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**Um ihre beste Freundin zu retten, muss sie den Mann aufgeben, den sie liebt** Nea ist die Einzige im Schloss, die nicht schläft. Tag und Nacht versucht sie ein Gegenmittel für den Fluch zu finden, der ihre beste Freundin Dornröschen in einen ewigen Schlaf versetzt. Bis Nea nur noch eine Möglichkeit bleibt. Sie muss zur Quelle dieser finsteren Magie: zur dunklen Fee. Auf dem Weg dorthin rettet ein geheimnisvoller Fremder ihr knapp das Leben. Obwohl Cyril sich als mürrischer Begleiter herausstellt, spürt Nea eine unerklärlich starke Anziehung zwischen ihnen beiden. Umso schockierter erkennt sie, dass Cyril der Sohn ihrer Feindin ist und von der dunklen Fee vorherbestimmt, Dornröschen mit seiner Liebe zu erwecken ... Märchenfiguren verlieben sich in Schurken und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Dies ist der zweite der drei Märchenchroniken-Romane, die in eine finstere Märchenwelt entführen. »Grumpy x Sunshine« trifft in dieser Romantasy auf »Forbidden Love«. //Jeder Roman dieser Fantasy-Romance-Reihe enthält sein ganz eigenes Märchen. Die drei Bände bauen nicht aufeinander auf und lassen sich separat voneinander lesen: -- Die Märchenchroniken 1: A Tale of False Villains -- Die Märchenchroniken 2: A Fate of Shattered Curses -- Die Märchenchroniken 3: A Myth of Banished Witches (erscheint Juli 2025)//
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Impress
Die Macht der Gefühle
Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.
Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.
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Birgit Loistl
Die Märchenchroniken 2: A Fate of Shattered Curses
**Um ihre beste Freundin zu retten, muss sie den Mann aufgeben, den sie liebt**
Nea ist die Einzige im Schloss, die nicht schläft. Tag und Nacht versucht sie ein Gegenmittel für den Fluch zu finden, der ihre beste Freundin Dornröschen in einen ewigen Schlaf versetzt. Bis Nea nur noch eine Möglichkeit bleibt. Sie muss zur Quelle dieser finsteren Magie: zur dunklen Fee. Auf dem Weg dorthin rettet ein geheimnisvoller Fremder ihr knapp das Leben. Obwohl Cyril sich als mürrischer Begleiter herausstellt, spürt Nea eine unerklärlich starke Anziehung zwischen ihnen beiden. Umso schockierter erkennt sie, dass Cyril der Sohn ihrer Feindin ist und von der dunklen Fee vorherbestimmt, Dornröschen mit seiner Liebe zu erwecken …
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Danksagung
Personenverzeichnis
©Marcus Vetter
Birgit Loistl wurde 1977 geboren. Trotz ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau galt ihre Liebe schon immer mehr den Buchstaben als den Zahlen. 2015 veröffentlichte sie ihren ersten New-Adult Roman im Self-Publishing, seitdem folgten viele erfolgreiche romantische Wohlfühlromane mit starken Heldinnen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und dem Familienhund in der Nähe von München.
Für MathildaDanke, dass du Dornröschen deinen Namen geliehen hast.Das ist dein Märchen.
Fluch: Substantiv, maskulin (der)
Definition: Der innige Wunsch, dass jemandem etwas Schlechtes oder gar Böses widerfahren soll. Manchmal kann er gebrochen werden. Aber es erfordert immer seinen Tribut.
Im Königreich von König Espen, vor zehn Jahren
»Einst lebte jenseits der Sümpfe von Comera, hinter den Bergen, versteckt zwischen dem nie endenden Wasserfall und dem Beginn des Regenbogens, Ophelia, ein Feenmädchen. Ihre Augen schimmerten blau wie geschmolzenes Eis, ihre Haare glänzten im Sonnenlicht wie Saphire und sie war mit einem Herzen beschenkt worden - so klar und rein. Die Mutter war vor vielen Jahren gestorben und so lebte sie Seite an Seite mit ihrem Vater, König Lyron, in einem alten, verwahrlosten Schloss. Sie besaßen weder Gold noch Juwelen, aber sie hatten einander und das genügte ihnen. Am Tag von Ophelias Geburt hatte der König beschlossen, wenn der Tag kommen würde, sollte Ophelia Herrscherin des Feenreichs werden. Das Land würde mit einer solch gutherzigen Königin wahrlich gesegnet sein. Aber dann starb der Vater völlig unverhofft, und Ophelia war zu jung, als dass sie seine Nachfolgerin hätte werden können.
Der Bruder des Königs, Zodar, ein selbstsüchtiger Mann, versprach ihm auf dem Totenbett, sich um seine geliebte Tochter zu kümmern, und seine Stelle an ihrer statt einzunehmen, bis das Mädchen alt genug war, um Königin zu werden. Da drückte ihm der König sein Zepter in die Hand - das mächtigste Artefakt in der Märchenwelt.
Sei vorsichtig damit, flüsterte der König. Damit bist du von nun an Herrscher im gesamten Königreich, aber wenn es in fremde Hände gerät, ist es die einzige Waffe, die dich töten kann.
Aber kaum hatte der König die Augen für immer geschlossen, nahm Zodar das Zepter in die Hand, trat vor sein Volk und verkündete, dass zukünftig nur ein männlicher Herrscher auf dem Thron sitzen dürfe. Ophelia war zu jung, um die Worte ihres Onkels zu verstehen, aber als sie älter wurde, erkannte sie, dass sich der letzte Wunsch ihres Vaters niemals erfüllen würde.
Die Traurigkeit, die sich seit seinem Tod in ihrem Herzen befand, verwandelte sich in abgrundtiefen Zorn.
Und so schwor sich Ophelia, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Wunsch ihres Vaters zu erfüllen. Auch, wenn sie dafür etwas wirklich Böses tun musste.«
»Hat sie ihren Onkel getötet?«, fragte Prinzessin Tilly und sah ihre Mutter Leda mit großen Augen an.
Die Königin antwortete nicht. Stattdessen blickte sie zu Nea, die neben ihrer besten Freundin saß und die Lippen zusammenpresste. Nea kannte die Antwort. Sie hatte sich eines morgens im Wandschrank versteckt, König Espen und seine Frau belauscht und wusste, was mit Ophelia geschehen war. Wie fast jeder im Königreich. Nur Tilly wusste es nicht.
Seufzend ließ sich die Königin neben den Mädchen nieder. »Das weiß man nicht. Man erzählt sich, sie habe ihn verflucht.«
»Wie schrecklich«, flüsterte Tilly und griff nach Neas Hand. Diese wagte nicht, den Blick auf Tillys Mutter zu richten. Ihr Herz polterte wild in ihrer Brust, als sie hörte, wie die Königin tief durchatmete.
»Sie hat sich der dunklen Magie zugewandt, Tilly. Ihr Herz ist schwarz wie die Nacht. Man hat gehofft, ihr Sohn würde ihr Herz erweichen, aber leider ist das nicht so. Auch ihm ist es nicht gelungen. In Ophelia herrscht grenzenlose Dunkelheit.«
»Aber das gibt es doch gar nicht, Mama. Niemand ist nur böse. Ich bin mir sicher, es gibt einen Weg, um ihr wieder Licht ins Herz zu zaubern.«
Nea biss auf ihrer Unterlippe. Das Rauschen in ihren Ohren wurde immer stärker.
Königin Leda versuchte sich an einem Lächeln, aber es gelang ihr nicht. Dann legte sie die Hand auf Tillys Wangen und Tränen schimmerten in ihren Augen.
»Du weinst ja. Was ist denn los, Mama?«, fragte Tilly.
Leda warf einen Blick zu Nea und bat still um Hilfe. Aber sie brachte kein Wort heraus. Die Wahrheit war viel zu schrecklich.
»Wir wissen nicht, was geschehen ist, aber am Tag deiner Geburt hat uns Ophelia besucht«, flüsterte Leda.
Tilly riss die Augen auf. »Wirklich? Sie war hier? Im Schloss?«
Die Königin nickte. Kurz blitzte Wut in ihrem Gesicht auf, aber gleich darauf verschwand sie schon wieder. »Es ist eine lange Geschichte. Dein Vater …« Sie presste die Lippen aufeinander. Dann schloss Leda die Augen.
Neas Herz polterte immer lauter in ihrer Brust.
Sie spürte, wie auch ihr Tränen über die Wangen liefen. Die Königin öffnete die Augen und mit einem herzerschütternden Blick betrachtete sie ihre Tochter.
»Nun sprich schon, Mutter. Was hat Ophelia denn bei uns gewollt? Was hat denn Vater damit zu tun?«
Eine Totenstille hing in der Luft und Nea hielt angespannt den Atem an, als sie Ledas Worten lauschte.
»Sie hat dich verflucht, mein Kind.«
Wer immer einen Fluch ausspricht, muss sich der Konsequenzen im Klaren sein. Ein Fluch ist nicht nur ein sehr wirkvolles Instrument, um jemandem etwas Schlechtes zu wünschen, sondern auch effektiv im Umgang mit dem Feind. Allerdings darf die Wirkung des Fluchs auf keinen Fall unterschätzt werden (…)
Aus dem Handbuch der Flüche, Band 1
»Anschließend hat Cieran mich zu meinem Zimmer gebracht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich war, Nea. Die ganze Zeit hatte ich Angst, dass Papa uns entdeckt.« Mathilda, die von allen nur Tilly genannt wurde, legte den Kopf in den Nacken, sodass ihr sonnenblondes Haar sich über ihren Rücken ergoss und stieß ein lautes Lachen aus. »Ich habe mir fast in die Hose gemacht.« Lächelnd richtete sie sich auf, steckte den Zeigefinger in die Rührschüssel und leckte sich die süße Pistaziencreme vom Finger. »Aber er kann so unglaublich gut küssen«, schwärmte sie. »Diese wahnsinnig sinnlichen Lippen und was er alles mit seiner Zunge anstellen kann. Wenn ich mir überlege, wie Luca mich geküsst hat.« Angewidert verzog sie das Gesicht. »Er hat gestunken wie ein Elch, es war ekelhaft. Aber der Kuss mit Cieran war die Aufregung auf jeden Fall wert.«
»Du spielst mit dem Feuer, Tilly«, murmelte Nea, pustete sich eine rostrote Haarsträhne aus dem Gesicht und griff nach ihrem Rührbesen. Sie selbst hatte bislang erst einen Jungen geküsst und das war kaum der Rede wert gewesen. Sie hoffte wirklich inständig, dass der nächste Kuss besser werden würde. Aber dafür müsste sie erst einmal jemanden kennenlernen. Etwas, das sich als ziemlich schwierig herausstellte, wenn man von früh bis abends in der Schlossküche arbeitete und abends todmüde ins Bett fiel.
Dennoch fragte Nea sich, wie es sich wohl anfühlte, jemanden zu küssen, den man wirklich küssen wollte?
»Du weißt schon, was dein Vater mit Cieran anstellen wird, wenn er ihn in die Finger bekommt? Nehmt den Mann und steckt ihn in den Kerker«, sagte sie und ließ ihre Stimme so tief wie die von Tillys Vater, König Espen, klingen.
Tilly winkte ab. »Er würde die Geburtstagsfeier absagen und mich die nächsten drei Tage in mein Zimmer einsperren. Ohne Wasser und Brot. Und er würde mal wieder Ezra vor meiner Tür positionieren. Damit wären meine Chancen, mich bei Mitternacht aus dem Schloss zu schleichen, gleich null.« Schwungvoll sprang sie von der Arbeitsplatte. »Aber dem Himmel sei Dank hat er Cieran nicht erwischt und so wie ich meinen Vater kenne, weiß er noch nicht einmal von seiner Existenz.«
Nea strich die Kuchenform mit Butter ein und gab sorgfältig den Teig hinein. Die Vorbereitungen für Prinzessin Mathildas achtzehnten Geburtstag liefen bereits auf Hochtouren. Sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, öffnete die Backofentür und schob den Teig hinein.
»Ist Cieran nicht als Stallbursche eingestellt worden?«
»Ganz genau. Vater saß schon seit einer Ewigkeit nicht mehr auf einem Pferd. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass er ihm noch nie begegnet ist.« Ihre Freundin griff sich einen Apfel und biss lautstark hinein.
»Er hat das Schloss schon seit einem ganzen Monat nicht mehr verlassen.«
Nea rieb sich die Hände an ihrer Schürze sauber. »Er macht sich eben Sorgen.«
Ihre Freundin zuckte mit den Schultern. »Findest du das nicht ein wenig übertrieben? Morgen werde ich achtzehn Jahre alt und dann kann ich tun und lassen, was ich möchte.«
Nea schnaubte und öffnete die andere Ofentür. Hitze schlug ihr entgegen, als sie das Blech herausholte. Der König hatte sich Pistazienkekse gewünscht und Nea stand bereits seit zwei Stunden in der Küche, um sie ihm zum Tee servieren zu können.
»Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Es gibt niemanden, den du nach Hause bringen könntest, mit dem der König einverstanden wäre.« Sie zog sich die Ofenhandschuhe aus und legte sie auf die Arbeitsplatte. »Ehrlich gesagt kann ich ihn schon verstehen.«
Wütend funkelte Tilly sie an. »Warum stehst du auf seiner Seite? Cieran ist wirklich ein netter Kerl.«
»Ein netter Kerl wird dir aber nicht helfen, wenn du den Fluch brechen willst.«
Die Prinzessin schnaubte und verdrehte die Augen. »Ach komm, Nea. Nicht schon wieder. Wann hörst du endlich damit auf?«
»Erinnerst du dich nicht mehr an die Worte deiner Mutter?« Nea sagte nicht, dass sie den König danach unzählige Male belauscht hatte, wie er in seinem Arbeitszimmer mit seinen Beratern darüber gesprochen hatte. Er hatte im ganzen Land nach Zauberern und Hexen Ausschau gehalten, die den Fluch hätten brechen sollen. Jede einzelne Fee war eingeladen worden, aber niemand von ihnen war in der Lage gewesen, Ophelias Worte rückgängig zu machen. Schließlich hatte er Ezra, seinen ersten Leibwächter befohlen, Tilly auf Schritt und Tritt zu folgen.
»Wie könnte ich das vergessen? Es ist ja nicht so, dass ich nicht täglich daran erinnert werde.« Tilly verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihre Freundin an. »Aber was ist jetzt? Ich sitze immer noch hier und mir geht es gut. Der Fluch war nichts weiter als ein paar leere Worte von einer verbitterten alten Frau.« Tilly betrachtete ihre perfekt manikürten Fingernägel. »Ein wenig bin ich schon von Ophelia enttäuscht. Ich meine, überall wird sie als dunkle Fee gefürchtet, jeder im Königreich hat Angst vor ihr, aber wenn du mich fragst, spricht dieser Fluch nicht unbedingt für sie. Ich finde, sie wird vollkommen überbewertet.«
Nea konnte Tillys Gedanken nicht nachvollziehen. »Ich traue dem Frieden nicht. Deshalb habe ich die Sache selbst in die Hand genommen.«
Ihre Freundin betrachtete sie mit schmalen Augen. »Sag jetzt nicht, dass du schon wieder herumexperimentiert hast?«
Nea reckte das Kinn, sagte aber nichts weiter dazu.
»Vergiss es.« Entschieden schüttelte Tilly den Kopf.
»Ich werde keinen Trank mehr von dir einnehmen. Beim letzten Mal habe ich mir die ganze Nacht fast die Seele aus dem Leib gekotzt.«
Verdrossen presste Nea die Lippen zusammen. Zuzugeben, sie hatte Eisenhut mit Lavendelsamen vertauscht, aber schließlich war sie auch nur eine einfache Küchenmagd und keine Hexe. Aber sie hatte sich schon immer für Alchemie und Zaubertränke interessiert und nachdem niemand in der Lage gewesen war, den Fluch zu brechen, hatte Nea beschlossen, das Problem selbst in die Hand zu nehmen.
»Ich gebe zu, da ist mir ein Fehler unterlaufen. Diesmal hat es ganz bestimmt geklappt. Ich bin mir absolut sicher.«
Tilly legte Nea die Hände auf die Schultern. »Ich werde nichts mehr einnehmen. Keinen Trank, keine Kräuter, keine Zauberpillen. Wenn mich dieser bescheuerte Fluch trifft, dann soll es so sein. Ich werde mich meinem Schicksal nicht in den Weg stellen.« Sie strich sich eine sonnenblonde Haarsträhne aus dem Gesicht. »Außerdem soll mich doch ein heißer Kerl wach küssen. So schlimm kann es also gar nicht sein und ich würde endlich meinen langverdienten Schönheitsschlaf bekommen.«
»Mach dich nur lustig.« Nea verdrehte die Augen, nahm ihre Schürze ab und hing sie an den Küchenschrank. Manchmal ging ihr Tilly mit ihrer sorglosen und oberflächlichen Art auf die Nerven. Wie konnte es sein, dass sich jeder den Kopf zerbrach, aber sie selbst es überhaupt nicht ernst nahm? Aber dann bekam sie ein schlechtes Gewissen.
Sie ist meine beste Freundin. Alles an Familie, was ich besitze. Vielleicht sollte ich mir von ihr eine Scheibe abschneiden und mir nicht so viele Sorgen machen.
Die Prinzessin grinste und leckte sich den Kuchenteig von den Fingern. »Ich habe Cieran gesagt, er soll heute um Mitternacht an mein Fenster klopfen.«
»Der Kerl scheint wirklich lebensmüde zu sein«, murmelte Nea.
»Oder er ist verliebt und kann ohne mich einfach nicht leben.«
Nea schnaubte. »So schnell funktioniert das mit der Liebe nicht. Wie lange arbeitet er nun hier? Zwei Wochen?«
Ihre Freundin grinste sie an. »Was muss passieren, dass du endlich davon loskommst, dass die Liebe auf den ersten Blick nur eine Erfindung der guten Fee ist? Nimm doch nur mal Samira. Sie hat ihren Prinzen nur an zwei Abenden gesehen und ist ihm hoffnungslos verfallen.«
»Vielleicht hatte sie aber auch einfach nur ihre Stiefmutter und die nervtötenden Stiefschwestern satt und hat sich deshalb dem Erstbesten an den Hals geworfen, der ihr einen Ausweg geboten hat. Samira war schon immer etwas seltsam. Ich meine, wer trägt schon gläserne Schuhe?«
»Diese Pumps sind der absolute Wahnsinn. Du bist ein Modebanause. Ich bin mir sicher, du würdest auch einen netten Mann kennenlernen, wenn du nicht den ganzen Tag in dieser blöden Schürze oder diesem hässlichen Kopftuch herumlaufen würdest.«
»Ich arbeite, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Dein Vater würde mich vor die Türe setzen, wenn ich in einem Ballkleid und High Heels zur Arbeit erscheinen würde.«
Kichernd schüttelte Tilly den Kopf. »Okay. Da hast du vermutlich recht. Was ist mit Alma und Godrick? Das ist ja wohl die beste Liebesgeschichte aller Zeiten und er hat sie geküsst, um ihr das Leben zu retten, obwohl er sie überhaupt nicht kannte.«
Ein Schauer jagte Nea über den Rücken. »Das finde ich am gruseligsten. Dir ist schon klar, dass er sie in einem Sarg mit zu sich nehmen wollte? Nur um ihre Leiche anzusehen. Davor ist er ihr nur einmal am Brunnen begegnet. Der Typ scheint mir ein richtiger Freak zu sein.«
Tilly lachte laut auf und warf ein Handtuch nach ihr. »Du kennst ihn überhaupt nicht. Er ist überaus charmant und trägt Alma auf Händen.«
»Ja, das hat er ja mit ihrem Sarg auch versucht. Hat nicht ganz geklappt, wie wir wissen.«
»Du hörst dich ein wenig verbittert an.«
»Das bin ich nicht«, widersprach Nea. »Aber in meinem Leben dreht sich nicht alles um schöne Kleider, Bälle oder die große Liebe. Ich muss froh sei, wenn ich morgen noch ein Dach über dem Kopf und keinen hungrigen Magen habe.«
Alarmiert riss Tilly die Augen auf. »Hat mein Vater etwas zu dir gesagt? Will er dich etwa hinauswerfen?«
»Nein. Aber es ist nur eine Frage der Zeit. Ich bin vor zwei Monaten bereits achtzehn geworden, er wird mich nicht ewig hierbehalten.«
Tilly griff nach Neas Hand und drückte sie. »Das werde ich nicht zulassen.«
»Du kannst nichts machen. Dein Vater war schon immer gegen unsere Freundschaft. Mich fortzuschicken wird ihm sehr gelegen kommen.«
»Dann werde ich mit dir gehen. Ich bin mir sicher, dass er es sich noch mal überlegen wird, wenn ihm bewusst wird, dass er mich damit auch verliert. Außerdem bist du seine beste Küchenmagd. Wer soll ihm denn dann seine Pistazienkekse backen, wenn du nicht mehr hier bist? Er ist ja richtig süchtig danach.«
»Jeder ist ersetzlich«, murmelte Nea.
»Du nicht. Ich glaube sogar, ohne dich wären wir hier alle verloren.«
Tief durchatmend schenkte sie Tilly ein sanftes Lächeln. »Erzähl mir von deinem Plan? Wie willst du die Wachen abhalten, Alarm zu schlagen, wenn Cieran an deinem Fenster klopft?«
Hörbar atmete Tilly aus. Sie war über den Themenwechsel sichtlich erleichtert. »Niemand wird etwas merken. Papa hat einen festen Schlaf.«
»Und was ist mit den Wachen? Willst du sie bestechen?«
Tilly winkte ab. »Ich habe Wächter Simons vor ein paar Tagen aus dem Zimmer der Kammerzofe kommen sehen. Es war bereits nach Mitternacht und sein Hemd hing ihm lose über die Hose - die übrigens nicht geschlossen war. Seine Stiefel hielt er hinter seinem Rücken versteckt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er stillhalten wird, wenn er nicht will, dass mein Vater davon erfährt. Du weißt ja, was er von Beziehungen unter Angestellten hält.«
»Sei mir nicht böse, aber dein Vater hat einen Stock im Arsch.«
»Nea«, kicherte Tilly. »Lass ihn das mal nicht hören.«
»Das würde ihm nicht schaden. Ich verstehe nicht, wie er nur so verbissen sein kann. Man könnte meinen, er habe noch nie eine Frau in seinem Bett gehabt.«
Ihre Freundin verzog das Gesicht. »Hör auf damit. Jetzt bekomme ich den ganzen Tag dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf.«
Nea griff nach einem Rührbesen und klemmte sich die Schüssel unter den Arm. Der Geruch von Zimt und Marzipan lag in der Luft. »Warum willst du den Hauptmann überhaupt erpressen? Was ist denn mit dem Argument, das wir uns gestern überlegt haben? Dass du auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten bist. Damit hätte König Espen kein Problem, oder?«
»Das glauben sie mir nicht mehr. Nachdem ich alle achtundzwanzig Kandidaten vergrault habe, denken sie, dass es nur ein Vorwand für mich ist.« Tilly seufzte auf. »Vater hat für nächste Woche noch mal ein Treffen organisiert. Mir geht diese verdammte Brautshow so auf die Nerven.«
»Hast du denn noch nicht mit ihm darüber gesprochen?«
»Es hat sich noch nicht ergeben«, gab Tilly missmutig zu. »Ständig sind seine Berater im Schloss. Nördlich von Kolis kommt es immer wieder zu Aufständen. Vater sagt, die Rebellen wären auf dem Vormarsch.«
Nea hielt inne. »Ich dachte, sie hätten sich nach dem Tod der bösen Königin zurückgezogen?« Mit Grauen erinnerte sie sich an die Zeit, als die Rebellen Kolis und das Schloss überfallen, und die böse Königin grausam ermordet hatten. Die Meinung der Bevölkerung darüber war geteilt gewesen. Einige waren froh darüber, dass sie nun endlich nicht mehr unter ihrem Zorn leben mussten, andere allerdings glaubten, dass die Märchenstadt nun in Chaos versinken würde.
»Das war auch so, aber allmählich trauen sie sich wohl wieder heraus. Niemand weiß, welche Ziele sie jetzt verfolgen.« Tilly griff nach einem Apfel und biss hinein. »Weißt du, ich sollte mich eigentlich glücklich schätzen. Meine Eltern wollen beide nur das Beste für mich. Einen Ehemann, der mich liebt und sich um mich kümmert.« Dann seufzte sie. »Warum kann ich mich nur nicht darüber freuen?«
»Weil du selbstbestimmt handeln willst. Selbst entscheiden, wen du heiraten wirst.« Nea biss sich in die Unterlippe. »Wenn es diesen Fluch nicht geben würde, würde es überhaupt keine Rolle spielen?«
»Was meinst du?«
»Na ja, wer sagt denn, dass man heiraten muss, um glücklich zu sein? Warum glaubt jeder, dass das Glück einer Frau von einem Mann abhängig ist? Ich finde, hier sollte eine Revolution stattfinden.« Dann aber ließ Nea den Kopf hängen. »Aber solange jeder in Kolis nur den Gedanken an ein eigenes Märchen und sein Happy End hat, ändert sich nichts daran.«
»Hör mir nur damit auf«, winkte Tilly ab. »Jeder ist scharf darauf, sein eigenes Märchen zu bekommen. Dabei bin ich wirklich ein wenig neidisch auf dich. Du kannst ganz ungezwungen leben und dir weder den Kopf über eine Heirat noch über einen Fluch machen. Ich wünschte, ich wäre du.«
Manchmal wünsche ich mir auch, ich wäre eine Prinzessin. Aber dann sehe ich, wie einsam du bist, obwohl deine Eltern bei dir sind, und dann geht es mir ein wenig besser. Ich bin so erbärmlich.
Nea schämte sich für ihre Gedanken. So wie alle anderen Märchenfiguren konnte auch Tilly nichts dafür, dass sie ein Märchen zugeteilt bekommen hatte.
»Glaub mir, du willst nicht wie ich sein. Du siehst nur, dass ich auf mich alleine gestellt bin, aber deine Eltern haben Angst um dich. Das ist eine Menge wert.«
Tilly zog Nea in eine innige Umarmung. »Du bist meine beste Freundin. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte.« Danach trat sie einen Schritt zurück. »Und wenn Cieran mich heute Nacht besucht, wirst du es morgen früh als erstes erfahren.« Ein strahlendes Lächeln umspielte ihr Gesicht.
Nea seufzte und ließ sich auf den Küchenstuhl sinken. »Du nimmst das alles viel zu leicht.«
»Nein«, widersprach Tilly. »Ihr nehmt es zu schwer. Jedes Jahr an meinem Geburtstag zieht mein Vater ein Gesicht, als wäre es der Tag meiner Beerdigung. Ich habe es so satt, Nea. Ich dachte, du als meine beste Freundin würdest es verstehen.«
Ihr wurde schwer ums Herz. Sie hatte dieses Gespräch schon so viele Male mit Tilly geführt.
Vorsichtig spielte sie mit dem Ring an ihrem Finger. Den einzigen Gegenstand, den sie von ihrer leiblichen Mutter erhalten hatte, bevor man sie im Alter von zwei Tagen vor dem Schlosstor abgelegt hatte.
Missmutig warf Tilly die Arme in die Luft. »Aber das musst du nicht. Wie oft soll ich es denn noch sagen? Es geht mir gut.«
»Dann nenne mir einen Grund, warum der Fluch dich nicht treffen sollte?«
»Ich weiß es nicht«, rief Tilly und eine Zornesfalte bildete sich auf ihrer Stirn. »Vielleicht ist der dunklen Fee ein Fehler unterlaufen. Vielleicht hat es ja ein anderes Mädchen getroffen und sie schläft seit Jahren tief und fest und niemand sorgt sich um sie, weil alle sich nur Gedanken darum machen, wann es mich trifft.« Missmutig verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Im Ernst, man könnte fast meinen, ihr könntet es gar nicht erwarten, bis es endlich so weit ist.«
»Das ist nicht wahr und das weißt du. Jeder hier im Schloss zerbricht sich den Kopf deswegen.«
Ich ganz besonders.
Aber das sagte sie nicht. In all den Jahren hatte König Espen Tilly in Watte gepackt und auch ihre Mutter lief monatelang mit geröteten Augen und in ein Taschentuch schniefend im Schloss herum.
Tilly griff nach Neas Hand und drückte sie. »Ich kann doch nicht mein ganzes Leben Angst davor haben, dass mich eines Tages dieser Fluch treffen könnte. Es gibt so viel, das ich erleben möchte. Die ganze Welt wartet auf mich, Nea.«
Nea nickte, dann stand sie auf und umarmte ihre Freundin. »Du hast recht. Es wird morgen ein berauschendes Geburtstagsfest werden und ich kann es kaum erwarten, dir mein Geschenk zu geben.«
Aufregung blitzte in Tillys Augen. »Gib mir einen Tipp. Was ist es?«
»Vergiss es. Das werde ich dir ganz bestimmt nicht verraten.«
Tilly zog einen Schmollmund, dann umspielte ein Grinsen ihre roten Lippen. »Wenn du es mir verrätst, dann erzähle ich dir auch ein Geheimnis.«
»Ich lasse mich nicht erpressen.«
Die Prinzessin seufzte auf. »Du bist so langweilig, Nea. Aber gut, ich erzähle es dir trotzdem. Ezra hat eine Geliebte.«
Überrascht sah Nea sie an. »Der Leibwächter deines Vaters? Wie kommst du denn darauf?«
»Ich habe ihn von meinem Kammerfenster beobachtet. Er schleicht sich gegen Mitternacht aus dem Schloss und kehrt erst in den frühen Morgenstunden zurück.«
»Vielleicht besucht er seine kranke Mutter?«
Skeptisch zog Tilly eine Augenbraue nach oben. »Mitten in der Nacht? Komm schon, Nea. So naiv kannst du nicht sein. Ist doch klar, dass er sich in einem Bett herumtreibt, das nicht sein eigenes ist.«
»Und? Was ist so schlimm daran?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass in seiner Stellenbeschreibung steht, dass er sich rund um die Uhr um den König zu kümmern hat. Er hat nicht umsonst das Zimmer direkt neben meinem Vater. Sogar das Schlafzimmer meiner Mutter ist am Ende des Ganges. Papa wird es nicht gefallen, wenn er erfährt, dass er nachts der vollen Gefahr alleine ausgesetzt ist, weil sein Leibwächter sich lieber anderweitig amüsiert.«
Nea biss sich auf die Unterlippe. »Du wirst ihn verraten, nicht wahr?«
Tilly verfügte über ein enormes Wissen über die Bediensteten des Schlosses. Nur zu dem Zweck, um es zu ihrem eigenen Nutzen zu verwenden.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir von Nutzen sein wird, wenn Ezra mal wieder versucht, mich in meinem Zimmer festzuhalten.«
»Du weißt, das ist nur zu deiner eigenen Sicherheit.« Der König hatte unzählige Bannzauber auf Tillys Kammer legen lassen, in der Hoffnung, dass der Fluch sie verschonte.
»Hör endlich auf damit, Nea.« Sorgfältig richtete Tilly ihren Rock, strich sich über ihre Bluse und drückte Nea einen Kuss auf die Wange. »Ich werde mich jetzt auf mein Zimmer zurückziehen und darauf hoffen, dass Cieran heute Nacht an mein Fenster klopft.«
»Lass dich nicht erwischen«, murmelte Nea.
»Auf keinen Fall. Wir sehen uns morgen früh.«
»Um einen Fluch zu brechen, bedarf es sehr starker Magie. Nur sehr erfahrene Feen oder Hexen sind in der Lage, einen Fluch abzuwenden. Es ist ein schwieriges Unterfangen und nur die wenigsten sind dazu in der Lage.«
Erster Vorsitzender des Wächterrats
Als Nea in ihr Zimmer kam, fiel ihr Blick sofort auf ihr Bett. Ihr Küchendienst war beschwerlich gewesen und ihr Körper fühlte sich an, als hätte sie Zementsäcke geschleppt. In letzter Zeit wurden die Tage im Schloss immer anstrengender. Das lag zum einem an den Geburtstagsvorbereitungen für Tillys Fest, aber Nea war sich sicher, dass auch der Fluch eine Rolle spielte. Jeder wirkte angespannt. Das Königspaar, die Bediensteten und auch die Wachen. Auch, wenn Tilly es herabspielte, so wusste Nea doch, wie sehr sich ihre Eltern enorme Sorgen machten. Wie sehr wünschte sie sich, jemand würde sich auch um sie Gedanken machen.
Der Gedanke, sich ins Bett zu legen und ein wenig auszuruhen, war verlockend, aber Nea wusste, dass dafür jetzt keine Zeit war. Seufzend schlüpfte sie aus ihren Schuhen, wackelte mit ihren Zehen und beschloss, sich auf Tillys Trank zu konzentrieren.
Wenn es mir nicht gelingt, ein Gegenmittel zu finden, dann bekomme ich in den nächsten hundert Jahren noch genug Schlaf.
Immer wieder gingen ihr die Erzählungen über Tillys Geburt durch den Kopf.
Sie hatte die Geschichte über die dazugehörige Feier schon unzählige Male gehört und jeder erzählte sie anders. Manche behaupteten, die dunkle Fee war mit schwarzen Hörnern und einen feuerspeienden Drachen durch die offenen Fenster im Schloss erschienen, andere erzählten Nebelschwaden waren an den Wänden nach oben gekrochen und hatte jeden verschluckt, der sich ihnen widersetzt hatte.
Aber am einleuchtendsten war für Nea die Geschichte von König Espen gewesen. Zwar hatte er sie ihr nicht persönlich erzählt, dafür sprach er einfach zu wenig mit ihr, aber Nea hatte ein Gespräch zwischen dem König und seinem Berater belauscht.
Soweit sie sich erinnerte, hatte der König zur Geburt von Tilly alle dreizehn Feen des Landes eingeladen, damit jede von ihnen dem neugeborenen Kind eine tugendhafte Gabe schenken konnte. Ophelia, die dunkle Fee, hatte allerdings noch am selben Tag einen Brief geschrieben und die Einladung dankend abgelehnt.
Allerdings tauchte sie bei dem rauschenden Fest auf, das zu Ehren der Geburt der Prinzessin gehalten wurde und verfluchte die Prinzessin. Der Fluch war so grausam und furchteinflößend gewesen, dass die Bewohner zu flüstern begannen, wenn sie darüber sprachen.
Was genau der Fluch besagte, wusste Nea allerdings nicht. Keiner in Kolis sprach gerne darüber. Also hatte sie Fiona um Hilfe gebeten. Sie hatte die gute Fee bei einem Besuch im Schloss von Schneewittchen kennengelernt. Als wäre es gestern gewesen, erinnerte Nea sich an ihr Gespräch.
»Wenn du genau wissen willst, was in jener Nacht geschehen ist, dann musst du entweder Ophelia persönlich fragen oder es in den Märchenchroniken nachlesen«, hatte Fiona gesagt.
»Aber die befinden sich in der verbotenen Abteilung. Außerdem … Moment mal …« Nea hatte die Stirn gerunzelt. »Ich dachte, du bist du auf dem Fest gewesen?«
Fiona hatte das Gesicht verzogen. »Nein, ich bin nicht hingegangen. Ich kann König Espen nicht ausstehen. Ich schätze, wenn du der dunklen Fee nicht begegnen willst, dann wirst du jemanden fragen müssen, der damals dabei gewesen ist.«
Seufzend ließ Nea die Schultern hängen. »Es spricht ja niemand darüber. Als hätten sie Angst, von dem Fluch getroffen zu werden, sobald sie auch nur ein Wort darüber verlieren.«
Die gute Fee hatte ihr ein Lächeln geschenkt. »Nun, ich kann dir nur so viel sagen, dass die Prinzessin an ihrem Geburtstag beim ersten Hahnenschrei in einen todesähnlichen Schlaf fallen wird und nur ein wahrer Prinz sie wach küssen kann.« Das hatte Nea bereits gewusst. »An welchem Geburtstag?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Es gibt so viele Gerüchte darüber. Jeder erzählt etwas anderes.«
Auch das hatte sie schon mitbekommen. »Dann bin ich genauso schlau wie vorher. Wie soll ich ihr denn da helfen?«
»Nun, soweit mir bekannt ist, sind Flüche an Körper gebunden. Was so viel bedeutet, dass nur derjenige den Fluch zurücknehmen kann, der ihn auch ausgesprochen hat. Ich kenne zwar Ophelias Beweggründe nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass du sie davon nicht überzeugen kannst. Eine andere Möglichkeit wäre es, Mathildas Märchen umzuschreiben. Hierfür bräuchtest du allerdings Zutritt zu den Märchenchroniken, die, wie du ja bereits weißt, sich in der verbotenen Abteilung befinden.«
Das hatte sie schon gewusst. Aber keine der beiden Optionen kam für Nea infrage. »Dann kann ihr also niemand helfen? Wir leben in einem Land voller Magie und es gibt nur diese zwei Möglichkeiten, diesen Fluch zu beenden?«
Die gute Fee hatte die Lippen zusammengepresst und gewirkt, als würde sie ihre nächsten Worte genau überdenken. »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich funktioniert. Mein Vater hat es einmal erwähnt, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie viel Wahrheit darin steckt.«
»Erzähl mir davon.«
»Nun, es gibt wohl in den Sümpfen von Comera eine Pflanze, deren Saft als Heilmittel benutzt wird. Es wird erzählt, dass sie auch die Macht besitzt, Flüche zu lindern oder sogar aufzuheben.«
»Tatsächlich?« Davon hatte sie noch nie gehört. Wenn das wahr wäre, dann …
»Du hast diese Information nicht von mir, verstanden? Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn dieses Wissen in die falschen Hände gerät.«
»Was wäre so schlimm daran? Flüche könnten im Nu aufgehoben werden.«
»Weißt du, warum Flüche so selten sind? Selbst hier in unserer Welt? Weil sie immer noch mit Vorsicht ausgesprochen werden. Was glaubst du, was geschieht, wenn jeder davon weiß, dass es ein Gegenmittel geben könnte? Zudem können Feen Flüche anderer Feen nicht gänzlich aufheben, wie du sicherlich weißt. Wir können sie schwächen, aber niemals rückgängig machen.«