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Diese Auslegung der Korintherbriefe des Paulus folgt nicht der kirchlichen Tradition, sondern dem biblischen Text und der historischen Wahrscheinlichkeit. Die Korinther Gemeinde stellt unter den ersten christlichen Gemeinden des ersten Jahrhunderts ein Muster dar für alle kommenden Kirchengenerationen. In ihr gab es alles, was es nicht geben durfte, aber auch alles, was eine lebendige Gemeinde auszeichnete. Und so findet man neben tiefstem Heidentum und Unmoral, jüdischer Gesetzlichkeit und griechischem Freigeist, ebenso Christuszentrierung und Heiligungsbestreben. Paulus provozierte die Juden mit Sonderlehren und stieß zugleich den traditionsfreudigen Nichtjuden vor den Kopf. Erst Paulus versteht die ganze Fülle und Bandbreite der Erlösung durch Christus, dem auch ein falscher Eifer für die Torah nicht im Wege stehen darf. Das neue Evangelium von Paulus ließ auch die Nichtjuden verstehen, dass es im Kern für sie darum ging, den alten, sündigen Adam loszulassen mit seinen Gewohnheiten und Lüsten und auch die Selbstgerechtigkeitsbemühungen aufzugeben, die sich sogar hinter besonders frommen Werken und einer formalen Torahgerechtigkeit verbergen können. Das Evangelium ist bei Paulus zwar ein Friedens- und Freiheitsangebot, aber es ist zugleich eine Konfrontation. Im Evangelium wird der sündige Mensch mit der unausweichlichen Wahl konfrontiert, sich von Gott zurechtbringen zu lassen oder es zum eigenen Unheil bleiben zu lassen.
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Seitenzahl: 552
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Eine Auslegung der
Korintherbriefe
Roman Nies
© 2018 Roman Nies
Verlag & Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-7469-1375-9
Hardcover
978-3-7469-1376-6
e-Book
978-3-7469-1377-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Aus der Apostelgeschichte des Lukas wissen wir, wie es zu dieser Korinther Gemeinde paulinischer Prägung gekommen ist. Angefangen hat es damit, dass Paulus bei den aus Rom vertriebenen Juden Aquila und Priscilla wohnte. Da er am Sabbat wie üblich in die Synagoge ging, unterhielt er sich dort mit Juden und Griechen*1und „überzeugte“ sie (Ap 18,4). Aber erst als er „Verstärkung“durch Silas und Timotheus bekommen hatte, fing er an das Evangelium zu verkünden - ausdrücklich heißt es „den Juden“ - „dass Jesus der Christus sei“(Ap 18,5). Damit verkündete er zunächst einmal das Gleiche wie die anderen Apostel. Juden mit ihren Lehransichten unter sich.
Die Reaktion des Paulus auf die Verweigerung der Juden lässt darauf schließen, dass es zu einem handfesten Streit gekommen sein muss, denn sonst hätte Paulus nicht gesagt: „Euer Blut komme auf euren Kopf!“(Ap 18,6). Das ist eine harte Aussage. Wenn Gott Paulus das sagen und stehen lässt, ist das tragisch.*2Man darf aber dennoch nicht die Verheißungen vergessen, die Paulus anderswo (z.B. in Röm 11,26) gemacht hat. Sie belegen, dass die „Verwünschung“nichts an der Rettung Israels ändert und demzufolge nur bedeuten kann, dass ein schweres Gericht Israel bevorsteht. Durch Gerichte bewirkt Gott Haltungsänderungen. Heilsgeschichtlich haben Gerichte an einzelnen und an Gemeinschaften vielfache Auswirkungen, oft auf verschiedenen Ebenen und zu verschiedenen Weltzeiten.
Was Paulus anbelangt, trifft er in Bezug auf seine Juden eine folgenschwere Entscheidung: „von jetzt an werde ich zu den Nationen gehen.“(Ap 18,6) Und das, obwohl viele Juden zum Glauben kamen, aber eben nicht alle! Und auch Nichtjuden kamen zum Glauben an den Messias Israels, denn: „viele Korinther, die hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen“.(Ap 18,8) Insgesamt blieb Paulus „ein Jahr und sechs Monate“in Korinth „und lehrte unter ihnen das Wort Gottes“.Man muss festhalten, das „Gläubigwerden“beinhaltete zunächst einmal nur das Fürwahrhalten, dass Jesus Christus der Messias Israels und damit auch der kommende König der ganzen Welt und aller Nationen sein würde, und dass Er das für alle Menschen geopferte Lamm Gottes ist, zur Vergebung der Sünden. Die Vergebung der Sünden war das zentrale Thema des Judentums. Der gesamte Gebets-, Tempel- und Opferdienst kreiste um dieses Thema. Wie werde ich meine Sünden los, um vor Gott gerecht dastehen zu können. Für die Juden außerhalb Israels war das, was die Jünger Jesu und Paulus lehrten in der Hinsicht reizvoll, als man sich die Pilgerreise nach Jerusalem, um dort am Tempel zu opfern, sparen konnte, wenn dieses neue Evangelium stimmte. Aber wenn man einem Menschen große Geschenke macht, ist er zuerst einmal misstrauisch. Irgendwo gibt es einen Pferdefuß oder eine Fußangel. Noch bedenklicher ist aber folgendes: Das sich beschenken und begnadigen lassen darf nicht in Konkurrenz stehen mit dem Selbstbehauptungswillen und auch nicht einhergehen mit einer Demut, die in Demut ungeübte Menschen leicht mit Demütigung verwechseln können. Zunächst einmal hörte sich das neue Evangelium gut an, aber dann lernte man, dass es im Kern damit zu tun hatte, den alten Adam loszulassen mit seinen Gewohnheiten und Lüsten, was gerade den Korinthern nicht leicht gefallen sein dürfte, das alte Ich zu verleugnen und das Leben auch da aufzugeben, wo es nicht gleich als sündig zu erkennen war. Wenn man mit Jesus ernst machte, musste alles andere in die zweite Reihe oder sogar ganz verschwinden. Das predigten die Jünger Jesu und Paulus ohne Unterschied. Man musste ihnen nur lange genug zuhören und dann war das zuerst geweckte Interesse und die anfängliche Begeisterung für das neue Evangelium verflogen und die alten Üblichkeiten kamen wieder durch. So muss es bei vielen gewesen sein. Das sind mehr als nur Vermutungen, denn die gleichen Prozesse finden sich heute immer noch bei dem Volk, das mit dem Evangelium konfrontiert wird. Das Evangelium ist zwar ein Angebot, ein Friedens- und Freiheitsangebot, aber es ist zugleich eine Konfrontation. Im Evangelium wird der sündige Mensch mit der unausweichlichen Wahl konfrontiert, sich von Gott zurechtbringen zu lassen oder es bleiben zu lassen.
Die Apostelgeschichte zeigt, dass Paulus bei den Juden nur zum geringen Teil auf Gegenliebe für seine Botschaft stieß. Es kam zu starken Anfeindungen mit den Juden. Die meisten Juden lehnten die Lehren von Paulus ab. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Paulus ist vielleicht sogar der meist gehasste Jude für die Juden. Diese Anfeindungen können darauf zurückzuführen sein, dass Paulus Jesus Christus als Messias verkündete. Aber in Jerusalem haben die Jünger viele Jahre genau diese Botschaft vom Gottessohn und Messias Israels Jesus Christus verkündet und sie blieben dabei weitgehend unbehelligt. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Gemeinde in Jerusalem jahrzehntelang hielt und in der Apostelgeschichte, ebenso wie in den außerbiblischen Überlieferungen nicht von mehr Verfolgungen berichtet worden ist, als die bekannten, nimmt sich das Ausmaß der Verfolgung vergleichsweise minimal aus. Letzten Endes reduzierte sich für viele Juden, das Interesse an einer Reaktion auf das Evangelium der Jünger Jesu auf die Frage: Was gehen uns die peinlichen Vorkommnisse um einen gekreuzigten Wanderprediger in Jerusalem an? Herzlich wenig! Das galt erst recht für die hellenischen Juden! Für sie waren die Apostel nur Wanderprediger, die behaupteten, dass der Messias endlich gekommen war.
Doch Paulus begnügte sich nicht mit der Wiederholung dieser Behauptung. Daher muss man annehmen, dass der größere Streitpunkt für die Juden die Lehre war, dass die Torah nicht mehr oberstes Ziel der religiösen Praktik für einen Juden war und das Missverständnis, dass Paulus lehrte, die Beschneidung sei kein Zeichen für das Volk, das Gott auserwählte. Jesus war für die meisten ein galiläischer Rabbi, dessen Jünger ihn zum Messias erklärt hatten. Jesus war tot. Aber Paulus war lebendig und verkündete im Bereich des hellenischen Judentums etwas, was man als traditionell unjüdisch oder sogar, wenn man Paulus fehlinterpretierte, als anti-jüdisch bezeichnen muss. Das war nicht akzeptabel. Und auch das ist heute noch so. Wenn Lukas davon schreibt, dass die „Juden einmütig gegen Paulus aufstanden“, muss es sich um die Mehrheit der Juden gehandelt haben, die ihn vor den Prokonsul von Achaea schleppten und ihn verklagten: „Dieser überredet die Menschen, entgegen dem Gesetz Gott anzubeten.“(Ap 18,13) Entgegen dem Gesetz! Also entgegen der Torah, so wie die Juden die Torah verstanden: Das heilige Gesetz Gottes für die Juden. Auch die Juden waren ungeduldig genug, um das, was sie sprachlich als „Olam“, verdunkelte, langwährende Zeitdauer, verstanden hatten, in eine Gültigkeit, die immer währt, damit man eine verlässliche, stabile Ordnung hatte, zu verwandeln. Es ist interessanterweise nicht nur der menschliche Wunsch, einen festen Grund zu haben, auf den man bauen kann, sondern auch die menschliche Ungeduld, die ihn dazu bringt, etwas, was zeitlich begrenzt ist, zu verewigen. Schon ein kleiner Schnupfen offenbart die Ungeduld des Menschen. Er protestiert gegen dieses Ungemach, indem er sagt: ich habediese „laufende“ Nase schon ewig, nur weil sich nach drei Tagen noch keine Besserung gezeigt hat. Die Torah ist kein Schnupfen, aber sie hat ähnlich wie die Sekretabsonderung des menschlichen Körpers bei Fremdkörperbefall die heilsame Funktion, den Menschen auf den Weg der Besserung zu bringen, ohne selber die Besserung zu sein, freilich auch, ohne selber das Übel zu sein, auch wenn es als solches wahrgenommen wird. Auch die Torah ist ein Mittel zur Besserung, ohne die Besserung und ohne von Übel zu sein. Wenn der Körper heil ist, braucht er keine Mobilisierung der Abwehrstoffe und Sekretabsonderung. Sie währt nicht für immer. Wenn der Mensch in Christus heil geworden ist, braucht er die Torah auch nicht mehr, denn sie ist nur für die, die gegen sie und gegen den Willen Gottes verstoßen (Röm 3,19). Und so hat die menschliche Ungeduld etwas für ewig erklärt, solange die Heilung noch in weiter Ferne scheint. Mit dem Begriff „Olam“ ging es den Juden und Christen ganz ähnlich. Da die Torah für „olam“gegeben ist, gilt sie für immer, erklärt man, wohl wissend, dass der Begriff „olam“das nicht, alles andere ausschließend, hergibt, sonst wäre Jonah für immer im Bauch des Fisches gewesen (Jon 2,7)*3Die Torah wird also, ob bewusst oder nicht, in einen göttlichen Stand versetzt. Folgerichtig wird dieser Götzendienst fortgesetzt, indem manche das„für immer“nach vorne verlängern. Die Torah existiere wie Gott schon immer, wie einige Juden allen Ernstes glauben. Auf eine Absurdität folgt die nächste.*4Wohlgemerkt wird Paulus nicht angeklagt, Jesus zum Messias gemacht zu haben, sondern die Menschen zu überreden „entgegen dem Gesetz“Gott zu verehren, also gegen die Torah anzugehen. Leider verrät Lukas nicht, ob die Menschen, die Paulus angeblich Irrlehren beibrachte, nur Juden oder auch Nichtjuden waren. Aber auch hier gilt, die hellenistischen Juden sorgten sich nicht sonderlich um das Seelenheil der Nichtjuden. Hätte das ausgerechnet in Korinth anders sein sollen als anderswo? Korinth war für damalige Verhältnisse eine Großstadt, eine der größten im Römischen Reich. Was den moralischen Standard anbelangte, hätte ein frommer Jude sie eher mit Sodom und Gomorrha verglichen. Den Juden hätte es gleichgültig sein können, wenn Paulus Nichtjuden so lehrte wie sie es ganz gewiss gegenüber Juden beanstandet hätten. Aber die Situation war so, dass in die Synagogen auch Nichtjuden kamen. Was immer Paulus den Nichtjuden predigte, hörten auch die Juden, und was er den Juden zu sagen hatte, bekamen auch die Nichtjuden mit, sofern sie mit den Juden verkehrten und in deren Synagogen Besucher waren.
Was Paulus zu sagen hatte, war eine Botschaft, die so noch nie gehört worden war, denn bisher musste sich ein Nichtjude, wenn er den Gott Abrahams wie ein Jude anbeten wollte und mit den Juden in den Genuss der Verheißungen kommen wollte, sich beschneiden lassen und dann natürlich die ganze Torah halten. Oder zumindest sich zur Torah bekennen, denn tatsächlich gab es keinen einzigen Juden, außer Jesus, der die ganze Torah halten konnte. Der alte Adam ist torah-inkompatibel. Der alte Adam ist ein durch die Torah Getöteter. Er bleibt so lange tot, wie er in Jesus Christus nicht aufersteht.
Es war für einen Juden nicht einzusehen, warum sich an dem Verhältnis Gottes zum Menschen und insbesondere zum Juden etwas ändern sollte, selbst wenn der Messias gekommen sein sollte. Ganz im Gegenteil, der Messias, das wusste man, würde die ganze Torah halten. Also würden auch seine Getreuen die Torah halten und nichts anderes lehren. Nach jüdischer Tradition herrschte der Glaube vor, dass der Messias die Torah vorbildlich einhalten würde. Und das tat Er ja tatsächlich, als Er dann kam. Aber wenn man schon die Torah nicht richtig in Bezug auf ihre Stellung, ihre Bedeutung und ihren Imperativ nicht richtig erkannt hat, dann kann man auch den, der die Torah nicht nur richtig verstanden hat, sondern auch tadellos umgesetzt hat, erst Recht nicht verstehen. Alles was Paulus dagegen zu sagen hatte, konnte nur falsch sein.
Die Juden haben Jesus Christus nicht angenommen, weil sie die Torah nicht richtig verstanden haben.
Damit soll gesagt sein, dass die Missverständnisse über die Torah ausreichen können, dieses Resultat zu erzielen. Selbstverständlich kann es viele weitere Gründe geben, Jesus Christus nicht anzunehmen. Aber wenn man sich einen Götzen schafft, ist es schon wegen dieses Götzen schwer, sich zu Gott zu bekehren. Die Geschichte Israels im Alten Testament illustriert das aufs Deutlichste. Aber, was die Juden nicht anerkennen ist, dass der Götzendienst auch die letzten zweitausend Jahre fortgesetzt wurde. Die Götzen sind nicht Gottwesen des alten Babyloniens, sondern Götzen, die raffiniert getarnt sind. Die Juden haben sie selber getarnt. Einer davon ist die Torah, ursprünglich eine Gabe Gottes, die in der Hand und in der Stirn der Juden, aber auch des Kirchenchristentums zu einem künstlichen und missverständlichen Wesen hochstilisiert wurde, welchem manche frommen Juden gestatten ihr Leben zu beherrschen. Für die überwiegende Zahl der religiösen Juden ist die Torah aber in der Hauptsache eine Orientierung zu Gott hin. Das ist auch eine Funktion, die die Torah haben soll.
Für die Judenfunktionäre und Haushälter des Judentums war ein Zuwachs der Gemeinde durch Proselyten durchaus erstrebenswert, weil das mit mehr Einfluss, mit mehr Macht und mehr Geldzuwachs verbunden war. Jesus kannte das und kommentierte die Folgen kritisch: „Denn ihr durchzieht das Meer und das trockene Land, um einen Proselyten zu machen; und wenn er es geworden ist, so macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr.“(Mt 23,15)
Es ist nicht anzunehmen, dass Paulus den Juden verkündet hat, dass sie nicht mehr die Torah zu halten hätten, sonst wäre genau das der Vorwurf gewesen. Aber Paulus lehrte ja die „Menschen“, heißt es ausdrücklich in Ap 18,13, also diejenigen, die sich Gott gegenüber am Tag des Gerichts verantworten mussten. Dass es Juden gab, die Paulus zu Unrecht auch noch verklagten, dass er den Juden die Torah abspenstig machen wollte, war unvermeidlich. Aber diese Anklage war nicht tragfähig.
Die Juden verstanden bei allem Eifer für die Torah die heilsgeschichtlich umfassende Verkündigung von Paulus nicht. Ihr Fokus war auf Israel und das kommende Gottesreich gerichtet. Wenn Paulus etwas verkündete, was darüber hinausging, oder was davon abzuweichen schien, musste es aus Sicht des streng über die Einhaltung der religiösen Sitten und Gebräuche wachenden Judentums, zu verurteilen sein. Mit der gleichen Logik, wurden auch im Kirchenzeitalter Lehren, die über das Anerkannte hinausgingen, abgelehnt. Die Gemeinde in Korinth hat Paulus sehr lange bei sich gehabt und den Juden gelang es vorerst nicht, erfolgreich gegen Paulus und seine Lehren vorzugehen. Aber seine Proklamation, dass er sich wegen der Taubheit der Juden den Nationen, also den Nichtjuden zuwenden würde, lässt die Möglichkeit offen, dass die Korinther, die er in seinen beiden Korintherbriefen anschreibt, zu einem beträchtlichen Teil zwar Nichtjuden gewesen sein können, dass er aber gerade den Juden ebenso deutlich mitteilen wollte, dass sich die Verweigerung der großen Mehrheit des jüdischen Volkes, dem Evangelium zu glauben, schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde.
1 Kor 1,12-13.17-18.21-23.27-29; 2,2.6-7.9-11.14-16; 3,2
In seinem ersten Brief an die Korinther mahnt Paulus an, dass sie sich nicht darüber streiten sollten, wessen Anhänger man in Glaubensfragen sein sollte. Er zählt einige auf, darunter auch Petrus („Kephas“), bei denen klar ist, dass sie zur Glaubensgemeinschaft derer, die an Jesus Christus glauben, dazugehören.
Inwiefern deren Verkündigung sich untereinander unterschied, erfährt man nicht. Es wäre aber falsch, daraus zu folgern, dass es darum nicht gegangen wäre in der gegenwärtigen Streitlage. In Korinth legte man anscheinend viel Wert darauf, vom „richtigen"Mann getauft zu werden (1 Kor 1,13). Paulus tritt dem entgegen und argumentiert, dass es nicht darauf ankäme, von wem man getauft worden sei. In Vers 17 kommt aber deutlich zum Vorschein, dass die Taufe – gemeint ist die Wassertaufe – ohnehin keinen hohen Stellenwert bei Paulus hat. Der Grund ist für alle, die Paulus kennen, klar. Allein das Aufgenommen- und Hineingekommensein in Christus ist entscheidend. Das ist eine geistliche Angelegenheit zwischen Gott und dem Menschen. Umso erstaunlicher ist, dass so viele christliche Glaubensgemeinschaften nicht nur sehr viel Wert auf die Wassertaufe legen und erwartungsgemäß untereinander stark zerstritten sind, wie diese Taufe genau vollzogen werden soll, sondern sie halten es auch für eine Bedingung der Rettung. Das heißt also, dass es Kirchen gibt, die nicht allein in Christus die Rettung sehen, sondern auch im Vollzug bestimmter Riten, die der Mensch ableistet oder nicht. Also auch wieder eine Erlösung durch Werke. Das Erstaunen legt sich aber, wenn man sieht, dass die Kirchen zum Teil eine Theologie entwickelt haben, die am Wesentlichen vorbeigeht. Das kann aber nicht überraschen bei Kirchen, die ohne den heiligen Geist dazu verdammt sind, sich in den üblichen menschlichen Hervorhebungen in Bezug auf Unwichtiges und Irrtümer und in der Vernachlässigung in Bezug auf Wesentlichem und unbedingten Wahrheiten zu ergehen. Im Kindergarten liest man Kinderbücher mit einfachen Lebensweisheiten und das Leben vereinfachten Abbildungen. In Kirchen, wo es noch nicht zu viel geistlichem Wachstum gekommen ist, herrschen das Rituelle und Sinnbildliche vor, bei dem im ungünstigsten Fall der Verselbständigung des ursprünglichen Gedankens in eine andere Denkrichtung der Sinn nicht selten eine strukturelle Nähe zum Unsinn hat und oft ein heftige Gegenreaktion der Vernunft hervorrufen müsste, wenn diese nicht vom Religionseifern überlagert wäre. Oft werden einfache Wahrheiten dargestellt, die in der höheren Schule Grundlagen sind, die nicht mehr erwähnt werden müssen, aber auf denen aufgebaut worden ist.
Aber was hier an der Stelle der Kern des Problems war, ist dies: Anscheinend gab es bei den Brüdern die Auffassung, dass Petrus oder Apollos etwas anderes lehrten als Paulus (1 Kor 1,12). Paulus bestätigt das nicht ausdrücklich. Stattdessen mahnt er an, dass man sich auf Christus, den Gekreuzigten besinnen soll. Und so stellt er klar:„Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen“(1 Kor 1,17). Man merke: für Paulus gehörte das Taufen nicht notwendigerweise zum Inhalt seines Evangeliums. Noch deutlicher gesagt: Paulus predigte nicht oder nicht immer: „Lasst euch taufen!“,weil es nicht zu seinem Evangelium dazugehörte, zumindest nicht zu seiner Schwerpunktverkündigung. Es gehörte aber zweifellos zur Verkündigung von Petrus und den anderen Aposteln, denn sie standen in der Tradition von Johannes dem Täufer und der Verkündigung des messianischen Reiches.
Auch Paulus steht gegenüber den Juden in dieser Tradition, aber er geht mit seiner Botschaft noch darüber hinaus, weil er - das liest man überall in seinen Schriften heraus, sich als ein aufklärender Gegenüber für die Nichtjuden betrachtete. Wie kam er dazu? Durch den Auftrag, den er vom auferstandenen Christus bekommen hat. Die anderen Apostel haben diesen Zusatzauftrag nicht bekommen. Und so kreuzen sich die Wege der Apostel auch nur selten und sie kommen sich nicht ins Gehege. Das führte der Oberhirte so.*5Aber andere, die weder bei den Predigten von Jesus, noch bei den Predigten von Paulus dabei waren, konnten das nicht auseinander halten. Und deshalb wurde Paulus auch immer wieder angegriffen, nicht nur von ungläubigen Heiden und Juden, von denen jeder seine eigenen guten Gründe dafür hatte, sondern auch von Glaubensgeschwistern. Glaubenskämpfe sind keine Erfindung späterer Zeiten. Sie gehen aber immer einher mit der Entfaltung menschlicher Eifersüchteleien, wenn sie nicht ganz aus ihnen bestehen.
Die Streitereien innerhalb einer Glaubensgemeinde von Juden und Nichtjuden, kommen immer auch wegen der verschiedenen Schwerpunktsetzungen im Prozess der Erkennens- und Glaubensgewinnung. Griechen haben einen anderen kulturellen Hintergrund und einen anderen religiösen Horizont als Juden. Vereinfacht könnte man im Hinblick auf die Geistesgeschichte sagen, die griechische Philosophie ist kopflastig, die jüdische Theologie kommt von Herzen. Allerdings nicht wie es wünschenswert wäre. Nach der Bibel ist ja das Herz der Sitz der Vernunft, der Weisheit, des Urteilsvermögens. Aber solange das Herz selbstsüchtig und unbekehrt ist, kommt auch vieles aus dem Herzen, was man„steinern“und böse nennen muss. Mit Herztheologie ist gemeint, dass man immer in seine Überlegungen Gott und die gesamte Schöpfung einzubeziehen versucht und darin einen ganzheitlichen Ansatz gefunden zu haben glaubt, der auch in Richtung auf das Ziel, das Gott mit der Schöpfung hat, hinzudenken lässt. Griechen versuchen über das natürliche, rationale Denkvermögen die Dinge wie sie mit den Sinnen, einschließlich des Denksinns, erfahrbar sind, zu verstehen. Das abendländische Denken ist von beiden Seiten, dem Griechentum bzw. Hellenismus und vom Judentum beeinflusst und geleitet. Während man stolz ist auf die Wurzeln im alten Griechentum, neigt man dazu die jüdischen Wurzeln zu leugnen. Das kommt daher, weil die Griechen das Heil mit Hilfe des menschlichen Vermögens zu erringen suchten, während das Heil bei den Juden in der Hinwendung zum wahren Gott liegt. Mehr noch, das Heil kommt von den Juden (Joh 4,22). Das zu behaupten, ist ein Affront für die Griechen, die sich auf ihr Gelehrtentum etwas einbildeten. Und noch nicht einmal zu unrecht. Die alten Griechen waren sogar so klug, dass sie bemerkt haben, dass es einen ihnen noch unbekannten Gott geben könnte, der für all das verantwortlich sein könnte, was sie bisher noch nicht über die Welt verstanden hatten (Ap 17,23).
Der Antichrist, d.h. jeder, der im Herzen Anti-Christi ist, ist im Kopf gerne ein Grieche. So stammen auch viele Weltanschauungen und Denkansätze, vor denen in der Bibel gewarnt wird, aus dem alten Griechenland. Dazu gehört beispielsweise auch ein Vorläufer der darwinistischen Evolutionstheorie, welche nichts anderes ist als eine wieder aufgewärmte griechische Denkweise, angereichert mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die immer gerade so gedeutet werden, dass sie der Theorie entsprechen, während man Fakten und Daten, die nicht in das Denkschema passen, geflissentlich ignoriert.
Der Jude weiß, dass man wahre Erkenntnis, insofern sie eine Deutung erfordert, nur durch Offenbarung bekommt, wenn eine innerweltliche Wissensquelle nicht zur Verfügung steht. Das ist bei allen Fragen der Fall, die über die innerhalb der Schöpfung erfahrbaren Nachweise hinausdeuten. Vom Sinnlichen ist das Übersinnliche nicht zu erfassen. Das sind alles Fragen, die den menschlichen Geist und Gott betreffen. Lebenswirklichkeiten und Lebensmöglichkeiten, denen man die Existenz nicht absprechen kann und von denen alle Menschen Zeugnis ablegen. Jeder tut so, als habe er einen Geist, ob er ihn verleugnet ist eine andere Sache. Alle Versuche übersinnliche Erfahrungen innerhalb der Schöpfung ursprungsbegründet zu verorten, sind fehlgeschlagen. Dieser Widerstreit der verschiedenen Denkansätze und Deutungshoheiten findet sich auch heute noch im Denken der Kirchen. Unter dem Einfluss der Aufklärung, die sich sogar selber rühmte, das alte Griechentum wieder zu beleben, gingen die Philosophen und Theologen immer mehr dazu über, der Offenbarung Gottes zu misstrauen, weil sie ihrer eigenen Vernunft mehr zutrauten. Dabei verschob sich das Interesse dessen, was man für glaub-würdig hielt immer mehr zugunsten des kritischen Hellenismus. In Folge davon kam es zu Bibelkritik und zum Abfall vom biblischen Glauben. *6
Dabei hat Immanuel Kant die Begründbarkeit des Zweifels an Gott auch für Nichttheologen widerlegt. Er zeigte die Grenzen der menschlichen Vernunft als Denknotwendigkeit auf. Für Kant war klar, dass eine Offenbarung Gottes dann vorliegt, wenn es eine Grenzüberschreitung vom Jenseitigen, Übersinnlichen hinein in das Geschöpfliche, also unsere Wahrnehmung hinein gibt. Die Behauptung „Gott existiert nicht!“ist deshalb nicht haltbar, da es sich bei Gott um ein Sein handelt, das auch bei Unerkennbarkeit existieren kann. Wenn Gottes Existenz nicht widerlegbar ist, ist nichts, was man zu dem Bereich Seiner Transzendenz rechnen kann, widerlegbar. Damit sind aber auch Wunder denkbar. Und dann kann auch Sein Wort, soweit es Sein Wort ist, nicht widerlegt werdenund jede Kritik daran ist unvernünftig.*7Zu Kants Zeiten galt der Atheismus noch als Kuriosum und intellektueller Selbstmord, sowohl logisch-erkenntnistheoretisch als auch existentiell-persönlich.*8Die historisch-kritische Theologie, die ab dem 20. Jahrhundert die Akademien beherrschte oder zumindest stark beeinflusste, steht für das vorläufige Ende dieser Sackgassenentwicklung, die bei der Unvernunft angefangen hat, von der Nichtexistenz oder Nichteinmischung von Gott in Seine eigene Schöpfung zu denken, obwohl doch Gott nach Seinem Wort die Schöpfung zu Seiner Verherrlichung geschaffen hat. Er behält also denknotwendig das ureigene Interesse an Seiner schaffenden Präsenz in der Schöpfung. Das nicht wahrhaben zu wollen, ist dogmatischer Unglauben, der zwei schwerwiegende Folgen hat. Man verunehrt Gott und zugleich sich selbst. Verunehrung ist eine Verschmutzung, eine üble Nachrede, eine Schlechtmachung, ein Verfälschen von Gottes guten Absichten gegenüber den Menschen. Der Mensch hat seine Würde zum Menschsein ausschließlich durch Gottes Wertschätzung. Gott erschafft den Menschen, ruft ihn zu sich, erlöst ihn von allen Unfreiheiten und bringt ihn zur Vollendung. Das verleiht dem Menschen Würde.
Gottes Ziele sind ehrbar, Seine Mittel und Wege auch. Unabhängig davon wie unehrbar und würdelos die menschlichen Zwischentöne im Universum erzeugt werden. Der Darwinismus ist so ein Zwischenton, jegliche andere Form des atheistischen Fürwahrhabenwollens, auch der Naturalismus, der Materialismus. Materie hat keine Würde und bleibt ohne Würde. Sich von Gott zu entfernen, bringt die geistliche Verkümmerung mit sich, ob man dazu einen Sozialismus oder Feminismus oder Konsumismus vertritt, bleibt sich gleich. Wer Gott aus seinem Leben verbannt, verarmt seine Seele und verliert ihre Mitte, man gerät aus dem Gleichgewicht und fällt unaufhaltsam. Man lebt eine Hysterie des Scheiterns. Der Atheismus hat mit dem Verfall des Vertrauens in Gott gemein, dass er synergetisch schwankt zwischen freiwilliger Erblindung und geistlicher Erkrankung*9Kant kritisierte, beinahe prophetisch, ausgerechnet die Auffassung, dass man der Natur eine Allherrschaft zuerkennen könnte, wie man es im Darwinismus tut.*10Zu seiner Zeit gab es noch keinen expliziten Darwinismus.
Wenn man auch konstatieren kann, dass der Atheismus in der westlichen Gesellschaft absehbar eine Niedergangskultur angestoßen hat, die auch die Kirchen und den Umgang mit Gottes Wort erfasst hat, so ist das Ende der Abwärtsentwicklung doch noch nicht erreicht. Das endgültige Ende ist aber auch schon erkennbar, es ist schon da und breitet sich nur noch weiter aus. Es ist der Abfall vom christlichen Glauben an den Gott der Bibel. Gerade hieran kann man erkennen, wie stufenartig die westliche Gesellschaft aufgebaut ist. „Christlicher“ Glauben und „biblischer“ Glauben sind nicht das Gleiche. Das Christentum hat sich verwurzelt und ausgebreitet und vieles durchdrungen. Es hat eine moralische und missionarische Kraft an sich, ebenso wie der Torahglauben. Das Christentum hat alle Gesellschaftsbereiche befruchtet und sich in vielerlei Hinsicht segensreich ausgewirkt, weil immer wieder gläubige Christen ihre Schaffenskraft und ihre Inspiration in den Fortschritt eingebracht haben. Man denke nur einmal an das Rote Kreuz. Es sind viele Dinge geschehen, für die man gute Gründe anführen kann, sie als größere Wunder zu bezeichnen als sie Jesus vollbracht hat. Es sei denn man sieht im Handeln der Jesusnachfolger auch immer die Handschrift ihres Herrn, dessen verlängerter Arm sie waren. Auf der anderen Seite gibt es die Abscheulichkeiten, die im Namen des Christentums von Kirchenchristen begangen worden sind. Das Christentum hat sich immer wieder vor größeren Errungenschaften ausgebremst, ist zu vermuten, und wechselte immer wieder das Lager zu einem anderen Herrn. Heute macht man es sogar ganz offen und unverschämt.*11
Während es in den vergangenen Jahrhunderten immer eine breite Übereinstimmung über viele Aspekte des christlichen Glaubens und der christlichen Lebensweise gab, ist diese im 20. Jahrhundert immer mehr im Zerbruch. Sie hat sich inzwischen schon sehr weit zu Beginn des 21. Jahrhunderts aufgelöst, so dass man von einem unvergleichlichen „Abfall vom christlichen Glauben“und erst Recht von einem Abfall vom Glauben an den Schöpfergott der Bibel, der ja in erster Linie immer als moralisch verpflichtender Gott verstanden worden ist, reden kann. Es handelt sich also eher um den Abfall vom Glauben an den biblischen Gott, das ist der Gott, der war und ist und sein wird, weniger von einem wie auch immer zu definierenden „christlichen“ Gott. Der Abfall betrifft Christen und Juden, weil nur Christen und Juden mehr vom wahren Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, wissen können, als das bloße Wissen, dass Er Himmel und Erde erschaffen hat. Dass der Abfall von jeglichem Glauben an den biblischen Gott zunimmt, erkennt man daran, dass von Seiten des Kirchenchristentums abgestritten wird, dass der Gott der Bibel die Himmel und die Erde erschaffen wurden. Paulus hat das an anderer Stelle im Römerbrief (Röm 1,18ff) bereits ausgeführt. Dass einmal zu den Gottlosen, die anstelle Gottes natürliche Ursachen für die Entstehung und Bewahrung der Schöpfung annehmen, auch erklärte Nachfolger Jesu Christi, also eben genau dieses Schöpfergottes geben würde, hätte er sich sicher nicht vorstellen können.*12
Nicht nur der Zweifel an Gottes Schöpferkompetenz ist weit verbreitet. Inzwischen gibt es auch viele, die sich zwar als „Christen“bezeichnen, aber weitere Kompetenzen des biblischen Gottes anzweifeln. Z.B., dass Er der Herr über Leben und Tod ist. Das sind die Sadduzäer-Christen. Sie glauben nicht an die tatsächliche, leibliche Auferstehung Jesu von den Toten. Nur das ist aber der echte Christus, der auch auferstanden ist. Und so kann auch nur der ein „echter“ Christ sein, der an den auferstandenen Christus glaubt. Neben den Sadduzäer-Christen, die nur an das Diesseitige glauben, an die Macht der Materie und des Zufalls, was ein machtvolles, steuerndes Eingreifen von Gott nicht braucht, weshalb sie einen deistischen Gott anbeten, gibt es die Pharisäer-Christen. Sie halten den Glauben und die Moral nur dem Schein nach aufrecht. Beim Aufrechterhalten sind sie auch noch gesetzlicher als der Papst. Und dennoch verleugnen sie Gott durch ihre scheinheiligen und antichristlichen Werke.
Nur der auferstandene Christus ist der echte Christus. Jeder andere, den man sich vorstellt, ist es nicht. Jeder andere ist ein Anti-Christus und die, die an ihn glauben, sind Anti-Christen, denn sie haben anstelle des biblischen Glaubens, also anstelle des Fürwahrhaltens der Bibel, einen anderen Glauben gesetzt. Das gleiche gilt für den Glauben an den Vater, denn er kann nicht vom Glauben an den Sohn getrennt werden. Jeder leugnet den Vater, der in Ihm nicht den Vater des Gottessohnes sieht. Und das wird vom Apostel Johannes als antichristlich markiert (1 Joh 2,22-23). Und deshalb ist nicht nur der Islam der Anti-Christ, sondern viele Kirchenvertreter gehören dazu. Es sind sogar viele der Kirchenoberen.*13Sie leugnen den Vater und den Sohn ebenso wie die Oberen des Judentums zu Jesu Zeiten, weil sie unter Vater und Sohn jemand anders verstehen als die, die biblisch offenbart worden sind. Paulus hat sich ebenso wenig wie die anderen Apostel in diese Sackgasse hineinmanövrieren lassen, wo man nicht der real existierenden Offenbarung Gottes folgt, ein Wort, dass seit Jahrtausenden genauer bewahrt worden ist, wie jedes Menschenwerk, sondern menschlichenÜberlegungen. Die Jünger Jesu und Paulus hatten ihre privaten, persönlichen Gottesstunden erlebt und damit verstanden, dass immer da, wo Gott persönlich in den Lauf der Geschichte eingreift, Offenbarung geschieht, die völlig unabhängig ist von den physikalischen Regelkreisläufen von Ursache und Wirkungen und daher auch nicht für die Menschen messbar ist. Sie ist aber erlebbar und erfahrbar. Diese Thematik greift Paulus hier im ersten Korintherbrief auf. Es geht hier um ganz Grundsätzliches.
„Denn während Juden Zeichen fordern und Griechen Weisheit suchen ...“(1 Kor 1,22). Paulus kann den Juden, die zurecht mit der Faktizität der Offenbarung rechnen, keine Privatoffenbarung Gottes zusagen. Die Offenbarungen sind zuhauf bereits geschehen. Das Alte Testament ist voll davon und bezeugt sie. Man kann ihre Tatsächlichkeit nur im Unglauben bestreiten. Das Leben und Wirken des Messias Jesus Christus ist ebenso hundertfach bezeugt und bestätigt. Ein nichtgläubiger Jude kann also nicht nach weiteren Offenbarungen verlangen und auf weitere Wunder warten, denn alles, was durch sie bezeugt werden könnte, ist bereits bezeugt. Und die Griechen müssen verstehen, dass ihr Konzept von der menschlichen Vernunft, die eine Wirklichkeit jenseits ihrer gedanklichen Grenzen, nicht annehmen will, die Wirklichkeit nur unzureichend wiedergibt. Das ist der Fehler im Denken aller neuzeitlichen, seit der Moderne auftretenden Philosophen und Theologen, dass sie nur mit einer Wirklichkeit zu rechnen bereit sind, die von ihrem Urteilsvermögen in irdischen Graden ausgemessen werden kann. Länge, Breite, Höhe, das sind ihre drei Dimensionen. Dazu noch die Zeit, die sie schnell aus dem Blick verlieren. Da wird es schon relativ und daraus wird gefolgert, dass geistige Realitäten auch nur relativ sind, obwohl doch der Geist an diese vier Dimensionen gar nicht gebunden ist. Jedenfalls bestätigt das die Bibel. Es ist dieses moderne Denken ein Denken, das nicht bereit ist, dem vermessenen Gedanken entgegenzutreten, dass es ein Darüberhinaus nicht geben darf, weil es die Begrenztheit des Menschen und damit die Beschämung des Menschen zeigen würde. Wer seine Gedanken nur an dieser Welt will messen, hat sich mit Gott bereits vermessen.
Paulus verdeutlicht, sein Evangelium soll weder die Griechen noch die Juden zufrieden stellen, denn das Ärgernis und die Torheit des Kreuzes bleiben bestehen (1 Kor 1,23). Er will nur den Gekreuzigten predigen (1 Kor 2,2). Er weiß ja, wen der Geist Gottes berührt, der versteht seine Predigt und kann ihr Glauben schenken.
Wichtig ist nicht, ob das Evangelium Ärgernis verhindert oder den Verstand befriedigt. Er selber hatte sowohl als Jude Ärgernis genommen an diesem Evangelium, als auch ein Unbehagen für seinen Intellekt verspürt. Durch Offenbarung ist er aber dem auferstandenen Christus begegnet. Seither ist der Ärger dem Verständnis gewichen, dass der Messias Jesus Christus ist und dass Er ans Kreuz musste, denn sonst hätte Er die Menschen nicht retten können, retten auch von ihrer endlosen pathologischen Verstrickung in einen Lebensentwurf der Beschämungsverhinderung. Weil die Menschen Experten darin sind, sich weiter zu beschämen, indem sie versuchen, die Beschämung vor Gott zu verbergen, entgeht ihnen auch, dass sie so niemals ihren Intellekt befriedigen können. Das gelingt nur denen, die zu begreifen beginnen, dass Gottes Plan zu Seiner Verherrlichung die Schöpfung zu vollenden, Schritt um Schritt zur Ausführung gelangt und dass alles auf höchst wunderbarer Weise diesem Ziel untergeordnet ist. Das war auch für Paulus eine entscheidende Erkenntnis, die bei seiner Glaubenswende auftauchte.
Paulus schreibt den Heilsweg allein Gottes Kraft zu (1 Kor 1,18). Was meint er, wenn er sagt: „Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheitgemacht?“(1 Kor 1,21) Er zitiert dazu aus dem Alten Testament. Dort heißt es bei Jesaja:„Ich will die Weisheit der Weisen vernichten und den Verstand der Verständigen hinwegtun.“(Jes 29,14) Die Weisheit der Welt ist eben gerade deshalb Torheit, weil sie nicht mit Gott und Seinen Offenbarungen rechnet. Paulus hat es ja zu Beginn des Römerbriefs bereits ausgeführt, dass Gott sich als Schöpfergott ganz allgemein durch Seine Schöpfungswerke offenbart hat. Dazu braucht es keiner zusätzlichen Offenbarung, dass ein Schöpfergott ist, der am Anfang des Geschaffenen steht. Davon haben alle Völker gewusst. Die Philosophie des Naturalismus, auch eine griechische Erfindung, verneint diese Offenbarung und behauptet stattdessen, dass es nicht notwendig sei, mit einem Schöpfergott zu rechnen, weil alles nur Materie sei, in der einen oder anderen Form, und diese entweder schon immer da sei oder urplötzlich irgendwie aus dem Nichts entstanden sei.
Das sind zwar törichte Gedanken, aber zu törichten Menschen gehören auch törichte Gedanken. Und ein törichter Gedanke ist, dass diese Torheit keine Torheit sei. Aus Sicht der Bibel sind Gedanken, die den Schöpfergott leugnen, töricht. Auch gerade kirchliche Theologen haben weitgehend die Gedanken des Naturalismus übernommen. Gottes Antwort darauf ist unhörbar aber spürbar: Er lässt die Menschen in ihrer Sackgasse weiterlaufen. Er gibt sie ihren eitlen, törichten Gedanken hin und so empfangen die Menschen die Früchte ihre eigenen Tuns. Somit erweist sich ihre Weisheit, kraft ihrer eigenen (In-) Kompetenz, am Ende als Torheit.
Aber auch dieses Durchgehen durch das Tal der Torheit in Verblendung und Verblödung stellt einen Tiefpunkt dar, der am Anfang eines Hochfluges stehen kann, wenn man doch noch zur Einsicht kommt. Manch einer hat als Atheist und Bibelkritiker angefangen und hat später gelernt, wie segensreich es sein kann, die Beschämungen, die man sich zugefügt hat, endlich doch noch zu bemerken. Zuerst muss man sich bewusst werden, dass man ein Tor und Nichtwisser ist, dann ist man wieder ein geeigneter „Gesprächspartner“ für Gott, nicht in Gottes, sondern in den eigenen Augen.*14Der Naturalismus nennt das denkerische Freiheit, was eigentlich nur die Maske ist, die die Schuld und Verantwortung verbergen soll. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er das Hemd des Atheismus ist. Und dieses Hemd ist noch nicht einmal so lange, dass es die Beschämung verdecken kann, die durch gottloses Denken hervorgerufen wird.
Der Atheismus ist wie der Kaiser ohne Kleider, der hofft, dass alle ihn so sehen, wie er zu sein hofft. Aber seine Blöße ist nicht zu übersehen. Gott sieht ihn schon lange, bei den Menschen dauert es noch eine kurze Zeit.
Die scheinheilige Unantasbarkeitdes Atheismus besteht darin,dass er sich das Unfehlbarkeitsdogmades Papstes angeeignet hat.
Das erspart ihm, meint er, sich mit Gott vergleichen zu müssen. Es ist der konkrete Gott, der die Atheisten immer stört, nie das Fantasieprodukt der Religionen, sondern der biblische, christliche Gott, der ihnen ja sogar in Jesus Christus sehr nahe gekommen ist. Mit dem Nahekommen ist es aber so, dass der Unheilige sich nicht wohl fühlt sondern schuldig, wenn er dem Heiligen zu nahe kommt. Und wenn das Heilige in seine Nähe kommt, nimmt er Reißaus, es macht ihm seine Unheiligkeit schmerzhaft bewusst. Es ist wie der Termin beim Zahnarzt. Man weiß, dass man Heilung braucht. Man weiß, dass man so manchen faulen Zahn mit sich herumschleppt, aber man fürchtet sich vor dem Schmerz aus der Zentrale des Lebendigseins: Essen und Trinken und Reden, Bekenntnisgebung, Verlogenheit des Lebens, die man auch auf der Zunge mit sich herumschleppt.
Es ist der Gott, der die furchtbaren, unerträglichen Worte gesagt hat:„Seid heilig wie ich heilig bin!“*15Unmöglich! Jeder, der aus seinem Schafschlaf aufgewacht ist, merkt sofort, das ist der Sinn und die Bestimmung der menschlichen Existenz. So werden wie Gott ist, von Gottes Art. Und Jesus Christus hat es möglich gemacht. Nicht Satans Zuflüsterung zufolge mit eigenen Versuchen der ständigen Selbstbeschämung: „Ihr werdet sein wie Gott!“angefangen mit einem Ungehorsam und mit einem Fernseinwollen von Gott und Seinem Willen.
Die Lüge Satans bestand ja nicht darin, dass sie sagte: „Ihr werdet sein wie Gott!“, sie waren doch sogar schon nach seinem Ebenbild geschaffen. Die Lüge bestand darin, dass Satan und alle seine Gefolgsleute immer wieder behaupten, es ginge ohne Gott, der Quelle allen Lebens und aller Güte, der Gott des Wohlwollens und Wohlvollbringens.
Gott ist nicht nur der Gott des Wohlwollens,sondern auch der Gott des Wohlvollbringens.
Von diesem, Gottes Sache widerstrebenden Irrweg, umzudrehen, wird schmerzhaft und substantiell teuer. Zuerst muss man zugeben, dass man zurecht beschämt und bloß ist, ohne die Bedeckung, die nur Gott bereit stellen kann. Das fällt schwer. Zu bekennen, dass man nichts ist ohne Gott, nicht viel mehr als ein Haufe Dreck – in der Sprache der Naturalisten gesprochen, die sich ja selber zu einem solchen reduziert haben. Zu erkennen auch, dass derjenige, der man sein soll, unvergleichlich schöner ist, als derjenige, der man ist, weil man noch ohne Gott ist, weil man noch ohne die Vollendung des Werkes Christi ist, der alle zu sich ziehen wird, jeden nach Seiner Ordnung.*16Jesus Christus hat diese Beschämung und Blöße ans Kreuz getragen. Wer das akzeptiert, wird verwandelt in das, was Christus für ihn bereit hält. Er wird passend gemacht für die himmlische Garderobe, die in der unsichtbaren Welt real existiert. Und die, die sie tragen werden, sind mehr als Kaiser, sie sind himmlisch Regenten, die ihre Ausbildung auf Erden erfahren. Wer sich bereits schämt, dem kann noch geholfen werden. Daher setzt Satan alles dran, dass die Menschen alle Scham verlieren. Zeichen der Dekadenz: in einer dekadenten Gesellschaft sagt man:„Schämen sollen sich nur noch die, die sich noch schämen können. Sie sollen sich schämen, weil sie sich noch schämen können!“Doch eigentlich steckt die Angst dahinter, denn woher kommt denn die Scham?
Der Atheismus stellt sich folgerichtig auch als furchtlos dar. Der Verlust der Ehrfurcht vor Gott sollte betrauert werden, denn er ist ein deutliches Zeichen von Wahnsinn und Verdämlichung. Nur wer in der Ehrfurcht Gottes lebt, kann furchtlos sein. Er hat dann auch nicht zu befürchten, von Gott beschämt zu werden.
Die sich selbst für so weise haltenden Gelehrten dieser Welt, halten sich sogar für so weise, dass sie Gott völlig aus ihren Überlegungen, wie die Welt entstanden ist und nach welchen Gesetzen sie läuft und welches die Ursachen und Wirkungen in ihr sind, ausgeklammert haben. Sie haben den Gott, der auch ihr Gott ist, des Feldes verwiesen. Das ist einerseits die Maximierung des Hochmuts, aber andererseits auch die Maximierung der Torheit, denn wenn man die Hauptperson oder Hauptsache aus einer Sache heraushält, was ist dann noch übrig an „Erkenntnisfähigkeit“und
„Sachlichkeit“und „Wahrheit“? Noch ein Drittes wird maximiert. Das ist der Spott. Denn wer sagt, Gott sei nicht der Schöpfer, Er sei weder unser Ursprung, noch könne Er unser Maßgeber, noch unser Bestimmer sein, spottet Ihm wie Er es nicht extremer tun könnte.
Bereits im Alten Testament weist Gott mehrfach auf diesen Zusammenhang hin und kündigt zugleich an, was Er dagegen tun wird. Er begegnet den Menschen, insbesondere zuerst Israel in all diesen drei Punkten: Torheit, Hochmut, Spott. Diese drei haben Jesus ans Kreuz gebracht. Tatsächlich praktisch und in einem ganzheitlicheren Sinn. Was sich zum praktischen Handeln und Geschehenlassen an jenem Frühling im ersten Drittel des ersten Jahrhunderts in Jerusalem verdichtet hat, geschah,
•weil die Juden in ihrer Verblendung, die durch jahrhundertelang eingeübte Ignoranz gegenüber den geistlichen Zuwendungen Gottes, gebildet worden war, nicht erkennen konnten, dass Jesus ihr Messias war;
•weil sie sich parallel dazu einen ungeistlichen Hochmut zugelegt hatten, der es nicht gestattete, sie darüber nachdenken zu lassen, warum Gott mehrfach davon geredet hatte, dass ihr Messias viel erleiden musste, bevor Er Israel befreien würde und dass Auserwählung, wie Israel von Gott als Volk auserwählt worden war, nicht Herrschaftsgelüste, sondern Dienstbereitschaft verlangt;
•weil das Volk Israel, das sich in der Völkerwelt und vor Gott durch sein schändliches Scheitern, Gottes Weg zu gehen, durch die Jahrhunderte blamabel und schändlich dargestellt hatte, der Verspottung des geistigen Erbes noch eine Krone aufsetzte, als es Jesus ans Kreuz brachte, zur Auslieferung für den Spott der Welt.
Und was hat Gott gegen diese Dreien, Torheit, Hochmut, Spott entgegengestellt? In Jesus Christus hat Er sie bloß gestellt, entmachtet, abgetan, aufgelöst. Er hat das unmögliche Menschenwerk durch Gotteswerk ersetzt. Es war göttliche Weisheit, die den Weg ans Kreuz wählte. Und der Erfolg, bezeugt in der Bibel, gibt Gott Recht. Deshalb sagte Jesus, Er werde am Kreuz alle zu sich ziehen (Joh 12,32). Das Kreuz brachte die allumfassende Erlösung.
Dieser Gang ans Kreuz setzte aber den demütigen Dienst überhaupt voraus. Dieser bestand darin, als Gott Mensch zu werden und als Mensch und Gott den Dienst bis zum Kreuz für die Schöpfung zu Ende und zur Vollendung zu bringen. Deshalb sagte Jesus von sich auch, dass Er von Herzen demütig ist (Mt 11,29). Eine Aussage, die die Religionen der Welt nicht verstehen können, weil sie im Hochmut und Spott gegenüber dem Gekreuzigten und damit auch gegenüber Gott verharren. In Unkenntnis sind sie schon deshalb, weil sie Gott nicht kennen. Würden sie Gott kennen, würden sie auch Jesus anerkennen!
Jesus setzte sich also auch dem Spott der Religionen und Weltanschauungen aus, als Er zum Kreuz ging. Doch am Kreuz fällt aller Spott zurück, weil man dazu kommt, erkennen zu müssen, dass ja eigentlich dort jeder selber hängt. Jeder hängt dort selber mit seinen Sünden, seiner Verruchtheit, seiner Unwissenheit, seiner Ignoranz, seiner Schändlichkeit und seiner Spottwürdigkeit.*17Doch das muss einem gesagt werden. Paulus tut es. Und auch deshalb mag man ihn nicht.„Denn weil ja in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten.“(1Kor 1,21) Wer sich ständig in den törichten Wegen der Welt übt, wird ungeübt in den Wegen Gottes. Die Kirchen von heute, haben sich die letzten zweihundert Jahre so ausgiebig dem Gift der Bibelkritik hingegeben, dass es sie gar nicht mehr stört, äonenweit von der ursprünglichen, biblischen Botschaft des Evangeliums weg zu sein. Sie sind selber töricht, hochmütig und spöttisch geworden. Ihr Spott richtet sich gegen diejenigen, die noch biblisch klar denken und die alten Lehren vertreten, wonach die Wahrheit nicht zu relativieren ist. Sie meinen Unkluge zu verspotten, aber sie treffen Christus. Ihr Hochmut zeigt sich, weil sie nur noch nach der akademischen Korrektheit fragen und das nüchterne, unverfälschte biblische Wort nicht stehen lassen können, sondern sich anmaßen, Gott Sein Wort aus dem Mund zu nehmen. Ihre Torheit zeigt sich, weil sie weltliche Lehren lehren und Weltdenken anstelle von Gottesdenken setzen.
Gott verfährt nicht sonderlich überraschend nun so, dass er diese torreichen, selbstgefälligen, spöttischen Gotteswortverdreher und Wahrheitsrelativierer eben keine göttliche Weisheit erschließen lässt, sondern Er sucht sich Seine Leute nach eigenem Wohlgefallen und Gutdünken. Das ist das, was Paulus hier sagt. Wenn Gott das Törichte, Unedle und Verachtete der Welt gewählt hat (1Kor 1, 27.28), dann meint Paulus nicht wie die meisten (kirchlichen) Ausleger, dass Gott besonders beschränkte Menschen gewählt hat - und natürlich wählt Gott beschränkte Menschen, denn andere gibt es nicht -, sondern dass die Welt nach ihren irrelevanten Maßstäben so denkt. Für die Welt und ihre Welt-Kirchen sind alle die, die an Gott als Schöpfergott wie Er in 1 Mos 1 beschrieben ist, glauben ein bemitleidenswerter oder auch nicht bemitleidenswerter geistig Zurückgebliebener. Sie stellen die Frage des Nikodemus: „Wie kann ein Mensch gezeugt werden, wenn er alt ist?“(Joh 4,4) Jesus hatte davon gesprochen, dass ein Mensch noch einmal anders gezeugt werden muss,wenn er das Reich Gottes sehen wolle. Die Antwort von Jesus ist für heutige Wortgottesrelativierer nur in einer bildhaften Übertragung erträglich, denn sie glauben ja schon nicht mehr an Jesu Zeugung durch den Geist Gottes, wie sollen sie dann bei den Nachfolgern Jesu an eine übernatürliche, außerweltliche Neuzeugung glauben?*18Und doch hat Jesus genau davon gesprochen.
Wer als Bibelausleger zu akademischen und gesellschaftlichen Würden gekommen ist, kommt nicht so schnell auf die Idee, dass die Betrachtung des kirchlichen bzw. verweltlichten Christentums mit ihren gesellschaftlich erfolgreichen Kirchenmenschen von Seiten der Welt so ungünstig und despektierlich ausfallen könnte und neigt daher eher dazu, Gott zu unterstellen, dass Er sich die Seiner Meinung nach unvermögensten Erdlinge zusammengesucht hat. Unter gläubigen Christen findet man oft Menschen mit außergewöhnlichen Eigenschaften, aber eben gerade auch in Bereichen, die in der Welt nicht an herausragender Stelle geführt werden. Dazu zählen Ehrlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit, Mut, Zivilcourage usw. oder wenn dies alles nicht vorhanden ist, dann vielleicht doch der unbeugsame Wille, dahin kommen zu wollen, wo man diese Dinge hat. Die Welt ist eine Schauwelt mit höchst vergänglicher Werteskala, Gott schaut in die Herzen und sieht das Potential, das vielleicht noch nicht sichtbar ist, aber durch Gottes Führung entwickelt werden kann. Er hat es ja hineingelegt in den Menschen, Er bildet sich auch ab in die Menschen hinein. Das ist nicht wirklich schwach und unvermögend und töricht. Es gilt nur in der Welt so, denn die Welt ist blind für die geistliche Schau. Und die Kirchen haben sich angewöhnt, zu schauen wie Gott schaut. Sie offenbaren dann auch, dass es scheinheilig ist, von sich als schwach und töricht zu reden, wo sie es in ihren Wegen und Karrieren gar nicht sind, weil sie so sind wie die Welt ist und bei sich die gleichenLeistungserbringungsmechanismen gelten lassen. Sie schmücken sich mit fremden Federn und übersehen, dass es die sind, die sie in betonter Abgrenzung zu sich schwach und töricht nennen, weil diese jedem Wort Gottes vertrauen, die Gott erwählt hat, vor der Welt als schwach und töricht dazustehen.
Gottes Wahl ist eine heilsgeschichtliche Wahl, denn er wählt das,„was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, dass sich vor Gott kein Fleisch rühme.“(1 Kor 1,28-29). Wer ist in der Welt wirklich ein vollkommener Mensch? Niemand, denn jeder ermangelt des Ruhmes, zu dem er geschaffen wurde (Röm 3,23). Das was von der Welt für schwach und verachtenswert gehalten wird, wie sie es ja auch über den biblischen Gott denken, wird von Gott heran- und ausgebildet, um als erstes Christus untergeordnet zu werden (1 Kor 15,23). Dazu werden sie vollkommen passend gemacht. Das geschieht ganz unabhängig und unbeeindruckt von dem, was die Welt an Wegen des Irgendwohinkommens angelegt hat.
Die weltlichen Wege des Irgendwohinkommens sind Verfallswege;Die Wege, die der Mensch in Christus geht, sindVervollkommnungswege.
Das wird noch zur großen Schau für die Welt, die die große Schau so sehr liebt. Fast möchte man sagen, wer zuletzt spottet, spottet am besten. Aber während der eine Spott abwärts gerichtet ist und nichts Gutes bezweckt, ist der Spott, der die Gottesspötter treffen soll, auf deren Umkehr aus.
Jeder, der in Christus eingeordnet werden will, muss den passenden Ausbildungsweg wählen, nicht den Weg der Torheit, des Hochmuts und des Spotts. Wenn Christus regiert, und damit beginnt Er auch gegenüber der Welt im messianischen Reich, wird sich niemand mehr rühmen können, diesen törichten Fleischesweg gegangen zu sein. Und niemand wird sich finden, der auf ihm beharrt, ohne dass es augenscheinlich wäre, wie verkehrt dieses Beharren und wie verkehrt diese Abwege sind.
Nochmals zu Beginn des 2. Kapitels seines ersten Briefes an die Korinther betont Paulus den Unterschied zwischen der Weisheit der Welt und der Weisheit von Gott. Seine Verkündigung steht unter ihrem Zeichen.„Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, jedoch nicht Weisheit dieses Zeitalters“(1 Kor 2,6). Hat Paulus eben noch von denen gesprochen, die in der Welt als in jeder Hinsicht unvollkommen gelten, gleichwohl sie von Gott erwählt sind, setzt er dem hier eine Klarstellung daneben. Diese Unvollkommenen sind nämlich in Christus vollkommen gemacht. Das sehen die Augen der Welt nicht und wenn die noch wenig Gehörten und noch weniger Ernstgenommenen den Mund auftun, so hört man, ähnlich wie von Paulus, keine geschwungenen Reden, aber doch redet der Geist Gottes aus ihnen. Er redet Dinge, die von der Welt nicht verstanden und nicht gesichtet werden können. Diese Welt vergeht mit diesem Zeitalter, sie ist äonisch. Die„Vollkommenen“sind mit ihrer Weisheit auf die kommenden Äonen und die Verhältnisse bei Gott ausgerichtet. Weltliches Denken ist auf diese Welt und diesen Äon beschränkt. Und das auch nur unzureichend. Daher ist auch die Vorstellungswelt der Kirchen meist streng limitiert, wenngleich dadurch nicht ganz wertvoll.
Den Kirchen fehlt in der Regel das Verständnis für das, was über den weltlichen Äon hinausgeht. Daher meinen sie, das Äonische, Irdische, Schöpfungsmäßige ausdehnen zu müssen auf künftige Zeitalter. Und so wird das äonische Gericht ein ewiges Gericht und das Reich Gottes mit dem Messias Jesus und dem Gottesvolk Israel wird in den Himmel verlegt.
Aber so weit geht der Horizont des weltlichen Denkens nicht, dass es das künftig und jenseitig Wirkliche sehen könnte. Es überhebt sich und muss wieder auf den Weg zurück, wo man erst Torheit, Hochmut und Spott ablegen muss, um mit dem Durchblick beginnen zu können. Dann erst lichtet sich der Nebel und Gottes Heilsgeschichte mit den Menschen wird sichtbar.
Der Widerspruch, den Paulus mit der Gleichsetzung der Unedlen und der Vollkommenen herausfordert, ist ein häufig von ihm gebrauchtes Stilmittel, das die meisten Bibelausleger leider nicht immer bemerkt haben. Dabei liegt dem eine wichtige Erkenntnis zugrunde. Vor Gott hat alles Menschliche nur einen vergänglichen Wert.
Gott allein schafft Ewigkeitswerte und Ewigkeitswerke.Er schafft sie im Menschen.
Gott lässt den Menschen nicht der Vergänglichkeit verfallen, sondern hebt sie auf eine höhere Daseinsebene, genau dahin, wo sie Gott begegnen können. In der Vollkommenheitsdimension.
Die Vollkommenheitsdimension ist der Heiligkeitsbereich Gottes.
Gott erhascht die vermeintliche Weisheit der Menschen, indem Er sie ihnen vorführt, bis sie merken, dass sie Torheit ist. So auch hier. Es ist töricht anzunehmen, dass jemand, der kein abgeschlossenes Theologiestudium hat und nur Tag für Tag die Bibel gelesen hat, nichts von Gott wissen kann, denn„Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“(1 Kor 2,9). Das ist die göttliche Weisheit aus derVollkommenheitsdimension im Heiligkeitsbereich Gottes. An sie kommt man nicht heran, die Weisheit muss zu einem kommen.Paulus nennt dies sogar ein Geheimnis:„wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, die Gott vorherbestimmt hat, vor den Zeitaltern“(1 Kor 2,7). Klar ist die Weisheit Gottes verborgen in den Dimensionen Gottes, die außerhalb der Schöpfung stehen, die aber die Schöpfung aus sich hervorgehen ließ.
Göttliche Weisheit und heilsgeschichtliches Verständnis können also laut Bibel nur die haben, die Gott dazu bestimmt hat. Theologiestudium ist dafür untauglich. Es kann zu positiver und negativer Wissensmehrung beitragen und schadet im besten Fall nicht. Es kann ohne die Beteiligung des Geistes Gottes stattfinden und bringt dann Ergebnisse hervor, die ebenfalls ohne die Beteiligung des Geistes Gottes zustande gekommen sind. Für die, die ohnehin nicht an die Wirksamkeit des Geistes Gottes glauben, ist das unerheblich. Bei ihnen bleibt es bei Wissensmehrung auf Halde.
Paulus hat auch in Korinth keine theologische Akademie ins Leben gerufen und sagt trotzdem:„Uns aber hat Gott es geoffenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.“(1 Kor 2,10) Menschen ohne Gottes Geist können noch so sehr grübeln, wenn ihnen der Geist Gottes nichts offenbart, bleiben sie auf dem Boden der menschlichen Überlegungen. Natürlich müssen Theologen, die nicht an eine Begeistung durch Gott glauben, Paulus absprechen, dass er hier eine Wahrheit anspricht, denn wenn sie Paulus zustimmen würden, müssten sie ja ehrlicherweise zugeben, dass sie den Geist Gottes nicht haben. Wie sollte auch jemand, der nicht an Gott und Seine Wirkweise durch den Geist glauben, Gottes Geist haben! Da er ihn nicht hat, muss er sagen, es gibt ihn nicht.
Unbegeistete Theologen sind der Irrtumsfähigkeit dauerhaft ausgesetzt. Sie sind auch ohne Beurteilungsfilter, denn nur der Geist Gottes kann die Angelegenheiten Gottes beurteilen. Wenn nun schon Kirchenleute und Theologen offen bekennen, dass die Bibel nicht wirklich das Wort Gottes ist und dass es Mythen und ungesicherte Überlieferungen und unauthentische Worte enthält, geben sie damit selber das eindeutige Urteil ab, dass sie nicht vom Geist Gottes geleitet sind, denn:„Wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So hat auch niemand erkannt, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes.“(1 Kor 2,11)
Der Geist Gottes bezeugt aber, dass das Wort Gottes wahr ist. Jeder, der das Gegenteil behauptet, kann daher nach der biblischen Logik, nicht mit dem Geist Gottes so reden. Bibelgläubige Theologen beklagen oft, dass ungesunde Lehren in die Kirchen eingedrungen sind und dass nicht mehr die Klarheit des biblischen Wortes gelehrt wird. Aber nur so wird auch deutlich, was Stroh und Spreu und was Weizen ist. Jeder, der irgend einer bibelkritischen Richtung anhängt, ob sie nun den Mantel der Wissenschaftlichkeit angelegt hat oder nicht, hat sich für die Weisheit der Welt entschieden, die sich als Torheit herausstellen wird, wenn ihr der schöne Schein-Mantel abgenommen wird. Und dahinter verbirgt sich noch das wahre Wesen des alten Adams-Menschen, der schon immer das Wort Gottes angezweifelt und ignoriert hat.
Paulus sagt den Korinthern ganz klar, dass der natürliche Mensch von sich aus keinen Zugang zu Gott hat (1 Kor 2,14), während der geistliche Mensch nicht nur die geistlichen Dinge, sondern auch die natürlichen beurteilen kann (1 Kor 2,15). Wer ist aber der geistliche Mensch? Das ist der Mensch, der „Christi Sinn“hat. Das hat nichts mit einer „christlichen“Gesinnung zu tun. Nur der hat Christi Sinn, in solchem der Geist Christilebendig ist. Da hilft keine kirchliche Taufe und auch kein Pfarramt oder all die anderen von Menschen gestifteten Ämter, Titel, Preise und Beurkundungen.*19Vor Gott gelten sie alle nichts. Gott trifft Seine eigene Wahl. Und Er wählt anders als Menschen. Ein anschauliches Beispiel ist David. Seine stattlichen und rechtschaffenen Brüder hat Gott verworfen und selbst Davids Vater hatte sich nicht denken können, warum Gott ausgerechnet David auswählte. Wie einfältig es doch ist, wenn die Kardinäle ihre Päpste küren, die Päpste ihre Bischöfe weihen und meinen, Kraft ihres Amtes Geistlichkeit vermitteln zu können. Tatsächlich wird nur die loyale Dienstbeflissenheit auf eine höhere Ebene befördert, die unendliche Tiefen unter dem liegt, wo man den Saum des Gewandes Jesu berührt.
Was Paulus vom geistlichen Zustand der Korinther Gemeindemitglieder hielt, sagt er ihnen selber schonungslos in1 Kor 3,1-3:„Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus. Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht feste Speise; denn ihr vermochtet es noch nicht. Ihr vermögt es aber auch jetzt noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich.“Das ist aus heilsgeschichtlicher Sicht sehr aufschlussreich. Eben hat Paulus noch über den fundamentalen und auch dramatischen Unterschied gesprochen zwischen einem natürlichen und einem geistlichen Menschen, der dem Unterschied entspricht zwischen einem Weltmenschen und einem Christusmenschen. Und jetzt stellt er den Korinthern, jedenfalls einem Teil von ihnen, ein eklatantes Armutszeugnis aus. Paulus erläutert nicht, was „Milch“und was „feste Speise“ ist. Es ist naheliegend, es in seinem Brief suchen zu wollen. Außerdem ist anzunehmen, dass das Reifeproblem nicht nur auf die Gemeinde in Korinth zutraf, sondern für alle anderen Gemeinden in ähnlicher Weise.
Er hält die Korinther also für„fleischlich“und unausgereift. Man muss ihnen noch wie Säuglingen die Milch geben. Zwar kann auch ein geistlicher Säugling den Sinn Christi haben (1 Kor 2,16), er ist aber noch nicht sonderlich entwickelt. Auch das Jesuskind musste noch wachsen. Von Jesus hieß es auch, dass Er „wuchs und erstarkte im Geist“ (Lk 1,80). Wie weit die Korinther noch wachsen, bleibt ungewiss.
Hier stellt sich eine entscheidende Frage. Sind alle, die an Christus gläubig geworden sind, ein Glied am Christusleib, weil sie zumindest eine Anfangsgabe des Geistes Christi empfangen haben? Und anscheinend ist dies eine andere Frage: Sind alle diejenigen, die Israel bis aufs Blut verfolgt haben, alle, die Mitchristen (?) verleumdet, enteignet, sie sogar auf den Scheiterhaufen gebracht haben oder vertrieben haben, ein Glied am Leibe Christi und somit Mitteilhaber am himmlischen Erbe Christi, nur weil sie geglaubt haben, dass Jesus Christus ihr Erlöser ist? Wenn Christen, die den Geist Gottes haben dauerhaft antichristlich leben, als ob in ihnen ein anderer Geist hauste, wozu bräuchte der Mensch dann den Geist, der anscheinend nutzlos ist? Nach dem, was die Bibel lehrt, bringt die Geistesgabe immer auch ein geistliches Wachstum mit sich, aber kein antichristliches Wesen. Demzufolge muss man, biblisch gesehen, davon ausgehen, dass Christenverfolger und Judenverfolger keine Leute sind, zu denen Jesus sagt: ich kenne dich. Aber sie bezeichnen sich als Christen. Man kann also einen toten Glauben haben und dennoch meinen rechtgläubig zu sein. Aber es ist keine Rechtgläubigkeit, die viel mehr ist als eine Einbildung, die dem religiösen Bedürfnis ausreicht. Auch Muslime glauben, dass sie rechtgläubig sind, sogar, wenn sie dabei sind, Ungläubige abzuschlachten oder dänische Karikaturisten auflauern, um ihnen eine Lektion für Rechtgläubigkeit zu geben. Solche Dinge haben Kirchenchristen auch getan. Es handelt sich um Religion, der Geist Gottes ist nicht beteiligt. Das lässt vermuten, dass die Schar derer, die den schmalen Weg unter der Leitung des heiligen Geistes gehen, sehr gering ist.
Sollte man dem Foltermeister, der Anweisung hatte, das Folterinstrument so anzuspannen, bis der Gefangene gequält schrie und bis ihm die Knochen brachen, absprechen, er habe im Glauben der rechten Sache zu dienen, gehandelt? Haben all die Heerscharen an Kirchenchristen, die geistlich nachweislich ihres Glaubenslebens auf der Stufe von Kleinkindern des Glaubens stehen geblieben sind, die noch Heilige und Reliquien und Rituale und Feste für ihre Glaubensdisziplinierung brauchen, und die in Ehren halten, von denen man weiß, dass sie zu Verbrechern an ihren Mitmenschen geworden sind, überhaupt einen Funken Christussinn in sich? Und wenn sie Milch bekommen hätten, müssten sie dann nicht wenigstens ansehnliche Kinder sein? Müsste nicht jeder Christ im Laufe seines Lebens eine höhere Reifestufe des Christseins erreichen? Was für eine erbärmliche Vorstellung das Kirchenchristentum aller Epochen abgeliefert hat!
Oder soll man Gewicht legen auf die Aussage Jesu, dass zwar viele in Seinem Namen handeln, dass Er sie aber nicht kenne und sie deshalb nicht zu Ihm gehören? Man muss in diesem Zusammenhang beachten, dass Jesus vor allem zwei Kriterien nannte, um ins Königreich einzugehen. Er nannte jede für sich, so dass es nicht gerechtfertigt ist, zu sagen, dass beides zusammenwirken müsste, denn sonst hätte Jesus es dem jeweiligen Ansprechpartner verschwiegen, was Er bestimmt nicht getan hätte, denn es geht ja um Rettung. Einem Schiffbrüchigen reicht es ja auch nicht, wenn er in ein Rettungsboot einsteigt, das noch nicht zu Wasser gelassen worden ist.