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Wäre es nicht fantastisch, die Liebe bewusst steuern zu können? Viele Psychoratgeber versprechen, dass die Spielregeln der Liebe erlernbar sind. Würden Liebende die Regeln kennen und ihr Verhalten danach ausrichten, stünde einer lebenslangen und zugleich intensiven Liebe nichts im Wege. Michael Mary widerspricht diesen Thesen und zeigt: Liebe im Allgemeinen und Paarbeziehungen im Besonderen entziehen sich bewusster Steuerung. Sie kontrollieren zu wollen wäre absurd. Der Autor schlägt eine andere, faszinierende Sichtweise vor. Er betrachtet Paarbeziehungen als eigenständige Wesen. Auf diese Art und Weise stellen sich die Neugier und der Ehrgeiz ein, Beziehungen zu entdecken und zu erforschen, wie man sie erhalten kann. Was viel sinnvoller ist, als sie steuern zu wollen. Denn bei all unserer Sehnsucht nach Sicherheit und Verlässlichkeit: Es hätte fatale Auswirkungen, die Liebe kontrollieren zu können. Das Leben würde in Vorhersehbarkeit und Gewohnheit ersticken. Und das wäre das Ender der Liebe ... deren Aufgabe es ja ist, Gewohnheiten aufzubrechen und Menschen aus den Grenzen ihres Ich zu befreien.
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Seitenzahl: 246
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Inhalt
Buch
Vorwort
Verbreitete Liebes-Mythen
Wie Experten sich eine ideale Beziehung vorstellen
Die Arbeit an der Beziehung
An der eigenen Person arbeiten
Autonomie und Nähe ausbalancieren
Geben und Nehmen ausgleichen
Die Sexualität lebendig erhalten
Die Kommunikation perfektionieren
Die Vision des Anfangs heraufbeschwören
Von den High Successfull Couples lernen
Konzepte und Idealisierungen in der Paartherapie
Die Idealisierung der Einheit
Die Idealisierung der Dauer
Pathologisierung
Hantieren mit Geheimnissen
Liebe versus Partnerschaft
Paartherapie
Vergebliche Steuerungsversuche
Kann ein Mensch sich selbst steuern?
Sind Beziehungen steuerbar?
Wie sich Beziehungen selbst steuern
Die Beziehung als drittes Wesen
Vom Wert einer Beziehung
Wenn Beziehungen enden
Wie Beziehungen für sich sorgen
Partner können etwas tun
Miteinander leben, was man miteinander hat
Zukunftsaussichten
Die Unabhängigkeit der Beziehung
Interview mit Dr. Arnold Retzer
Über den Autor
© 2015 Henny Nordholt Verlag, Testorfer Straße 2 D 19246 Lüttow
Buch: ISBN 978-3-926967-99-2
eBook epub: ISBN 978-3-946370-00-0
eBook pdf: ISBN 978-3-946370-01-7
Besuchen Sie die Homepage des Autors, dort finden Sie weitere Bücher und Hinweise auf seine Arbeit.
www.michaelmary.de
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Vorwort4
Verbreitete Liebes-Mythen 6
Die Arbeit an der Beziehung 12
Konzepte und Idealisierungen in der Paartherapie 55
Hantieren mit Geheimnissen 80
Vergebliche Steuerungsversuche 98
Wie sich Beziehungen selbst steuern 118
Vom Wert einer Beziehung 157
Miteinander leben, was man miteinander hat 177
Anhang - Interview mit Arnold Retzer 185
Das vorliegende Buch ist eines von etlichen, in denen ich mich mit den Themen der »Machbarkeit« und »Planbarkeit« des Lebens befasse.
Die Frage danach, ob Menschen ihr Leben entsprechend ihrer Vorstellungen »bewusst« gestalten können, drängt sich heute aus verschiedenen Gründen auf. Eine zunehmende Zahl von Wissenschaftlern, Psychologen und Therapeuten behauptet, das sei möglich. Wie sein Leben wäre, liege am Einzelnen allein und deshalb habe es jeder in der Hand, daraus zu machen, was er möchte. Die zu solchen Machbarkeitsversprechen gehörenden Ratschläge und Handlungsstrategien verbreiten diese Experten seit nunmehr rund einigen Jahrzehnten in allen Medien. Parallel dazu wächst die Zahl der „Lebensberater“, einer Spezies von Experten, die vorgibt, anderen Menschen das Leben lehren zu können.
Es hat sich eine Art 'seelischer Neoliberalismus' breit gemacht nach dem Motto: alles ist möglich.
Zu dem sich stetig ausbreitenden Machbarkeitsglauben gehört auch die Überzeugung, Beziehungen zwischen Mann und Frau könnten gelenkt werden. Die Versprechungen dieses modernen Mythos Liebe erscheinen überaus verlockend: Er bietet Hoffnung auf lebenslange Beziehungen einschließlich umfassender Liebe zu ein und demselben Menschen. Wer wollte das nicht?
Wäre es nicht phantastisch, Paarbeziehungen willentlich gestalten und die Liebe lenken zu können? Nein, ganz und gar nicht, es wäre im Gegenteil fatal! Paarbeziehungen würden ihren Wert verlieren und die Liebe würde in Vorhersehbarkeit und Langeweile ersticken.
Die Liebe zwischen Mann und Frau erscheint als eines der großen Abenteuer des Lebens. Wäre diese Liebe machbar, wer könnte sich von ihr beschenkt fühlen? Wäre diese Liebe kontrollierbar, wie könnte sie zwei Menschen über deren individuelle Grenzen hinweg heben und miteinander verbinden?
Gelänge es Menschen, die Liebe zu steuern, wäre das Ende der Liebe nahe, denn die Aufgabe der Liebe besteht ja gerade darin, das Ego zu überwinden. Es wird weder Psychologen noch Wissenschaftlern daher gelingen, die Liebe dem Verstand gefügig zu machen. Allerdings können sich Menschen beim Versuch, die Liebe zu lenken und ihre Beziehungen zu steuern, viel unnötiges Leid antun.
Ich schlage in diesem Buch eine andere Sichtweise auf Paarbeziehungen vor. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, auf Lenkungs- und Steuerungsversuche zu verzichten. Dabei sieht man eine Beziehung als dritte Person, als eigenständigen Mitspieler. Dadurch werden Partner angeregt, ihre Beziehung zu realisieren, ihren Wert zu erkennen und damit umzugehen. Statt sie gestalten zu wollen, kann man sich mit Beziehungen auseinander setzen und mit ihnen leben. Statt sie lenken zu wollen, kann man der Liebe ihre Geheimnisse lassen. Wenn die Liebe Geheimnis bleiben darf, lohnt es sich auch weiterhin, sie zu leben.
Doch bevor ich den Aspekt der Selbststeuerung erläutere, möchte ich mich den Mythen widmen, die versprechen, man könne seine Beziehung gestalten und steuern.
Liebe ist ein Geheimnis – trotz aller wissenschaftlichen Untersuchungen. Aber die Frage, wie wir uns die Liebe erhalten können, ist kein Geheimnis.1
Lieben ist das einzige Mysterium, das sich erlernen lässt.2
Diese beiden Zitate zeigen beispielhaft, was unzählige Fachleute heutzutage behaupten: Die Liebe zwischen Mann und Frau folge bestimmten Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Diese wären mittlerweile zwar gründlich erforscht, den meisten Partnern aber leider verborgen geblieben. Wüssten Liebende davon und würden sie ihr Verhalten danach ausrichten, stünde einer lebenslangen und zugleich intensiven Liebe nichts im Wege. Paare könnten demnach sowohl über die Qualität als auch über die Dauer ihrer Paarbeziehung bestimmen.
Wer solchen Machbarkeitsversprechen glaubt, für den ergeben sich ernsthafte Konsequenzen. Gelingt es ihm nicht, die hohen eigenen Ansprüche und die noch höheren der professionellen Beziehungsexperten zu erfüllen, trägt er allein die Schuld am Zustand oder Scheitern seiner Beziehung. Dann hat er versagt, weil er besagte Regeln der Liebe außer acht ließ und die ihm angetragenen Handlungsstrategien nicht befolgte und darf sich fortan mit entsprechenden Selbstzweifeln quälen. Weil er nun als beziehungsgestört oder beziehungsunfähig gilt, muss er sich intensiver, therapeutisch fundierter Beziehungsarbeit widmen.
Diese Beziehungsarbeit beruft sich auf besagte Gesetzmäßigkeiten und die dahinter stehenden Geheimnisse der Liebe. Wie ein kurzer Blick auf den Buchmarkt verdeutlicht, werden beziehungsarbeitswillige Partner reichlich mit Geheimnissen und allgemein gültigen Regeln der Liebe versorgt:
Die sieben Geheimnisse der glücklichen Ehe von John M. Gottman und Nan Silver, Die 10 Geheimnisse ewiger Liebe von Frank Naumann, Die zehn Geheimnisse der Liebe von Adam Jackson, Geheimnisse der Liebe von Peter Lauster, 100 Geheimnisse der Liebe von Chuck Spezzano, Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden von Ellen Fein und Sherrie Schneider, Wie Partnerschaft gelingt – Spielregeln der Liebe von Hans Jellouschek, Spielregeln der Partnerschaft von Otto Brink, Gelegenheit macht Liebe von Michael Lukas Moeller, Die fünf Säulen der Liebe von Erich H. Witte/Helga Wallschlag, Wenn die Liebe ein Spiel ist, sind dies die Regeln von Cherie Carter-Scott, und so weiter und so fort.
Diese und unzählige andere Bücher, wissenschaftliche Untersuchungen und entsprechende Medienberichte haben in den letzten Jahrzehnten ihre Wirkung entfaltet. Verstärkt durch den allgemeinen Trend, das Leben in all seinen Teilbereichen zu managen3, ließen sie den Eindruck entstehen, Beziehungen und vor allem die Liebe wären willentlich gestaltbar.
Die Idee der gestaltbaren Beziehung ist keinesfalls harmlos. Sie ordnet die überwiegende Zahl der Partner einem riesigen Heer von Beziehungsversagern zu. Die meisten Menschen sind nämlich bereits ein- oder mehrmals geschieden oder haben nie geheiratet, halten sich in unbefriedigenden Ehen auf oder leben in serieller Monogamie, wählen außerhalb der Norm liegende Beziehungsformen oder verbringen ihren Alltag als unfreiwilliger Single. Tatsächlich gelingt es den meisten Partnern nicht, eine lebenslange und lebendige Liebe zu ein und demselben Menschen, ein Ideal das ihnen ständig vorgehalten wird und das sie selbst begeistert hochhalten, zu verwirklichen.
Glaubt man dem modernen Mythos Liebe, so liegt das einzig und allein an den Partnern selbst. Die Frage, ob ihre Schwierigkeiten struktureller Art sind, ob sich die Liebe unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen überhaupt in eine gewünschte Form und Dauer zwängen lässt, diese Frage wird auf dem Hintergrund des vorherrschenden Machbarkeitsglaubens nicht gestellt. Denn für Experten scheint es nur diese „eine“ Liebe zu geben.
Wenn heute von Liebe oder Paarliebe gesprochen wird, ist damit die eine Liebe gemeint, die alles umfassende Liebe. Eine Verbindung zwischen Mann und Frau, die körperliche, emotionale, sinnliche, geistige, psychische und partnerschaftliche Aspekte der Liebe abdeckt. Es entsteht der Eindruck, als stünde der Liebe lediglich diese eine Form zur Verfügung. Ich habe diese Vorstellung an anderer Stelle als den AMEFI-Komplex beschrieben, als die Alles-mit-einem-für-immer-Vorstellung von Liebe.4
Das wurde einmal anders gesehen. Vor nicht allzu langer Zeit noch unterschied man zwei verschiedene Formen der Liebe. Darauf weisen unter anderen Philippe Ariès und Michel Foucault hin:
Heutzutage übersehen wir gern ein Phänomen, das in der Geschichte der Sexualität bis ins 18. Jahrhundert hinein stets von allergrößter Bedeutung war (...): den Unterschied nämlich, den die Menschen in nahezu allen Zeiten (außer der unseren) zwischen der Liebe in der Ehe und der Liebe außerhalb der Ehe gesehen haben.5
Diese beiden Formen der Liebe, die partnerschaftlich in der Ehe und die leidenschaftliche außerhalb der Ehe, existierten mehr als zwei Jahrtausende in spannungsreicher Koexistenz nebeneinander. Das änderte sich erst, einhergehend mit umfassenden wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen, mit dem Aufkommen des Bürgertums. Seither sind die beiden Liebesformen zu einer einzigen Liebe verschmolzen. Diesem umfassenden Beziehungsideal folgend versuchen die Menschen nun, sowohl die freundlich/partnerschaftliche als auch die emotional/leidenschaftliche Liebe unter dem Dach ihrer Beziehung unterzubringen und auf Dauer dort zu halten.
Höhere Anforderungen als diese eine, lebenslange Liebe kann man sich für Beziehungen kaum vorstellen. Alles, und das dauerhaft. Kein Wunder, dass die Partner mit der Umsetzung dieses Ideals bis heute größte Schwierigkeiten haben und sich damit überfordert fühlen.
Diese Überforderung hat professionelle Beziehungsexperten auf den Plan gerufen. Sie sollen bei dem Vorhaben helfen, das moderne Beziehungsideal umzusetzen, ein reiches Betätigungsfeld für Experten jeglicher Couleur. Wissenschaftler, Psychologen und Therapeuten tummeln sich darin und erforschen, analysieren und therapieren die Partner in Richtung auf die eine, umfassende Liebe hin.
Laien und Experten hängen dem gleichen Beziehungsideal an, dem Ideal der umfassenden, lebenslangen, einen Liebe. Dennoch unterscheiden sich ihre Vorstellungen hinsichtlich der Art, wie diese Beziehung zustande kommt, voneinander.
Eine aus Laiensicht ideale Beziehung bietet Liebe dauerhaft und frei von jeder Anstrengung, quasi von selbst. Der Laie sucht nach dem richtigen Partner und hängt damit romantischen Ideen nach. Irgendwo da draußen irrt der Traummann oder die Traumfrau umher. Wenn er diesen richtigen Partner gefunden hat, davon ist er überzeugt, sei Liebe für immer garantiert und auch die schönen Gefühle der Verliebtheit blieben erhalten.
Experten sehen die Angelegenheit weniger romantisch. Für sie leiten Verliebtheitsgefühle eine Beziehung lediglich ein, um dann von „echter“ Liebe abgelöst zu werden. Diese so genannt echte oder wahre Liebe äußere sich weniger in überschwänglichen Gefühlen als vielmehr in stetiger Wesens- und Herzensbindung. Da auch diese Liebe vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt sei, wozu der Alltag und die Sehnsucht nach Verliebtheit gehörten, bleibe sie aber keineswegs von selbst erhalten. Vielmehr müsse an ihrem Erhalt gearbeitet werden. Für Experten geht es also nicht darum, den richtigen Partner zu finden, sondern perfekte Partner füreinander zu werden.
Die Idealvorstellungen von Laien und Experten liegen nicht allzu weit auseinander. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass Laien das Paradies dauernder Paarliebe frei Haus erwarten, während Experten meinen, es müsse durch harte Arbeit verdient werden. Beobachtet man einen durchschnittlichen Beziehungsverlauf, fällt tatsächlich auf, dass einiges mühelos geschieht, was der Laiensicht Recht gibt, während sich anderes überaus mühevoll gestaltet, was die Expertensicht bestärkt.
Partner finden heutzutage fast ausnahmslos aufgrund emotionaler Anziehung zueinander. Deshalb werden moderne Beziehungen durch Gefühle der Verliebtheit eingeleitet; und aufgrund der existentiellen Unabhängigkeit von Partnern halten sie auf Dauer auch nur, solange die Partner sich ein bestimmtes Gefühl vermitteln: das Gefühl der Ganzliebe.6
Sich zu verlieben fällt den Partnern leicht, weil sie diesen Zustand nicht herbeiführen müssen – er geschieht ihnen ganz von selbst, ohne jedes bewusste Zutun. Allerdings hält die Verliebtheitsphase nicht lange an. Die Beobachtung zeigt, dass Partner früher oder später aus dem Himmel der Verliebten vertrieben werden und schließlich auf dem Boden des Alltags landen. Dorthin werden sie ebenfalls unabhängig von ihrem Zutun oder ihrer Zustimmung ganz von selbst verbannt.
Wollen sie ihre Beziehung erhalten, kommt es aus Expertenansicht jetzt darauf an, die Überleitung „von der mystischen Einheit der Verliebten zur realen Einheit auf dem Boden“ zu vollziehen, wie es die Therapeutin Ago Bürki-Fillenz formuliert.7 Weil der Paaralltag verständlicherweise nicht aufgrund romantischer Gefühle zu bewältigen ist, soll aus Verliebtheit nun verlässliche Liebe werden.
Wenn sie von der „Liebe auf dem Boden“ oder von „Partnerliebe“ sprechen, meinen die meisten Experten damit eine personale Liebe, die sich aus den psychischen Unterschieden der Partner ergibt. In einer solchen personalen Liebe sind die Partner von den Wesenseigenarten des jeweils anderen fasziniert. Indem der eine über bestimmte Charaktereigenschaften verfügt, die dem anderen Partner wenig zugänglich sind, ergänzen sich die Partner gewissermaßen zu einer psychischen Einheit. Beispielsweise bringt der eine Bodenständigkeit mit und der andere Flexibilität. Oder ein Partner agiert extrovertiert, während der andere introvertiert auftritt. Oder ein Partner offeriert Stärke, während der andere Empfindsamkeit bietet. Solche wesensmäßigen Unterschiede lassen eine große Faszination entstehen und sind in der Lage, starke Liebesgefühle hervorzurufen.
Tatsächlich hilft die personale Liebe dabei, die Vertreibung aus dem Paradies zu verkraften und eine Partnerschaft auf dem Boden zu etablieren. Allerdings können Partner diese personale Liebe ebenfalls nicht willentlich herbeiführen. Sie ist in der anfänglichen Verliebtheit bereits angelegt oder hat sich auf dem anschließenden Weg gemeinsamer Alltagseroberung ganz von selbst ergeben. (Ob personale Liebe die wesentliche beziehungsstiftende Kraft ist,dazu später mehr).
Bisher brauchten die Partner nichts für ihre Beziehung zu tun, es geschah alles wie von selbst. Mit der Landung auf dem Boden und der Überleitung zur Paarliebe sind diese Zeiten nun vorbei. Denn jetzt taucht eine weitere Bedingung auf: die Forderung der Dauer. Die Liebe und noch vorhandene Leidenschaft, überhaupt alles Schöne der Beziehung, sollen fortan dauerhaft zur Verfügung stehen. Mit der gewünschten Dauerhaftigkeit haben die Partner jedoch größte Probleme, worauf Scheidungszahlen und Beziehungsdramen, aber auch der Verkaufserfolg zahlloser Beziehungsratgeber hinweisen. Höhere und umfangreichere Anforderungen kann man an eine Beziehung kaum stellen. Alles, und das auf Dauer. Man muss sich nur vor Augen halten, dass die Ehepaare im vorindustriellen Zeitalter durchschnittlich etwa acht bis zehn gemeinsame Jahre miteinander verbringen konnten, bis der Tod sie schied, nicht selten starb die Frau im Kindbett. Heute sollen Partner aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung 50 oder sogar 60 Jahre miteinander verbringen und während dieses langen Zeitraums sowohl Liebe als auch Leidenschaft erhalten!
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