Die Macht der Sexualität - Inanna Ling - E-Book

Die Macht der Sexualität E-Book

Inanna Ling

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Beschreibung

Dieses Buch richtet sich an freie, selbständige und selbstbewusste Frauen oder an Frauen, die es werden möchten und glauben, dass Männer Angst vor starken Frauen haben. Es behandelt die Bedeutung von Frauen in der Sexualität und untersucht, warum sexuelle Spannung in Paarbeziehungen manchmal schnell verloren geht und wer dafür verantwortlich ist. Leserinnen, die glücklich werden und bleiben möchten, können die Erkenntnisse aus diesem Buch leicht umsetzen. Das Buch ist aus einer weiblichen Perspektive geschrieben und beinhaltet intensive Auseinandersetzungen mit der weiblichen Gefühlswelt und ihrem Einfluss auf Männer. Es wird eine provokative Frage gestellt: Sind Sie eine Muse, die die Welt verändert, oder nehmen Sie in einer Partnerschaft die langweilige Rolle der Mutter ein? Das Buch untersucht den Einfluss unserer Sexualität auf unsere Gesundheit, unsere Umgebung, unser Leben, unsere Familie, unser Handeln, unsere Gesellschaft und sogar die Politik.

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WARUM GERADE DAS BUCH?

Kaum jemand redet über Sex, obwohl alle guten Sex haben wollen. In unserer Gesellschaft wird die Macht der Sexualität komplett unterschätzt. Dabei findet Sex nicht nur in unseren Schlafzimmern statt. Er hat einen großen Einfluss auf unser Handeln, unser Umfeld, unser Leben, unsere Familie, unsere Gesellschaft und sogar die Politik. Dass Sex nicht eben immer gut ist, sehen wir daran, was da draußen in unserer Öffentlichkeit geschieht.

In diesem Buch beschreibe ich die Bedeutung von Frauen in der Sexualität, ich zeige auf, warum die sexuelle Spannung bei Paaren manchmal sehr schnell verloren geht und wer dafür zuständig ist. Wer glücklich werden und bleiben möchte, kann die Erkenntnisse aus diesem Buch leicht umsetzen. Es ist geschrieben von Frau zu Frau, unterlegt mit Beweisen, aber auch harten Konfrontationen über die weibliche Gefühlswelt und ihren Einfluss auf die Männer.

Ich stelle, zugegeben, eine provokative Frage: Bist du eine Muse, die die Welt verändert, oder nimmst du in der Partnerschaft die langweilige Rolle der Mama ein?

Wenn du Fragen hast, schick mir eine E-Mail an [email protected]

Buchreihe „Die Macht der Sexualität“ 1. Band „Die vergessene Kunst der Muse“

© Inanna Ling

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

Wie kam ich zu diesem Buch?

Ich bin ausgezogen, um zu sterben

Und andere Gründe zu meiner Forschung

Wie ist das Buch aufgebaut?

BASISWISSEN

Unsere 3 Grundbedürfnisse

Die erste Säulen: Essen

Die zweite Säule: Schlaf

Die dritte Säule: Fortpflanzung (Sex)

Was tun, wenn dein Kind dich über Sex fragt?

Welche Reihenfolge haben Deine Grundbedürfnisse?

Kurze Erklärung über Maslowsche Pyramide

Symbiose statt missverstandener Emanzipation

KAPITEL 1, MUSE

Was ist die Muse eines Mannes und wie wirst du zu einer?

Eine Muse gibt Impulse

Eine Frau kann beflügeln und zerstören

Die weibliche Dominanz

Hinter einem starken Mann steht eine starke Frau

Auch neben einer starken Frau steht ein starker Mann

Welche Bedeutung hat Weiblichkeit in diesem Kontext heute?

Woran erkennst du, ob du eine Muse für ihn bist?

Was sieht ein Mann in dir, was dich zur Muse macht und was gibst du ihm?

Was hast du davon, eine Muse zu sein?

Eine falsche Muse

Die Moralität von Werkzeugen

Werkzeuge sind weder gut noch böse

Wie wirst du zur Muse?

KAPITEL 2, DER RICHTIGE

Wo und wie finde ich den Mann, der mich fühlen kann?

Wo gibt es denn den Richtigen?

Wo findest du ihn?

Und was ist mit dem Internet?

Eine der Methoden, wie du außergewöhnliche Männer finden kannst

Mit anderen Menschen deinen Traum verwirklichen oder deinem Hobby nachgehen.

Wie erkennst du ihn?

Wahrnehmungsfilter einschalten

Optische Faktoren

Sein Lieblingsplatz

Sein Blick und seine Körpersprache

So sieht der ideale Beobachter aus

Psychologie des Smalltalks

Wie kannst du Smalltalk am effektivsten nutzen?

Fragetechniken & Gesprächseinstiege

Was gehört zur Sucht?

Leidenschaft und Hobbies sind Gegensätze der Sucht

Wie ich meinen Mann traf

KAPITEL 3, DOMINANTE MÄNNER

Frauen werden unterdrückt. Ist das so?

Grundeinstellung zur Dominanz

Sexuelle Triebe und Reflexe

Gewalt ist ein Indikator der Schwäche

Weibliche Reize geschickt einsetzen

Flirt: Authentisch sein ist alles

Hormoncocktails in der Pubertät

Weiblichkeit zweifelt immer

Warum bleiben die schönsten Frauen oft allein?

Appell an Frauen

KAPITEL 4, MAMA

Willst du Mama oder Muse sein?

KAPITEL 5, BEZIEHUNGSARTEN

Eine Muse ist ein Kind der Freiheit

Zusammen sein und unabhängig bleiben

Beziehungsarten und Beziehungspersonen, die mir begegneten

Monogame Muse

Polygame Muse

Polyamore Muse

Eine Muse ist kein Narzisst

KAPITEL 6, MUSE ALS EINE ERFOLGREICHE FRAU

Spielchen am Verhandlungstisch

Verhandlungen auf einem neuen Niveau

Männerdomäne am Verhandlungstisch

Starke Frauen teilen ihr Wissen und verbinden sich mit anderen Frauen

Frauen müssen zusammenhalten

Und warum müssen sich Frauen verschmelzen?

Die verräterische Weiblichkeit

KAPITEL 7, WEIBLICHKEIT IN DER POLITIK

Dann schockiere sie

Weiblichkeit als Waffe gegen Diktatur

SCHLUSSWORT

ÜBER DIE AUTORIN

VORWORT

In meinen Augen wird die Bedeutung von Sexualität in unserer Gesellschaft völlig verkannt. Im Gegenteil, sie rutscht immer weiter ab, wird schneller, schmutziger, ekelhafter. Männer nehmen ihre Frauen immer öfter entweder als sexuelles Spielzeug oder als Bemutterin wahr. Das ist keine positive Entwicklung für uns Frauen. Doch wie schaffen wir es, diese Rollen zu überwinden? Auch in den Köpfen der Männer? Was sind wir uns selbst wert?

Haben Männer tatsächlich Angst vor starken und selbständigen Frauen? Warum zeigt sich dann so oft, dass hinter einem starken Mann eine starke Frau steht? Ist das nicht ein Widerspruch? Was bist du als Frau für deinen Mann und was wärest du gerne für ihn?

Wo findest du einen Mann, der dich fühlen kann? Was hast du oder was hat er davon, wenn er das tut? Eine gute Beziehung zu führen, ist wie ein Tauschgeschäft. Was ist das Einzigartige an dir, das dein Mann für nichts auf der Welt tauschen würde?

In diesem Buch gebe ich Impulse und Anregungen zur heutigen Rolle der Frau. Ich zeige, wie wir Frauen mit unserem weiblichen Temperament Einfluss auf Entscheidungen nehmen können – in der Familie ebenso wie im Business oder in der Politik. Dabei lüfte ich das Geheimnis um die Musen der großen Meister in der Vergangenheit und warum die Kunst, Muse zu sein, heute vergessen ist. Ist es die Emanzipation, die uns davon abhält, mit Stolz eine Muse zu sein? Was hat unsere Gesellschaft und die Welt dahin geführt, wo sie jetzt ist, und wie könnten wir das positiv beeinflussen?

Unsere Einstellung zur Sexualität ist ebenso wichtig wie das Stimmen eines Musikinstruments. Der beste Musiker der Welt würde keine Virtuosität in sein Spiel bringen können, nicht einmal bei den einfachsten Melodien, wenn sein Instrument schlecht gestimmt ist. Genauso ist es mit unserer Sexualität. Die besten sexuellen Techniken der Welt sind erfolglos, solange die Einstellung zur Sexualität nicht stimmt.

Wie können wir Frauen das Instrument – in diesem Fall den Mann – virtuos zum Klingen bringen? Woran erkennen wir ein gutes Instrument, das auch würdig ist, von uns gestimmt zu werden? Mit anderen Worten: Wie erkennen wir das Potenzial eines Mannes, das es wert ist, gefördert zu werden, ohne dass wir unsere Zeit vergeuden? Wie lernen wir, uns selbst zu genießen, bevor wir einem Mann Genuss schenken?

Wenn wir es schaffen, die Sexualität zu leben, zu der wir fähig sind, eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten. Genuss kennt keine Grenzen. Sexualität ist weit mehr als nur Geschlechtsverkehr. Sex fängt tief in uns an und breitet sich in jeder Zelle unseres Körpers bis in unsere Seele aus. Das strahlen wir aus. Sex zu leben, birgt die Macht in sich, die Welt positiv zu verändern.

Das Ziel dieses Buches ist es, Bewusstsein dafür zu schaffen, was für ein mächtiges Werkzeug wir Menschen in den Händen halten und nutzen können: Sex. Es beantwortet die Frage, wie wir Frauen eine Symbiose mit einem Mann eingehen und die falsch verstandene Emanzipation über Bord werfen können. Das Buch soll zum Umdenken und der Reflexion der eigenen Werte, Glaubenssätze und Thesen bewegen.

WIE KAM ICH ZU DIESEM BUCH?

Ich hatte alle Gründe, um Männer zu hassen. Ich habe aber eins verstanden: Egal, was bestimmte Männer einer Frau antun – wenn diese ihren Hass auf alle Männer projiziert, macht sie sich nur noch unglücklicher.

Gleich am Anfang erzähle ich dir eine der wenig erfreulichen Geschichten aus meinem Leben, damit du verstehst, wie meine Entscheidung damals dazu führte, dass es letztendlich zu diesem Buch gekommen ist.

Vielleicht dient diese Geschichte dir als Anregung, deine eigene Situation zu überdenken?

Du kannst verstehen, wie du, trotz schmerzhaften und negativen Erfahrungen, dein Leben zum Guten bewegen kannst. Entdecke deine Kraft!

ICH BIN AUSGEZOGEN, UM ZU STERBEN

Da hörte ich seine Schritte und war voller Hoffnung. Endlich kommt die Hilfe. Er betrat die Küche, sah wie ich am Boden lag und seine erste Frage lautete: “Was liegst du hier rum, wo ist mein Kaffee?” Ich war nicht einmal in der Lage, ihm zu antworten. Mir stiegen Tränen in die Augen. Denn jede noch so kleine Bewegung löste erneut höllische Schmerzen in meinem Unterleib aus. Er schaute mich an, gleichgültig stieg er über mich hinweg, nahm den Kaffee aus dem Schrank, den ich nicht erreichen konnte, stieg über meinen Körper zurück zur Kaffeemaschine und kochte sich entspannt einen Kaffee. Er bereitete sich auf dem Balkon sein Frühstück vor und nahm seinen Kaffee mit hinaus, dabei ignorierte er mich völlig.

Ich lag da und dachte, ich werde jetzt sterben. Dann stellte ich mir vor, wie er nach seinem Frühstück zurück vom Balkon kam und meine Leiche sah. Ich malte mir aus, wie er meinen Leichnam mit den Füßen anschubste und feststellte, dass ich tot war. Weiter stellte ich mir vor, wie er anschließend irgendeine Behörde oder den Arzt anrief und mit trauriger Stimme erzählte, wie er seine Frau tot in der Küche aufgefunden hatte. Dann kam mir die Erleuchtung. Er durfte über mich entscheiden, während ich lebte, jedoch wollte ich die Freiheit zurück, wenigstens über meinen Leichnam bestimmen zu können. Ich beschloss, von ihm wegzugehen, um draußen in Freiheit zu sterben. Auch wenn ich tot von Fremden aufgefunden werden würde, wenigsten würde dann mein Körper nicht so gleichgültig und respektlos behandelt werden. Dieser Gedanke verlieh mir so viel Kraft, dass der Schmerz ein wenig nachließ, sodass ich zumindest meine Hände bewegen konnte. Ich musste die Gelegenheit nutzen, solange mein Ex-Mann auf dem Balkon frühstückte, um es zum Arzt zu schaffen. Mit all meiner mir verbleibenden Kraft unternahm ich den verzweifelten Versuch, irgendwie auf die Beine zu kommen. Jedoch gelang es mir nicht. Dann ließ ich meinen unteren Körperteil locker und entschloss mich, den ganzen Weg auf meinen Händen von der Küche bis ins Schlafzimmer zum Medizinschrank zu kriechen.

Zuerst wollte ich ein Schmerzmittel einnehmen, um es zum Arzt schaffen zu können. Unterwegs sah ich unser Telefon und dachte darüber nach, unsere Nachbarn anzurufen, da sie Krücken hatten. Ich konnte zwar meine Arme und Hände bewegen, jedoch war mein gesamter Unterleib durchzogen von unsäglichen Schmerzen. Die Nachbarn brachten mir die Krücken, ich lächelte und bedankte mich. Sie erkundigten sich, ob ich Hilfe benötige und wo denn mein Mann sei. In diesem Augenblick unterdrückte ich mit aller Kraft meine Tränen und antwortete: “Auf dem Balkon, er trinkt seinen Kaffee und raucht”. Ich entschuldigte mich und knallte nach diesen Worten die Tür hinter mir zu, damit sie meine Tränen nicht sahen und nichts von unserem Streit erfuhren.

Als ich mich nach Einnahme der Schmerztablette auf Krücken zu unserer Hausärztin schleppte, war sie vollkommen überrascht. Sie legte mich auf eine Liege und tastete mich ab. Sie sagte, dass sie eine Vermutung habe, diese jedoch zunächst von einem weiteren Arzt bestätigt wissen wollte. Laut Ihrer Ansicht sollte ich jedoch sofort ins Krankenhaus eingewiesen werden.

“Wie?”, fragte ich.

“Ihr Mann kann sie doch bringen”, antwortet sie.

Da konnte ich nicht länger schweigen. Ich erzählte ihr über den aktuellen Vorfall. Sie nahm das Telefon und rief ihn an. “Wenn du nicht sofort herkommst, um deine Frau ins Krankenhaus zu fahren, rufe ich auf der Stelle den Rettungsdienst!” Sie pflegten bereits eine langjährige Bekanntschaft und waren inzwischen beim Du angelangt. Sie konnte es nicht glauben, als sie am anderen Ende der Leitung folgende Worte vernahm: “Warum ist sie gleich zu dir gerannt? So schlimm konnte es nicht gewesen sein, wenn sie es allein zu dir schaffte?”

Logisch, dachte ich. Das wird schon werden, er hat vielleicht recht. Der Schmerz war schließlich auch schon weniger. Die Tablette hatte angeschlagen. Dann hörte ich die Ärztin sagen: “Sie muss wahrscheinlich sofort operiert werden, du kommst sofort hierher und nimmst Sachen für das Krankenhaus mit.” Er hatte wahrscheinlich die Ernsthaftigkeit der Lage endlich verstanden und war innerhalb der nächsten fünf Minuten da. Im Krankenhaus angekommen, untersuchten mich die Ärzte eilig, ihre erste Frage lautete: “Haben Sie heute schon etwas gegessen?”

“Nein”, sage ich. “Ich habe nur ein Glas Wasser getrunken und eine Schmerztablette zu mir genommen.”

Der Arzt entgegnete: “Wir müssen Sie sofort operieren. Sie haben eine geplatzte Zyste im Bauch und das kann Sie Ihr Leben kosten”.

Innerhalb der nächsten halben Stunde fand ich mich in einem OP-Saal wieder. Es ging alles viel zu schnell, inzwischen war mir alles egal. Ich war schon für das Sterben bereit. Als ich aufwachte, lag ich auf der Intensivstation. Mein Ex-Mann saß mit einem traurigen Gesicht vor mir. Ich wusste sofort, dass alles von ihm nur gespielt war. Egal wie der Ausgang nun wäre, ich war froh, dass ich zumindest nicht zu Hause sterben musste und mein Leichnam nicht mit Füßen getreten werden konnte. Lieber vom Krankenhaus aus direkt in die Verbrennungsanlage. Wenn ich jedoch lebend dieses Krankenhaus verlassen sollte, dachte ich, dann würde ich ausziehen. Die (Ent-)Scheidung zum Sterben war in meinem Kopf bereits beschlossene Sache.

Nur hat es sich am Ende ganz anderes ergeben.

Ich beschloss, auszuziehen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich einen weiteren Vorfall überleben würde.

Mein Drang nach Freiheit hat alle anderen Prioritäten hintenangestellt, auch wenn es “nur” um das Sterben in Freiheit ging. Aber wie sollte es praktisch geschehen? Ich wandte mich an eine Hilfsstelle für Frauen als Gewaltopfer, und sie berieten mich detailliert, wie ich mich verhalten sollte, damit er nicht auf die Idee kam, mich umzubringen.

Ich wunderte mich, wie genau sie wussten, wie er ticke, und fragte: “Wie können Sie meinen Mann besser kennen als ich?” Sie antworteten, dass die Muster in solchen Fällen oft sehr ähnlich sind.

In der ersten Nacht in meiner eigenen, absolut leeren Wohnung, die nur mit einer Matratze, einem Kopfkissen, einer Decke und einer handgroßen Engelsstatue ausgestattet war - all dies hatte ich von meinen Freunden geschenkt bekommen -, empfand ich das unglaublich befreiende Gefühl, es endlich geschafft zu haben.

Um das Leben nicht zu verpassen und meine letzte ungewisse Zeit in Freiheit genießen zu können, erstellte ich eine Löffelliste.

Das ist die Liste der Wünsche, bevor man “den Löffel abgibt”. Alles, was ich genießen wollte, gönnte ich mir. Ich ging in die Sauna, ich unternahm eine Reise nach London, ich flog mit einem Gleitschirm, um das Gefühl der Freiheit in der Luft wie ein Vogel zu fühlen, ich träumte davon, von mehreren Männern verwöhnt und genommen zu werden. Somit schaltete ich eine Anzeige und traf meinen ersten Freund nach der Trennung, der mir eine neue Welt zeigte, eine Welt voller Erotik und Sex. Er war von meiner Offenheit und der Idee begeistert und arrangierte Begegnungen im Swingerclub. Es begann eine wilde Zeit. Mir war völlig Gleichgültig, wie man mich nach meinem Tod nennen würde. Ich wollte alles noch heute erleben. In dem Moment wusste ich noch nicht, dass es der Schlüssel zu meinem neuen, gesünderen Leben werden würde. Meine Rückenschmerzen verschwanden, alle Ergebnisse meiner ärztlichen Untersuchungen waren perfekt.

Ich dachte, dass ich eine Ausnahme sei. Ich wurde vermutlich von zahlreichen Schutzengeln begleitet, jedoch wofür? Ich hatte nichts im Leben und auch keine Kinder. Wofür wurde ich gerettet? Es ergibt doch alles keinen Sinn.

In diesem wilden und vielseitigem Sexleben gab es sehr interessante und extrem intensive Sexerlebnisse, die sich deutlich von dem “normalen Sex” unterschieden. Somit wollte ich rausfinden, was das war, und gelang zum Tantra. Dort lernte ich was sexuelle Energie bedeutet und was sie alles mit uns machen kann.

Sie arbeitet für dich oder gegen dich. Du kannst sie nicht aufhalten, du kannst sie nur lenken.

Während und nach der Tantralehrer-Ausbildung traf ich Menschen, die, wie ich damals, ihre Sexualität unterdrückten und nicht voll auslebten. Es stellte sich die Frage, ob ich mit meiner Geschichte nur eine Ausnahme war und was mit Menschen geschieht, wenn sie ihre Lust nicht gesund ausleben oder einschränken.

Was geschieht mit Menschen, ihrer Psyche, ihrem körperlichen Zustand und ihrer Gesundheit?

Im Laufe der Zeit bemerkte ich, dass ich kein Einzelfall war und es sowohl Frauen als auch Männer betraf. Unterdrückte Lust führte bei manchen zu ähnlichen Krankheitsverläufen wie bei mir früher, angefangen bei Unterleibsschmerzen bis hin zu Krebserkrankungen.

Es gibt natürlich noch viele weitere Faktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen, wie unsere Nahrung, unsere Essgewohnheiten, die Wasserqualität, die Umwelt und genetische Veranlagungen.

Wenn jedoch alles andere stimmig ist und Ärzte keine Ursachen für Krankheiten finden können, kann es sinnvoll sein, einen Blick auf die eigenen sexuellen Bedürfnisse zu werfen und diesen Aufmerksamkeit zu schenken. Vielleicht kannst du lernen, deine Sexualität neu zu entdecken, auszuleben und zu lenken. In jedem Fall habe ich bemerkt, dass es nicht schaden kann, sich damit zu beschäftigen. Vielleicht kannst du dann auch solche Wunder wie ich erleben.

Ich entdeckte auch, dass die sexuelle Energie (unsere Sexualität, unsere Lust) durch nichts zu stoppen ist. Als ich mich gegen sie wendete und mich der Lust völlig verschloss, bekam ich zuerst Schmerzen im Unterleib, danach Unterleibskrankheiten, Rückenschmerzen und auch Krebs. Dies begann bei mir im Alter von 26 Jahren und dauerte bis zu meiner Scheidung an.

Es war ein harter Schlag für mich zu erfahren, dass ich möglicherweise nie Mutter werden könnte. Ich war am Boden zerstört und fühlte mich unvollständig. Doch dann begann ich, nach anderen Wegen zu suchen, um meine Sexualität und meine Lust auszuleben. Ich begann, mich mit Tantra zu beschäftigen und schließlich sogar eine Ausbildung zur Tantralehrerin zu absolvieren.

Heute, viele Jahre später, bin ich gesund und glücklich und habe sogar zwei Kind bekommen. Ich weiß, dass meine Geschichte keine Seltenheit ist und dass es vielen Menschen ähnlich ergeht. Ich möchte anderen Mut machen, sich mit ihrer Sexualität und ihrer Lust auseinanderzusetzen und Wege zu finden, um sie auf gesunde und positive Weise auszuleben. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies einen großen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben kann.

Es zeigt sich, dass unsere Sexualität und Lust eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen und ihre Unterdrückung negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann. Es lohnt sich, unsere Bedürfnisse zu erkennen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Für mich war die Entdeckung meiner sexuellen Energie und die Auslebung meiner Lust ein wahrer Wendepunkt in meinem Leben, der mich zu einem erfüllten Leben geführt hat. Wenn ich heute zurückblicke, bin ich dankbar für all die Erfahrungen und Herausforderungen, die ich gemeistert habe. Ohne sie hätte ich nicht die Erkenntnisse und das Wissen gewonnen, um anderen Menschen zu helfen und meine Geschichte mit ihnen zu teilen.

Ich hoffe, dass meine Geschichte anderen Menschen Mut macht, ihre Sexualität zu erforschen und ihre Lust gesund auszuleben.

UND ANDERE GRÜNDE ZU MEINER FORSCHUNG

Ich bin in der ehemaligen Sowjetunion geboren. Als ich meine Jungfräulichkeit verlor, bemerkte ich, dass sich alles um mich veränderte. Mein Kopf dachte klarer, die Farben um mich herum wurden leuchtender, die Bäume kräftiger und höher. Ich verstand, dass dies mit meiner Entjungferung zusammenhing und ich hatte Lust auf mehr. Zugleich bekam ich die grausame Männerwelt zu spüren, die mein Temperament ausnutzen wollte. Sie versuchten mich auf jede erdenkliche Art in ihr Bett zu bekommen und mit mir zu schlafen. Auf der einen Seite hatte ich vereinzelt schöne Stunden mit einigen wenigen Herren, auf der anderen Seite musste ich zehn Vergewaltigungsversuche über mich ergehen lassen. Die Vorurteile gegenüber temperamentvollen Frauen in der Gesellschaft waren grauenhaft, verachtend. Sie wurden als Huren bezeichneten, obwohl die meisten Männer genau diesen Frauen nachjagten. Eine Frau, die ihr Temperament offen zeigte, wurde zu Freiwild. Die Kirche bejahte und legitimierte sogar diese Vergewaltigungen. Dies bekam ich am eigenen Leib zu spüren, als ich mich zum Kampfsport anmeldete, um mich vor der Männergewalt zu schützen. Als ich in einer Kirche den Segen dafür erbitten wollte, fragte mich der Pfarrer nach dem Grund für meine Entscheidung. Ich erklärte, ich wolle mich selbst vor potenziellen Vergewaltigungen schützen, da ich weder einen Vater noch einen Bruder hatte, die sich für mich hätten einsetzen können. Erbost und für mich vollkommen überraschend jagte er mich daraufhin mit folgenden Worten aus der Kirche: „Wenn es zu einer Vergewaltigung kommt, dann bist du selbst daran schuld. Sollte dies nicht der Fall sein, dann ist es der Wille Gottes und du sollst dich nicht dagegen wehren!“ In diesem Augenblick verlor ich jede Hoffnung und Glaube an Gott.

Aufgrund dieser widersprüchlichen Eindrücke und Erfahrungen stellte ich mir viele Fragen:

Warum verachten Männer das weibliche Temperament und können zugleich nicht die Finger davon lassen?

Warum müssen Männer, die das weibliche Temperament verehren, sich selbst oder ihre Aussagen versteckt halten?

Warum war es in dieser Gesellschaft nicht männlich genug, die Weiblichkeit zu vergöttern?

Warum war es hurenartig, sogar verachtenswert, wenn Frauen ihr Temperament ausleben wollten? Zugleich fanden aber gerade diese Frauen die besten Ehemänner.

Und das war nur die Spitze des Eisberges.

Ich startete damals das größte Forschungsvorhaben meines Lebens: Die Erforschung der sexuellen Paradoxien sowie die Erkundung meiner eigenen Sexualität. Am Anfang war es pure Neugier. Später befragte ich auch andere Frauen. Damals hatte ich keine Ahnung, dass es zu meinem Lebenswerk werden würde.

Da ich mit meiner Sexualität seit meiner Entjungferung bis jetzt sowohl durch die Hölle als auch durch das Paradies gegangen war, beschloss ich, den Jahrtausende andauernden Krieg zwischen Frauen und Männern zu beenden. Es ist an der Zeit, Ying und Yang zu vereinen und der Menschheit zum mächtigsten Werkzeug zu verhelfen, das sie besitzt.

Ich begab mich auf eine Forschungsreise ohne Vorurteile. Ich sprach mit Transvestiten, Transsexuellen und mit meinen schwulen Freunden. All die Außenseiter, denen es schwerfiel, ihre Sexualität offen auszuleben. Auch mit Pädophilen sprach ich, denn so grausam sie uns auch erscheinen mögen, wurden sie nicht als solche geboren. Sie sind nur Gefangene ihrer Sexualität. All diese Menschen offenbarten mir ihr tiefstes Verlangen, ihre Emotionen und Gefühle. Sie wussten, dass ich sie nicht verurteilen würde. Es war nicht mein Anliegen, eine Lösung für sie zu finden. Mir ging es vor allem darum, die sexuelle Energie zu verstehen und was sie in uns auslösen kann.

Ich lernte die höchsten Künste des Tantra und begab mich in die Swinger- sowie SM/BDSM-Szene (BDSM ist ein mehrschichtiges Akronym, das aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ gebildet wird). Ich wollte herausfinden, welche Bedürfnisse die Menschen in beiden Szenen bewegen, wodurch sie Lust empfangen und wie Schmerz überhaupt in der Lage ist, Lust zu erzeugen.

Als ich offen über diese widersprüchlichen Richtungen, meine Lehre und meine Erkenntnisse sprach, wollten die Menschen mehr wissen. Auf diese Weise entstanden 2011 meine ersten Seminare, die ich „Buffett der Berührungen“ taufte. Tantra und BDSM ergaben eine verlockende praktische Mischung. Diese Kenntnisse teilte ich mit meinen Teilnehmern. Nach und nach merkte ich, dass es völlig egal ist, über welche Techniken man verfügte, die Grundeinstellung eines Menschen gab den ausschlaggebenden Impuls.

Stimmte die Einstellung zur Weiblichkeit und zur Sexualität allgemein, hatten die Teilnehmer die schönsten Erlebnisse auch mit wenig Technik.

Es entstand die Metapher vom Klavierspieler, der nicht auf einem verstimmten Instrument spielen kann, egal, welche Spieltechniken er besaß.

Meine Beobachtungen ergaben, dass der Mangel in unserer Gesellschaft in der Einstellung (Einstimmung) zur Sexualität liegt, und nicht in der technischen Ausführung. Die meiste Kraft verbrauchte ich bei meinen Seminaren bei der Einstimmung, auch bei sexuell sehr offenen Paaren.

Deswegen bin ich der Meinung, dass dieses Buch prinzipiell für alle Menschen ist, frei von jedem Geschlecht. Gleichzeitig ist es jedoch speziell für Frauen und ihre Bedürfnisse geschrieben, da ich glaube, hier die meiste Aufklärung leisten zu müssen und parallel die größte Wirkung erzielen zu können.

WIE IST DAS BUCH AUFGEBAUT?

Das Buch führt dich von der Entstehung deiner Sexualität bis zu ihrem Einfluss auf dein Leben. Angefangen bei unseren Grundbedürfnissen, inklusive Sexualität, zieht sich der rote Faden über die weibliche Rolle in dieser Gesellschaft bis hin zu den Auswirkungen der Sexualität auf unsere Gesundheit, Familie, Arbeit und sogar auf die politischen Entscheidungen. Dabei zeige ich auch, wie unser Leben allein durch die Einstellung zu unserer Sexualität verändert werden kann. Du wirst Buchtipps zum Thema „Sexuelle Techniken“ ebenso wie Verlinkungen zu wissenschaftlichen Forschungen dazu finden.

Jede dieser Erkenntnisse habe ich überprüft.

Dieses Buch ist zwar keine nach genauen wissenschaftlichen Kriterien erstellte Studie, aber es basiert auf dem alten Wissen der Tantra-Lehre.

Als ich diese Lehre studierte und zu hinterfragen begann, prüfte ich, ob ihre Weisheiten noch mit unserem heutigen Alltag kompatibel seien. Waren die Überlieferungen richtig oder litt das Tantra-Wissen unter dem “Stille Post”-Effekt? Wie fühlte sich diese freigesetzte Energie alltäglich an?

Wenn ich noch ein Leben hätte, würde ich es den wissenschaftlichen Beweisen dieser Erfahrung widmen. Für dieses Buch recherchierte ich nach bestem Wissen und Gewissen, probierte aus, soweit es mir möglich war, und befreite mich weitestgehend von persönlichen Vorurteilen. Mich trieb nur eine Frage an: warum?

Als gründliche Forscherin begann ich, diese Kenntnisse in verschiedenen Umgebungen und mit diversen Provokationen auf die Probe zu stellen. Die Zusammenfassung stelle ich dir, liebe Leserin, hiermit zur Verfügung. Sie ist für deine Orientierung gedacht. Falls du dennoch eine andere Erfahrung machen solltest, hör lieber auf deine Intuition. Wenn du deinem Körper, deinem Geist, deiner Seele und deiner Sexualität lauschst, werden sie dir dafür danken und dich belohnen. Im Buch gibt es Beispiele aus meinem Leben zu den jeweiligen Thesen und Widerlegungen dieser. Schreib mir gern deine Erfahrungen dazu. Probiere aus, teste es praktisch und fordere es heraus.

Denn Thesen oder Glaubenssätze, die nur in Köpfen stattfinden, sind weder echt noch relevant. Ich habe bereits meine eigenen Thesen gnadenlos am Fels des Lebens zerbrechen sehen.

BASISWISSEN

UNSERE 3 GRUNDBEDÜRFNISSE

Was bestimmt unser Leben?

Was ist notwendig für unser Überleben?

Der Mensch muss drei primäre Grundbedürfnisse befriedigen, ohne die die Menschheit aussterben würde. Es handelt sich um drei physische Grundbedürfnisse, die notwendig sind, um unseren Körper als Tempel unserer Seele, all unserer Gedanken und Zustände zu erhalten. Diese drei Grundbedürfnisse sind als drei Säulen beschrieben: Essen, Schlaf und Fortpflanzung.

Die Qualität dieser drei Grundbedürfnisse ergeben die Qualität unseres alltäglichen Lebens.

Je nachdem, was wir essen, wie wir schlafen und welchen Sex wir haben, wirkt sich das auf die Qualität unseres Lebens aus.

Über die Maslowsche Bedürfnispyramide gibt es eine kurze Übersicht am Ende dieses Kapitels. Hier präsentiere ich lediglich eine reduzierte Einführung, um die Gründe überhaupt zu verstehen. So wie man im Rahmen des Sachunterrichts in der Grundschule die allgemeine Vorstellung von bestimmten Dingen vermittelt, um später im Laufe der weiterführenden Schule das Wissen vertiefen zu können.

DIE ERSTE SÄULEN: ESSEN

Über das Essen wurden Millionen von Büchern geschrieben und Tausende kommen jedes Jahr hinzu. Angefangen von der Essensvorbereitung in fünf Minuten bis hin zum Gourmet-Mahl vom Sternekoch. Es wird sowohl über die Qualität der Nahrung und unsere Essgewohnheiten geschrieben als auch über die unterschiedlichen Diätformen. Darüber, dass das, was wir wild in uns hineingeführt haben, auch schnell und effizient wieder herauskommt. Vom Fastfood bis zum Feinschmecker, vom Allesfresser zum Vegetarier oder Veganer. Es gibt keine Nische, über die beim Thema Essen noch nicht geschrieben wurde, und dennoch kommen regelmäßig neue Bücher und Erkenntnisse hinzu, die das gestrige Wissen wieder vernichten.

Die Qualität unseres Essens bestimmt, wie wir uns fühlen.

Was gibt uns das Essen?

Ein volles Gefühl im Magen, Energie zum Leben und Genuss. Wenn wir nur unseren Hunger stillen wollen, reicht es, unseren Magen zu füllen. Wenn wir jedoch mehr Energie und Vitalität durch unsere Nahrung erhalten möchten, sollten wir auf eine ausgewogene Ernährung achten. Die kleinen Häppchen in Gourmet-Restaurants stillen weder unseren Hunger noch können wir von einer ausreichenden Menge an Vitaminen und Ballaststoffen sprechen. In diesem Moment essen wir, um zu genießen.

Somit erfüllt allein das Essen schon mindestens drei Zwecke:

Essen, um zu überleben

Essen, um genug Energie zu erhalten

Essen, um zu genießen

Die Vorlieben und Geschmäcker sind dabei völlig unterschiedlich und niemand nimmt daran Anstoß. In der Gesellschaft ist es ganz normal, über Essen zu sprechen.

DIE ZWEITE SÄULE: SCHLAF

Unser Schlaf ist uns heilig. Um die Schlafqualität zu messen, gibt es Schlaflabore und aufwendige Aufzeichnungen unserer Gehirnimpulse im Schlaf. Viele Forscher und Experten beschäftigen sich mit der Verbesserung unserer Schlafqualität: Raumtemperatur, Matratzenhärte, Lattenrost, Kopfkissen, Luftqualität, Lärm und viel mehr.

Unsere Schlafbedürfnisse und -gewohnheiten sind von einem zum anderen Menschen unterschiedlich: Der eine benötigt zehn Stunden Schlaf, um sich erholt zu fühlen, der andere – wie Napoleon zu seiner Zeit – nur vier Stunden.

Über unseren Schlaf unterhalten wir uns gern, unbefangen und ausgiebig, ohne dass jemand daran Anstoß nimmt.

DIE DRITTE SÄULE: FORTPFLANZUNG (SEX)

Meine Mama erzählte mir, dass mich ein Storch gebracht habe. In der ersten Klasse lieferte ich mir mit einem Mädchen ein regelrechtes Wortgefecht über meine Version der Entstehung von Kindern. Ich erzählte voller Überzeugung, dass Kinder in dem Moment entstehen, wenn ein Mädchen im Alter von 16 Jahren von einem Jungen geküsst wird. Woher ich diese Version hatte? Ich habe keine Ahnung. Das Wortgefecht war heftig, denn meine Kontrahentin behauptete, dass Mädchen mit 16 Jahren automatisch ein Kind bekommen würden. Ich fragte sie, wozu wir denn dann einen Papa haben, wenn alle Mädchen automatisch ein Kind mit 16 Jahren bekommen. An ihre Antwort erinnere ich mich nicht, dafür aber an die Schüler, die hitzig mitdiskutierten und jeweils für eine von uns Partei ergriffen.

Man muss es schon revolutionär nennen, dass in Grundschulen inzwischen die Fortpflanzung zwischen Mann und Frau sowie die Tatsache, dass beide für die Entstehung eines Kindes benötigt werden, erklärt wird. Man kann sogar eine Darstellung von Penis und Vulva in Schulbüchern entdecken. Somit erhalten die Kinder dieser Generation bereits mehr Informationen über die Fortpflanzung, als ein Großteil meiner Generation jemals besaß. Dennoch leben die meisten von uns immer noch in einer ziemlich prüden Welt, denn bei vielen Erwachsenen reicht der Erfahrungsschatz nicht über das Thema Fortpflanzung hinaus. Sie haben sich nie mit verschiedenen sexuellen Neigungen und Richtungen auseinandergesetzt. Dem einen verbietet die Religion, sich tiefer mit dem Thema zu beschäftigen, dem anderen die Eltern, dem Dritten die Moral.