Die Insel der weißen Affen - Dieter Kermas - E-Book

Die Insel der weißen Affen E-Book

Dieter Kermas

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Beschreibung

Die Schiffsbesatzung der Anja entdeckt eine Insel. In außerirdischen Raumschiffen finden sie Skelette von Menschen, die als Versuchsobjekte missbraucht wurden. Kaum ist das Schiff in Rostock angekommen, geht von den weißen Affen eine tödliche Seuche aus. Eine Pandemie rast um die Erde. Eine weitere Gefahr kommt auf die Menschheit zu. UFOs nähern sich und beginnen ein Werk der Zerstörung. Werden die Eindringlinge ihr Ziel erreichen, den Blauen Planeten zu übernehmen, oder gelingt es, der weltweiten Seuche und der Invasion Herr zu werden?

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»Kurs zwo-zwo-null, Ruder mittschiffs und voraus Große Fahrt!«.

Die Fahrbefehle ließen die Dieselmaschinen dröhnend anspringen und das Hafenwasser am Heck aufschäumen. Zufrieden wandte sich Dirk Westermann, der Erste Nautische Offizier auf der ›Anja‹, wieder dem Radarschirm zu. Behäbig wie ein Wal, schob sich das Schiff Richtung See. Nachdem sie die Ladung gelöscht hatten, verließ der Frachter den schützenden Hafen von Valparaiso und nahm Kurs auf Brisbane.

Ein Anschlussauftrag, der für Valparaiso vorlag, war zurückgezogen worden. Das teilte der Reeder Hein Olsen Kapitän Hansen am Morgen mit. Er nahm es mit der gewohnten Gelassenheit zur Kenntnis. Bevor er auf einem Schiff der Reederei Olsen & Berger GmbH anheuerte, fuhr er viele Jahre für die Deutsche-Seereederei-Rostock. So wie er auf der Brücke stand, mit seinem wettergegerbten Gesicht, den angegrauten Haaren und die Mütze immer etwas nach hinten geschoben, käme er sicher gut bei den weiblichen Passieren eines Kreuzfahrtschiffes an. Ein Seebär, der selbst bei rauer See nicht ins Wanken kam.

Sechs Stunden später endete die beschaulichen Ruhe. Kapitän Hansen beobachtete mit angespannter Miene das Barometer. Der Luftdruck fiel rapide. Kurz darauf traf der Sturm den Stückgutfrachter mit voller Stärke. Die ›Anja‹, ragte nun, ohne Fracht, um vieles leichter, höher aus dem Wasser und bot den Naturgewalten eine größere Angriffsfläche dar. Die Wellenberge türmten sich in kurzer Zeit höher und höher und der Sturm peitschte sintflutartige Regenschauer gegen die Fenster der Brücke. Die Windsbraut heulte durch das Gewirr der Lademasten und Ladebäume und die ersten Brecher überfluteten das Vorschiff. Die Mannschaft wartete geduldig auf das Abflauen des Sturms. Sie vertrieb sich die Zeit mit Kartenspielen, Musik hören, oder sie versuchten zu schlafen. Nur der Koch Behrens konnte sich nicht ausruhen. Er musste in der engen Kombüse zusehen, wie er bei diesen Wetterbedingungen eine warme Mahlzeit für die Besatzung zubereitet bekam. Die ›Anja‹ kränkte mit ihren zwölftausend Bruttoregistertonnen tief in der Dünung, um sich danach schwerfällig wieder aufzurichten. Sie war in die Jahre gekommen. Ihr ehemals schneeweißer Anstrich zeigte sich fleckig und der Rost hatte die Farbe an vielen Stellen abplatzen lassen. Auch auf Backbord konnte man vom Namen nur noch … ›nja‹ lesen. Selbst nach dreißig Jahren erwies sie sich immer noch als ein rüstiges altes Mädchen. Mit Kapitän Hansen hatte sie einige Tausend Seemeilen gemeinsam überstanden. Nach fünf Tagen begann sich das Meer allmählich zu beruhigen und ließ den Frachter ruhiger durch die Fluten des Pazifiks gleiten. Auf der Brücke der ›Anja‹ schaute Dirk Westermann auf die tief hängende Wolkendecke, wo sich erste Sonnenstrahlen durch die Lücken drängten.

Hansen stand neben ihm, sog gemächlich an der Pfeife und blies den Rauch gegen die Scheiben der Brücke, von denen die Tropfen des letzten Regenschauers hinabrannen. Er wusste, wie sich sein Erster allergisch gegen den Tabakrauch zeigte, betrachtete jedoch sein Pfeifenrauchen als sein einziges Laster. Der Erste wedelte auch sofort mit der Hand einige Schwaden aus dem Gesichtskreis, hustete diskret als Protest und meinte mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton: »Schade, dass die Zeiten vom Kautabak vorbei sind. Das war gesünder für die Mitmenschen.« Hansen sog noch einmal genussvoll an der Pfeife, ehe er grinsend entgegnete:

»Dafür waren die Spucknäpfe für die Tabakreste sicher auch nicht sehr hygienisch.« Fiete Claasen, der Zweite Nautische Offizier, stand etwas abseits, die Hände auf der Kante des Frontpanels abgestützt und beobachtete konzentriert die Anzeige auf dem satellitengestützten Schiffsradar. »Verstehe ich nicht«, hörten sie ihn leise vor sich hinmurmeln.

Hansen drehte sich zu ihm um und erkundigte sich:

»Was verstehen Sie nicht?«

»Die Anzeige ist anders als sonst. Schiffe, die ich noch vor einigen Minuten in unserer näheren und weiteren Umgebung auf dem Monitor gesehen habe, sind verschwunden. Die können wohl nicht allesamt untergegangen sein, oder?«

Westermann und Hansen traten neben Claasen und schauten auf die Anzeige. In diesem Moment verdunkelte sich die Bildschirmanzeige. Die Männer hatten keine Zeit über das, was sie sahen, nachzudenken, da flackerten alle Kontrolllämpchen und Instrumentenbeleuchtungen. Dann erloschen sie ebenfalls. Sprachlos verfolgten die Männer das Geschehen. Ehe sie jedoch auf diesen Ausfall reagieren konnten, kam es noch schlimmer, denn auch die Beleuchtung auf der Brücke begann immer schwächer zu werden, bis sie endgültig ausging. Jetzt hätte die Notbeleuchtung einsetzen müssen, tat sie aber nicht. »Feddersen, jetzt sind ihre Fähigkeiten gefragt«, wandte sich der Kapitän an seinen Ersten Ingenieur. »Sehen Sie zu, dass wir umgehend wieder mit der Welt verbunden sind.« Er hatte die letzten Worte kaum ausgesprochen, als sie etwas zusammenzucken ließ. Nein, es war kein Geräusch, sondern die plötzliche Stille beunruhigte sie. Allein das Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf vernahmen sie. Das vertraute Grummeln der Schiffsdiesel war verstummt. Diese Ruhe ließ augenblicklich ein ungutes Gefühl in den Männern aufkommen.

»Verdammt, was ist hier los«, entfuhr es Claasen. »So wie es aussieht, sind wir nicht mehr in der Lage zu manövrieren, denn die Ruderanlage dürfte auch nicht mehr reagieren. Wir sind im Moment so etwas wie ein fliegender Holländer«, setzte er sarkastisch hinzu. Der sonst beherrschte Hansen fuhr ihn sofort heftig an:

»Jetzt ist es sicher nicht der Zeitpunkt, um Späße zu machen.« Entschuldigte sich aber sofort mit den Worten. »War nicht so gemeint, aber wir haben sicher ein größeres Problem.« Mit hochrotem Kopf und schnaufend betrat in diesem Moment der Schiffskoch Uwe Behrens die Brücke und quetschte ein:

»Heute bleibt die Küche kalt, ich habe keinen Strom und in meiner Kombüse ist es auch duster«, heraus. Die von seiner Stirn herablaufenden Schweißbahnen tupfte er mit einem rot-weiß karierten Taschentuch ab. Scholz, der Zweite Ingenieur, der kurz hinter Behrens die Brücke betreten hatte, antwortete spöttisch:

»Ich hole dir nachher ein paar Kerzen Smutje, dann sieh zu, wie du damit die Suppe warm bekommst.« Das Duzen nahm er Scholz nicht übel, denn nur er und einige der Besatzung durften ihn so anreden.

»Wenn das unsere einzige Sorge wäre, könnten wir glücklich sein«, bemerkte Westermann und zeigte auf die erloschenen Anzeigen. Smutje Behrens fühlte sich hier überflüssig und schob seinen feisten Körper aus dem Raum.

Die Stille hatte ein paar Besatzungsmitglieder auf Deck getrieben. Wie es von hier oben aussah, diskutierten sie heftig. Zwischen ihnen stand Erik Feddersen der Leitende Ingenieur und bemühte sich, die aufgeregten Gemüter, wenn sie seine Handbewegungen richtig deuteten, zu beruhigen. Westermann versuchte, ihn mit dem Handy anzurufen, um ihn heraufzubitten. Doch das Handy blieb dunkel. Das Schiff hatte eine Basisstation für mobile Kommunikation installiert, und per Satellit eine Verbindung mit dem Internet. Doch das nützte jetzt auch nichts. Feddersen schaute in diesem Moment zu ihm hoch und Westermann winkte ihn zu sich. Nachdem er die Brücke betreten hatte, begannen sie die Lage zu bewerten. Da jede Kommunikationstechnik ihren Geist aufgegeben hatte, konnten sie weder Hilfe herbeizuholen, noch die Reederei informieren. Kapitän Hansen nahm die erloschene Pfeife aus dem Mund, wandte sich an seine Männer und konstatierte nüchtern:

»Im Moment sind wir hilflos und ein Spielball der Naturgewalten. Der Südostpassat und die Strömung werden uns nach Süden driften lassen. Damit kommen wir weit weg von den üblichen Schifffahrtsrouten. Hoffen wir inständig, dass wir das Problem lösen, ehe wir durch einen erneuten Sturm in Gefahr geraten. Jetzt sollten wir alles daran setzen, wenigstens einige Anlagen wieder betriebsfähig zu machen. Zuerst müssen unsere Bemühungen der Instandsetzung der Kommunikations- und Navigationstechnik gelten.« Bei den letzten Worten wandte er sich an den Schiffselektriker Jansen, der sich ebenfalls auf der Brücke eingefunden hatte. Den Ernst der Lagestand sah man ihren Gesichtern deutlich an.

Zwei Tage später gab es nicht einen einzigen Lichtblick in den Bemühungen der Männer. Weder gelang es, der Welt ihre Notlage funktechnisch zu übermitteln, noch die Schiffsmaschinen wieder zum Laufen zu bringen. Alles, was Elektrizität benötigte, um zu funktionieren, war tot, mausetot.

Kapitän Hansen ordnete an, aus den Rettungsbooten Sturmlaternen und Taschenlampen zu holen. Lampen aus Privatbesitz hatten sie bereits gesammelt und verteilt, dass sie an wichtigen Orten, wie auf der Brücke, im Maschinenraum, an Niedergängen und der Kombüse zur Verfügung standen. Kerzen, die als Vorrat für Geburtstage und Weihnachten einlagerten, brachte man auf die Brücke. Sie verbreiteten ein anheimelndes Licht, das jedoch keiner in dieser Lage zu würdigen wusste. Jansen, der Schiffselektriker verzweifelte fast, da er immer öfter gefragt wurde, ob er die Ursache gefunden hätte. Man hörte ihn immer wieder murmeln:

»Das ist nicht normal, das ist gewiss nicht normal.« Westermann versuchte, mit Sextant und nautischem Tafelwerk die Position zu bestimmen. Selbst das gestaltete sich schwierig, weil der Magnetkompass unablässig seine Richtungsanzeige wechselte. Die Unruhe unter der Besatzung war verständlich, hatte man doch noch nie von einem Totalausfall auf einem Schiff gehört. Weiterhin trug das Ausbleiben von warmen Mahlzeiten nicht zur Verbesserung der Laune bei. Zum Ärger des Kapitäns machte der Filipino Ginto Del Rosario die Besatzung rebellisch, indem er steif und fest behauptete, ein Fluch läge auf dem Schiff und sie wären alle dem Untergang geweiht. Lars Brunken, der Bootsmann, der mit Hansen viele Jahre zusammen die Meere befahren hatte und allein den Kapitän duzen durfte, knöpfte sich Ginto vor und drohte ihn über Bord zu werfen, wenn er die Männer weiter aufhetzte. Ein Blick auf die kräftige Gestalt des Mannes, auf seine tellergroßen Hände und seine finstere Miene, lies den schmächtigen Ginto nur verschüchtert flüstern:

»Jawoll Bootsmann.« Zufrieden brummend schob sich Brunken aus dem Mannschaftsdeck. Auf den bei der Marine erworbenen Dienstgrad Bootsmann legte er auch bei der Handelsschifffahrt großen Wert. Der Wind legte sich und machte einer feuchtheißen Luft platz. Wolken schoben sich am Himmel zusammen und Regenschauer prasselten auf das Schiff. Die Luft lastete feucht und stickig auf der ›Anja‹. Den Männern rann der Schweiß in breiten Bahnen am Körper hinab. Einerseits hofften sie, auf ein Schiff zu treffen, um Hilfe zu erhalten, andererseits befürchteten sie, nicht rechtzeitig entdeckt, womöglich sogar gerammt zu werden, da das Seenotund Sicherheitsfunksystem gleich zu Anfang mit versagte. Aus diesem Grund ordnete Hansen einen verstärkten Ausguck an. Der Ausguck hatte sämtliche für die Sicherheit bedeutsamen Dinge oder Vorkommnisse in der Umgebung des Schiffes zu beobachten und zu melden. Zwei Mann standen für diese Aufgabe stets auf der Brücke. Lars Brunken und Fiete Claasen übernahmen die Wache. Sie lösten Hans Albers und Dirk Westermann ab. Hans Albers hatte sich im Laufe des Lebens daran gewöhnt, mit dem Namen Heiterkeit auszulösen. Zumal er weder aussah wie der echte Hans Albers, noch singen konnte. Am Morgen des dritten Tages hüllten dichte Nebelbänke das Schiff ein. Die Scheiben der Brücke beschlugen. Für freie Sicht mussten sie laufend abgewischt werden. Trotzdem gelang es nicht, weiter als zwanzig Meter zu sehen. Der Schrei:

»Land voraus«, ließ Claasen aus einem Moment des Dösens hochschrecken. Lars Brunken hatte den Ruf ausgestoßen. Kurz zuvor hatte ein Windstoß den Nebel zur Seite gefegt und die Sicht auf eine Insel freigegeben. Dirk Westermann, der versuchte die Position zu berechnen, schaute hoch und eilte zum Fenster. In diesem Moment schob sich die Nebelwand wieder vor das Schiff und verdeckte die Aussicht.

»Sie haben doch nicht etwa getrunken«, fragte Westermann mit einem Lächeln.

»Nein, sicher nicht. Ich habe die Insel gesehen. Das können sie mir glauben«, stotterte Brunken. »Wenn das wahr ist, so befinden wir uns in höchster Gefahr. Holen sie sofort den Kapitän her. Wir müssen überlegen, was zu tun ist, damit wir nicht auflaufen«, befahl Westermann. In diesem Moment überschlugen sich die Ereignisse. Brunken hatte kaum die Tür geschlossen, als die Beleuchtung der Brücke anging. Kurz darauf begannen die Lämpchen der Anzeigetafeln und die Instrumentenbeleuchtung zu brennen. Die Zeiger sprangen auf ihre vorherigen Werte, Radar und andere Navigationsgeräte zeigte sich schlagartig betriebsbereit. Ihnen blieb keine Zeit, um sich über diese Wendung zu wundern. Der Leitende Ingenieur, und Kapitän Hansen stürzten fast gleichzeitig in den Raum. Feddersen übersah die Lage sofort und startete die Maschinen.

»Wo ist eine Insel«, kam die Frage von Hansen, »ich sehe keine!«

»Genau voraus!«, rief Westermann und wie ein Theatervorhang hob sich der Nebel erneut und gab den Blick frei auf eine Insel, auf die das Schiff zu glitt. Feddersen reagierte umgehend. »Alle Kraft zurück«, rief er und gab sofort den Fahrbefehl ein.

»Tatsache, das ist eine Insel«, entfuhr es nicht sehr geistreich dem Kapitän. »Selbst wenn wir sehr weit abgetrieben sein sollten, sind mir keine Inseln in diesem Bereich bekannt.« Der Nebel lichtete sich mehr und mehr, nur eine watteweiße Wolkenschicht überdeckte die Insel und einen Teil des Meeres. Auffällig schien, dass sich die Wolken weder in der Größe änderten, noch von der Stelle bewegten. Dirk Westermann fasste sich sofort und meinte:

»Zuerst sollten wir die Reederei informieren, dass es uns noch gibt.«

»Ja, das mache ich«, stimmte Hansen zu, »und ich werde Herrn Olsen Senior mitteilen, dass wir eine Insel entdeckt haben.« Das Gespräch verlief nicht glatt wie erwartet. Das konnte man am Gesicht des Kapitäns deutlich ablesen. Der Reeder war in letzter Zeit leicht reizbar, da die Frachtaufträge kontinuierlich zurückgingen. Mit einem »Jawohl, Herr Olsen«, beendete er das Gespräch, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und berichtete. »Der Chef ist stocksauer. Der Frachtauftrag aus Brisbane wurde storniert, weil wir den Termin nicht einhalten können. Olsen meinte, eine Insel interessiere ihn nicht, wir sollen zusehen, dass wir umgehend Rostock anlaufen.« Dirk Westermann hob die Hand, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, und sprach aus, was fast alle dachten:

»Wenn das wirklich eine Insel ist, die noch keiner betreten hat, so wäre es unverantwortlich, diese Chance nicht wahrzunehmen.« Zustimmendes Raunen von allen Seiten.

»Damit wir uns nicht noch mehr den Zorn des Reeders zuziehen, sind wir eben für eine Weile wieder nicht erreichbar«, entschied Hansen. Umgehend ließ der Kapitän den Standort des Schiffes feststellen. Dirk Westermann überprüfte mehrfach die Koordinaten, schüttelte den Kopf und, indem er sich an die Umstehenden wandte, erklärte er:

»Wir liegen jetzt auf 14 Grad südliche Breite und 112 Grad westlicher Länge. Das bedeutet, wir sind über einhundert Seemeilen nach Südwest abgedriftet. Wir sind somit recht weit von den normalen Seefahrtsrouten entfernt. Auf den Karten ist hier keine Insel verzeichnet. In dieser verlassenen Ecke des Pazifiks kann uns niemand finden.« Unterdessen hatte die ›Anja‹ ein gutes Stück von der Insel entfernt, Anker geworfen. Kapitän Hansen schaute mit dem Fernglas zur Insel und berichtete:

»Ich sehe zwei Berge, die vulkanischen Ursprungs sein könnten. Zwischen den Bergen liegt ein Tal mit Bäumen. Auf der linken Seite der Insel ist eine hohe Felswand, die steil zum Meer hin abfällt. Auf der rechten Seite läuft die Insel flach bis zum Wasser aus.« Er reichte das Glas weiter an den Bootsmann. Nach einigen Minuten, das Glas immer noch vor den Augen, meinte der zögernd:

»Wenn ich es richtig sehe, bewegen sich weiße Gestalten auf den Bäumen. Es ist zu weit, um sie genauer zu beschreiben. So wie sie sich bewegen, könnten es Affen sein.«

»Was sollen wir lange rätseln. Wir schicken ein paar Mann mit dem Boot rüber und werden danach mehr wissen«, entschied Hansen und darauf, »wer meldet sich freiwillig?« Bootsmann Brunken, Feddersen und Westermann hoben die Hände.

»Wir wissen nicht, ob die Insel bewohnt ist, oder ob es größere Raubtiere gibt. Zur Sicherheit, und weil wir keine Waffen haben, gebe ich ihnen die Signalpistole mit. Das ist immerhin besser als nichts«, ordnete der Kapitän an. Das Boot wurde zu Wasser gelassen und die Männer ruderten durch die schäumende Brandung zum Strand. Feddersen nahm sein Handy mit und Westermann ein Fernglas. Gespannt verfolgte die Mannschaft vom Schiff aus das Unternehmen. Nachdem sie das Boot gesichert hatten, marschierten die Drei in Richtung Wald, wo sie glaubten, die Affen zu finden. Beim Näherkommen entdeckten sie weiße Affen im Dickicht. Diese verhielten sich ungewöhnlich. Sie flüchteten nicht vor den Menschen, im Gegenteil, sie kletterten von den Bäumen herab und versammelten sich auf der Erde.

»Was sagt man dazu«, rief Brunken aus, »das ist aber eine seltene Begrüßungsabordnung.« Feddersen machte die ersten Aufnahmen. Erstaunt stellten sie fest, dass die Affen aufrecht liefen und etwa einen Meter und fünfzig maßen. Sie ähnelten Gibbons. Sie hatten kürzere Arme und längere, gerade Beine. Die Männer konnten auch keine Schwänze an ihnen sehen. Ihr Fell schimmerte schlohweiß. Nur die Füße und die Hände und um die Augen sah das Fell schwarz, wie bei den Pandabären aus. Je näher sie der Affenschar kamen, desto lauter vernahmen sie deren Rufe.

»Anscheinend begrüßen sie uns «, freute sich der Bootsmann und kurz darauf, »die Stimmen klingen recht wenig nach dem üblichen Affengeschrei. Sie hören sich fast menschlich an.« Die Begleiter wollten sich gerade lustig über diesen Vergleich machen, als Westermann den Bootsmann am Arm packte und flüsterte:

»Ich glaube jetzt auch etwas gehört zu haben, das wie »hallo« geklungen hat.« Sie näherten sich und waren nur noch so um die dreißig Meter entfernt, als sie zusammenzuckten. Laut und deutlich vernahmen sie die Worte, die sich deutsch anhörten:

»Nee, nich«, und darauf, »weg, weg, weg!« So jedenfalls hatte es sich für die Männer angehört. Westermann flüsterte Feddersen ins Ohr:

»Machen sie schnell eine Videoaufnahme, dass man auch hören kann, was sie sagen.« Feddersen ging noch näher an die Affen heran, um bessere Bilder zu erhalten, doch dann riefen diese durcheinander und flüchteten auf die Bäume.

»Haben sie etwas aufgenommen«, fragte Brunken.

»Ja, ich denke, die Stimmen sind mit drauf«, versicherte Feddersen.

»Den Schock muss ich erst einmal verdauen«, ließt sich Brunken vernehmen. »Das glaubt uns keiner, wenn wir nicht die Aufnahme hätten.« Bevor sie zum Strand zurückkehrten, unternahmen sie einen kurzen Abstecher in das Tal zwischen den Bergen. Der Pflanzenbewuchs auf dem flachen Stück am Ufer bestand aus kurzem, recht spärlichem Gras. Hier im Tal, geschützt durch die beiden Berge, entfaltete sich im Gegensatz dazu, eine üppige, tropische Flora. Auf den Bäumen wuchsen Früchte, die sie nicht kannten, und je tiefer sie in das Tal eindrangen, desto undurchdringlicher wurde der Urwald. Nach einigen Hundert Metern stießen sie zu ihrer großen Überraschung auf einen kleinen Süßwasserbach, der sicher von den hohen Bergen gespeist wurde.

Papageien und taubengroße Vögel mit farbenprächtigem Gefieder und langen schleppenähnlichen Schwanzfedern flatterten durch die Bäume. Eine unbekannte Geräuschkulisse umgab sie. Kleine eidechsenartige Reptilien huschten durch das Gras und handtellergroße Schmetterlinge saugten Nektar aus großen Blüten. Sie beschlossen es für heute genug sein zu lassen und traten den Rückweg an. Auf dem Weg zum Ufer entdeckten sie Bananenstauden mit kleinen Früchten. Diese stellten sich bei einer Kostprobe als honigsüß heraus und sie nahmen einige mit. Der Kapitän bat sie, sowie Scholz und Claasen, in die Offiziersmesse, um zu erfahren, was sie auf der Insel entdeckt hatten. Ihr Bericht löste allseitiges Erstaunen aus. Ungläubig hörten sie von den Affen, die sprechen können. Auf der Videoaufnahme waren einige Worte laut und deutlich zu verstehen. Nach einer lebhaften Diskussion, hob Kapitän Hansen die Hand und ordnete an, wie es weitergehen sollte:

»Morgen in aller Frühe werden fünf Mann zur Insel fahren. Ihre Aufgabe besteht darin, weiter in das Innere der Insel vorzudringen. Alles muss mit Videoaufnahmen und Fotos festgehalten werden. Ich schlage vor, einige Affen zu fangen, um sie später in Deutschland untersuchen zu lassen. Vielleicht gelingt es, sie in eine Falle aus unseren Netzen, die wir für den Transport von Säcken und kleineren Kisten an Bord haben, und mit Bananen als Futter, zu locken. In der Zwischenzeit werden wir die größten Transportkisten zu geeigneten Käfigen umbauen. Über Handys bleiben wir stets in Verbindung, um im Falle von unvorhergesehenen Ereignissen eingreifen zu können.« Der Mannschaft, die am nächsten Tag zur Insel übersetzen sollte, gehörten, neben dem Bootsmann Brunken, Feddersen, Westermann, noch Claasen und Albers an. Auf der Insel teilten sie sich in zwei Gruppen. Brunken, Feddersen und Claasen bildeten eine Gruppe und Westermann und Albers die zweite Gruppe. Treffpunkt und Zeit für die Rückfahrt wurden vereinbart und sie marschierten los. Westermann und Albers hatten sich entschlossen, die flache Seite der Insel zu erkunden, während die andere Gruppe dem Tal zwischen den Bergen zustrebte. Nach etwa einer Stunde, Feddersen hatte einen kleinen Hügel umrundet, erblickte er im Pflanzendickicht etwas Blankes aufleuchten. Er ging näher und stand vor einem mehrere Meter großem, runden Metallteil. Sofort rief er seinen Begleitern zu:

»Hierher, ich glaube, ich habe ein Flugzeugwrack gefunden.« Brunken und Claasen kamen sofort herbei und betrachteten den Fund. Sie klopften auf das Metall. Brunken meinte:

»Klingt aber nicht nach Aluminium.« Sie verfolgten den weiteren Verlauf des Gegenstandes, den teilweise Pflanzen verdeckten, und standen kurz darauf auf einer kleinen, weniger zugewachsenen Anhöhe. Bis hier konnten sie mit den Händen immer wieder ein Stück Metall freilegen. Hier oben jedoch brachte das Freilegen kein Metall zum Vorschein, sondern eine Glasfläche, die sich abgerundet, weiter unter dem Pflanzenbewuchs fortzusetzen, schien.

»Das sieht aber nicht nach einem Flugzeug aus«, äußerte sich Feddersen.

»Und was sollte es sonst sein?«, fragte Claasen. »Vielleicht ist es ein abgestürzter Satellit? Keine Ahnung«, gab Feddersen zu, »wir sollten weitersuchen, vielleicht finden wir eine Öffnung. Sehr lange kann das jedenfalls hier noch nicht gelegen haben, sonst hätte die tropische Pflanzenwelt es bereits völlig zugedeckt.« Auf der gegenüberliegenden Seite, die Rundung weiter verfolgend, entdeckten sie tatsächlich eine kaum wahrnehmbare Markierung von achtzig Zentimeter Durchmesser.

»Könnte das eine Luke sein?«, stellte Claasen die Frage, mehr zu sich, als zu seinen Begleitern. Sie untersuchten die Stelle und fanden eine kleine Mulde, in der sich ein handbreiter Bügel befand. »Jetzt wird es spannend«, meinte Brunken, und begann am Hebel zu ziehen.

»Vielleicht sollten wir vorher die anderen von unserem Fund informieren. Wer weiß was uns erwartet«, gab Feddersen zu bedenken. Sie riefen die anderen heran und berichteten, dass sie vorhätten, in das Innere des gefundenen Gegenstandes einzudringen. Der Bootsmann hatte indessen so lange am Hebel gezerrt, dass sich der Rand der Luke zu bewegen schien.

»Weiter so«, stachelte Claasen Lars Brunken an. Mit einem schmatzenden Geräusch öffnete sich die Luke. Ein muffiger Geruch wehte ihnen entgegen.

»Wer will der Erste sein?«, fragte Feddersen. »Der Bootsmann hat die Büchse aufbekommen, also hat er den Vortritt«, schlug Claasen vor. Bevor sich Brunken durch die Öffnung zwängte, knipste er noch die Lampe seines Handys an. Aus dem Inneren kam dumpf die aufgeregte Stimme des Bootsmanns:

»Ich werd verrückt. Kommen Sie schnell rein. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen. Ich glaube, wir haben ein UFO gefunden.« Ehe sich Feddersen durch die Luke quetschte, bat er Claasen, draußen zu warten, damit er im Falle einer Gefahr, Hilfe holen kann. Im Schein der Lampen tasteten sie sich weiter in Richtung eines schwachen Lichts vor, das von oben durch die freigelegte Glasfläche, den Raum trübe erhellte. Was sie entdeckten, bestätigte, dass es nur ein außerirdisches Flugobjekt sein konnte. Sie standen in der Mitte eines kreisförmigen Raumes. Der Fußboden sah aus wie Hartgummi, kratzfest, aber nicht metallisch hart. Die Temperatur war merklich kühler als draußen, also klimatisiert. An zwei Wänden befanden sich gewölbte Schalttafeln, auf denen kleine Lämpchen matt leuchteten. In der Mitte war eine Ausbuchtung, die stark einem Cockpit eines modernen Kampfjets ähnelte. Davor ein Pilotensitz. Nur dieser war klein, viel zu klein für einen Menschen. Die Sicherheitsgurte sahen aus, wie die von einem Autositz für Kinder. Ihre Augen hatten sich inzwischen an das Dämmerlicht gewöhnt. Sie schätzten den Durchmesser des Kontrollraumes auf sechs Meter, so groß wie die Glaskuppel. Sie wagten sich vorsichtig in den weiter hinten liegenden Bereich. Noch im Weitergehen konnte es Feddersen nicht lassen und drückte auf einige Tasten am Anzeigen-Display. Ehe er weitertappte, entdeckte er auf einer Ablage eine kleine Pistole und einen Gegenstand, der wie ein großes Handy aussah. Er steckte beides ein. Brunken hatte davon nichts bemerkt, weil er sich bereits ein Stück weiter nach vorne getastet hatte. Erschreckt merkten sie, wie sich oben die helle Glaskuppel dunkel färbte. Kein Licht drang mehr von außen herein. Urplötzlich wurde der Raum von allen Seiten indirekt erleuchtet. Brunken, der vor Feddersen ging, blieb abrupt stehen, drehte den Kopf zu ihm und flüsterte:

»Da sind sie!«

»Wer?«, flüsterte Feddersen zurück.

»Na, die!«, hörte er Brunken murmeln. Feddersen stellte sich neben Brunken und ihnen bot sich ein überraschendes Bild. Zwölf kleine Behälter, die wie gläserne Särge aussahen, standen aufgereiht an einer Wand. Noch zögerten sie näherzutreten. Ihnen waren noch die Gestalten aus Horrorfilmen mit schleimigen Körpern, saugnapfbewehrten Fangarmen und mit furchterregenden Zähnen vor Augen. Die Männer überwanden sich, jederzeit auf dem Sprung, den Rückzug anzutreten, und näherten sich vorsichtig den Behältnissen. Sie leuchteten hinein, schauten sich an und Brunken stellte fest:

»Alles hätte ich erwartet, aber nicht, dass uns eine Zwergenbande aus dem All besucht.« Ein entspanntes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Das hier, das glaubt uns niemand.« Sie sahen kleine, etwa einen Meter zwanzig große Gestalten, die in hellblauen Raumanzügen steckten. Die Gesichter konnten sie in den Helmen nicht erkennen, denn sie waren undurchsichtig. Der Außerirdische, der direkt vor ihnen lag, hatte, anders als die anderen, eine Symbol auf der Brust des Raumanzuges. Die ineinander verschlungenen Ringe könnten Planetenbahnen darstellen.

»Sicher der Kommandant«, vermutete der Bootsmann.

»Wie die wohl aussehen mögen?«, raunte Feddersen. Ehe Feddersen einschreiten konnte, hatte dieses Mal Brunken, voller Neugier, Knöpfe, die am Fußende der Behälter blau leuchteten, gedrückt.

Sie wechselten in ein kräftiges Orangegelb und in fünf Glaskapseln begann ein diffuses Licht zu glimmen. Die anderen Behälter blieben dunkel. Erst jetzt bemerkten sie, dass das Innere der Särge mit einer Flüssigkeit gefüllt war. Ein summendes Geräusch ließ sie aufhorchen.

»Was ist das nun wieder«, fragte Brunken mit leiser Stimme.

»Sehen Sie«, antwortete Feddersen, »die liegen in einer Flüssigkeit, die, so scheint es, jetzt abgepumpt wird.« Gebannt schauten die beiden in die Behälter.

»Da, die Helme werden durchsichtig«, murmelte Brunken.

»Es sind Affen, einfach nur Affen. Kaum vorstellbar, dass die kleinen Kerlchen das UFO gebaut haben«, amüsierte sich Feddersen und grinste erleichtert. »Die Gesichter haben frappierende Ähnlichkeit mit unseren Schimpansen. Nur diese hier haben silberhelles Fell und«, er fuhr erschrocken zurück, weil einer der Affen die Augen öffnete, »blaue Augen.« Sie bemerkten noch, dass die Wesen Mundstücke mit Schläuchen im Maul hielten, die hinter ihren Rücken verschwanden. Eine hellgrüne Flüssigkeit wurde jetzt in den durchsichtigen Schläuchen sichtbar. Sie kam anscheinend aus einem ballonähnlichen Lagertank, den Brunken weiter hinten entdeckte. War das flüssige Nahrung, oder ein Mittel, um das Aufwachen einzuleiten? In einer Nische sah er eine blaue Kugel von etwas zwei Metern Durchmesser. Armdicke Kabel führten direkt in die Rückseite der Armaturentafeln. Als Brunken sich der Kugel näherte, begann es auf der Haut zu kribbeln und die Haare stellten sich auf. Er hatte das Gefühl wie bei einem Elektrisierapparat. Vielleicht war das die zentrale Energieversorgung, überlegte er, und zog sich augenblicklich zurück.

»Jetzt bewegen sie sich«, rief Feddersen in diesem Moment, »sehen Sie nur, die Behälter öffnen sich. Wir sollten lieber verschwinden. Wer weiß, wie sie auf uns reagieren. Vielleicht wollten sie jetzt noch nicht aufwachen und wir haben sie gestört?« Sie erkannten gerade noch, dass sich die Affen aufrichteten und die Schläuche, mit denen die Helme bisher verbunden waren, abfielen. Der erste der Fremden tastete mit der Hand am Rand des Behälters entlang, packte zu und schwenkte in diesem Moment seine Beine langsam über den Rand der Liegewanne, wobei Reste der Flüssigkeit auf den Fußboden tropften.

Brunken wich einen Schritt zurück und stieß gegen einen Behälter, der scheppernd umfiel. Sofort drehte der vordere Affe seinen Kopf in Richtung der Menschen. Seine blauen Augen blickten sie seltsam starr und durchdringend an. Nun gab es kein Halten mehr. Augenblicklich verließ sie jetzt der Mut und ohne sich noch einmal umzudrehen, traten sie hastig den Rückzug an. Brunken stolperte über den angestoßenen Behälter, fiel und verlor den Anschluss an Feddersen. Zischend füllte sich in diesem Augenblick der Raum mit einem gelben Nebel. Er brannte in den Augen und sie bekamen kaum noch Luft. Halb blind und in Panik erreichte Feddersen als Erster die Luke und rettete sich nach draußen. Brunken versuchte auf die Beine zu kommen. Verschwommen sah er noch die hellen Öffnung der Luke, dann begann es in seinen Ohren zu rauschen, die gelben Nebelschwaden raubten ihm das Bewusstsein und er sackte zusammen. Zum Entsetzen von Claasen schloss sich die Luke sofort hinter Feddersen.

»Brunken ist noch drin«, schrie Feddersen verzweifelt und zerrte wie wild am Hebel der Luke. Es gelang beiden nicht, die Luke zu öffnen. »Wir müssen sofort zurück zum Schiff und besprechen, was zu tun ist«, keuchte Feddersen.

Von dem Ereignis noch aufgewühlt, trafen sie sich alle am Strand und waren erleichtert, kurz darauf wieder auf dem Schiff zu sein. In der Messe wurde die Situation unter Leitung von Hansen ausführlich besprochen. Vordringlich jedoch war die Rettung von Lars Brunken. Der Hinweis von Feddersen, dass sich der Raum mit gelbem Nebel gefüllt hatte, beunruhigte sie sehr. Wahrscheinlich befand sich der Bootsmann in unmittelbarer Lebensgefahr. Jetzt galt es keine Zeit zu versäumen.

Zu diesem Zweck sollte noch am Nachmittag eine zweite Gruppe zu dem Objekt aufbrechen und mit allen Mitteln versuchen, einzudringen, um Brunken zu befreien.

Feddersen, der sich insgeheim Vorwürfe machte, dass er nicht mehr auf Brunken geachtet hatte, meldete sich sofort als Erster für den Einsatz. Jansen, Scholz und zwei Mann der Besatzung vervollständigten das Team.

Vorher hörte sich Hansen voller Erstaunen den Bericht über das UFO an. Er äußerte sich skeptisch:

»Wenn ich mir die Fotos ansehe und überlege dass das Raumschiff von weiß woher die Erde erreicht hat und dann höre, dass es kleine Affen sein sollen, die das alles bewerkstelligt haben, dann gestatten Sie mir meine Zweifel.« Die Fotos von der Außenseite des UFOs konnten ihn nicht restlos von Außerirdischen überzeugen. Er meinte, dass es sich vielleicht auch um eine geheime Versuchsstation des Militärs handeln könnte. Auf seine Frage, ob sie Aufnahmen mit dem Handy vom Inneren gemacht haben, antworteten sie, daran hätten sie in dem Moment nicht gedacht. Da erinnerte sich Feddersen an die zwei Gegenstände die er aus dem UFO mitgenommen hatte. Er nahm Hansen zur Seite und bat ihn, alleine sprechen zu dürfen. Verwundert folgte Hansen seinem Leitenden Ingenieur in dessen Kabine. Hier übergab Feddersen die kleine Pistole und das handyähnliche Gerät an den Kapitän.

»Ich meine, die Dinger aus dem UFO sind bei Ihnen besser aufgehoben«, erklärte er. Hansen zog verwundert die Augenbrauen hoch, nahm jedoch die Sachen, ohne Fragen zu stellen, und schloss sie im Stahlschrank ein.

Alles, was sich an technischen Geräten und Werkzeugen für den Rettungseinsatz eignen könnte, wurde in das Boot gebracht. Dann brachen sie auf. Am UFO angekommen versuchten sie mit vereinten Kräften und unter Zuhilfenahme einer Eisenstange, die sie durch den Bügel schoben, die Luke zu öffnen. Sie rückte und rührte sich nicht einen Millimeter. Selbst die schneidende Flamme des mitgeschleppten Schweißgerätes hinterließ keine sichtbaren Spuren auf dem Metall. Der Versuch, durch die freigelegte Fläche von der Glaskuppel mit Lampen in das Innere zu leuchten, scheiterte, da sich das Glas von innen her verdunkelt hatte. Ratlosigkeit machte sich breit.

Da sie das Flugobjekt an mehreren Seiten vom Pflanzenbewuchs befreit hatten, um andere Öffnungen zu finden, konnte sie nun seine Größe erkennen. Das UFO hatte einen Gesamtdurchmesser von etwa dreißig Metern und da, wo sich die Glaskuppel befand, eine Höhe von etwa fünf Metern. Da keine weiteren Lösungsvorschläge, wie sie in das Innere eindringen könnten, gemacht wurden, traten sie bedrückt den Rückweg an. Kapitän Hansen befahl, morgen einen weiteren Rettungsversuch zu unternehmen. Sie hofften, dass es gelänge, die Glaskuppel mit schwerem Gerät zu zertrümmern. Sofort wurden die Vorbereitungen getroffen.