Die Katze, die Domino spielte - Band 16 - Lilian Jackson Braun - E-Book
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Die Katze, die Domino spielte - Band 16 E-Book

Lilian Jackson Braun

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Beschreibung

Mörderische Insel … „Die Katze, die Domino spielte“ von Bestsellerautorin Lilian Jackson Braun jetzt als eBook bei dotbooks. Eigentlich hat Journalist Jim Qwilleran einen erholsamen Urlaub geplant, als er mit seinen beiden Siamkatzen Koko und Yum Yum nach Pear Island fährt. Doch die idyllische Insel wird seit Kurzem von mysteriösen Unfällen heimgesucht, die zuletzt sogar ein Todesopfer gefordert haben. Jim beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und schnell wird klar: Was hier geschieht, sind keine Unfälle, sondern eiskalte Verbrechen! Kann der kluge Kater Koko seinem Herrchen helfen, die Täter zu finden, bevor noch mehr Unheil geschieht? „Eine bezaubernde und ironische Geschichte mit unerwartetem Ende, die nicht nur Katzenliebhaber begeistern wird.“ Belfast Telegraph Die Krimi-Serie mit Suchtpotenzial! Der sechszehnte Fall für Reporter Jim und Siamkater Koko – jetzt als eBook kaufen und genießen: „Die Katze, die Domino spielte“ von Lilian Jackson Braun. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 352

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Über dieses Buch:

Eigentlich hat Journalist Jim Qwilleran einen erholsamen Urlaub geplant, als er mit seinen beiden Siamkatzen Koko und Yum Yum nach Pear Island fährt. Doch die idyllische Insel wird seit Kurzem von mysteriösen Unfällen heimgesucht, die zuletzt sogar ein Todesopfer gefordert haben. Jim beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und schnell wird klar: Was hier geschieht, sind keine Unfälle, sondern eiskalte Verbrechen! Kann der kluge Kater Koko seinem Herrchen helfen, die Täter zu finden, bevor noch mehr Unheil geschieht?

»Eine bezaubernde und ironische Geschichte mit unerwartetem Ende, die nicht nur Katzenliebhaber begeistern wird.« Belfast Telegraph

Über die Autorin:

Lilian Jackson Braun (1913–2011) wurde in Massachusetts geboren. Nach der Highschool arbeitete sie als Journalistin und in der Werbebranche, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Ihre Katzenkrimis wurden in 16 Sprachen übersetzt und standen regelmäßig auf der »New York Times«-Bestsellerliste.

Bei dotbooks erscheinen alle Bände der Erfolgsserie. Eine vollständige Übersicht finden Sie am Ende dieses eBooks.

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eBook-Neuausgabe Oktober 2016

Copyright © der amerikanische Originalausgabe 1994 Lilian Jackson Braun

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1994 unter dem Titel »The Cat Who Came to Breakfast«.

Copyright © der deutschen Ausgabe 1995 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Forewer und USBFCO

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-858-8

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Lilian Jackson Braun

Die Katze, die Domino spielte

Kriminalroman

Aus dem Amerikanischen von Christine Pavesicz

dotbooks.

Für Earl Bettinger, den Ehemann, der …

Kapitel 1

Es war ein Wochenende im Juni – herrliches Wetter für eine Bootsfahrt. Ein kleines Kajütboot, auf dessen Achterdeck frisch der Name Doppel-Sechs gemalt war, tuckerte gemächlich über den See. Auf dem Deck standen Koffer, Kartons, eine große Bratpfanne ohne Griffe und ein kleiner Drahtkäfig, über den eine Jacke geworfen worden war.

»Sie sind still!« schrie der Mann am Steuerrad über den Motorenlärm.

Der Passagier, ein Mann mit einem großen Schnurrbart, rief zurück. »Das Vibrieren des Motors gefällt ihnen!«

»Ja. Und den See riechen sie auch!«

»Wie lange dauert die Überfahrt?«

»Die Fähre schafft es in dreißig Minuten! Ich fahre etwas langsamer, damit sie nicht seekrank werden!«

Der Passagier hob den Ärmel der Jacke hoch und spähte heimlich in den Käfig. »Es scheint ihnen gutzugehen!«

Der Mann am Steuer wies auf eine dünne schwarze Linie am Horizont und verkündete laut: »Das ist unser Ziel! … Frühstücksinsel, ahoi!«

»YAU!« ertönte ein durchdringender Bariton aus dem Korb.

»Das ist Koko!« schrie der Passagier. »Er weiß, was ›Frühstück‹ bedeutet!«

»M-m-MACH!« echote ein schriller Sopran.

»Das ist Yum Yum! Sie haben beide Hunger!«

Das Kajütboot beschleunigte die Fahrt. Es war für sie alle eine Reise in eine andere Welt.

Die Frühstücksinsel lag ein paar Meilen vom Festland von Moose County entfernt, war jedoch auf keiner Seekarte zu finden. Kartographen im neunzehnten Jahrhundert hatten das birnenförmige Stück Land – es war am südlichen Ende breit und im Norden langgestreckt – Pear Island, Birneninsel, genannt. Die Kapitäne, die den See befuhren und an den heimtückischen Felsen am Stielende der Birne Schiffe und Frachten verloren, hatten weniger druckreife Namen dafür erfunden.

Die Südküste war freundlicher. Viele Jahre lang legten Fischer vom Festland, die in der Morgendämmerung hinausgerudert waren, um ihr Glück zu versuchen, dort am Ufer an und brutzelten sich einen Teil ihres Fangs zum Frühstück. Kein Mensch wußte genau, wann oder wie die Frühstücksinsel zu ihrem liebevollen Spitznamen gekommen war, doch es war lange vor den wirtschaftlichen Segnungen des Tourismus gewesen.

Moose County selbst lag vierhundert Meilen nördlich vom Rest der Welt und war erst vor kurzem als Urlaubsparadies entdeckt worden; seine Beliebtheit stieg aufgrund von Mundpropaganda langsam, aber stetig an. Die Blüte der Frühstücksinsel hingegen kam ganz plötzlich – der Keim war von einem Bauunternehmer gelegt, von einer Finanzierungsgesellschaft gehegt und von landesweiter Publicity sorgsam aufgepäppelt worden.

Zwei Tage vor der Fahrt auf der Doppel-Sechs war der Aufschwung der Frühstücksinsel Thema einer Debatte auf dem Festland, wo zwei Paare in der Old Stone Mill beim Abendessen saßen.

»Trinken wir auf das neue Ferienzentrum auf Pear Island«, sagte Arch Riker, der Herausgeber der örtlichen Tageszeitung. »Das beste, was Moose County je passiert ist!«

»Ich kann kaum erwarten, es zu sehen«, sagte Polly Duncan, die Leiterin der öffentlichen Bücherei von Pickax.

Mildred Riker schlug vor: »Fahren wir vier doch einmal übers Wochenende hinüber und übernachten in einer Frühstückspension!«

Das vierte Mitglied der Gruppe saß in brütendem Schweigen da und klopfte sich auf seinen üppigen Schnurrbart.

»Was sagst du dazu, Qwill?« fragte Riker. »Trinkst du nicht darauf?«

»Nein!« sagte Jim Qwilleran. »Ich finde es nicht gut, was sie aus der Frühstücksinsel gemacht haben; ich sehe keinen Grund, ihren Namen zu ändern; und ich habe kein Bedürfnis, hinzufahren!«

»Na so was!« sagte Polly überrascht.

»Also, wirklich!« protestierte Mildred.

Die beiden Männer waren alte Freunde – Journalisten aus dem »Süden unten«, wie die Einwohner von Moose County die Ballungszentren der Vereinigten Staaten nannten. Jetzt konnte Riker seinen Traum verwirklichen und eine Zeitung herausgeben, und Qwilleran, der Geld geerbt hatte, führte in Pickax City (3000 Einwohner) ein angenehmes Junggesellenleben und schrieb eine Kolumne für den Moose County Dingsbums. Obwohl sein graumelierter Schnurrbart traurig nach unten hing und seine Augen unter den schweren Lidern einen melancholischen Ausdruck hatten, hatte er hier in der Mitte seines Lebens Glück und Zufriedenheit gefunden. Er ging spazieren, fuhr mit dem Fahrrad und füllte seine Lungen mit Landluft. Er lernte neue Leute kennen und stellte sich neuen Herausforderungen. Er hatte eine sehr befriedigende Freundschaft mit Polly Duncan. Er wohnte in einer originell umgebauten Scheune. Und er teilte seinen Alltag mit zwei Siamkatzen.

»Ich will euch auch erklären«, fuhr er, an seine Gesprächspartner gewandt, fort, »warum ich gegen das Ferienzentrum auf Pear Island bin. Kurz nachdem ich aus dem Süden unten heraufgezogen war, nahmen mich ein paar Bootsfahrer mit auf die Insel, und wir machten das Boot an einem alten hölzernen Pier fest. Es herrschte absolute Stille, nur ab und zu hörte man das Kreischen einer Möwe oder ein Plätschern, wenn ein Fisch aus dem Wasser sprang. Mein Gott! Es war so friedlich! Keine Autos, keine asphaltierten Straßen, keine Telefonmasten, keine Menschen – nur ein paar unscheinbare Hütten am Waldrand!« Er hielt inne und beobachtete die Wirkung seiner Worte auf seine Zuhörer. »Und was steht jetzt auf diesem einsamen Ufer? Ein zweistöckiges Hotel, ein Jachthafen und fünfzig Boote, eine Pizzeria, ein T-Shirt- Laden und zwei Karamellbuden!«

»Woher weißt du das?« fragte Riker herausfordernd. »Du warst ja noch nicht mal dort, um dir das Ferienzentrum anzusehen. Und schon gar nicht, um die Karamellbuden zu zahlen.«

»Ich lese die Pressemitteilungen. Das hat gereicht, um es mir zu vermiesen.«

Hättest du am Presseempfang teilgenommen, dann würdest du die Sache im richtigen Licht sehen.« Mit seinem rosigen Gesicht und seinem Bäuchlein war Riker der typische Herausgeber, der an zu vielen Presseempfängen teilgenommen hatte.

»Wenn ich mich von ihnen bewirten ließe«, versetzte Qwilleran, »dann würden sie von mir erwarten, daß ich sie in meiner Kolumne in den höchsten Tönen lobe … Nein es hat gereicht, Arch, daß du ihnen eine Titelstory, drei Fotos im Innenteil und einen Leitartikel gewidmet hast!«

Die frischgebackene Ehefrau des Herausgebers, Mildred meldete sich zu Wort. »Qwill, ich war mit Arch auf dem Presseempfang und fand, daß XYZ Enterprises im Hinblick auf das Hotel wirklich Geschmack bewiesen hat. Es ist rustikal und paßt wunderbar in die Umgebung. Auf beiden Seiten des Hotels gibt es eine kleine Geschäftsstraße – ebenfalls rustikal gehalten – und die Schilder sind einheitlich und wirken überhaupt nicht billig.« Aus dem Munde einer Frau die in den öffentlichen Schulen Kunst unterrichtete, war das ein großes Lob »Ich muß allerdings zugeben, daß man die Karamellen auf der ganzen Insel riecht.«

»Und die Pferde«, sagte ihr Mann. »Das ist ein Gemisch das einem in den Kopf steigt, das kann ich euch sagen! Da Kraftfahrzeuge verboten sind, mieten die Gäste Kutschen nehmen sich Pferdedroschken, leihen sich Fahrräder aus oder gehen zu Fuß.«

»Kannst du dir den Verkehrsstau vorstellen, der bei den Horden von Radfahrern, Spaziergängern und Ausflugsdroschken auf dieser kleinen Insel entsteht?« fragte Qwilleran mit einem streitlustigen Unterton Polly Duncan legte sanft ihre Hand auf seinen Arm »Qwill, mein Lieber, ist deine negative Haltung vielleicht Schuldgefühlen zuzuschreiben? Wenn ja, dann schlag dir diese Gedanken aus dem Kopf!«

Qwilleran zuckte zusammen. Ihre wohlmeinende Bemerkung enthielt ein schmerzliches Körnchen Wahrheit. Die Erschließung der Insel war zu einem großen Teil mit seinem eigenen Geld finanziert worden. Als er das enorme Klingenschoen-Vermögen geerbt hatte, das in Moose County angelegt war, hatte er den Klingenschoen-Fonds gegründet, der viele Millionen zum Wohle der Allgemeinheit ausgab, und sich so der Verantwortung entledigt. Das hatte eine Unzahl von Veränderungen zur Folge gehabt, die nicht immer nach seinem Geschmack waren. Dennoch behielt er seine Politik der Nichteinmischung bei. Mit aufrichtiger Begeisterung fuhr Polly fort: »Denk doch mal daran, wieviel der Klingenschoen-Fonds für die Schulen das Gesundheitswesen und das Bildungswesen getan hat. Ohne die finanzielle Unterstützung des Klingenschoen- Fonds hätten wir keine gute Tageszeitung und keine Pläne für ein öffentliches College!«

Riker sagte: »Allein im Pear Island Hotel werden dreihundert Arbeitsplätze geschaffen, viele davon dringend benötigte Sommerjobs für junge Leute. Darauf haben wir in unserer Berichterstattung hingewiesen. Und der Zustrom von Touristen wird der lokalen Wirtschaft im Laufe der Zeit Millionen bringen. Beim Presseempfang habe ich den Herausgeber des Lockmaster Ledger getroffen, und er hat mir erzählt, daß man im Bezirk Lockmaster grün vor Neid ist. Sie finden, wir haben da eine Goldmine vor unserer Küste. Daß XYZ Enterprises ein so ungeheures Projekt in Angriff genommen hat, ist bewundernswert. Es mußte ja alles auf Lastkähnen hinübergeschifft werden: das Baumaterial die schweren Geräte, die Möbel! Da haben sie sich allerhand Probleme aufgehalst!«

Der Mann mit dem auffallenden Schnurrbart schnaubte verärgert in denselben.

»Warum stellst du dich dagegen, Qwill? Ist der Klingenschoen Fonds nicht eine philanthropische Einrichtung? Hat er nicht das Wohl der Allgemeinheit zum Ziel?«

Qwilleran rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Ich habe mich aus der Sache herausgehalten, weil ich nichts von Geschäften und Finanzen verstehe – und mich noch weniger dafür interessiere, aber wenn ich mich mehr engagiert hätte, hätte der Aufsichtsrat vielleicht darauf geachtet, daß wirtschaftliche Vorteile nicht auf Kosten der Umwelt gehen sollen. Ich mache mir zunehmend Sorgen um die Zukunft unseres Planeten.«

»Nun, da ist was dran«, gab Riker zu. »Trinken wir auf das Umweltbewußtsein!« sagte er fröhlich und winkte mit seinem leeren Glas dem großgewachsenen Kellner, der sich in der Nähe ihres Tisches hemmdrückte. Derek Cuttlebrink belauschte ganz offensichtlich ihr Gespräch. »Noch einen Scotch, Derek.«

»Für mich nichts mehr«, sagte Mildred.

Polly nippte noch immer an ihrem ersten Glas Sherry.

Qwilleran schüttelte den Kopf; er hatte bereits zwei Gläser des hiesigen Mineralwassers getrunken.

Sie waren bereit, zu bestellen, und Riker erkundigte sich ob es eine Tagesspezialität gab.

»Huhn Florentine«, sagte der Kellner mit einem Gesichtsausdruck, der alles andere als begeistert war.

Die vier Gäste sahen einander an, und Mildred sagte: »Oh nein!«

Sie zogen die Speisekarte zu Rate und bestellten schließlich Forelle für Mildred, Bries für Polly und Lammkoteletts für die beiden Männer. Dann kam Qwilleran wieder auf ihr Thema zurück: »Warum haben sie die Insel in Pear Island umbenannt? ich finde, ›Frühstücksinsel‹, das weckt angenehme und appetitanregende Assoziationen.«

»Jammern nützt nichts«, meinte Riker. »XYZ Enterprises hat sich die Bewirtung von Reiseredakteuren ein Vermögen kosten lassen, und die Entdeckung von Pear Island wurde von allen Zeitungen im ganzen Land bejubelt. Jedenfalls ist das der Name, der auf der Landkarte steht, und zufällig ist sie ja auch birnenförmig. Außerdem geht aus Umfragen her vor daß der Name ›Pear Island‹ am anspruchsvollen Markt im Süden unten größeren Anklang findet als ›Frühstücksinsel‹, wie Don Exbridge sagt.« Er bezog sich auf das X von XYZ Enterprises.

»Denen gefällt die erotische Birnenform«, murrte Qwilleran »Aber als Frucht ist eine Birne entweder unreif oder überreif, mehlig oder grobkörnig und schmeckt entweder fade oder nach gar nichts.«

Mildred protestierte: »Ich behaupte, daß es nichts Besseres gibt als eine schöne rostbraune Bosc-Birne mit einem Stück Roquefort!«

»Natürlich! Der Geschmack einer Birne kann jede nur denkbare Verbesserung brauchen! Mit Schokoladensauce oder frischen Himbeeren schmeckt sie köstlich. Damit würde alles köstlich schmecken!«

»Qwill hält wieder seine Volksreden!« bemerkte Riker.

»Was den Namen der Insel anbelangt, bin ich seiner Meinung«, sagte Polly. »Ich finde, ›Frühstücksinsel‹ hat eine Art altmodischen Charme. Die Namen, die Inseln auf der Landkarte haben, sind gewöhnlich Ausdruck eines typisch bürokratischen Mangels an Phantasie.«

»Genug von Birnen!« sagte Riker und verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen. »Essen wir.«

Mildred fragte Qwilleran: »Hast du nicht Freunde, die auf der Insel eine Frühstückspension aufgemacht haben?«

»Stimmt, und das beunruhigt mich. Nick und Lori Bamba wollten ursprünglich eine der alten Fischerhütten umbauen. Dann ging das Theater mit dem Ferienzentrum auf Pear Island los, und sie gerieten in den Sog der allgemeinen Werbekampagne. Ihnen wäre es lieber gewesen, wenn man die Insel so unberührt wie möglich belassen hätte.«

»Da kommt unser Essen«, sagte Arch Riker und seufzte erleichtert auf.

Qwilleran wandte sich an den jungen Mann, der den Hauptgang servierte: »Wieso servieren Sie heute, Derek. Ich dachte, Sie wären zum Hilfskoch befördert worden.«

»Nun… jaaa … ich war für die Pommes frites und den Knoblauchtoast zuständig, aber hier im Gastzimmer verdiene ich mehr, mit den Trinkgeldern und so, wissen Sie Mr. Exbridge – er ist einer der Eigentümer des Lokals – hat gesagt, er gibt mir vielleicht einen Sommerjob in seinem neuen Hotel. Bei der Arbeit in einem Ferienort kann man eine Menge Spaß haben. Ich wäre gerne Chef de salle im Hotelrestaurant, wo sie einem einen Zehner zustecken, wenn man ihnen einen guten Tisch zuweist.«

«Dabei würden Sie sicher eine hervorragende Figur abgeben«, sagte Qwilleran. Derek Cuttlebrink war zwei Meter drei groß und noch immer nicht ausgewachsen.

Polly fragte ihn: »Jetzt, wo Pickax ein öffentliches College bekommt, wollen Sie nicht vielleicht Ihre Ausbildung abschließen?«

»Wenn sie auch Ökologiekurse anbieten, vielleicht. Ich hab da so ein Mädchen kennengelernt, wissen Sie, und die steht total auf Ökologie.«

Qwilleran fragte: »Ist das die mit dem blauen Nylonzelt?«

»Ja, wir waren letzten Sommer zusammen zelten. Da habe ich eine Menge gelernt… wollen Sie noch etwas?«

Derek schlenderte davon, und Riker murmelte: »Wann werden die Pommes frites und Hot dogs, die er verdrückt endlich seine Hirnzellen zum Wachsen anregen statt seine Arme und Beine?«

»Ach, laß ihn doch. Er ist klüger, als du denkst«, erwiderte Qwilleran.

Die Mahlzeit verlief ohne weitere Diskussionen über die Frühstücksinsel. Die Rikers beschrieben den neuen Anbau an ihrem Strandhaus auf den Dünen von Mooseville. Polly eröffnete, daß ihre alte Zimmerkollegin vom College sie nach Oregon eingeladen hatte. Und Qwilleran sagte auf das Drängen seiner Freunde hin, er werde sich vielleicht im Sommer schriftstellerisch betätigen.

Angenehm überrascht fragte Polly: »Hast du schon etwas Interessantes im Auge, mein Lieber?« Als Bibliothekarin legte sie ständig die Hoffnung, Qwilleran würde ein literarisches Meisterwerk verfassen. Zwar war ihre Beziehung von Herzlichkeit und Verständnis geprägt, doch was diesen speziellen Ehrgeiz anlangte – den hegte ganz allein Polly, nicht er. Jedesmal, wenn sie ihr Lieblingsthema anschnitt, schaffte er es irgendwie, sie aufzuziehen.

»Ja … ich denke da an … ein Projekt«, sagte er vollkommen sachlich. »Vielleicht schreibe ich … eine Katzenserie für das Fernsehen. Was haltet ihr von folgendem Szenario. … Am Ende der ersten Folge haben Fluffy und Ting Foy einander angefaucht, nachdem sich ein unbekannter Kater an sie herangemacht hat, worauf Ting Foy mit gesträubtem Schwanz reagierte. Die heutige Folge beginnt mit einer Aufnahme von Fluffy und Ting Foy an ihren Futterschüsseln, wo sie freundschaftlich nebeneinander sitzen und ihr Futter verschlingen. Wir zoomen auf das leere Schüsselchen und das Putzritual, nur Frontalaufnahmen. Dann… Nahaufnahme der Kuckucksuhr. (Man hört den Kuckuck). Ting Foy geht aus dem Bild. (Man hört ein Scharren im Katzenkistchen). Schnitt und Kameraschwenk auf das Weibchen, das entspannt dasitzt und meditiert. Sie wendet den Kopf. Sie hört etwas! Sie reagiert besorgt. Ist ihr geheimnisvoller Liebhaber zurückgekehrt? Wird Ting Foy vom Katzenkistchen zurückkommen? Warum braucht er so lange? Was wird geschehen, wenn die beiden Männchen einander begegnen? … Nächste Folge morgen zur selben Zeit.«

Riker brach in schallendes Lachen aus. »Das hat ein großes Werbepotential, Qwill: Katzenfutter, Katzenstreu, Flohhalsbänder…«

Mildred kicherte, und Polly lächelte nachsichtig: »Sehr amüsant, lieber Qwill, aber ich wünschte, du wurdest dem Talent auf die schöngeistige Literatur konzentrieren.«

»Ich kenne meine Grenzen«, sagte er. »Ich bin ein Zeitungsschreiber, aber ein guter Zeitungsschreiber: neugierig, aggressiv, mißtrauisch, zynisch …«

»Bitte, Qwill!« protestierte Polly. »Ein wenig Unsinn ist ja ganz lustig, aber wir wollen doch nicht vollkommen absurd werden.«

Die beiden Frischvermählten auf der anderen Seite des Tisches sahen einander an, das Glück, das sie in der Mitte ihres Lebens gefunden hatten, stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie waren alt genug, um Enkelkinder zu haben, doch noch jung genug, um unter dem Tischtuch Händchen zu halten. Beide hatten krisengeschüttelte Ehen hinter sich, och jetzt hatte der gemütliche Zeitungsherausgeber die warmherzige Mildred Hanstable geheiratet, die in den öffentlichen Schulen Kunst und Hauswirtschaft unterrichtete. Sie schrieb auch die Haushaltsseite für den Moose County Dingsbums. Sie war merklich übergewichtig, aber das war ihr Ehemann auch.

Für diesen Anlaß hatte Mildred einen Schokoladenkuchen gebacken, und sie schlug vor, zum Dessert und Kaffee in ihr Strandhaus zu fahren. Durch den neuen Anbau war das kleine gelbe Sommerhaus jetzt doppelt so groß geworden, und von der vergrößerten Terrasse hatte man einen Blick auf den See. Irgendwo da draußen war die Frühstücksinsel/Pear Island.

Auch das Innere des Strandhauses hatte sich seit ihrer Hochzeit verändert.

Die handgemachten Patchworkdecken, die früher die Wände und Möbel bedeckt hatten, waren verschwunden, und die Innenräume waren jetzt hell und luftig mit strahlend gelben Farbtupfen. Den Mittelpunkt bildete ein japanischer Wandschirm aus dem VanBrook-Nachlaß, ein Hochzeitsgeschenk von Qwilleran.

Riker sagte: »Es ist schwer, für einen kleinen Auftrag einen Baumeister zu finden, aber Don Exbridge hat uns einen seiner erstklassigen Bautrupps geschickt, und der hat unseren neuen Anbau im Handumdrehen hingestellt Hat nur die Arbeitszeit und das Material berechnet.«

Ein schwarzweißer Kater mit kühner Zeichnung marschierte neugierig in ihre Mitte und wurde als Toulouse vorgestellt. Er ging schnurstracks auf Qwilleran zu und ließ sich die Ohren kraulen.

»Eigentlich wollten wir eine reinrassige Katze haben« sagte Mildred, »aber dann ist Toulouse eines Tages an unsere Tür gekommen und einfach eingezogen.«

»Seine Farben passen perfekt zu dem vielen Gelb im Haus«, bemerkte Polly.

»Findest du, daß ich zuviel Gelb verwendet habe? Gelb ist meine Lieblingsfarbe, und ich neige dazu, es zu übertreiben.«

»Ganz und gar nicht. Es schafft eine sehr lebhafte und fröhliche Atmosphäre. Es spiegelt deinen neuen Lebensstil wider.«

Riker sagte: »Toulouse ist ein lieber Kater, aber er hat eine schlechte Angewohnheit. Wenn Mildred kocht, springt er auf die Arbeitsfläche und stiehlt eine Garnele oder ein Schweinskotelett, direkt unter ihrer Nase. Als ich im Süden unten lebte, hatten wir auch einen Kater, der ständig auf die Arbeitsfläche sprang, und wir haben ihm das mit einer Sprühflasche mit Wasser abgewöhnt. Ein paar Wochen lang hatten wir einen nassen Kater, aber er hat es so kapiert und war den Rest seines Lebens ein Muster an Wohlerzogenheit – außer, wir sahen gerade nicht hin.«

Der Abend endete früher als gewöhnlich, weil Polly am nächsten Tag arbeiten mußte. Die anderen hatten am Samstag keine Verpflichtungen. Riker arbeitete seit seiner Hochzeit nicht mehr sieben Tage in der Woche in der Redaktion, und Qwilleran führte ein ungeregeltes Leben – die einzige Regelmäßigkeit bestand darin, daß er die Siamkatzen fütterte und bürstete und ihr Kistchen versorgte. »Früher«, sagte er gerne, »betrachtete ich mich als Journalisten; jetzt sehe ich mich als Kammerdiener eines Katzenpaares – zuständig für ihr leibliches Wohl und die Pflege ihres Luxuspelzes.«

Er machte sich mit Polly auf den Rückweg nach Pickax, wo sie am Goodwinter Boulevard, nicht weit von seiner umgebauten Scheune, eine Wohnung hatte. Als sie vom Strandhaus wegfuhren, platzte er mit der Frage heraus: »Was heißt das, daß du nach Oregon fährst? Du hast mir nie etwas davon gesagt.«

»Tut mir leid, Liebster. Meine alte Zimmerkollegin hat mich erst kurz bevor du mich abholtest angerufen, und die Einladung kam so unerwartet, daß ich kaum wußte, was ich tun sollte. Aber ich habe noch zwei Wochen Urlaub, und ich war noch nie in Oregon. Es soll ein sehr schöner Staat sein.«

»Hmmm«, machte Qwilleran, er dachte an alle Aspekte dieser plötzlichen Entscheidung. Sie war einmal allein nach England gefahren und dort ziemlich krank geworden. Ein andermal war sie übers Wochenende nach Lockmaster gefahren und hatte dort einen anderen Mann kennengelernt. Schließlich fragte er: »Soll ich Bootsie füttern, während du weg bist?«

»Das ist ein sehr liebes Angebot, Qwill, aber wenn ich so lange weg bin, braucht er jemanden, der bei ihm wohnt Meine Schwägerin zieht sehr gerne bei mir ein. Und wenn ich zurückkomme, sollten wir ernsthaft daran denken, ein Wochenende in einer schönen Frühstückspension auf der Insel zu verbringen.«

»Ein Wochenende lang Karamellendämpfe einzuatmen kann unsere Gesundheit gefährden«, wandte er ein. »Es wäre gesünder, mit den Rikers nach Minneapolis hinunterzufahren. Du und Mildred, ihr könntet einkaufen gehen, und Arch und ich könnten uns ein Baseballspiel ansehen.« Unschlüssig strich er sich über den Schnurrbart, er überlegte, wieviel er ihr erzählen sollte. Die gegenwärtige Situation verursachte ihm ein Unbehagen, das seine Wurzeln in der Vergangenheit hatte, als er und Riker bei großen Zeitungen im Süden unten gearbeitet hatten. Sie hatten jeden zu engen Kontakt mit Anzeigenkunden, Lobbyisten und Politikern aus Prinzip stets peinlichst vermieden. Und jetzt ließ sich Riker auf eine viel zu freundschaftliche Beziehung zu Don Exbridge ein. XYZ Enterprises war ein wichtiger Anzeigenkunde des Moose County Dingsbums; Exbridge hatte den Rikers für ihre Flitterwochen ein Ferienhäuschen überlassen; und er hatte dafür gesorgt, daß der Anbau an ihr Strandhaus rasch aufgestellt wurde.

Qwilleran fand, das sah nicht gut aus. Andererseits, versuchte er sich einzureden, war Pickax eine Kleinstadt, und in Kleinstädten war alles anders. Es gab weniger Menschen, und die trafen einander zwangsläufig ständig in der Kirche, in Vereinshäusern, Wirtschaftsverbänden und Country Clubs. Sie nannten sich alle beim Vornamen und halfen einander gegenseitig. Und manchmal deckten sie einander. Er hatte Don Exbridge bei diversen gesellschaftlichen Anlässen und beim Verein der Freunde von Pickax getroffen und hielt ihn für einen herzlichen, sympathischen Mann, der einem jederzeit bereitwillig die Hand schüttelte und Komplimente machte. Sein fröhliches Gesicht wirkte stets blitzblank und frisch geschrubbt, wie eigentlich sein ganzer Kopf – er hatte nur über den Ohren ein Kränzchen brauner Haare. Exbridge war der Ideenlieferant der Firma XYZ Enterprises, und er behauptete, sein Schädel könne nur entweder Ideen oder Haare produzieren, aber nicht beides.

Polly sagte: »Du bist heute so still. Hast du dich gut unterhalten? Du siehst wunderbar aus – zehn Jahre jünger.« Unter seinem Blazer trug er ihr Geburtstagsgeschenk – ein kühn gestreiftes Hemd mit weißem Kragen und eine gemusterte Krawatte.

»Danke. Du siehst auch richtig gut aus. Es freut mich, daß du jetzt bunte Farben trägst. Ich nehme an, das bedeutet, daß du glücklich bist.«

»Du weißt doch, daß ich glücklich bin, Liebster – glücklicher als je zuvor in meinem Leben! … Wie hat dir Mildreds neue Einrichtung gefallen?«

»Ich bin froh, daß sie die vielen Patchworkdecken rausgeworfen hat. Das Gelb ist ganz okay, denke ich.«

Sie bogen in den Goodwinter Boulevard, eine breite Straße mit alten steinernen Herrenhäusern, die bald als Gelände für das neue öffentliche College Verwendung finden sollten. Der Klingenschoen-Fonds hatte das Grundstück gekauft und der Stadt geschenkt. Zur Zeit wurde debattiert, ob man das College nach den Goodwinters benennen sollte, die die Stadt gegründet hatten, oder nach dem ersten Klingenschoen, der ein liederlicher Salonbesitzer gewesen war. Pollys Wohnung befand sich in einem Kutscherhaus hinter einem der Herrenhäuser – ganz in der Nähe der öffentlichen Bücherei –, und man hatte ihr zugesichert, daß der Mietvertrag aufrechterhalten würde.

»Wenn das College eröffnet wird, wird es hier recht lebhaft zugehen«, erinnerte sie Qwilleran.

»Das ist schon in Ordnung. Ich habe gern junge Leute um mich«, sagte sie und fügte vielsagend hinzu: »Möchtest du mit hinaufkommen und Bootsie gute Nacht sagen?«

Als Qwilleran danach zu seiner Scheune heimfuhr, überlegte er, welche Gefahren wohl drohten, wenn er Polly zwei Wochen lang aus den Augen ließ. Sie war für ihn die perfekte Gefährtin – eine liebevolle, attraktive, intelligente Frau seines Alters mit einer sanften Stimme, die ihn immer wieder faszinierte.

In Oregon konnte alles mögliche passieren, sagte er sich und schaltete das Autoradio ein. Nach der üblichen freitagabendlichen Zusammenfassung des Fußballspiels Moose County gegen Lockmaster sagte der Sprecher von WPKX:

»Im Pear Island Hotel ereignete sich ein weiterer ernster Zwischenfall, der zweite in weniger als einer Woche. Heute nacht um dreiundzwanzig Uhr fünfzehn wurde im Swimmingpool des Hotels ein Mann ertrunken aufgefunden. Der Name des Opfers wurde noch nicht bekanntgegeben, aber wie die Polizei mitteilte, handelt es sich um keinen Einwohner von Moose County. Dieser Vorfall folgt unmittelbar auf die Lebensmittelvergiftung, an der fünfzehn Hotelgäste erkrankt sind, drei davon schwer. Als Ursache gaben die Behörden verdorbenes Hühnerfleisch an.«

Als Qwilleran in der Scheune ankam, rief er Riker an. »Hast du die Mitternachtsnachrichten gehört?«

»Wirklich ein Jammer!« sagte der Zeitungsherausgeber. »Es ist im ganzen Land soviel über die Insel berichtet worden, daß sich die Medien mit hämischer Schadenfreude auf diese Vorfälle stürzen werden! Was mir Sorgen bereitet, ist die Wirkung, die diese schlechte Publicity auf das Hotel und die anderen Geschäfte dort haben wird. Die Leute haben eine Menge Geld in diese Projekte gesteckt.«

»Glaubst du wirklich, daß es sich bei diesen Vorfällen um Unfälle handelt?«

»Jetzt geht es also wieder los! Bei dir steckt hinter allem immer gleich ein Verbrechen«, versetzte Riker. »Warte einen Augenblick. Mildred will mir etwas sagen.« Nach einer Pause kam er wieder ans Telefon. »Sie möchte, daß du dir das mit dem Wochenende auf der Insel noch einmal über legst – daß wir zu viert hinfahren, wenn Polly aus dem Urlaub zurückkommt. Sie meint, das wäre lustig.«

»Also … du weißt ja, Arch … ich stehe nicht besonders auf Ferienorte oder Kreuzfahrten oder Ähnliches.«

»Ich weiß. Du stehst auf Arbeitsurlaube. Nun, überschlaf es trotzdem einmal. Den Mädels würde es Spaß machen … und da du ein solcher Workaholic bist, was hältst du davon, im Sommer drei Kolumnen pro Woche zu schreiben statt zwei? Unsere Mitarbeiter gehen auf Urlaub, und wir werden unterbesetzt sein.«

»Halte sie vom Ferienzentrum auf Pear Island fern«, sagte Qwilleran. »Ich habe so ein Gefühl, daß die alten Götter der Insel gereizt sind.«

Kapitel 2

Am Morgen nach der Entdeckung des Ertrunkenen im Hotel-Swimmingpool wurde Qwilleran zu früher Stunde durch das Klingeln des Telefons geweckt. Er warf einen Blick auf die Uhr und meldete sich mürrisch.

»Entschuldigen Sie, daß ich so früh anrufe«, sagte eine wohlbekannte Stimme, »aber ich muß mit Ihnen sprechen.«

»Wo sind Sie?«

»In Mooseville, aber ich kann in einer halben Stunde in Pickax sein.«

»Kommen Sie her«, sagte Qwilleran kurz angebunden. Vor sich hin brummend, schaltete er seine Kaffeemaschine ein, warf ein paar Kleidungsstücke über und fuhr sich mit dem nassen Kamm durch das Haar. Vom Obergeschoß, wo die Katzen ihre Privaträume hatten, war kein Laut zu hören, daher beschloß er, schlafende Katzen nicht zu wecken. Er war mit seinen Gedanken bei Nick Bamba, der ihn so dringend sprechen mußte.

Nick und Lori waren in Qwillerans Augen ein prachtvolles junges Paar. Lori hatte das Postamt in Mooseville geleitet, bis sie Kinder bekam und zu arbeiten aufhörte. Nick war leitender Ingenieur im Staatsgefängnis. Sie hatten immer von einer Frühstückspension geträumt, in der Hoffnung, daß er dann seinen gutbezahlten, aber deprimierenden Job aufgeben könne. Dank einem niedrig verzinsten Darlehen des Klingenschoen-Fonds hatten sie sich eine alte Fischerhütte auf der Frühstücksinsel gekauft. Bevor sie die Pension jedoch aufmachen konnten, gerieten sie in den Strudel der generellen Kommerzialisierung der naturbelassenen Insel.

Soweit Qwilleran von der Geschichte der Insel wußte, war sie seit Generationen von den Nachfahren schiffbrüchiger Seeleute und Reisender bewohnt. Im Volksmund hieß es, daß einige der ersten Schiffbrüchigen am verlassenen Ufer dieser Insel aus Überlebensgründen zu Piraten geworden waren und andere Schiffe zu den Felsen gelockt hatten, um sie zu plündern. Aber das waren nur Gerüchte; die Historiker hatten keine Beweise dafür gefunden. Doch etwas stand fest: Die nachfolgenden Generationen hatten ein entbehrungsreiches Leben geführt – im Sommer Fische gefangen und im Winter von eingesalzenen, getrockneten Fischen und wilden Kaninchen gelebt, die sie mit Ziegenmilch und mit allem, was auf dem felsigen, sandigen Boden so wuchs, streckten. Im Laufe der Jahre waren viele Inselbewohner auf das Festland gezogen, doch diejenigen, die blieben, waren unabhängige Menschen und extrem stolz auf ihr Erbe. Soviel hatte Qwilleran von Homer Tibbitt erfahren, dem Historiker von Moose County.

Wie Tibbitt erzählte, hatten in den zwanziger Jahren wohlhabende Familien aus dem Süden unten die Insel entdeckt. Eisenbahnmagnaten, Handelsbarone, reiche Bierbrauer und Fleischfabrikanten kamen zum Sportfischen her, wegen der gesunden Luft und der totalen Abgeschiedenheit. Sie bauten sich an der Westküste Fischerhütten – rustikale Häuser, die groß genug für ihre Familien, Gäste und Dienstboten waren. Die Inselbewohner verrichteten die niedrigen Dienste für sie, und eine Zeitlang war Ziegenkäse von der Insel auf Partys am Westufer groß in Mode. Dann kam 1929 der Börsenkrach, und auf einmal lagen keine Jachten mehr vor der Küste, fanden auf den Terrassen keine Gin- und Badmintonpartys mehr statt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten die Kinder der Magnaten und Großunternehmer in die Ferienhäuser zurück, um der Umweltverschmutzung und dem Streß des hochtechnisierten Lebens im Süden unten zu entfliehen.

Und die ganze Zeit behielten die Inselbewohner den einfachen Lebensstil der ursprünglichen Siedler bei. Als Qwilleran einmal mit ein paar Freunden per Boot die Südspitze der Insel besucht hatte, wirkte sie verlassen, mit Ausnahme von zwei hageren alten Männern, die aus dem Wald auftauchten und sie finster und feindselig anstarrten. Das war etliche Jahre bevor XYZ Enterprises mit seinen Planungs- und Werbefachleuten Einzug hielt.

Nick Bambas Pick-up fuhr auf die Minute pünktlich in den Hof der Scheune, und ein junger Mann mit einer Kapitänsmütze auf den schwarzen Locken marschierte in das Gebäude. Seine blitzenden schwarzen Augen sahen sich im Innenraum um, und er sagte, was er immer sagte: »Mann! Was für eine Frühstückspension Sie aus diesem Juwel machen könnten!«

Es war eine achteckige Scheune, weit über hundert Jahre alt, mit einem Fundament aus Bruchstein, ziegelverkleideten Außenwänden und Fenstern in verschiedenen Größen und Formen. Der Innenraum war bis zum Dach vier Stockwerke über ihren Köpfen offen, und rund um die Wände verlief spiralenförmig eine Rampe, die die Räume in den drei Obergeschossen miteinander verband. Genau in der Mitte des Erdgeschosses stand ein großer, weißer würfelförmiger Kamin und teilte den riesigen Raum in Bereiche, in denen man wohnen, essen und kochen konnte. In Qwillerans Fall hieß das, Dosen öffnen, tiefgefrorene Fertigmahlzeiten auftauen und den Schalter der Kaffeemaschine bedienen.

Er schenkte Kaffee in Becher und ging mit seinem Gast in den Wohnbereich. Normalerweise strahlte Nick Vitalität aus; heute wirkte er müde, überarbeitet und mutlos. Um die Unterhaltung ungezwungen zu eröffnen, fragte Qwilleran: »Ist Ihre ganze Familie auf der Insel?«

In monotonem Tonfall zählte der junge Mann auf: »Jason ist unter der Woche, wenn er Schule hat, bei meiner Mutter in Mooseville. An den Wochenenden nehme ich ihn mit auf die Insel. Die beiden Kleinen sind bei Lori in der Pension und die Katzen auch. Wir haben jetzt fünf, eine davon trächtig. Auf der Insel wimmelt es von herumstreunenden Katzen, daher dürfen unsere nicht hinaus, aber sie können sich in der ganzen Pension frei bewegen. Wir verleihen auch Katzen an Gäste, die gerne über Nacht eine Katze bei sich im Zimmer haben möchten – das ist nur ein Gag, wir berechnen nichts dafür.«

»Kann Lori denn die Pension führen und sich gleichzeitig auch noch um die beiden Kleinen kümmern?«

»Sie hat eine Frau von der Insel als Hilfe angestellt.«

»Ich hoffe, eure Preise sind hoch genug, daß sich die Unternehmung auszahlt.«

»Nun, Don Exbridge hat uns bei der Preisgestaltung beraten. Wir sind nicht billig, aber wir sind konkurrenzfähig.«

»Wie viele Zimmer habt ihr?«

»Sieben Zimmer, zwei Suiten und fünf kleine Häuschen.« Nicks knappe Antworten spiegelten seine Nervosität wider, daher sagte Qwilleran: »Sie wollten dringend über irgend etwas mit mir sprechen.«

»Haben Sie von dem Mann gehört, der gestern nacht ertrunken ist?«

»Nur kurz, im Radio. Unter welchen Umständen ist das passiert? Wissen Sie das?«

»Er hat in der Hotelbar etwas getrunken. Sie werden nachts die Tore zum Swimmingpool abschließen müssen, um mehr Sicherheit zu gewährleisten. Aber das Schlimmste war diese Lebensmittelvergiftung! Verdorbenes Hühnerfleisch vom Festland! Das ganze Essen muß ja per Schiff hingebracht werden.«

»Hat sich der erste Vorfall auf das Geschäft ausgewirkt?«

fragte Qwilleran.

»Und wie! Im ganzen Land haben die Zeitungen in ihren Sonntagsausgaben Werbung für uns gemacht, und als fünfzehn Gäste krank wurden, stürzten sie sich natürlich auch gleich auf diese Neuigkeit. Ein hundsmiserabler Zeitpunkt. Im Hotel haben die Gäste scharenweise storniert. Ein junges Paar, das im Juli die Flitterwochen in unserer Hochzeitssuite verbringen wollte, hat abgesagt.«

»Das tut mir leid.«

Qwilleran schenkte Kaffee nach, und Nick schwieg traurig. Dann sagte er: »Wir hatten vergangenen Dienstag selbst einen Unglücksfall.«

»Was ist denn passiert? Ich habe nichts davon gehört.«

»Am Eingang ist eine der Stufen eingebrochen, und ein Gast ist gestürzt und hat sich eine Rippe gebrochen. Ein alter Mann. Er ist per Hubschrauber ins Krankenhaus auf dem Festland gebracht worden. Es war keine so große Katastrophe, daß es Schlagzeilen gemacht hätte, aber ich mache mir trotzdem Sorgen.«

»Befürchten Sie, verklagt zu werden? Wer war das Opfer?«

»Ein pensionierter Geistlicher aus Indiana. Wir haben keine Angst, daß er vor Gericht geht. Er ist nicht der Typ der auf unser Versicherungsgeld aus ist. Wir bezahlen ihm die Arztkosten und lassen ihn gratis bei uns wohnen, aber Qwill, diese Stufen waren vollkommen in Ordnung! Ich schwöre es! Das Haus wurde gründlich überprüft, bevor wir die behördliche Genehmigung bekamen!«

Qwilleran klopfte sich auf den Schnurrbart und beglückwünschte sich innerlich; es war genauso, wie er vermutet hatte. »Wollen Sie damit sagen, daß es sich um Sabotage handelt, Nick?«

»Nun, Sie wissen, wie mein Hirn nach meiner achtjährigen Tätigkeit im Gefängnis arbeitet. Ich vermute einfach automatisch, daß eine böse Absicht dahintersteckt. Drei Vorfälle unmittelbar nach der spektakulären Eröffnung des Ferienzentrums! Das sieht doch verdächtig aus! Was meinen Sie?«

Qwilleran war geneigt, ihm recht zu geben. Ein Ziehen auf seiner Oberlippe, von der sein sechster Sinn ausging, ließ darauf schließen, daß es sich um ein organisiertes Komplott handelte, das sich als Ziel gesetzt hatte, das Ferienzentrum von Pear Island in Verruf zu bringen. »Haben Sie irgend welche Hinweise?« fragte er.

»Nun ja, das klingt jetzt vielleicht verrückt, und ich würde es auch keinem anderen als Ihnen erzählen.« Nick beugte sich auf seinem Sessel vor. »Es kommt immer wieder eine Gruppe von Tagesausflüglern aus Lockmaster auf die Insel aufgeblasene Typen, die in ihren Cowboystiefeln großspurig am Seeufer auf und ab marschieren. Sie tragen T-Shirts mit der Aufschrift ›Lockmaster‹ und Baseballkappen mit fünfzehn Zentimeter breiten Schirmen und ordinären Sprüchen. Sie suchen ganz offensichtlich Streit.«

Die Feindschaft zwischen Moose County und seinem relativ reichen südlichen Nachbarbezirk war allgemein bekannt. Bei Fußballspielen kam es häufig zu Gewaltausbrüchen. Die Unruhestifter erfanden in schöner Regelmäßigkeit Gerüchte von Grenzzwischenfällen und nahmen dann als aufgebrachte Bürger Rache. Sogar ältere Bewohner von Lockmaster brüsteten sich gerne mit ihrer Überlegenheit, gaben mit ihren edlen Gestüten, ihren guten Schulen, ihren Siegen bei Sportwettkämpfen und ihren feinen Restaurants an. Das war, bevor Qwilleran aus heiterem Himmel reich geerbt hatte. Danach verbesserte sich mit Hilfe der Klingenschoen-Millionen allmählich die Lebensqualität in Moose County. Es wurde nicht nur ein besserer Flughafen und ein Schwimmbecken von olympischen Ausmaßen für die High-School gebaut, mit Klingenschoen-Geld wurden auch die besten Lehrer, Arzte, Friseure und Fernsehtechniker aus Lockmaster angelockt. Und jetzt hatte Moose County noch das Ferienzentrum auf Pear Island – in wirtschaftlicher Hinsicht ein Rosinenkuchen, der mit landesweiter Publicity versüßt wurde.

Nick fuhr mit seiner Geschichte fort: »Letzten Sonntag saßen drei dieser Schlägertypen doch tatsächlich auf der Veranda unserer Pension auf den Schaukeln und rauchten wer weiß was. Ich wies sie auf das Rauchverbotsschild hin und fragte, ob sie in Lockmaster nicht lesen lernen. Sie machten ein obszönes Zeichen und pafften weiter, daher rief ich den Sicherheitsdienst der Insel an. Von der Bezirksverwaltung bekommen wir nicht viel Polizeischutz – Don Exbridge bemüht sich um mehr –, daher engagieren wir selbst an den Wochenenden einen Sicherheitsdienst. Die Leute tragen Uniformen wie die kanadischen Mounties und sehen auf ihren Pferden sehr eindrucksvoll aus. Also zogen die Rowdys ohne weitere Störaktionen ab, aber … es gibt mir zu denken, wissen Sie.«

»Haben Sie Ihren Verdacht Exbridge gegenüber geäußert?«

»Nun, er ist an den Wochenenden nicht auf der Insel, und ich kann unter der Woche nicht dort sein. Außerdem käme ich mir blöd vor, wenn ich mit ihm darüber reden würde, wenn ich nicht mehr geltend machen kann als nur so ein Gefühl. Wissen Sie, was ich mir wünschen würde, Qwill? Daß Sie auf die Insel kommen und ein wenig herumschnüffeln. Darin sind Sie sehr gut. Vielleicht finden Sie irgendwelche Beweise oder zumindest einen Hinweis. Sie könnten in einem unserer Sommerhäuschen wohnen. Die Katzen können Sie natürlich auch mitbringen.«

Qwilleran besaß eine unbändige Neugier und einen angeborenen Drang, Antworten auf Fragen zu suchen. Außerdem hatte er im Süden unten jahrelang als Polizeireporter gearbeitet. »Hmmm«, überlegte er; die Aussicht, herumschnüffeln zu können, war verlockend.

Nick sagte: »Es ist wirklich schön auf der Insel, und das Essen wird Ihnen schmecken. Loris Frühstück ist super, das sagen alle. Und das Hotel hat einen Küchenchef aus New Orleans.«

»New Orleans?« wiederholte Qwilleran mit wachsendem Interesse. Das Essen spielte bei seinen Entscheidungen häufig eine nicht zu vernachlässigende Rolle. »Sollte ich mich entschließen, hinzukommen – wann würden Sie vorschlagen?«

»So bald wie möglich. Ich muß Jason morgen nachmittag wieder aufs Festland bringen, und danach könnte ich Sie auf die Insel befördern. Ich habe jetzt mein eigenes Boot. Wenn Sie so um vier Uhr im Hafen von Mooseville sind, haben Sie auf der Insel noch jede Menge Zeit, auszupacken und auf ein gutes Abendessen ins Hotel zu gehen.«

»Aber kein Huhn!« witzelte Qwilleran.

Als Nick sich verabschiedete und in seinen Pick-up sprang, wirkte er viel schwungvoller als bei seiner Ankunft. Es war noch früh, doch Qwilleran stieg die Rampe hinauf, um die Katzen aus ihrem Dachzimmer herauszulassen. Überrascht über den zeitigen Weckruf, taumelten sie schlaftrunken aus dem Zimmer, wobei sie mit glasigem Blick gähnten und sich streckten.

»Frühstück!« verkündete er, und sie marschierten mit hoch erhobenem Schwanz in die Küche, wobei sie vor Eifer gegeneinanderstießen. »Worauf habt ihr zwei Raubtiere denn heute morgen Appetit? Ich kann euch ein saftiges Lammkotelett aus der berühmten Küche der Old Stone Mill anbieten, das von Hand kleingehackt und mit einer delikaten Fleischsoße übergossen wurde.« Wenn er guter Laune war, sprach er gerne in theatralischem Ton mit ihnen, und je lauter er redete, desto aufgeregter wurden die Katzen; sie sprangen im Kreis und zogen Achterschleifen und begannen lautstark zu heulen. Als er ihnen den Teller auf den Boden stellte, brach der Lärm abrupt ab, und sie machten sich vor Konzentration zitternd darüber her.

Es waren Siamkatzen mit blauen Augen, seidig glänzendem, sandfarbenem Fell, das an den Spitzen dunkelbraun wurde. Yum Yum war ein anmutiger kleiner Wildfang mit einem bezaubernden Gesichtchen und einem einnehmenden Wesen. Koko, der eigentlich Kao K’o Kung hieß, war ein stattlicher Kater mit majestätischem Auftreten und unergründlichem Blick. Er war der typische Siamkater – und mit ein paar zusätzlichen Talenten ausgestattet, die nicht im Züchterhandbuch standen.

Qwilleran sah ihnen zu, wie sie ihr Frühstück verschlangen, und überlegte sich dabei seinen nächsten Schritt: wie er Arch Riker die Neuigkeit beibringen konnte, ohne das Gesicht zu verlieren. Nachdem er den ganzen Abend gegen das Ferienzentrum auf Pear Island gewettert hatte, wollte er jetzt zwei Wochen lang zum Feind überlaufen – so lange dauerte Pollys Urlaub.

Er wartete bis acht und rief dann im Strandhaus der Rikers an. »Tolle Party gestern abend, Arch! Habe ich euch sehr gelangweilt?«

»Was meinst du?«

»Meine Tirade gegen das Ferienzentrum auf Pear Island muß schon etwas ermüdend gewesen sein. Auf jeden Fall möchte ich das wiedergutmachen.«

»Aha! Und wo ist der Haken?« fragte der Mann, der Qwilleran seit dem Kindergarten kannte. Ihre Freundschaft hatte beinahe ein halbes Jahrhundert überdauert, in dem sie sich einander anvertrauten, einander aufzogen, miteinander stritten, ein Herz und eine Seele waren und sich umeinander kümmerten. »Ich vermute, du hast einen Hintergedanken.«

»Nun, ehrlich gesagt, Arch, bin ich noch immer sauer über die Vermarktung der Frühstücksinsel, aber ich bin bereit – ohne mich in die Politik einzumischen –, ein paar Wochen hinzufahren und über die Geschichte der Insel zu schreiben, über die Sitten und Bräuche und Legenden. Ich würde es ›Die andere Seite der Insel‹ nennen. Wie klingt das?«

»Ich werde dir sagen, wie das klingt, du miese Ratte! Es klingt, als ob Polly zwei Wochen wegfährt und du verzweifelt nach einer Beschäftigung suchst! Ich durchschaue dich immer; ich kenne dich schon zu lange, um auf deine Tricks hereinzufallen!«

»Gewährst du mir ein Spesenkonto?« fragte Qwilleran spöttisch.

Einen Moment herrschte Schweigen. Riker war Herausgeber und Verleger des Moose County Dingsbums, doch Eigentümer der Zeitung war der Klingenschoen-Fonds. »Okay, tu, was du für richtig hältst«, sagte Riker. »Aber wehe, wenn es nicht gut wird.«