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Über das Buch Die Zeit der Ruhe ist vorbei, als die Fliege Karin ein paar beunruhigende Neuigkeiten erfährt und der Elbenstein eine mysteriöse Nachricht überbringt. Karin, Merlin und Artus erfahren etwas über eine alte Schuld der Einhörner und durch diese Erkenntnisse, wissen sie, dass die Zeit des Handeln gekommen ist. Doch sie sind nicht allein, denn alte Freunde tauchen wieder auf. Über den Autor Norbert Hesse, geboren 1953, hat in verschiedenen Berufen gearbeitet, als Seemann, Diskjockey, Entwicklungsingenieur und Softwareentwickler. Literarische Erfahrungen hat er mit seinen beiden Kabaretts „Achillesferse“ und „Die Maulwürfe“ gesammelt, für die er die meisten Texte und Musik schrieb. Heute ist er als freiberuflicher Dozent für Netzwerk-Betriebssysteme tätig und betreibt das Schreiben als Hobby. Werke Kabarett-Programme: Die Achillesferse – Der deutsche Michel (1986) Die Achillesferse – Kabel verpflichtet (1987) Die Maulwürfe – Spötterdämmerung (1988) Die Maulwürfe – Was lange gärt, wird endlich Wut (1989) Die Maulwürfe – Guter Staat ist teuer (1990) Die Geschichten der Fliege Karin – Folge 1-4 (2005) Die Geschichten der Fliege Karin – Folge 5-6 (2006) Hörbücher - Lesungen 2005 - Die Geschichten der Fliege Karin – Folge 1-4 16 Gute-Nacht-Geschichten für Kinder ab 5 Jahren 2006 - Die Geschichten der Fliege Karin – Folge 5-6 8 Gute-Nacht-Geschichten für Kinder ab 5 Jahren 2006 – Aufzeichnungen, Flug und Tod des Geo Chavez von Rudolf Timmermans Homepage Zausel Records zauselrecords.de/
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Seit Tagen schon regnete es und Artus war nicht in der besten Stimmung. Auch Elian war nicht sonderlich gut gelaunt, denn die Mäuse, die sie im Schuppen hinter dem Haus fing, waren ziemlich mickrig. Sie bevorzugte die weitaus fetteren Mäuse draußen auf dem Feld vor der Hütte und am Waldesrand in der Nähe. Artus, der sich rührend um seine Freundin kümmerte, war für sie der einzige Lichtblick in diesen Tagen. Aber dann musste Artus sich wieder um seine Schreibversuche kümmern, was immer mit einem mürrischen Blick auf Merlin begleitet war. Merlin, der alte Zauberer, aber blieb hart:
„Es nützt Dir nichts, Du musst lernen richtig zu schreiben.“
Artus murrte und sagte dann immer: „Manchmal will ich gar nicht König werden!“, aber Merlin lächelte dann nur, bevor er sich wieder in ein dickes Buch vertieft. So saßen sie dort und nur das Kratzen der von Artus' Feder auf dem Pergament und das raschelnde Umblättern der Buchseiten unterbrach die Stille.
Plötzlich hörte Merlin das vertraute Summen an seinem Ohr – Karin, die Fliege:
„Wir bekommen Besuch!“
Merlin nickte und murmelte: „Ich weiß, es wird Bauer Bertram sein. Er wollte etwas für mich aus dem Dorf mitbringen.“ Bertram wohnte auf der anderen Seite des Hügels und brachte Artus und Merlin immer die Milch und sonstige Nahrungsmittel. Das Surren von Karins Flügeln wurde heftiger: „Nein, es ist nicht Bertram!“ Jetzt hob Merlin den Kopf: „Nicht Bertram?“
„Nein, nicht Bertram,“ und dann verschwand Karin wieder in der Hutkrempe von Merlins Zauberhut. Merlin schlug das Buch zu und legte es auf den Tisch:
„Artus, es kommt Besuch. Hänge bitte einen Kessel Wasser über das Feuer. Ich denke, ein warmer Tee bei diesem Wetter wird willkommen sein.“
Artus sah auf, dann packte er in Windeseile seine Feder weg, verschloss sorgfältig das Tintenfässchen und rollte die Pergamentseiten zusammen, wobei er immer wieder fragte, wer denn wohl komme. Doch Merlin schwieg, denn er wusste es selbst nicht und er wurde daher etwas ärgerlich, als er das leise Schwirren von Karins Flügeln vernahm, die glucksend lachte. Sie hätte es ihm wenigstens sagen können. Er wunderte sich, warum es ihm mit seinen Zauberkräften nicht gelang, herauszufinden, wer denn den Weg zur Hütte heraufkam. Er stellte sein Buch auf das Regal neben den Kamin, stand auf und ging zur Tür. Er hatte kaum die Hand an den Türriegel gelegt, da schwang die Tür wie von Zauberhand auf. Aber, Merlin schaute verdutzt, da war niemand. Auf einmal ertönte ein lautes "Schuhu!!!" und Elian, die Eule kam wie wie ein Wirbelwind durch die Tür geschossen. "Elian, ich sagte doch, du sollst in der Scheune bleiben!", polterte Merlin los. Artus protestierte: "Ich habe sie nicht herausgelassen, Merlin! Ich habe den Riegel fest zugeschoben. Ehrlich!"
"Hey! Hey! Merlin! Wenn Du schon jemand beschimpfen willst, dann schimpfe mit mir," ertönte eine Stimme und dann stand Drogan in der Tür. Ein breites Lächeln erschien auf Merlins Gesicht, als er seinen alten Freund erkannte.
"Drogan! Was treibt Euch denn bei diesem Wetter vor die Tür, Ihr solltet hinter dem warmen Ofen sitzen und Eure Pfeife rauchen."
Merlin half Drogan aus seinem Regenumhang und gab ihn Artus, der herbeigeeilt war.
Drogan, dem der Zauberstab-Laden im Dorf gehörte und der auch Mitglied der Magiergilde war, sah Artus und und sagte dann lächelnd:
"Und Du bist also Artus?" Artus nickte und sah den alten Mann neugierig an, von dem Merlin ihm schon erzählt hatte. Allerdings hatte Merlin ihm nicht die merkwürdige Geschichte von dem verzauberten Zauberstab erzählt, die ihm vor einiger Zeit passiert war.
"Es tropft, Artus!", sagte Merlin streng und Artus riss sich aus seiner Erstarrung und lief in den hinteren Teil der Hütte, um den Regenumhang dort aufzuhängen. Als Artus verschwunden war, sagte Drogan mit einem Blick auf Merlins Hut:
"Und wie geht es meiner kleinen Freundin?"
Es summte und Karin krabbelte aus der Hutkrempe:
"Gut geht es mir, Drogan, und wie ich sehe, erfreut auch Ihr Euch der besten Gesundheit."
"Naja, ich kann nicht klagen. Es zwackt zwar hier und da, aber sonst, denke ich, geht es mir gut."
Karin flog zu Drogan hinüber und ließ sich auf seiner Schulter nieder, während die beiden Männer zum Tisch hinübergingen und sich setzten. Kurz darauf kam auch Artus zurück und stellte Becher und Honig auf den Tisch, brachte den Kessel mit dem frisch gekochten Tee und setzte sich dazu.
Bald waren sie in eifrige Gespräche vertieft und Artus erzählte Drogan, was er erlebt hatte, als es zum Kampf um Avalon kam. Er zählte von Elian, wie er entführt wurde, von der großen Schlacht, aber richtig begeistert wurde er erst, als er von Brodwein, dem Drachen, erzählte, auf dessen Rücken er geflogen war. Immer wieder unterbrach Drogan ihn und und fragte: "Ist das wahr?“, und rief dann ein ums andere Mal: "Das ist ja erstaunlich!" Artus hatte inzwischen rote Wangen bekommen, so aufgeregt war er. Er wusste kaum, was er zuerst erzählen sollte und so griff Merlin hin und wieder ein, und sorgte mit dafür, dass Drogan auch alles verstand. Und als Artus die Geschichte von Elians Begegnung mit dem schwarzen Ritter erzählte, machte Elian, die auf dem Kaminsims saß, immer wieder "Schuhu!", um die Geschichte zu bekräftigen. Als Artus dann einen Augenblick Pause machte, um neuen Tee zu bereiten, fragte Merlin: "Nun Drogan, was führt Euch hierher? Denn ich glaube kaum, dass Ihr wegen unserer Geschichten diesen weiten Weg auf euch genommen habt."
Drogan schüttelte den Kopf: "Nein, nicht deswegen, obwohl ich immer mal hören wollte, was wirklich passiert ist. Na, Ihr wisst ja selbst, die Leute erzählen so manches."
Merlin nickte mit dem Kopf und Drogan fuhr fort, indem er sich Artus zuwendete, der die Becher wieder mit dem heißen Tee aufgefüllt hatte: "Was ich Euch zu berichten habe, betrifft auch Dich, Artus." Artus sah Drogan erwartungsvoll an. Doch Drogan stopfte sich gemächlich seine Pfeife, und erst als der Tabak brannte und die ersten Rauchschwaden aufstiegen, da sagte Drogan ernst: "Es scheint, als steht uns Ärger ins Haus – sehr viel Ärger, wie ich befürchte!" Merlin blickte auf und sah Drogan ins Gesicht, dessen Miene sehr ernst geworden war.
"Die Einhörner sind wieder im Land!", dann schwieg er.
Artus, der schon von Einhörnern gehört hatte, sah erwartungsvoll auf, doch das Gesicht von Merlin wurde finster und er runzelte seine Stirn.
"Ist das wahr?"
"Ja, mehrere unserer Gilde haben sie gesehen! Ich warte nur noch auf einen Boten, der mir eine Nachricht hierher bringen wollte."
Artus konnte sich nicht mehr zurückhalten und rief aus: "Einhörner! Das ist ja toll! Dann sehe ich endlich mal ein Einhorn und Merlin ..."
Doch als Merlin die Hand hob, schwieg Artus erschrocken.
Drogan lächelte: "Artus, ja Du hast recht. Ein Einhorn ist etwas wunderbares und nur wenige Menschen hatten bisher das Glück, eines von ihnen zu sehen."
Er sah wieder Merlin an: "Es wurden fünf gesehen. Fünf, die aus dem Osten kamen."
Artus sah abwechselnd fragend auf Merlin und dann wieder auf Drogan: Er verstand nichts. Karin, die es sich inzwischen wieder in Merlins Hut bequem gemacht hatte, surrte laut und vernehmlich an Merlins Ohr: "Erzähl’ dem Jungen von der Einhorn-Legende."
Merlin holte seufzend Atem, nahm einen Schluck aus seinem Becher und dann erzählte er:
"Vor langer Zeit, lange Zeit, bevor es uns Magier gab und lange bevor Menschen in dieses Land kamen, lebten hier nur die Zwerge in Bergen und die Elben in den Wäldern und den Tälern. Zu der Zeit gab es viel Einhörner und sie und die Elben waren gute Freunde. Dann kamen die Menschen in das Land und damit auch Unfrieden. Du erinnerst Dich doch daran, was Dir Basil in der Höhle der Zwerge erzählt hat, oder?"
Artus nickte mit dem Kopf: "Ja, erzählte, warum es die vielen Kriege gab."
Merlin nickte: "Genau. Die Menschen begannen die Einhörner zu jagen, denn sie wollten das Blut von ihnen." Drogan unterbrach ihn:
"Ich weiß nicht, ob Merlin es dir erzählt hat, aber das Blut eines Einhorns kann Wunden heilen und deshalb wollten sie es haben."
Artus sah Merlin an: "Ist das wahr? Sie wollten die Einhörner deswegen töten?"
Merlin nickte traurig mit dem Kopf: "Ja, das ist wahr. Die Elben, die die Gefahr für die Einhörner erkannten, beschlossen, die Einhörner zu retten. Also versammelten sie sich und riefen die Einhörner zu sich, den damals wussten nur die Elben, wie man ein Einhorn rief. Die Einhörner stimmten zu und so zogen sie nach Osten in die unbekannten Länder. Dort waren sie vor den Menschen und allen, die ihnen Böses wollten sicher."
Drogan fuhr fort: "Als Dank für die Rettung, versprachen die Einhörner, dass sie, wenn den Elben eines Tages Gefahr aus dem Osten drohe, würden sie kommen und durch das Land ziehen und sie warnen."
Artus stand der Mund offen: "Gefahr aus dem Osten? Was bedeutet das?"
Drogan schüttelte den Kopf: "Ich weiß es nicht genau." Er sah zur Tür: "Ich warte auf unseren Boten! Wir hatten uns vor drei Tagen verabredet, aber er ist nicht gekommen."
Es trat eine lange Stille ein und alle schwiegen, jeder in seine Gedanken versunken.