und energische Sensationsreporterin des Senders UTV kennengelernt, Sandy Schliff mit den feuerroten Haaren, die seit Jahren der Polizei im Unstruttal die Arbeit erschwert hatte. Bei dem Interview war er dann einer ganz anderen Frau begegnet. Energisch zwar, aber besonnen. Mit bürgerlichem Namen hieß sie Sandra Schleiffer. Nach dem Zusammenbruch ihrer Firma hatte sie die Arbeit beim Sender aufgegeben und sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nur Ralf Jantzen wusste, wo sie sich aufhielt und bald waren sie ein Paar geworden. Lange hielt er ihre Beziehung verborgen. Die Kollegen erfuhren erst davon, als sie ihre Hochzeit bekanntgaben, kurz nachdem er als Ermittler in die Mordkommission gewechselt war. Nach der Pensionierung Helmut Bauchs hatte ihn der Polizeidirektor zu einem Gespräch bestellt und ihm den ungewöhnlichen Vorschlag gemacht. Er musste nicht lange darüber nachdenken.

Die damit verbundene Gehaltserhöhung kam zur rechten Zeit, denn Sandra und er erwarteten ein Kind.

Nun saß er im Büro des ehemaligen Chefs Helmut Bauch und war im Sessel eingenickt. Töchterchen Frida hatte sie wieder einmal die halbe Nacht auf Trab gehalten. Zwei neue Zähnchen suchten sich ihren Weg.

Hatte das Telefon tatsächlich geklingelt? Es klopfte und Volker Spiegel, der ebenfalls neu ernannte Leiter der Mordkommission, inzwischen Polizeikommissar, kam herein.

»Du bist also doch hier. Ich habe versucht…«

»Mich anzurufen. Ich weiß. War leider zu spät dran.«

Spiegel stutzte. So kannte er seinen Freund Ralf nicht. Er ließ sich auf den Stuhl gegenüber fallen.

»Du siehst nicht gut aus. Ist sonst alles in Ordnung?«

Jantzen winkte ab.

»Vaterfreuden. Habe gefühlt 48 Stunden nicht geschlafen. Was gibt es?«

»Ich wollte dich zur Dienstbesprechung holen.«

Jantzen zuckte zusammen. Die hatte er total vergessen.

»Außerdem haben wir eine Vermisstenmeldung.«

»Inwieweit geht die uns was an? Gibt es einen Verdacht auf ein Tötungsdelikt?«

»Indirekt schon. Wir haben einen ungewöhnlichen Abschiedsbrief. Friderike untersucht die Handschrift gerade im Labor. Hier ist der nachgedruckte Text. Jantzen las:

Es tut mir Leid, dass ich euch so plötzlich verlassen muss. Ich weiß auch nicht, ob ich wiederkommen kann. Möglich, dass der Tod auf mich wartet. Etwas sehr Ernstes muss erledigt werden. Habt Dank für alles.

»Und dieses Schreiben genügt, um die Mordkommission in Gang zu setzen? Haben wir sonst nichts zu tun? Wer ist der Absender?«

»Ein ehemaliger Eisenbahner aus Roßleben. Dessen Frau brachte das Schreiben gerade vorbei. Seit zwei Tagen ist ihr Mann verschwunden. Sie bat uns um Hilfe, weil sie das Schlimmste befürchtet. Worin das Schlimmste besteht, wollte sie allerdings nicht sagen. Angeblich weiß sie nichts von einer Bedrohung ihres Mannes. Er soll keine Feinde gehabt haben. Außerdem fragte sie nach Helmut Bauch. Wusste offenbar nicht, dass der in Pension ist.«

Spiegel schlug die Beine übereinander. Sein Blick fiel auf das Ölgemälde an der Wand, das ihr ehemaliger Chef und Leiter der Mordkommission in seiner Schulzeit gemalt hatte.

»Er hat es dir dagelassen. Fällt mir jetzt zum ersten Mal auf.«

Jantzen nickte.

»Helmut meinte, das Bild hätte hier seinen besten Platz. Er hat es der Dienststelle vermacht.«

Umgeben von seitlich hereinragenden Bäumen sah man das in der Sonne leuchtende Kyffhäuserdenkmal. Rechts unten in der Ecke stand die Signatur H.B.

»Eigentlich konnte er doch ganz gut malen. Vielleicht wäre aus ihm ein ganz passabler Künstler geworden,« meinte Spiegel.

»Stattdessen ist aus ihm ein mehr als passabler Leiter der Mordkommission geworden.«

»Zwei Jahre«, brummte Jantzen. »Vor zwei Jahren habe ich ihn zum letzten Mal auf unserer Weihnachtsfeier im Offizierscasino gesehen. Vielleicht hat er die freie Zeit genutzt und ist doch noch zu einem berühmten Maler geworden.«

Spiegel schüttelte den Kopf.

»Wenn er sich ablenken oder etwas Vernünftiges tun wollte, hat er geschreinert. Hat damals Stühle und andere Möbel gebaut. Ich vermute, dass in seinem Keller wieder eine komplette Werkstatt steht. Helmut Bauch, der Möbelschreiner aus Roßleben.«

»Wie war das mit der Vermisstenanzeige? Der verschwundene Mann lebt doch in Roßleben. Wollen wir nicht mal unseren alten Chef besuchen? Mich sollte es wundern, wenn er diesen Vermissten und seine Familie nicht kennen würde.«

Spiegel sah auf die Uhr.

»Du könntest Recht haben. Aber wir müssen jetzt hinüber zur Dienstbesprechung. Ich rufe ihn heute Abend an. Vielleicht hat er morgen Zeit. Hoffentlich hat Friderike inzwischen den Brief untersucht.«

Evelyne

Roßleben, 11. September, 18:00 Uhr

»Helmut!«, rief sie ins Treppenhaus. »Da war gerade ein weiß-grauer Reiher und wollte sich an unserem Teich zu schaffen machen. Ich hab ihn weggejagt.«

»Ich komme.«

Helmut Bauch bewegte sich langsam die Treppe hinunter. Seit er sich in Rente befand, entdeckte er unwillig, wie sehr sich seine Bewegungsabläufe verändert hatten. Was er am Tag erreichen musste, gelang ihm in langsamerem Tempo. Einen großen PS-starken Wagen hatte er auch nicht mehr angeschafft seit Evelyne zu ihm gezogen war. Nur noch fünf Tage im Monat arbeitete sie als Fotografin in Berlin bei den Staatlichen Museen. Inzwischen kannten sie sich bereits drei Jahre. Evelyne war die Schwester seines Schwiegersohns Konstantin, der mit seiner Tochter Elke im Emsland lebte und der nur zwei Jahre jünger war als er selbst. Daran hatte sich Bauch inzwischen gewöhnt. Sie bekamen einen freundschaftlichen Umgang miteinander hin. Konstantin verdiente gutes Geld bei einer berühmten Werft für Kreuzfahrtschiffe.

Die Beiden hatten einen Sohn; Simon; Bauchs ganzer Stolz, aber er konnte seinen Enkel nur selten in seine Arme nehmen. Bald sollte es wieder soweit sein.

Die Eltern wollten einige Tage in Berlin verbringen und den kleinen Simon zum ersten Mal seinem Großvater und der Oma Evelyne überlassen.

Dank Evelynes Hilfe hatten beide im Frühjahr die Umgestaltung des kleinen Gartens hinter dem Haus erfolgreich abgeschlossen. Das Gerümpel war entfernt, der Bretterzaun erneuert und erhöht worden. Dann kam der Teich dazu, keine zwei Meter lang aber immerhin mit Rohrkolben und gelben Lilien besetzt. Außerdem schwammen darin drei angeblich winterharte Goldorfen und zwei kleine amerikanische Hundsfische, auf die Bauch besonders stolz war.

Als Krönung des Ganzen hatte er ein lange gegebenes Versprechen eingelöst, dessen Ergebnis jetzt im Garten stand. Noch während seiner aktiven Dienstzeit hatte der Kommissar beim Schreinern von Möbeln seine Entspannung gefunden. Die Arbeit mit Holz, oft bis in die Nacht, half ihm beim Lösen schwieriger Fälle. Dabei war auch der Denkerstuhl entstanden, ein merkwürdiges Gebilde, das an einen Zahnarztstuhl erinnerte; mit Leselampe, Schreibplatte, Fußstütze und einer Halterung für die Bierdose. Der stand lange Zeit im Erker, von wo aus man den Blick auf die mehr und mehr bewachsene ehemalige Bergbauhalde von Roßleben genießen konnte. Seit dem Sommer hatte der seinen Platz in der Kellerwerkstatt gefunden.

Zur Einlösung des Versprechens und als Höhepunkt dieser Arbeiten hatte er für Evelyne und sich zwei große Doppelbetten mit Schnitzereien gebaut, eines für das Schlafzimmer und ein weiteres, robusteres für den Garten. Im vergangenen, heißen Sommer hatten sie dort oft unter freiem Himmel geschlafen. Wenn es nicht regnete, würden sie das noch bis weit in den Herbst hinein tun.

Aus der Baumschule in Wiehe hatte er im vergangenen Jahr einen kleinen Apfelbaum geholt, der bereits im ersten Jahr einen kleinen Apfel hervorbrachte. Vorsichtshalber hatte Helmut Bauch eine Tüte über die kleine Frucht gezogen, damit die Krähen sie nicht abhackten. Eilig kam er heraus. Der Fischreiher hätte dem Apfel gewiss nichts getan, allenfalls den Fischlein. Aber die Farbe des Vogels beunruhigte ihn.

»Bist du sicher, dass er weiß und grau war? So etwas habe ich hier noch nie gesehen.«

»Sagte ich doch.«

Bauch presste die Lippen zusammen. Es gab Symbole in seinem Leben, die Evelyne nicht kannte. Die Holzarbeiten und der Denkerstuhl gehörten dazu, genauso der Fischreiher. Der oder die Fischreiher. Bislang war es ein grauer gewesen, der wie ein heimlicher Berater bei schwierigen Fällen in der Wiese gestanden hatte und ihm Zeichen gab, mit dem Kopf nickte, die Flügel spreizte oder über sein Auto flog.

Häufig hatte der Vogel Zeichen gesendet, die Bauch in seine Überlegungen mitnahm. Nie nahm er diese ganz ernst – ein Phantast war der Polizeihauptkommissar nie gewesen; das verbot ihm sein Beruf – aber es waren Denkanstöße, Tipps, die ihn zu neuen Gedankengängen verleiteten und einen Fall plötzlich ganz anders beurteilen ließen. Manchmal war der Vogel dabei zu seinem heimlichen Verbündeten geworden. Warum kam der gerade jetzt?

Und grau-weiß sollte der gewesen sein? Die Weißen, die seit einigen Jahren das Unstruttal eroberten, hatte er oft beobachtet. Sollten die beiden Arten sich vermischt haben? Nachdenklich stand er an dem kleinen Gewässer. Egal, es gab keinen Fall und keine Ermittlungen mehr.

»Der wollte sich einen Fisch aus unserem Teich holen. Wir sollten was dagegen unternehmen. Ein Netz oder ein Gitter darüber spannen. Immerhin waren die nicht ganz billig.«

»Sowas machen nur Anwälte, damit ihre Kinder nicht in den Gartenteich fallen und sie hinterher selbst wegen Verletzung der Aufsichtspflicht vor Gericht landen. Ich habe kein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis. War nie meine Sache. Sonst hätte ich gar nicht arbeiten können. Soll er sich meinetwegen einen Fisch holen. Den spendiere ich. Vielleicht kommt er ja, während wir im Bett liegen. Das wäre doch interessant, einen Reiher bei der Jagd aus dem Bett zu beobachten. Wie sieht es heute aus? Was sagt der Wetterbericht?«

Evelyne lachte glucksend, kam näher und schlang ihre Arme um seinen Hals.

»Ich gehe nach oben und schaue im Internet.«

Schon war sie verschwunden. Er hörte ihre Schritte auf der Treppe und setzte sich auf die Kante des Gartenbettes.

Seine Gedanken waren plötzlich gefangen. Die Sonne stand schon tief, reichte nicht mehr über den Bretterzaun, sondern traf nur noch die obersten vertrockneten Dolden des Holunders. Der Reiher, welcher es auch immer gewesen war, hatte ihn immer begleitet. Schon bei der Entführung der kleinen Julia aus Kleinroda, dann bei der Suche nach dem entführten und schließlich ermordeten Mühlensänger Pit. Auch bei der Ermittlung über die Ermordung seines Zeichenlehrers Wilhelm Hübner hatte der Vogel eine Rolle gespielt und bei anderen Fällen. Bauch stand wieder auf und dachte nur:

Unsinn. Es ist vorbei. Es gibt keine Fälle mehr.

Evelyne kam und trug das Bettzeug im Arm.

»Das Wetter soll halten. Lass uns Wein trinken. Egal, ob ein Fischreiher vorbeikommt oder nicht.«

Sie deckte den Baumtisch. Die Luft war mild und alles war gut. Früher hätte er sich einen solchen Lebensabend gar nicht vorstellen können.

Der Reiher kreiste nicht noch einmal über dem Grundstück. Sie tranken und aßen vorzüglichen Käse, den Evelyne aus einem Geschäft in Artern besorgt hatte.

Plötzlich klingelte das Telefon. Sie ging ins Haus und holte den Handapparat. War es seine Tochter? Wer wollte um diese Zeit noch etwas?

Im Keller

Roßleben, 12. September, 15:00 Uhr

Evelyne öffnete, als es geklingelt hatte.

»Hallo Herr Spiegel und Herr Jantzen. Helmut erwartet Sie in seinem Keller. Kommen Sie, ich bringe Sie hin.«

Sie führte die Beiden über eine schmale Wendeltreppe hinunter. Statt Maschinenlärm schlug ihnen der Geruch von Farbe entgegen. Helmut Bauch stand im Arbeitskittel im Schein der Leuchtstoffröhren. Seine Brille war beschlagen. Hatte der schon immer eine Brille getragen?, fragte sich Jantzen plötzlich. Da arbeitet man jahrelang zusammen und achtet nicht darauf, ob der Andere eine Brille trägt oder nicht. Kaum jemand ist in der Lage das Zifferblatt seiner Uhr zu beschreiben, obwohl er jeden Tag dutzende Male darauf schaut.

Bauch nahm die Brille ab und gab den Beiden die Hand:

»Schön euch mal wieder zu sehen. Setzt euch. Er zog einen Hocker unter der Werkbank hervor und zeigte auf den Denkerstuhl.

Volker Spiegel zögerte wegen der eingespannten, begonnenen Bierdose in der Halterung, aber Jantzen hatte sich längst den Hocker gegriffen. Bauch hatte seine Brillengläser abgerieben und blickte erstaunt auf Spiegels Bekleidung. Der trug einen eleganten Zweireiher mit Weste und Krawatte. Unter den Ärmeln blitzten Manschettenknöpfe hervor. Was war da geschehen? Der sportliche und immer jugendliche Typ hatte sich verwandelt. Einzig das Rennfahrergesicht mit dem er einem finnischen Profiradler immer so geähnelt hatte, war noch dasselbe. Von dessen und Jantzens Beförderung hatte er gehört. Hatte ihn das total umgekrempelt? Jantzen dagegen sah aus, wie er ihn in Erinnerung hatte; er trug ein leinenes, indisch anmutendes weites Hemd. Das Halstuch aus Seide war neu. Wie auch immer. Wir verändern uns alle und solange wir das tun, ist es gut.

»Setz dich, Volker. Geniere dich nicht. Also; was gibt es? Ich vermute mal, ihr kommt während der Dienstzeit nicht aus reiner Nettigkeit. Du sagtest gestern Abend etwas von Hilfe, die ich euch eventuell geben könnte.«

Nur widerwillig nahm Spiegel im Denkerstuhl Platz.

»Es geht um eine Vermisstenmeldung. Ein Mann aus Roßleben ist seit einer Woche verschwunden. Wir dachten, du könntest ihn eventuell kennen. Sein Name ist Jürgen Kaiser.«

Bauch spitzte den Mund, als müsse er nachdenken, aber sein Blick verriet etwas anderes. Er griff unter die Werkbank und zog einen dreibeinigen Schemel zu sich heran. Spiegel und Jantzen warteten gespannt und beobachteten, wie er seine Hände vor dem Bauch faltete.

»Jürgen. Ja natürlich kenne ich den. Fast jeder im Ort kennt ihn. Bis zur Stillegung der Eisenbahnstrecke von Artern nach Wangen arbeitete der hier auf dem Stellwerk beim Bahnübergang. Er stammt aus einer alten Eisenbahnerfamilie. Sein Bruder Friedel war Streckenläufer und wurde durch zwei Güterwaggons getötet, die sich selbständig gemacht hatten und ihn auf der Strecke bei Donndorf von hinten überrollten. Damals herrschte starker Wind. Er konnte sie nicht hören und hatte keine Chance. Das Unglück hat die ganze Gegend damals beschäftigt. Sogar die Mordkommission wurde eingesetzt. Ich kam von meiner damaligen Dienststelle in Sömmerda herüber. Aber wir konnten keine vorsätzliche Tat nachweisen. Keiner konnte erklären, wie die Waggons außer Kontrolle geraten waren und über das sanfte Gefälle Fahrt aufnehmen konnten. Ja, der Friedel. War ein fröhlicher Mensch gewesen und ein leidenschaftlicher Kartenspieler. Aber ihr seid ja wegen seines Bruders hier. Der Jürgen war ganz anders; schweigsam, grüblerisch und oft unfreundlich zu seiner Umgebung.

Ich glaube, ihm hatte die Streckenstillegung zu schaffen gemacht. Eisenbahn war sein Leben gewesen. Ich rede schon in der Vergangenheit. Vielleicht lebt er ja noch. Wer hat ihn denn für vermisst erklärt?«

Die beiden Kommissare hatten die ausschweifende Rede ihres ehemaligen Chefs mit Interesse verfolgt.

»Seine Frau«, sagte Jantzen. »Sie brachte diesen Abschiedsbrief ins Büro, wenn man das Schreiben so deuten will.«

Er reichte Bauch die Kopie. Dessen Gesicht veränderte sich abermals. Lange starrte er auf den Zettel und murmelte schließlich:

»Marianne Kaiser. Ja, kenne sie… von sehr weit früher. Als meine Eltern noch in Roßleben wohnten, sind wir zusammen in eine Klasse gegangen. Und auch oft ins Kino. Damals hieß sie noch Marianne Vollmer. Wir sind dann eines Tages nach Sömmerda gezogen, wo mein Vater eine leitende Stelle im Büromaschinenwerk bekommen hatte. Dadurch hatten wir uns aus den Augen verloren. Nach dem Tod meiner Eltern und dem meiner Frau hatte ich hier das Haus gekauft und bin damit in meine Geburtsstadt zurückgezogen. Aber das wisst ihr ja.

Irgendwann bin ich Marianne beim Einkaufen wiederbegegnet.

Ich hätte sie beinahe nicht wiedererkannt, was ja auch kein Wunder ist nach so langer Zeit. Nennt es von mir aus eine sehr frühe Jugendliebe.«

Spiegel und Jantzen warfen sich verstohlene Blicke zu, aber Bauch bemerkte es nicht. Er starrte wieder auf den Zettel. Einen derartigen Redefluss waren sie von ihm nicht gewohnt. Das brachte wohl der Ruhestand mit sich. Im Alter verstärkt sich der Drang nach Erinnerung.

»Wenn ihr einverstanden seid und sie besuchen wollt, komme ich mit. Sie wohnt am Ende der Wendelsteiner Straße. Vielleicht kann ich bei der Befragung helfen.«

»Warum nicht? Wenn du Zeit hast? Bisher war die Dame nicht sehr gesprächig«, meinte Spiegel.

»Bin gleich so weit. Der Rentner muss sich nur umziehen. Geht alles nicht mehr so schnell.«

Er ging nach oben zu Evelyne und erklärte, warum er noch einmal aus dem Haus musste.

»Eine Jugendliebe, wie interessant. Warum hast du mir nicht vorher davon erzählt?«

»Weil es nicht wichtig ist.«

»Und deshalb musst du sie jetzt mit deinen Kollegen aufsuchen. Ich habe uns was Schönes zum Essen vorbereitet. Ist sieben Uhr für dich in Ordnung?«

»Nagele mich nicht fest. Versteh mich bitte, ich will doch nur helfen.«

»Tu, was du tun musst.«

Wenige Minuten später hatten sie das Haus erreicht. Häufig war Bauch daran vorbeigegangen, hatte aber niemals geläutet. Es handelte sich um ein unscheinbares zweistöckiges Gebäude mit Glasbausteinen im Eingangsbereich. Die Haustür hatten sie erneuert. Das Dach trug glasierte Ziegel. Nur die Fenster stammten noch aus vorigen Zeiten. Bauch dachte daran, dass Evelyne bei ihren Spaziergängen immer wieder ein Haus nach dem Wert der Fenster beurteilte.

Frau Marianne Kaiser öffnete die Haustür, eine Frau, deren Alter auf den ersten Blick schwer zu bestimmen war. Ihr Gesicht war zerfurcht von Falten, die vom Rauchen oder Alkohol herrühren mochten. Sie trug eine offene Kittelschütze und darunter ein schmuddeliges T-Shirt und Jeans. Erstaunt blickte sie auf die drei Männer, vor allem auf den Kommissar a. D. Bauch.

»Helmut, du auch? Ich denke, du bist jetzt im Ruhestand.«

»Bin ich auch. Will meinen Kollegen nur mal behilflich sein, sozusagen als alter Roßlebener. Sie erzählten von Jürgens Verschwinden. Ich hatte ihn ja immerhin auch gekannt.«

»Frau Kaiser, können wir uns irgendwo hinsetzen?«, fragte Spiegel ungeduldig.

»Ja, natürlich. Entschuldigung. Kommen Sie bitte rein.«

Sie ging voraus und führte die Männer ins Wohnzimmer. Bauch fiel ihr hinkender Schritt auf. Im Zimmer brannte am helllichten Tag die Deckenlampe über dem Couchtisch. Der Grund dafür ließ sich auf den zweiten Blick erkennen. Das große Fenster, das zur Straßenseite zeigte, war bis zur halben Höhe mit Kakteen und anderen Grünpflanzen zugewachsen. Die Fensterbank hatten sie offensichtlich schon länger nicht mehr abgeräumt. Ein paar tote Käfer und Fliegen lagen darauf. Die Scheiben waren beschlagen und fast blind. Draußen fuhr gerade donnernd ein LKW vorbei, hinterließ aber nur einen schwarzen Schatten.

Sie nahmen auf einem Sofa zwischen unzähligen Kissen und in den Sesseln Platz. Auf dem Tisch lagen Stapel von Reiseprospekten. Spiegel holte sein Tablet heraus und begann:

»Frau Kaiser, ich habe mir Ihre Vermisstenanzeige nochmal durchgelesen. Ihr Mann ist nach Ihrer Aussage seit dem 7. September spurlos verschwunden.«

»Er ging morgens aus dem Haus, wollte irgendwas klären und danach in sein Büro gehen, in der Etage über uns.«

»Wann kam er dahin zurück?«

»Das weiß ich nicht. Ich bin zur Arbeit gegangen. Ins Café in der Ziegelrodaer Straße. Dort helfe ich in der Frühschicht aus.

Anschließend mache ich immer einen Spaziergang in den Park beim Kloster, sitze da bei dem Denkmal vom Löwen und lese. Er muss aber noch mal hier gewesen sein, denn sein Computer lief immer noch, als ich am nächsten Tag nachgesehen habe. Vielleicht hat er ihn aber auch die ganze Nacht laufen lassen. Das machte er öfter, egal was ich ihm über den Stromverbrauch vorhielt.«

»Sie schlafen getrennt?«

»Ja. Das ist in unserem Alter nicht so ungewöhnlich. Ich meine wegen der Schnarcherei und so. Er hat sein Bett im Büro.«

»Und dann fanden Sie den Zettel mit der Abschiedsnachricht?«

»Den hat er mir auf den Küchentisch gelegt. Ich habe natürlich sofort versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen. Kein Anschluss. Und dann habe ich die Tage gewartet, ehe ich zu euch gefahren bin. Vielleicht wäre er ja noch zurückgekommen. Aber das habe ich doch alles schon erzählt.«

Bauch hatte schweigend zugehört und räusperte sich.

»Marianne, ich erinnere mich an unser letztes Gespräch in deinem Café. Du hast damals angedeutet, dass es mit euch beiden nicht mehr so gut lief. Kann es sein, dass er sich von dir trennen wollte?«

Sie sprang plötzlich auf und ruderte wild mit den Armen in der Luft herum, warf sich dann in den Sessel zurück.

»Warum hätte er das tun sollen? Ich war ihm immer eine gute Ehefrau. Zwar hatten wir keine Kinder miteinander. Dafür war es zu spät, aber wir kamen gut miteinander aus, hatten alles, was wir brauchten… auch aneinander.«

Wenn das zu einer glücklichen Ehe reicht, dachte Bauch und blickte zu den Kakteen und den blinden Fenstern. Jantzen, der bisher mit unbeweglicher Miene zugehört hatte, beugte sich vor und zeigte auf den Tisch.

»Sie wollten verreisen?«

Sie nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf.

»Ja, was denn nun?«

»Wir wollten endlich mal zusammen in die weite Ferne. Bei einer solchen Reise lässt sich manches wieder einrenken, dachte ich.

Er hatte auch nichts dagegen. Aber daraus wird ja nun nichts mehr.«

»Wohin wollten Sie denn reisen?«

»Mallorca.«

»Das ist nicht unbedingt die ganz weite Ferne nach heutigen Maßstäben.«

Er nahm einen der Reiseprospekte vom Tisch.

»Sie haben hier ganz andere Ziele aufgeschlagen.«

»Man darf ja wohl noch träumen.«

Bauch fühlte sich schlecht. Wäre er bloß nicht mitgegangen. Die alten Geschichten interessierten ihn nicht. Dennoch fragte er:

»Marianne, hattet ihr schon gebucht?«

Sie schüttelte den Kopf. Er nahm den Prospekt mit dem angekreuzten Reiseziel Kapverden. Er brummte nur und bemerkte, wie sie ihn beobachtete.

»Das hätte aber eine Stange mehr gekostet, als ein Trip nach Palma.«

»Wird sowieso nichts mehr. Das Geld ist weg. Er hat das Konto abgeräumt.«

»Wann geschah das?«, hakte sich Spiegel ein.

»Einen Tag, nachdem er verschwunden ist. Ich hatte so eine Ahnung und bin gleich zur Sparkasse.«

Bauch horchte auf.

»Warum hattest du eine Ahnung?«

»Eben nur so ein Gefühl«, stieß sie kleinlaut hervor. Jantzen zog die Augenbrauen nach oben.

»Um wie viel Geld ging es?«, wollte Spiegel wissen.

»12000 Euro.«

Spiegel und Jantzen sahen sich an. Bauch blickte zum Fenster.

»Er hatte schon vor seinem Verschwinden immer mal 1000 Euro abgehoben, ohne mir was zu sagen. Die letzten 8000 hat er sich dann zwei Tage, nachdem er weg war auszahlen lassen.«

»Marianne, du hast die Kontoauszüge hoffentlich noch.«

»Natürlich.«

Sie ging zur Schrankwand und holte einen Aktenordner.

»Den dürfen wir bitte mitnehmen«, erklärte Jantzen sofort und ergriff die Akte. »Sie bekommen ihn selbstverständlich zurück. Soweit ich jetzt sehen kann, betrifft der letzte Auszug eine Abhebung in Bad Harzburg. Hatte ihr Mann dort beruflich zu tun?«

»Keine Ahnung. So lange wir uns kennen, war er nie dort gewesen und wir beide zusammen auch nicht. Obwohl wir gern in den Harz gefahren sind. Was soll das jetzt eigentlich?«

Bauch zwang sich zur Ruhe:

»Marianne, im Moment sind die Kontoauszüge die einzige Spur, die bei der Suche nach deinem verschwundenen Mann helfen kann. Wenn nicht noch andere Anzeichen auftauchen. Lass doch meine Kollegen einfach ihre Arbeit machen. Wir wollen dir nur helfen.«

»Ja, macht nur, was ihr machen müsst. Hauptsache ihr findet ihn. Das Geld ist mir inzwischen egal.«

Sie seufzte auffällig und Bauch hatte plötzlich das Gefühl, dass sie damit ihren letzten Satz zunichtemachte. Spiegels und Jantzens Gesichter ließen keine Reaktion erkennen. Es gab kein Mordopfer; nur die Vermisstenanzeige einer älteren Frau und verschwundene 12000 Euro. Nichts davon stellte eine Straftat dar. Sie erkundigten sich noch nach dem Auto des Vermissten. Nein, er besaß kein eigenes. Das gemeinsame Fahrzeug stand noch im Hof. Er fuhr am liebsten mit dem Bus, weil die Verbindungen im Landkreis gut funktionierten. Bauch fand die Auskunft ungewöhnlich. Spiegel bedankte sich.