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Deutsche Politiker führen Krieg. Krieg gegen die Natur, gegen die Vernunft und gegen das eigene Volk. Die Kohle- und Nuklearindustrie liegt am Boden, die Autoindustrie entlässt Zehntausende von Mitarbeitern, die stromintensive Aluminium-, Chemie- und Zementindustrie sieht sich im Ausland nach neuen Standorten um. Nie nach dem 2. Weltkrieg wurde das Wohl der Gesellschaft so gefährdet, nie Billionen von Euro so leichtfertig in den Sand gesetzt wie mit der Klimapolitik à l'allemande. Die Rigorosität, der Mangel an konzeptioneller Schlüssigkeit und der Wille, die ganze Welt bekehren zu wollen, zeichnen die deutsche Klimapolitik als einmalig aus. Die "große Transformation" hält Einzug. Und der Gewinn? Der atmosphärische Anteil des menschengemachten CO2 sinkt um ein tausendstel Prozent! Wenn man bedenkt, dass in der berüchtigten "97-Prozent-Studie" lediglich eine kleine Minderheit der Wissenschaftler der Aussage zustimmt, der Mensch sei Hauptursache der Erderwärmung, dass die grundlegende Studie über die Zusammenhänge von CO2 und Erderwärmung wegen wissenschaftlicher Mängel aus dem Verkehr gezogen wurde, dann kann man den ganzen Wirbel um eine angeblich menschengemachte Erderwärmung nicht mehr nachvollziehen. Zumal sich die Welt herzlich wenig um das Moral-Getue in Berlin schert und keiner dem Eifer einer selbst ernannten Weltverbesserin folgen mag.
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Rolf Bergmeier
Die CO2-Falle
„In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls, gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der 'Weltgeschichte': aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben“
Friedrich Nietzsche
Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne, 1873.
Rolf Bergmeier
Die CO2-Falle
Deutsche Klimapolitik und ihre Folgen
© 2021 Rolf Bergmeier
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Taschenbuch
978-3-347-25126-7
ISBN
Hardcover
978-3-347-25127-4
ISBN
e-Book
978-3-347-25128-1
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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Zweite aktualisierte und erweiterte Auflage, 2021
Inhalt
Prolog
Grimms Märchenwald. Opfer der Energiewende
Kapitel 1
Vom Ozonloch zum Klimatod. Und immer droht der Untergang
Kapitel 2
Kohlenstoffdioxid. Der Klimakiller
2.1. Umstrittene Theorie
2.2. Die Masse macht`s: 97 Prozent
2.3. Ein Blick in die Atmosphäre und ein wenig Mathematik
2.4. Der Hockeyschläger
2.5. Die Akkumulation und die Kraft eines einzigen Moleküls
2.6. Politik, Geld, Ideologie. Der "Weltklimarat"
2.7. Zurück zur Vernunft
Kapitel 3
Deutschland treibt nagelneue Kraftwerke in die Pleite
3.1. Der Untergang deutscher Atomkraftwerke
3.2. Nach den AKW sind die Kohlekraftwerke an der Reihe
3.3. Verbaute Zukunft
Kapitel 4
Es geht der Auto-Industrie an den Kragen
4.1. Traumhafte Grenzwerte
4.2. Zehn Millionen Ladesäulen
4.3. Zwei Millionen Liter Wasser für eine Tonne Lithium
4.4. Fragliche Zukunft: Brennstoffzellen
4.5. Vom Verfall der deutschen Autoindustrie
4.6. Die Verkehrswende. Keine „Wende", eher ein Albtraum
Kapitel 5
Bedrohte Versorgungssicherheit
5.1. Dunkelflauten
5.2. Warum eine Energiewende mit Windkraft nicht gelingt
5.3. „Grüner“ Wasserstoff als Hoffnungsträger
5.4. Krücken: Systemrelevante Kraftwerke
5.5. Nebelhaftes: „Sektorenkopplung“ und Großbatterien
5.6. Polnischer Kohlestrom und französischer Atomstrom
5.7. Moskau soll helfen. Der Import von Gas
5.8. Grüne Spielwiese
Kapitel 6
Wirtschaftliche und soziale Folgen
6.1. Klimapolitik als Teil der „Globalen Transformation“
6.2. Millionen Haushalte in der Energiefalle
6.3. Nur Reiche können sich eine Droschke erlauben
6.4. Deutschlands Industrie kommt unter die Räder
Kapitel 7
Der Naturschutz hat seine Seele verloren
Kapitel 8
Außenpolitische Folgen. Vollendete Isolierung
Kapitel 9
Mehret und vermehret Euch. Das eigentliche Problem
Kapitel 10
Die Konzeptlosigkeit ist atemberaubend
Kapitel 11
Die Politiker sind unser größtes Problem
Epilog
Die Wende von der Wende
Prolog
Grimms Märchenwald. Opfer der Energiewende
Überall ragen sie in den Horizont, wirbeln mit dürren Armen die anmutigsten Landschaften durcheinander. Überall werden Felder und Wälder mit Riesenskeletten industrialisiert. Überall droht ein Abbau von Arbeitsplätzen und ein Ende der Zeit des Wohlstandes. Beflügelt durch eine Bundeskanzlerin, die am Horizont eine Zeitenwende erkennt und eine „Transformation“ der Gesellschaft prognostiziert, wird eine in Generationen aufgebaute Kulturlandschaft mit mehr als 30.000 fragwürdigen Spinntürmen geschändet und die Natur in ein überladenes Durcheinander aus Stahl und Glasfaser verwandelt, während zahllose Windkraft-Anlagen dank staatlich verordneter Garantien, Privilegien und Subventionen für die Betreiber zum Goldesel werden.
Zwanzig Windräder sind für den Windpark im Reinhardswald (Kassel) bestellt, der mit über 200 km2 Fläche eine der größten Waldflächen und eines der am wenigsten besiedelten Gebiete Deutschlands ist, in dem insbesondere Buchen und Eichen gedeihen. Dazu werden Bäume en masse abgeholzt, um Platz zu schaffen für Wege und Windkraftanlagen, die mit leeren Gesichtern über die einstige Märchenwelt blicken. Eine „Windpark Reinhardswald GmbH“ sorgt dafür, dass sichere Gewinne fließen. Die Wind-Monstren werden einen Rotordurchmesser von 150 Meter haben und eine Höhe von 240 Metern erreichen. Für den Bau werden 900 Tonnen Stahl, 2.500 Tonnen Beton und 45 Tonnen nicht wiederverwertbarer Kunststoff benötigt, Zufahrts- und Versorgungsschneisen zerreißen die Landschaft. Wald, der eigentlich CO2 binden soll, wird vernichtet. Der deutsche Klimaschutz bedroht die Natur. Und es wird immer schlimmer. Um die Abschaltung der Atom- und Kohlekraftwerke zu kompensieren und den Individualverkehr zu elektrifizieren, ist eine doppelte bis dreifache Anzahl von Windrädern erforderlich. Für die Gewinnung von Bio-Gas werden riesige Agrarwüsten angelegt und Energiemais und Raps angebaut. Etwa 10.000 Biogasanlagen wollen gefüttert werden. Ein Viertel des bayerischen Ackerlandes ist mittlerweile zu Mais-Plantagen umfunktioniert, in denen kein Insekt mehr krabbelt. Von den Insekten bis zu den Vögeln bedeutet der Anbau der Energiepflanzen den Wegfall ihres Lebensraumes.
Beobachtungen und Zählungen belegen, dass jährlich mehr als eine halbe Million Vögel und Fledermäuse von den Windkrafträdern zerlegt werden. Die schweizerische Vogelwarte Sempach hat 2016 in einer Studie einen Mittelwert von 20,7 Vogelopfern pro Windenergieanlage und Jahr ermittelt. Die Ornithologische Gesellschaft Norwegen zählte unter den 68 Turbinen des Windparks Smøla 90 tote Seeadler sowie zahlreiche tote Jagd-, Wander-, Zwerg- und Turmfalken.
Die Eingriffe in die Natur und die Opfer sind Folge einer 1988 vom „Weltklimarat“ (IPCC/Intergovernmental Panel for Climate Change) geborenen Theorie. Der Mensch trage die Verantwortung dafür, dass sich Kohlenstoffdioxid (CO2) seit dem 19. Jahrhundert in der Atmosphäre anreichere und die von der Erde emittierte Wärmestrahlung zurückhalte. Natürliche Ursachen für die Erderwärmung, wie kosmische Strahlung, „Sonnenwind“ (Ströme geladener Teilchen), Wasserdampf, Wolkenbildung, Änderungen der Erdbahn oder der Erdachse schätzt das IPCC als weniger bedeutsam ein. Der Mensch trage die Verantwortung. Er verbrauche zu viel fossile Brennstoffe und erzeuge zu viel Kohlenstoffdioxid. Die damalige Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Frau Angela Merkel, weissagte 1995 die Apokalypse und protokollierte die sündhafte Schuld der Menschheit: Das anthropogene CO2-Gas sei in der Lage, „die Menschheit auszurotten“.
Seither wird ein komplexes physikalisches Problem, das des atmosphärischen Wärmestrahlungsaustausches, von der Politik vergewaltigt und von Germanisten, Theologie-Studentinnen, Sozialwirten und Philosophen simplifiziert, als ginge es lediglich darum, einen Schalter umzulegen, um die Erde zu retten. Die jetzige Umweltministerin Svenja Schulze studierte Germanistik und Politik, ihre Vorgängerin absolvierte ein Studium der Geschichte und Sozialwissenschaften und die Bundesforschungsministerin hat vor ihrer Inthronisierung einen Hotel-Familienbetrieb geleitet. Das scheint zu reichen, um in einem der wissenschaftlich anspruchsvollsten und gesellschaftlich bedeutsamsten Themen der Nachkriegszeit die Weichen zu stellen. Es reicht, sich als „Klimafreund“ zu outen und schon sitzt man in den Talkshows. Kritiker werden erst gar nicht eingeladen oder in den Talk-Runden niedergemacht. Eine sachliche Diskussion ist nahezu ausgeschlossen. Das Thema, so meint der dänische Physiker und Klimaforscher Henrik Svensmark, sei völlig politisiert. Es bestehe kein Interesse mehr an neuen Erkenntnissen. „Man hat sich auf eine Theorie geeinigt und fertig.“
Das ist gegenwärtig die deutsche Realität. Darüber muss man sprechen. Nicht, ob sich das Weltklima ändert oder ob die Erdtemperatur steigt. Das ist nicht strittig. Ein Blick in die Klimageschichte belegt diesen Wandel zur Genüge. Niemand wird bestreiten, dass das Jahr 2020 eines der drei wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen war. Dass weiterhin Taifune und Sturmfluten zu erwarten sind, Gletscher tauen und Lebensräume sich verändern. Das war in der Menschheitsgeschichte so und wird wohl auch so bleiben. Heiße Sommer haben sich stets mit Eiseskälte abgewechselt, warme Perioden mit kalten.
Niemand bezweifelt, dass es sinnvoll und nützlich ist, die begrenzten fossilen Reserven zu schonen und wo immer möglich Wasser, Wind oder die Sonne als Energielieferanten einzusetzen. Niemand ist ein „Klimaleugner“. Darum geht es nicht. Aber dass wir die gigantischen Kräfte des Universums mit den vergleichsweise winzigen irdischen Mitteln zähmen können und in der Lage sind, eine ins Bedrohliche wachsende Zahl von Milliarden Menschen mit flatterhaftem Windstrom zu versorgen, das glauben nur Schwarmgeister, die ohne ausreichende Detailkenntnisse die physikalischen und meteorologische Gesetzmäßigkeiten missachten.
Und es geht auch nicht darum, ob wir durch eine Verdopplung der Windräder und Solarzellen genügend Strom erzeugen können. Es geht darum, ob wir auch an rund 100 wind- und sonnenschwachen Tagen pro Jahr sicherstellen können, dass eine Industrienation ausreichend Energie bekommt, damit nicht alle U-Bahnen, Rolltreppen und Lifte auf halber Strecke stehenbleiben. Und wie wir im Wettbewerb der Nationen mit den weltweit höchsten Strompreisen bestehen können.
Nie hat es nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland eine derart polemische Form der Auseinandersetzung gegeben
Nur selten wird in den Diskussionen mit „Klimafreunden“ sichtbar, dass diese sich der Komplexität der atmosphärischen Prozesse bewusst sind und die ökonomischen Folgen und die bevorstehenden sozialen Konflikte bedenken. Stattdessen verweigern sie den wissenschaftlichen Diskurs mit den Gegnern ihrer Weltanschauung und versuchen mit jakobinischem Eifer Kritiker in Misskredit zu bringen. Die dabei verwendeten Methoden der Diskriminierung und Ausgrenzung sind eine schwere Hypothek für die Demokratie. Denn eine vermeintlich alternativlose, im apodiktischen Basta-Ton formulierte Politik provoziert den ebenso radikalen Widerspruch der anderen Seite. Die Debattenkultur bleibt in diesem Teufelskreis der Rechthaberei auf der Strecke.
Nie hat es nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland eine derart polemische Form der Auseinandersetzung gegeben, nie wurde solchermaßen mit den Methoden der Diffamierung ad hominem gearbeitet, nie war die Meinungsfreiheit durch das beschämende Zusammenwirken von Politik, Medien und Verlegern dermaßen gefährdet wie heute. Selbst die „Nachrüstungsdebatte“ verlief, trotz aller Härte, im politisch-parlamentarischen Raum gesitteter als die Auseinandersetzung um Fragen des Klimawandels. Nie wurde eine nur wissenschaftlich zu beantwortende Frage nach der Strahlungsbilanz dieses Universums von der Politik in einen moralischen Endkampf zwischen „Gut“ und „Böse“ verwandelt. Nie war die Bereitschaft zum kultiviertem Streit so gering wie heute. Und kein Bundespräsident und keine Bundeskanzlerin können sich herausreden. Sie alle haben tatenlos zugeschaut, ja noch Öl ins Feuer geschüttet, als die Redefreiheit in ein Ghetto eingesperrt wurde.
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Dieses Buch setzt sich mit der „Energiewende“, dem deutschen Konzept zur zukünftigen Erzeugung von Stromenergie auseinander. Stromenergie ist allerdings nur der kleinere Teil der von der Gesellschaft benötigten Energie. Der Großteil des Energiebedarfs entfällt auf Wärmeerzeugung und Verkehr.
Die Bundesregierung setzt im Rahmen ihrer „Energiewende“ auf regenerativen Strom (Wind-, Solar-, Wasser- und Biogasstrom). Kohle und Öl sollen nicht mehr zum Zuge kommen, Erdgas so wenig wie möglich. Aber: Der Anteil des regenerativ erzeugten Stroms an der gesamten Stromproduktion schwankt erheblich. Im Jahr 2020 betrug der durchschnittliche Anteil weniger als 20 Prozent. Mal ist es deutlich mehr, mal weniger. An mehreren Tagen im Januar 2021 trugen regenerative Stromquellen beispielsweise so gut wie nichts zur Stromerzeugung in Deutschland bei.
Das zeigt, wie anspruchsvoll das deutsche Konzept ist, das sich „Energiewende“ nennt. Alle anderen Industrieländer begnügen sich damit, ihre Energie nicht zu „wenden“, sondern Wind und Sonne als ergänzende Quellen zu nutzen. Deswegen meint die Bundesregierung, Deutschland müsse Vorbild für die Welt, ja „Weltmeister“ sein. Manche meinen, darin eine sehr deutsche Eigenart erkennen zu können, der Welt zu zeigen, „wo es lang geht“. Aber da müssen sich die Kommentatoren irren, denn die führenden deutschen Politiker versichern überall, wie sehr sie für multikulturelle Vielfalt, Weltoffenheit und völkerverbindende Toleranz stehen.
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Dieses Buch ist kein Fachbuch über klimawissenschaftliche Detailfragen. Es verzichtet, um der Lesbarkeit willen, auf die in der Wissenschaft üblichen detaillierten Quellenverweise. Stattdessen versucht das Buch, die Bedrohlichkeiten von Jahrhundert-Entscheidungen zu einer „Klima- und Energiewende“ und zu einer „Transformation von gigantischem historischem Ausmaß" in einer Form darzustellen, die es dem interessierten Laien ermöglicht, Klimapolitik als Teil einer „Großen Transformation“ zu verstehen und als Drohung einer kleinen, sich elitär gebenden Gruppe von Politikern und Milliardären mit schwerwiegenden Folgen für die Gesellschaft. Es geht eben nicht nur um eine „Klima- und Energiewende“, sondern um mit dem Anspruch „die gesamte Art des Wirtschaftens und des Lebens, wie wir es uns im Industriezeitalter angewöhnt haben, in den nächsten 30 Jahren verlassen zu müssen“ (Angela Merkel, 2020).
Kapitel 1
Vom Ozonloch zum Klimatod. Und immer droht der Untergang
Mit dem Klima ist immer irgendetwas: Hitzesommer plagen die Europäer, Unwetter werden mit der Erderwärmung in Verbindung gebracht, Gemeinden rufen den „Klima-Notstand“ aus, Schüler nehmen sich schulfrei, um für das Klima zu demonstrieren und in Hamburg werden 530 Meter Straße für die Rettung der Welt geschlossen.
Das Thema „Klimaschutz“ steht ganz oben auf der politischen Agenda. Es gilt als eines der drängendsten unserer Zeit. Aber auch nach über dreißig Jahren internationaler Klimaschutzpolitik wartet das Klima immer noch auf seine Rettung. Alle zu seiner Umsetzung ergriffenen Maßnahmen haben außer einer Erhöhung der Energiekosten nichts bewirkt. Ein bürokratisierter EU-Moloch hat Emissions-Limits für Verbrennungsmotoren verfügt, die niemand einhalten kann, den Durchmesser von Äpfeln und den Krümmungsgrad von Gurken bestimmt sowie den Stromverbrauch von Glühbirnen, Staubsaugern und Kaffeeautomaten und die Pizza-Größe festgelegt. Es lag also nahe, auch der Natur die zulässige Temperatur vorzuschreiben.
24 UN-Klimakonferenzen mit jeweils Zehntausenden von Teilnehmern, die allesamt mit dem Flugzeug anreisen, veranstalten regelmäßig einen Wanderzirkus mit der vorhersehbaren Empfehlung, im nächsten Jahr eine weitere Wallfahrt zu finanzieren. Dem Vernehmen nach sollen 2018 auf der Klimakonferenz in Katowice/Polen 20.000 Teilnehmer gesichtet worden sein, die das mit Steuergeldern gut geölte Hamsterrad am Laufen halten. Ein Jahr später, im Dezember 2019, traf sich die gleiche Kirchengemeinde in Madrid. 27.000 „Klima-Schützer“ flogen per CO2-Bomber ein und erzählten, wie wichtig Klimaneutralität sei. Und da sie keine brauchbaren Ergebnisse erzielten, einigten sie sich auf die nächste Konferenz.
Natürlich beendeten sie die ergebnisarmen Mammut-Getöse mit weiteren schrecklichen Vorhersagen über den kommenden Tod der Menschheit. UN-Generalsekretär António Guterres, ehemals Präsident der Sozialistischen Internationalen, glaubte erkennen zu können, dass der Planet qualvoll in den Todesgluten des Klimawandels verenden werde. Da wollte die Europäische Union nicht nachstehen und verkündete nahezu zeitgleich den „Klima-Notstand“: Die EU wolle bis 2050 der erste „klimaneutrale" Kontinent der Erde werden. Dafür präsentierte die neue EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im Dezember 2019 einen billionenschweren Fahrplan, den sogenannten Green Deal, und verglich das Projekt mit der ersten Mondlandung in den 1960er Jahren. Es gelte, die „europäischen Wirtschaft mit unserem Planeten in Einklang zu bringen“.
Das alte Ägypen, die Römer und Hannibal
Dabei zeigt gerade die europäische und nordafrikanische Geschichte, dass der „Klimawandel“ ein natürliches Phänomen ist und der Wechsel zwischen Warm- und Kaltphasen auch durch ein kühnes EU-Billionenprojekt nicht verändert werden kann. Jedenfalls ist in der Paläoklimaforschung schon seit längerer Zeit das wiederholte Auftreten gravierender klimatischer Veränderungen - mit und ohne CO2-Veränderungen - in der Erdgeschichte bekannt.
So scheint ein Klimawandel am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus (um 2300/2200 v. Chr.) in Ägypten zu einem dramatischen Umbruch in der Königsideologie und damit zum Untergangs des ägyptischen Alten Reiches geführt zu haben. Zwei Jahrtausende später bezogen die Römer ihren Weizen aus Africa proconsularis und fünf weiteren römischen Provinzen im Maghreb, die damals als die Kornkammern Roms galten. Auf Felszeichnungen wird die nordafrikanische Wüste als fruchtbares Land mit Elefanten, Giraffen und Antilopen dargestellt, bevor sich die feuchtwarmen Gebiete in Wüsten verwandelten.
Von etwa 350 vor bis etwa 350 nach unserer Zeitrechnung sind die Temperaturen vermutlich etwa 1 - 1,5 Grad höher gewesen als heute und der starke Rückgang der Alpengletscher ermöglichte Hannibal im Jahre 217 v.u.Z. den Übergang über die Alpen. Die nachfolgende Abkühlung um 2,5 Grad mit Gletscherwachstum und Sturmfluten an den europäischen Küsten trieb die Völker in eine „Völkerwanderung“ nach Westen und ab 750 verzeichnen die Chronologien erneut eine Wärmephase mit Temperaturen, die ungefähr den heutigen Werten entsprachen. Die Wikinger erkundeten Island („Eisland“) und besiedelten das damals noch grüne Grönland, während in England Wein angebaut wurde.
Es folgte nach einer wenige Jahrzehnte dauernden Hitze- und Dürreperiode eine mittelalterliche „kleine Eiszeit“ von 1400 bis 1850 mit Missernten, Hungersnöten und Überschwemmungen, denen die Nordseeregionen zum Opfer fielen. Die halbe Nordseeküste ging unter, nicht als Folge eines anthropogenen CO2-Eintrages in die Atmosphäre, sondern als Ergebnis verheerender Sturmfluten. Forscher der Leibniz-Institute für Geschichte und Kultur des östlichen Europa und für Troposphärenforschung stellen in einem Aufsatz im Fachjournal „Climate of the Past" für diese Periode eine „auf beängstigende Weise“ (t-online, 07. Februar 2021) mit dem derzeitigen Klima vergleichbare Wetteranomalie fest. Damals wie heute sei das Klima durch eine verstärkte Erwärmung der Arktis geprägt.
Die „kleine Eiszeit“ wurde ohne ersichtliche Ursache durch das Hitzejahr 1540 unterbrochen. In Spanien hielten die Menschen Bittprozessionen für Regen ab und im Winter war es in Italien trocken und „warm wie im Juli", heißt es in einer Wetterchronik. Es war nur ein kurzes Intervall. Denn die Eiszeit meldete sich zurück. Der Rhein fror regelmäßig vollständig zu, die Chronisten verzeichneten ab 1700 vierzehnmal eine rheinische Eiszeit. Napoleons Armee ging 1812 im bitterkalten russischen Winter unter, bis diese Kältephase ab 1850 von einer wärmeren Phase abgelöst wurde, die in den 1940er und 1950er Jahren von besonders kalten Wintern in Mitteleuropa unterbrochen wurde.
Das 20. Jahrhundert: Lawinenwinter und Hitzeperioden
Erneut zwang ein ungewöhnlich kalter „sibirischer“ Winter eine Armee zum Rückzug aus Russland: Die Wehrmacht war Temperaturen von minus 40 Grad hilflos ausgeliefert. Anschließend fielen die Temperaturen weltweit bis etwa 1975 ab. Der „Hungerwinter 1946/47“ wurde einer der kältesten Winter des 20. Jahrhunderts in Europa. Im „Lawinenwinter 1951“ starben im Alpenraum 265 Menschen an den direkten Folgen der durch die extremen Wetterereignisse ausgelösten Lawinen, während der Winter der Jahre 1962/1963 sich bemühte, mit einer ungewöhnlich langen Frostdauer Nachfolger des „Hungerwinters 1946/47“ zu werden.
Der Winter 1978/1979 stürzte mit eisiger Kälte und extremen Schneefällen Dänemark und den Norden Deutschlands ins Chaos. Schneeverwehungen türmten sich teils mehrere Meter hoch auf. Zahllose Straßen waren nicht mehr passierbar. Vielerorts fiel der Strom aus, weil die Masten unter der Last des Schnees zusammenbrachen. Die Schneemassen waren noch nicht abgetaut, da kam es im Februar 1979 erneut zu heftigen Schneefällen und Katastrophenalarm in mehreren Landesteilen. 1985, 1987 und 1992 folgten Kältewellen in Zentraleuropa, 1996/1997 in Osteuropa. Niemand sprach damals von CO2 oder anthropogenen Ursachen einer Erderwärmung und alle Welt meinte, die starken Temperaturschwankungen hätten natürliche Ursachen.
2003 wurde Europa durch eine Hitzewelle heimgesucht, die als eine der schwersten Naturkatastrophen des Kontinents der letzten hundert Jahre eingeschätzt wurde. Diese Hitzewelle wurde 2006 durch eine Schneekatastrophe in Zentraleuropa abgelöst, drei Jahre später bescherte Tief Vincent Mitteleuropa eine Kältewelle mit Schneefall, so dass die Eurostar-Züge im Kanaltunnel stecken blieben.
Aber einmal mehr kümmerte sich das Wetter wenig um Vorhersagen und machte im Winter 2017/2018 mit einer modernen „kleinen Eiszeit" richtig Ärger. In Mecklenburg-Vorpommern waren Eisbrecher unterwegs, um den Peene-Strom vom Eis freizumachen und nach Temperaturen um minus 20 Grad, nach Schneeverwehungen, zugefrorenen Häfen und vom Festland abgeschnittenen Inseln, nach geborstenen Wasserrohren und Bibbern in Bad Schwartau bei minus 15 Grad sehnte sich Norddeutschland nach höheren Temperaturen. Die ließen nicht lange auf sich warten: Der Sommer 2018 war in Deutschland der wärmste seit der Aufzeichnung, während im folgenden Winter die Menschen in den USA bei minus 40 Grad Celsius um ihr Leben fürchteten und in Europa die Alpendörfer im Schnee versanken.
Der Winter 2018/2019 machte mit gewaltigen, meterhohen Schneemengen in den Alpen und Voralpen von sich reden, so dass in einigen Regionen der Notstand ausgerufen wurde. Und niemand fragte den immer noch in Talkshows auftretenden Klimaforscher Mojib Latif, was es denn auf sich habe mit seinem Orakel „Einen Winter mit starkem Frost und viel Schnee wird es in unseren Breiten nicht mehr geben“.
Im Winter 2020/2021 ging es mit der „schneelosen“ Zeit weiter. Zwar wurde Europa zunächst mit einem der wärmsten Sommer verwöhnt, aber im Dezember wurde in den spanischen Pyrenäen -36 Grad gemessen, die niedrigste Temperatur, die jemals auf der Iberischen Halbinsel registriert wurde. In Madrid herrschte Schnee-Chaos, wie „seit 80 Jahren nicht mehr“, so der Bürgermeister von Madrid. Der Schnee lag bis zu 60 Zentimeter hoch. Der Flugplatz wurde gesperrt, die Hauptstraßen waren unpassierbar. Im Süden und Westen Sibiriens wurden im Dezember 2020 neue Kälterekorde gemessen. In Nowosibirsk - der größten Stadt Sibiriens - wurden zwischen -37 und -41 Grad gemessen. In Japan fiel an vielen Orten wegen Rekordschnee der Strom aus und in den deutschen Mittelgebirgen, vom Erzgebirge über das Fichtelgebirge, die Rhön und den Vogelsberg bis in Sauerland, lag mehr Schnee als in den Alpen. Schuld sei das „Wetter“. Mit „Klima“ hätten die Wetterkapriolen nichts zu tun, meinten die geschockten Klimaretter in einer abenteuerlichen Argumentation.
Kölner Dom unter Wasser, Brüssel eine Hafenstadt
Und dann der Anstieg des Meeresspiegels. Bis 5,6 Meter könnte er steigen, so wurde die Katastrophe in einigen Szenarien gemalt, bis auch hier Besinnung eintrat. Aber dass der Kölner Dom in Zukunft Anlegestelle für die Köln-Düsseldorfer-Schifffahrt werden würde, war weitgehend ausgemacht.
Die Liste der falschen Prognosen über den Anstieg des Meeresspiegels ist ebenso lang wie die Liste mittelalterlicher Prognosen über den Weltuntergang. Seit Jahrzehnten wird das Publikum mit „Radarmessungen im Millimeterbereich“ aus dem Weltall traktiert, mit Konjunktiven und „exponentiellen“ Hochrechnungen verunsichert, ohne dass die Küsten-und Halligenbewohner bisher Anlass sahen, die Flucht zu ergreifen. Und auch die Küstenmessstationen haben bisher keinen Alarm geschlagen. Die „Global data bank for long term sea level change information“ (PSMSL) gibt auch dem Laien einen Eindruck über die Komplexität und Ungewissheit der Vorhersagen über den globalen Meeresspiegelanstieg. Der IPCC-Bericht von 2013 kam zu dem vorsichtigen Schluss, es sei „sehr wahrscheinlich“, dass die mittlere Rate des globalen durchschnittlichen Anstiegs des Meeresspiegels zwischen 1901 und 2010 1,7 mm/Jahr und der zwischen 1993 und 2010 3,2 mm/Jahr betragen habe. Mit Bedacht sprach der Bericht von „Wahrscheinlichkeiten“.
In den 1980-Jahren propagierten die Leitmedien das Abschmelzen der Polkappen und sämtlicher Gletscher mit dem Ergebnis, dass der Meeresspiegel innerhalb von dreißig Jahren um mehr als sieben Meter ansteigen werde. Im SPIEGEL erschien ein Leitartikel mit dem Thema „Das Weltklima gerät aus den Fugen“. Das Titelbild zeigte den im Schmelzwasser der Polkappen versinkenden Kölner Dom. Am 26. September 1988 warnte die australische Tageszeitung „The Canberra Times“: Ein allmählicher Anstieg des Meeresspiegels drohe die 1.196 Inseln der Malediven und die Fidschi-Inseln innerhalb der nächsten dreißig Jahre vollständig zu verschlucken. Deutsche Klimaretter meinten, der Meeresspiegel werde um 3,5 Meter steigen, weite Teile Schleswig-Holsteins und der Niederlande würden im Meer versinken, Brüssel werde eine Hafenstadt.
Inzwischen sind fast vierzig Jahre vergangen und die Bewohner Borkums warten noch immer auf einen Anstieg des Meeresspiegels. Zwar hat sich der Meeresspiegel seit 1880, also innerhalb von 140 Jahren, um etwas mehr als zwanzig Zentimeter gehoben, aber bis zum Jahr 2050 wird lediglich ein Anstieg um etwa vier bis zehn Zentimeter erwartet und in Köln kann man immer noch am Ufer des Rheins trockenen Fußes spazieren gehen.
Auch die Malediven sind noch da, alle 1.196 Inseln. Sie haben an Fläche zugenommen und zur Freude der Inselbewohner konnte der schwedische Ozeanograph Nils-Axel Mörner, von 1999 bis 2003 Präsident der Inqua-Kommission für Meeresspiegel-Veränderung und Küstenentwicklung, nachweisen, dass der Meeresspiegel der Fidschi bis 1700 siebzig Zentimeter höher lag als heute, danach absank, anschließend auf das heutige Niveau stieg und während der letzten 50 bis 70 Jahre absolut stabil blieb (International Journal of Earth & Environmental Sciences, Basler Zeitung 01. Februar 2018).
Inzwischen könnte nach dem neuesten Bericht des IPCC der Meeresspiegel im Jahr 2100 um 0,29 bis 1,1 Meter höher liegen als im Jahr 2005 mit einem mittleren Wert von 60 cm. Ein Wert, der keinerlei apokalyptischen Vorhersagen rechtfertigt.
Schauerlich abgemagerte Eisbären
Nach dem Hin und Her der Meeresspiegel-Diskussion wurde mit noch größerer Leidenschaft der nächsten Kreuzzug eröffnet. Es ging um Polar-Eis, ergänzt mit Kanada-Gletschern und sterbenden Eisbären. Und wieder einmal war es „fünf vor zwölf“. Ein Team internationaler Klimaforscher meinte 2007, der Nordpol werde in fünf Jahren eisfrei sein (Welt, 13. Dezember 2007). Schauerlich abgemagerte Eisbären geisterten durch den Blätterwald, bis Gabriel Nirlungayuk von der Inuit-Organisation Tunngavik klarstellte, vor 50 Jahren habe es in Nunavut gut 8.000 Eisbären gegeben, heute seien es 15.000, und Tierschützer aufklärten, dass die meisten Raubtiere am Hungertod stürben, da sie im Alter nicht mehr in der Lage seien, Beute zu machen.
In der Diskussion wird mit Bedacht und Vorsatz regelmäßig unterschlagen, dass sich am Nordpol nur eine geringfügige Masse des Festland-Eises befindet, nämlich etwa 8 Prozent. 90 Prozent des Eises befindet sich in der Antarktis. Der Rest von 2 Prozent findet sich als Gletscher in den Hochgebirgsräumen der Erde. Zwar nimmt das Arktis-Eis zurzeit ab, das West-Antarktis-Eis dagegen zu. Der Rest verhält sich uneinheitlich.
Die Alpengletscher gehören zwar zu den aktuell abnehmenden Gletschern, aber der Schwund ist nicht außergewöhnlich. Zur Zeit der Römer soll das Gebiet des Sustenpasses (Schweiz, Passhöhe 2224 ü. d. M.) praktisch eisfrei gewesen sein. Dort sollen früher Arven gestanden und Wiesen der Landschaft ein lebendiges Aussehen verliehen haben. Es folgten mehrere Kaltzeiten, in denen das ganze Gebiet eine riesige Eislandschaft wurde. Schließlich begann um 1850 das Schmelzen der Alpengletscher - damals gab es noch kein erwähnenswertes industrielles CO2.
Es folgte noch eine Warnung vor einer Himalaya-Gletscherschmelze, die die Welt drei Jahre in Atem hielt, bis der „Weltklimarat" im Jahre 2010 eingestehen musste, dass seine eigene Warnung vor einem schnellen Abschmelzen der Gletscher keine ausreichende wissenschaftliche Basis hatte. Die Prognose habe auf mangelhaft belegten Schätzungen beruht. Man habe falsch abgeschrieben, es sollte 2350 statt 2035 heißen. Der indische Umweltminister Jairam Ramesh hatte dem UN-Gremium bereits vorher wiederholt vorgeworfen, die Himalaya-Gletscher-Prognose „ohne einen Hauch von wissenschaftlichem Beweis“ erstellt zu haben.
Das Ozonloch und rülpsende Kühe
Parallel zur Gletscherschmelze und den hungernden Eisbären boomte in den Schlagzeilen der Medien das Ozonloch über dem Südpol. Als Ursache für eine bedrohliche Rückbildung des Ozons, das die Erde vor den krebserregenden UV-Strahlen der Sonne schützt, wurde der „Ozonkiller“ Fluorchlorkohlenwassserstoff (FCKW) identifiziert, dessen industrielle Anwendung 1987 von allen Mitgliedern der Vereinten Nationen in einem internationalen Abkommen verboten wurde (Montrealer Protokoll). Nach dem international durchgesetzten Verbot von FCKW gab das „Ozonloch“ seinen Geist weitgehend auf, da die Ozonkonzentration zwischen dem 60. Breitengrad Nord und dem 60. Breitengrad Süd, also über den dicht besiedelten mittleren Breiten, in denen auch Deutschland liegt, abnahm.
Das führte allerdings nicht zum erleichterten Seufzer, das antarktische Ozonloch schließe sich aus welchen Gründen auch immer, auch nicht zur Besinnung über die Unvollkommenheit, universale Einflüsse richtig einschätzen zu können, sondern zu neuen Kassandrarufen: Damit sei der Klimawandel nicht gestoppt. Denn die Alternativen, die statt FCKW entwickelt worden seien, verursachten andere Umweltprobleme. Die Ersatzstoffe wirkten zwar nicht ozonschädlich, aber verstärkten als Treibhausgase die Erderwärmung.
Der FCKW-Diskussion folgte die Diskussion um das „besonders schädliche Methan“ und die Frage, wie weit die von Kühen produzierten Methangase („Kuhfürze“ und Rülpser) unsere Atmosphäre schädigen. In der Presse sprach man vom „Klimakiller Kuh“, die ein Zehntel aller Treibhausgase erzeuge. Doch eignete sich eine rülpsende Kuh als Feindbild für Klimaretter nicht halb so gut wie ein fetter Mercedes mit giftigen Auspuffgasen. Weshalb die Kampagne gegen den individuellen Fleischkonsum mit deutlich geringerer Umdrehungszahl gefahren wurde als die gegen die Autoindustrie, die ohnehin der Inbegriff allen Bösens geworden ist.
Der Wald stirbt
Parallel zu diesen Hiobsbotschaften schien in den 80er Jahren das Schicksal des deutschen Waldes besiegelt zu sei. „Eine Umweltkatastrophe von bisher unvorstellbarem Ausmaß" sei das Sterben des deutschen Waldes, zitierte der SPIEGEL, traditionell einer der emsigsten Treiber der deutschen Angstgesellschaft, und identifizierte „Schwefeldioxid aus Ölheizungen, Auspufftöpfen und, vor allem, den Schloten von Kraftwerken, Erzhütten und Raffinerien“ als „satanische Substanz“ (SPIEGEL, 19. November 1981). „Über allen Wipfeln ist Gift", schrieb der STERN. Und die ZEIT kommentierte: „Am Ausmaß des Waldsterbens könnte heute nicht einmal der ungläubige Thomas zweifeln". Die Angst vor dem Tod der Bäume trieb Zehntausende auf die Straße - und ebnete den Grünen, der deutschesten aller Parteien, die große Moral mit großer Angst verbindet, den Weg in die Parlamente.
Doch das Waldsterben fiel aus. Die dramatischen Fotos und Fernsehbilder von verhungerten Baumskeletten entstammten wenigen Flecken im Harz oder Erzgebirge. Dort existierten tatsächlich zum Teil erhebliche Waldschäden. Aber eben nur regional begrenzt. Die Wald-Problematik wurde u. a. von Pflanzenphysiologen der TH Karlsruhe rasch aufgeklärt, und als sich nicht länger leugnen ließ, dass ein Treibhausgasinduziertes flächendeckendes Waldsterben nie stattgefunden hatte, erklärte 2003 Renate Künast, die damalige grüne Bundeslandwirtschaftsministerin, das Waldsterben kurzerhand für beendet (Bundestag-Drucksache, 03. Februar 2005). Seither freut sich der Wald über den erhöhten CO2-Eintrag, dem Lebenselixier aller Pflanzen.
CO2 und die Ausrottung der Menschheit
Nachdem Eisbären, Robben und Insekten nahezu ausgestorben waren, um wenige Jahre nach ihrer Todesanzeige zurückzukehren, manchmal in größeren Populationen als zuvor, nachdem der Meeresspiegel dramatisch angestiegen war, ohne dass am Pegel Cuxhaven davon etwas zu bemerken war, nachdem das prognostizierte Ende der Malediven und der Gletscher, der Wälder und der Bienen abgesagt worden war, holte die damalige Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Angela Merkel, das Weltklima mit einer Ausrottungsvision in das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit (Klimagipfel 1995 in Berlin). Sie sollte zur treibenden Kraft in der Klima-Katastrophen-Theorie werde.
Ein weiterer Politiker, der frühere US-Vizepräsident Al Gore, malte ein ähnliches Menetekel an die Wand. Er erschreckte 2006, fast ein Dutzend Jahre nach Merkels Kassandra-Ruf, in einer Vorlesung an der New York University Law School seine Zuhörer mit der Vorhersage, dass die Menschheit als Folge menschlichen Handelns „mit einer planetaren Katastrophe“ konfrontiert werde und die „unumkehrbare Zerstörung der Bewohnbarkeit des Planeten unausweichlich sei“, wenn wir nicht innerhalb der nächsten zehn Jahre etwas unternähmen.
Frederic Singer, emeritierter Professor für Umweltwissenschaften an der Universität von Virginia; ehemaliger Direktor des Wettersatellitendienstes und Gründer und Präsident des Projekts für Wissenschaft und Umweltpolitik, kommentierte die Hiobs-Botschaft: „Ich habe Al Gore kürzlich getroffen. Ich habe ihm zu seinem Film („Eine unbequeme Wahrheit") gratuliert. Ich sagte ihm, es sei ein wirklich gut gemachter Film. Sehr beeindruckend - für Leute, die keine Ahnung von Wissenschaft haben. Danach war Al Gore sehr sauer auf mich". Die Zehnjahresfrist ist inzwischen überschritten und Al Gore hat für seinen Hinweis auf einen tödlichen „menschengemachten Klimawandel“ den Friedensnobelpreis erhalten.
Deutschland aber blieb der merkelschen Vision von 1995 treu und rüstet ab. Aussagen Schweizer Klimaforscher, die eine deutlich stärkere Schwankung der auf die Erde treffenden Sonnenstrahlung als Ursache für die wechselnden Warm- und Kaltperioden der Erde annehmen - „Das ist der einzige Ansatz, um die natürlichen Klimaschwankungen der letzten paar Tausend Jahre zu verstehen” (Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, 27. März 2017) - werden nicht widerlegt, sondern entrüstet zurückgewiesen. Ebenso die Prognose der Forscher vom Physikalisch-Meteorologischen Observatorium Davos, der ETH Zürich und der Universität Bern, die in einer aufwendigen Modellrechnung prognostizieren, die Temperatur werde aller Voraussicht nach in fünzig bis einhundert Jahren wiederum einen Tiefpunkt erreichen und der könnte durchaus so stark wie das „Maunder-Minimum“ ausfallen, einer Periode der „Kleinen Eiszeit“ im 17. Jahrhundert.
Europa, der „erste klimaneutrale Kontinent“
Die EU wollte in dieser Schlacht um das „Wohl der Menschheit“ nicht abseits stehen und entdeckte - wohl unter deutschem Einfluss - den Klimaschutz als Mittel, die Position der Brüsseler Behörde durch ein legislatives Potpourri zu stärken: Autos wurden mit aberwitzig gesteigerten Grenzwerten von der Straße verbannt, Glühbirnen verboten, Kaffeemaschinen und Staubsauger auf Sparsamkeit getrimmt und das Wohl der ganzen Welt bedenkende Erlasse zu Kohlenstoffdioxid und zu Stickoxiden verkündet. Parallel zur Regelungswut in Sachen Bananengröße und Gurkenkrümmung wurde vom EU-Parlament der „Klimanotstand“ ausgerufen und auf Kosten der Nationen und deren Steuerzahler Billionen Euro für den „Klimaschutz“ gefordert.
Europa solle CO2-frei und damit der „erste klimaneutrale Kontinent“ werden, verkündete die Frau Merkel besonders zugetanene EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im September 2020. Dafür müsse der Ausstoß an CO2 über das bereits vereinbarte und kaum erreichbare Maß verringert werden, von 40 Prozent auf 55 Prozent. Von Arbeitsplätzen sprach die ehemalige Frauenärztin nicht, die die Bundeswehr als einen nicht wiederzuerkennenden Torso hinterließ. „Man werde die Produktion wohl drosseln müssen, um die CO2-Limits nicht zu verletzen“, kommentierte der Deutschland-Ford-Chef Gunnar Herrmann das wirtschaftspolitische Harakiri in einem Interview im September 2020.
Die Mischung aus weltfremder Abgehobenheit und Unempfindlichkeit von einem Bürokratie-Ungetüm mit sieben Vizepräsidenten und 27 Kommissaren dürfte den Unwillen der Menschen gegen eine nicht durch Wahlen legitimierte, übernationale Macht mit kafkaesker Undurchsichtigkeit beträchtlich steigern. Der französische Historiker Emmanuel Todd sprach bereits vor Jahren von einer dritten Selbstzerstörung Europas: „Europa ist ein Kontinent, der im 20. Jahrhundert in zyklischer Regelmäßigkeit unter deutscher Führung Selbstmord begeht. Zuerst im Ersten Weltkrieg, dann im Zweiten Weltkrieg […]. Wir sind zweifellos dabei, einer dritten Selbstzerstörung Europas beizuwohnen“. Er fügte unter Verweis auf die kritische Haltung der südeuropäischen Länder hinzu: … „und wieder unter deutscher Führung".
Nun hat sich Großbritannien entschlossen, diesem autokratischen Gouvernantentum ade zu sagen. Das britische Volk vertritt die ausgefallene Idee, dass der souveräne und preisbewusste Bürger selbst entscheiden soll, wie groß der Krümmungsgrad einer Gurke sein soll und ob sein Staubsauger 800 oder 1200 Watt haben darf. Mit dem Ausscheiden ist die Wirtschaftsleistung der EU um ein Achtel gesunken und hat einen Partner verloren, der seit jeher liberal denkt und nicht nur als Commonwealth global präsent ist. Und es spricht einiges dafür, dass es zu einem Bündnis mit den USA, Australien, Kanada und Neuseeland kommen wird. Dann sitzt die EU zwischen allen chinesischen, russischen und atlantischen Stühlen.
Inzwischen ließ Boris Johnson verlauten, Großbritannien habe den Beitritt zur transpazifischen Freihandelszone CPTPP beantragt. Die 2019 geschaffene Freihandelszone umfasst unter anderem die Märkte Australiens, Kanadas, Japans, Chiles und Mexikos.
Kapitel 2
Kohlenstoffdioxid. Der Klimakiller
Die Atmosphäre besteht zu rund 78 Prozent aus Stickstoff, 21 Prozent Sauerstoff und 0,04 Prozent aus Kohlendioxid (CO2). Der Rest sind „Spurengase“, die uns hier nicht weiter zu interessieren brauchen. In der gegenwärtigen Klima-Diskussion wird fast nur von den 0,04 Prozent CO2 gesprochen, während die übrigen atmosphärischen Anteile von 99,96 Prozent keine Rolle zu spielen scheinen.
Gleichermaßen bedeutungslos in der Klimadiskussion scheint die Sonne zu sein. Sie wird wie eine immer gleich bleibende Licht- und Wärmequelle behandelt. Scheinbar konstant versorgt sie die Erde mit Wärme und Licht, die etwa 65 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlung absorbiert und 35 Prozent der Sonneneinstrahlung als Wärmestrahlung (elektromagnetische Strahlung im Infrarotbereich) wieder in die Atmosphäre zurückstrahlt. Ein Teil dieser Wärmestrahlung kann von Molekülen in der Atmosphäre absorbiert, in Form von Rotations- und Schwingungsenergie als Wärme gespeichert und zur Erde zurückreflektiert werden.
Diese Reflexion ist neben der direkten Sonneneinstrahlung die zweite Wärmequelle der Erde. Ohne diese Rückstrahlung wäre die Erde bei -18 Grad Celsius völlig vereist. Ein anderer Teil der von der Erdoberfläche reflektierten Sonneneinstrahlung wird durch „Weltraumfenster“ auf Nimmerwiedersehen in das Weltall geschickt. Die Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ schätzt, dass 70-90 Prozent der von der Erdoberfläche reflektierten Wärmeenergie unentwegt in den eiskalten Weltraum entschwindet (9. März 1989). Dieser Aspekt ist in Bezug auf die Erderwärmungstheorie von besonderer Bedeutung, da er jedes „Treibhaus“-Modell infrage stellt. Davon später mehr.
Das „Treibhaus“
Mit diesen 0,04 Prozent trat das Kohlendioxid seinen Siegeszug in der Klimadiskussion an. Aus einem hochkomplexen Prozess, der in weiten Bereich noch nicht verstanden ist, wurde nunmehr ein relativ einfach zu verstehendes Geschehen: „Je mehr CO2, desto wärmer die Erde“. Das verstanden auch fachfremde Politiker. Aber diese Formel hat ihre Tücken: Wenn die CO2-Moleküle nur mit 400 Teilchen pro einer Million („ppm“, gemessen auf Hawaii und repräsentativ für die Nordhalbkugel), also im Verhältnis von 1 : 2.500, auftreten, dann ist ihre Wirkung und die anderer Mechnismen auf den Wärmehaushalt der Erde diskussionsbedürftig. Aber komplexe physikalische Prozesse aufzurödeln, ist nicht Sache der heutigen Politiker. Selbst dann nicht, wenn apokalyptische Vorhersagen drohen, „die Menschheit auszulöschen“ (Merkel).
Die nächste Simplifizierung folgte auf dem Fuß. Aus einem „Spurengas“ - so bezeichnet die Wissenschaft jene atmosphärischen Gase, die hinsichtlich des Volumenanteils eine drittklassige Rolle spielen - wurde in der Klimadebatte ein dominantes und die Menschheit bedrohendes „Treibhausgas“. Die Verwendung dieses umstrittenen Begriffes dürfte wohl mit Vorsatz gewählt worden sein, um die Diskussion in eine bestimmte Richtung zu drängen. Er war jedermann geläufig, einfach und verständlich und hatte damit das Zeug, fachlich unbedarfte Politiker zu überzeugen und populär zu werden.