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Kater Koko wittert Gefahr! „Die Katze, die Bananen stahl“ von Bestsellerautorin Lilian Jackson Braun jetzt als eBook bei dotbooks. In Pickax feiert eine neue Inszenierung von Oscar Wildes „Ernst sein ist alles“ Premiere. Doch nur kurze Zeit später erschüttert ein Todesfall den kleinen Ort: Einer der Schauspieler hatte einen tragischen Verkehrsunfall. Eigentlich kein Grund für Nachforschungen – doch Journalist Jim Qwilleran hat ein ungutes Gefühl. War es wirklich ein Unfall oder hat vielleicht das neue Mitglied des Schauspielerensembles etwas damit zu tun? Denn obwohl der junge Mann überaus charmant und beliebt ist, weigert sich Jims Siamkater Koko im selben Raum zu sein wie er. Und Jim weiß: Wenn Koko misstrauisch ist, sollte er das besser auch sein … „Skurril und wunderbar – es leben die Katzen!“ New York Daily News Die Krimi-Serie mit Suchtpotenzial! Der siebenundzwanzigste Fall für Reporter Jim und Siamkater Koko – jetzt als eBook kaufen und genießen: „Die Katze, die Bananen stahl“ von Lilian Jackson Braun. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 254
Über dieses Buch:
In Pickax feiert eine neue Inszenierung von Oscar Wildes „Ernst sein ist alles“ Premiere. Doch nur kurze Zeit später erschüttert ein Todesfall den kleinen Ort: Einer der Schauspieler hatte einen tragischen Verkehrsunfall. Eigentlich kein Grund für Nachforschungen – doch Journalist Jim Qwilleran hat ein ungutes Gefühl. War es wirklich ein Unfall oder hat vielleicht das neue Mitglied des Schauspielerensembles etwas damit zu tun? Denn obwohl der junge Mann überaus charmant und beliebt ist, weigert sich Jims Siamkater Koko im selben Raum zu sein wie er. Und Jim weiß: Wenn Koko misstrauisch ist, sollte er das besser auch sein …
»Skurril und wunderbar – es leben die Katzen!« New York Daily News
Über die Autorin:
Lilian Jackson Braun (1913–2011) wurde in Massachusetts geboren. Nach der Highschool arbeitete sie als Journalistin und in der Werbebranche, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Ihre Katzenkrimis wurden in 16 Sprachen übersetzt und standen regelmäßig auf der »New York Times«-Bestsellerliste.
Bei dotbooks erscheinen alle Bände der Erfolgsserie. Eine vollständige Übersicht finden Sie am Ende dieses eBooks.
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eBook-Neuausgabe Januar 2017
Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2004 Lilian Jackson Braun
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel »The Cat Who Went Bananas«
Copyright © der deutschen Ausgabe 2007 Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach
Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Forewer und marrishuanna
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-95824-944-8
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Lilian Jackson Braun
Die Katze, die Bananen stahl
Kriminalroman
Aus dem Amerikanischen von Christine Pavesicz
dotbooks.
Für Earl Bettinger, den Ehemann, der …
An Earl, meine bessere Hälfte – für all die Liebe, Ermutigung und hundertfache Hilfe, die er mir als Ehemann stets angedeihen ließ.
An meine Assistentin Shirley Bradley – für ihr Fachwissen und ihre Begeisterung.
An meine Lektorin Natalee Rosenstein – für ihren Glauben an Die Katze, die … Von Anfang an.
An meine Agentur, Blanche C. Gregory, Inc. – für eine lebenslange angenehme Zusammenarbeit.
An die echten Kokos und Yum Yums – für die Inspiration, die sie fünfzig Jahre lang für mich waren.
»Hals- und Beinbruch, Fran, Liebling!«
»Hals- und Beinbruch, Alden!«
»Hals- und Beinbruch, Derek, alter Junge!«
In Pickax City (vierhundert Meilen nördlich vom Rest der Welt) fand die Premiere des neuen Theaterstücks statt, und die Darsteller wurden von allen Seiten mit den traditionellen Glückwünschen bedacht. Der Theaterclub führte Bunbury auf, Oscar Wildes Komödie über die absurden Umgangsformen der Oberschicht.
Fran Brodie, die Innenausstatterin, spielte die Gwendolen. Die männliche Hauptrolle war mit Alden Wade besetzt, einem Mann, der neu in der Stadt war. Larry Lanspeak, der Besitzer des Kaufhauses, verkörperte den perfekten Butler. Und die unerträglich hochmütige Lady Bracknell wurde von Derek Cuttlebrink dargestellt. Dass diese Rolle von einem Mann gespielt wurde, war nicht unüblich; das Ungewöhnliche war, dass Derek, von Beruf Oberkellner in einem gehobenen Restaurant, über zwei Meter groß war. Carol Lanspeak führte Regie. Und Jim Qwilleran würde die Kritik schreiben.
Jim Qwilleran war in erster Linie Kolumnist beim Moose County Dingsbums, aber das war noch nicht alles. Nachdem der einst im ganzen Land für große Zeitungen tätige Polizeireporter das riesige Klingenschoen-Vermögen geerbt hatte, war er in den Norden gezogen und hatte dieses Vermögen unverzüglich einer philanthropischen Stiftung übergeben, da ihm, wie er sagte, zu viel Geld Unbehagen bereitete. Der Klingenschoen-Fonds finanzierte Verbesserungen an Schulen, medizinischen Einrichtungen und der allgemeinen Lebensqualität in Moose County, und Qwilleran konnte sich frei unter den Menschen bewegen, sich ihre Geschichten anhören, seine Kolumne schreiben und seine beiden Siamkatzen betreuen.
Sie lebten zu dritt in einer umgebauten Apfelscheune am Rand von Pickax City. Dort richtete Qwilleran eines Tages im September das Frühstück für die Katzen her: Lachs, garniert mit ein paar Krümeln Roquefort, auf zwei Tellern. Die Katzen saßen in identischer Haltung wie zwei Fellbündel auf der Imbisstheke und überwachten die Zubereitung der Speisen.
Sie hießen Koko und Yum Yum und waren den Lesern der Kolumne Aus Qwills Feder wohl bekannt. Koko war ein geschmeidiger, muskulöser, dreister Kater; das Weibchen, Yum Yum, war kleiner, zarter und zurückhaltend, wenngleich sie sehr anspruchsvoll sein konnte.
Beide hatten das rehbraune Fell, die dunkelbraunen Abzeichen und die blauen Augen ihrer Rasse … wie auch die Neigung der Siamkatzen, über alles und jedes ihre Meinung abzugeben: Koko mit einem bestimmten »Yau!« und Yum Yum mit einem hellen »M-m-ach!«
Als Qwilleran die beiden Teller unter den Küchentisch stellte, fixierte Koko plötzlich einen Punkt an der Wand. Im nächsten Augenblick läutete das Wandtelefon.
Bevor es ein zweites Mal klingeln konnte, sagte Qwilleran freundlich in den Hörer: »Guten Morgen.«
»Sie sind aber schnell dran, Qwill!«, drang die wohlklingende Stimme von Carol Lanspeak an sein Ohr.
Er erklärte: »Ich habe hier einen elektronischen Sensor. Er verrät mir, wann das Telefon läuten wird, und entscheidet sogar, ob die Anrufe akzeptabel sind oder nicht. Was gibts, Carol?«
»Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie das Programmheft für die neue Produktion schreiben wollen.«
»Ich habe eine andere Idee, über die ich mit Ihnen sprechen möchte. Sind Sie heute Vormittag im Geschäft?«
»Den ganzen Tag! Wie wärs mit Kaffee und Donuts um zehn Uhr?«
»Heute nicht«, entgegnete er bedauernd. »Ich habe gerade meine alljährliche Vorsorgeuntersuchung hinter mir, und Doktor Diane hat mir eine Gardinenpredigt über meine Ernährung gehalten.«
Die Lanspeaks lebten seit vier Generationen in Moose County – seit der Pionierzeit. Larrys Großmutter hatte eine Gemischtwarenhandlung geführt, in der man Petroleum, Baumwollstoffe und Süßigkeiten für einen Penny kaufen konnte. Larrys Vater hatte das Kaufhaus in der Main Street eröffnet. Larry selbst, der Schauspieltalent hatte, war nach New York gegangen und dort erfolgreich gewesen, doch dann hatte er eine Schauspielerin geheiratet und war mit ihr nach Pickax zurückgezogen, um das Familiengeschäft weiterzuführen und einen Theaterclub ins Leben zu rufen. Larrys Tochter war jene Ärztin, die Qwilleran geraten hatte, mehr Brokkoli und weniger Kaffee zu sich zu nehmen – und täglich eine Banane.
Nachdem er sich von den Katzen verabschiedet hatte, marschierte Qwilleran zum Kaufhaus Lanspeak im Stadtzentrum. Von der Scheune führte eine Schotterstraße durch ein dichtes Wäldchen zum Park Circle, wo sich die Main Street teilte und um einen kleinen Park herum führte. An diesem Kreisverkehr standen zwei Kirchen, das Gerichtsgebäude, die öffentliche Bücherei und ein riesiger Bruchsteinklotz, der einst das Klingenschoen-Herrenhaus gewesen war.
Jetzt fungierte das Gebäude als Theater und beherbergte den Theaterclub von Pickax. Nördlich davon war die Main Street von über hundert Jahre alten steinernen Gebäuden gesäumt, in denen sich jetzt Geschäfte, Büros und das frisch renovierte »Mackintosh Inn« befanden.
Das über hundert Jahre alte Kaufhaus Lanspeak warb mit »neumodischen Ideen und altmodischem Service«.
Nach seinem Eintreffen spazierte Qwilleran zwischen Glasvitrinen mit Schmuck, Schals, Handtaschen, Kosmetika und Blusen zu den Büros im hinteren Teil des Ladens. Die Angestellten riefen ihm zu: »Hallo, Mr. Qwilleran, wie gehts Koko?«, und er antwortete mit einem freundlichen Nicken.
Er war nicht nur für seine unterhaltsame Zeitungskolumne, seine philanthropische Ader und seine Siamkatzen bekannt, sondern auch für seinen prächtigen grau melierten Schnurrbart! Seit Mark Twains Besuch im Jahr 1895 hatte Pickax keinen derartigen Schnurrbart mehr gesehen! Qwilleran war einen Meter achtundachtzig groß, gut gebaut, Mitte fünfzig, mit angenehmen Manieren und einer wohlklingenden Stimme. Doch was die Aufmerksamkeit der Menschen erregte, waren sein imposanter Schnurrbart und sein trauriger Blick. Sein Foto erschien über jeder seiner Kolumnen namens Aus Qwills Feder.
Beide Lanspeaks waren im Büro.
Abgesehen vom Timbre ihrer Stimmen ließ nichts darauf schließen, dass sie Schauspieler waren. Sie waren total unauffällig, doch auf der Bühne konnten sie in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. Im Augenblick waren sie Ladenbesitzer in einer Kleinstadt.
»Setzen Sie sich, Qwill. Ich nehme an, Sie kennen unser Stück«, begann Larry.
»Wir haben es am College gelesen und dann den Rest des Semesters gesprochen wie Lady Bracknell. Außerdem habe ich es etliche Male im Theater gesehen. Es ist eine sehr elegante Komödie. Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, das Stück in dieser Gegend aufzuführen – in der finstersten Provinz, wenn Sie mir diesen Ausdruck verzeihen?«
»Gute Frage!«, erwiderte Larry. »Fragen Sie sie! Die Frauen sind manchmal wesentlich mutiger als ihre Männer!«
Fröhlich lächelnd erklärte Carol: »Der Theaterclub führt jedes Jahr ein klassisches Stück auf, und zufällig sind Larry und ich uns einig, dass Oscar Wilde einer der geistreichsten Stückeschreiber ist, die je gelebt haben. Die Theatergruppe von Lockmaster hat das Stück vor zwei Jahren in der Kunstakademie aufgeführt. Erstklassig! Und Alden Wade, der damals den Jack Worthing spielte, ist vor kurzem nach Pickax gezogen und dem Theaterclub beigetreten. Er ist unglaublich talentiert und sieht wahnsinnig gut aus!«
»Was hat ihn denn nach Moose County geführt?«, erkundigte sich Qwilleran.
»Der tragische Tod seiner Frau«, antwortete Carol. »Er brauchte dringend einen Tapetenwechsel. Er ist eindeutig ein Gewinn für unseren Bezirk. Und da er sein Haus verkauft hat – eine Pferdefarm, glaube ich sieht es aus, als hätte er vor zu bleiben.«
»Dieser Mann«, unterbrach Larry sie, »bringt den kultivierten Oberschichtschnösel Jack Worthing so überzeugend auf die Bühne, dass es auf den Rest der Schauspieler ansteckend wirkt!«
»Wir hatten Probleme, den Algernon zu besetzen«, fuhr Carol fort, »daher hat Alden Ronnie Dickson vorgeschlagen, der die Rolle schon in Lockmaster gespielt hat und bereit ist, uns auszuhelfen, obwohl das bedeutet, dass er zu jeder Probe dreißig Meilen hin und dreißig Meilen zurück fahren muss – und er hat nicht eine einzige Probe versäumt!«
»Was ich von unseren eigenen Leuten nicht gerade behaupten kann«, fügte Larry hinzu. »Unsere einzige Sorge betrifft das Publikum. Die Schauspieler auf der Bühne werden die haarsträubendsten Sätze von sich geben, ohne eine Miene zu verziehen. Wie werden die Leute reagieren? Ich kenne einige, die das für Blödsinn halten und den Saal verlassen werden.«
Carol meinte: »Die meisten Menschen in Moose County lachen gern, doch werden sie die Pointen verstehen? Würden Sie das bedenken, wenn Sie den Programmtext schreiben, Qwill?«
»Genau deshalb bin ich hier! Mir ist aufgefallen, dass unser Publikum hier das Programm niemals vor der Aufführung liest; die Leute sind zu sehr damit beschäftigt, mit ihren Sitznachbarn zu plaudern. Also lesen sie, was sie wissen sollten, um das Stück wirklich genießen zu können, erst, wenn sie nach Hause kommen. Daher meine Idee: Am Dienstag werde ich in meiner Kolumne den Stil von Oscar Wilde erklären.«
»Das ist eine tolle Idee!«, rief Carol. »Jedermann liest Qwills Feder, und Sie schaffen es auch, den Leuten etwas beizubringen, ohne dass sie es merken.«
»Stimmt!«, meinte Larry. »Die Einheimischen haben Sinn für Humor; man muss sie nur darauf einstimmen. Gib ihm das Textbuch, Carol.«
Als die Besprechung beendet war, wandte sich Larry wieder seinem Papierkram zu, und Carol begleitete Qwilleran zur Eingangstür.
Sie fragte: »Ist Polly wegen des Berufswechsels aufgeregt?«
»Einerseits ist sie traurig, dass sie nach über zwanzig Jahren die Leitung der Bücherei aufgibt, doch die Aussicht, eine Buchhandlung zu führen, ist eine Herausforderung für sie. Haben Sie einen Vorschlag, was ich ihr zum Beginn dieses neuen Lebensabschnitts schenken könnte? Schmuck hat sie genug.«
»Wir erwarten eine Lieferung bezaubernder Morgenmäntel aus Kaschmir, darunter auch welche in einem himmlischen Blauton, der Polly sicher gefallen würde.«
Qwillerans Weg führte ihn niemals direkt nach Hause. Er musste immer im Drugstore Zahnpasta kaufen oder sich die Krawatten im Herrenbekleidungsgeschäft ansehen. Heute lenkte die Neugier seine Schritte in die Walnut Street, wo er sich die neue Buchhandlung ansehen wollte, die der Klingenschoen-Fonds finanzierte.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte der Klingenschoen-Fonds ein leeres Grundstück erworben, das lange als Schandfleck von Pickax City gegolten hatte. Anstelle des hohen Unkrauts und der heruntergekommenen, leer stehenden Häuser befanden sich dort jetzt ein Park und dahinter ein Gebäudekomplex mit Studios zu erschwinglichen Mieten für junge Singles, die in den Geschäften und Büros in der Innenstadt arbeiteten. Dieses Areal hieß Winston Park. Durch den Bau der Buchhandlung wurde die ganze Umgebung aufgewertet.
Qwilleran schrieb seine Dienstagskolumne in jenem Stil, den seine Leser liebten.
Wenn Sie sich das neue Stück ansehen, Freunde, dann seien Sie auf das Unerwartete gefasst. Bunbury gilt als das Meisterwerk Oscar Wildes, dem geistreichen Stückeschreiber aus dem neunzehnten Jahrhundert.
Es ist eine Sittenkomödie – eine Parodie auf die versnobte Londoner Oberschicht. Die Regisseurin, Carol Lanspeak, findet, dass man diese Komödie stilisiert aufführen muss, nicht realistisch. Die selbstherrliche Attitüde passt zu den überheblichen Ansichten der Protagonisten. Ein Beispiel:
»Einen Elternteil zu verlieren, das könnte man noch als Missgeschick durchgehen lassen. Aber alle beide zu verlieren, das sieht doch schon sehr nach Unachtsamkeit aus.«
Die Handlung ist durchgeknallt, wenn nicht vollkommen verrückt. Ein Junggeselle hat einen liederlichen Bruder namens Ernst erfunden, ein anderer einen kranken Verwandten namens Bunbury. Warum? Das erfahren Sie in dem Stück.
Eine wichtige Rolle spielt eine Tasche – keine Frauenhandtasche, sondern ein kleines Gepäckstück, gerade groß genug für … Das sehen Sie ebenfalls in dem Stück!
Und dann die Gurkensandwiches! Ein junger Gentleman verschickt Einladungen zum Nachmittagstee und bestellt als Erfrischung Gurkensandwiches. Sie sind so gut, dass er den ganzen Teller davon aufisst, bevor seine Gäste eintreffen.
Ich habe Mildred Riker, die Verfasserin unserer Haushaltsseite, gefragt, was denn an Gurkensandwiches so besonders ist. Sie meinte: »Für das klassische Sandwich schneidet man das Brot, bestreicht es mit Butter und belegt es mit hauchdünnen Gurkenscheiben. Darauf legt man eine zweite mit Butter bestrichene Sandwichschnitte. Sie sind köstlich! Wenn man einmal anfängt, sie zu essen, kann man nicht mehr aufhören!«
Einige geistreiche Bemerkungen von Oscar Wilde sind noch heute in Verwendung:
»Fünfunddreißig ist ein sehr attraktives Alter. In der guten Londoner Gesellschaft wimmelt es nur so von Frauen höchsten Ranges, die aus freien Stücken jahrelang fünfunddreißig geblieben sind.«
Jeden Abend um elf Uhr beschloss Qwilleran den Tag mit einem Anruf bei Polly Duncan, der wichtigsten Frau in seinem Leben. An jenem Abend klang sie müde.
»Du hast wieder Überstunden gemacht!«, schalt er sie.
»Es gibt einfach zu viel zu tun!«, rief sie. »Ich verbringe den Vormittag in der Bücherei und dann sieben oder acht Stunden in der Buchhandlung.«
»Du musst dich freimachen und zur Premiere des neuen Stücks kommen. Ich weiß, dass du Wilde magst.«
»Ach, du meine Güte! An diesem Abend gibt der Verwaltungsrat der Bücherei ein Abschiedsbankett für mich!«
»Nun, das ist wichtig. Wir sehen es uns später einmal an. Sie führen das Stück an drei Wochenenden auf. Aber du wirst mir bei der Premiere fehlen. Jeder wird nach dir fragen.«
Dann folgte ein Austausch von belanglosen Neuigkeiten, wie das bei Menschen, die einander schon lange kennen, üblich ist.
»Du solltest eine Tasse Kakao trinken und schlafen gehen«, riet er ihr schließlich. »Kann ich morgen irgendetwas für dich tun?«
»Ja«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. »Du könntest Dundee abholen!«
Dundee war ein orangefarbener Kater, der nach einer für ihre Orangenmarmelade berühmten schottischen Stadt benannt worden war. Er war der neuen Buchhandlung, die in Pickax gebaut wurde, schon als Baby geschenkt worden – als Maskottchen, als Bibliokater. Er war sehr extrovertiert und würde sich Freunde machen und die Kunden beeinflussen. Seine schöne Tigerzeichnung war creme- und aprikosenfarben, und seine Augen waren von einem lebhaften Grün.
In einer Ecke des Büros wartete bereits eine kleine Wohnung auf ihn, ausgestattet mit einem Körbchen als Bett, Futter- und Wasserschüsselchen und »allem, was er sonst noch braucht«, wie Polly es nannte.
Sie erklärte Qwilleran: »Wir finden, er sollte sich mit seiner neuen Umgebung vertraut machen, solange freundliche Mitarbeiter noch alles herrichten – bevor die lärmenden Kunden eintreffen.«
Die Züchterin war die Frau von Kip MacDiarmid, dem Herausgeber des Lockmaster Ledger, mit dem Qwilleran befreundet war. Sie trafen sich häufig in Lockmaster bei »Inglehart’s« zum Lunch.
Und dort verzehrten sie auch am Tag der »Dundee- Expedition«, wie es Qwilleran später in seinem Tagebuch bezeichnete, ihr Mittagessen.
Auf der Fahrt nach Lockmaster dachte er an Winston, den rauchgrauen Langhaarkater mit dem buschigen Schwanz, der in dem verstaubten alten Buchgeschäft des verstorbenen Eddington Smith die Bücher abgestaubt hatte. Die Kunden waren in den Laden gegangen, um Winston zu begrüßen, und hatten stets für ein paar Dollar ein antiquarisches Buch gekauft. Die meisten von Qwillerans Büchern stammten aus Edds Laden, bevor dieser einer Brandstiftung zum Opfer gefallen war. Winston hatte entkommen können und zunächst auf einem unkrautüberwucherten leeren Grundstück Zuflucht gefunden, das jetzt als Park seinen Namen tragen würde. Der Kater hieß mit vollem Namen Winston Churchill, doch kaum jemand wusste, dass er nach dem amerikanischen Schriftsteller und nicht nach dem britischen Premierminister benannt worden war.
Sobald sie in dem Restaurant Platz genommen hatten, sagte Kip auf seine übliche launige Art: »Wie ich höre, könnt ihr Hinterwäldler es nicht lassen, uns unsere besten Leute zu stehlen. Zuerst lockt ihr unsere Ärzte weg, dann unseren Meteorologen und jetzt Alden Wade!«
Qwilleran antwortete wie aus der Pistole geschossen: »Wir können nichts dafür, wenn ihnen die Lebensqualität bei uns besser erscheint!«
»Im Ernst«, meinte Kip, »Alden ist ein trauriger Fall. Erinnern Sie sich an die Geschichte mit dem Heckenschützen im vergangenen Jahr? Das Opfer war Aldens Ehefrau! Der Mordfall wurde nicht gelöst. Alden besaß das Mitgefühl aller. Als sein Sohn auszog, verkaufte er das große Haus und sah sich nach einer anderen Gegend um, wo er leben wollte.«
»Das kann ich ihm nachfühlen«, erwiderte Qwilleran. »Ich kenne ihn nicht persönlich, doch ich habe gehört, dass er im Theaterclub mitmacht. Das wird ihm gut tun.«
Die Serviererin kam und nahm ihre Bestellung auf. Dann stellte sie eine kleine Vase mit einer einzelnen gelben Rose mitten auf den Tisch. »Die Chefin sagt, die sollen Sie bei Ihrem Lunch genießen. Heute ist ihr vierter Tag.«
»Richten Sie Miss Inglehart aus, es ist uns eine Ehre«, antwortete Kip ernst.
Sie bestellten ihre Speisen, und dann erkundigte sich Qwilleran: »Kip, darf ich Sie fragen, was diese gelbe Rose zu bedeuten hat?«
»Das wissen Sie nicht? Dann ist Moose County noch rückständiger, als ich dachte. Rosenbeobachten ist hier der letzte Schrei. Jeder kauft einmal in der Woche eine einzelne langstielige Rosenknospe und beobachtet, wie sie Tag für Tag weiter aufgeht.«
»Dann ist Lockmaster County noch verrückter, als ich dachte«, versetzte Qwilleran. »Wer hat denn damit angefangen? Der Blumenhändlerverband? Was für einen Sinn soll das haben? Vergleichen die Rosenbeobachter ihre Notizen im Internet? Ist ein Preis ausgeschrieben?«
»Moira weiß darüber mehr als ich. Fragen Sie sie, wenn Sie Dundee abholen.«
Die Sandwiches wurden serviert. Als Spezialität des Hauses gab es einen französischen Dip mit Pommes frites, und eine Zeit lang herrschte am Tisch Schweigen.
Danach fragte Qwilleran: »Wie geht es Ihrer Tochter beim Publizistikstudium, Kip?«
»Sehr gut! Kathie ist begeistert! Der Journalismus liegt ihr im Blut. Sie und ihr Freund, Wesley, wollten eigentlich im Herbst an der staatlichen Universität anfangen, aber dann ist er abgesprungen. Ein Jammer. Sie haben beide für die Schülerzeitung geschrieben und hatten einen Teilzeitjob beim Ledger. Er war ein braver Junge. Erstklassige Noten, keine schlechten Gewohnheiten. Ich hatte ihn bereits als zukünftigen Schwiegersohn betrachtet und gedacht, die beiden würden nach meiner Pensionierung den Ledger übernehmen. Es ist nicht die Washington Post, doch es ist eine angesehene Bezirkszeitung. Das Einzige, was ihr fehlt, ist die Kolumne Aus Qwills Feder. Wir würden sie auf die Titelseite setzen, wenn Sie bereit wären, sie auch an uns zu verkaufen.«
»Das würde nicht funktionieren«, meinte Qwilleran. »Meine Kolumne befasst sich meist mit lokalen Themen, die die Menschen in Moose County interessieren.«
»Das wäre schon okay«, antwortete der Herausgeber. »Das könnte der Beginn einer gesunden Beziehung zwischen unseren beiden Bezirken sein – und das Ende der beidseitigen snobistischen Haltung, die uns entzweit. Beide Bezirke könnten davon profitieren. Überlegen Sie es sich. Bestellen Sie eine Nachspeise?«
Die MacDiarmids wohnten in einem etwa 1940 gebauten Viertel, wo in freundlichen Sackgassen einstöckige Häuser im Kolonialstil mit angebauten Garagen standen. In Moose County gab es nichts dergleichen. Auf dem Weg dorthin fielen Qwilleran Pollys Worte ein:
»Mach dich auf eine wesentlich lebhaftere Moira gefasst. Seit ihre Tochter am College ist und sie mit dem Katzenzüchten begonnen hat, hat sie sich vollkommen verändert. Sie hat ihre Hausfrauen- und Mutterrolle abgelegt.«
Als er hinkam, riss Moira die Tür auf und rief: »Herein! Herein! Dundee ist bereit zur Abfahrt – zusammen mit seinem Gepäck. Er ist unten im Katzenzimmer und verabschiedet sich von seinen Kollegen.
Setzen Sie sich in die gute Stube, Qwill. Ich bringe ihn herauf, damit Sie einander kennen lernen können, bevor Sie losfahren.«
Qwilleran hörte, wie Moira der orangefarbenen Katzengesellschaft mit Falsettstimme aufmunternde Worte zurief.
Dann tauchte sie hinter einem schönen, orangefarbenen, einjährigen Kater wieder auf. Er war hager wie alle jungen Katzen, hatte unglaublich grüne Augen und einen großspurigen, selbstsicheren Gang. Er marschierte schnurstracks zu Qwillerans Stuhl und inspizierte den berühmten Schnurrbart.
»Das ist der erste Schnurrbart, den er sieht«, bemerkte Moira. »Er hat einen wunderbaren Charakter, ist kontaktfreudig und furchtlos.« Zu dem Kater sagte sie: »Das ist dein Onkel Qwill, Dundee! Er wird dich jetzt in eine Buchhandlung bringen, wo du als offizieller Bibliokater arbeiten wirst.«
»Soll ich Polly irgendetwas Spezielles ausrichten?«
»Wir telefonieren regelmäßig miteinander. Sie ist genauso aufgeregt wie wir! Er wird in seinem eigenen Tragekorb reisen und seinen Lieblingskratzbaum mitnehmen. Er ist mit einem grünen Teppich bezogen. Polly hat ein Schlafkörbchen für ihn, aber wir schicken sein eigenes Kissen mit.«
Jetzt sprang Dundee auf Qwillerans Schoß und gab ihm eine kleine, gut durchgekaute und noch feuchte Stoffpuppe.
»Ist das nicht süß?«, rief Moira. »Er schenkt Ihnen Rebecca, sein Lieblings Spielzeug! Polly meinte, wir sollen ihm alle seine vertrauten Spielsachen mitgeben. Er hat sogar eine alte Zahnbürste, die er innig liebt. Er hält sie quer in seinem Mäulchen und marschiert ganz wichtigtuerisch damit herum … Aber reden wir jetzt von etwas anderem und ignorieren ihn eine Weile.«
»Als Erstes«, meinte Qwilleran, »erzählen Sie mir etwas über das Rosenbeobachten. Ist das ein Scherz?«
»Ganz und gar nicht! Sie sollten es in Ihrer Kolumne vorstellen, Qwill. In einer Zeit, in der man überall auf Terroristen und Heckenschützen gefasst sein muss, ist das eine einfache Methode, seine Nerven zu beruhigen, und jeder kann sie anwenden.«
»Sind Sie Rosenbeobachterin, Moira?«
»Natürlich! Und Kip findet, es hilft ihm bei der Lösung von Problemen; es macht den Kopf frei.«
Hm, dachte Qwilleran. Dieser Gauner hatte nicht zugegeben, dass er Rosen beobachtete! Beiläufig fragte er Moira: »Glauben Sie, Al den Wade ist auch Rosenbeobachter?«
»Der arme Mann! Es würde ihm sicher helfen, das weiß ich. Und das Schlimmste ist, als sein Stiefsohn zum Begräbnis nach Hause kam, gab es beim Leichenbestatter eine hässliche Szene, und der Junge ist davongelaufen. Kathie hat seither nichts mehr von ihm gehört. Sie sagt, er sei nie gut mit seinem Stiefvater ausgekommen. Wesley hat seinen richtigen Vater vergöttert und nahm es seiner Mutter übel, dass sie so schnell wieder geheiratet hat.«
Qwilleran meinte: »Dann war Aldens Frau offenbar älter als er.«
»Ja, doch das hätte man nie gedacht. Sie war eine begeisterte Reiterin und daher in ausgezeichneter körperlicher Verfassung … Das alles bleibt natürlich unter uns.«
»Natürlich.«
Auf dem Rückweg nach Pickax – mit einem zufriedenen Kater in seinem Tragekorb auf dem Nebensitz – fuhr Qwilleran an den Straßenrand, um Polly in der Bücherei anzurufen. Man teilte ihm mit, dass sie wegen eines Problems in der Buchhandlung früher weggegangen sei.
Also rief er in der Buchhandlung an. »Ich habe ihn!«, berichtete er. »Wir haben gerade die Bezirksgrenze überquert. In achtundzwanzig Minuten sind wir bei dir.«
»Ist er nervös?«, fragte sie besorgt.
»Nicht so nervös wie ich. Er liegt in seinem Tragekorb und ist vollkommen still. Kein Miauen! Kein Kreischen!«
»Er wird einen guten Bibliokater abgeben. Hat Moira seine Sachen mitgeschickt?«
»Ja. Sein Kissen … seinen Kratzbaum … und seine Zahnbürste. Wir sehen uns in Kürze. Rollt schon den roten Teppich aus.«
Die neue Buchhandlung stand an derselben Stelle wie einst Eddington Smiths kurioser Laden, in dem er antiquarische Bücher verkauft und im Hinterzimmer Bücher gebunden und einen Bibliokater mit Sardinen ernährt hatte. Es war ein seltsames Grundstück – einen Häuserblock lang, aber zwischen die Book Alley und die Walnut Street eingequetscht –, angeblich eine falsche Berechnung der Gründerväter nach dem übermäßigen Genuss von Fish-House-Punsch.
Die neue Buchhandlung hatte daher lang und schmal sein müssen. Das Gebäude wandte der Book Alley den Rücken zu, hatte vorne und hinten Parkplätze und den Eingang gegenüber dem Park an der Walnut Street. Außen war es mit grauem Stuck verputzt, damit es mit den alten, steinernen Gebäuden von Pickax harmonierte, doch es hatte ein rotes Ziegeldach, und der Name des Geschäfts war in großen Lettern aus Aluminium direkt auf den grauen Stuck montiert:
DIE PIRATENKISTE
Die Eingangstüren befanden sich – von Schaufenstern flankiert – in der Mitte des Gebäudes. Drinnen gab es links und rechts Bücher, doch geradeaus führte eine breite, einladende Treppe ins Untergeschoss. An der Wand darüber hing eine echte alte, hölzerne Piratenkiste mit Eisenbeschlägen, die eineinhalb Jahrhunderte lang unter dem Grundstück vergraben gewesen war.
Als Qwilleran mit dem Katzenkorb eintrat, waren die Mitarbeiter in ihren grünen Kitteln noch immer damit beschäftigt, Bücher auszupacken und in die Regale zu stellen, doch sogleich scharten sie sich um ihn und riefen: »Da ist er! Dundee ist da! Ist er nicht prächtig?«
»Überfordert ihn nicht!«, bat Polly. »Bring ihn ins Büro, Qwill, er soll erst herauskommen, wenn ihm danach ist.«
Eine halbe Stunde später absolvierte Dundee dann seinen offiziellen Auftritt. Er hatte sein Quartier inspiziert, einen Happen gegessen, das Katzenkistchen getestet, und spazierte dann selbstbewusst – mit seiner Zahnbürste im Maul – in den Verkaufsraum.
Am Abend rief Polly Qwilleran an und kam damit seinem Anruf zuvor. »Ich gehe heute zeitig schlafen und werde das Telefon abschalten. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.« Er hatte erst ein Mal erlebt, dass sie sich übernommen hatte, und damals war sie im Krankenhaus gelandet.
»Aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich, Polly. Hör doch endlich mit der Bücherei auf. Sie werden dich niemals gehen lassen, wenn du die Nabelschnür nicht durchtrennst. Und noch etwas: Stell – dir – keinen – Wecker!«
»In Ordnung, Lieber. Danke, Lieber.«
»Euer Onkel George kommt uns besuchen«, sagte Qwilleran zu den Katzen, während er ihr seidiges Fell bürstete. »Ihr müsst euer bestes Benehmen an den Tag legen. Zeigt, dass ihr gute Manieren habt. Unterbrecht unsere Gespräche nicht mit belanglosen Bemerkungen.«
Je mehr man mit Katzen spricht, desto klüger werden sie, davon war Qwilleran überzeugt. Was man zu ihnen sagt, ist egal; es ist der Ton, der zählt: ernsthaft, entschlossen.
»Onkel George«, das war ein Witz, den nur sie drei verstanden. Ein neuer Anwalt aus dem Süden unten namens George Barter war in die renommierte Anwaltskanzlei Hasselrich eingetreten und vertrat Qwilleran in allen Angelegenheiten, die den Klingenschoen-Fonds betrafen. Als er von WPKX vorgestellt worden war, hatte sich der Nachrichtensprecher versprochen und den neuen Anwalt als »George Breze … äh, ich korrigiere: George Barter« vorgestellt. WPKX war wieder einmal ins Fettnäpfchen getreten: George Breze war ein Einheimischer von zweifelhaftem Charakter und allseits als komischer Kauz bekannt. Angeblich hatte er einmal gesagt: »Warum soll ich lesen und schreiben lernen? Ich kann schließlich jemanden engagieren, der das für mich erledigt.«
Nach dem Fauxpas von WPKX lachten sich die Witzbolde in den Kaffeehäusern eine Woche lang krumm, und der Anwalt ließ seine Geschäftskarten auf »G. Allen Barter« ändern.
Von da an nannten ihn die Einheimischen Allen, obwohl er für die Steuerbehörde und die Sozialversicherung nach wie vor George hieß.
Seine Konferenzen mit Qwilleran fanden stets in der Apfelscheune statt. Bart, wie ihn Qwilleran nannte, behauptete, ein Besuch in der Scheune habe auf ihn stets eine anregende Wirkung.
Die Apfelscheune war hundert Jahre alt, achteckig und dreizehn Meter hoch. Im Gegensatz zu den gebleichten Holzbalken im Inneren hatten das Bruchsteinfundament und die mit Holzschindeln verkleideten Außenwände eine verwitterte Patina.
An jenem Tag begann der geschäftliche Teil mit Barts Bericht über die finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten des Klingenschoen-Fonds, die Qwilleran ermüdend fand, wenngleich er sich bemühte, das zu verbergen.
Dann berichtete er selbst: Die Piratenkiste sah allmählich wirklich aus wie eine Buchhandlung. In einer Woche sollte die Eröffnung stattfinden. Der Bibliokater war eingezogen und benahm sich, als gehörte ihm der Laden. Polly hatte eine Assistentin engagiert, die bereits in einer Buchhandlung gearbeitet hatte. Bei Bedarf standen Leute zur Verfügung, die gern stundenweise in der Piratenkiste aushelfen würden.
»Ob Sie es glauben oder nicht«, sagte Qwilleran, »es gibt Spinner – wie mich –, die aus reinem Vergnügen daran, mit Worten, Ideen und Abenteuern zwischen Buchdeckeln zu tun zu haben, dort arbeiten würden.«
»Darüber sollten Sie eine Kolumne schreiben, Qwill.«
»Habe ich schon. Bevor Sie hierher gezogen sind. Es war eigentlich eine Würdigung von Edd Smith. Bücher waren sein Leben. Obwohl er sich nie hinsetzte und eines las, sah er in Büchern nach, sammelte und verkaufte sie, sprach über sie und reparierte sie.« Qwilleran hielt inne und dachte an den kleinen grauen Mann, sein verstaubtes Geschäft und seinen schmuddeligen Wohnraum im hinteren Teil des Ladens, den er mit Geräten zum Buchbinden, dem allgegenwärtigen Geruch nach Sardinen und Muschelsuppe, dem zersprungenen Spiegel über der rostigen Spüle und der Waffe auf dem Regal darunter geteilt hatte.
»Jedenfalls«, fuhr Qwilleran fort, »reißen sich die freiwilligen Helfer förmlich darum, im Eddington- Smith-Pavillon im Untergeschoss arbeiten zu können. Sie nennen sich ›Eddington-Smith-Personal‹ und tragen Abzeichen mit der Aufschrift ESP. Der Saal nimmt das halbe Untergeschoss ein; der Rest ist für besondere Veranstaltungen reserviert.«
»Welcher Art?«