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Der Autor geht der Frage nach, wie die Bergpredigt heilsgeschichtlich zu bewerten ist. An wen richtet sich die Bergpredigt und mit welcher Botschaft? Wird das kommende Reich Gottes das Zeitalter der Verwirklichung der Bergpredigt? Warum weiß die Bergpredigt nichts von den Lehrsätzen des Paulus, verschärft aber die Forderungen der Torah? Ist die Bergpredigt etwa der niederschmetternden Einblick in die unerreichbare Heiligkeit Gottes? Bisher gab es noch keine umfassende Auslegung der Bergpredigt aus heilsgeschichtlicher Sicht. Die Bergpredigt gilt bei vielen als Kernstück christlicher Verkündigung. Und doch vermögen die traditionellen Deutungen nur Teilaspekte zu durchleuchten. Der hier vorliegende Versuch einer Gesamtschau führt zu einer neuen Sicht, die verschiedene Denkansätze miteinander verbindet und darüber hinaus zu überraschenden, neuen Erkenntnissen kommt.
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Seitenzahl: 604
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Roman Nies
Die Bergpredigt
aus heilsgeschichtlicher Sicht
© 2021 Roman Nies
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-34519-5
Hardcover:
978-3-347-34520-1
e-Book:
978-3-347-34521-8
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Die Bergpredigt
aus heilsgeschichtlicher Sicht
von
Roman Nies
Inhalt
Einführung
Die Glückseligkeit
Erster Lobpreis - die Armen im Geiste
Zweiter Lobpreis - die Trauernden
Dritter Lobpreis - die Sanftmütigen
Vierter Lobpreis - die nach Gerechtigkeit Hungernden
Fünfter Lobpreis - die Barmherzigen
Sechster Lobpreis - die reinen Herzens sind
Siebter Lobpreis - die Friedensstifter
Achter Lobpreis - die Verfolgten
Neunter Lobpreis - die Geschmähten
Die Jünger
Die Torah
Die Gerechtigkeit
Die Versöhnlichkeit
Das Gebet
Schlusswort
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Einführung
Noch ein Buch über die Bergpredigt? Gibt es zur Bergpredigt nicht schon genug Kommentare? Ich finde nicht. Bisher gibt es noch keinen Kommentar, der die Heilsgeschichte Gottes mit Seinem Volk Israel, den Nationen und der Gemeinde Jesu Christi gebührend berücksichtigt. Für diese drei hat die Bergpredigt eine unterschiedliche Bedeutung. Es gibt noch sehr viel Wichtiges zur Bergpredigt zu kommentieren.
Man kann die Kommentare und Auslegungen zur Bergpredigt im Wesentlichen in drei Gruppen einteilen.
1. Die meisten Kirchenvertreter halten die Bergpredigt für eine Anweisung von Jesus wie ein Mensch, insbesondere aber ein Nachfolger Jesu, sich verhalten soll.
2. Einige Kirchenvertreter und viele Theologen verstehen die Bergpredigt als Verschärfung der Torah.
3. Die messianischen Juden verstehen die Bergpredigt als Erläuterung oder Ergänzung zu dem, was schon die Torah aussagt.
Zweifellos haben alle drei Gruppen Recht mit ihrer Sichtweise. Man kann ihnen auch nicht absprechen, dass sie vielleicht für sich genau das erkannt haben, was für sie am wichtigsten ist. Mir geht es in dieser Abhandlung darum, auf eine Bedeutung der Bergpredigt hinzuweisen, die mir ebenso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger erscheint, wenn auch diese Wichtigkeit sich für die Vertreter der anderen Gruppen nicht unbedingt zu erschließen vermag, eben aus dem Grund, weil sie das Wichtigste für sich bereits erkannt haben und es sich von dem unterscheidet, was für alle anderen das Wichtigste ist.
Bevor ich den drei Punkten einen vierten hinzufüge, muss ich aber darauf hinführen, weil die Hinführung, so hoffe ich doch, den Leser auf eine wohlwollendere Rezeption vorbereiten soll. Man muss dem Denken den Weg bereiten, dass es umzudenken vermag. Umdenken geht ja auch den für die Wahrheitsfindung so notwendigen Umkehrentscheidungen und Umkehrprozessen voraus. *1
Wie es der Titel dieser Abhandlung schon andeutet, geht es um eine heilsgeschichtliche Wertung der Bergpredigt. Und diese wird nicht auf wunderbare Weise, sondern mit heilsgeschichtlicher Konsequenz auch zeigen, dass die vorgenannten drei Gruppierungen mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten zwar stimmig und nützlich sind, dass sie aber einer notwendigen Ergänzung bedürfen. Die Ergänzung ist deshalb notwendig, weil Gott nach der Bibel einen Plan mit den Menschen hat und weil es gut ist, dass man weiß, wo man steht und wo man hin zu kommen hat. Hierüber scheint bei vielen eine große Konfusion zu herrschen oder ergibt sich in der vagen Vorstellung von einem Leben nach dem Tod, das entweder im Himmel oder in der Hölle endet. Dass das so leicht gesagt werden kann, ergibt sich weniger aus den unterschiedlichen Sichtweisen in Bezug auf die Bergpredigt als aus der Tatsache, dass es überhaupt so viele Kirchen und Religionsgemeinschaften gibt, die sich auf die Bibel berufen und sich dennoch voneinander in der Lehre und in der Interpretation der biblischen Aussagen unterscheiden.
Warum ist das eigentlich so? Zu früheren Zeiten haben Missionare und Evangelisten darauf hingewiesen, dass der Weg Gottes mit den Menschen einfach und leicht verständlich wäre. Wer Gott folgt, kommt in den Himmel, wer Gott nicht folgt, kommt in die Hölle, vereinfacht gesagt. Das sei die Botschaft von Jesus, der man glauben muss, sonst würde man verdammt. Das ist ja auch der Grund, dass diese Glaubensgemeinschaften Angehörige erzeugt haben, die genau das glauben.
Doch wenn man anfängt, die Bibel zu lesen oder sich viel Zeit nimmt, das Wort Gottes zu studieren, stößt man schnell auf Widersprüche zu dem, was gelehrt wird. Das fängt schon bei den ersten Sätzen der Bibel an. Da heißt es in Gen 1,1: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Wer glaubt das heute noch? Die großen Traditionskirchen verkünden längst nicht mehr Gott als Schöpfer von Himmel und Erde, sondern die Evolution, die es angeblich ungerichtet zu eben dieser Richtung, die die Schöpfung genommen hat, gebracht hat. Nicht Gott hat die Dinge geordnet, sondern die Materie und der Zufall, die absichtslos Zweckvolles hervorgebracht haben sollen.
Wer das glaubt, wird sicherlich Schwierigkeiten haben, dem Wort Gottes in allem zu glauben. Er zweifelt ja schon die ersten Worte, die Gott offenbart hat, an. Man ist also in der Welt der Kirchen - das ist die reale Welt, die auch die Welt der Machthaber dieser Erde ist -, so weit gekommen, dass man sehr viel Zweifel am Wort Gottes zu einem großen Glaubenshindernis aufgestellt hat und nun das Kirchenvolk zusehen muss, wie es um dieses Hindernis unbeschadet herumkommt. Wer Zweifel sät, erntet Zweifel. Zweifel ist eigentlich das Gegenteil von dem, was die Bibel selbst als empfehlenswerte Verhaltensweise gegenüber den Worten Gottes versteht. Wer Gottes Wort anzweifelt, kann Gott nicht vertrauen.
Bei diesem ersten Satz der Bibel wird zugleich ein weiteres Problem angedeutet. Der Satz wurde nach der Elberfelder Übersetzung wiedergegeben. Die Elberfelder Übersetzer haben zweifellos gewissenhaft versucht, den biblischen Text, wie er über die Jahrtausende überliefert worden ist, so gut es ihnen möglich war, ins Deutsche zu übersetzen. Dabei scheint ihre Gewissenhaftigkeit aber erstaunlicherweise nicht einmal auszureichen, den ersten Satz wortgetreu zu übersetzen! Man muss daher damit rechnen, dass es noch mehr Sätze in ihrer Übersetzung der Bibel gibt, die nicht korrekt übertragen wurden. Das Wort für „Himmel“ steht im hebräischen Text, der auch den Elberfeldern vorlag, nämlich im Plural. *2 Es müsste also wortgemäß heißen: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“*3
Was ist die Ursache solcher Versäumnisse? Die Ursache ist naheliegend. Jede Übersetzung ist eine Interpretation. Der Übersetzer muss immer überlegen, was das überhaupt bedeutet, was er in einer Sprache liest, um es in eine andere Sprache zu übersetzen. Er muss jenseits der Worte, die er übersetzt, blicken. Er muss den Kontext beachten. Er greift immer auf seine Vorkenntnisse zurück, die er zu dem zu übersetzenden Sachverhalt hat. Um das zu verdeutlichen, greife ich auf eine andere Bibelstelle zurück, die die Elberfelder so übersetzt haben: „Ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ (Ap 1,8)
Das sagte Jesus zu Seinen Jüngern. Was die Elberfelder und die meisten anderen Bibelübersetzer hier mit „Erde“ oder „Welt“ übersetzt haben, *4 ist das griechische Wort „gé“. Das kann Erde, aber auch „Boden“, „Land“, „Region“ bedeuten. Man hätte also auch mit „Land“ übersetzen können, was viel besser zum engeren Kontext passen würde. Der Satz würde dann lauten: „Ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende des Landes.“ Jesus hätte also den Jüngern gesagt, dass sie mit ihrer Verkündigung in Jerusalem anfangen, dann ganz Judäa und Samaria angehen würden, die unmittelbare Umgebung von Jerusalem. Doch was ist mit den anderen Provinzen Israels? Was ist mit Galiläa, wo die Jünger Jesu herstammten? Was mit Peräa und der Dekapolis? Hat Jesus sie gedanklich übersprungen, um dann gleich in die ganze Welt zu schweifen? Das ist möglich. Das wäre aber der weitere Kontext, denn wenn man die Enden der synoptischen Evangeliumstexte hinzunimmt, gab es ja tatsächlich einen Auftrag für die Welt der Nationen. *5
Jesus wollte, dass das Evangelium in allen Nationen bekannt gemacht würde. Eine ganz andere Frage ist jedoch, in welcher Rangordnung das geschehen sollte. Dabei hat man Jesu früheren Missionsbefehl im Auge zu behalten: „Diese zwölf sandte Jesus aus und befahl ihnen und sprach: Geht nicht auf einen Weg der Nationen!“ (Mt 1,5)
Die Rangordnung ist ein heilsgeschichtliches Phänomen. Unter den Nationen ist Israel in der Bibel die erste. Jesus ist ja nicht nach China gekommen, sondern nach Israel. Israel hat aber noch eine Besonderheit. Das Volk hat sich auf viele Länder verteilt. Die Juden leben in der sogenannten Diaspora und das war auch schon zur Zeit Jesu der Fall. Da man damals nicht mit dem Flugzeug, Zug oder Auto reiste, überrascht es wenig, dass Jesus zu Seinen Jüngern sagen musste: „Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.“ (Mt 10,23)
Warum übersetzte man das griechische Wort „gé“ dann aber nicht im engeren Sinn mit „Land“? Dann hätte Jesus also die Aufzählung der Landschaften Israels nach „Samarien“ beendet, um dann verkürzt „das ganze Land“ Israel zu meinen, entsprechend dem, was für die Jünger als nächstes und über lange Zeit hinaus anstand!
Es ist klar, die Übersetzer gehörten allesamt einer Kirchentradition an, die es als Aufgabe sah und sieht, das Evangelium der ganzen Welt zu verkündigen. Dabei ist besonders und gerade Israel aus dem Blickwinkel geraten, obwohl sich doch die ganze Bibel hauptsächlich um Israel dreht. Die katholische Kirche oder die evangelische Kirche werden in der Bibel kein einziges Mal genannt! Doch die Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt ist seit dem 19. Jahrhundert, und inzwischen erstrecht im Computer- und Fernsehzeitalter möglich. Die Bibelübersetzer haben diese „Weltmission“ abgespeichert und im Hinterkopf, auch deshalb, weil es diese Parallelstellen in der Bibel gibt. Und deshalb fällt ihre Übersetzung so aus, obwohl sie auch anders sein könnte. Hinzu kommt, dass ausgerechnet die christlichen Kirchen zu einem großen Teil gar nicht mehr für statthaft halten, dass das Evangelium den Angehörigen Israels verkündet werden sollte. Das passt nicht zu dem, was die Bibel sagt, aber es passt zu der Vorstellung, dass es Israel überhaupt nicht mehr geben sollte und allenfalls die Juden als Individuen eine Daseinsberechtigung hätten. Inzwischen haben Bibelübersetzer sogar damit angefangen, das Wort Israel aus der Bibel zu entfernen. *6
Ich bin hier einmal ausführlich auf die Problematik der Übersetzungen, die in Wirklichkeit immer Interpretationen sind, eingegangen, weil sie unmittelbar etwas mit der Tradition zu tun haben, der man anhängt und weil in dieser Ausarbeitung öfter darauf zurückzukommen sein wird, warum Traditionen fehlerhaft sein und den Blick auf das, was die Bibel wirklich aussagt, verstellen können. Darin liegt auch mit einer der Gründe, warum es in der Christenheit dazu gekommen ist, dass man sich zu sehr auf seine Tradition verlassen hat und zu falschen oder zumindest unvollständigen Schlüssen gekommen und dabei starr geblieben ist. Wenn man sich auf eine Denkrichtung festgelegt hat, ist es schwierig, wieder davon abzukommen. Letzten Endes kann das zu Missverständnissen über die Absichten und Wege Gottes führen. Das zeigt sich auch in den zahlreichen traditionellen Auslegungen der Bergpredigt. Da heißt es, die Bergpredigt sei die „Ausrufung des Königreichs durch den König“.*7 Man könne sie zu Recht als „Magna Charta des Reiches der Himmel nennen“.*8 Wie kann man das allen Ernstes behaupten, wenn in dieser „Magna Charta“ der Hinweis auf den Messias und Herrn des Königreichs fehlt?
Abgesehen davon ist die Bergpredigt in beinahe jeder theologischen Hinsicht unvollständig und eignet sich nicht als Grundsatzerklärung oder komplettes Regelwerk. Der Nachweis ist leicht gebracht, weil die kurze Bergpredigt ebenso Fragen offenlässt, wie das Gesetzeswerk der Torah. Sehr viele wichtigen Aussagen zum Himmelreich finden sich gar nicht in der Bergpredigt! Sehr viele wichtige Aussagen zum Verhältnis zwischen Christus und uns fehlen. Es fehlt auch die gesamte Erlösungs- und Rechtfertigungslehre. Warum also sind so viele Kirchenleute so begeistert von der Bergpredigt? Vielleicht ist es eine Therapie. Der Schock, den die Gebote und Forderungen Jesu auslösen, muss irgendwie kompensiert werden. Man lobt daher die Bergpredigt, man preist sie, aber man hält sie nicht! Das erinnert an einen Übeltäter, der von seinem Herrn zur Rede gestellt wird und sich durch Lobhudeleien verteidigen will. Nicht so wie in Mt 25,24: „ich wusste, dass du ein harter Mann bist“, sondern: „ich weiß, dass du ein gnädiger Herr bist!“
Wie kam es aber dazu, dass man die Bergpredigt auf mindestens drei verschiedene Weisen interpretierte? Die erste Gruppe will in der Bergpredigt eine, wenn auch nicht vollständige Anweisung Jesu für die Gläubigen sehen, wie ein Christ sein und wie er sich verhalten soll. Tatsächlich gibt Jesus in der Bergpredigt viele Anweisungen, die man deutlich als solche verstehen kann. Die Frage kann man dennoch stellen, ob man damit den Sinn der Bergpredigt voll erfasst hat.
Diese erste Gruppe glaubt, vereinfacht gesagt, dass es sich am Einhalten dieser Anweisungen entscheidet, ob jemand ein wirklicher Nachfolger Jesu ist. Das wiederum bedeutet, wer es nicht ist, kann auch nicht als erlöst betrachtet werden. Er kommt nicht in den Himmel.
Diese Sichtweise vom dualen Ausgang, also entweder Himmel oder Hölle, gilt mehr oder weniger allerdings auch für die beiden anderen Gruppen, die die Bergpredigt als Verschärfung der Torah oder als Erläuterung und Ergänzung zu dem, was schon die Torah aussagt, verstehen. Wer nicht die Werke der Torah vollbringt, kann nicht das ewige Leben bekommen. Das „ewige Leben“ wird meist mit dem „Himmel“ oder auch dem „Reich Gottes“ gleichgesetzt. *9
Außerdem finden sich vor allem in den beiden ersten Gruppen aber auch solche, die sagen, das Heil komme ausschließlich durch Christus. Das ist natürlich ein Widerspruch. Um den Widerspruch weg zu erklären, sagt man, man müsse erst an Christus glauben, bevor man die Gebote halten kann. Also Christus plus Gebote. Der Widerspruch bleibt.
Auch im Protestantismus orientiert man sich zwar einerseits an dem, was Paulus in Gal 5,18 gesagt hat: „Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz.“ Dabei steht die Übersetzung des griechischen „nomos“ ins deutsche „Gesetz“ für die Torah. Paulus warnte sogar: „Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, aus der Gnade seid ihr herausgefallen.“ (Gal 5,4 Lu2017)
Paulus war ein Eiferer für diese Torah gewesen. Doch dann war ihm der lebendige Christus erschienen. Er konnte also beide beurteilen, die Torah und den Christus, der ihn unterwiesen hat und sogar Enthüllungen zuteilwerden ließ (Gal 1,11.12). Er bezeichnet all das, was für ihn vor der Begegnung mit Christus groß und mächtig und heilig und gut war, im Vergleich zu Christus als Dreck, genauer gesagt als Kot (Phil 3,8). Dazu gehört für Paulus auch die Torah, weil sie in seiner Aufzählung dabei ist (Phil 3,6). *10 Das ist doch ungeheuerlich. Und genau deshalb hassten viele Juden Paulus und auch in der Gemeinde in Jerusalem hatte er scharfe Gegner.
Und leider gibt es auch unter Christen so viele, die den frappierenden Unterschied zwischen Gott und dem, was Gott nur angewiesen hat nicht wirklich verstanden haben. Und nur das wollte Paulus verdeutlichen. Wem Christus begegnet, der weiß, wer und wie Gott ist. Interessanterweise bezeichnet Paulus seinen Status, bevor er Christus begegnet ist, als „untadelig nach der Gerechtigkeit, die die Torah fordert“ (Phil 3,6). Das bedeutet, dass die Torah keine volle Gerechtigkeit bringen kann, denn wenn Paulus in der Gerechtigkeit, die die Torah bringen kann, untadelig war, aber man laut Paulus dennoch Christus zur Erlösung braucht, dann kann die volle Gerechtigkeit nur in Christus liegen. Wie kann man dann aber sagen, dass man die Torah und Christus braucht, wenn Paulus den Unterschied zwischen der Wirkung von Christus und der Torah so groß macht, dass er die Torah mit etwas Vergleichsweise Unwürdigem vergleicht, obwohl es sich um etwas Heiliges unwürdiges handelt, denn an anderer Stelle sagt er, dass die Torah heilig ist? Wie ist der Wiederspruch aufzulösen? Nur heilsgeschichtlich, ist das möglich. Das bedeutet, dass Gott der absolute Wert ist, die Torah hat nur einen relativen Wert.
Wie also passt das zusammen, wenn man sagt, man müsse den Anweisungen Jesu und den Geboten Gottes folgen, aber andererseits sei der Glauben an Jesus ausreichend? Die protestantische Literatur sagt vieles dazu und vieles davon kann diesen Widerspruch nicht lösen. Eine Erklärung lautet, dass der Glauben an Jesus ausreicht, aber aus Seinem Geist heraus, folgt man auch den Anweisungen Jesu. Dass das Halten der Gebote Jesu aus der rechten Geisteshaltung folgt, sagt ja auch Paulus: „Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit“ (Gal 5,22-23). Die Schlussfolgerung daraus lautet aber nicht, dass man die Torah halten soll, sondern dass man gar nicht die Torah als Sammlung von Geboten und Vorschriften braucht, wenn man aus dem Geist Christi heraus handelt.
Das ist wichtig, dass wir diesen Unterschied verstehen. Wir halten nicht die Torah, sondern wir handeln aus dem Geist Christi. Der Geist Christi ist unsere Weisung und während die Torah sagt, dass wir am Sabbat keine Arbeit tun sollen, sagt uns der Geist Christi etwas anderes, weil wir keine Juden sind und heilsgeschichtlich einer anderen Ordnung angehören, nämlich dem Leib Christi.
Doch dann bleibt die Frage bestehen, warum Jesus in den Evangelien so nicht redet. Er hat auch in der Bergpredigt nicht so geredet, „ihr müsst euch nur von meinem Geist leiten lassen!“ So spricht er nirgendwo. Aber Paulus redet so! ZB in Röm 8,9: „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, da ja Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“ Hier ist zu bemerken, dass Paulus hier den Geist Gottes mit dem Geist Christi gleichsetzt. Dieser Geist ist der Gottperson Jesus Christus zuzuordnen, nicht einer mysteriösen dritten Person.
Paulus gehörte nicht zu Jesu Jüngern, die Er damals auswählte, als Er als Mensch unter die Menschen gekommen war. Erst später, nachdem Er auferstanden und zum Himmel aufgefahren war, machte Jesus Paulus zu Seinem Jünger und Apostel! Warum so spät? Das hat heilsgeschichtliche Gründe. Die anderen Jünger hatten bereits ihren Auftrag. Sie waren ausgesandt, die Juden mit ihrer Botschaft vom kommenden messianischen Reich zu erreichen. Paulus aber wurde zu einem Apostel der Gemeinde Jesu.
Jesus sagt in den Evangeliumsberichten kein einziges Mal, dass der Glaube an Ihn ausreicht, auch wenn Er mehrfach betont, dass der Glaube an Ihn sehr wichtig ist. Wer an Ihn glaubt, „wird nie mehr dürsten“ (Joh 6,35), von dem „werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,38), der bleibt „nicht in der Finsternis“ (Joh 12,46), der „wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun“ (Joh 14,12). Und schließlich doch auch: der „wird leben, auch wenn er gestorben ist.“ (Joh 11,25) Das kommt dem Erlösungsglauben nahe, ist aber ebenso als Metapher zu werten wie die anderen Aussagen und reicht keinesfalls aus, die Torah als abgetan oder auch nur nebensächlich zu bezeichnen.
Diese beispielhaften Aussagen hat ausschließlich Johannes überliefert. Es fällt auf, dass die Synoptiker keine ähnlichen Aussagen zur Wichtigkeit des Glaubens an Jesus machen. Das hat viele Theologen dazu gebracht, anzunehmen, dass der Glauben an die Erlösung durch Jesus erst von den Jüngern, noch genauer, durch Paulus ins Leben berufen worden sei. * 11 Der Grund, dass die Evangelien nichts davon berichten, dass Jesus sich selber „protestantisch“ äußerte, ist ein anderer. Es war heilsgeschichtlich noch nicht die Zeit dafür.
Paulus betont, dass er seine „Lehren“ bzw. „das von mir verkündigte Evangelium“ von Christus hat (Gal 1,11.12). Wenn das Theologen nicht glauben können, haben sie mit der Bibel unendlich viele Verständnisprobleme.
Um es deutlich zu sagen, es ist nicht überliefert, dass Jesus in den dreieinhalb Jahren vor Seinem Kreuzestod auch nur einmal gesagt hat, dass der Glaube an Ihn als Erlöser ausreichen würde, um in den Himmel zu kommen. Ganz im scheinbaren Gegensatz dazu bestätigt Er mehrfach die Bedeutung der Torah. Mehr noch, er lässt Gelegenheiten verstreichen, auf Ihn als Erlöser hinzuweisen. Und er bedroht Menschen und Dämonen, dass sie Ihn nicht als Messias offenbaren. *12
Um hier gleich einem Missverständnis vorzubeugen: im Judentum und im Alten Testament steht der Glauben an Gott, womit eigentlich das Vertrauen in Ihn gemeint ist, an oberster Stelle. Man kann ja noch nicht einmal die Torah einhalten, wenn man sie nicht für wichtig und verbindlich hält. Man vertraut dabei Gott, wenn Er sagt, dass dies die Gebote sind, die Segen bedeuten können, oder Fluch, in dem Fall, dass man sie übergeht. Gott wollte schon immer das Vertrauen in Ihn. Wie könnte sonst die Menschheit mit Ihm familiär sein und Ihm näherkommen wie es in der Liebe natürlicherweise geschieht. Dazu braucht es Vertrauen.
Die Torah existiert erst, seitdem sie Mose am Berg Sinai empfangen hat. Das Vertrauen und den Gehorsam zu Gott gab es schon früher. Auch in den Evangelien wirbt Jesus dauernd für das Vertrauen Seiner Jünger oder der Zuhörer, wenn Er predigend durchs Land zog. Dabei geschehen Heilungen, weil die Kranken an die Macht Gottes glauben. Sie setzen ihr Vertrauen in Jesus. Das ist immer heilsam! *13
Jesus schilt Seine Jünger, dass es ihnen am rechten Gottvertrauen fehlt (Lk 8,25). Aber da geht es nie um eine Art protestantischen Glauben, dass Jesus der alleinige Erlöser sei. Es geht immer um das heilsame Grundvertrauen in Gott und Seine Zusagen. Wer die Torah halten will, braucht Glauben. Die Frage ist eher, ob auch der Glauben die Torah braucht. Als Jesus Seinem Vater im Himmel vertraute, brauchte Er die Torah nicht und als Paulus dem Sohn Gottes die erste Frage stellte, nachdem dessen Identität für ihn feststand, brauchte er die Torah auch nicht, denn er fragte: „Was willst du, dass ich tun soll?“ (Ap 9,6 Schlachter 2000) Bei einem Menschen, der Christus vertraut, nachdem er festgestellt hat, dass es Christus ist, der ihm begegnet ist, antwortet der Geist Christi auf diese Frage. Er sagt dann, wenn er nicht schweigt, tue dies und tue das, lasse das bleiben und lasse dies bleiben!
Im Gegensatz zu Paulus, der alles für Kot achtet, was er früher für unverzichtbar hielt, preist Jesus die heilsame Wirkung des Befolgens der Torah. Da kommt ein junger Mann und fragt Jesus, was er tun soll, damit er „ewiges Leben“ habe. Im griechischen Text heißt es „Zoen aionion“. Das bedeutet wörtlich „äonisches Leben“. Juden dachten dabei auf jeden Fall an eine messianische Fortsetzung ihres bisherigen Lebens im messianischen Reich, das sie aus den Beschreibungen und Verheißungen der Propheten kannten. So beten orthodoxe Juden auch heute noch im täglich mehrmals zu betenden Achtzehnbittengebet, Schmone Esre, dem bedeutendsten Gebet im Judentum, um das Kommen messianischer Verhältnisse. Dazu gehört auch das Wohnen des Messias und des Gottes Israels inmitten Seines Volkes. So heißt es in der vierzehnten Bitte: „Nach deiner Stadt Jerusalem kehre in Erbarmen zurück, wohne in ihr, wie du gesprochen, erbaue sie bald in unseren Tagen als ewigen Bau, und Davids Thron gründe schnell in ihr.“*14
Ob der junge Mann eher eine hellenistische Vorstellung vom „äonischen Leben“ in einer Art besseren Welt im Jenseits hatte, hat Jesus nicht abgefragt. Aber Seine Antwort erstaunt jeden, der die Briefe von Paulus gelesen hat: „Wenn du aber ins Leben hineinkommen willst, so halte die Gebote!“ (Mt 19,17)
Der junge Mann fragt nach: „Welche?“ Jesus zählt Gebote aus dem Dekalog auf „Diese: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre den Vater und die Mutter; und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ (Mt 19,18-19) Mehr sagt Jesus an dieser Stelle nicht, bevor Er den jungen Mann wieder etwas sagen lässt. Protestanten weisen gerne darauf hin, dass die ganze Unterhaltung damit noch nicht beendet sei, denn wenn das Halten der Gebote ausreichen würde, um das „ewige Leben“ zu bekommen, wozu dann noch den Glauben an Jesus?
Warum sagt Jesus hier nicht gleich: „Du musst an mich glauben, dann hast du äonisches Leben!“? Weil Jesus nicht gegen den Heilsplan Gottes handelt. Jesus sagt dem Jüngling, nachdem der bestätigt hat, dass er alle diese Gebote befolgte, dass ihm noch etwas fehlt, wenn er vollkommen sein will. Aber das war doch gar nicht das Anliegen des jungen Mannes! Er wollte gar nicht vollkommen sein, er wollte doch nur ins messianische Reich kommen! Jesus antwortet dem jungen Mann auf dessen Frage „Was fehlt mir noch?“ (Mt 19,20) mit „Wenn du vollkommen sein willst …“ Die Antwort geht anscheinend über das hinaus, was der Mann gefragt hat.
Gerade weil den Juden bewusst war, dass es schwierig war, die Gebote der Torah zu befolgen, erließen sie Zusatzvorschriften und Erläuterungen, die eigentlich dazu da waren, zu verdeutlichen, was Sünde war und um es erst gar nicht zum Sündigen kommen zu lassen. Die Zusätze waren also als Schutzbereich gedacht, nicht dazu, die Menschen zu belasten. Solange man diesen Schutzbereich nicht verließ, standen die Chancen gut, dass man sündlos blieb. In der Torah hieß es nur, dass man am Sabbat nicht arbeiten durfte. Aber was war Arbeit? Einen Ochsen aus dem Graben zu ziehen? Wie weit durfte man am Sabbat laufen, bevor es in Arbeit ausartete? Um sicher zu gehen, dass niemand hier sündigte, legte man eine Distanz fest, von der man annahm, dass alles was drunter blieb, noch kein Verstoß gegen das Gebot und damit Sünde war.
Jesus warf den Juden vor, dass sie manchmal die Mücken aussiebten, aber Kamele verschluckten (Mt 23,24). Das kam aber nicht daher, dass ihre Methoden, um Sünden zu vermeiden, falsch gewesen wären, sondern weil sie ein unbekehrtes Herz hatten. Das hatten die Menschen mit oder ohne Torah. Die Torah an sich konnte daran gar nichts ändern. Sie zeigte immer wieder nur, was auf jeden Fall richtig oder falsch sein konnte. Die Frage des Mannes zielte darauf: „Was fehlt mir noch, um ins Reich Gottes zu kommen?“
Und Jesus kommt auf den Kern der Thematik: die Vollkommenheit! Warum? Weil Gott nichts Anderes als Vollkommenheit akzeptiert. Er ist heilig und lässt nur Heiliges zu sich (3 Mos 20,7)! Um diese Vollkommenheit geht es auch in der Bergpredigt, wo ja Jesus im Grunde auch nichts Anderes macht als die religiösen Führer, die er Blindenführer nannte. Er fügt der Torah Elemente hinzu, die das Halten der Gebote Gottes noch erschweren. Er fordert die Vollkommenheit. Und das macht Er am Beispiel der Torah deutlich! Er fordert die Vollkommenheit und sagt nicht, wie man sie erreicht!
Aber das ist genau der fragliche Punkt! Macht Er es wirklich deutlich? Bleibt nicht ein großes unbefriedigtes Erschrecken, wenn man Jesus zuhört? Muss nicht jeder sagen: wie kann ich dann jemals gerettet werden, wenn ich all das beherzigen muss, was da verlangt wird? Weiß denn Jesus nicht, dass der Mensch aus eigener Anstrengung nie mehr als nur Mensch und damit unvollkommen sein muss? Doch, das weiß Er!
In dieser Geschichte mit dem jungen Mann, scheint Jesus ungehalten zu sein. Zunächst antwortet Er: „Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute.“ (Mt 19,17) Es geht ja gar nicht ums Gutsein. Es geht um den, der gut ist und uns, die wir nicht gut genug sind! Es geht um die Vollkommenheit und die ist mit dem Halten der Gebote der Torah niemals zu erreichen. Ein Mensch, der die Torah hält, bleibt ein die Torah haltender Mensch.
Jesus gibt dem jungen Mann hier eine Lektion. Die Torah verlangt nirgendwo, dass man sein Hab` und Gut verkaufen soll, um den Erlös den Armen zu geben, wie es hier Jesus dem Mann empfiehlt. Und wenn der Mann das befolgt, hat er auch wieder nur eine Zusage, dass er einen Schatz im Himmel haben wird (Mt 19,21). Jesus fordert ihn, ohne jegliche weitere Zusage, dazu auf, ihm nachzufolgen. Nachfolge – das ist jetzt dran, für jeden, der in seiner Beziehung zu Gott weiterkommen will. Torah halten ist gut, aber das konnte man schon seit 1 470 Jahren! *15 Kein Wunder also, dass der junge Mann betrübt wegging. Er hatte wohl damit gerechnet, dass er wegen seiner Torah-Treue Lob bekam. Pustekuchen! Wer zu Jesus, etwa im Gebet, kommt und sagt: schau` her, wie sorgsam und penibel ich deine Gebote gehalten habe!, der muss damit rechnen, dass er gesagt bekommt, was ihm alles noch fehlt und das könnte sehr schmerzhaft werden!
Die Erklärung für die Betrübnis des Mannes lautet: „Denn er hatte viele Güter!“ (Mt 19,22). Doch das ist nur der unmittelbare Grund. Die Wahrheit sitzt noch tiefer in der Natur des Menschen, denn diese Natur will bleiben wie sie will und nur ein bisschen Kosmetik betreiben. Man kann mit dem Halten von Geboten auch eine solche Kosmetik betreiben. Schau` her, wie untadelig ich in der Torah bin! Und Gott antwortet dann vielleicht einfach nur: „Reinige dein Herz, dann sehen wir weiter!“ Das war das große Problem der Toraheiferer, sie eiferten viel für die Torah, aber haben Gott nicht verstanden. Unter den „Kreuziget-Ihn“ – Rufern waren viele Torah-Eiferer. Auch unter denen, die Stephanus steinigten oder mitverurteilten. Paulus war einer von ihnen. Und er sagt von sich selber, dass er ein Toraheiferer gewesen ist. * 16 Paulus hat die Torah nicht missbraucht, sondern untadelig gehalten. Und doch war er ein Verbrecher und Übeltäter, bis er Jesus begegnet ist.
Wenn Gott jemand auffordert, seinen Reichtum abzugeben, entspricht das Gottes Willen. Es muss hier aber zur Kenntnis genommen werden, dass dieses individuelle Gebot kein Gebot der Torah ist. Und Jesus fügt eine weitere Erklärung hinzu, die sich nicht aus der Torah ergibt, weil diese bestenfalls ein Teilbereich des göttlichen Willens umfasst: „Schwer wird ein Reicher in das Reich der Himmel hineinkommen“ (Mt 19,23). Er kehrt also wieder zurück zum ursprünglichen Thema, das Hineinkommen ins messianische Reich, denn für die Juden war das „Reich der Himmel“ ebenso wie das „Reich Gottes“ identisch mit dem messianischen Reich, auch wenn es im ersten Jahrhundert infolge des Einflusses des Hellenismus auch schon andere Jenseitsvorstellungen gab, die ins Judentum eingedrungen waren. Der Hellenismus widerspricht aber in Bezug auf das Jenseits dem Alten Testament zumindest zum Teil.
Für die Jünger Jesu war es neu, zu hören, dass es für Reiche so schwer war, ins Reich Gottes zu kommen. Sie fragten: „Wer kann dann gerettet werden?“ (Mt 19,25) Jesus antwortet auf einer Ebene, die dem entspricht, was Er über die Vollkommenheit gesagt hat. Jesus hatte nicht gesagt, dass der junge Mann vollkommen sein würde, wenn er seinen Reichtum hergegeben hätte, sondern nur, dass er auch das tun soll, wenn er vollkommen sein wolle. Das ist ein erheblicher Unterschied. Ein Mensch Gottes zeichnet sich dadurch aus, dass er so wollen möchte, wie Gott es will. Ob er es auch kann, steht auf einem anderen Blatt.
Erst muss man recht wollen können,
bevor man recht können kann!
So ist es auch mit der Heiligung und der Vollkommenheit. Wer Gott aus ganzem Herzen lieben möchte, wie es die Torah empfiehlt, der möchte auch in diesem Gebot der Heiligung und Vollkommenheit zum Ziel kommen. Aber er wird dann das früher oder später in Erfahrung bringen müssen, was Jesus hier sagt: „Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.“ (Mt 19,26) Jesus gibt hier also die Lösung für das Problem der Toraheiferer! Die Lösung liegt nicht in der Torah, sondern bei Gott! Und wenn nun Juden sagen, die Hergabe des Reichtums wäre ein Gebot, das sich aus dem über allem thronenden Doppelgebot von der Liebe zu Gott und den Menschen ergeben würde, dann ist doch nicht beantwortet, wie man dabei Vollkommenheit bei der Heiligung und Rechtfertigung oder Errettung erlangt, denn das sind Dinge, die dem Menschen unmöglich sind. Sie sind nur Gott möglich.
Man darf hier die Bezugsebenen nicht durcheinanderbringen. Vollkommenheit ist ein Thema, das Kommen ins Himmelreich und das äonische Leben sind ein anderes Thema. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Jesus diesem jungen Mann, der nach einem Hinweis gefragt hat, wie er äonisches Leben bekommen kann, gesagt haben könnte: „Wenn du weiter Gottes Willen tust, wie er in der Torah festgeschrieben ist, bist du auf dem richtigen Weg. Dieser Weg ist aber noch nicht abgeschlossen. Dir fehlt noch vieles zur Vollkommenheit, die es nur bei Gott gibt. Du musst beispielsweise deinen Reichtum abgeben an die Armen, denn es fehlt dir noch an Nächstenliebe. Du bist noch so weit weg von Gott, du bist nahe beim Himmelreich, aber noch fern von Gott!“ Stattdessen spricht Jesus so sehr in Rätseln, dass es nicht einmal jeder bemerkt, weil er sich konfrontiert sieht mit unvollkommenen Zuständen, bei denen das Volk immer wieder nach Milch verlangt, wo Jesus doch längst festes Brot geben und Sein Passalamm vorweisen möchte. Es geht Ihm zu langsam, könnte man sagen, daher reagiert Er dementsprechend: „Ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen?“ (Mt 17,17)
Und so bleibt es bei wahren Aussagen, die einen Kern des Problems ansprechen und Hinweise für die Lösung geben, die sich aber nicht jedem und nicht jedem gleich erschließt. Der junge Mann sollte nun als erstes einmal daran gehen, sein Reichtum-Problem anzugehen. Danach gäbe es noch viel zu tun. Die Nachfolge Jesu, die ihm Jesus vorschlägt, ist auch wieder nur ein Anfang. Auch die anderen Jünger folgten Jesus nach, aber wie kläglich geriet ihr Verhalten, als Jesus verhaftet, angeklagt und hingerichtet wurde! Nachfolge Jesu? Das bedeutet nicht automatisch Vollkommenheit. Auch diesem jungen Mann sagte Jesus nicht: „du musst nur an mich glauben, dann bist du gerettet“, sondern er antwortete, wie man es von einem jüdischen Rabbi erwarten konnte: Halte die Gebote! Und Vollkommenheit? Nur einer ist vollkommen!
Die Bergpredigt verläuft auch entlang dieser Argumentationslinie. Sie ist aber nur schwer erkennbar, weil sie eine andere Bedeutungsebene berührt, die nicht für jeden offenbar ist. Zunächst muss man sagen, dass auch die Bergpredigt voll ist von Geboten, die denen der Torah nahekommen, aber eine noch strengere Sicht vermitteln. Das ist die erste Wahrnehmung. Wer über sie nicht hinauskommt, tut gut daran, seine Gewohnheiten denen, die die Bergpredigt empfiehlt, gegenüber zu stellen und das Bessere zu suchen. Bei dieser ersten Wahrnehmung darf der Mensch aber nicht stehen bleiben!
In der protestantischen Glaubenspraxis wird auf die Notwendigkeit, die Gebote Gottes zu halten, ebenso verwiesen wie bei den übrigen christlichen Denominationen, einschließlich des messianischen Judentums. Die Gebote werden überwiegend als „Soll“ – Vorschriften verstanden und so auch übersetzt, obwohl es ebenso anders übersetzt werden kann, nämlich im Sinne einer Verheißung mit „werden“. Was sein soll, wird! Für einen, dem die Gebote nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind, sondern gar nicht mehr relevant sind, weil es seiner Natur entspricht, nicht zu sündigen, kann dann gelten: „Du wirst nicht morden, weil du kein Mörder bist! Du wirst nicht falsch Zeugnis ablegen, weil du kein Lügner bist! Du wirst deinen Gott und deinen Nächsten lieben, weil du die Liebe des Christus in dir hast!“ In wem ist das so? In Christus! Und in uns, wenn Christi Geist in uns wirkt! Diese Liebe ist mit dem Geist Christi gekommen.
Wer kann das jetzt schon von sich sagen? Jesus Christus! Aber dabei soll es und wird es nicht bleiben und das ist die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Die entscheidende Frage bleibt dann: Wie wird es, was sein soll? Wie kommt der Mensch dazu, zu verwirklichen, was er werden soll? Darum soll es in diesem Kommentar zur Bergpredigt gehen!
Die Glückseligkeit
Mt 5,1-12
Mt 5
1 „Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm.
2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3 Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
5 Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
6 Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
7 Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.
8 Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
10 Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
11 Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen.
12 Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.
Als erstes ist festzustellen, dass Jesus die Bergpredigt Seinen Jüngern hielt. Das ist auch bei den Seligpreisungen bei Lukas so: „Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.“ (Lk 6,20) Es waren aber auch andere mit auf den Berg gegangen und hatten mit angehört, was Jesus Seinen Jüngern sagte (Mt 7,28). Jeder hat immer auch Mitläufer. Der Kreis der Jünger war immer durchlässig. Es war kein Geheimbund. Auch Kirchengemeinden sollten durchlässig sein.
Die Elberfelder Übersetzer haben das griechische „makarioi“ mit „glückselig“ übersetzt. *17 Dieser Redebeginn kommt in der Septuaginta für das Hebräische „ashrei“ 68 mal vor *18 so z.B. in Ps 84,5 oder 6: „Glücklich ist der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in dessen Herz gebahnte Wege sind.“ Ein anspruchsvoll-fülliger Satz mit großer Weisheitstiefe. Jesus benutzt in der Bergpredigt wenig komplexe Sätze, die am Anfang weiterführender Gedankengänge stehen können, aber an sich weniger weitreichend sind. Er hat es ja mit Jüngern zu tun, die am Anfang ihrer Lehrzeit stehen.
„ashrei“ von „esher“ kann mit Glücklichkeit oder Gesegnetheit übersetzt werden. Das ist die Möglichkeit für Glück und Segen und damit weniger als der Zustand von Glück und Segnung. Das biblische „Glück“ entspricht nicht einfach einem menschlichen Wohlbefinden, sondern bedeutet immer eine weitgehende Annäherung an die Bestimmung des Menschen, dessen sich der Mensch mehr oder weniger bewusst geworden sein kann. Wenn das wahre Glück im „Himmel“, bei Gott, ist, dann muss der Mensch auf den Weg dahin gebracht werden und kann sich bereits „glücklich“ schätzen, wenn ihm das bewusst wird. In der deutschen Sprache hat sich Glück und Seligkeit zu einer Glückseligkeit verbunden. *19Das griechische Makarios kommt von „mak“, was „vergrößern“ oder „erweitern“ bedeutet. Glückselig ist man dann erst wirklich, wenn man von Gott groß gemacht worden ist. Inwiefern groß? In alledem, was Gott auszeichnet. Bei Gott ist die wahre und reine Glückseligkeit. Wer segnet, will göttliche, also vollkommene Verhältnisse herstellen. An so einem Segen muss, bemerkt man sofort, Gott beteiligt sein, Er muss Seinen Segen dazu geben, denn wie sonst könnte sich etwas Vollkommenes einstellen? Eine gottgemäße Segnung ist also ein „Großmachen“ in dem Sinne wie Gott es versteht, wie auch nur Er es verstehen kann, solange man selber noch keine solche Segnung erfahren hat. Wenn man also jemand Glück und Segen wünscht, sollte es vernünftigerweise aus Sicht Gottes Glück und Segen sein. Das erklärt auch, warum man auch eine an sich leidvolle Erfahrung als Segnung bezeichnen kann, wenn man davon überzeugt ist oder wenn sich zeigt, dass Gott damit etwas verwirklicht, was den Menschen letzten Endes groß macht. Man braucht dazu keine konkrete Vorstellung über das Großgemachte. Es reicht der Glauben daran. Wer Gott wirklich vertraut, traut Ihm auch zu, dass Er nicht nur weiß, was für einen Glück und Segen bringt, sondern - und das ist eine höhere Stufe der Erkenntnis- er weiß auch, dass Gott ihm dieses Glück und diesen Segen irgendwann einmal schenken wird.
Der Mensch wird ja nicht geboren, um ein „glückliches“ Leben zu haben, es sei denn, das „Glück“ hängt mit der Bestimmung des Menschen zusammen. Aus biblischer Sicht ist der Mensch dazu geschaffen, um sowohl Gott zu verherrlichen als auch um zugleich selber verherrlicht zu werden. Diese Doppelbedeutung kommt auch in der Torah zum Vorschein, wenn man die beiden wichtigsten Gebote nimmt, die zusammen genommen außerdem noch die Grundlage der gesamten Torah sind: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten. Erstmals bekommt das Israel von Mose zu hören: *20 Jesus sagte es ausgerechnet einem Torahlehrer, der Ihn nach dem wichtigsten Gebot gefragt hatte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Aber warum können diese zwei Gebote die Grundlage der Torah sein? Weil Gott mit der Torah etwas bezweckt, was dem Gesamtziel, das er mit der Schöpfung hat, untergeordnet ist. Wo Gott und der Nächste geliebt werden, stellt sich Glückseligkeit ein. So gesehen ist das Leben eines Menschen dann wirklich glücklich, wenn es glückselig ist. Und das bedeutet, dass der Mensch sich entschieden auf Gott zubewegt. Eine Segnung, die nicht dem Ziele Gottes mit der Schöpfung dient, kann deshalb auch nicht zur tragfähigen Glückseligkeit führen. Man sollte daher immer Segenssprüche mit Bedacht austeilen und sich fragen, wen oder was segnet man durch seine Worte und seine Handlungen?
Für Gott bedeutet „glücklich“ sein also immer deshalb ein „gottgemäß“ sein, weil Er ja den Menschen zu keinem anderen „groß sein“ geschaffen hat, als dass er seine Bestimmung in seiner Verherrlichung und der Verherrlichung Gottes, zur gemeinsamen Freude, erreicht. Warum sind zwei Verliebte glücklich? Weil sie sich lieben und sich dabei bewusst sind, dass sie diese Liebe nicht missen, sondern nur ausleben wollen können. Das Ziel der Liebe ist die Liebe auszuleben. Also was ist mit der Liebe Gottes? Gott ist ja Liebe in Person. Was macht Gott mit dieser Persönlichkeit? Er will es ausleben. Echte Liebe will ausgelebt werden und deshalb lieben sich Menschen so, dass sie sofort spüren, ich will diese Liebe ausleben Diese Liebe ist aber nicht nur eine Eigenschaft Gottes, sondern Gott ist Liebe. Jede Liebe kommt also von Gott und wird letzten Endes auch wieder nur den Weg zu Ihm weisen. Sie hat ohne Gott keinen Bestand und kann nur bleiben, wenn sie immer tiefer in Gott vertieft wird. Oder anders gesagt Liebe, die bleiben soll, muss personifiziert werden. Man muss Liebe werden, wenn man immer in Liebe sei will. Das ist jedoch nur in Gott möglich.
Liebe muss in Gott vertieft werden, wenn sie bleiben soll.
Wirklich bleibend kann nur Gott und das Göttliche sein. Das hebräische Pendant zum griechischen „makarios“ ist „escher“. *21 So zum Beispiel in Hiob 5,17: „Glücklich ist der Mensch, den Gott zurechtweist! So verwirf denn nicht die Züchtigung des Allmächtigen!“*22 Für einen Juden war das Gemeingut, denn er versteht die Torah nicht als starres Gesetz, sondern als Weisung. Das Gesetzeswerk der Torah, welches Hiob, der diese Worte niederschreiben durfte, nicht kannte, kann insofern glückselig machen oder zur Glückseligkeit beitragen, als sie ein Mittel ist, das auf das Ziel hinführen kann. *23 Aber auch hierzu muss man sich führen lassen. Man kann sich auch, z.B. als Atheist, der nur nach seinen eigenen Regeln leben kann, dagegen versperren. Es gibt auch andere Mittel, derer sich Gott bedient. Abraham wurde auch von Gott geführt, ohne dass Er ihm jemals die Gebote der Torah, wie Israel sie halten sollte, offenbarte. Das direkteste und sicherste Mittel ist der Geist Christi. Das wissen wir hoffentlich.
An den Geschichten vor der Verkündigung der 10 Gebote auf dem Sinai kann man erkennen, dass „Glückseligkeit“, wie sie in verschiedenen Ausprägungen in der Bibel angesprochen wird, eine relative sein kann. Jesus bedient sich in der Bergpredigt einer Sprache, die die Jünger verstehen, ohne dass Er versucht, ihnen die Tiefen des göttlichen Verstehens auszuloten, denn das wäre bei dem Fassungsvermögen der Jünger vergebliche Liebesmühe gewesen. Das verbietet aber nicht, tiefer in die Gedanken Gottes einzutauchen, denn: „Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes.“ (1 Kor 2,10) Die Seligpreisungen Jesu zeigen, dass man auch diejenigen als glückselig bezeichnen kann, die ganz offensichtlich noch nicht die höchste Stufe der Glückseligkeit erreicht haben. Dann muss man sich auch nicht fragen, ob Jesus sie glückselig nennt, „Glückselig sind…“, oder ihnen den Segen zusprechen will, „Glückselig seien…“, damit sie glückselig werden können. Die Antwort muss lauten und kann nur lauten: beides! Jesus weiß doch genau, wie der Status eines jeden ist. Er schaut in die Herzen. Er weiß deshalb, ob jemand gerade bedürftig ist und was ihm alles noch fehlt. Er weiß es besser als der Betroffene selbst. Er weiß aber außerdem noch etwas, was der Betroffene nicht wissen kann. Er weiß, wie es mit ihm in der Hand Gottes weiter gehen wird. Das Ziel aber steht fest, das Ziel ist am Ende die völlige Glückseligkeit. Dahin ist es jedoch bei jedem noch ein langer und beschwerlicher Weg!
Beschwerlich ist er auch deshalb, weil das Böse überwunden werden muss. Deshalb endet das „Vater unser“ – Gebet auch mit dem „rette uns von dem Bösen!“(Mt 6,13)
Erster Lobpreis – die Armen im Geiste
„Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“ (Mt 5,3)
Als erstes heißt Jesus die Armen im Geist glückselig. Man kann darauf hinweisen, dass die Pharisäer das ungebildete Volk so nannte: „Arme im Geiste". Die Pharisäer schauten auf diejenigen herab, die nicht von morgens bis abends so wie sie in den Schriften forschten und keine Zeit hatten mit ihnen zu diskutieren. Jesus stellte sich gegen die Pharisäer, die er Schlangen und Heuchler nannte und ergriff die Partei der angeblich Armen im Geiste. Und hier heißt er sie gleich am Anfang der Seligpreisungen glückselig. Damit sagt Er ihnen: ich bin auf eurer Seite! Doch es lohnt sich, etwas tiefer zu gehen!
Aus biblischer Sicht bedeutet ein „Reichtum im Geist“, dass man durch den Geist Christi reich gemacht ist. Diesen Geist lässt man zu sich reden und von ihm lässt man sich leiten. Man hat ihn ja schon willkommen geheißen, sonst wäre er nicht da. Je mehr man sich dem Geist Christi unterordnet, desto geistlich reicher wird man. Die Unterordnung ist eine Einordnung an den Platz, an den man gehört und zu dem man geschaffen worden ist. Der Mensch kann sich verschiedene Zielsetzungen geben. Sie sind aber alle nur von begrenzter und vorübergehender Relevanz. Es zählt nur das Ziel, das Gott gesetzt hat. Es ist wie bei einem Töpfer. Er fertigt Töpfe und wenn ein Topf ein Teller sein möchte, wird ihm das nie gelingen.
Die frommen Juden, die ihren Weg mit Gott ernst genommen haben, haben zu allen Zeiten gewusst, dass der Ruach Ha Kodesch, der Geist Gottes, der heilige Geist, *24 eine Kraft Gottes ist, die als Manifestation Gottes Menschen berühren und führen kann. Die erste Manifestation Gottes war die Manifestation als Geist, der über dem Wasser schwebte, bevor er die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf (1 Mos 1,2). Und auch hier ist es wieder Hiob, der das bestätigt (Hi 33,4).
Dass der Geist Gottes in einer engen Verbindung mit dem Menschen stehen konnte, der ihn zur Heiligung verhelfen konnte, wusste auch schon der Psalmist: „Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir!“ (Ps 51,13) Der Geist soll den Menschen willig machen für das Göttliche, sofern es der Mensch will (Ps 51,14), denn Gott zwingt niemand. Die Erlösung und vorher schon die Heiligung erfolgt auf freiwilliger Basis. Aber Gott hilft dem Willen des Menschen nach, weil dem Menschen nicht immer alle Daten zur Verfügung stehen, die er braucht, um seine Situation realistisch einzuschätzen. Die Neigungen des alten Adam, der in jedem von uns steckt, verstellen ihm den Blick auf die Herrlichkeiten Gottes. Der Mensch ist ja „beinahe unendlich“ weit von Gott entfernt. Da kann er nur schlecht sehen. Er muss erst wieder richtig sehen lernen.
Dieser Begriff „beinahe unendlich“ ist eine Unmöglichkeit, aber ebenso menschenunmöglich ist es für Menschen, durch eigenes Bemühen zu Gott zu gelangen. Also muss Gott zu den Menschen kommen. Und Er bietet das an, was Er hat, nämlich in allem die Vervollkommnung des Menschen herzustellen. Der Mensch muss sich nur darauf einlassen. Gott macht das möglich, was dem Menschen verwehrt ist. Dazu gehören auch die vollkommene Freude und das vollkommene Glück.
Die Juden hatten also eine konkrete Vorstellung von der Macht des Geistes Gottes im Leben eines Menschen. Aber diese Vorstellung war nur eine vorläufige. Die endgültige hofften sie in der Anwesenheit Gottes zu erlangen. Sie wussten nicht, dass sich JHWH ihnen in Jesus bereits annäherte. Sie strebten danach, wie es ja auch der Psalmist zum Ausdruck bringt, dass der Geist Gottes auf ihrer Seite war. Und wie es heute auch bei Christen nicht anders gesehen wird, nimmt man an, dass jemand, der sich mit der Erkenntnisgewinnung geistlicher Dinge bemüht sein lässt, nicht im Geiste arm bleiben wird, denn Gott ist ja ein großzügiger Geber.
Bei jedem fängt es mit der Armut im Geiste an! Dabei bleibt es aber nicht! Jeder braucht also den Segen Gottes. Mit dem Segen Gottes beginnt es!
Deshalb redet Jesus nicht von den Reichen im Geiste, und doch werden die Armen im Geiste genau das sein. Sie werden von Gott reich gemacht. Und diejenigen, die sich selber für geistlich reich und klug halten, werden schauern müssen, wie weit sie damit kommen. Sehr weit wird es nicht sein. Die Ersten werden die Letzten und die Letzten die Ersten sein!
Dabei ist es unerheblich, wie sich die vermeintlich Reichen im Geiste selbst sahen. Hier in Seiner Rede geht Jesus gar nicht auf sie ein. Er tut etwas, was typisch für Sein Verhalten ist. Er geht zu Huren, Zöllnern und Sündern und Kranken.
Manche spotteten, Jesus habe eine Vorliebe für den „Abschaum“ der Gesellschaft gehabt. Aber dazu müsste man wissen, wie man „Abschaum“ definieren soll. Es gibt ja in der Bibel keine andere Menschengruppe, die so gescholten wird als die Schriftgelehrten, Priester und Pharisäer. Und vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass jüdische Schriftgelehrte späterer Zeiten das Neue Testament nicht mochten und davor warnten, es zu lesen. Es stimmt nämlich, die jüdischen Schriftgelehrten kommen dabei nicht gut weg! Unter ihnen waren sicherlich auch viele, die sich im Geiste als reich betrachtet haben. Jesus hatte die Pharisäer und Schriftgelehrte zutiefst mit Seiner Geringschätzung beleidigt. So sehr, dass sie Ihn beseitigen wollten. So sehr, dass für sie schon der Name Jesus zu einem Schimpfwort wurde und weite Teile des Judentums übernahmen diese Sichtweise.
Bei Gott gibt es aber gar keinen Abschaum, sondern nur Erste und Letzte und Letzte und Erste. Und damit ja jeder bemerken kann, dass Er niemand ungerecht behandelt, sagt Gott sogar, dass diejenigen, die heute Erste sind, morgen schon wieder die Letzten sein werden und umgekehrt (Mt 20,16)! Das kann man wohl nur verstehen, wenn man selber schon einmal Letzter war und sich dabei gesegnet sah!
Wenn Gott also jemand bevorzugt, wie Israel aus den Nationen, dann nur, weil Er jemand herausnimmt, der den anderen dienen soll. Will ein guter Lehrer nur Schüler haben, die hinter ihm zurückbleiben und es im Leben zu nichts bringen? Nein, der ist ein guter Lehrer, der einem größeren Ziel dient, nämlich, wenn es ihm geschenkt ist, nur Nobelpreisträger auf ihrem Weg nach oben zu den „Ersten“ zu begleiten. Und indem man das tut, wird man selber ein „Großer“, aber ein Großer nach Gottes Art, nicht nach der Menschen Art!
Dienen zu dürfen ist bei Gott eine Auszeichnung,
die andere dazu bringen soll, ausgezeichnet zu werden.
Wen Gott beruft, der ist nicht der Gute ins Töpfchen und wen Gott nicht beruft, ist nicht der Schlechte ins Abseits der ewigen Verdammung. Gottes Beförderungssystem ist jedem menschlichen Plan weit überlegen. Warum? Weil er alle Menschen nach oben und ganz vorne zu bringen vermag. Oben und Vorne, das ist da, wo Christus ist.
Man darf hier also Jesus nicht unterstellen, dass Er die Armen preist und damit unausgesprochen die Reichen verdammt. Diese Vorstellung ist zwar dem Judentum, in das Jesus hineinkam und in das Er zunächst einmal hineinspricht, nicht unbekannt. Besonders seitdem der Hellenismus sich über die bekannte Welt ausgebreitet und seit den Zeiten der Ptolemäer und Seleukiden im Heiligen Land das Gesellschaftsleben erfasst und durchsäuert hat, war es schwer, ohne die Bewahrung durch Gott überhaupt die Heilige Schrift, den Tenach, noch unvorbelastet lesen zu können. Ganz ähnlich ergeht es heutigen Christen, die in einer jahrhundertealten Tradition stehen und sich oft nicht im Klaren sind, dass das, was sie vertreten, eigentlich seine Wurzeln in einer hellenisierten Kirchentradition hat. Dennoch gab es im Judentum schon immer auch einen starken Strang von Gläubigen, die sich nicht so sehr um das Wesen und den Wandel der Gottlosen und Angepassten Gedanken machten, sondern ihre Kraft und ihr Interesse der Annäherung des ihnen erkennbaren Gotteswesens widmeten. Das würde in diesem Fall bedeuten, dass sie sich an den „Armen im Geiste“ erfreuen, weil sie glückselig geheißen sind.
Wer sind also diese Armen im Geiste? Es sind die, die nicht als reich bezeichnet werden können, weil sie noch weitgehend ungelehrt, von mäßiger Bildung, in der Torahkenntnis nicht so gut geschult sind als die „Schriftgelehrten“, aber eben auch von den Spitzfindigkeiten der Theologie nichts verstehen und noch nicht von böser Klugheit verdorben sind. Das müssen keine dummen oder grundsätzlich ungebildeten Menschen sein. Es sind aber viele aus dem Volk, die von einigen sich der Geistlichkeit zurechnenden Gebildeten nicht für voll genommen werden. Das wird auch sehr deutlich im Neuen Testament herausgestellt. Die Verhältnisse sind heute bei den Kirchen genau so. Wer nicht auf einer der Verbildungsakademien der Kaste der Theologen und Kirchen war, gilt für nichts. Wer heutzutage Theologie studiert wird mit Gott verunehrenden Gedanken überhäuft. Es ist anscheinend ehrwürdiger den Zimmermannsberuf oder ein anderes Handwerk zu erlernen. So hat es auch Jesus gemacht. Er ging zu keinem der Theologen der damaligen Zeit in die Schule, denn Er suchte nicht die Ehre bei Menschen. Er brauchte keinen Doktortitel. Der ganze arrogante Standesdünkel des jüdischen Klerus kommt in Joh 7,45ff zum Ausdruck. *25 Da sorgte ein von Jesus geheilter Blinder für Aufsehen und die Tempeldiener, die auch mit Ordnungsaufgaben betraut waren, *26 berichteten den Hohenpriestern und Pharisäern davon (Joh 7,45). Die hatten so einen hergelaufenen Autodidakten wie Jesus sowieso „gefressen“ und zwar aus folgenden Gründen: *27
1. Er war keiner von ihnen. Er hatte keine Schulung von ihnen erhalten.
2. Er zeigte keinen Respekt und keine Ehrerbietung der herrschenden Kaste gegenüber.
3. Er widersprach den Lehrmeinungen. Er vertrat Seine eigene Sicht.
4. Er war klüger als die Gelehrten.
5. Er redete von oben herab.
In Wirklichkeit war das „von oben herab“ Autorität, Vollmacht, Souveränität tatsächlich von oben her. Dem konnte man sich nur beugen, da konnte man nur „einknicken“, aber dann hätte man seine eigene Position ganz oben in Frage zu stellen! Jesus zeigte außerdem jedem genau den Respekt, der ihm zustand.
Jesus war in den Augen derer, die sich zur obersten Gesellschaftsklasse zählten, selber ein „Armer im Geiste“. Die Oberen haben seit jeher versucht, alle Belange des Volkes unter sich auszumachen. Ihre Vertreter sind die Taktgeber, sie geben den Kurs vor, sie bestimmen wo es lang geht, sie haben in allem das erste und letzte Wort, sie setzen die geltende Sichtweise fest und wissen, was falsch oder richtig ist und sie akzeptieren nur die, die ihre Regeln einhalten und sich ihrem Urteil fügen. Aus den gleichen Gründen werden auch heutzutage Menschen, die keinen akademischen Grad in Theologie haben, eher in Akademikerkreisen abgelehnt und in den Kirchen mit dem Stigma des Laientums belegt. Die Menschen haben sich nicht geändert.
Das religiöse Establishment Israels im ersten Jahrhundert verschenkte keine Kompetenzen an Landarbeiter und Handwerker, die eigentlichen Säulen der Gesellschaft, die arbeitende Bevölkerung, die sich nicht tagelang in die Torah versenken kann und keine Zeit und Muse für gelehrte Debatten hat. Diese alle sind die Armen im Geiste. Gerade auch wegen ihnen ist Jesus gekommen. Ihnen hat Er gepredigt, sie hat Er aufgesucht! Und wenn je ein Schriftgelehrter oder Priester oder Pharisäer das Volk von oben herab als „Arme im Geiste“ bezeichnet hat, dann hätte das für Jesus ein ausreichender Grund sein können, diese Bezeichnung zu übernehmen, sie aber mit einem ganz anderen, nämlich „glückselig“ machenden Inhalt zu versehen.
Nachdem die Diener bekennen: „Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch.“ (Joh 7,46), antworten die Pharisäer beleidigt, weil sie ja offensichtlich auch nicht so reden konnten wie Jesus: „Seid ihr denn auch verführt?“ (Joh 7,47). Und dann zeigen sie ihre Standesdünkel unverhohlen: „Hat wohl jemand von den Obersten an ihn geglaubt oder von den Pharisäern?“ (Joh 7,47) Wenn dieser Jesus so gelehrt daherreden würde, dann müsste das doch von den Experten anerkannt und abgesegnet worden sein! Und es folgt noch ein Angriff auf das ganze Volk, das man ja wegen seiner mangelnden Bildung verachtete. „Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht!“ (Joh 7,49)
Auch heute belegt man diejenigen, die von der Lehrmeinung abweichen als Irrlehrer, vor denen zu warnen ist. Man will die Deutungshoheit behalten, man will die Reihen geschlossen halten. Eine unfähige Führungsclique erkennt man daran, dass sie eigentlich nicht führen, sondern herrschen will, aber so, dass das Volk die Zeche zahlt. Da das Volk sich von Jesus beeindruckt zeigte, weckte das die Eifersucht der Oberen. So eine Eifersucht kann sich zum Hass steigern. In diesem Fall führte er dazu, dass man für sich beschloss, diesen Jesus aus dem Weg zu räumen. Dabei ging es nicht mehr um die theologische Wahrheit, sondern um die persönliche Befindlichkeit.
Im 21. Jahrhundert werden Abweichler und solche, die nicht mit dem Mainstream mitschwimmen wollen, nicht gekreuzigt. Man kann sie anders „kaltstellen“. Man ignoriert sie, nimmt keine Notiz von ihren Arbeiten oder schreibt schlechte Rezensionen über sie oder verlegt ihre Bücher erst gar nicht, bringt ihre wissenschaftlichen Werke nicht heraus. Dazu sind die alten Vorwürfe geblieben: „Irrlehrer“ und „Verführer“! Die Kirchengeschichte zeigt viele Beispiele des Kampfes der Etablierten gegen die Aufmüpfigen. Dabei ging es nicht nur um die Bewahrung der „reinen“ Lehre, sondern um Bewahrung des Besitzstandes und private Abrechnungen. Nichts Neues unter der Sonne!
Der Vorwurf der Oberen an die Adresse der Volksmenge, die Jesus zugehört hatte, ist typisch für die damaligen Verhältnisse: Das Volk kennt die Torah nicht! Jeder, der die Torah nicht kennt, weiß gar nichts und ist nicht in der Lage, die Dinge zu beurteilen. Die religiösen Oberen kennen die Torah, meinen sie, und tatsächlich lesen die Schriftgelehrten die Torah viele Stunden am Tag und diskutieren noch viel mehr Stunden über sie, während das einfache Volk noch nicht einmal einen so leichten Zugang zu den Schriftrollen hat. Wer im Israel des ersten Jahrhunderts seiner täglichen Arbeit nachging, hatte nicht mehr viel Zeit zur Verfügung, um seine Torahkenntnisse zu vertiefen.
Aber auch die Torahgelehrten hätten wissen können, das bloßes Wissen auch totes Wissen sein kann. Das kann man sogar der Torah selbst entnehmen. So wie man schon nach dem Alten Testament als Jude wissen konnte, dass man den Geist von Gott her braucht, um die Dinge des Glaubens recht beurteilen zu können, *28 so kann man es auch als Christ dem Neuen Testament entnehmen. *29 Gott hat dazu deutlich Seine „Meinung“ hinterlassen, deshalb hat auch keiner eine Entschuldigung, der kein Freund der „Armen im Geiste“, also der vermeintlich Minderbemittelten ist.
Im jüdischen Volk sind die „Armen im Geiste“ des ersten Jahrhunderts weitgehend mit den „Ha Arez“ gleichzusetzen. Natürlich gehörten zu den Ha Arez nicht nur die weniger Gebildeten, sondern auch die Kranken, Alten, Schwachen, Witwen und Huren, alle Benachteiligten und Geächteten. Mit dem Aufkommen der griechischen Herrschaft seit der Zeit der Ptolemäer und Seleukiden, die nach Alexander des Großen Tod das Heilige Land beinahe dreihundert Jahre lang beherrschten, veränderte sich die jüdische Gesellschaft. Die fremden Herrscher verlangten für ihren kostspielenden Lebenswandel sehr viele Steuerabgaben. Außerdem machte der jüdische Klerus gemeinsame Sache mit den Fremdherrschern, um selber noch gut bei der Sache wegzukommen. Das führte nach und nach zu einer Zweiteilung der Gesellschaft in die Armen und die wenigen Privilegierten, wozu auch die Geistlichkeit gehörte. *30 Die Verhältnisse wendeten sich nicht zum Besseren, nachdem die Römer noch vor der Zeitenwende die Herrschaft übernahmen und Vasallenkönige einsetzten. Die Steuerbelastungen wuchsen weiter an, weil noch mehr davon gut leben wollten. Im gleichen Maße nahmen Korruption und Amtsmissbrauch zu.
Natürlich gehörten auch die Kranken, Alten, Schwachen, Witwen und Huren, alle Benachteiligten und Geächteten zu diesen „Armen im Geiste“. Ein Sonderfall sind die Zöllner. Sie hatten einen schlechten Ruf, weil sie für die Besatzer arbeiteten und darüber hinaus in die eigene Tasche. Da sie niemand entlohnte und sie im Auftrag derer Steuer eintrieben, die verhasst waren, mussten sie den Betrag entsprechend erhöhen, um noch etwas für sich rauszuschlagen. Dadurch wurden viele reich, aber sicher nicht alle. Manche Ausleger verstehen unter den „Armen im Geiste“, die Demütigen. *31 Aber wer demütig ist, kann verbindlich nur Gott beurteilen. Es gibt unter den Reichen eines Volkes ebenso wie unter den Armen Demütige und Hochmütige.
Demütig gibt es wenige. Ist der Sohn Gottes zu den Demütigen gekommen oder zu den Gedemütigten? Jesus sagte, dass die Kranken den Arzt brauchen, nicht die Gesunden. Die Demütigen sind sehr gesund. Sie bekommen ihren Lohn im Himmel oder im messianischen Reich. Aber es gibt auch die Gedemütigten und sie werden und sollen auch getröstet werden, denn sie brauchen den Trost am meisten. Wem