Die potente Frau - Svenja Flaßpöhler - E-Book

Die potente Frau E-Book

Svenja Flaßpöhler

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Beschreibung

Svenja Flaßpöhler plädiert für eine neue Weiblichkeit. Erst wenn Frauen sich selbst und ihre Lust als potente Größe begreifen, befreien sie sich aus der Opferrolle. Erst wenn sie Autonomie nicht bloß einfordern, sondern wagen sie zu leben, sind sie wahrhaft selbstbestimmt. Und nur so kann das Geschlechterverhältnis gelingen.

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Das Buch

Der Hashtag-Feminismus behauptet, er befreie die Frau aus den ­Fängen des Patriarchats. In Wahrheit aber wiederholt er patriarchale Denkmuster: Die Frau ist schwach. Sie braucht Schutz. Das männliche Begehren ist allmächtig, das weibliche nicht existent.

Mit ihrem Buch plädiert Svenja Flaßpöhler für eine neue Weiblichkeit. Erst wenn Frauen auch ihr Begehren als potente Größe begreifen, befreien sie sich aus der Opferrolle. Erst wenn sie Autonomie nicht nur einfordern, sondern auch den Mut haben, sie zu leben, sind sie wahrhaft selbstbestimmt.

Die Autorin

Svenja Flaßpöhler, geboren 1975, ist Chefredakteurin des Philosophie Magazins. Die promovierte Philosophin war Literaturkritikerin in der Fernsehsendung »Buchzeit« (3Sat) und leitende Redakteurin beim Deutschlandfunk Kultur, wo sie die Sendung »Sein und Streit« moderierte. Mit Wolfram Eilenberger, Gert Scobel und Jürgen Wiebicke verantwortet sie das Programm der »Phil.cologne«. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt, zuletzt erschien von ihr das vielbesprochene Buch Verzeihen. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin

SVENJA FLAßPÖHLER

DIE POTENTE FRAU

FÜR EINE NEUE WEIBLICHKEIT

Ullstein

Inhalt
Über das Buch / Über die Autorin
Titel
Widmung
Impressum
Prolog
Einleitung
Not me
Ökonomie der Lust
Was will die Frau?
Kritik von Lebensformen
Kampf ums Subjekt
Phänomenologie der Weiblichkeit
Potentia
Das Mögliche im Wirklichen
Dank
Literatur
Anmerkungen
Feedback an den Verlag
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ISBN 978-3-8437-2002-1

© 2018 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin

Lektorat: Uta Rüenauver

Umschlaggestaltung: Sabine Wimmer, Berlin

Umschlagfoto: Maria Sturm

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Prolog

Rechtlich ist das Patriarchat passé. Die potente Frau hat es auch psychisch überwunden.

Scham und Gefallsucht hat sie abgestreift wie ein altes Kleid. Ihr Zugang zur Lust: unmittelbar. Ihr Begehren: eigensinnig. Sie ist keine Leerstelle – weder existiert sie für den Mann noch durch ihn. Weit entfernt davon, ein Spiegelbild seiner Potenz zu sein, ist sie ein ihm gleichwertiges, aber nicht gleiches Gegenüber.

Der Unterdrückung, historisch betrachtet, noch nicht lang entkommen, liegt der potenten Frau nichts daran, nun ihrerseits zu unterwerfen. Sie dreht den Spieß nicht einfach um, weil sie weiß, wohin das führt: zu einer tiefen Entfremdung der Geschlechter. Die Größe der potenten Frau speist sich vielmehr aus ihrem Vermögen, den Impuls der Herrschsucht zu unterlassen: Jede Form der Verdinglichung lehnt sie entschieden ab.

Die potente Frau hat den Sprung aus einer überholten Gegenwart gewagt. Vorbei die Jahrzehnte des Übergangs, in der das sogenannte schwache Geschlecht beinahe krampfhaft festhielt an dem ihm zugeschriebenen Opferstatus, weil noch keine andere Erzählung möglich schien. Vorbei die Zeit, in der Frauen kaum etwas wussten von der eigenen Lust und Gesetze einforderten, die für sie ihr Intimleben regeln.

Die potente Frau ist weder Realität noch ein unerreich­bares Ideal. Sie ist eine Möglichkeit. Warum ergreifen wir sie nicht?

Einleitung

Seit Monaten bestimmt die #metoo-Debatte die Feuilletons und Talkshows. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine Schauspielerin, Künstlerin oder Sportlerin von sexualisierter Gewalt berichtet. Kaum ein Tag, an dem nicht von patriarchalen Strukturen die Rede ist, die Frauen unterdrücken, und zwar systematisch. Männliche Gewalt, behauptet der Hashtag-Feminismus, ist allgegenwärtig: im Büro, im Bett, im Leben einer jeden einzelnen Frau.

Und ja, es stimmt: Handfeste, brutale Gewalt von Männern gegen Frauen (und auch gegen Männer) existiert. Männer sitzen immer noch in signifikant mehr Machtpositionen als Frauen. Einige von ihnen nutzen ihre Macht schamlos aus. Und natürlich ist es gut, wenn Männer wie Harvey Weinstein entmachtet werden.

Auffällig ist aber, dass eine ganz bestimmte Perspektive in der gegenwärtigen Diskussion weitgehend ausgespart wird: die Frage nämlich, was Frauen zur Festigung der männlichen Macht, die immerhin keineswegs mehr rechtlich legitimiert ist, selbst beitragen. Tatsächlich sind es Initiativen wie #aufschrei, #neinheißtnein und #metoo, die, trotz allen emanzipatorischen Willens, patriarchale Denkmuster blindlings wiederholen und damit eben jene Wirklichkeit festschreiben, die sie beklagen: Gegen Belästigungen ist die Frau machtlos; sie kann sich nicht wehren; das männliche Begehren ist allmächtig, das weibliche nicht existent.

In diesem Buch mache ich auf Dynamiken wie diese aufmerksam und plädiere für einen anderen, offensiven Begriff von Weiblichkeit und weiblicher Sexualität. Nur wenn die Frau in die Potenz findet, kann sie Autonomie nicht nur einfordern, sondern auch leben.

Not me

Die Möglichkeit steht für das Neue. Für das Offene und ­Unbekannte. Wer eine Möglichkeit ergreift, weiß noch nicht, ob sie auch in Zukunft trägt. Insofern ist es bezeichnend für Phasen des Übergangs, dass Menschen das Alte bevorzugen, selbst wenn es mit Unglück verbunden ist. Warum wir die Möglichkeit der Selbstermächtigung nicht ergreifen? #metoo-Befürworterinnen und -Befürworter geben auf diese Frage die folgende Antwort: Weil die Möglichkeit eben doch keine Möglichkeit ist. Weil leider immer noch, gesetzliche Gleichstellung hin und her, Männer diese Welt beherrschen. Frauen werden von Männern, die ihre Macht ausnutzen, vergewaltigt, genötigt, belästigt – das ist die Grundannahme.

Bereits an diesem Punkt ist dringend Differenzierung gefragt. Nicht in jedem Chefsessel sitzt ein Harvey Weinstein. Nicht jedes Unternehmen ist ein Machtkartell im Dienste der sexuellen Vorlieben eines Vorgesetzten. Zudem lässt sich bezweifeln, dass sexuelle Übergriffigkeit wirklich, wie #metoo suggeriert, das zentrale Problem von Frauen in der gegenwärtigen Gesellschaft ist. Läge es nicht näher, sich mit derselben Intensität zum Beispiel, sagen wir, dem Thema »ungleiche Löhne« zu widmen? Dann immerhin hätte man wirklich ein strukturelles Problem am Haken. Das Problem ist nur: Ein Hashtag #fürgeschlechtergerechtegehälter hätte nicht dieselbe Resonanz und Reichweite wie #metoo, weil er keine vergleichbaren medialen Verstärker fände. Ungleiche Löhne sind für Boulevardblätter, Wochen- und Tageszeitungen nun einmal nicht so sexy wie Berichte von Frauen, die detailgenau schildern, wie sie von mächtigen Männern in Hotelzimmern belästigt oder genötigt wurden. »Haben auch Sie Erfahrungen mit sexueller Belästigung im Berufsleben gemacht? Schicken Sie uns Ihre Geschichte per Mail an …«,1 ermuntert beispielsweise der Focus seine Leserinnen; so billig kommt die Zeitschrift, für ihre feministische Grundhaltung nicht gerade bekannt, nie wieder an heiße Geschichten. Bisweilen erinnert der mediale #metoo-Mechanismus tatsächlich an den Roman Die geschwätzigen Kleinode des französischen Philosophen und Aufklärers Denis Diderot: Ein Sultan muss nur an seinem Ring drehen, und schon plaudern die Geschlechtsteile der Frauen, die in seinem Reich wohnen, aus dem Nähkästchen.

Harvey Weinstein wurde 1952 geboren, Dieter Wedel 1939 oder 1942 (da besteht offenbar Unklarheit). Rainer Brüderle, der 2013 der Journalistin Laura Himmelreich mitteilte, sie könne »ein Dirndl auch ausfüllen« und damit den Hashtag #aufschrei auslöste, ist am Kriegsende zur Welt gekommen. Bei jenen Herren, an denen sich die gegenwärtige Debatte um »sexualisierte Gewalt« maßgeblich entzündet hat, handelt es sich also um alte Männer. Es ist offenkundig, dass mittlerweile eine andere Generation von Männern – und auch Chefs – nachwächst. Eine Generation, die anders sozialisiert und erzogen wurde, seitdem beide Geschlechter rechtlich gleichgestellt sind und Frauen zunehmend in Führungspositionen vordringen. Gewiss, Ausnahmen gibt es. Aber es wird kaum jemand bestreiten, dass sich der männliche Habitus, zumindest in der westlichen Welt, im Zuge einer sich rasant wandelnden gesellschaftlichen Wirklichkeit weiterentwickelt hat, und zwar meist zum Guten. Insofern ist auch bezeichnend, dass die großen Skandalfälle, die Medien und #metoo als Beweis struktureller »sexualisierter Gewalt« präsentieren, größtenteils aus den 1980er- und 1990er-Jahren stammen. Als ließen sich die Jahrzehnte, die dazwischenliegen, einfach wegwischen. Als ließe sich von damals auf heute schließen. Als sei in der Zwischenzeit nichts geschehen.

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